Dunkles Schicksal
Kapitel 100
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Merlin legte Arthur im Schlafzimmer auf das große Bett. Er blutete und sah wirklich schaurig mit all dem Blut auf seinem Körper aus. Er stöhnte, doch war bei Bewusstsein, als Merlin ihm den verdreckten Bademantel auszog. Merlin schaute ihn an, noch immer war er nackt, was ihn im Moment nicht störte und auch mit Arthurs Blut besudelt. Er schüttelte in Gedanken den Kopf, als er leise sagte, mehr zu sich selbst.
„Ich wusste, das sie kommen. Aber so schnell? Verdammte Gilde."
Arthur öffnete die Augen; er war zwar bei Bewusstsein, aber nicht voll und ganz und er hatte viel Blut verloren.
„Merlin...Was hast du getan?"
„Was ich tun musste", antwortete er grimmig und sah sich die Wunden an „Du brauchst Blut."
Er hielt ihm sein Handgelenk hin und sagte auffordernd.
„Trink. Mein Blut ist angereichert mit Magie und wird deine Wunden heilen. Ich bin ja nur froh, das diese Jäger anscheinend keine guten Schützen sind. Sonst hätte ich tiefer in die Magie greifen müssen."
Er wusste, das er wieder ein Stück seiner Seele gegeben hätte, wenn er dadurch Arthur gerettet hätte. Doch das war nicht nötig gewesen.
„Doch", keuchte Arthur „Der...Der erste Pfeil...er hätte mich ins Herz getroffen, wenn ich...Ich mich nicht gerade gebückt hätte, um den Eiswürfel aufzuheben. Wo...Wo sind die Jäger jetzt?"
Merlin antwortete nicht darauf. Anscheinend hatte Arthur zwischendurch einen Blackout, wenn er nicht wusste, was mit ihnen geschah. Stattdessen sagte er.
„Trink jetzt, bevor du verblutest."
Noch immer hielt Merlin sein Handgelenk an seinen Mund und Arthur hob die Hand, umgriff es und biss zu, als seine Augen grün wurden und seine Fänge sichtbar. Merlin schloss seine Augen, während er neben ihm saß und Arthur das kostbare Blut gab. Arthur ließ ihn los und der Hexer öffnete seine Augen.
„Trink mehr."
„Nein, das wird zu viel."
„Verdammt, ich kann das ertragen. Trink noch", antwortete Merlin etwas ungehalten.
Arthur nahm wieder das Handgelenk und saugte daran. Merlin stöhnte leise, denn es erregte ihn sexuell, wenn Arthur von seinem Blut trank. Er merkte die Schwäche und der leichte Schwindel, als der Vampir ihn wieder los ließ und jetzt wesentlich kräftiger sagte.
„Es ist genug."
Merlins Blick schweifte über seinen Körper und suchte die Wunden. Sie waren fort, als wäre nichts geschehen.
„Wie fühlst du dich?", fragte er den Vampir.
„Gut. Kräftig...Schmerzfrei. Danke."
Er setzte sich auf. Noch immer sah er schaurig aus mit all dem Blut. Er küsste Merlin, der etwas angeschlagen wirkte.
„Hab ich zu viel genommen?"
„Nein. Mir ist nur etwas schwindlig, aber das ist egal", antwortete Merlin und schaute ihn an „Ich würde dir meinen letzten Tropfen Blut geben, wenn es sein müsste."
„Und ich würde es nicht nehmen", sagte Arthur bestimmt.
„Geh unter die Dusche. Du siehst aus wie ein Zombie", wechselte der Hexer das Thema.
Arthur zog ihn mit sich hoch und Richtung Bad. Ihm fiel natürlich seine Erektion auf.
„Du bist auch nicht gerade sauber. Duschen wir zusammen, obwohl das keine gute Idee ist, wenn ich dich so ansehe."
„Du willst doch nicht meine Schwäche ausnutzen?"
„Nein", antwortete Arthur „Du gibst mir das ja auch so. Und außerdem bist du ziemlich weiß im Gesicht; ich habe wohl doch übertrieben."
Merlin sagte nichts und sie stellten sich unter den warmen Strahl, wuschen das Blut ab, während Arthur ihn küsste. Merlin stöhnte; er fühlte sich so leicht und beschwingt und so schwindlig.
„Ich fühle mich, als wäre ich berauscht."
„Das kommt von dem Blutverlust", sagte Arthur, während er Merlin einseifte „War wahrscheinlich zu viel. Ich hatte aufgehört, doch du musstest ja wieder mal den Helden spielen. Die Wunden wären auch später noch geheilt."
„Es geht mir gut...Bin nur so schläfrig."
Arthur trocknete ihn ab und nahm ihn auf seine Arme, setzte ihn in den Sessel und begann das blutbefleckte Bett neu zu beziehen, während er sagte.
„Jetzt schläfst du erst mal,; morgen geht es dir besser. Und dann verschwinden wir von hier."
„Mir ist nur schwindelig und ich fühle mich so...schwach", sagte Merlin leise „Arthur...Sethos ist hier; das wollte ich dir noch sagen."
Er drehte sich um, Arthur war wieder geheilt und sah aus, als wäre nichts passiert.
„Was?"
Merlin sah ihn unter halb geschlossenen Augen an.
„Und Dante. Sie haben uns gefunden."
„Was macht denn der bescheuerte Wolf hier?", zischte er genervt.
„Arthur, versprich mir, das du ihn in Ruhe lässt", sagte Merlin „Wirklich in Ruhe...Versprich es!"
„Ja, wenn du darauf bestehst, aber er soll mir nur nicht wieder so blöd kommen. Dann kann ich für Nichts garantieren."
„Tu es für mich...Bitte."
Es fiel Merlin schwer, die Augen offen zu halten. Arthur war instabil, da genügte nur eine kleine Bemerkung, um ihn ausrasten zu lassen. Der Vampir sagte nichts darauf, doch er meinte.
„Wahrscheinlich sind sie den Jägern gefolgt; Sethos weiß wie sie jagen", er drehte sich wieder zu Merlin um „Was wieder die Frage aufwirft...Wo sind sie geblieben?"
Doch Merlin antwortete nicht mehr; er war eingeschlafen. Arthur hob ihn hoch und legte ihn auf das Bett, deckte ihn zu. Danach schloss er die Läden und legte sich neben ihn, denn er fühlte den nahenden Sonnenaufgang. Er zog den Hexer in seine Arme und schloss seine Augen. Merlin konnte ihm morgen sagen, wo die Jäger waren, denn jetzt bestand keine Gefahr mehr. Doch irgendetwas in Arthur sagte ihm, das sie keinen guten Deal gemacht hatten, als sie ihn fanden.
Der Morgen kam und mit ihm die Sonne.
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Sethos sah wieder zu der Tür und dann zur Terrasse. Beide waren nicht wieder aufgetaucht und er konnte hier nicht bleiben, denn bald begann der Tag. Er schaute zu dem Wolf, der an der Terrassentür stand, seinen Drink schlürfte und über das Meer sah.
