Dunkles Schicksal
Kapitel 29
Merlin starrte ihn nur an, nicht fähig zu reagieren und nicht fähig, das zu realisieren. Arthur stand vor ihm, unverletzt und so schön wie eh und je. Und doch hatte er die Befürchtung, das er sich gleich auflösen und sich herausstellen würde, das Merlin seinen Verstand versoffen hatte. Oder seine Vermutungen sich jetzt bestätigten, das er langsam und sicher verrückt wurde. Anscheinend schien sein Gesicht das alles widerzuspiegeln, denn Arthurs Lächeln verschwand und machte einer sorgenvollen Miene Platz, denn der Mensch war weiß wie Schnee geworden.
„Merlin, ich bin es wirklich. Ich bin nicht tot. Ich bin nicht in Moskau gestorben", er lächelte kurz „Besser gesagt, ich habe nicht aufgehört zu existieren, so wie du es ausdrücken würdest."
Merlin sagte immer noch nichts und Arthur kam näher, blieb vor ihm stehen.
„Sag doch etwas. Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen. Es gibt für alles eine Erklärung. Merlin?"
Merlin schien aus seiner Erstarrung aufzuwachen, denn er zog Luft, als er bemerkte, das es langsam dunkel vor seinen Augen wurde und er feststellte, das er nicht geatmet hatte. Er schwankte und Arthur griff zu, stützte ihn. Merlin griff mit beiden Händen an die eiserne Stäbe des Tors, um sich festzuhalten, um sich zu erden. Arthur ließ ihn los, wartete schweigend und besorgt. So hatte er sich das Wiedersehen nicht vorgestellt. Merlin war vollkommen durch den Wind und noch nie hatte er ihn so gesehen. Und er sah nicht gut aus, es schien ihm, das er noch dünner geworden war und die dunklen Ringe unter seinen Augen waren auch nicht zu übersehen.
Hatte er getrauert? Lance sagte, das Merlin sich sicher war, das er tot war. Hatte Merlin so getrauert, das er jetzt so schlecht aussah? Anscheinend war er geschockt, Arthur zu sehen. Doch so extrem? Lance war auch überrascht, aber das hier? Arthur erwartete, das er gleich umfiel, denn er war bleicher als er. Und das sollte was heißen.
Merlin atmete ein paar durch, hielt sich immer noch am Tor fest. Die dunklen Schatten vor seinen Augen verschwanden langsam und noch einmal nahm er tief Luft. Er zitterte, aber nicht vor Kälte und er hatte den Kopf gesenkt, schaute auf den Boden vor ihm. Alles in ihm war in Aufruhr und seine Gedanken ein einziges chaotisches Durcheinander. Er schloss einen Moment seine Augen, versuchte sich zu sammeln und seine Gedanken in Reihe zu bekommen. Schließlich fragte er, ohne aufzusehen, denn er hatte Angst, das Arthur jetzt fort wäre. Und er einer Fata Morgana begegnet war.
„Bist du es wirklich oder träume ich? Oder ich werde jetzt verrückt."
Er fragte völlig angespannt und hoffte, das er eine Antwort bekam und an der Stelle, wo Arthur stand nicht nur Luft war. Und er sich letztendlich das doch eingebildet hatte. Es würde ihn in die Dunkelheit zurückwerfen, der er gerade zu entkommen versuchte.
Arthur griff wieder nach ihm und zog ihn zu sich. Er wollte Merlin zeigen, das er real war, wollte das Merlin seinen Körper spürte und sich sicher war, das er wirklich da war.
„Nein, du träumst nicht. Sieh mich an, ich bin es wirklich. Spürst du mich? Ich bin kein Geist, denn die haben keinen Körper. Alexej konnte mich nicht töten, denn ich bekam unerwartet Hilfe. Sethos war da und tötete Alexej und nahm mich mit. Ich war schwer verletzt und er pflegte mich und ich bin sofort aufgebrochen, als ich in der Lage dazu war. Ich musste unbedingt wissen, ob du in Sicherheit warst und lebst."
„Arthur?", fragte Merlin unsicher und betete, das dies kein Traum war.
„Ja, ich bin wirklich hier, Merlin."
Jetzt schaute Merlin ihn an, eine ganze Weile, als müsste sein Verstand das jetzt verarbeiten. Doch dann strich Merlin ihm durch sein Haar, über seine Wangen. Er setzte seine Wanderung fort, strich ihm über seine breite Schultern, als müsste er sich davon überzeugen, das er wirklich da war. Solange hatte er gelitten, sich schuldig gefühlt und sich sehnlichst gewünscht, das er nicht tot war. Und jetzt stand er vor ihm, wie ein Wunder. Und scheinbar unverletzt. Der Vampir sah ihn unentwegt an, seine Sorge in seinem Gesicht geschrieben. Merlin verhielt sich seltsam.
Und Merlin sah ihn immer noch schweigend an, musterte sein schönes Gesicht, als brauchte er das, um wieder klar zu werden. Arthur war da. Er lag in seinen Armen und es fühlte sich so wunderbar real an. Er war wirklich da, das war keine Einbildung. All sein Flehen wurde erhört.
Und ja, das war sein größter Wunsch gewesen und wohl das schönste Weihnachtsgeschenk, das er je haben würde. Und diesmal, diesmal würde er sich von nichts aufhalten lassen. Nicht von seiner Einstellung, nicht von der Vergangenheit und nicht von seiner adligen Gesellschaft. Er liebte dieses Wesen mit einer Intensität, die ihm jetzt erst richtig bewusst wurde. Jetzt, da er quicklebendig vor ihm stand.
Er lachte leise anhand dieses Gedankens. Arthur war alles andere als quicklebendig. Er war tot und Merlin war dafür nie dankbarer als heute, das er es war. Denn das er tot war, rettete ihm letztendlich das Leben.
