Dunkles Schicksal
Kapitel 82
Sethos stand ein paar Tage später in Paris am Fenster. Bis jetzt keine Spur von Arthur, Dante oder Merlin. Er machte sich Sorgen und bittere Vorwürfe. Denn er war derjenige, der den Zünder gedrückt und alles gesprengt hatte. Er warf sich vor, das er vielleicht zu panisch geworden war. Als der erste Ghoul heraus gestürmt kam, hatte Lance ihn geköpft, als schon der zweite knurrend angriff. Auch er wurde getötet und die Gefangenen schrien panisch auf; viele hatten noch die Ringe um. Und dann sprengte Sethos.
Der Gedanke, das sie dort unten eingeschlossen waren und elend zu Grunde gingen, verursachte in ihm ein furchtbares Gefühl. Maria hatte kein Wort gesagt, ihm nicht mal Vorwürfe gemacht. Ebenso Lance. Doch sie waren ungewöhnlich still. Er nahm Luft und trank einen Schluck seines Bourbons.
„Sethos, mach dich nicht verrückt", sagte Noel, als er herein kam. Der Vampir drehte sich um.
„Doch, ich mache mir Vorwürfe. Vielleicht hätte ich noch warten sollen, doch bei dem Anblick des zweiten Ghouls wurde ich panisch wie ein junger Vampir."
„Es ging um die vielen Gefangenen, die teilweise verletzt, schwach und fertig mit den Nerven waren. Sie wären leichte Beute gewesen."
Sethos schüttelte den Kopf.
„Nein, es waren genug Leute da, die Kräfte und Fähigkeiten hatten. Ich habe versagt und wahrscheinlich meine Freunde getötet", er machte eine Pause „Ich werde mir das niemals verzeihen, wenn es so ist. Das erste Mal, das ich getötet habe und ich nicht damit klar komme."
„Du solltest nicht so schnell aufgeben", sagte Noel.
Sethos nahm Luft und fragte.
„Wie geht es Maria?"
„Sie nimmt es schon schwer, doch sie sagt, das sie die Hoffnung nicht aufgibt. Sie besteht darauf, das Merlin noch lebt und sagt, das sie spüren würde, wenn er tot wäre. Tapferes Mädchen", antwortete Noel „Und noch einmal; du hattest keine Wahl. Unsere Leute waren vom Kampf erschöpft. Es wäre fraglich gewesen, ob wir alle Ghouls erwischt hätten und wir hatten die Verantwortung für die vielen Wesen, die sich nicht hätten wehren können. Ich bin mir ziemlich sicher, das Dante wie auch Merlin das verstehen würden. Schließlich hat er alles auf Spiel gesetzt, um sie zu finden. Alle wussten, auf was sie sich einlassen und Verluste bei solchen Aktionen gibt es immer."
„Vielleicht hast du recht", sagte Sethos „Doch ich frage mich, ob wir nicht noch andere Optionen gehabt hätten."
„Was denn? Ein Ghoul werden? Ich denke, das wäre nicht der Sinn der Sache gewesen. Und Merlin würde das auch so sehen; da bin ich sicher. Und auch Dante. Er ist ein Alpha und weiß damit umzugehen", sagte Noel „Ich habe mit ihm kurz gesprochen; auch er weiß, was er tut und auf was er sich einließ. Und Arthur? Arthur gibt erst auf, wenn er Asche ist. So unverschämt und arrogant er auch ist, weiß er auch zu kämpfen. Er mag alles sein, aber er ist kein Feigling."
„Das weiß ich", antwortete der Vampir und goss Noel etwas zu trinken ein.
„Warten wir es ab", sagte Noel, als er das Glas nahm „Ich werde sie auch noch nicht aufgeben. Dante und Arthur, sowie Merlin sind eine starke Truppe zusammen."
„Ja", sagte Sethos sarkastisch „Wenn der Wolf und Arthur sich nicht vorher schon gegenseitig umgebracht haben."
„Du solltest Arthur mehr zutrauen."
„Du hast ihn schon immer in Schutz genommen, Noel", stellte der ägyptische Vampir fest „Wieso?"
Noel ging zum Fenster und schaute auf den beleuchteten Park gegenüber. Nach einer Weile sagte er.
„Weil unter seiner Arroganz und Unverschämtheit eigentlich sein wahres Ich versteckt ist", sagte er leise, doch Sethos hörte ihn „Ich habe ihn schon in sehr schlimmen Situationen erlebt und er war immer bestrebt, mich zu schützen...damals. Selbst unter Einsatz seines Lebens. Ich habe ihm viel zu verdanken, hauptsächlich das er mich von einem sadistischen Meister befreit hatte und mir ein neues Zuhause gab, in dem ich mich sehr wohl fühle. Arthur hat sehr viel Schlechtes erlebt und das hat Spuren hinterlassen. Ich kannte ihn als junger Vampir, als er ahnungslos in Alexejs Unterschlupf kam. Er war so nett und freundlich zu mir, obwohl alle anderen mich verhöhnten und herumschubsten. Bis Alexej ihm diese Unschuld und Freundlichkeit nahm."
Er drehte sich um und sah Sethos an.
„Er ist nicht schlecht oder bösartig, doch das Böse, das er erlebt hatte, ging nicht spurlos an ihm vorbei. Es lehrte ihn, seine Verletzbarkeit und Gefühle unter einem Schutzpanzer aus Arroganz, Unverschämtheit und Aggression zu verbergen. Arthur würde für Lance, mich oder Maria...für jeden in der Familie sein Leben geben. Selbst für dich. Er würde um jeden seiner Freunde kämpfen. Das weiß ich. Er zeigt es nicht, doch wir alle liegen ihm am Herzen. Es...Es fällt ihm nur sehr schwer, es zu zeigen."
„Du scheinst ihn gut zu kennen", meinte Sethos.
„Ja", seufzte Noel und sah auf seinen Drink „Ich habe ihn gesehen, wie ihn noch nie jemand gesehen hat. Ich denke, ich bin der Einzige, der ihn jemals in den Armen hielt, als er vor Verzweiflung, Schmerzen und Angst in Alexejs Unterschlupf weinte. Sehr oft. Und ich gab ihm Trost und hielt zu ihm, gab ihm Hoffnung, das es irgendwann vorbei wäre. Ich konnte Alexej nicht besiegen, so wenig wie er selbst. Doch ich konnte mich um ihn kümmern, wenn er in den Morgenstunden von dem Bastard kam. Und ich konnte ihm ein Freund sein, den Einzigen, den er damals hatte. Ich habe mich um ihn gekümmert, ihn versorgt und ihm Mut zugesprochen, wenn er aufgeben wollte. Niemand weiß, wie verletzlich er damals war; ein junger Vampir, der soviel Furchtbares ertragen musste, bis er floh. Und niemand war glücklicher als ich, als er es endlich geschafft hatte, von diesem Scheusal wegzukommen", er machte eine kurze Pause und sah Sethos jetzt an „ Ich habe das noch nie jemanden erzählt, auch nicht Merlin. Also behalte das für dich, Sethos."
Sethos sah ihn überrascht an. Er kannte Arthur auch schon ein paar Jahrhunderte, doch er hatte noch nie erlebt, das er sich eine Blöße gab. Noch nie. Und Arthur in den Armen von Noel, verzweifelnd weinend, konnte er sich gar nicht vorstellen. Nicht Arthur. Doch anscheinend war es so gewesen, denn Noel neigte nicht dazu, irgendetwas zu sagen, was nicht der Wahrheit entsprach. Er kannte den jungen Vampir noch nicht lange, doch er schätzte Noel, der gut damit klar kam, einen Makel zu haben. Er war ehrlich, realistisch und loyal. Er sprach nicht viel, doch was er sagte, hatte Hand und Fuß. Lances rechte Hand setzte sich nie in den Vordergrund und Sethos zweifelte nicht an der Aufrichtigkeit seiner Worte. Er nickte.