„Ich denke, heute werden wir sie nicht mehr sehen. Und es wird bald Tag; ich muss mir eine Unterkunft suchen. Ich denke, wir kommen morgen Abend wieder hierher."
Dante sah zu der Tür.
„Denkst du, das Merlin in Ordnung ist?"
Sethos stellte das Glas auf den Tisch.
„Vielleicht ist er im Moment etwas angeschlagen."
„Warum?"
Sethos sah wieder zu der Tür und dann zu Dante.
„Er hat Arthur mit Sicherheit Blut gegeben und das bestimmt nicht wenig. Was mir gerade sagt, das ich auch trinken muss."
„Verflucht", zischte Dante „Warum tut er das? Ist ihm eigentlich nicht bewusst, das Arthur darauf spekuliert? Muss ja toll sein, seinen Gefährten auszusaugen."
Sethos seufzte.
„Er saugt ihn nicht aus und Merlin ist sein Gefährte. Was denkst du dir eigentlich, Wolf? Er hat gerade vier Elite Vampire so locker vernichtet und das nur für Arthur. Denkst du wirklich, er würde ihn da drin mit Wunden und Schmerzen liegen lassen? Vampire trinken halt von ihren Gefährten. Und ich muss auch heute trinken, hatte gestern nichts."
Der Wolf sah ihn an.
„Wo?"
Sethos grinste.
„Vielleicht lässt du mich..."
„Nein! Bist du verrückt?", sagte Dante und sah den Vampir erbost an „ Ich rege mich schon wieder auf, weil er Merlin schon als Nahrungsquelle benutzt hat. Verfluchter Bastard. Und du bist nicht mein Gefährte, also suche dir jemand anderes. Wäre ja noch schöner", er nahm Luft, denn er regte sich schon wieder auf „Wieso sieht Merlin nicht, das er nur ein Mittel zum Zweck ist? Sex und Blut."
Sethos verdrehte die Augen. Der Wolf gab es einfach nicht auf und stichelte unentwegt.
„Fang nicht schon wieder damit an, Dante und hüte dich, so etwas zu Merlin, geschweige zu Arthur zu sagen. Ich weiß nicht, in welcher Verfassung Arthur ist und Merlin...", er schnalzte mit der Zunge „Der scheint auch nicht besser dran zu sein. Du solltest ihn lieber nicht nerven, sonst endest du vielleicht wie die da draußen. Als ein Aschehäufchen. Hast du es immer noch nicht kapiert? Die beiden lieben sich und das auf eine teuflische Art. Eine dunkle Liebe, die niemand zerstören kann. Merlin hat gerade vier Vampire getötet, ohne mit der Wimper zu zucken. Nur für Arthur. Er wird jeden vernichten, der ihn angreift. Mit Worten oder Taten. Maria hat es gesagt und sie hatte verdammt noch mal recht. Mit allem. Und jetzt lass uns verschwinden, bevor ich in Flammen aufgehe, denn bald ist Sonnenaufgang."
„Wohin?"
„Hier gibt es eine Stadt in der Nähe."
Dante nickte und sie gingen nach draußen. Noch war es dunkel, doch über dem Meer wurde es langsam heller. Sethos griff sich Dante und erhob sich in die Luft. Sie würden morgen wieder kommen.
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Arthur wachte auf und öffnete seine Augen. Er setzte sich auf und sah auf die beleuchtete Uhr auf dem Nachttisch. Acht Uhr am Abend; er hatte länger geruht als gewöhnlich. Vielleicht kam das durch die Verletzungen. Er schaute im Dunkeln, in dem er hervorragend sehen konnte auf die andere Seite des Bettes. Merlin schlief noch tief und fest. Er stand geschmeidig und geräuschlos auf. Er würde ihn nicht wecken, denn sein Geliebter musste sich von dem Blutverlust erholen.
Nackt ging er an den Schrank, griff sich eine Hose und zog sie über, danach ging er zur Tür. Er schaute noch einmal zu Merlin, bevor er das geräumige Schlafzimmer verließ und das Wohnzimmer ansteuerte. Die Front zum Meer war geöffnet und er hörte das Rauschen der Brandung, es brannte auch Licht und er seufzte, als er Sethos auf dem Sofa sitzen sah. Er hatte einen Drink vor sich stehen und sah auf, als Arthur hinein kam. Dante stand an der Terrassentür gelehnt, mit einem Glas in der Hand. Arthur übersah ihn geflissentlich.
„Arthur?", fragte Sethos leise und stand auf.
Die Art, wie Sethos sich gab und bewegte; Arthur prüfend ansah, zeigte das er wachsam war. Er wusste nicht, in welcher Verfassung sein Freund war und versuchte ihn abzuschätzen.
„Was wollt ihr hier?", fragte Arthur ohne Umschweife und ging an die Bar.
Da er kein Shirt trug, sah man seinen perfekten Oberkörper, diese makellose Haut, die wie weißes Marmor schimmerte. Dante setzte sich in Bewegung und kam zu Sethos, blieb neben ihm stehen.
„Wo ist Merlin?", stellte der Wolf eine Frage.
Arthur sah ihn verachtend an, nachdem er sich einen Bourbon machte. Sethos wusste, das die beiden sich hassten und nie zu einer Einigung kämen. Dafür war zu viel geschehen und auch wegen Merlin. Dante wollte Merlin aus den Klauen von Arthur reißen und Arthur würde ihn am liebsten umlegen. Was er immer noch tun könnte. Es hatte sich ja schon gezeigt, das der blonde Vampir dazu fähig wäre, wenn er so aggressiv wurde.
„Er schläft noch. Er hatte mir sehr viel Blut gegeben und muss sich erholen", ließ sich der blonde Vampir herab und antwortete ihm. Eigentlich wollte er nicht. Dante ging es einen Scheiß an, was mit Merlin war.
Dante machte einen Schritt nach vorne und wollte etwas sagen, doch Sethos griff nach seinem Arm und schüttelte den Kopf. Er kannte den Wolf, der ihm wohl gerade etwas an den Kopf werfen wollte, was Merlin angeht. Unverbesserlicher Idiot! Was hatte er gestern gesagt? Er soll Arthur und Merlin nicht reizen. Vor allem Arthur nicht.
„Verstehe", sagte Sethos deshalb schnell.
„Wie habt ihr uns gefunden?", fragte Arthur, der immer noch an der Bar stand. Die Frage war an Sethos gerichtet, denn er beachtete den Wolf nicht weiter.
„Wir sind den Jägern gefolgt", antwortete Sethos „Sie sind gut, jemanden zu finden. Ich wusste das. Es wäre besser gewesen; sie hätten versagt."
„Sie haben mich gefunden...Ja", sagte Arthur „Und knapp verfehlt. Der erste Schuss hätte gesessen, wenn ich mich nicht gerade gebückt hätte. Sie sind verflucht gut und zum Teufel...Wo sind sie abgeblieben? Lauern sie immer noch draußen, um ihr Werk zu vollbringen?"
