Dunkles Schicksal Kapitel 39

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Dunkles Schicksal


Kapitel 39



Arthur ging durch die Straßen in Rom. Er hatte Venedig verlassen, nachdem er diese Dame von dem Karnevalsball später mit in sein Zimmer genommen hatte. Und nachdem er ihr den besten Sex ihres Lebens gegeben hatte, musste er seiner Blutgier nachgeben. Er hatte sie geknebelt, damit sie niemand schreien hörte, als er sein blutiges Werk ausführte. Danach war er durch das Fenster verschwunden, zufrieden mit sich selbst und satt. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, sie war ihm so egal wie all seine Opfer. Sie wollte ihn unbedingt und er hatte ihrem Wunsch nur entsprochen.

Arthur wusste, denn er war kein Idiot, das die Gilde seiner blutigen Spur folgten. Was er nicht wusste, ob sie bereits seine Identität kannten oder immer noch hinter einem unbekannten Vampir her waren, der sinnlos tötete. Um dessen ganz sicher zu sein, suchte er in Rom die Anlaufstelle der Vampire, um sich über die Lage zu informieren. Das Netzwerk funktionierte gut, diese sogenannten Informationszentren wurden per Telegraf und Briefe immer auf den neusten Stand gebracht. Als er das Zeichen, das nur Vampire bekannt war an der Tür sah, trat er ein. Das Haus wirkte unscheinbar, fiel nicht auf und lag in einer ruhigen Nebenstraße.

Drinnen ging er die Kellertreppe hinunter. Bis jetzt wirkte das Haus verlassen, doch dort unten war alles etwas ausgebaut und mehrere Vampire tummelten sich dort und suchten die Informationstafeln ab. Nach Neuigkeiten oder Termine der Tribunale, aber auch Nachrichten von Meister ihres Clans, der sie zurück beorderte. Manchmal auch von Freunden, die andere ihrer Freunde suchten, die in der Welt unterwegs waren und sie baten, sich zu melden. Eben alles, was in der Welt der Vampire passierte und auch welche Verbrechen zur Zeit aktuell waren. Festnahmen von Vampiren und Urteile für manche Vergehen.

Sie blieben in der Regel vier Wochen hängen, dann nahm man die älteren Nachrichten ab. Alles war aufgeschrieben, Ankunft der Nachricht und wie lange sie dort hing. Das System hatte sich bewährt, vor allem wenn man viel unterwegs war, wie Arthur zur Zeit.

Arthur blieb vor der ersten, großen Tafel stehen und suchte sie ab. Es gab drei der großen Tafeln und ein paar Mal kam ein Vampir und hängte eine neue Nachricht auf. Arthur las Befehle von Meister, die bestimmte Vampire, die unterwegs waren, zurückriefen.Vampire, die sich bei einer bestimmten Adresse melden sollten. Termine von Tribunalen, die Vergehen sämtlicher Klassen zu richten hatten und mehrere Suchanzeigen. Er ging zur zweiten Tafel, das war schon interessanter. Eine Anzeige stach heraus.

Mord an vier Vampiren in Prag ungeklärt, die Gilde ermittelt. Eventuelle Zeugen bitte bei der Gilde melden. Auch mehrere Leichen in Mailand und Venedig. Es handelt sich um Menschen. Auch hier ermittelt die Gilde, zwecks Zusammenhänge. Gesucht wird ein Vampir, der wahrscheinlich in Blutgier mordet.Alle Hinweise sofort an die Gilde.

Darunter eine Adresse der Gilde, die überall Zweigstellen hatte.

Arthur grinste, die Idioten hatten nichts anderes verdient und Zeugen gab es nicht. Arthur hatte nie Zeugen, erst kürzlich hatte er ein Paar niedergemetzelt, das zufällig sah, wie er sich mit einem Mann auf blutige Art amüsierte. Obwohl er nichts weiteres vorhatte, mussten sie dran glauben. Zeugen? Da suchten sie vergeblich. Allerdings war klar, das die Spürhunde auf ihn angesetzt waren. Aber das konnte er sich eh schon denken. Er hatte vier Vampire getötet und viele Menschen, natürlich waren sie hinter ihm her. Doch bis jetzt war er ihnen immer einen Schritt voraus. Bald würde er nach Hause gehen und sich nehmen, was ihm zustand, seinen Gefährten. Merlin konnte sich nicht ewig verstecken.

Er wollte sich schon abwenden, als ihm noch etwas in seinen Blick fiel. Eine Nachricht, die einen seltsamen Wortlaut hatte.

Du suchst deinen Gefährten, der sich versteckt hatte? Dann brauchst du nicht mehr zu suchen, denn ich habe ihn und er wird den Sommer nicht mehr erleben. Es sei denn, jemand findet sich ein, der ihn rettet. Ich hoffe, das der Mann, der den Namen eines kleinen Falken trägt nicht umsonst stirbt. Komm und rette ihn wie damals in dem Land des Wodkas.

Darunter waren Koordinaten und Arthur starrte die Nachricht an, nachdem er sie ein paar Mal gelesen hatte. Das war keine zufällige Nachricht und sie galt ihm. Es waren zu viele Dinge darin, die er nur zu gut kannte. Der Name des kleinen Falken war Merlin und anscheinend war er in Gefahr. Und er sollte kommen, um seinen Gefährten zu retten. Das Land des Wodkas...Russland und damals rettete er Merlin, bevor alles vernichtet wurde. Kein Zweifel, die Nachricht galt ihm. Nur von wem kam sie? Arthurs erster Gedanke war die Gilde, doch eher unwahrscheinlich. Noch kannten sie nicht seinen Namen und konnten somit Merlin nicht mit ihm in Verbindung bringen. Und sie wussten keine Einzelheiten von Moskau, nicht wer und warum der Clan getötet wurde, noch von wem. Nein, diese Nachricht kam von jemanden, der wusste, was dort geschah. Sethos? Nein, er wusste nicht, wo Merlin war, hatte Arthur erzählt, das der junge Mann wahrscheinlich tot war. Auch das war unwahrscheinlich. Niemand wusste, das Merlin gerettet worden war...außer Noel. Doch warum sollte Noel ihn suchen? Er hatte klare Anweisungen, nach Sevilla zu gehen und er würde Merlin niemals gefährden. Und wenn er es nicht war, wer dann?

Arthur ballte in ohnmächtiger Wut seine Fäuste. Sie hatten, wer immer das auch war, sich an seinem Gefährten vergriffen. Merlin gehörte ihm! Und derjenige, der das getan hatte, würde seine Mordlust zu spüren bekommen. Arthurs Augen färbten sich rot vor Zorn, seine Fänge fuhren aus und er knurrte bedrohlich. Die sechs Vampire, die an den Tafeln standen, sahen sich um und einer kam auf ihn zu.