Wieder lachte er leise vor sich hin, wegen dieses Widerspruchs an sich. Arthur, der ihn nur ansah und sich etwas wunderte, weil er leise vor sich hin lachte, sagte ein wenig sorgenvoll.
„Sag mir nicht, das du jetzt verrückt geworden bist."
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, ich brauchte nur etwas Zeit, um zu realisieren, das du wirklich da bist."
Und er wollte keine Zeit und unnötige Worte mehr verschwenden. Noch immer in den Armen von Arthur, legte er eine Hand in Arthurs Nacken und dann tat er etwas, womit der Vampir nie gerechnet hätte. Er küsste Arthur. Sanft strich er mit seinen warmen Lippen, das Arthur sehr bewusst war über seine kühlen Lippen. Ansatzweise, neckend. Dann schaute er Arthur wieder an und in seinen Augen lag so viel Zärtlichkeit, das der Vampir jetzt daran war, zu denken, ob er das träumte. Vielleicht war er gar nicht hier und schlief noch.
„Merlin?", fragte er etwas verunsichert.
„Ja?", antwortete der Jäger, sich sehr bewusst, das er in Arthurs Armen lag. Es fühlte sich so gut an, so richtig. Und er nannte sich wieder einen Vollidiot, weil er so lange gewartet hatte.
„Was sollte das eben?"
Merlin lächelte.
„Ist das nicht offensichtlich? Ich will dich küssen."
„Warum?"
„Ist das jetzt dein Ernst?", fragte Merlin stirnrunzelnd „Wolltest du das nicht die ganze Zeit? Du wolltest mich doch verführen, oder etwa nicht?"
„Ja, schon. Aber das war..."
Weiter kam er nicht, denn Merlin zog ihn an sich und küsste ihn jetzt forsch. Er strich mit seiner Zunge die kühlen Lippen entlang und forderte Einlass und Arthur öffnete seufzend seine Lippen und ließ zu, das Merli ihn erforschte. Der Vampir packte ihn, zog ihn näher an sich. Er wollte Merlin spüren, so nah und so herrlich warm an sich. All seine Sehnsucht lag in diesem Kuss, all seine Hoffnungen, Wünsche und Entbehrungen und Merlin schien sie alle zu erfüllen. Seine Augen wurden grün, seine Fänge verlängerten sich und Merlin fuhr sanft mit seiner Zunge darüber. Er zog sich zurück, etwas unsicher.
„Hast du Hunger?"
Arthur lachte.
„Nach dir? Immer. Aber ich sagte dir, das dies auch etwas anderes auslösen kann, außer den Hunger nach Blut. Wenn ein Vampir erregt ist, passiert das auch. Also, keine Panik."
„Gut zu wissen", sagte Merlin und küsste ihn wieder. Verlangend und forsch verbanden sich ihre Zungen und vollführten einen sinnlichen Tanz.
Leider musste Merlin den Kuss unterbrechen, weil er derjenige war, der an Sauerstoff gebunden war. Keuchend sah er den Vampir an, dessen Haut auf seiner Wange, die er jetzt streichelte so wunderbar glatt und kühl war. Sie sahen sich nur an, beide unfähig etwas zu sagen und beide wahrscheinlich immer noch damit beschäftigt, herauszufinden, ob das echt war. Oder sie beide ihren Hoffnungen und Wünschen erlagen. Arthur unterbrach das sinnliche, intime Schweigen.
„Wie ist das möglich?"
„Was denn?"
„Nun ja, du küsst mich nicht wie Lance es getan hatte."
„Er...hat dich geküsst?"
Arthur nickte.
„Hatte mich auch überrascht. Weißt du, obwohl wir so lange zusammen sind, war nie etwas zwischen uns. Eigentlich sind wir Brüder."
„Wir aber nicht", sagte Merlin und küsste ihn wieder. Doch Arthur schob ihn etwas sanft zurück.
„Warte! Das musst du mir jetzt erklären, sonst zweifle ich an meinem Verstand. Ist das auch so ein Begrüßungssritual, nur anders?"
Merlin strich ihm über sein Haar, noch immer waren sie nah beieinander und lagen sich in den Armen. Merlin leckte sich mit seiner Zunge über die Lippen. Es war so sinnlich, das Arthur leise stöhnte und ihn noch fester packte.
„Nein, ist es nicht. Es ist viel mehr, Arthur. Nur hatte ich nicht mehr die Gelegenheit und die Hoffnung, es dir jemals zu sagen."
„Was?"
Arthurs Herz würde ihm jetzt im Hals schlagen, doch das war nicht möglich. Doch er war angespannt, denn er wünschte sich so, das Merlin den gleichen Grund hatte wie er. Und er hatte Angst, das es nicht so ist. Denn jetzt, da er Merlin in den Armen und er ihn so geküsst hatte, würde er noch mehr leiden als zuvor.
Merlin schaute auf und in Arthurs schöne Augen, die jetzt dunkel waren in der Nacht. Aber er wusste, das sie jetzt ein tiefes Blau angenommen hatten, wie die stürmische See. Wenn sie nicht gerade leuchtend smaragdgrün waren.
„Ich liebe dich, Arthur. Gott, ich liebe dich schon so lange und ließ es nie zu. Doch jetzt, da das Schicksal mir eine zweite Chance gab, werde ich den Fehler nicht wieder tun. Ich habe so gelitten, so schmerzlich gelitten, das ich dich verloren hatte", er lächelte leicht „Ich liebe dich, Vampir und nichts kann das ändern. Du hast es erreicht, das ich nicht ohne dich sein kann."