Sethos sah zur Terrasse. Da draußen lagen die Reste von den verflucht guten Jägern. Sie hatten nicht den Hauch einer Chance gehabt und übrig blieben graue Aschehäufchen, die der Wind davon trug. Ja, sie waren da draußen, nur nicht so, wie Arthur vermutete. Anscheinend bekam er das Ganze gestern Nacht nicht so mit, da er sehr verletzt war. Sethos war sich sicher, das er zwischendurch ein Blackout hatte. Silber hatte eine verheerende Wirkung auf Vampire. Er nickte.
„Sie sind noch da draußen", sagte er und sah zu Arthur „Nur nicht so, wie du dir vielleicht denkst. Drei Aschehäufchen sind übrig von den Eliten Jägern und einer war ins Meer gelaufen, hoffte sich dadurch retten zu können. War leider nicht so. Seine Asche schwimmt wohl im Meer."
Arthur schaute zur Terrasse und dann wieder zu Sethos, der weitersprach.
„Ja", sagte er und nickte wieder „Merlin hat sie zu Asche verbrannt. Wie ein Feuerteufel...Nackt und vollkommen in grünes Feuer gehüllt; seine Augen schwarz wie die Nacht, war er das personifizierte Höllenfeuer. Und die vier Vampire wussten nicht wie ihnen geschah, als er sie gnadenlos zu Asche verbrannte."
„Er hat sie getötet?", fragte Arthur überrascht „Alle?"
Dante konnte nicht mehr still sein.
„Getötet? Nein! Er hat sie hingerichtet. Ohne ein einziges Anzeichen von Reue oder Gewissen", schrie er Arthur an „Er stand da, wie sie unter Qualen verbrannten, ohne ein Zucken im Gesicht. Was hast du nur mit ihm gemacht, du verfluchter Bastard? Merlin war gut, warmherzig und niemand, der gerne tötet. Du hast aus ihm ein todbringendes Etwas gemacht. Du hast ihn auf deinen dunklen Level gezogen und ihn zu dem Killer gemacht, der du auch bist."
Arthur warf ihm einen eiskalten Blick zu und kam jetzt langsam näher. Dante stand mit erhobenen Kopf da, wich nicht zurück, als er vor den beiden stehen blieb. Sethos seufzte. Er konnte einfach nicht seinen vorlauten Mund halten und forderte es immer wieder heraus. Arthur sah ihn an; seine blauen Augen kalt wie Gletschereis.
„Ich frage mich ernsthaft, ob du ein kompletter Vollidiot oder nur lebensmüde bist?", sagte Arthur leise „Das mit dem Vollidiot könnte ich ja noch verstehen, denn die kapieren überhaupt nichts. Doch anscheinend hast du immer noch nicht genug. Du willst wohl unbedingt sterben, was? Sei vorsichtig, Wolf. Ich habe mich unter Kontrolle, weil ich Merlin versprochen habe, das ich bei dir nicht ausraste, aber...Sei auf der Hut. Alles hat seine Grenzen."
„Ach ja?"
„Ja", sagte Arthur „Merlin liebt dich nicht; er wird dich nie lieben. Wann kapierst du Idiot das endlich? Merlin gehört zu mir und das hat er schon immer."
„Das weiß ich."
„Und warum verschwindest du nicht und hörst auf, dich in unser Leben einzumischen? Bist du es nicht müde, jemanden wie eine läufige Hündin nachzulaufen, der sich absolut nicht für dich interessiert?"
„Ich tue das, weil ich mir Sorgen mache und weil du Merlin veränderst. Siehst du das denn nicht, du verdammter Vampir?", schrie ihn Dante an „Er ist nicht mehr sich selbst und dir völlig hörig."
„Dante", sagte Sethos warnend.
Arthur drehte sich wortlos um und ging an die Bar, schenkte sich noch etwas ein, während er sagte.
„Was Merlin getan hatte, war seine eigene Entscheidung. Ich hatte ihm nicht gesagt, er soll die Jäger töten; dazu war ich nicht in der Lage. Im Gegenteil", sprach er weiter „Ich sagte ihm, das er mich gehen lassen soll und sich nicht einmischen. Anscheinend wollte er das nicht. Und ich kann nichts gegen ihn tun, wenn er so zornig wird, zumal ich nichts hätte tun können. Ich lag mit wahnsinnigen Schmerzen im Sand und bekam eigentlich nichts mit. Also...Was regst du dich auf, Töle?"
„Du verfluchter..."
„Dante!", sagte Sethos energisch „Das reicht jetzt. Halt deinen Mund."
Arthur grinste ihn an, böse und abwertend. Er hasste diesen großspurigen Wolf, der es wirklich darauf anlegte, das Arthur ihn beseitigte. Doch noch war der Vampir nicht zornig genug und er hatte Merlin das versprochen. Liebend gerne würde er ihm das Maul stopfen; für immer. Doch er tat es nicht. Noch nicht. Eifersüchtig war der Vampir nicht mehr. Er wusste, das Dante keine Chance bei Merlin hatte. Eher belustigt, denn dieser Wolf lief Merlin nach wie ein dressierter Hund, doch sein Gefährte hatte gerade vier Vampire getötet, nur für ihn. Merlin liebte ihn so sehr, das er nicht einen Moment gezögert hatte und Arthur konnte ihm diese Liebe nur zurück geben. Also? Was wollte er hier noch; er hatte verloren; auf ganzer Linie.
„Arthur", wandte Sethos sich jetzt an den Vampir „Das wird Konsequenzen haben, denn sie werden wissen wollen, wo die vier Jäger abgeblieben sind. Sie werden andere schicken."
„Ich weiß das und deshalb werden wir verschwinden, wenn Merlin sich erholt hat."
„Warum verschwindest du nicht allein und lässt ihn hier?", sagte wieder der Wolf „Du wirst ihn eines Tages umbringen, wenn du dich wieder an ihm bedienst. Ich denke, du liebst ihn? Und trotzdem nimmst du sein Blut, so das er fast tot ist. Was ist das für eine Liebe? Ich sag es dir...Keine. Er ist für dich nur gut für zu ficken und deinen Hunger."
Arthur stand vor ihm, bevor er es richtig realisieren konnte. Seine Augen kalt wie Eis, grüne Schlieren darin, als er ihn am Hals packte und zudrückte.
„Arthur...Nicht. Bitte; du hast es versprochen", sagte Merlin von der Tür aus „Es ist genug passiert. Lass ihn los."
Arthur schaute den Wolf einen Moment mit zornigem Blick an, aber er ließ ihn los und drehte sich zu Merlin, kam auf ihn zu.
„Bist du in Ordnung?"
Er nickte.
„Mir geht es gut", antwortete Merlin und wandte sich an Dante. Er sprach kalt und unpersöhnlich.