„Ist etwas nicht in Ordnung mit dir?"

Wieder knurrte Arthur, die Bestie an der Oberfläche schaute er den Vampir an, der ihm behilflich sein wollte. Er ballte die Fäuste so stark, das seine Klauen in sein Fleisch schnitten, Blutgeruch erfüllte den Raum. Die anderen fünf Vampire witterten und drehten sich um nach ihm. In ihren Augen erklomm der Blutdurst. Der junge Vampir, der vor Arthur stand, zuckte unmerklich zurück, als er in seine Augen sah und Arthur mehr knurrte als sprach.

„Verschwinde...solange du noch kannst. Ihr alle solltet schnell verschwinden."

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen, denn sie spürten seine Macht und die Dunkelheit, die Bösartigkeit fast körperlich. Mit unmenschlicher Geschwindigkeit waren sie weg, nur der Vampir, der die Nachrichten empfing und an die Tafeln hängte, saß an einem Schreibtisch und duckte sich. Arthur knurrte immer noch, der Drang etwas zu zerreißen und Blut spritzen zu sehen, wurde übermächtig. Er hatte sie verjagt, bevor er alle sechs Vampire plus den Vampir der Nachrichtenzentrale getötet hätte. Er drehte sich um, warf dem Vampir, der mehr hinter seinem Schreibtisch lag als saß, einen mörderischen Blick zu. Dann drehte er sich blitzschnell um und verschwand, bekam nicht mehr mit, das der Vampir erleichtert die Augen schloss. Etwas später ging er zur Tafel und suchte die Nachricht, die diesen Vampir fast ausrasten ließ. Doch er fand nichts Auffälliges. Schulterzuckend ging er seiner Arbeit nach. In einer Woche wurde er von der Gilde abgelöst und ein anderer würde diesen Posten übernehmen.



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Sethos saß Lance gegenüber in dessen Raum. Es war noch Tag und Anchar schlief noch. Sie hatten ihr Wiedersehen ausgiebig gefeiert und waren sehr spät eingeschlafen. Doch Sethos brauchte nicht viel Ruhe und Lance war zu nervös und aufgewühlt, um lange zu ruhen. Die Sorge um Arthur und Merlin wühlte ihn auf, so wie die Unfähigkeit irgendetwas zu unternehmen. Lance war alles andere als schwach, doch konnte er nicht fliegen und so sehr beweglich sein, wie Sethos und Arthur. Dazu kam, wenn sie auch bis Moskau fast gleich stark waren, so war Arthur jetzt wesentlich stärker, auch ohne die Bestie, die in ihm wütete. Er konnte ihn nicht bezwingen, jetzt nicht mehr. Auch das machte ihm zu schaffen, denn er würde seinem Freund gerne helfen. So saßen sie in Lances Zimmer zusammen und tranken etwas, versuchten ihre Möglichkeiten abzuwägen.

„Er hatte sich in Venedig ausgetobt. Anscheinend war der krönende Abschluss die Tote in dem Hotel gewesen. Nach den Erzählungen des Hotelmanager muss es dort grauenvoll ausgesehen haben", sagte Sethos „Und die Soldaten waren auch schon da. Uns läuft die Zeit davon, sie sind schnell."

Lance schüttelte den Kopf, tief erschüttert, doch etwas anderes beschäftigte ihn seit kurzer Zeit. Lance hatte das alles schon einmal mitgemacht. Damals in Rom, als Arthur ihn fand. Auch dort hatte ihn die Bestie im Griff, wenn er auch vor Alexej geflüchtet ist. Lance war sich sicher, das es nicht daran lag, das er so geworden war wie Alexej, eher das er die Folter nicht mehr ausgehalten hatte und nach hundert Jahren floh. Wahrscheinlich auch mit Hilfe des Vampirs, der jetzt in einem der Zimmer schlief. Doch damals nahm ihn Lance schnell von der Straße, was jetzt nicht mehr möglich war. Doch Lance machte sich Gedanken, was nach der Bestie mit Arthur geschah.

„Sethos, wie wird er nur damit klar kommen, wenn wir es wirklich schaffen, ihn zurückzuholen? Er war nach Rom so depressiv und niedergeschlagen, das ich befürchtete, das er es nicht schafft. All diese Erinnerungen der Morde und was er sonst tat, wird nicht verschwinden. Und ich denke auch nicht, das wir es ein zweites Mal schaffen, ihn zurückzuholen und wenn; dann wird er eine tickende Zeitbombe bleiben. Wer sagt uns, das er nicht wieder in eine Situation kommt, die alles wieder nach oben holt?"

„Das wird nicht passieren, denn diesmal wird das Ganze ausgemerzt", sagte Sethos entschlossen „Ich habe Mittel und Wege."

„Was denn?"

Er schüttelte den Kopf.

„Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe es versprochen. Du musst mir vertrauen."

Lance seufzte.

„Ich weiß nicht. Ich habe die Befürchtung, das ihn die Schuldgefühle umbringen werden. Du kennst ihn nicht so wie ich. Arthur mag töten, doch tötet er nicht so grausam und nicht mit solch einer Bösartigkeit. Und zwingt niemanden zum Sex, das tat er noch nie, es sei denn, diese Person stirbt so oder so. Manchmal ging es mit ihm durch, doch er fing sich immer wieder."

Arthur hatte ihm erzählt, was er mit den zwei Männer in Prag getan hatte, die ihn als männliche Hure einsetzen wollten. Da war seine Bestie durchgekommen, so wie er dort in dem schäbigen Zimmer gewütet hatte, doch gelang es ihm wieder, die Bestie in ihren Käfig zurückzudrängen. Damals auf dem Weg nach Moskau war Merlin bei ihm und Lance war sich sicher, das er maßgebend daran beteiligt war, das er sich zwang, normal zu sein. Doch jetzt hatte er nicht mehr die Macht dazu.

Sethos trank einen Schluck Wodka und verzog angewidert sein Gesicht, doch er sagte.

„Du musst bedenken, das er unter einem Zwang steht, zu töten und all diese Dinge zu machen. Er lebt im Moment in der Vergangenheit, bei Alexej. Obwohl er genau weiß, das er tot ist, tut er das, zu was Alexej ihn unter Schmerzen abgerichtet hatte. Das ist nicht er, nicht der Arthur, den wir kennen. Dessen sollte er sich bewusst sein. Es war die Kreatur, die Alexej geschaffen hatte und nur seinen Körper benutzt. Er hat aus einem unerfahrenen Vampir eine grausame Bestie gemacht, die jetzt entfesselt ist."