Arthur schaute ihn nur an und konnte seinen Ohren nicht trauen. Er hatte mit allem gerechnet. Das Merlin ihm wieder den Krieg erklärte oder das er sagte, er wollte ihn nicht mehr sehen. Aber das hier kam so unerwartet, das er es fast nicht glauben konnte. All seine Wünsche gingen gerade in Erfüllung. Merlin liebte ihn. Der Jäger, der ihn töten wollte, liebte ihn. Er schloss einen Moment seine Augen. Als er sie wieder öffnete, sah ihn Merlin fragend an, denn er wartete auf eine Antwort.
„Merlin, mein Gott. Ich...Ich glaube das nicht, denn das ist etwas, was ich mir in all der Zeit gewünscht hatte. Was ich in meinen Träumen sah und jetzt habe ich dich in meinen Armen und du sagst mir das, was ich immer hören wollte", er unterbrach sich einen Moment „Als ich mit dir reiten wollte, da wollte ich dich in meinem Bett. Doch mit der Zeit und als ich dich kennenlernte, wurdest du so viel mehr für mich. Und letztendlich wusste ich es. Ich liebe dich, Merlin. Doch ich wagte nie zu hoffen, das du mir ebenfalls diese Gefühle entgegen bringst. Doch weil ich dich liebte, wollte ich dich in Sicherheit wissen. Ich war bereit alles dafür zu tun, selbst zu sterben. Doch das Schicksal sah das anders aber jetzt...", er sprach nicht weiter.
„Was jetzt?, fragte Merlin, denn er ließ den Satz unbeendet „ Es war ein Fehler, mich zu lieben und nun tust du es nicht mehr?"
Arthur ließ ihn los und Merlin blieb vor ihm stehen. Sein Herz raste. Hatte er sich getäuscht? Es hörte sich an, als wollte Arthur ihn abweisen. Das Wort aber bedeutete nie etwas Gutes. Es war viel Zeit vergangen. Vielleicht hatte er sich in irgendjemand anderen verliebt. Alles war möglich. Doch Merlin hoffte nicht, denn das würde ihn in die Verzweiflung zurückwerfen, die ihn endlich losgelassen hatte. Panik stieg in ihm auf, das Arthur ihn jetzt zurückwies und ihm sagte, das er ihn nicht liebte und das alles ein Fehler war. Wieder hörte er auf zu atmen, als er auf seine Antwort wartete. Und Arthur antwortete.
„Ich liebe dich, Merlin. Mehr als dir und mir bewusst ist. Und während ich heilte, warst du mein einziger Gedanke. Ich wollte zu dir, wissen ob es dir gut geht. Ich wagte nie zu hoffen, das du mir jemals solche Liebe entgegen bringst."
Er machte eine Pause und Merlin schloss einen Moment erleichtert seine Augen und doch ließ er wieder etwas unausgesprochen. Er kannte ihn gut genug; da war noch mehr und er fragte.
„Aber?" Er hasste das Wort.
„Ich hatte viel Zeit während meiner Genesung, Zeit um nachzudenken."
Arthur ließ Merlin los und er machte einen Schritt zurück, seine Augen immer noch leicht grünlich. Doch für Merlin sah das aus wie eine Zurückweisung, als er ihn losließ und Abstand zwischen sie beide brachte. Doch er hörte zu, als Arthur weitersprach.
„Und ich dachte darüber nach, was ich dir bieten konnte. Du weißt, das ich nicht wirklich adlig bin und du weißt, was eine Liebe zwischen uns in deiner menschlichen Gesellschaft anrichten kann. Ich bin verrückt nach dir und liebe dich so, wie ich noch nie jemanden geliebt habe, seit ich tot bin. Und ich kam zu der Überzeugung, weil ich dich so liebe; muss ich dich gehen lassen. Ich möchte, das du ein schönes, zufriedenes Leben hast. Voller Glück."
Wie bitte? Was soll das denn jetzt?
Merlin starrte ihn einen Moment an, bevor er sprach.
„Was? Das ergibt doch keinen Sinn, Arthur. Was redest du denn da?"
Arthur hob in einer fast hilflosen Geste die Arme oder weil er Merlin nachhaltig klar machen wollte, was er meinte.
„Merlin, du hast ein Leben verdient, in Licht und Reichtum", sagte er mit Nachdruck und deutete auf das herrschaftliche Haus „Und jemanden, mit dem du dich tagsüber sehen lassen kannst, ohne Schande. Eine Frau aus deiner Gesellschaft, Kinder und ein glückliches Leben. Ich kann dir nur die Dunkelheit und ein Leben im Geheimen bieten, denn wir könnten nie öffentlich dazu stehen. Und wir werden ewig auf Wanderschaft sein. Du würdest alles verlieren und Maria auch. Und keine Kinder, die dein Erbe fortführen. Und ich liebe dich genug, das ich dir das nicht antun will."
Merlin schaute ihn ungläubig an. Okay, so wie das aussah, würde das nicht ohne Kampf von statten gehen. Wo hatte Alexej ihn verletzt? Am Kopf? Arthur hatte wahrscheinlich ein Trauma oder war auf einem sozialen Trip. Jetzt fehlte nur noch, das er Sonntags in die Kirche ging. Na gut, dann wird er gleich mal sehen, wo der Hammer hängt oder die Armbrust.
Merlin stemmte die Hände in die Hüften und schaute ihn angriffslustig an. Er hatte gelitten und sich so gewehrt gegen diese Liebe, Und jetzt, da er nichts sehnlicher wünschte, kam Arthur mit einer edelmütigen Tat? Nein, nicht mit ihm. Er würde kämpfen für diese Liebe, die wie er nur so gut wusste, ein normales Leben unmöglich machte. In jeder Beziehung. Er würde vor Sehnsucht und Kummer vergehen und wahrscheinlich als Alkoholiker früh sterben. Nein, diesmal nicht! Er würde den Vampir fangen und siegen, nur auf eine ganz andere Art.
„Bist du fertig?"