„Hör zu", sagte er zu dem Wolf „Wir hatten eine Zeit zusammen und sie ist vorbei. Du bist nicht verpflichtet, dich weiter in mein Leben einzumischen. Ich liebe dich nicht; ich habe dich nie geliebt. Doch ich sehe dich als einen Freund. Doch solltest du nicht aufhören, meinen Gefährten zu beleidigen und anzugreifen, werde ich vergessen, das du mir jemals etwas bedeutet hast. Dann werde ich..."; er hob die Hand, grünes Feuer tanzte in seiner Handfläche „Tun, was ich tun muss. Hast du das endlich begriffen? Du bist Gast in meinem Haus; also benimm dich dementsprechend oder haben Wölfe kein Benehmen?"
Dante sah unter sich, dann verließ er ohne ein Wort das Haus und ging Richtung Meer. Merlin ging wortlos an Sethos vorbei und machte sich einen Drink. Die Stimmung war angespannt; das fühlte der ägyptische Vampir nur zu gut.
„Und was willst du?", fragte Merlin Sethos „Arthur töten? Nur zu."
„Nein", sagte er „Das hast du gestern auch schon gesagt. Ich möchte nicht so enden wie die vier Vampire. Anscheinend bist du zu allem entschlossen, was Arthur angeht. Du hast dich verändert, Merlin und ich kann nicht sagen, das es mir gefällt."
„Warum? Weil ich meinen Gefährten schütze?", er lachte sarkastisch „Du müsstest das doch am Besten wissen, denn du würdest Anchar auch beschützen. Was auch immer ich tun muss, damit Arthur sicher ist, werde ich tun. Ich lasse nicht zu, das ihn mir irgendjemand nimmt. Ende der Geschichte."
Sethos presste die Lippen zusammen. Er glaubte ihm das auf Anhieb und gestern Nacht hatte er von Merlins Entschlossenheit eine Kostprobe der schaurigen Art. Und was Merlin damit sagen wollte. Ja. Merlin hatte sich verändert. So unrecht hatte Dante nicht. Die Art wie er sich gab und auch seine Ansichten hatten sich geändert. Es umgab den Hexer ein Hauch von Düsterkeit, die auch Arthur anhaftete. Schließlich sagte er.
„Er muss jagen; das heißt das du nicht immer bei ihm sein wirst, denn er kann sich ja schlecht nur von dir ernähren. Obwohl du ein Hexer bist und mächtig, kannst du das nicht. Das weißt du. Sie werden andere schicken und eines Tages wird er nicht zurückkommen. Du hast gesehen, wie sie arbeiten", wandte er sich an den Vampir, der schweigend zugehört hatte „Du wirst sie nicht kommen sehen. Gestern hattest du Glück, weil du dich rechtzeitig gebückt hast und der Pfeil verfehlte dich. Aber das nächste Mal wird es vielleicht nicht so sein."
„Er wird nicht allein sein", sagte Merlin „Ich werde mit ihm auf die Jagd gehen."
Arthur schaute ihn überrascht an, genauso wie der ägyptische Vampir. Sethos wusste, das Arthur sich manchmal bei der Jagd vergaß, deshalb war ja die Gilde aufmerksam geworden. Merlin würde das mit ansehen wollen und tolerieren? Es war schlimmer, als er angenommen hatte. Nicht was Arthur angeht.
„Du weißt, das er manchmal..."
Merlin nahm Luft.
„Wir arbeiten daran, Sethos. Er wird nicht mehr aggressiv draußen sein, denn das kann er an mir auslassen."
„Wie bitte?"
Sethos sah von einem zum anderen, glaubte nicht, was er da hörte. Arthur sprach jetzt das erste Mal und wandte sich an Merlin.
„Das ist wohl das Idiotischste, was du je gesagt hast und ich werde das auf keinen Fall tun. Wir haben darüber geredet und ich lehne das kategorisch ab; das sagte ich schon."
„Du hast es ja schon getan...Gestern Abend, als du mit mir geschlafen hast", sagte Merlin „Und das war ja nicht so tragisch. Mach dich nicht schlechter als du bist."
„Wie bitte?", rief Arthur „Ich habe dich verletzt. Ich war roh und brutal; das war doch Scheiße. Ich mache mir deswegen immer noch Vorwürfe. Das ist das Letzte, was ich tun will, eher sterbe ich. Ich liebe dich, Merlin und du bist nicht mein Punchingball. Nein, das alles war ein Versehen und es wird nie wieder vorkommen. Das habe ich mir geschworen. Ich werde dich nie wieder so behandeln."
„Das ist nicht wahr", antwortete Merlin „Es war leidenschaftlich und siehe da...Ich stehe noch hier. Ich sagte, das ich nicht aus Zucker bin; ich bin ein Hexer und kann mich selbst heilen. Außerdem war das nicht so schlimm, wie du das jetzt hinstellst. Du übertreibst mal wieder maßlos. Wir hatten uns gestritten und es wurde etwas heftig. Und? Ich bin mir sicher, das andere auch so streiten."
„Merlin..."
„Schluss jetzt", schrie Sethos aufgebracht „Ich glaube das jetzt nicht", wandte er sich an Merlin „Du...Du bist doch vollkommen verrückt. Du kannst doch nicht ernsthaft von Arthur verlangen, das er seine Aggressionen an dir auslässt? Er mag instabil sein und aggressiv, doch er liebt dich mehr als alles andere. Das ist...Das ist, als würdest du ihn bitten, sich das Herz aus der Brust zu schneiden. Das ist nicht der richtige Weg, abgesehen das es überhaupt einen gibt."
„Sethos hat recht. Ich werde das auf keinen Fall nur in Erwägung ziehen", sagte Arthur „Ich könnte dich nie verletzen."
„Du hast es gerade getan", schrie ihn Merlin an „Gestern Nacht."
„Schlimm genug. Das wird nie wieder vorkommen."
„Verdammt, Arthur", schrie Merlin und warf das Glas an die Wand; seine Augen schwarz „Was willst du? Das ich zusehe, wie sie dich töten? Ich werde daran zugrunde gehen. Willst du das?"
„Nein. Aber was du verlangst...Das kann ich nicht tun. Merlin...Bitte, sieh das doch ein."
„Okay, dann gehe ich in die Geisterwelt und kontaktiere meinen Vater", sagte Merlin frustriert.
„Du wirst auf keinen Fall wieder dort hin gehen", schrie Arthur ihn an „Du hättest zulassen sollen, das diese Vampire ihre Arbeit zu Ende bringen. Ich habe dich darum gebeten, mich nicht zu retten. Hast du nicht zugehört? Anscheinend nicht."
„Fein", schrie Merlin zurück und ging mit großen Schritten zur Kommode, wo Arthurs Schwert, das Katana und auch das Kurzschwert lagen. Er zog das Kurzschwert aus der Scheide und hielt es sich vor die Brust.
„Da kann ich mich ja gleich selbst in die Geisterwelt schicken und brauche nur auf dich zu warten. Wird nicht lange dauern. Wir sehen uns, Arthur."