Lance lachte bitter auf.

„Scheißkerl, ich hätte nicht übel Lust, ihn wieder zu töten. Aber abgesehen davon, als ob das so leicht wäre, einfach zu sagen, das diese Morde ein anderer getan hatte. Sethos, er war dabei", rief Lance vorwurfsvoll „ Er hat mit seinen Händen das getan und sie mit seinem Schwanz gefickt. Du kannst nicht einfach sagen, das war ein anderer. So leicht wird es nicht sein, glaube mir."

„Er ist stark, er wird das überwinden und sein Gefährte wird ihm dabei helfen. Er hatte es einmal geschafft, er wird es wieder schaffen."

Wieder schüttelte Lance den Kopf.

„Manchmal bist du mit deinen viertausend Jahren wirklich naiv, Sethos. Er hat seinen Gefährten verletzt. Gibt es etwas Schlimmeres für einen Vampir, der gebunden ist? Was wäre, wenn du Anchar so verletzen würdest? Würdest du es auch einfach abtun mit den Worten, das war ein anderer? Und wird sie dir das so locker abnehmen?"

Sethos schaute zu Boden, doch dann sagte er.

„Du hast recht. Ich würde mir das niemals verzeihen, wenn ich sie verletzen würde. Anchar bestimmt, in dieser Beziehung hat sie wirklich ein weiches Herz. Es würde dauern, doch sie würde mir das mit der Zeit verzeihen. Aber ich weiß nicht, wie Merlin reagiert. Wir können ihm die Wahrheit nicht vorenthalten, das wäre nicht gerecht."

„Meine Rede. Abgesehen davon, das er sich, obwohl er einen Gefährten hat, sich durch die Welt vögelt. Die Leichen hatten überwiegend sexuellen Verkehr und Verletzungen deswegen. Denkst du wirklich, Merlin lässt das kalt oder gibt sich zufrieden mit den Worten, das war ein anderer, ein anderer Arthur? Ich denke nicht, er hat seinen Gefährten hintergangen, abgesehen davon, das er ihm beim ersten Sex keine Wahl ließ. Es mag ja sein, das Merlin ihn liebt, aber denkst du nicht, das nagt an ihm. Das er...was weiß ich, wie viele Frauen und Männer gevögelt hat?"

„Nein, du hast recht. Das wird auch ein Problem sein. Anchar und ich sind uns treu, manchmal nehmen wir uns Gesellschaft dazu, doch dann ist sie dabei. Ich würde es nicht verzeihen, wenn sie auf ihren Ausflügen sexuelle Abenteuer mit anderen hätte, ohne mein Einverständnis", er zögerte, doch sagte dann „Wir haben ein Problem."

Lance lachte wieder freudlos auf.

„Eins? Wir haben nur Probleme. Arthur eine mordgierige Bestie, die Gilde im Nacken und Merlin ist verschwunden, vielleicht schon tot. Und sollten wir wider jeder Hoffnung das geregelt bekommen, wird es nicht abreißen. Dann wird Arthur sich selbst nicht verzeihen und depressiv werden, Merlin wird ihm nicht verzeihen, das er die halbe Welt gevögelt und ihn sehr verletzt hatte. Er wird ihn kaum trösten wollen, wenn er hört, das er außer die Leute zu morden, sich noch mit ihnen amüsiert hatte. Ich kenne niemanden, der liebt, den das kalt lässt."

Sethos sagte nichts dazu, denn Lance hatte starke Argumente. Außerdem hatte er das schon einmal mitgemacht. Nur war Arthur zu dieser Zeit noch nicht gebunden. Und trotzdem war er entsetzt, was er den Männern und Frauen angetan hatte. Wie entsetzt wäre er, wenn er das seinem eigenen Gefährten angetan hatte? Merlin war zwar nicht tot, doch kein Vampir, egal wie aggressiv er auch war, würde sich an seinem Gefährten vergreifen. Die Verbindung war unter den Vampiren heilig und unauslöschlich, wenn die Blutsverbindung vollzogen war. Nur der Tod konnte sie trennen.

„Was ist mit diesem Vampir?", fragte jetzt Lance „Noel?"

Sethos sah auf.

„Er ist Arthurs Freund und hat ihn verraten, auch Merlin. Ich denke ich weiß, wo Merlin ist. Er hat beide an Tatjana verraten."

„Was?", Lance sah ihn verblüfft an, verzog dann abfällig das Gesicht „Schöne Freunde."

„Sag das nicht", ermahnte ihn Sethos „Sie hatten ihn gefoltert und wollten ihn kastrieren. Ich bin mir ziemlich sicher, das du dann auch geredet hättest."

Lance schaute ihn grimmig an, bis er die Worte realisierte und letztendlich nickte.

„Vermutlich. Eine Ewigkeit ohne zu vögeln wäre auch scheiße."

„Meine Rede", sagte Sethos mit hochgezogener Augenbraue. Lance schaute ihn mit einem abfälligen Schnaufen an.

„Das sind meine Worte."

Sethos schmunzelte, doch wurde wieder ernst und ließ die Bombe platzen.

„Tatjana hat Merlin und will damit Arthur anlocken. Sie ist total von Rache eingenommen, weil die beiden Alexej getötet hatten, ihren Gefährten. Noel glaubt das zumindest, weil er schon weg war, als ich kam und hat ihr das erzählt. Sie will die beiden töten und wie ich sie kenne, nicht schnell."

Lance schaute ihn geschockt an und wieder sagte er vorwurfsvoll und aufgewühlt.

„Verdammte Scheiße, Sethos. Er wird dort auftauchen, um Merlin zu holen. Und Tatjana wird ihn töten. Oder sie stirbt, aber dann hat er Merlin. Er wird ihn umbringen. Ich wusste nicht ansatzweise, das sie wie Alexej ist, so grausam."

„Was erwartest du?", antwortete Sethos gelassen. Nach so vielen Jahrtausende regte ihn so schnell nichts mehr auf. „Denkst du wirklich, Alexej hätte sich mit einem Mauerblümchen eingelassen, das schreiend fortgerannt wäre, wenn er seine abartigen Praktiken verübte? Er suchte seinesgleichen, erst recht, was seine Gefährtin angeht. Vielleicht ist sie noch schlimmer", meinte Sethos „Was sie mit Noel getan hätte, wenn er geschwiegen hätte, ist meines Erachtens schon eine gemeine Folter. Vor allem bei Vampiren, die sich nicht vollständig regenerieren. Das Noel auspackte, kannst du ihm nicht verübeln. Ich denke, jeder hätte letztendlich, bezüglich was sie ihm antun wollte, geredet. Außer Vampire, dessen Körperteile sich vollständig erneuern."