„Ich werde es nie erwähnen; bei keinem."
Noel hob das Glas.
„Trinken wir auf unsere Freunde und das sie zu uns zurückkehren."
Sethos nickte und sie tranken schweigend.
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Nachdem die Sprengungen vorüber und alle von dem Ring befreit waren, nahm jeder seine vermissten Leute mit. Langsam brachen alle wieder auf, doch Sethos blieb bis zum Schluss. Mit ihm Lance, Maria und sein Clan, einschließlich Drew. Er ging dann später und sagte, das er die Führung des Rudels übernahm, bis Dante wieder hier war. Auch er schien sich nicht damit abzufinden, das er tot war.
Sethos selbst hoffte, doch mit jedem Tag der verging, schwand die Hoffnung mehr und mehr. Er blieb noch in Paris, bis sie endgültig wussten, was mit den drei geschehen ist. Lance und Maria sprachen nicht viel; die Stimmung war bedrückt. Doch Noel sprach öfter mit Sethos, der niedergeschlagen wirkte.
„Vielleicht sollten wir uns einen Weg nach unten bahnen", sagte er jetzt, als sie im Wohnzimmer saßen.
Beide kamen von der Jagd und Sethos hatte Noel angeboten, den älteren Vampir zu begleiten. Der Vampir ohne Fänge lebte hauptsächlich von Blutbeuteln, doch frisches Blut zog er natürlich vor. Und mit dem ägyptischen Vampir zu jagen kam ihm sehr entgegen, denn Sethos tötete seine Beute nicht. Heute tranken sie beide von mehreren, die danach in Ordnung waren, allerdings sich an nichts erinnerten. Noel hatte schon getötet, schließlich war er ein Vampir, doch er bevorzugte Sethos Jagd lieber.
„Sethos. Dort unten ist alles eingestürzt. Es würde ewig dauern, bis wir durch kämen. Und selbst wenn nicht alles eingestürzt ist, können da unten immer noch Ghoule sein. Nahrung hätten sie ja genug mit den vielen Leichen."
„Ja, ich weiß", sagte er und machte sich noch einen Drink „Verfluchter Mist", fluchte er dann.
„Es wird alles gut", sagte Noel.
Was sollte er auch sagen? Er selbst verlor nach vier Tagen langsam die Hoffnung. Doch er hütete sich, so etwas zu Sethos zu sagen. Der Vampir machte sich schon genug Vorwürfe.
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„Was gäbe ich jetzt für ein Stück gebratenes Kaninchen", seufzte Lexi „Oder ein Becher von Vaters tollem Met. Gott, ich wusste nicht, das man so durstig sein kann."
„Hör auf", murrte Siton „Das bringt nichts. Ich denke langsam, das wir vom Regen in die Traufe gekommen sind. Wir haben eine scheiß Situation gegen eine andere scheiß Situation getauscht. Und unsere Rückfahrkarte liegt im Koma. Nicht davon zu reden, das mir meine Zunge am Gaumen klebt und mein Magen Salto schlägt. Ich würde den Fraß in der Zelle essen, als wäre es ein saftiges Steak. Die Spinnen brauchen eigentlich nur zu warten, bis wir alle verdurstet sind."
Dante hörte ihm zu, doch dann stand er auf und schickte sich an, zum Ausgang zu gehen.
„Was wird das, Wolf?", fragte Arthur.
Er saß an die Wand gelehnt und hatte keine Versorgungsschwierigkeiten. Er hatte von Lian getrunken, der in seiner Ecke kauerte und furchtbar aussah. Abgesehen davon, das er ziemlich weiß im Gesicht war, wirkten seine Augen eingefallen und mit dunklen Rändern. Sein Körper konnte nicht so schnell den Blutverlust ausgleichen; dementsprechend schwach war er auch. Von dem gutaussehenden Kerl, der die Titelseite eines Surfer Magazin zieren könnte, war nicht mehr viel übrig. Doch Arthur hatte kein Mitleid und wusste, das Lian keine Rückfahrkarte hatte. Er würde ihn töten, wenn sie gingen und wahr machen, was er zu ihm gesagt hatte.
Merlin war noch nicht aufgewacht und brauchte wohl die Zeit, um sich zu erholen. Hier ging die Zeit anders, sie waren jetzt einen Tag hier.
Dante drehte sich um. Noch immer war er nackt, das ihn nicht störte. Arthur hatte ihn kurz gemustert und musste feststellen, das Wölfe gut ausgestattet waren. Doch er hatte keinerlei Interesse an Dante, außer ihm den Kopf abzuschlagen.
„Wir brauchen Wasser. Vielleicht kann ich auch etwas jagen."
Arthur stand auf.
„Das ist zu gefährlich oder willst du diese Viecher auf uns aufmerksam machen? Scheinst nicht nachzudenken, aber was erwarte ich von einem Hund."
„Er ist ein Wolf, Arthur", sagte jetzt Lexi und stand auch auf „Hör auf, ihn so zu nennen. Das ist unhöflich und beleidigend."
Arthur schnaubte abfällig.
„Lass gut sein, Lexi", antwortete Dante „Das stört mich nicht. Nichts davon. Er kann nicht akzeptieren, das Merlin mein Gefährte wird. Lass ihn sagen, was er will."
„Das wird er nicht."
„Was willst du dagegen tun?"
„Ich werde das verhindern", zischte Arthur „Notfalls schlage ich dir den Kopf ab, dann hat sich das Thema von selbst erledigt."
„Und Merlin wird dich dafür hassen", antwortete Dante „Zumal ich da noch ein Wörtchen mitzureden habe. Oder denkst du, das ich mich einfach von dir töten lasse."
Lexi verdrehte die Augen.
„Verdammt. Es ist gut jetzt. Wir werden alle hier an Durst verrecken, bevor ihr eure blöde Fehde ausführen könnt."
Arthur sah zu Lian, der unter seinem Blick zusammenzuckte.
„Ich nicht."
Lexi warf ihm einen zornigen Blick zu.
„Klar. Doch wie lange hält dein Essen noch durch, bevor er krepiert? Aber du würdest noch unsere sterbende Körper aussaugen. Mann, wir sitzen hier alle in einem Boot. Könntest du jetzt dich mal dem Team anschließen und mit uns kämpfen, anstatt gegen uns?"
Arthur warf ihr einen Blick zu, der soviel bedeutete wie...Ist das dein Ernst? Er drehte sich um und setzte sich wieder. Lexi ging mit Dante zum Ausgang. Es war Tag und heiß. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel. Der Wolf sah sich um. Überall Wüste, doch nicht weit weg von ihrer Höhle wuchsen grüne Pflanzen.
„Siehst du die Pflanzen dort?", fragte er die Fee und zeigte in eine Richtung „Dort scheint Wasser zu sein. Sonst würde dort nichts wachsen. Vielleicht auch Tiere, die essbar sind."
„Was ist mit den Spinnen?", fragte sie.
„Ich sehe keine. Vielleicht jagen sie in der Nacht, denn es ist verflucht heiß."
„Denkst du?"
„Die meisten Tiere in Wüstenlandschaften jagen nachts, weil es kühler ist. Es ist eine Vermutung, doch ich bin mir fast sicher. Ich werde Wasser suchen, denn wir wissen nicht, wie lange wir noch hier sind. Merlin braucht länger als erwartet, um zu genesen. Wenn wir auch nichts zu essen haben, können wir mehrere Tage durchhalten, doch nicht ohne Wasser."