„Ja, wieso?", fragte Arthur etwas verwirrt. Merlin verhielt sich nicht so, wie er dachte. Er sah zornig und irgendwie entschlossen aus.
„Okay, dann bin ich jetzt dran"
Merlins Gesichtsausdruck war grimmig, als er immer noch seine Hände in die Hüften stemmte, was Arthur vermuten ließ, das dies noch nicht ausgestanden war. Merlin sprach weiter.
„Es ist ja wirklich sehr edelmütig von dir, das du mir so etwas wünschst. Das kann ich dann zu deinen wenigen guten Eigenschaften hinzufügen."
„Was?", fragte Arthur verwirrt „Was meinst du denn damit?"
„Was ich meine? Das ich bestimmt nicht zulassen werde, das du jetzt den barmherzigen Samarita spielst und mein Leben verplanst. Es ist immer noch mein Leben, Vampir und ich werde selbst entscheiden, was ich tun werde und wie ich mein Leben gestalte."
„Aber Merlin, ich..."
Merlin hob aggressiv die Hand und wischte fort, was er sagen wollte.
„Nichts aber Merlin. Es gibt kein aber. Ich habe mich so lange gegen das Glück und diese Liebe gewehrt und was hatte es gebracht? Kummer und das nicht wenig. Und die Einsicht, das man sich gegen solche Macht nicht wehren kann. Mag sein, das ich erst diese Gefühle zuließ, als ich glaubte, das du tot warst. Doch in meinem Herz habe ich immer gewusst, was mein stures Ego nicht zulassen wollte. Ich liebe dich, ein Vampir, der unsterblich ist. Und so ist auch meine Liebe...unsterblich. Denn ich habe damit nicht aufgehört, als ich glaubte, das du tot bist. Und sie verwandelte mein ach so tolles Leben in eine Hölle."
„Merlin", sagte Arthur sanft „Und was ist mit deinem Leben? Dieses wundervolle Leben, das du leben solltest. Du bist hier zu Hause und hast alles was du willst."
Merlin schnaubte unwillig.
„Wer sagt dir, das dieses Leben mir gefällt? Ich wurde hineingeboren und niemand fragte mich je, ob ich solch ein Leben wollte. Gut, mag sein, das es ein schönes, privilegiertes Leben ist. Aber es ist nicht das, was ich will. Du hast mir das wahre Leben gezeigt, mit all dem Guten und Schlechten in dieser Welt. Du hast mir einen Einblick in deine Welt gewährt, die manchmal barmherziger und liebevoller schien, als es je in meiner Welt war. Abenteuer und Liebe, auch Kummer und Schmerz. Freunde und Feinde, die nach unserem Leben trachteten oder es mit Schmerz erfüllten. Und wahre Freunde, die für dich oder mich kämpften und alles opfern würden. Ist nicht das das wahre Leben, Arthur? Und nicht die heile, gefahrlose, langweilige Welt der gehobenen Gesellschaft, die sagen, was du hören willst und denken, was sie wirklich davon halten. Die auf Bälle gehen und glauben, das dies der Höhepunkt der Saison ist und nachts ihren Gelüsten nachgehen, da es schändlich für ihre Gesellschaft wäre. Sie leben nicht, eigentlich sind sie innerlich toter als du."
Arthur hörte ihm angespannt zu. Merlin kam noch einen Schritt näher, seine Augen funkelten in der Nacht. Er war eindeutig auf Konfrontation aus. Arthur kannte ihn gut genug und auch sein Gesichtsausdruck, wenn er so drauf war. Merlin hob die Hand und wischte damit vor ihm herum. Und sagte entschlossen.
„Ich werde nie eine Contessa heiraten und Kinder haben, weil das nicht das ist, was ich will. Ich bin homosexuell und liebe ein Wesen der Nacht. Eine Heirat, denn darauf würde es letztendlich hinausführen, würde mir nie das Glück geben, das ich suche und will. Ich würde diese Frau nie lieben und mich bis zu meinem Tod nach einem Wesen sehnen, das ich nie haben konnte. Und das alles, weil ich im Licht lebe, wie du es so schön ausgedrückt hast?"
Er schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, Arthur. Ich hatte auch viel Zeit zum Nachdenken und ich bin zu der Überzeugung gekommen, das diese Reise von einer höheren Macht so geplant war, damit wir uns finden. Ein unsterbliches Wesen und ein Mensch. Und ich bin nicht bereit, das wieder zu verleugnen, nie wieder."
Er kam noch einen Schritt näher und stand nun dicht vor Arthur.
„Siehst du es denn nicht? Diese Reise mussten wir machen, nicht nur aus Vergeltung. Und das Sethos dich rettete, war wohl auch nicht selbstverständlich. Es war alles so vorgesehen, diese Reise und das wir ihn in Prag trafen und ihm von dem Plan erzählten, denn sonst hätte er dich nicht retten können. Wir beide gehören zusammen und versuche mir das ja nicht auszureden, sonst werde ich wirklich sauer. Es sei denn, du willst mich nicht, dann sag das jetzt und verschwinde."
Arthur starrte ihn nur an.
„Was jetzt? Hat es dir die Sprache verschlagen? Wenn du willst, das ich gehe, dann gehe ich. Sag mir, das du mich nicht liebst und nicht mit mir zusammen sein willst. Sag es jetzt, Vampir und dann verschwinde."
Arthur schaute ihn nur an, einen Moment passierte gar nichts. Doch Merlin wollte eine Antwort und so antwortete der Vampir.
„Ich...Ich kann nicht, denn es wäre nicht die Wahrheit. Du bist alles, was ich jemals wollte."
„Dann gib mir eine Chance, Arthur. Gib uns eine Chance", sagte Merlin eindringlich „Was haben wir zu verlieren?"
„Du hast viel zu verlieren", antwortete Arthur.