Lance nickte. Der Gedanke, das ihm das passierte und er jetzt seine Gefährtin fand, verursachte in ihm eine Panik. Er könnte nie mit Maria schlafen, sollte er kastriert worden sein. Diese Erkenntnis ließ ihn milde stimmen, gegenüber Noel, da Lance ihm seinen Verrat übel nahm. Auch er könnte eines Tages seine Gefährtin finden und selbst wenn nicht, könnte er nie wieder der sexuellen Lust frönen. Der Vampir war schon gestraft genug, das er kein vollwertiger Vampir war. Die Fänge ernährten einen Vampir, schufen einen Zugang zu Blut und waren Waffen. Trotz allem hatte Noel überlebt, mit seinem Makel und den Demütigungen der anderen. Er sollte nicht noch mehr gedemütigt werden, indem man ihm seine Eier abschnitt.

„Er hat Arthur und Merlin verraten, soll er das mit ihnen klären", meinte Lance jetzt ruhiger „Es betrifft die beiden, nicht mich."

„Meine Rede."

Lance warf ihm einen bösen Blick zu, den Sethos nicht allzu ernst nahm. Er fragte.

„Was tun wir jetzt?"

Sethos wirkte nachdenklich, dann antwortete er.

„Wenn sie Arthur anlocken will, wird sie ihm eine Nachricht zukommen lassen müssen. Und da sie genauso wenig weiß, wo er ist wie wir, wird sie das..."

„Öffentlich in den Nachrichtenzentralen aushängen lassen", vervollständigte Lance den Satz. Sethos nickte.

„Und das Arthur sich dort informiert, was ihn angeht und seine Taten, wird er irgendwo eine aufsuchen und die Nachricht finden. Er ist kein Idiot und wird wissen wollen, wie der Stand ist und wie nah ihm die Gilde schon ist. Er wird auf jeden Fall dort auftauchen."

„Tatjana wird sich doch nicht öffentlich outen?"

„Nein, sie ist geschickt genug, das ganz geheimnisvoll zu gestalten, da bin ich mir sicher. Ich werde heute Abend ein Zentrum aufsuchen und die Nachrichten durchgehen. Vielleicht finde ich sie."

Lance nickte.

„Gute Idee."

Sethos dachte nach, schließlich sagte er.

„Sie wird mit keinem Namen unterzeichnen und die Nachricht so gestalten, das nur Arthur weiß, was dort steht. Für alle anderen wird es sinnloses Zeug sein. Und sie wird keinen Ort angeben, keinen Endgültigen. Vielleicht einen Platz, wo er weitere Anweisungen bekommt und derjenige ihn kennt, falls mehrere auftauchen. So würde ich es machen, damit mich niemand damit in Verbindung bringt. Denn was sie da treibt, würde ihr ein Tribunal einbringen und den Sitz in der Gilde würde sie verlieren."

„Das wäre kein Verlust."

„Nein, aber es ist schwierig. Sie ist clever und gerissen und sie hat Freunde im Rat, teilweise geschmiert, teilweise ihr hörig. Sie hat keine Skrupel mit den Vampiren, die ihr Vorteil bringen zu schlafen. Und du musst unwiderrufliche Beweise haben, um sie anzuklagen, erst recht, weil sie im Rat sitzt."

„Miststück und sag jetzt nicht wieder...meine Rede."

Sethos schmunzelte wieder, als es klopfte und Anchar herein kam. Sie küsste Sethos und begrüßte Lance. Wie immer war sie gut gekleidet und so schön wie eh und je.

„Krisenbesprechung?", fragte sie.

„So was Ähnliches", antwortete Lance „Wir haben endlich eine Spur von Merlin und auch Arthur."

Das waren gute Anfänge, obwohl es fast die Ruhe vor dem Sturm war. Lance hatte das Gefühl, das noch etwas Schlimmes passieren würde.



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Merlin saß in seiner Zelle und wurde bald verrückt. Außer wenn man ihm Essen brachte, sah er keinen Menschen, in seinem Fall keine Vampire. Sie ließen ihn in Ruhe, so wie Tatjana angeordnet hatte. Merlin hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er wusste nicht, ob es Tag war oder Nacht, geschweige wie lange er hier schon fest saß. Außerdem benötigte er dringend ein Bad und musste sich rasieren. Die Tür ging auf und Flinn kam herein. Er rümpfte die Nase, Vampire hatten eine feine Nase.

„Gott, stinkt das hier", sagte er, als er das Essen auf den kleinen Tisch stellte.

„Ja und ich brauche ein Bad und muss mich rasieren", sagte Merlin „Frische Kleider wären auch nicht schlecht."

Flinn grinste boshaft, antwortete.

„Du bist hier nicht in einem sechs Sterne Hotel, Arschloch."

„Selber Arschloch", sagte Merlin zornig und Flinn packte ihn an seinem Hemd und hob die Hand, in seinen Augen rötliche Schlieren. Merlin zischte.

„Schlag nur zu, Tatjana wird das verzeihen. Sie ist ja eine wirklich gütige Person, nicht?"

Er knurrte, doch ließ ihn los und zischte.

„Ich warte, denn ich werde anwesend sein, wenn wir dich foltern und ich werde mir etwas sehr Schmerzhaftes ausdenken."

Dann verließ er den Raum. Merlin würde das nicht mehr lange aushalten. Fast wünschte er sich, sie würden ihn hier herausholen und foltern. Der Kleine Raum erdrückte ihn, abgesehen davon, das er den ganzen Tag die Wände anstarrte. Wie lange saß er schon hier? Tage, Wochen? Anscheinend kam Arthur nicht. Wahrscheinlich hatte er das Interesse verloren, schließlich war Merlin vor ihm abgehauen und er hatte bestimmt viel Abwechslung in der Welt. Wenn er hier noch viel länger saß, so abgeschirmt von allem, würde er wahnsinnig werden. Fast wünschte er sich, das Arthur ihn finden würde. Oder Tatjana ihn endlich folterte und tötete. Alles war besser, als hier in diesem kahlen, kalten Raum ohne Fenster zu sitzen.

Es war sowieso vorbei. Sie sollte endlich anfangen.