„Merlin!", schrie Arthur und stand in Sekundenbruchteile vor ihm und riss ihm das Schwert aus der Hand, warf es in die Ecke „Was tust du?"
„Verstehst du es denn nicht, Arthur", schrie er verzweifelt „Es gibt kein Leben ohne dich. Ich kann...Kann dann nicht mehr leben", sagte er, während Arthur seine Arme immer noch festhielt.
Arthur schaute ihn nur geschockt an, doch dann riss er ihn in seine Arme und hielt ihn fest. Merlin weinte an seiner Schulter. Der mächtige Hexer, den der Kummer in die Knie zwang. Sethos griff sich an den Kopf, tief betroffen von dieser Liebe, die so unglücklich war. Langsam ging er zur Terrassentür und sah hinaus. Okay, Merlin war nicht sich selbst, was wahrscheinlich auch an der Nacht zuvor lag. Schließlich wurde Arthur sehr verletzt und hatte nur durch Glück überlebt. Merlin schien das zu wissen und auch was er getan hatte, ging ja nicht spurlos an ihm vorbei. Dazu hatte er Arthur viel Blut gegeben, was auch nicht förderlich war. In einem Satz gesagt...Merlin schien etwas durch den Wind. Kein Wunder.
Arthur hatte sich besser im Griff, als er dachte. Was hatte er erwartet? Das er einem zweiten Alexej begegnen würde? Das war nicht der Fall; im Gegenteil. Arthur kam ihm vernünftiger vor als Merlin. Zumindest im Moment. Merlin...Ja. Was war nur aus ihm geworden? In seinem Bestreben, Arthur zu retten und zu beschützen, hatte er sich selbst aufgegeben. Alle seine Ideale, was ihn ausmachte, waren vor die Hunde gegangen. Er hatte mal zu Sethos gesagt, das er auch eine potenzielle Gefahr wäre...
Ja, das war er, mehr als Arthur. Er würde jeden vernichten, der in Arthurs Nähe kam und ihm nicht wohlgesonnen war. Sethos wusste sich keinen Rat und sah wieder zu dem Liebespaar, das sich verzweifelt festhielt und nicht loslassen konnte. Er konnte noch einmal so alt werden und würde das nie wieder erleben. Und es schmerzte ihn; er litt mit den beiden.
Arthur ließ ihn los und strich über Merlins Haar.
„Tu das nie wieder", sagte er leise „Wir werden einen Weg finden, aber tu das nie wieder. Hast du verstanden, Merlin?"
„Was werdet ihr tun?", fragte Sethos.
Arthur drehte sich zu ihm um.
„Wir werden verschwinden, noch heute Nacht."
„Du weißt, das dies nur ein Aufschub ist? Ich kann vielleicht den Rat davon überzeugen, das die vier Vampire durch unglückliche Umstände zu Tode kamen. Und ich kann die Spur von dir verwischen. Doch sollten neue Fälle auftauchen, dann geht das Spielchen von vorne los. Die Gilde duldet das nicht; es gefährdet uns alle. In der heutigen Zeit ist es nicht mehr so leicht, als übernatürliches Wesen zu leben. Die Technik ermöglicht den Menschen sich zu wehren, das hast du an dem Menschenbund gesehen. Früher war es unmöglich, ein Wesen der Mythenwelt zu fangen. Die Gilde weiß das und ist jetzt mehr bestrebt als zuvor, irgendwelche Amok laufende Vampire sofort zu eliminieren."
„Das würdest du für uns tun?", fragte Arthur „Die Gilde betrügen?"
„Ja. Ich sehe im Moment keinen Grund, dir etwas zu tun", er sah zu Merlin „Ich möchte auch nicht so enden wie die anderen da draußen. Anchar...Ich muss auch an sie denken. Abgesehen davon, das ich das eigentlich ablehne; du bist mein Freund. Und Merlin würde mir das böse vergelten; ich bin alt und mächtig, doch ich schäme mich nicht zu sagen, das ich gegen einen wütenden Hexer wohl sehr schlechte Karten habe, der seinen Gefährten rächen will. Das...Habe ich gestern Abend begriffen. Also...versuche dich zu zügeln, denn anscheinend kannst du das besser, als du denkst, Arthur. Noch ist nicht alles verloren. Denk daran. Wenn du fällst; fällt Merlin mit dir. Willst du das? Dann hättest du ihm das Schwert nicht abnehmen sollen."
„Wir werden verschwinden", sagte Arthur „Und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht."
Sethos kam näher.
„Wohin, Arthur? Ein Leben auf der Flucht? Nie ein richtiges Zuhause und immer so leben, das man sofort verschwinden kann? Ist es das, was ihr wollt?"
„Nein", sagte Merlin, der sich beruhigt hatte „Aber wir haben keine andere Wahl. Wir können nicht zurück in den Schoß der Familie, die wir dann alle gefährden und die vielleicht ihr Heim wegen uns verlassen müssten."
„Richtig. Sie leben alle in Sevilla und dort könnten sie bleiben. Es liegt abgelegen genug von der Stadt, so das sie nicht auffallen. Es wäre schade, wenn sie von dort verschwinden müssten; jetzt da sie einen Platz haben, an dem sie bleiben können. Maria und Trystan verhexen die Wahrnehmung der Menschen. Sie brauchen nicht mehr zu wandern."
„Der Clan lebt jetzt dort?", fragte Merlin. Sethos nickte.
„Ja, Lance fand die Idee gut und sie haben alles umgebaut. Es ist sehr schön geworden. Ich war noch vor Kurzem zu Besuch. Und es gefällt allen sehr gut. Maria hat wieder Pferde; sogar einen Swimmingpool. Alles modern und vom Feinsten. Es würde dir gefallen, Merlin."
Der Hexer lächelte leicht, das erste Mal seit Sethos ihn wiedersah.
„Das freut mich, vor allem für Maria. Es ist unsere Heimat. Ist sie glücklich?"
Der Vampir nickte.
„Ja, ihre Liebe zu Lance ist ungebrochen, auch wenn sie sich Sorgen um dich macht. Doch sie akzeptiert, das du weg bist, weil sie weiß, das du glücklich bist", er sah zu Arthur „An seiner Seite, trotz allem."
Er dachte einen Moment nach.
„Wir bleiben in Kontakt; ich halte das für besser", meinte der schwarzhaarige Vampir „Ihr solltet nicht so vollkommen von der Bildfläche verschwinden. Ich kann Arthur nicht spüren, deshalb brauchten wir so verflucht lange, euch zu finden. Die Welt ist klein, aber wenn man zwei Wesen darin sucht; ist sie sehr groß", lächelte er.
„Wenn du das nächste Mal bei uns auftauchst", sagte Arthur „Dann ohne den verfluchten Wolf. Ich kann mir das nicht länger anhören und tue vielleicht etwas, was ich eigentlich nicht tun will."
Sethos seufzte und sah hinaus; Dante stand am Strand und sah über das Meer.