„Er war auch sehr verletzt. Aber du hast recht. Wasser wäre wohl wichtiger als etwas zu essen. Merlin wird bald aufwachen und dann verschwinden wir. Jetzt, da seine Wunden geheilt sind", sagte Lexi.
„Das einzige Positive, was dieses Arschloch von Vampir getan hatte; ihn zu heilen."
„Er ist ein Vampir und arrogant wie einer. Doch ich bin mir sicher, das er nicht so ein schlechter Kerl ist, wie du sagst", sagte Lexi „Immerhin macht er sich Sorgen um Merlin und er hat ihn gesucht."
„Mag sein. Aber ich kenne ihn nur als jemand, der mich gerne tot sehen will", er grinste „Es wundert mich, das du noch lebst, denn scheinbar siehst du in jedem etwas Gutes."
„Ja. Er liebt Merlin. Und Liebe ist doch etwas Gutes. Oder?"
„Er hatte seine Chance. Und er hat es vergeigt."
Dante drehte sich um und ging wieder in die Höhle.
„Dahinten gibt es wahrscheinlich Wasser", sagte er „Ich werde mal nachsehen."
„Na dann", sagte Arthur „Viel Spaß mit den Spinnen."
„Ich gehe mit dir", sagte Lexi und griff nach ihren Schwertern.
„Tut mir leid", sagte jetzt Arthur „Aber ich muss passen. Sonne. Ich denke, das sie auch hier etwas dagegen hat, das ich mich zeige."
„Ein Glück", meinte Dante und griff nach seinem Schwert „Dann brauchst du dir keine andere Ausrede einfallen zu lassen."
„Willst du damit sagen, das ich Angst habe zu gehen?", fragte Arthur angriffslustig.
Dante wollte etwas sagen, doch Lexi zog ihn hinaus. Sie begannen den Abstieg und unten angekommen, sahen sie sich aufmerksam um. Keine Spinnen. Sie hatten ungefähr die Größe von einem großen Hund. Sie waren nicht zu unterschätzen, zumal sie immer in Gruppen unterwegs waren. Doch anscheinend hatte der Wolf recht und sie jagten nachts. Sie gingen über den Sand auf die grüne Vegetation zu.
„Ich bin froh, wenn wir hier weg kommen", sagte sie „Allein schon wegen dir und Arthur."
„Er kann nicht akzeptieren, das Merlin und ich zusammen sind", antwortete Dante.
„Liebst du Merlin?"
„Ja."
„Doch Arthur liebte ihn lange vor dir", sagte Lexi.
„Das mag sein, aber er hat es in den Sand gesetzt, als er Merlin betrogen hatte. Und das nicht nur ein Mal. Obwohl man ihm das fast nicht vorwerfen kann, da es in seiner Art liegt. Doch wenn er Merlin so liebt wie er sagt...Warum hat er ihn dann betrogen?
„Vielleicht hat er seine Lektion jetzt gelernt."
„Vielleicht. Doch Merlin wird sich nicht wieder mit ihm einlassen."
Sie gingen einen Moment schweigend, sahen sich immer wieder um. Die Vermutung schien sich zu bestätigen, das die Spinnen nachts jagten. Doch sie wollten nicht überrascht werden.
„Liebt Merlin dich auch?", wollte sie jetzt wissen. Er schaute sie an.
„Ich weiß es nicht. Er hat nie so etwas gesagt. Doch ich weiß, das sein Herz noch an dem Vampir hängt."
„Und trotzdem willst du ihn, obwohl er einen anderen liebt?", fragte sie überrascht.
„Ich werde ihn auf Händen tragen, ihm treu sein. Merlin ist ein Wesen, der das braucht, der fühlen will, wie sehr er geliebt und begehrt wird. Er ist schon so lange allein und dürstet fast danach. Er ist richtig aufgeblüht in der Zeit, in der wir zusammen sind."
„Mmh...ich weiß nicht, Dante", schüttelte sie leicht den Kopf „ Er liebt einen anderen. Ich weiß nicht, ob das gut geht, denn Arthur wird immer zwischen euch stehen."
„Vielleicht auch nicht", antwortete er und sah sich aufmerksam um. Doch keine Gefahr „Wir sind da", sagte er jetzt.
Es war, als hätten sie Glück im Unglück. Das hier war fast so wie eine Oase in der Wüste, nur das hier die Pflanzen anders waren. Einige waren bunt oder nur grün. Ein paar Bäume, die eigenartig fremd aussahen, mit großen Blättern. Doch das Beste war die kleine Wasserstelle, in der sich das Blau des wolkenlosen Himmels spiegelte.
„Da ist Wasser. Gott, ich bin ja so durstig", sagte Lexi und wollte dort hin. Doch Dante hielt sie fest.
„Warte. Wir müssen erst prüfen, ob es genießbar ist. Das ist das Erste, was ein Wolf tut, wenn er an eine fremde Wasserstelle kommt. Zumal wir hier in einer anderen Dimension sind; hier ist alles anders."
„Du hast recht", sagte sie.
Beide gingen zum Wasser. Es war klar und lockte mit seiner Frische. Lexi leckte sich über die trockenen Lippen. Sie würde sich am liebsten an den Rand legen und trinken, doch der Wolf hatte recht. Dante bückte sich und fuhr vorsichtig mit seiner Hand ins Wasser. Es war angenehm kühl. Als nichts brannte und es sich nur wie Wasser anfühlte, stand er auf und verwandelte sich. Nichts war besser wie die Nase eines Wolfes und so trottete der Wolf an den Rand und schnupperte. Vorsichtig leckte er mit seiner Zunge in das Wasser und testete es. Nach einem Moment sah er sich um nach der Fee und gab einen Laut. Er senkte den Kopf und trank jetzt.
„Ja...Oh ja", rief Lexi und warf sich hin, schlürfte das Wasser.
Nichts kam ihr im Moment köstlicher vor, als dieses klare Wasser. Sie trank und stillte ihren wahnsinnigen Durst, danach spritzte sie sich Wasser ins Gesicht und lachte. Sie hatten noch nichts zum essen, doch Wasser. Ohne Essen konnte man es länger aushalten, aber ohne Wasser nicht. Dante verwandelte sich wieder und sagte nun, nachdem auch er sich erfrischt hatte.
„Siehst du diese großen Blätter und den Harz an den Bäumen? Wir könnten daraus einen Behälter machen und Wasser mitnehmen", sagte Dante.
„Klar. Ich lebe in einem Wald und du wahrscheinlich auch. Natürlich können wir das. Ich denke, wir beide wissen, wie man in einem Wald überlebt. Oder?"
„Dann lass uns anfangen; die Sonne geht unter. Ich möchte vor der Dunkelheit aus dem Sand, denn dann bekommen wir unangenehme Gesellschaft."
Sie nickte und sie machten sich ans Werk. Viel konnten sie nicht mitnehmen, aber genug für heute und morgen. Als sie die zusammengeklebten Blätter mit Wasser füllten, hielten sie es. Lexi lächelte und sie machten sich auf den Rückweg, während Dante die Blätter zusammenlegte, so das nichts verschüttet wurde. Doch nun mussten sie gegen die Zeit gehen, denn die Sonne ging unter. Es war fast dunkel, als sie den Aufstieg begannen. Dante schaute nach unten; mehrere dunkle Gestalten tummelten sich jetzt am Fuß des Berges. Spinnen. Wo zum Teufel waren die jetzt so schnell hergekommen? Sie machten ein zurrendes Geräusch, das sich unheimlich anhörte. Dante kletterte langsamer als Lexi und nur mit einer Hand, denn er trug das Wasser.
Sie half ihm hoch auf das kleine Plateau vor der Höhle und sah nach unten.
„Sie sind da und ich denke, sie wissen sehr genau, das wir hier oben sind", sagte Dante.