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Arthur landete an den angegebenen Koordinaten und schaute sich um. Er war in Schottland in einer einsamen Gegend. Weit und breit keine Stadt oder Dorf. Die Highlands waren groß und nicht dicht besiedelt. Er ließ seine Sinne schweifen und wusste einen Moment später, das ein Vampir da war. Meistervampir. Arthur knurrte bedrohlich, als die Gestalt auf ihn zu kam. Er war zornig. Der Gedanke, das jemand es gewagt hatte, seinen Gefährten zu entführen, ließ die Bestie unruhig auf und ab gehen. Sie wollte Blut sehen. Sie wollte töten.

Nachdem er diese Nachricht gelesen hatte und ausgeflippt ist, musste er seine Wut loswerden. Also tobte er in dieser Nacht in Rom und hinterließ wieder einige grausame Bluttaten. Selbst schuld, sie sollten ihn nicht wütend machen. Danach brach er am nächsten Abend zu den Koordinaten auf. Natürlich wollte er Merlin und endlich bekam er ihn auch. Er machte sich keine allzu große Sorgen, das es nicht so wäre. Der Vampir kam auf ihn zu. Er grinste, doch als er in Arthurs unheimlichen roten Augen sah, verschwand es und ein Anflug von Panik machte sich bemerkbar. Vor allem, als er seine Macht spürte. Hatte Tatjana nicht gesagt, das er ein einfacher, junger Meistervampir war? Er hob die Hand, besänftigend, als ob das was nützte.

„Nicht aufregen. Ich bin bloß der Bote. Ich werde dir den Aufenthaltsort von deinem Gefährten nennen. Du kannst ihn dir dann holen."

„Dann sag ihn", herrschte ihn Arthur an.

Der Vampir schluckte. Man sah ihm an, das er Angst hatte und sich sichtlich unwohl fühlte. Obwohl er sich freiwillig für den Auftrag Tatjana angeboten hatte, wusste er plötzlich, das dies keine gute Idee war. Der Vampir mit den gefährlichen rötlichen Augen, die anders waren als die roten Augen der jungen Vampire, jagte ihm eine scheiß Angst ein. Er war alles andere als ein junger Meistervampir und verdammt mächtig. Das musste er Tatjana sagen...wenn er es noch konnte. Zumindest hoffte er, das er hier noch in einem Stück wegkam.

„Okay. Helsinki, außerhalb der Stadt. Dort gibt es eine Werft, sie liegt direkt am Meer und ist nicht mehr in Betrieb. Dort sollst du dich einfinden."

Er nannte ihm noch Einzelheiten, so das er den Ort fand. Doch Arthur war nicht dumm. Er wusste, das es eine Falle war. Schließlich hatten sie Merlin, doch er war nur ein Mensch und ohne Interesse für sie. Es sei denn, sie wollten ihn töten, doch das hätten sie schon getan. Der wahre Hintergrund der Aktion war, das sie ihn anlocken wollten und das mit seinem Gefährten taten. Sie wollten ihn. Sie wussten, das er nicht widerstehen konnte, seinen Gefährten zu retten. Deshalb fragte er, denn er war sich immer noch nicht sicher, wer hinter all dem steckte.

„Wer wartet dort?"

Wieder schluckte der Vampir, doch war nicht bestrebt, ihm das zu sagen. Tatjana hatte das ausdrücklich angeordnet, denn sie wollte den Überraschungsmoment.

„Das weiß ich nicht, wie gesagt...ich bin nur der Bote."

Arthurs Hand stieß blitzschnell vor und durch seine Brust. Er riss sein Herz heraus und hielt es ihm vor seine Augen.

„Jetzt nicht mehr. Jetzt bist du nur noch tot."

Der Vampir schaute mit Entsetzen auf sein blutiges Herz, das Arthur langsam in seiner Hand zerquetschte. Er lächelte grausam, amüsierte sich, das der Vampir mit ansah, wie Arthur sein Leben zerquetschte. Er ächzte und keuchte, als er sich langsam mumifizierte, immer noch am Leben. Es war ein schmerzvoller und grausamer Tod, vor allem, weil er noch mit bekam, wie sein Körper verfiel. Er klammerte sich mit seiner mumifizierten Hand an Arthur, der das verschrumpelte Herz fallen ließ. Dann brach er die Hand ab und schleuderte sie weg, während der Vampir zu Boden fiel. Arthur sah kalt auf ihn hinab und sprach auch so.

„Falsche Antwort...Bote. Viel Spaß in der Hölle."

Der Vampir starb, die Sonne würde den Rest besorgen. Arthur schaute sich um, sein Haar wehte im kühlen Nachtwind. Der Himmel war klar und voller Sterne, die Landschaft schön im Mondlicht. Doch Arthur sah die Schönheit nicht. Er erhob sich in die Luft und steuerte eine Stadt an. Er musste jagen und es war schon spät, der Sonnenaufgang nicht mehr fern. Er würde morgen nach Finnland fliegen.



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Sethos hatte recht gehabt und nickte bestätigend, als er die Nachricht las. Sie war eindeutig an Arthur gerichtet. Er war in Madrid in einer der Zentralen. Die Nachricht wurde überall ausgestellt. Da er noch Zeit hatte, flog er zu den Koordinaten nach Schottland. Leise und anmutig landete er in den Highlands und schaute sich um. Er spürte die Präsenz einer Macht, doch nur noch leicht. Derjenige war schon weg. Sethos ließ seine Sinne schweifen, doch da war niemand mehr.

Er suchte die Gegend ab, als seine scharfen Augen am Boden etwas entdeckten. Als er davor stand, erkannte er die mumifizierte Leiche eines Vampirs. Er hatte ein Loch in der Brust und Sethos wusste, bevor er die kümmerlichen Überreste seines Herzens neben ihm fand, das sein Herz herausgerissen wurde. Arthur hatte wieder ganze Arbeit geleistet. Nach der Gerinnung des Blutes an der Leiche, war er noch nicht lange weg. Sethos seufzte, wieder war er zu spät. Arthur war schon hier und würde sich Tatjana stellen.

Doch wusste er nicht, wo Arthur sie treffen würde. Dieser Vampir, der hier starb hatte die Adresse, doch Sethos konnte er sie kaum noch sagen. Trotzdem vermutete der ägyptische Vampir, das es nur in der Nähe von Helsinki sein konnte. Tatjana würde so etwas nicht in einer fremden Gegend tun, wo sie sich nicht auskannte. Trotzdem durchsuchte er die Kleider des toten Vampirs und wurde fündig. Er hatte eine Visitenkarte von einem Club in Helsinki und eine Notiz bei sich. Sethos las sie und lächelte.

Volltreffer!