„Okay, dann sag ich dir jetzt etwas. Ich würde auch alles dafür aufgeben, um mit dir zusammen zu sein. Du wolltest dein Leben, deine Existenz für mich geben und ich bin bereit meine aufzugeben, wenn auch etwas anders, falls das der einzige Weg ist. Und deine edelmütige Tat kannst du dir in die Haare schmieren, verstanden? Wenn du mich hier allein zurücklässt, weil du plötzlich eine edelmütige Eingabe hattest, dann werde ich dich jagen, rund um die Welt und ich werde dich finden. Du weißt, das ich nie aufgeben werde."
„Um mich zu töten?"
„Nein, du Idiot. Weil ich dich liebe und dich nicht aufgeben werde", er schüttelte den Kopf „ Ich sagte immer schon, das Vampire etwas zurückgeblieben sind."
Arthurs Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
„Kein Respekt? Ich bin ein Meistervampir."
„Nein, du hast mir nie Angst gemacht. Nun, was ist? Gibst du dich geschlagen oder muss ich dir bis ans Ende der Welt folgen?"
Arthur zog ihn an sich.
„Ich ergebe mich, Jäger. Bist du dir ganz sicher, das es das ist, was du willst?"
„Ich will dich und sonst gar nichts auf dieser Welt. Ich liebe dich, Arthur. Und verdammt nochmal, küss mich jetzt, bevor ich die Armbrust holen gehe."
Arthur lachte und dann küsste er ihn, das ihm hören und sehen verging. Er war sich immer noch nicht sicher, ob dies wirklich alles wahr war. Merlin in seinen Armen, der sich an ihn schmiegte, so weich und warm und unter seinen Liebkosungen dahinschmolz. Seine Augen wieder smaragdgrün und seine Fänge ausgefahren, küssten sie sich, als wäre es das letzte Mal.
Doch es war der Anfang von etwas Wundervollem und die Zeit würde zeigen, was daraus wurde. Sie würden Probleme haben, aber das hatte Zeit. Jetzt zählte nur der Augenblick.
Jetzt, hier mitten in der Nacht genossen sie ihr Zusammensein, das unter merkwürdigen Umstände geschah und zwei unterschiedliche Wesen zusammenbrachte.
Und das würde wohl Merlins schönstes Weihnachten werden. Das Fest der Liebe.
Im wahrsten Sinne des Wortes!
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Sie spazierten durch die Nacht, Arm in Arm und Arthur erzählte ihm von Sethos und was geschah, nachdem Noel Merlin aus dem Unterschlupf brachte. Und Merlin berichtete ihm von seiner Heimreise und von Noel, der am nächsten Tag verschwunden war. Und wie sehr er gelitten hatte und sich einen Vollidioten genannt hatte, weil er einfach diese Liebe nicht zulassen wollte und sie ihm letztendlich so zugesetzt hatte, das er bald verrückt wurde. Doch Merlin blieb stehen und schaute über das weite Land, das jetzt im Dunkeln lag.
„Und noch etwas, Arthur. Ich war nicht nur verzweifelt, weil ich dich verloren hatte", er schaute zu Boden „Diese...Schuld, das ich dich im Stich ließ. Das ich einfach abgehauen bin und dich allein zurückgelassen hatte. Das kann ich mir nicht verzeihen."
Arthur nahm sein Gesicht in seine Hände und sagte.
„Sieh mich an, Merlin. Das ist kompletter Unsinn, was du sagst. Du hast mich nicht im Stich gelassen, denn du wärst nie gegangen, wenn Noel dich nicht mit Gewalt fortgeschleppt hätte. Ich wusste das und hatte Noel die Anweisung gegeben, das er dich in Sicherheit bringt, egal was mit mir ist. Und Alexej hätte dich getötet, hatte er ja fast. Und das, das hätte ich nicht ertragen, verstehst du? Also, lass den Blödsinn mit Schuld. Ich weiß, das du bei mir geblieben wärst und dich wieder Alexej gestellt hättest. Sethos konnte mich mit seinem Blut heilen, aber dich nicht. Dieses Risiko konnte ich nicht eingehen, denn ich liebe dich zu sehr, um dich sterben zu sehen. Sag so etwas nie wieder, ja?"
Merlin schaute ihn einen Moment an. Er hatte mit jedem Wort recht, das wusste er. Er hätte sich aufgerappelt, um Alexej wieder anzugreifen und um Arthur zu retten und das hätte ihn letztendlich das Leben gekostet. Er nickte und Arthur küsste ihn auf die Stirn und hielt ihn an seiner Brust, als er weitersprach.
„Und was deine Zuneigung zu mir angeht. Vielleicht liegt es daran, das Vampire deine Eltern getötet haben", vermutete Arthur „Deshalb hast du dich so gewehrt. Gibt es etwas Schlimmeres, als eine Liebesbeziehung mit jemanden von der Rasse zu beginnen, die deine Eltern getötet haben? Und ich habe Angst, das ich dich immer daran erinnern werde. Vielleicht wirst du mich eines Tages hassen für das was ich bin."
Merlin löste sich von ihm und schaute ihn kopfschüttelnd an.
„Nein, das stimmt nicht. Das weiß ich schon lange. Ja, Vampire haben meine Eltern getötet, aber nicht du. Sieh mal, wenn es ein Mensch gewesen wäre, dann würde ich doch auch nicht die ganze Menschheit dafür hassen. Und du hattest damals recht, als du gesagt hast, das sie nie mehr zurückkommen, egal wie viele Vampire ich töte. Und, das kommt noch dazu, nicht alle Vampire sind schlecht. Sarah und Jonas zum Beispiel. Sie führen eine Pension und leben glücklich zusammen. Ich weiß, das es bei deiner Rasse und meiner Rasse genug gibt, die schlecht und böse sind. Und auch genug, die es nicht sind. Ich war so lange voller Hass und Rachegefühle, das ich vergessen habe zu leben. Wenn ich eines gelernt habe, dann, das das Leben viel zu kurz ist, um sich nur mit Hass zu umgeben. Ja, meine Eltern sind tot und es gibt nichts, was sie zurückbringt. Und sie hätten nicht gewollt, das ich mein Leben in Bitterkeit verbringe. Sie wollten, das Maria und ich glücklich sind und ich denke, das es an der Zeit ist, damit abzuschließen. Ich muss sie gehen lassen."
Doch Arthur hatte noch Einwände.
„Ja, das ist ein Anfang. Ich gebe dir ja recht, doch du solltest nicht wegen deiner Liebe zu mir verdrängen, was ich wirklich bin. Ich bin ein Vampir und lebe auch so. Ich kann nicht das sein, was du vielleicht willst. Ich gehe auf die Jagd nach Blut und ich töte Menschen, Merlin. Ich hoffe, das ist dir bewusst und du akzeptierst das, denn sonst sehe ich keine Alternative. Ich bin was ich bin und in gewisser Weise das Monster, das du in mir gesehen hast."
Merlin lachte leise, nahm seine Hand und sie gingen weiter.
„Du bist ein Monster", sagte er leise und warf ihm einen zärtlichen Blick zu „Aber ein liebenswertes Monster, mein Monster. Aber jetzt mal im Ernst. Ich bin ja nicht blöd. Und auf dieser Reise hast du genug um die Ecke gebracht. Ich war dabei. Mag sein, das ich am Anfang schockiert war, doch inzwischen ist es unumgänglich, das du auf die Jagd gehst. Diese Reise brachte nicht nur uns zusammen, sie lehrte mich auch, das du tust, was du tun musst, um zu überleben. Tun das Menschen nicht auch? Und sage mir jetzt nicht, das sie das nicht tun. Denk an die Banditen, die sich an uns bereichern wollten. Sie töten auch, wenn auch aus einem anderen Grund. Menschen töten Menschen, aus Habgier, Eifersucht, Kriege oder einfach nur, weil sie Spaß daran haben. Psychopathen gibt es nicht nur unter Vampiren. Du tötest um zu leben und nicht, weil es dir Spaß macht; zumindest die meiste Zeit oder um dich zu verteidigen."
„Das stimmt ja alles. Ich will nur nicht, das du das eines Tages bereust. Denn du hast ja nur dieses eine..."
Arthur sprach nicht weiter und doch wussten beide, das Merlins Leben vergänglich war. Und Arthur jetzt schon Angst hatte, ihn zu verlieren. Und das er das nicht aufhalten konnte. Eine bedrückende Stille entstand und Merlin wechselte das Thema.
„Okay, du sagtest mir, das du Sethos Blut getrunken hast?"
„Ja, damit ich heile."
„Ist das anders als wenn du das Blut von Menschen trinkst?"
„Sicher. Sethos ist alt und hat viele Fähigkeiten und ist auch sehr stark. Wenn ich Blut von einem so alten Vampir trinke, dann gehen einige Fähigkeiten auf mich über. Sagen wir mal so, er teilt sie mit mir. Und ich musste lernen damit umzugehen."
Merlin schaute ihn an.
„Ach ja? Welche denn?"
Arthur blieb stehen und zog ihn in seine Arme, hielt ihn fest und grinste.
„Ich zeig es dir."
Und mit diesen Worten erhob er sich in die Luft. Merlin krallte sich an ihn und machte einen überraschten Laut. Er sah unter sich und dann zu Arthur, der ihn anlächelte.
„Du...Du kannst fliegen?", fragte er überrascht und amüsiert.
„Wie du siehst, ja."
Merlin sah wieder unter sich. Er flog. Er flog mit Arthur. Arthur hatte die Fähigkeit zu fliegen. Er würde es nicht glauben, wenn er nicht gerade hoch über der Erde wäre.
„Wie gut beherrscht du das denn? Du sagtest was von Lernen."
„Warum? Hast du Angst?"
„Nun ja, bei einem Absturz würdest du dir die Knochen brechen, die wieder heilen würden. Doch meine nicht. Ich bin sterblich."
„Ach ja? Wusste ich noch gar nicht", witzelte Arthur, als sie über seine Hazienda flogen.
Merlin gab keine Antwort, er genoss den Flug. Es war ein unglaubliches Gefühl, durch die Nacht zu fliegen und er entspannte sich an Arthur, der ihn festhielt. Er schaute den Vampir an.
„Du bist unglaublich."
Dann küsste er ihn und Arthur kam ins Trudeln.
„Das lass besser", sagte er, nachdem er sich stabilisiert hatte „Küssen während des Fluges verboten, denn ich kann mich dann nicht mehr konzentrieren."
Merlin lachte und fragte, während er sich die Welt von oben ansah.
„Wie funktioniert das denn?"
„Ich beherrsche die Lüfte. Ich bin ihr Meister."
„Angeber", sagte Merlin und wollte ihn wieder küssen, doch erinnerte sich daran, das es keine gute Idee war, den Piloten abzulenken. Doch Merlin wurde kalt und er fröstelte. Immerhin war es Winter und hier oben noch etwas kälter.
„Kalt?"
Er nickte.
„Ja, ich habe den Mantel vergessen."
Arthur landete fast an der selben Stelle wie zuvor. Kaum hatte er den Boden berührt, küsste ihn Merlin wieder und er war allzu bereit, sich darauf einzulassen. Arthur war glücklich und fragte sich, ob all die Grausamkeiten, die er bei Alexej ertragen musste, dazu führten, um Merlin zu finden und zu bekommen. Und wenn das so sein sollte, dann hatte er sie gerne ertragen, um jetzt glücklich zu sein. Und er würde es wieder tun, um Merlin in seinen Armen zu halten. Als sie sich trennten, sagte er, während er Merlin sein vom Wind zerzaustes Haar sanft aus seinen Augen strich.
„Wir müssen vorsichtig sein."
Merlin winkte ab.
„Da wir uns eh nur in dunkler Nacht treffen und aufhalten, wird das nicht so schwierig werden."
„Ich muss es Lance sagen; das mit uns."
Merlin schaute ihn überrascht an.
„Er weiß es doch. Ich sagte ihm, das ich dich liebe."
Jetzt sah Arthur überrascht aus.
„Verdammte kleine Ratte von einem Vampir! Er wusste es, als ich gestern mit ihm sprach und sagte kein Wort darüber. Na warte, wenn ich den erwische", sagte Arthur amüsiert.
Merlin lachte und küsste ihn wieder. Er konnte nicht genug von ihm haben. Jetzt, da er sich endlich eingestand, wie sehr er Arthur liebte und ihn wie durch ein Wunder wieder hatte. Er würde Sethos küssen, wenn er ihn wiedersah und das würde er. Die Küsse wurden stürmischer und Arthur zog ihn zu Boden. Sie streichelten sich, einer von dem anderen konnte nicht genug haben. Immer wieder küssten sie sich, bis sie Rufe hörten. Merlins Personal machte sich Sorgen und war auf der Suche nach ihm. Merlin hob den Kopf.
„Verdammt", zischte er „Das sind meine Leute. Sie suchen mich, denn ich bin in die Nacht hinausgerannt und nicht mehr zurückgekommen."
Arthur stand auf und zog ihn mit sich hoch.
„Macht nichts. Ich muss sowieso gehen. Es wird bald Tag. Aber ich komme wieder."
„Mit Sicherheit und wehe nicht. Gehst du auf den Ball?"
Arthur nickte und küsste ihn.
„Und nur, weil du auch dort sein wirst. Wenn auch auf Abstand."
Die Rufe wurden lauter und Merlin küsste ihn wieder, was natürlich länger ausfiel, als vorgesehen. Doch dann trennte er sich von dem Vampir, wenn auch widerwillig.
„Geh jetzt, bevor sie dich sehen. Bis morgen Abend auf dem Ball."
Arthur nickte, strich ihm noch einmal zärtlich über die Wange, dann erhob er sich in die Luft und war bald verschwunden. Merlin schaute ihm nach und dann zu den Männern, denen er entgegen ging.
„Gott sei Dank, da sind sie ja, Senior", sagte der Verwalter.
„Ich war nur spazieren. Ist etwas geschehen?"
„Nein, wir machten uns nur Sorgen."
„Wo ist die Contessa?"
„Sie schläft. Ich hielt es für sinnvoll, sie nicht aufzuregen, bevor wir wussten, was mit ihnen ist."
Merlin nickte.
„Gut, gehen wir zurück."
Er schaute noch einmal zum Himmel, dann gingen sie zurück zur Hazienda und Merlin lächelte vor sich hin. All sein Kummer war verschwunden und sein Leben hatte wieder einen Sinn. Er hatte Arthur wie durch ein Wunder wieder und diesmal würde er es nicht falsch machen. Und das sie sich ausgesprochen hatten, war nötig gewesen.
Er hatte sich in einen Vampir verliebt und das war die Ironie höchstpersöhnlich. Denn er war ein Jäger oder zumindest einer gewesen. Er wusste nicht, wie es weiterging, doch im Moment könnte er die Welt umarmen. Merlin atmete die kühle Nachtluft ein und er fühlte sich befreit, von einer Last, die ihn erdrückt hatte.
Er schlüpfte wenig später unter die Decke seines Bettes. Er war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Und verliebt, das erste Mal. Verrückt, aber wunderbar.
Wenig später schlief er ein, doch sein letzter Gedanke war, das er morgen nicht mit Kummer und Schmerz aufwachen würde, sondern glücklich.
Nach langer Zeit, wie es ihm schien, freute er sich morgen aufzuwachen.
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Arthur kam in seine Räume. Lance war schon da und saß in dem Sessel, natürlich mit einem Wodka in der Hand. Sie beide tranken viel, doch das hatte nicht die Wirkung wie auf Menschen. Vampire wurden nicht so schnell betrunken und wenn doch, hielt es nicht lange an. Und sie konnten am Alkohol nicht sterben, denn er war nicht schädlich für sie. Tot zu sein hatte auch seine Vorteile.
„Und? Wie ist es gelaufen?", fragte Lance und grinste „Wie ich sehe, hat er dir keinen Pfeil in den Rücken gejagt."
Arthur blieb vor ihm stehen.
„Eigentlich würde ich dich jetzt erwürgen, aber das hätte ja keinen Sinn. Du hast genau gewusst, wie Merlin fühlte und hast kein Wort gesagt."
„Nein, das geht nur euch etwas an. Und ich wollte dir nicht die Überraschung verderben", er grinste „Ich hätte gerne dein Gesicht gesehen, als er dir sagte, das er dich liebt."
„Idiot", sagte Arthur gut gelaunt und ging zur Bar.
Mit einem Glas Bourbon in der Hand drehte er sich um. Er war viel zu glücklich, um böse zu sein. Und Lance hatte recht, das ging nur sie beide etwas an. Doch Arthur wollte ihn nicht ausgrenzen. Lance gehörte zu ihm wie Merlin jetzt. Und das ging auch ihn etwas an, den ein Jäger würde zukünftig zu ihnen gehören. Arthur wusste, das Lance nie etwas dagegen hätte und was die anderen anging, sie würden sich den Wünschen ihres Meisters anschließen. Arthur begann zu erzählen.
„Ich war mehr als überrascht, ja. All das was ich mir wünschte, schien in Erfüllung zu gehen."