„Spinnen können doch klettern", sagte sie „Sie werden hochkommen."
„Vielleicht. Das heißt, das einer Wache stehen muss. Verdammt, hoffentlich wird Merlin bald in der Lage sein, uns wegzubringen", sagte Dante und ging in die Höhle. Er hielt die Blätter hoch.
„Wir haben Wasser."
Siton rappelte sich auf und Dante gab ihm die Blätter.
„Sei vorsichtig und trink nicht viel. Es muss reichen bis morgen."
Siton trank und seufzte.
„Das war gut."
Dante wollte zu Lian, doch Arthur sagte.
„Er braucht nichts."
Lian wimmerte.
„Wenn du ihn nicht trinken lässt, stirbt er vielleicht, Vampir. Und so viel wie ich weiß, trinkt ihr nicht von den Toten."
„Nein. Totes Blut zieht uns in den Tod, deshalb trinken wir nicht bis zum Schluss und lassen ab, bevor die Beute stirbt. Na gut, gib ihm einen Schluck."
Dante kniete sich neben ihn und ließ Lian ein wenig trinken, der es hastig schluckte. Dann ging er zu Merlin und flößte ihm etwas ein, fuhr ihm sanft über sein Haar. Arthur beobachtete ihn mit hasserfüllten Blick.
„Das nächste Wasser hole ich", sagte er. Dante drehte sich um nach ihm.
„Da du nur nachts raus kannst, ist das nicht empfehlenswert. Die Spinnen sind nachts aktiv."
„Na und? Du denkst, ich werde nicht mit ein paar Spinnen fertig? Dann sieh hin, wenn ich gehe", antwortete Arthur zynisch.
„Wie du meinst."
Zwei Stunden später erwachte Merlin aus seinem fast bewusstlosen Schlaf. Da Dante eingeschlafen war und an der Höhlenwand lehnte, setzte sich Arthur neben ihn, als er endlich seine Augen öffnete. Arthur lächelte.
„Na, endlich ausgeschlafen?"
„Arthur."
„In voller Größe", antwortete er „Wie geht es dir?"
„Die Schmerzen...Sie sind weg", sagte Merlin und hob sein Hemd hoch, fühlte nach der Wunde, doch da war nichts mehr. Er schaute Arthur an, es war dunkel, doch die Monde spendeten ein wenig Licht.
„Ich habe dich mit meinem Blut geheilt", sagte er jetzt.
„Danke. Wo sind wir?"
„Nun...du hast uns vor den Ghouls gerettet, erinnerst du dich?"
Er nickte.
„Ja, ich habe ein Portal geschaffen, aber dann weiß ich nichts mehr."
„Du bist ohnmächtig geworden. Doch das Portal führte uns in eine andere Dimension, so wie Lexi sagte. Wir sind hier in einer Höhle und verstecken uns vor den Einwohnern dieser Dimension."
Merlin sah ihn erschreckt an.
„Oh nein. Sag mir jetzt nicht...Welche Einwohner?"
„Spinnen, ziemlich große."
„Oh Gott nein, nicht diese Dimension. Ich habe euch in die Monster Dimension geführt", sagte er entsetzt „Ich war schon ein paar Mal hier gelandet und musste mich verteidigen, bevor ich wieder verschwinden konnte. Sie sind gefährlich und greifen in Gruppen an."
„Können sie hier heraufkommen?", fragte Arthur.
„Es sind Spinnen; sie können klettern."
„Scheiße."
„Ich bin so müde", sagte Merlin „Doch ich muss...", er wollte aufstehen.
Arthur drückte ihn sanft zurück.
„Nein, ruhe dich noch aus, schlafe noch ein wenig. Ich werde Wache halten. Sollen sie nur kommen, doch im Moment ist Ruhe. Willst du noch etwas Wasser?"
Er nickte und Arthur gab Merlin zu trinken und strich ihm zärtlich über die Wange.
„Schlaf jetzt", sagte er sanft und Merlin schloss seine Augen.
Dante hatte ihn beobachtet, als er sich um Merlin kümmerte und so getan, als würde er schlafen. Er konnte fast nicht glauben, wie anders Arthur war, wenn er mit Merlin sprach. So sanft und liebevoll. Nicht nachdem er gesehen hatte, wie aggressiv und arrogant er alles andere behandelte. Dante zweifelte nicht daran, das Arthur Merlin liebte. Doch er wusste, das Vampire flatterhaft waren; das lag in ihrem Wesen. Er würde Merlin wieder betrügen, wenn er die Gelegenheit hatte, auch wenn er ihn liebte.
Er war ein Vampir und lebte wie einer. Und er war zu arrogant, sich zu ändern. Vampire änderten sich für niemanden. Dante kannte seine Rasse sehr gut, obwohl er keinen Kontakt pflegte. Und Arthur liebte ihn, doch er war nicht imstande, treu zu sein. Und deshalb wollte Merlin nicht mit ihm zusammen sein, denn er wusste, das er ihn wieder verletzen würde.
Eine Liebe zum Scheitern verdammt. Doch das kam ihm zugute. Dante würde Merlin nie enttäuschen.
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In der selben Nacht, schon ziemlich am Ende kamen sie dann. Lexi hatte die erste Wache gehalten, dann Arthur und wurde von Siton abgelöst, doch dieser war am Höhleneingang eingeschlafen. Der Nekromant war ein Mensch und Durst wie Hunger schwächten ihn, während Werwölfe und Vampire wie Feen länger durchhielten. Dante und Lexi schliefen, während Arthur wach blieb. Er hatte schon lange nicht mehr geschlafen, denn dann wäre er hilflos, wenn er in den Vampirschlaf fiel. Also verkniff er sich das, doch lange konnte er den Zustand nicht aufrecht erhalten. Vampire mussten ruhen, sowie Menschen schlafen.
Und er hörte sie, als sie die Wand hoch kamen. Blitzschnell stand er am Rand und sah hinunter. Da kamen sie, mindestens dreißig wenn nicht noch mehr. Er rannte in die Höhle und schrie.
„Alles aufstehen. Wir bekommen Besuch."
Dante sprang auf, sowie Lexi. Arthur zerrte Siton in die Höhle und sagte zu ihm.
„Tolle Wache."
Dante verwandelte sich und Lexi zog ihre Schwerter und rief.
„Arthur bring Merlin nach hinten zu Lian und...Siton, du auch. Kämpfen kannst du eh nicht."
Arthur hob Merlin hoch und brachte ihn nach hinten. Er wollte aufstehen.
„Ich kann helfen."
„Nein", sagte Arthur „Hebe dir deine Kraft für ein Portal auf. Wir machen das schon. Du bleibst mit Siton hier hinten", er wandte sich an den Nekromanten „Du sorgst dafür, das er hier bleibt. Hoffentlich bekommst du das wenigstens hin."
Dann war er fort und zog sein Schwert. Die ersten Spinnen kamen über den Rand. Ihr Zurren klang nicht sehr freundlich und sie griffen an. Dante sprang vor und verbiss sich im Panzer einer Spinne, kam aber nicht durch.
„Zielt auf die Köpfe und die Beine", rief Arthur, als er das sah und schlug zu. Die Spinne krachte zu Boden und zuckte, blieb dann regungslos liegen. Ihr hässlicher Schädel lag neben ihr.
„Auf den Kopf zielen", rief Arthur wieder „Ohne Kopf sterben sie."
„Achtet auf das Gift", rief Merlin „Sie dürfen euch mit ihrem Maul nicht berühren."
Merlin hatte schon mit dem Gift Bekanntschaft gemacht. Es lähmte. Doch da er ein Hexer war, konnte er die Wirkung mit einem Hexenspruch aufheben. Doch es wäre fatal, wenn jetzt einer der drei sich nicht bewegen könnte. So wie es aussah, kämpften sie sowieso einen aussichtslosen Kampf. Merlin wollte aufstehen, doch der Nekromant riss ihn zurück.
„Du bleibst schön hier, denn ich möchte nicht den Zorn des Vampirs auf mich ziehen", sagte er zu ihm und sah an Merlin vorbei zu Lian, der mit panischen Augen den Kampf verfolgte.
Merlin folgte seinen Blick und warf Lian einen verachteten Blick zu. Jetzt war er nicht mehr so selbstsicher wie in dem Kerker, als er Merlin unerträgliche Schmerzen zufügte. Oder mit Genugtuung zugesehen hat, wie sie ihn aufgeschnitten hatten, obwohl er bei vollem Bewusstsein war, bis die Schmerzen ihn in ein dunkles Nichts zogen. Er hasste Lian und hatte kein Mitleid mit ihm. Und das machte Merlin auch keine Angst mehr. Er war ein Hexer und sein Volk konnte sehr hassen und sehr grausam sein. Trotz allem wollte Merlin eigentlich nur seine Ruhe, doch in Zukunft würde er sich wehren. So wie seine Schwester, die nie lange herum gefackelt hatte.
Merlin sah, wie immer mehr Spinnen über den Rand kamen. Sie kämpften hier auf verlorenen Posten, denn sie waren nur zu dritt. Dante hatte sich wieder verwandelt und griff jetzt mit seinem Schwert an, da er nicht durch ihre Panzerung kam.
„Es sind so viele", schrie Lexi und hieb auf sie ein „Und es kommen immer mehr."
Das Zurren und Zischen war bedrohlich, das sie von sich gaben. Viele der Viecher lagen tot in der Höhle, doch die anderen stiegen über sie hinweg, um an ihre Beute zu kommen. Dante wich zurück. Eine große Spinne attackierte ihn. Er sah nicht den Stein und stürzte rückwärts zu Boden. Die Spinne vor ihm setzte zum Sprung an. Der Wolf starrte sie an, unfähig noch irgendetwas zu tun. Sie sprang auf Dante zu und Arthur wirbelte herum, köpfte sie in der Luft. Der Kadaver prallte neben Dante auf. Ungläubig starrte er auf die tote Spinne und dann zu Arthur, der ihn einen Moment ansah und sich wieder in den Kampf stürzte. Dante sprang auf und schwang sein Schwert.
„Wir schaffen das nicht", rief Lexi, während sie ihre Schwerter schwang „Sie werden uns überrennen."
Arthur sah sich um und wusste, das sie recht hatte. Je mehr sie töteten, umso mehr kamen. Er senkte das Schwert und hielt die Zeit an. Alles um ihn herum erstarrte. Spinnen, die angriffen, Lexi, die mit schreckgeweiteten Augen ihre Schwerter schwang. Dante, der eingekesselt war und Spinnen hinter ihm zum Angriff ansetzen. Siton, dem das blanke Entsetzen im Gesicht stand, sowie Lian. Merlin sah eher besorgt aus.
Er ging durch die Reihen und köpfte alle Spinnen, die in der Höhle waren, danach an den Rand und sah hinunter. Noch fünf Spinnen hingen an der Wand und waren im Begriff nach oben zu kommen. Drei köpfte er am Rand und warf sie herunter. Sie blieben in der Luft hängen, doch würden fallen, wenn die Zeit nicht mehr still stand.
Arthur drehte sich um und durchbohrte mit Kraft die Spinnen mit seinem Schwert. Es knirschte, als er den Panzer durchdrang und es bei allen tat. Dunkles Blut wie Teer sickerte aus der Wunde, wo der Kopf war und dort, wo Arthur sie durchbohrte. Sicher ist sicher.
Jetzt ließ er die Zeit wieder fließen und erwartete die letzten fünf Spinnen, während die drei toten Spinnen fielen. Er ließ sie alle fünf über den Rand kommen und hielt wieder die Zeit an. Er spürte, das es ihm schwer fiel, doch er tötete die letzten fünf und warf sie über den Rand. Dann verlor er die Konzentration. Sein Schlafmangel machte sich bemerkbar. Die fünf Spinnen fielen wie Steine. Er drehte sich um und kam in die Höhle, in der Lexi wie auch Dante verwirrt auf die toten Spinnen sahen.
„Gern geschehen", sagte Arthur mit seiner typischen Arroganz, als er an den beiden vorbeiging und sich neben Merlin kniete.
„Alles in Ordnung?"
Der Hexer nickte.
„Zeitfalle?", fragte er.
Arthur nickte müde. Er war erschöpft. Eigentlich müsste er schlafen und Blut kam jetzt aus seiner Nase. Merlin sah ihn besorgt an.
„Arthur? Du blutest aus deiner Nase."
Er strich mit seiner Hand das Blut weg und antwortete.
„Schon gut. Mir geht es gut. Ich habe lange nicht geruht, dann passiert das mal. Ist nicht so schlimm", log er. Blut aus der Nase war das erste Anzeichen, das er es übertrieb. Er würde noch viel mehr bluten, wenn er nicht ruhte.
„Warum schläfst du nicht?", fragte Merlin „Sie kommen nicht am Tag, nur in der Nacht."
Er lachte leise.
„Damit der Wolf mir den Kopf abschlägt oder mir das Herz herausreißt? Nein, danke."
„Das würde er nie tun. Schläft er denn?"
Arthur nickte und sagte grimmig.
„Er weiß, das ich dir etwas versprochen habe und ich halte mich daran. Ich werde ihn nicht anrühren."
Er verschwieg aber, das er Mordpläne während des Kampfes gehabt hatte. Nur kam er nicht mehr dazu, es auszuführen. Dante war unterwegs, um Merlin zu finden und er auch. Doch dann konnte er es nicht mehr tun, als sie Merlin gefunden hatten.
„Danke dir", sagte Merlin und strich ihm sanft über die Wange „Ich mag ihn nämlich sehr."
„Du liebst ihn nicht, Merlin. Du liebst mich", sagte Arthur leise und sanft.
Merlin sah ihn an. So viel Liebe und auch Schmerz in seinen Augen, als er zart lächelte. Wieder strich er Arthur zärtlich über seine Wange und sagte leise.
„Danke, das du mich gesucht und gerettet hast. Ich werde immer in deiner Schuld stehen. Doch..."
„Sag es nicht", fiel ihm Arthur ins Wort „Bitte...Sag es nicht."
Merlin nickte leicht und Arthur stand auf. Er sammelte sich, bevor er sich zu den anderen umdrehte und eine nicht durchschaubare Miene aufsetzte. Der verfluchte Wolf sollte nicht sehen, wie er litt. Dante sagte nichts und drehte sich um. Säuberte sein Schwert; er hatte sehr wohl diese kleine Szene zwischen Merlin und Arthur gesehen.
„Ich habe sie getötet und ihr räumt die Kadaver weg", sagte er jetzt zu den zwei „Werft sie einfach über den Rand."
„Wie hast du das gemacht?", fragte Lexi immer noch fassungslos.
„Er kann die Zeit anhalten", antwortete Dante statt Arthur „Einer seiner Fähigkeiten. Sie haben das Wasser verschüttet; vielleicht zeigst du uns noch eine deiner anderen Fähigkeiten und fliegst zur Wasserstelle."
„Ich bin erschöpft", sagte Arthur und setzte sich „Vielleicht fliegst du ja. Ach ja, ich habe vergessen, das du dich nur in einen Hund verwandeln kannst."
Dante grinste boshaft.