Der Vampir war wohl nicht sehr gescheit, er musste sich die Adresse aufschreiben. Oder tat es, um sie nicht zu vergessen. Sie hatten alle zu viel Angst vor Tatjana, das sie sich keinen Fehler leisten wollten. Sie würde unbarmherzig sein, sollte wegen einer Nachlässigkeit ihrer Leute etwas schief gehen. Sethos kannte den Ort. Es war eine alte Werft, außerhalb der Stadt und genug einsam gelegen, um dort fiese Geschäfte zu machen. Oder um jemanden festzuhalten und zu foltern; niemand würde die Schreie hören. Clever. Ja, sie war clever und gerissen. Niemand würde eine Verbindung zu ihr nachweisen können.

Sethos war zufrieden. Er würde morgen Abend dort auftauchen und mit Glück Arthur erwischen. Er machte sich keine Sorgen, denn Arthur, so mächtig wie er sein möge, konnte ihm das Wasser nicht reichen. Weder im Fliegen, noch mit Telekinese. Noch nicht, doch er war sich sicher, das Arthur eines Tages sehr mächtig wäre, war es jetzt schon. Ausgenommen seine Zeitgabe, gegen diese war sogar Sethos machtlos, aber dafür hatte er seine wunderschöne Gefährtin. Er erhob sich und flog davon, denn er musste sich beeilen, wenn er noch vor Sonnenaufgang in Sevilla sein wollte.



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Flinn kam in das Büro von Tatjana. Sie saß wie immer adrett gekleidet hinter ihrem Schreibtisch und sah hoch, als er hinein kam.

„Was macht unser Gefangener?", fragte sie.

„Es geht ihm gut. Er hatte ein Bad und eine Rasur verlangt."

„Er hat Nerven, das er noch Dinge verlangt", sagte sie und stand auf. Sie ging zum Fenster und schaute hinaus. Flinn trat näher und blieb vor ihrem Schreibtisch stehen.

„Nun ja, riechen tut er nicht mehr so gut."

Tatjana drehte sich um.

„Wahrscheinlich möchte er gepflegt sein, wenn er bei der Folter schreit. Oder er möchte gut aussehen, wenn er endlich seinen Gefährten wiedersieht. Nur werden sie keine Zeit mehr für ein intensives Wiedersehen mit ihren Schwänze haben."

Flinn grinste.

„Ich würde ihn ja auch lieber anfassen, wenn er sauber wäre. Und den Fick werden sie von mir bekommen, wenn du erlaubst."

Tatjana lächelte boshaft.

„Du hast gute Dienste geleistet und natürlich kannst du dich an beiden gütlich tun. Ich weiß doch, das du schon scharf auf Arthur warst, als du ihn damals bei Alexej gesehen hast. Nur er teilte nicht so gerne, zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht. Später ließ er auch seine Freunde ran. Dieser blonde Vampir war sehr begehrt unter seinen Verbündeten. Das kannst du jetzt nachholen", sie lächelte „Ich wusste, als ich dich sah, das du haargenau zu uns passt", sie überlegte kurz „Okay, lass ihn sich waschen und rasieren und gib ihm frische Kleidung."

Er nickte.

„Ist Kris schon von den Highlands zurück?"

„Nein", antwortete er „Die Nachricht ist schon eine Woche heraus. Entweder war Arthur noch nicht zu den Koordinaten gekommen oder..."

„Er hat ihn getötet", vervollständigte sie den Satz „ Was allerdings nicht so sicher ist. Kris ist fast tausend Jahre alt. Ich denke nicht, das ein junger Meistervampir ihm gewachsen ist. Schick trotzdem zwei Leute dorthin. Haben wir nicht auch jemanden, der die Gabe hat zu fliegen?"

„Ja, einer...Tarin."

„Schick ihn und noch jemanden und das schnell. Ich will wissen, ob Arthur schon da war. Egal wie es dort ausging, ich muss wissen, wo ich stehe."

Flinn nickte wieder und wollte gehen, doch sie rief.

„Warte! Wenn du das erledigt hast, dann treffe mich in meinen privaten Räumen. Ich möchte mich heute Abend amüsieren."

Flinn lächelte und neigte den Kopf.

„Wie du wünschst."

Dann ging er grinsend hinaus. Seine Meisterin wollte, das er ihr es besorgte. Nun gut, das kam ihm sehr recht. Sie war anders im Bett, mochte keine Zärtlichkeiten, sondern harten, wilden Sex, gepaart mit Schmerz. Er mochte das auch und verstand, das sie und Alexej sich so gut ergänzt hatten.

Sie folterte gerne und mochte es nicht sanft im Bett. Der einzige Unterschied zwischen ihr und Alexej war, das sie nicht sexuell erregt wurde, wenn andere litten. Während Alexej das brauchte, um hart zu werden. Je mehr sie schrien, umso härter wurde er. Flinn hatte sich gut mit ihm verstanden, Alexej mochte Gleichgesinnte. Ihn erregte das auch und er war hart, als er ihn einmal zuschauen ließ. Sein Opfer war damals genau der Vampir, auf den sie jetzt warteten. Flinn hätte ihn auch gerne gefickt, so blutig wie er damals in den Ketten hing, doch Alexej erlaubte es nicht.

Vielleicht konnte er das nachholen, wenn sie Arthur hatten. Tatjana würde das bestimmt erlauben, denn sie sah gerne zu.

Grinsend erteilte er den beiden die Befehle und ging zurück zu seiner Meisterin.



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Sethos kam sehr kurz vor Sonnenaufgang zurück. Der Himmel färbte sich schon rötlich und die Sonne sendete bereits ihre tödlichen Strahlen aus, noch bevor er sie sah. Es bereitete ihm Unbehagen, seine Haut kribbelte, schmerzte leicht und würde verbrennen, wenn das volle Potenzial der Sonne sich Bahn breche. Obwohl er schon so lange lebte und viele Feinde niedergestreckt hatte, war sein größter Feind nicht zu bezwingen. Dieser Feind, der ihm nicht erlaubte, am Tag nach draußen zu gehen und ihn in die Dunkelheit zwang. Dieser verdammte gelbe Stern, den jeder Vampir fürchtete und abgrundtief hasste.

Sethos konnte sich nicht mehr erinnern, wie es war, am Tag die Welt zu sehen. Über viertausend Jahren in der Dunkelheit; er wusste nicht mehr so genau, wie alt er eigentlich war; hatte seine Erinnerung an den jungen Mann, der einmal ein Mensch war und in der Sonne döste, verblassen lassen. Bis dieser schöne Mann kam und ihm sagte, das er ein großer Krieger werden würde und unbezwingbar wäre. Sethos, der aus einer kleinen Bauernfamilie stammte und wie viele andere junge Männer von Heldentaten träumte, ließ sich verführen.