Lances Lächeln verschwand.
„Schien? Ist es nicht so gelaufen, wie ich mir das vorstelle? Keine Liebesschwüre und heiße Küsse?"
Arthur seufzte und nahm ihm gegenüber Platz.
„Doch, im Endeffekt ja. Ich hatte bei Sethos viel Zeit zum Nachdenken. Ich liebe Merlin, wie ich noch nie jemanden geliebt habe. Wahrscheinlich musste ich fast siebenhundert Jahre warten, um die eine Liebe zu finden. Und ich kam zu der Überzeugung, das ich ihn genug liebe, um ihn gehen zu lassen. Ich kann ihm nichts bieten, außer die Dunkelheit und Geheimnisse."
Lance zog die Augenbrauen hoch. Überrascht, das Arthur das jetzt sagte, denn er hatte die gleichen Ambitionen, was Maria anging. Arthur hatte einige Gefährten, die an seiner Seite waren, bis sie starben. Doch nie zog er in Erwägung, sie gehen zu lassen. Und er, er hatte Bianca überredet, ein Vampir zu werden, weil er sie an seiner Seite wollte. Es ging schief, sie verließ ihn und Arthur verlor seine Männer an die Zeit.
Doch hier das war komplett anders und es schien, das beide bereit waren, aus Liebe ihrer wahrscheinlich einzigen wahren Liebe das nicht antun zu wollen. Lance dachte einen Moment darüber nach. Dann war das die Liebe, die sie gesucht hatten, denn sie waren bereit sie zu opfern. Aus Liebe, weil sie ihren Partnern das nicht antun wollten. Nur ein Leben in der Nacht führen und ewig auf Wanderschaft und nie ein richtiges Zuhause. Keine Kinder oder Familie, die sie besuchen könnten. Sie müssten alles zurücklassen. Und beide waren dazu bereit gewesen, aber anscheinend die Geschwister nicht. Er widmete sich wieder Arthur.
„Und was hat dein Jäger darauf geantwortet?"
„Er hat mich ganz schön fertig gemacht und mir gedroht, mich zu jagen, wenn ich ihn verlasse."
Lance lachte. Das war ihm ja so klar. Merlin würde auf Kampf aus sein, bevor er Arthur ein zweites Mal verlor. In dieser Beziehung schätzte er ihn richtig ein.
„Und nun?"
Arthur lächelte.
„Wir sind zusammen. Er hatte sehr überzeugende Argumente."
Lance stand auf und schenkte sich nach.
„Ich freue mich für dich. Du bist wohl der einzige Vampir, der einen Jäger zum Gefährten hat. Verrückt."
„Du hast mir ja noch gar nicht erzählt, wie es dir ergangen ist. Hast du auf Maria aufgepasst?"
Lance erstarrte und drehte sich um, schenkte sich noch mehr Wodka ein. Er setzte ein Lächeln auf und drehte sich um.
„Ja, doch sie war am Abend nie viel unterwegs. Und wenn, dann in Begleitung", versuchte er so belanglos zu sagen, wie er konnte.
Er war ein richtiger Feigling, denn er wagte es nicht, Arthur von Maria zu erzählen. Ja, sie war viel abends draußen, mit ihm. Im Park und so mit Küssen beschäftigt, das sie nichts wahrnahmen. Verflucht! Er liebte sie wahrscheinlich so schlimm wie Arthur Merlin, denn er wollte sie auch gehen lassen. Doch Maria war wie ihr Bruder. Sie würde das nicht zulassen.
Sie kämpfte zwar nicht wie Merlin, eher geschickter, mit den Waffen einer Frau. Sie malte ihm aus, wie ein anderer Mann sie in Besitz nahm. Lance sah rot und riss sie an sich. Das Besitzergreifende, was jeder Vampir sehr ausgeprägt besaß, würde nie zulassen, das ein andere Mann sie berührte. Er würde denjenigen den Kopf abreißen.
Oh je, er saß ganz schön in der Klemme. Denn Maria drängte darauf, es Merlin zu sagen und Lance wollte sich erst gar nicht ausmalen, was Arthur sagen würde.
„Über was denkst du nach", riss ihn Arthur aus seinen Gedanken.
„Nichts Besonderes. Gehen wir morgen auf den Ball?"
„Klar doch", grinste Arthur „Merlin wird dort sein."
Und Maria.
Lance wurde schummrig, denn er hatte sie lange nicht gesehen, seit dem Abend im Cafe. Und er sehnte sich so nach ihr. Er konnte es nicht erwarten, sie auf dem Ball zu sehen.
Warum konnte es nicht mal einfach sein? Merlin war mit Arthur zusammen, aber das war Merlin. Maria war eine ganz andere Liga und er wusste, das ihr Bruder sie abgöttisch liebte. Er war sich sicher, das er nicht begeistert wäre, das sein Schwager ein Meistervampir war. Merlin würde nur das Beste für sie wollen und das war bestimmt nicht er. Scheiße, er hatte wirklich Probleme, die bald ans Licht kamen.
Doch Maria aufzugeben, kam nicht in Frage. Er könnte niemals ertragen, das ein anderer Mann sie besaß. Also musste er da durch und sie auch. Doch nicht heute. Er hatte noch eine Galgenfrist. Lance trank aus und ging zur Tür.
„Schlaf jetzt. Ich gehe, denn ich bin wirklich erschöpft."
Arthur winkte und er verschwand.
Was war er doch für ein Heuchler. Er war gegangen, weil er Panik hatte, das Arthur doch dahinter käme. Er kannte ihn viel zu gut. Doch im Moment war er im siebten Himmel mit Merlin und bemerkte nichts. Zum Glück.
Doch wenn er Maria wollte, dann musste er sich dem stellen. Nicht nur Arthur, auch Merlin.
Das würde noch lustig werden.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...