„Ach wirklich? Du bist erschöpft? Du? Ich dachte, die Spinnen zu töten ist ein Klacks für dich. Anscheinend nicht. Hast wohl deine Grenze erreicht, Vampir. Tja, niemand ist perfekt."
Arthur sprang auf, schon wieder zornig.
„Also gut. Ich hole dem Hündchen Wasser. Zufrieden?"
Er griff nach dem Blätterbeutel und ging zum Rand, schwang sich in die Luft und hörte den Wolf rufen. Es klang sarkastisch.
„Ich würde mich beeilen, denn bald ist Sonnenaufgang. Wir wollen schließlich keine Asche im Wasser."
„Arschloch", sagte Arthur und steuerte die Quelle an.
Lexi schüttelte den Kopf und ging zu Merlin, setzte sich neben ihn.
„Diese beide sind furchtbar", sagte sie „Seit wir hier sind, haben sie nur gestritten und sich beleidigt. Oder schlimmer noch; sie griffen sich an. Arthur hatte Dante an der Gurgel", sagte sie leise und sah Dante nach, der zum Höhleneingang ging.
„Arthur ist eifersüchtig und Dante stellt Besitzanspruch an mich. Sie sind sich spinnenfeind wegen mir", antwortete Merlin.
„Ihh, erinnere mich nicht an diese Viecher", sagte sie angewidert und nahm wieder das Thema auf."Liebst du sie beide?"
„Ich weiß, das ich Arthur liebe und immer lieben werde", sagte er nach einer Weile „Doch wir haben keine Zukunft. Er weiß es nur noch nicht oder besser gesagt, er will das nicht akzeptieren."
„Und Dante? Liebst du ihn auch?"
„Ich weiß es nicht, Lexi. Ich mag ihn sehr gerne und er fragte mich, ob ich sein Gefährte werden will."
„Wirst du es tun?"
„Ja", sagte er nach einem Moment „Ich möchte nicht mehr allein sein. Dante ist lieb und aufmerksam und ich glaube, er liebt mich."
Lexi seufzte und schüttelte den Kopf.
„Merlin...Ich weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung für dich ist. Du wirst der Gefährte von einem Wolf, doch dein Herz liebt und sehnt sich nach einem anderen. Und diese Vereinigung ist endgültig und für immer."
„Mag sein, aber ich bin es leid, Kummer zu haben. Ich möchte einfach meinen Frieden und glücklich sein. Arthur kann mir das nicht geben; er wird mich wieder verletzen. Und ich möchte nicht mehr verletzt werden."
Lexi stand auf und sah auf ihn herunter.
„Ob du Frieden und Glück in einer Verbindung findest, die für mich wie eine Flucht aussieht, bleibt umstritten. Denn du wirst nicht aufhören, Arthur zu lieben. Es hat bis jetzt nicht funktioniert; warum sollte es jetzt? Überlege dir das sehr gut, Merlin, denn danach bist du für immer an einen Wolf gebunden. Es ist etwas völlig anderes als mit einem Vampir. Für Wölfe ist eine Verbindung dieser Art heilig und du kannst nicht mehr zurück."
Sie drehte sich um und ging; Merlin sah ihr nachdenklich nach.
Arthur flog nicht sehr hoch und sah nach unten. Spinnen waren zu sehen, die sich jetzt zurückzogen. Der Morgen kam. Der Vollidiot von einem Wolf hatte recht gehabt; sie jagten bei Nacht. Der Himmel wurde schon langsam hell, als Arthur zurückkehrte und das Wasser auf den Boden stellte. Wortlos setzte er sich an die Wand und lehnte sich zurück, ignorierte die Blicke und das spöttische Lächeln von Dante. Er war zu müde und erschöpft, um sich wieder mit ihm anzulegen. Er schloss einen Moment seine Augen, als er eine zarte Berührung an seiner Schulter spürte. Merlin kniete neben ihm.
„Ruhe jetzt. Ich werde über dich wachen. Bitte, Arthur. Niemand wird dir zu nahe kommen."
Arthur sah zu dem Wolf; er traute ihm nicht. Merlin folgte seinem Blick.
„Hör jetzt auf, hier den Helden zu spielen und nicht zu ruhen", sagte Merlin eindringlich „Er wird dir nichts tun. Das ist nicht Dantes Art, jemand im Schlaf zu töten."
„Ich trau ihm alles zu. Der Weg zu dir führt über meinen Tod."
„Das ist Unsinn", sagte Merlin „Bitte, ruhe jetzt. Mir zuliebe."
Er nickte leicht, nachdem er Merlins Gesicht musterte. Gott, wie oft hatte er sich gewünscht, ihn wieder ansehen zu können. Er legte sich hin und schloss seine Augen. Einen Moment später war er in seinen Vampirschlaf gefallen und rührte sich nicht mehr. Lexi kam näher.
„Er liegt da wie tot."
„Er ist tot", sagte Dante „Schon immer gewesen."
„Das stimmt nicht ganz", sagte Merlin, während er aufstand „Arthur war einmal ein Mensch, bevor er ein Vampir wurde."
„Wie alt ist er denn?", wolle Lexi wissen.
„So an die neunhundert oder so", antwortete Merlin.
„Mann, ich bin erst einhundertzehn", sagte sie „Ob ich es jemals bis neunhundert schaffe?"
„Komm her, Merlin", rief Dante und hob einladend einen Arm.
Merlin ging zu ihm rüber. Er setzte sich neben ihn und der Wolf zog ihn an sich, küsste ihn zart auf die Lippen.
„Ich bin so froh, das es dir wieder gut geht. Wenn ich gewusst hätte, was dieser Drecksack da hinten vor hatte, hätte ich dich nicht gehen lassen."
Merlin nahm Luft.
„Es ist vorbei. Unsere Leute gerettet, inklusive mir und euch. Heute werden wir von hier verschwinden, denn die Spinnen kommen wieder. Ich war schon drei Mal hier und musste stundenlang warten, bis ich wieder ein Portal erschaffen konnte. Ich habe gekämpft und mich versteckt. Dieser Planet ist ein Monsterplanet, besiedelt mit Tausende von diesen Spinnen und sie wollen uns fressen."
Dante lächelte.
„Das habe ich bemerkt. Und ich bin immer noch verwirrt. Ich verdanke Arthur mein Leben. Ich muss gestehen, ich und wir alle wären vielleicht jetzt Spinnenfutter, wenn er nicht da gewesen wäre. Mit so etwas habe ich gar nicht gerechnet. Dieser Vampir ist undurchschaubar. Das macht ihn jetzt noch gefährlicher...und wahrscheinlich noch arroganter."
Merlin strich ihm über seine Brust, zärtlich.
„Er ist nicht so übel, sonst hätte er dich und die anderen nicht gerettet. Arthur mag vieles sein, aber er ist nicht bösartig im Sinne von bösartig."
„Nein, er ist ein arrogantes, aggressives, beleidigendes Arschloch. Und eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, das er uns alle nur gerettet hat, weil du auch hier warst. Ich denke, es wäre ihm lieber gewesen, wenn diese Viecher mich erwischt hätten."
Merlin sagte nichts dazu. Doch Dante könnte damit recht haben und trotzdem sah er nicht tatenlos zu, als Dante in Todesgefahr war. Merlin nahm Luft und kuschelte sich an Dante, küsste ihn und sagte schmunzelnd.
„Du bist nackt."
„Nun ja, ich kämpfte als Wolf und wusste ja nicht, das wir noch einen Ausflug in die Monsterwelt machen. Sonst hätte ich mir Ausgehklamotten mitgenommen", antwortete er schmunzelnd.
Merlin lächelte und Dante zog ihn noch näher, küsste ihn auf sein Haar.
„Ich habe dich vermisst, Hexer."
„Ich dich auch", antwortete Merlin und lehnte sich an ihn. Er schloss seine Augen. Dante war so warm und in der Nacht kühlte es stark ab. Langsam driftete Merlin wieder in den Schlaf, in den warmen Armen von Dante.
Doch Dante wurde ernst und sah auf die andere Seite, an der Arthur lag und ruhte. Es wäre ein Leichtes, ihn jetzt zu töten, doch er wusste, das er damit Merlin das Herz brechen würde. Und es war unter seiner Würde, jemanden zu töten, der hilflos war. Er sah nachdenklich auf den Hexer in seinen Armen, bis seine Augen zufielen. Das alles hier; die fremde Dimension, die andere Zeit wie auch der Kampf und wenig Wasser sowie kein Essen zehrte an ihnen allen. Doch er zwang sich noch wach zu bleiben und musterte ihr kleines Team, das jetzt schlief.
Lian war ausgemergelt und noch halb am Leben. Arthur würde ihn nicht am Leben lassen, das war dem Wolf klar. Und er hatte eigentlich auch nichts dagegen; er hatte Merlin Furchtbares angetan. Siton ging es nicht viel besser, er war nervös und schwach und schlief an der Wand gelehnt. Sie mochten Tote erwecken können, doch sie allein waren schwach ohne ihren Body. Lexi lag etwas links von Dante, auch sie schlief jetzt. Diese Fee imponierte dem Wolf. Sie war eine Kämpferin und kein Feigling und sie wusste mit ihren Schwerter umzugehen. Dazu war sie forsch und vorlaut, doch sorgte sich auch um andere. Siton hatte Dante erzählt, das sie sich um Merlin rührend gekümmert hatte und sie dadurch den Zorn von Lian auf sich gezogen hatte. Lexi würde dem Bastard auch keine Träne nachweinen.
Die Sonne ging auf und spendete ein wenig Licht vom Höhleneingang. Sie hatten die Horrornacht überlebt, dank dieses Vampirs. Dante musste neidlos zugeben, das Arthurs Fähigkeiten wirklich außergewöhnlich waren. Merlin hatte nicht übertrieben. Es lag nicht daran, das Dante Arthur nicht mochte, weil er ein Vampir war. Nein, Sethos fand er äußerst sympathisch, was er niemals gedacht hatte. Er war höflich und respektierte ihn und er war klug. Doch Arthur war ein arroganter, unverschämter Arsch und er war zugleich schön und attraktiv. Selbst das musste Dante sich eingestehen, wenn auch zähneknirschend. Doch er war kein Feigling, kämpfte an ihrer Seite und hatte sie alle letztendlich mit seinen Fähigkeiten gerettet. Mag sein, das Merlin recht hatte und er nicht so war, wie er sich gab, doch für Dante blieb er ein arroganter Arsch.
Er sah auf den schlafenden Hexer in seinen Armen und wieder fragte er sich, was Merlin in Arthur sah. Was zum Teufel er an sich hatte, das Merlin ihn nicht vergessen konnte. Heute Abend würden sie endlich nach Hause kommen, wenn Merlin ein Portal erschuf. Er war stolz auf ihn, denn so wie es aussah, war Merlin sehr mächtig. Dante kannte sich mit Magie nicht aus, doch er sah wie Lexi ihn fassungslos und bewundernd angesehen hatte, als er das Portal schuf. Das war wohl etwas Schwieriges und Besonderes in der Welt der Magie.
Er nahm Luft und seine Augen fielen zu.
Nach Hause. Ja. Zu seinem Rudel und zu dem er seinen zukünftigen Gefährten führen wollte.
Das waren seine letzten Gedanken, bevor er in den Schlaf fiel; Merlin fest und beschützend in seinen Armen.
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Arthur wachte kurz nach Mittag auf und setzte sich auf. Es war still in der Höhle, alle schliefen noch. Sein Blick blieb an Merlin und Dante hängen, der Merlin mit seinen Armen umschlungen hatte und schlief. Zorn wallte wieder in ihm hoch, die Eifersucht brannte in ihm wie ein wütendes Feuer. Und noch etwas fühlte er sehr präsent. Etwas, was ihm ein enges Gefühl in der Brust verursachte.
Angst.
Arthur hatte Angst, das Merlin sich für Dante entscheiden würde. Er wusste, das eine Verbindung mit einem Wolf für immer war und unauflösbar. Merlin wäre für immer für ihn verloren. Er würde im Revier der Wölfe leben und dort konnte er nicht hin. Nicht ohne eine ausdrückliche Einladung.
Er stand blitzschnell auf. Verdammt, er hätte diesen Wolfsbastard töten sollen, als er die Gelegenheit hatte. Er tat es nicht. Und er tat es auch nicht, als die Spinne ihn angriff. Er hätte zusehen können, wie er unter der großen Spinne starb und seine Probleme wären gelöst gewesen. Er wusste, das Dantes Tod Merlin getroffen und er wieder gelitten hätte. Arthur wollte nicht mehr, das Merlin litt. Und er hatte ihm ein Versprechen gegeben, den Wolf nicht anzurühren. Er wollte Merlin zeigen, das er seine Versprechen halten konnte. Aber dann hatte er ihn gerettet.
Verflucht. Was hatte er sich dabei gedacht? Er wäre den Idiot auf elegante Weise losgeworden und wäre nicht einmal schuld gewesen. Gefallen bei dem Versuch, die Spinnen abzuwehren. Er sah zu den beiden, die eng umschlungen schliefen.
„Warum habe ich nicht einfach weggesehen?", fragte er sich leise.
Er drehte sich um und ging durch die Höhle, setzte sich an den Höhleneingang, sah hinaus über die Landschaft. Immer noch besser, als die beiden zu sehen, die eng umschlungen schliefen. Da die Sonne hoch stand, saß er im Schatten, doch das helle Licht tat seinen Augen weh. Er wandte den Blick von dem Ausgang ab, als sich jemand neben ihn setzte. Merlin.
„Du hast nicht lange geruht", sagte er.
„Nein. Wahrscheinlich traute mein Unterbewusstsein dem Ganzen nicht. Aber mir geht es gut. Was ist mit dir?"
Merlin hob sein Hemd hoch, fühlte seinen glatten Bauch. Nichts war mehr von der hässlichen Wunde zu sehen, genauso sein Rücken.
„Gut. Ich...Du hast mich geheilt. Danke."
„Hab ich gerne gemacht", sagte Arthur und sah ihn zärtlich an.
Merlin sah weg und über die Landschaft. Sein Herz schmerzte, wenn er in diese blauen Augen sah, die er so liebte; wenn er in Arthurs schönes Gesicht sah und dort nur Zärtlichkeit für ihn sah. Doch sein verletztes Herz sehnte sich nach Ruhe und Erholung. Arthur konnte ihm beides nicht geben. Und letztendlich würde er wieder auf der Strecke bleiben. Bei Dante war er zufrieden und manchmal wirklich glücklich. Er wusste, das er bei Dante Ruhe und Erholung fand, aber auch Zufriedenheit und vielleicht Glück. Vielleicht war diese Verbindung die Antwort und der Grund, das er Arthur endlich loslassen konnte.
„Zumindest kenne ich fast die ganze Welt wegen dir", riss Arthur ihn aus seinen Gedanken „Ich bin unendlich geflogen und habe diesen Sender gesucht. Und dann habe ich dich gefunden. Ich hätte nicht vorher geruht."
„Dafür bin ich dir sehr dankbar", sagte Merlin „Und das du Dante gerettet hast."
„Lag nicht in meiner Absicht; war ein Reflex im Kampf", sagte er kalt. Doch dann wurden seine Augen wieder zärtlich, als er den Hexer ansah „Ich habe dich gesucht und gerettet, weil ich dich liebe, Merlin. Weil ich dich immer lieben werde. Es tut mir so leid, was ich dir angetan habe. So unendlich leid."
„Was willst du damit sagen?"
„Wir lieben uns. Es wird für mich keinen anderen geben. Bitte, Merlin...hör mich doch an."
Merlin schaute ihn an; so unendlich zärtlich und er hob die Hand und strich dem Vampir sanft über seine Wange.
„Ach Arthur. Wir sollten endlich loslassen. Wir können nicht zusammen sein, versteh das doch. Wir machen uns nur gegenseitig unglücklich."
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Das kannst du nicht tun und mit dem Wolf gehen. Nicht, bevor ich dir einiges gesagt habe. Bitte. Oder hast du dich schon entschieden? Wirst du es wirklich tun und mit dem Wolf gehen? Kannst du mich so einfach für immer verlassen? Bitte, Merlin...tu es nicht. Ich liebe dich."
Merlin sah wieder über die Landschaft und schwieg. Doch dann sagte er.
„Vergiss mich, Arthur."
Er stand auf und ging zurück in die Höhle, Tränen in seinen Augen, die er weg blinzelte. Er war so in seinen Gedanken versunken, das er Dante nicht sah, der seitlich am Höhleneingang im Schatten stand und jetzt in die Höhle trat.
„Merlin?"
Er fühlte sich furchtbar. Mit Dante zu gehen, wäre ihm wesentlich leichter gefallen, wenn er Arthur nicht wieder getroffen hätte. Er war so sanft und liebevoll. Etwas was Merlin früher so an ihm vermisst hatte, als er sein Gefährte war. Doch er hatte sich entschieden und es brach ihm sein Herz. Es schrie in unendlicher Pein auf, doch er versteckte es. Hoffte, das Dante nicht sah, wie es in ihm aussah. Er drehte sich um und versuchte zu lächeln, was ihm nicht wirklich gelang.
„Ausgeschlafen?", fragte er in einem heiteren Ton. Er hoffte zumindest, das es heiter wirkte.
„Wann brechen wir auf?", fragte Dante „Oder brauchst du noch Zeit?"
Merlin kam auf ihn zu und küsste ihn.
„Du willst wohl von diesem wunderschönen Ort schnell weg? Was?"
„Wunderschön? Kein Wasser, tagsüber vierzig Grad, nachts arschkalt und nichts zu beißen. Ganz abgesehen von der liebevollen Gesellschaft und den Haustieren, die uns nachts besuchen. Ich kann mir wirklich bessere Orte vorstellen."
Merlin lächelte und zog ihn an sich, küsste ihn. Doch ließ ihn los, als Arthur hereinkam. Er wollte nicht, das Arthur wieder ausflippte. Nun ja, sie waren ja bald hier weg.
„Wir verschwinden in einer Stunde", sagte Merlin.
„Wohin?", fragte Lexi „Bitte nicht von einer Monsterwelt in eine andere. Ich will nach Hause."
„Nein. Wir werden nach New Orleans reisen, eigentlich zu Serena. Das bekomme ich schon hin."
Lian stöhnte und setzte sich auf. Er sah furchtbar aus. Bleich schaute er zu den anderen, an seinem Hals mehrere Bisswunden. Arthur stapfte auf ihn zu und er robbte zurück, bis er die Wand im Rücken spürte. Arthur zog ihn brutal hoch und schleifte ihn zu Merlin.
„Hier, du Stück Scheiße...Du wirst dich jetzt bei Merlin entschuldigen."
„Es...Es tut mir leid...Alles", stammelte er.
Merlin schnaubte verächtlich.
„Geschenkt", sagte er abfällig und wandte sich ab. Arthur grinste ihn an.
„So, mein Lieber. Ich werde noch ausgiebig essen, bevor wir aufbrechen", sagte er, als er Lian wieder in seine Ecke schleifte. Er stank erbärmlich; hatte sich wohl in die Hose gemacht.
„Bitte...Nicht töten", stammelte er, doch bei Arthur traf er auf taube Ohren. Seine Augen wurden grün, seine Fänge verlängerten sich, als er zischte.
„Verabschiede dich von dieser Welt und bereite dich vor, durch die Höllentore zu gehen. Du wirst nicht mit zurückkehren und deine Leiche können sich die Spinnen holen."
„Nein...Nein."
Lian sah zu den anderen, ein bittender Blick. Er hoffte, das einer etwas sagen und ihn retten würde. Doch alle wandten sich ab und sahen weg, als Arthur sich vorbeugte. Lian schloss seine Augen. Das war es dann. Doch dann öffnete er ruckartig seine Augen und hob die Hand.
„Warte!"
„Warum?"
„Wenn du mich leben lässt, sage ich dir, wo du meinen scheiß Vater finden wirst", sagte er hasserfüllt.
„Ich höre."
„Er hat eine versteckte Hütte in Schottland. In den Higlands an einem See, der Loch Oich heißt. In der Nähe ist eine Stadt...Invergarry. Dort findet ihr ihn."
Arthur grinste bösartig.
„Du bist ein verfluchter Bastard; lieferst deinen eigenen Vater aus. Nur um dein erbärmliches Leben zu retten. Doch du hast einen Fehler gemacht, als du unsere Leute gefangen und gequält hast. Doch der größte Fehler war Merlin. Du hast ihm sehr weh getan und zufälligerweise liebe ich ihn sehr. Das ist dein Verderben."
„Es...Es tut mir wirklich leid."
„Zu spät", sagte Arthur und biss zu.
Er fühlte wie das Leben aus Lian mit jedem Schluck wich und er zusammensackte. Arthur ließ von ihm ab, als sein Herz noch ein paar Mal schlug und dann stillstand. Verächtlich ließ er ihn fallen und wischte sich über den Mund. Lian starrte ihn aus gebrochenen Augen an. Er drehte sich um. Die anderen standen an der Wand, den Blick gesengt. Niemand hatte verhindert, das Arthur ihn tötete...Niemand wollte es verhindern. Und niemand würde traurig sein.
„Also gut", sagte Arthur „Können wir dann los?"
Merlin nickte und löste sich von der Wand. Er warf dem toten Lian einen Blick zu, doch das erste Mal hatte er nichts dagegen gehabt, das Arthur tötete. Er hätte es selbst getan, doch so war es ihm lieber. Zumal sich Arthur seine Rache nicht hätte nehmen lassen.
Er hob seine Hände; seine Magie jetzt stark und konstant in ihm. Er fühlte sich ausgeruht und stabil, als er mit dem Hexenspruch begann. Er konzentrierte sich auf Serenas Wohnzimmer in New Orleans, als seine Hände blau leuchteten. Immer lauter wurde er und das Portal begann sich zu formieren. Wieder schaute Arthur ihn fasziniert an. Merlin war so was von attraktiv, wenn er hexte. Und er war stolz, das sein Gefährte ein mächtiger Hexer war. Warum war ihm das nie zuvor aufgefallen?
Lexi starrte bewundernd auf das blaue Portal und Siton schüttelte ungläubig den Kopf, während Dante leicht lächelte.
Ja, das war Merlin. Ein mächtiger Hexer, der Portale schaffen konnte.
Merlin wendete leicht den Kopf und rief.
„Gleich ist es soweit."
Alles stellten sich hinter ihn, als Merlin die Hände sinken ließ. Vor ihm ein wallendes, blaues Portal. Er nickte den anderen zu und sprang hinein. Lexi folgte ihm, dann Siton und Arthur. Dante schaute sich kurz um, sah zu der Leiche, dann sprang er auch. Hinter ihm schloss sich das Portal und sie standen...
Einer wirklich fassungslosen Hexe Namens Serena gegenüber, die sie musterte, als wären sie Geister.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...