Er hatte seine Familie verlassen müssen, als er wusste, was er war und zog unter Anleitung seines Erschaffers mit ihm durch Ägypten, bis er alles wusste und letztendlich auch ihn verließ. Agramon hatte ihn alles gelehrt, was er als Vampir wissen musste, bis er ihn allein ließ und einfach verschwand. Sethos ging an den Hof des Pharaos und kämpfte sich sehr schnell von einem einfachen Krieger zu dessen Anführer. Und schlug legendäre Schlachten zur Ehre des gerade lebenden Pharaos. Sie wurden alle nicht sehr alt, starben oft sehr jung. Damals, in einer Zeit, die Menschen nur aus Geschichtsbücher kannten.

Er hatte gegen Anhänger der Göttin Kali gekämpft, die seinen Pharao stürzen wollten, ging gegen den Kult des Sonnengottes Ra vor, die die Macht der Pharaonen schwächten. Und immer kam er siegreich als Anführer der Streitkräfte zurück.

Er sah, wie die Cheops Pyramiden entstanden und diejenigen, die sie bauten darin begraben wurden. Und wie die letzten Pharaonen langsam verschwanden und die Römer einfielen. Und ja, er kannte Kleopatra, die letzte große Herrscherin über Ägypten, bis sie den Freitod wählte, gedemütigt von den einfallenden Macht von Rom. Er sah zu, wie die alte Welt in Ägypten fiel, um einer Neuen Platz zu machen. Er hatte so viele Schlachten geschlagen, nachdem er ein Vampir war und praktisch unverwundbar. Sein Traum als junger Mann wurde wahr, er war legendär unter den Streitkräften. Darin hatte ihn sein Erschaffer nicht belogen, nur darin was er sein würde und was er aufgeben musste. Sethos nahm es jetzt als gegeben hin, nur in der Dunkelheit wirklich frei zu sein und sich zurückziehen musste, wenn sie kam. Doch gegen diesen verfluchten Feind konnte er nicht kämpfen und nicht gewinnen; gegen sie würde er nie gewinnen.

Später verließ er mit seiner Gefährtin ihre Heimat, nachdem alles verschwunden war, was ihm vertraut gewesen war und zog mit ihr durch die Welt. Ägypten war nicht mehr sein Zuhause, das Land und ihre Herrscher waren im Umbruch. Nur noch die Pyramiden längst vergessener Kulturen zeugten noch von dem Zuhause, was er einmal hatte und kannte. Sethos flog schneller, als er aus seinen Gedanken schreckte. Es würde wirklich knapp werden. Normalerweise lies er sich eher selten auf ein Spiel mit seinem größten Feind ein, denn er wusste...er konnte nicht gewinnen.

Er landete vor der Tür, keine Zeit mehr, sich noch länger draußen aufzuhalten. Zum Glück war es noch früh für die gehobenen Viertel und niemand war auf der Straße. Es würde ihn auch nicht kümmern, denn sie war da. Wie ein rötliches Monster tauchte sie auf und scheuchte ihn in die Schatten. Anchar riss die Tür auf, sie war nervös auf und ab gegangen, weil Sethos sagte, das er noch in der gleichen Nacht zurückkäme. Sie schirmte ihre Augen ab, denn es war schon zu hell für ihre empfindlichen Augen, als Sethos schnell eintrat und sie die Tür zuschlug. Beide gingen unverzüglich nach unten, während sie ihn vorwurfsvoll anfuhr, als sie hinter ihm die Stufen herunter ging.

„Bist du denn wahnsinnig, solche Risiken einzugehen? Ich bin bald verrückt geworden vor Sorge. Eine Minute später und die Sonne hätte aus dir ein Leuchtfeuer gemacht."

„Ist ja nichts passiert", antwortete er ruhig „Noch war sie nicht mit voller Kraft da."

„Du hast Nerven, wirklich. Konntest du nicht dort den Tag überdauern, anstatt dich solcher Gefahr auszusetzen? Warum war mir das nur so klar, das du nicht abwarten würdest?", fuhr sie ihn weiter an.

Unten angekommen, drehte er sich um und nahm sie zärtlich in seine Arme und küsste sie. Sie sah durch lange, dunkle Wimpern zu ihm auf und sagte etwas ruhiger.

„Du brauchst dich jetzt erst gar nicht einzuschmeicheln, Vampir. Ich bin zornig."

Das war sie, doch auch erleichtert, das er endlich hier war. In Sicherheit. Anchar wusste, das er mächtig und nicht einfach zu töten war. Doch sie wusste auch, das er gerne Risiken einging und gegen die Sonne war er machtlos. Jeder von ihnen. Sie war ihr größter Feind, dem sie nichts entgegenzusetzen hatten.

„Wirklich?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue und küsste sie noch leidenschaftlicher. Sethos zog sie noch näher und forscher an sich und hielt sie besitzergreifend in seinen Armen.

Sie wehrte sich halbherzig, wollte ihm trotzen, doch bemerkte bald, das sie nichts dagegen tun konnte und sie ganz in seinen Armen versank und sich seufzend dem Kuss hingab. Als er den Kuss löste und ihr etwas Freiraum gab, schlug sie ihm mit der Faust auf die Brust.

„Ich hasse es, das du mir immer so den Wind aus den Segeln nimmst. Das machst du doch mit Absicht."

„Aber nicht doch."

Anchar sah ihn abschätzend an.

„Ich kenne dich, Vampir. Du tust nichts ohne einen Hintergrund."

„Ich liebe dich. Ist das Hintergrund genug?"

Sie schlug ihm wieder auf die Brust und er zog sie lachend noch einmal in einen Kuss, der sie stöhnen ließ. Jemand räusperte sich und Sethos sah sich um. Lance stand nicht weit von ihnen und wirkte verlegen.

„Störe ich?"

„Nein, Anchar und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung", sagte Sethos und sie schnaubte abfällig, als sie sagte.

„Nur leider gewinnt er immer mit seinen miesen Tricks."

Lance lächelte, war er doch etwas verlegen, die beiden Vampire, die schon so alt waren, das er sich nicht ansatzweise vorstellen konnte, so lange zu leben, beim Schmusen und Küssen erwischt zu haben. Sethos strahlte so eine Autorität aus, das es ihm unangenehm war, ihn in solch einer intimen Situation zu finden. Doch anscheinend machte das den beiden nichts aus. Sie trugen ihre Liebe, die utopisch lang schon währte, offen zur Schau.

Sethos ließ Anchar los, mit dem Versprechen ihr nachher den Rest des Zorns zu nehmen, das er ihr leise ins Ohr flüsterte, als er zart hinein biss. Dann ging er auf Lance zu, der nicht wusste, wo er hinschauen sollte und sagte.