„Ich denke, das er es endlich kapiert hat. Er hatte in all den vielen Jahren Merlin unermüdlich gesucht und ich muss gestehen, er war eine große Hilfe. Ich habe ihn auch mitgenommen, weil ich hoffte, das er endlich einsieht, das er Merlin in Ruhe lassen soll. Gestern Abend...Mmh...Ich denke, das war eine lehrreiche Aktion für ihn."
„Na, hoffentlich", sagte Arthur und zog Merlin in seinen Arm „Ich sage dir Bescheid, wo wir sein werden."
Sethos nickte und Arthur schaute zu Merlin.
„Nimm mit, was du brauchst; dann gehen wir."
Merlin verschwand im Zimmer. Er nahm nichts mit, außer sein Hexenbuch und Geld, sowie Arthurs Schwerter. Der blonde Vampir zog sich ein Hemd an und seinen langen Mantel. Schließlich traten sie auf die Terrasse. Dante war wieder gekommen und stand wortlos neben Sethos. Merlin schaute noch einmal zum Haus. Er hatte gerne hier gelebt, aber nun mussten sie weg. Er umarmte wortlos Sethos und nickte Dante zu. Dann nahm Arthur ihn in seine Arme und sagte.
„Wir sehen uns, Sethos."
„Ich wünsche euch alles Gute", sagte der ägyptische Vampir.
Arthur erhob sich in die Luft und verharrte in großer Höhe, schaute auf Merlin hinab und fragte.
„Wohin?"
„Hast du ein Haus in Alaska?"
„Ja. Dort ist es oft sehr lange dunkel. Im Winter nur vier Tagesstunden. Ein Paradies für Vampire. Wäre seltsam, wenn ich dort keinen Unterschlupf hätte."
„Und wieso hier? In einem Land, das von der Sonne verwöhnt ist?"
„Weil ich das Meer auch sehr gerne habe und auch die Wärme. Dafür muss ich halt länger im Dunkeln verweilen. Es ist nie ganz perfekt. Alaska also?"
„Ja."
„Dort ist es aber nicht so warm. Vor allem im Winter nicht."
„Ich gehe mal davon aus, das du einen Ofen hast. Oder? Und ein bisschen Schnee ist ja auch mal schön."
Arthur lachte und küsste ihn.
„Ein bisschen? Du wirst dich wundern, Hexer. Halte dich fest."
Er rauschte durch die Luft davon; in seinen Armen alles was er in dieser Welt brauchte. Sethos und Dante sahen ihnen nach, bis sie über dem Meer verschwunden waren. Dante sagte leise.
„Bring mich nach Hause, Sethos. Meine Reise ist hier zu Ende."
Sethos nickte und lächelte, als er mit Dante in den Himmel flog. Zumindest hatte er eines mit Sicherheit erreicht. Dante hatte Merlin abgehakt. Jetzt und für immer. Er war froh dafür, denn jetzt konnte der Wolf in die Zukunft seines Lebens gehen. Bisher hatte ihn Merlin davon abgehalten. Doch der Wolf hatte endlich eingesehen, das er Merlin verloren hatte. Merlin gehörte Arthur, mit seinem Herzen, seiner Seele und mit jeder Faser seines Körpers.
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Alaska war eine Reise wert; das wusste Merlin, als sie in der schönen Natur landeten. Das Haus war aus Holz; keine Blockhütte, denn dieser Begriff würde nicht passen. Vampire liebten den Luxus und dieser schien in jedem Haus wohl sehr ausgeprägt zu sein. So wie auch hier, als Merlin sich staunend umsah. Dieses Haus war eher urtümlich eingerichtet, doch alles sehr edel. Die Küche mit allerneuster Technik, eher unbenutzt, da Arthur ja nichts aß. Kombiniert mit edlen Holzmöbel sah sie toll aus.
Das Wohnzimmer groß mit einem herrlichen Kamin und Möbel, die aussahen, als wären sie extra für dieses Haus gemacht worden. Dick und flauschig die bunten Teppiche und passende Gardinen, war dieses Haus urtümlich luxuriös. Es stand in der jetzigen grünen Natur, nicht weit von einer kleinen Stadt entfernt, malerisch als sollte es so sein. Hinter dem Haus begann der Wald, davor eine Terrasse, auf der man das weite Land übersehen konnte.
„Gefällt es dir?", fragte Arthur, während er die Laken von den Möbel entfernte.
Die Läden waren geschlossen, doch er öffnete sie, ließ die frische Nachtluft herein. Es war Sommer in Alaska und eigentlich warm; noch. Und es war Nacht und Merlin nickte.
„Schön. Wirklich schön", er lächelte „Eines Vampirs würdig."
„Was meinst du?"
„Anders als das Haus auf der Insel, aber genauso luxuriös, nur eben anders."
„Eine Eigenart von Vampiren; wir lieben eben alles Luxuriöse und ich kann mir so etwas leisten. Junge Vampire noch nicht; sie müssen erst Jahrhunderte leben, um zu Geld zu kommen."
„Ich weiß."
„Morgen gehen wir uns Kleider besorgen und für dich etwas zu essen", sagte Arthur und zog ihn in seine Arme, küsste ihn. Er sah danach Merlin einen Moment an.
„Ich glaube es manchmal nicht", sagte er leise „Das das Schicksal mir einen Gefährten geschenkt hat, der mich so sehr liebt. Völlig uneingeschränkt und alles für mich tut. Eigentlich habe ich das nicht verdient."
„Red keinen Unsinn, Arthur", antwortete Merlin „Ich...Ich hätte niemals gedacht, damals als ich dich das erste Mal auf diesem Ball in Sevilla sah, das du mein Schicksal bist", er lächelte „Eigentlich wollte ich dir nur ein Pfeil durch das Herz jagen."
„Das hast du", antwortete Arthur „Ein Pfeil der Liebe. Wir hatten nie das vollkommene Glück, das andere Paare haben. Unsere Liebe ist durchzogen von Leid und Sehnsucht, Verzicht und Kummer. Doch die Zeit, in der wir zusammen waren, war kurz und doch so intensiv, als von anderen, die ihr Leben lang zusammen sind."
Merlin runzelte die Stirn.
„Waren? Wir sind zusammen und wir sind glücklich."
„Ja", sagte Arthur ernst „Solange es auch währt. Ich wünschte..."
„Was?"
Er nahm Luft.
„Ich wünschte, wir könnten alles ungeschehen machen und neu anfangen. Stattdessen sind wir auf der Flucht. Und wir werden es bleiben; immer gehetzt und immer verfolgt. Das ist nicht das Leben, das ich dir bieten wollte."
„Aber wir sind zusammen", sagte Merlin „Nur wir beide; das ist alles, was zählt, zumindest für mich."
„Ja", sagte Arthur leise und zog ihn wieder an sich, küsste den Hexer zärtlich.
Diese Zärtlichkeit berührte Merlins Herz auf eine schmerzliche Weise. Arthur war immer zärtlich zu ihm gewesen, bis auf die wenigen Ausnahmen, in denen seine Aggressionen ihn beherrschten. Aber es gab nichts, was Merlin davon abhalten könnte, ihn zu lieben. Auch wenn er wieder loszog und Dinge tat, die sie beiden gefährden würden.
Die Küsse wurden leidenschaftlicher und ließen keinen Zweifel offen, was Arthur; was beide wollten. Sie sanken auf den dicken Teppich vor dem Kamin, beide beschäftigt, den anderen auszuziehen.
Und als Arthur Merlins Körper so unendlich zärtlich liebkoste, durchflutete den Hexer ein angenehmes, warmes Kribbeln. Er fühlte seine Liebe zu dem Vampir stark, unauslöschlich und schicksalhaft in seinem Herzen. Egal, ob die Welt gegen sie stand; die Gilde. Egal, was Arthur tat oder nicht tat. Egal ob er bösartig war oder nicht. Er liebte ihn.
Merlin gehörte bedingungslos ihm. All die vielen vielen Jahren hatte er sich etwas vorgemacht. Sich vorgemacht, das er ohne ihn leben konnte oder sich einem anderen Mann zuwenden könnte. Damals dachte er ernsthaft, er könnte an Dantes Seite glücklich werden. Doch sein Glück in Person drang jetzt sanft in ihn ein und Merlin genoss das Gefühl, ihm so unendlich nah zu sein.
Er hatte gelogen und getötet; nur für ihn. Und er würde es wieder tun; nur für ihn.
Merlin würde alles für Arthur tun und der Vampir tat es auch. Selbst seine Untreue hatte er in den Griff bekommen; aus Liebe zu Merlin. Es existierte nur Merlin für ihn. Das andere würde er auf Dauer nie in den Griff bekommen. Diese böse Seite von ihm, die Alexej in seine Seele eingebrannt hatte; diese Qualen und Schmerzen, die letztendlich ihr Schicksal besiegeln würden.
Merlin machte sich nichts vor. Nicht mehr. Arthur würde wieder etwas anstellen, irgendwann und sie würden sie beide weiter jagen. Und er fragte sich, wann die Welt zu Ende war und sie nirgends mehr hin konnten. Die Jäger würden sie wieder finden; sie waren gut, das musste selbst der Hexer zugeben. Und Sethos hatte recht. Es würde der Tag kommen, an dem er auf Arthur warten würde und er nie wieder kam.
„An was denkst du?", fragte Arthur, als er ihn zärtlich nahm „Du wirkst abwesend."
„Nichts; ich genieße das", antwortete er. Arthur küsste ihn leidenschaftlich und Merlin ließ sich fallen.
Wenn ihre Zeit auch begrenzt war, so würde er jeden Tag mit Arthur so intensiv leben, als wäre es der Letzte.
„Ich liebe dich so sehr", sprach er sanft an Arthurs Ohr „Du kannst nicht erahnen, wie sehr."
Arthur sagte nichts, sondern küsste ihn wieder so tief. Ein Kuss in dem mehr lag, als tausend Worte sagen könnten. Merlin war sein Leben; der Grund warum er versuchte, sich im Rahmen zu halten. Der Grund, warum er noch nicht in die Sonne gegangen war, denn so sehr er Merlin liebte...
Er wollte ihn nicht mit ins Verderben ziehen.
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Drei Jahre später kam Arthur ins Wohnzimmer. Der Kamin brannte und es war angenehm warm im Haus. Es war Winter in Alaska und Merlin hatte nicht schlecht gestaunt über das „bisschen „ Schnee. Im Klartext hieß das, das sie vollkommen eingeschneit waren. Weihnachten stand vor der Tür und sie würden wieder in Zweisamkeit feiern. Sie beide machten sich keine Geschenke. Arthur sagte ihm immer, das Merlin sein größtes Geschenk wäre und niemand das toppen könnte. Merlin empfand das genauso umgekehrt. Arthur war sein Lebensinhalt; sein Ein und Alles.
Aber was Arthurs dunkle Seite anging, hatte sich nichts verändert, zumindest kam Merlin das so vor. Wie sollte es auch? Der Vampir ging dagegen an, damit er nicht ganz abrutschte und Merlin wusste, wenn er nicht wäre, dann wäre das schon geschehen. Trotz allem dominierte diese unendliche Liebe zu Merlin, was auch der Grund war, das er sich nicht ganz aufgab. Sethos war schon zwei Mal zu Besuch und sprach mit Merlin. Die Gilde hatte ihn immer noch auf der Abschussliste und selbst er konnte das nicht mehr ändern. Sie gaben ihm auch die Schuld, das vier ihrer besten Jäger zu Tode gekommen waren. Und natürlich waren sie auf seiner Spur, nur hatten sie ihn noch nicht gefunden. Merlin wusste, das die Zeit in Alaska auch ablief.
„Merlin", sagte Arthur „Pack ein paar Sachen ein, wir verreisen."
Merlin sah auf; er saß am Kamin und las. Nun ja, es sah so aus, doch der Hexer war auf und ab gegangen, als Arthur weg war und saß erst ein paar Minuten hier.
„Wohin?"
„Sevilla."
„Sevilla? Wieso?"
Arthur setzte sich neben ihn und nahm seine Hände in seine. Einen Moment schaute er darauf, bevor er sprach.
„Du denkst vielleicht; ich bemerke das nicht. Doch ich sehe seit Jahren, wie du an Weihnachten nachdenklich bist und ein Hauch von Traurigkeit dich umschließt."
„Was? Nein! Du siehst..."
Arthur sah ihn an und Merlin sah in das wunderschöne Blau seiner Augen.
„Maria", sagte Arthur „Ist deine Schwester und die Einzige, die du noch von deiner Familie hast. Ich werde nie wieder gutmachen können, was du für mich aufgegeben hast und deshalb werden wir dieses Weihnachten in Sevilla sein. Ich habe schon mit Lance telefoniert, das wir kommen. Sehe es als mein Geschenk an dich."
„Aber...Arthur? Ich bin glücklich hier bei dir."
„Wirklich?"
Merlin sah weg, als er weitersprach.
„Ich bin all diese Jahre glücklich mit dir gewesen. Ja...Wirklich. Auch wenn ich mir ständig Sorgen um dich mache, bereue ich nicht einen Tag."
Arthur zog ihn auf seinen Schoß und küsste ihn.
„Dann lass uns das jetzt tun. Weihnachten mit unserer Familie feiern; nur dieses eine Mal. Ich möchte auch Lance wiedersehen, bevor..."
„Bevor was?"
„Nichts."
Arthur küsste ihn und sie versanken in dem Kuss, doch Merlins Herz schmerzte. Er wusste nur zu gut, was Arthur nicht sagte. Schließlich ließ der Vampir ihn los.
„Hör auf jetzt, sonst kommen wir nicht weg. In einer Stunde fliegen wir, denn wir müssen unterwegs rasten, wegen der Sonne."
Merlin stand auf und ging nach oben, während er sagte.
„Bin gleich soweit."
Eine Stunde später waren sie in der Luft Richtung Europa. Bevor sie in die Zeitzone von Europa kamen, stiegen sie in einem kleinen Gasthaus ab. Merlin wusste nicht , wo das war, als sie am Abend wieder aufbrachen. War auch egal. Und wenn er ehrlich war, freute er sich, Maria zu sehen und alle anderen. Sie würden über die Weihnachtsfeiertage bleiben und dann zurückfliegen. Eine seltsame Nervosität überkam ihn, als sie über das beleuchtete Sevilla flogen. Nichts war mehr so, wie er es kannte. Aus dem kleinen Städtchen war eine Metropole geworden.
Hier hatte er Arthur getroffen und hier begann ihre kummervolle Liebe. Doch Merlin wollte das alles nicht missen. Trotz allem. Er sah auf zu Arthurs Gesicht, in dem seine hellblonden Haare flatterten, als sie über dunkles Land flogen. Er war für Arthur geboren worden; das stand schon lange für ihn fest.
Der Empfang war herzlich und alle freuten sich über den unerwarteten Besuch. Maria lag weinend in Merlins Armen, während Lance Arthur nur stumm und lange umarmte. Zwei Freunde, die mehr teilten als andere. Beide zur gleichen Zeit gestorben und beide Vampire. Lance liebte Arthur wie einen Bruder und umgekehrt schien es auch so. Nur das Arthur das nie zeigte; er tat sich schwer mit Emotionen. Nur bei Merlin war er so offen wie ein Buch und konnte seine Gefühle zeigen. Nachdem sie alle begrüßt hatten, zeigte Lance ihnen stolz ihr Zuhause. Und Merlin staunte nicht schlecht; es war genauso wie er es sich immer ausgemalt hatte. Und es war warm hier, selbst jetzt...Gemessen an den Temperaturen in Alaska im Winter.
Merlin bestaunte den großen Weihnachtsbaum, als Maria ihn am Arm nahm und lächelnd sagte.
„Lass uns etwas nach draußen gehen und uns unterhalten."
Da Lance Arthur in Beschlag hatte, nickte Merlin und ging mit ihr hinaus. Sie schlenderten über die Hazienda; es war nicht warm wie im Sommer, aber angenehm und ein sternenklarer Himmel. Sie betraten die Ställe und Merlin lächelte, als er die Pferde sah.
„Das hat dir gefehlt, was?"
Sie nickte amüsiert.
„Oh ja. Du weißt, das ich gerne reite. Lance auch und Trystan. Er scheint ein Naturtalent zu sein, was reiten angeht. Oder er hat mit Magie nachgeholfen, was ich eher glaube."
Merlin lachte leise, während er die Nüstern des schwarzen Pferdes streichelte. Maria beobachtete ihn und nach einem Moment fragte sie.
„Bist du glücklich?"
Er sah sie an.
„Ja. Ich bin bei Arthur. Mehr Glück brauch ich nicht. Mir ist es egal, wo wir sind oder wo wir hingehen werden, solange ich nur bei ihm sein kann."
„Aber Frieden hast du nicht gefunden.", sagte sie leise.
Merlin sagte nichts. Frieden? Er wusste nicht, was das war. Nein, so etwas hatten sie nicht. Wieso auch? Immer auf der Flucht und immer diese Panik, wenn Arthur mal später kam wie beabsichtigt. Wenn er so voller Sorgen war, das er nicht still sitzen konnte.
„Wie...Wie geht es ihm?", fragte sie und Merlin wusste, worauf sie anspielte.
„Es könnte schlimmer sein", sagte er leise „Doch manchmal habe ich das Gefühl, das er sich verändert hat. Nicht was mich angeht."
„Wie ist er bei dir?"
„Liebevoll...Zärtlich und aufmerksam. Er lehnt es kategorisch ab, gegen mich Gewalt anzuwenden. Nicht mehr, seit diesem Vorfall auf der Insel. Ich...Ich habe es ihm angeboten, es an mir auszulassen, doch er würde das nie tun. Wenn ich es darauf anlege; verschwindet er."
„Ich sehe doch, das es dich belastet. Immer auf der Flucht und immer die Angst im Nacken, das du zu spät kommst, Merlin. Wie hältst du das nur aus?"
„Ich liebe ihn, Maria", sagte er leise „Er ist mein Leben."
„Merlin...Ich hätte damals nie gedacht, das es mal so sein wird. Aber trotzdem stehst du hier und bist die Ruhe in Person. Doch ich kenne dich zu gut. Es ist nicht so, wie du mir weismachen willst."
Er schaute sie wieder an. Sie kannte ihn wirklich gut und er konnte ihr nichts vormachen. Ja; er hatte Angst. Angst zu spät zu kommen und Arthur nicht mehr helfen konnte. Und immer diese Panik, wenn er unterwegs war, denn dann hallten Sethos Worte in seinem Kopf.
„Eines Tages wird er jagen gehen und nie mehr wiederkommen."
Er hatte fast Todesangst, wenn Arthur weg war und konnte dann nicht still sitzen oder sich konzentrieren. Und Arthur lehnte es ab, ihn mit auf die Jagd zu nehmen. Er ging dann am Fenster auf und ab und starrte nach draußen, bis Arthur vor dem Haus landete und er hörbar erleichtert ausatmete. Sich schnell auf das Sofa setzt und ein Buch nimmt, damit Arthur nicht bemerkt, wie aufgewühlt er ist.
„Ist wohl unser Schicksal", sagte er nur „Doch ich genieße jeden Tag, den es uns schenkt."
„Was wirst du tun, wenn...", sie sprach nicht weiter, doch Merlin wusste, was sie sagen wollte „Kommst du dann nach Hause?"
Merlin antwortete nicht sofort, doch dann lächelte er sie an.
„Sicher", sagte er und sah weg.
Maria schaute ihn lange an, während er immer noch die Nüstern des Pferdes streichelte. Doch dann ging sie wortlos auf ihn zu und nahm ihn in ihre Arme, küsste ihn auf die Wange. So standen sie einen langen Augenblick, bis Merlin fragte.
„Bist du glücklich mit Lance?"
„Ja. Wir lieben uns und er beschützt mich, was ich eigentlich nicht brauche. Doch seit der Sache mit der missratenen Tante ist er überfürsorglich. Ja, ich fühle mich geliebt und beschützt."
Merlin nickte an ihrer Schulter. Das war alles, was er wissen musste. Maria war bei Lance sicher und behütet. Merlin wusste, das der Vampir sie sehr liebte und jeden töten würde, der ihr zu nah kam.
Das beruhigte ihn ungemein.
Sie waren immer zusammen, doch jetzt musste er sie in die Obhut eines anderen geben. Es musste so sein, denn er konnte sich nicht mehr um sie kümmern...
Denn er wusste nicht, was für eine Zukunft Arthur und er hatten.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...