„Ich habe gute Neuigkeiten."

Lance führte sie in seinen Raum, der so gemütlich war wie der seines Freundes. Doch er mied es dorthin zu gehen; es war deprimierend zu fühlen, das Arthur nicht hier war und vielleicht nie wieder kam. Anchar und Sethos setzten sich auf das Sofa, Lance in den Sessel, nachdem er ihnen etwas zu trinken gab.

„Ich hatte recht. Tatjana hat ihm eine geheimnisvolle Nachricht geschickt."

Sethos wiederholte den Text, der an einer der Tafeln hing. Lance nickte.

„Das ist ziemlich eindeutig."

„Ja", nickte Sethos „Und ich bin zu den Koordinaten geflogen. Vorgefunden habe ich einen Vampir, dem das Herz herausgerissen wurde. Und das war nicht lange her, als ich dort eintraf."

„Arthur", sagte Lance nur „Er hat den Überbringer der Nachricht getötet."

„Vermutlich. Und ich durchsuchte seine Kleider, um einen Hinweis zu bekommen, was der Vampir zu Arthur sagte. Ich bin mir sicher, er hatte den Auftrag, ihm zu sagen, wo sich Merlin befindet."

„Und?"

Sethos lächelte.

„Der Dummkopf hatte sich die Adresse aufgeschrieben. Nicht sehr clever, wenn man bedenkt, das Tatjana so auf Verschwiegenheit ihrerseits aus ist. Zumindest scheint sie bei der Auswahl ihrer Vampire nicht auf Klugheit zu achten."

„Nein", sagte Lance „Sie müssen nur grausam sein."

„Was uns zugute kommt. Ich weiß jetzt, das sie Merlin in einer alten Werft gefangen hält, die sich auch wunderbar zum Foltern eignet. Dort ist weit und breit nichts. Die Werft wurde geschlossen, weil sie nicht genug Profit brachte, da sie so weit außerhalb lag. Arthur wird morgen Abend dort auftauchen, mit Sicherheit. Ich vermute stark, das er einen Tag in Schottland abwartet, weil es so knapp mit der Zeit war."

Anchar warf ihm einen tadelnden Blick zu, denn für Sethos war es heute auch knapp gewesen. Doch er ignorierte den Blick, nahm sich vor, ihr nachher im Bett ihren Missmut auszutreiben.

„Und wie geht es jetzt weiter?"

„Ich werde dort sein und versuchen Arthur zu erwischen, bevor er auf Tatjana trifft oder Merlin in die Finger bekommt."

„Arthur wird sich zum Kampf gegen eine Ahnherrin stellen, die so alt ist. Sie wird ihn töten", sagte Lance voller Sorge.

„Da bin ich mir nicht so sicher. Arthur ist kein gewöhnlicher Meistervampir mehr und im Moment regiert die Bestie. Und sie ist grausam, gerissen und clever. Und vergiss nicht, mit seiner Gabe die Zeit anzuhalten, ist er fast unbezwingbar, egal wie alt der Vampir ist. Und meiner Wenigkeit hat er zu verdanken, das er sie inzwischen sehr gut beherrscht. Tatjana weiß nicht, was er kann und wie stark er ist, anhand meines Blutes. Und sie kennt seine Gaben nicht. Zeitgaben sind sehr selten. Sie wird eine unangenehme Überraschung erleben."

Lance seufzte.

„Dann kann es nur noch schlimmer werden, wenn er ein Ratsmitglied der Gilde tötet", er schüttelte den Kopf „Nicht auszudenken, das dies passiert. Lieber Himmel."

Sethos trank aus und stand auf, seine Gefährtin tat es ihm nach.

„Soll ich mitkommen?", fragte Lance. Sethos schüttelte den Kopf.

„Nein, ich fliege dort hin und muss Anchar mitnehmen. Und wenn alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, dann habe ich schon mehr als genug Gepäck, wenn ich zurückfliege."

Lance nickte.

„Dann wollen wir hoffen, das dein Plan aufgeht."

Sethos und Anchar gingen in ihr Gästezimmer und Sethos machte wahr, was er sich vorgenommen hatte. Nachdem sie sich geliebt hatten, lag Anchar wie ein schnurrendes, zufriedenes Kätzchen in seinen Armen.

„Hast du mir verziehen?", fragte er.

Sie schaute ihn an, ein amüsiertes Funkeln in ihren dunklen Augen.

„Wie ich schon sagte...miese Tricks. Dein Glück ist, das ich diese miesen Tricks sehr gerne mag."

Er lachte und zog sie in einen Kuss, doch sie sagte.

„Lass uns schlafen. Morgen wird es heftig."

Darauf sagte er nichts, denn sie hatte recht. Er löschte das Licht und sie fielen in ihren Schlaf.



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Die beiden Vampire, die noch in der gleichen Nacht wie Sethos zu den Koordinaten geflogen waren, sahen sich schweigend an. Tarin, der auch die Gabe hatte zu fliegen, war genauso eine Seltenheit wie Sethos. Es gab nicht viele, die diese Fähigkeit hatten und einer war ausgerechnet in Tatjanas Dienste. Sie hatten den mumifizierten Leichnam ihres Kameraden gefunden, neben seinem verschrumpelten Herz. Es war nicht so einfach, jemandem das Herz herauszureißen, denn derjenige musste nah an ihn heran.

Björn war ein Meistervampir gewesen mit der Gabe Illusionen zu erschaffen, doch anscheinend kam der Angriff überraschend und so schnell, das er nicht mehr reagieren konnte. Das Loch in seiner Brust zeugte von der Grausamkeit dieser Tat. Wer immer das getan hatte, war ein Meistervampir mit genügend Macht. Da Tatjana jedem erzählte, das Arthur lediglich ein junger Meistervampir mit wenigen Talenten war, fanden sie es für unmöglich, das dieser diese Tat begangen hatte. Aber wer dann hatte Björn getötet?

Und da es zu spät war, um zurückzufliegen, mussten sie hier in den Highlands den Tag abwarten. Tarin flog sie beide zu einer Höhle, die tief genug war, das sie geschützt war. Beide wussten, ohne es zu sagen, das sie morgen Abend zu spät kämen, um Tatjana vorzuwarnen. Die Sonne ging auf und es war unmöglich jetzt irgendetwas zu unternehmen.

Dort, wo die Leiche lag, entstand ein Feuer, als die Sonnenstrahlen auf sie fielen. Sie verbrannte zu nichts, als hätte sie nie existiert.


Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt