Dunkles Schicksal
Kapitel 22
Am Abend machten sie sich schweigend fertig. Es gab nichts mehr zu sagen, denn wenn sie jetzt in die Nacht gingen, würde alles seinen Lauf nehmen. Merlin machte sich genug Sorgen um Arthur, das er fast verrückt wurde. Er konnte nicht verstehen, wieso der sture Vampir unbedingt in sein Verderben rennen musste.
Doch Merlin wusste nicht, das der blonde Vampir sich genauso Sorgen um Merlin machte. Weniger um sich, denn er war unsterblich, wurde er verletzt, würde das wieder heilen, egal wie sehr er verletzt wäre. Doch bei Merlin war das etwas anderes, er war sterblich und bei Menschen heilten Wunden sehr langsam. Und viele Wunden, über die er locker hinwegsah und mit zusehendem Auge heilten, wenn er Blut aufnahm, würden bei ihm tödlich sein.
Arthur machte sich Vorwürfe, das er nicht zugestimmt hatte, als Merlin endlich bereit war, umzukehren. Da war er die treibende Kraft gewesen, die den Plan vorwärts trieb.
Und das konnte jetzt Merlins Verderben sein. Alexej war eigentlich nur an ihm interessiert und er hatte die Befürchtung, das Merlin im Weg war. Deshalb hatte er sich etwas ausgedacht und sprach das jetzt an, als er aus dem Bad kam. Merlin saß im Sessel und grübelte vor sich hin.
„Merlin, wir müssen uns etwas einfallen lassen, was dich angeht."
Der Jäger sah hoch.
„Was meinst du?"
„Ich bin das alles nochmal durchgegangen. Alexej hat keine Veranlassung dich am Leben zu lassen. Im Gegenteil, wenn er bemerkt, das wir...nun, Freunde sind oder etwas Ähnliches, wird er dich erst recht töten, um mir eins auszuwischen. Oder dich gegen mich verwenden, als Geisel, damit ich alles tue, was er will."
Merlin dachte darüber nach und nickte.
„Richtig. Klingt logisch."
Arthur kam näher.
„Und du musst dich frei bewegen können, wegen dem Dynamit. Du könntest es während des Tages tun, wenn sie alle in ihren Schlaf fallen. Es nützt nichts, wenn er dich einsperrt oder umbringt. Einer von uns muss es legen und ich glaube eher, das Alexej mich nicht aus den Augen lässt, jetzt wo ich wieder da bin."
Merlin schaute ihn an, er kannte Arthur und sagte.
„Okay, wie ich schon sagte, klingt einleuchtend und ich bin sicher, das du schon eine Lösung hast. Aber es gibt ein Problem. Ich weiß nicht wie ich das Dynamit legen muss, schließlich bin ich kein Sprengmeister."
Der Vampir nickte.
„Sicher, aber es wäre vorteilhaft, wenn du es verteilst. Ich versuche, das mein Freund dir hilft. Vielleicht auch ich, wenn der Dreckskerl schläft."
Merlin nickte.
„Gut, das bekomme ich schon hin. Es kann ja nicht so schwer sein, etwas in die Luft zu jagen. Und jetzt erzähl mir, was du vor hast."
Arthur setzte sich ihm gegenüber.
„Alexej sucht immer Menschen, die ihm dienen und die er später zu einem Vampir seines Clans machen kann. Keine Angst, so etwas tut er erst nach Jahren, wenn er der Meinung ist, das sie es verdient haben. Erst wenn sie bewiesen haben, das sie loyal sind und ihm gut gedient haben."
Merlin horchte auf.
„Wie gedient?"
„Ich sagte schon, das er selten Menschen für seine Spiele nimmt. Sie sterben zu schnell und halten nichts aus. Er findet das langweilig. Also mit gedient meine ich, das sie Botengänge machen, Dinge am Tag erledigen, die er nicht tun kann. Sie beschützen die Vampire, während sie schlafen und angreifbar sind. Manchmal müssen sie auch Menschen herbeischaffen für seine abartigen Partys."
„Na toll, ganz meine Kragenweite", antwortete Merlin sarkastisch „Und? Was soll ich tun?"
„Du gehst in das Viertel von gestern Abend. Ich bin mir sicher, das dort seine Vampire auf mich warten, um mich einzukassieren. Er wird nicht selbst kommen, denn dazu ist er zu stolz. Glaube mir, ich kenne ihn sehr gut. Sie sollen mich gefangen nehmen und zu ihm bringen."
„Und weiter?"
Arthur lächelte leicht.
„Du wirst mich verraten und sie zu mir bringen. Du musst sagen, das du gerne ein Vampir sein willst und ich dir das verweigert habe. Sag, das du dienen willst, um zu beweisen, das du gut dafür bist. Er wird dich nicht ablehnen, denn wie gesagt, er sucht immer loyale Lakaien. Dadurch bist du drin und lebst bei ihnen. Du kannst dich frei bewegen, denn er hat da keine Angst, falls du ihn verrätst, bist du tot. Und Merlin, du musst sehr überzeugend sein. Sie müssen dir abnehmen, vor allem Alexej, das es ein Herzenswunsch von dir ist, ein Vampir zu werden."
Merlin schaute ihn lange an, dann fragte er.
„Werden sie mein Blut trinken? Werden ich auch in dieser Hinsicht dienen müssen?"
Arthur schüttelte den Kopf.
„Nein, seine Lakaien sind außen vor. Das habe ich noch nie gesehen, das ein Vampir sie je angefasst hatte. Sie haben alle viel zu viel Angst vor ihm, denn er ist auch grausam zu seinesgleichen, wenn sie ihm negativ auffallen. Er hat genug Menschen für ihren Blutdurst. Doch Lakaien sind schwer zu finden, denn wir leben im Geheimen. Und jeder Clan braucht Menschen, weil vieles am Tag erledigt werden muss, was sie nicht können. Ich habe auch Menschen in meinem Clan, doch ihnen steht es frei zu gehen. Doch Alexej duldet so etwas nicht. Einmal Treue geschworen, immer Lakai und später Vampir, wenn er dich für gut genug befindet. Aber solange werden wir nicht bleiben."
„Wie beruhigend", zischte Merlin. Er war so verdammt wütend. Er stand auf, zumindest der Einfall war nicht schlecht und wieder bemerkte er, wie klug Arthur war und wie gut er diesen Bastard kannte, trotz allem.
„Also gut, ich gehe dann mal los, um mich in den Dienst dieses Arschlochs zu stellen und um dich zu verraten."
Er zog seinen Mantel an und steckte sich einen der neuen Silberpfahle ein. Überlegte sich das aber nochmal. Würde vielleicht keinen guten Eindruck machen, dachte Merlin, wenn er bewaffnet dort auftauchen würde. Arthur schien der gleichen Meinung zu sein, denn er zog überrascht eine Augenbraue hoch.
„Ich denke, das ist keine so gute Idee", sagte Arthur „Du willst dienen und sie nicht pfählen. Sie würden das als eine Provokation sehen und dich töten. Es sieht zu sehr nach Jäger aus, denn nur sie haben Pfähle."
Merlin sagte nichts, er hatte ja recht. Verflucht, er würde gleich einer Horde Vampire gegenüber stehen und nichts zu seiner Verteidigung haben. Er legte frustriert den Pfahl wieder in seine Tasche.
„Scheiß Plan", murmelte er.
Alexej hätte keine Veranlassung, ihn am Leben zu lassen. Und erst recht nicht, wenn er dort mit einem Pfahl auftauchen würde. Also ging er nun los um eine Horde Vampire zu treffen, ohne Waffen. Toll, ganz toll.
„Ich werde in einer Stunde das Hotel verlassen, dann werden sie zuschlagen", sagte nun Arthur „Führe sie hierher."
„Wir sehen uns dann in der Hölle", sagte Merlin und öffnete die Tür, doch sah nochmal zu Arthur, der aufmunternd lächelte.
„Alles wird gut."
Merlin glaubte nicht daran, nicht wirklich. Doch er war entschlossen das jetzt durchzuziehen. Er ging und machte sich auf in die Viertel, die schlecht beleuchtet waren und ideal für Vampire. Er stand an einer Ecke, schaute sich um, als würde er nicht sicher sein, wo er hin wollte, als er vier Leute auf sich zukommen sah. An ihrem Gang, geschmeidig und auch lauernd wie ein Raubtier wusste er, das sie Vampire waren.
Der Vampir, der sich als Boris vorgestellt hatte und auch der junge Vampir waren wieder dabei, erkannte Merlin als sie näher kamen. Scheiße und er hatte keine Waffen. Er schluckte und sein Herz klopfte schnell. Wenn sie ihm nicht glaubten, würde er hier sterben und als blutleere Leiche enden.
„Hey du", rief Boris, als sie ihm fast gegenüber standen und Merlin drehte sich um. Sein Gesicht angespannt, wie auch sein Körper.
„Du bist doch der Typ, der Arthurs Beute war? Ich erkenne dich wieder", er grinste „Hast du nicht geschmeckt? Du bist also nicht tot?"
„Für mich sieht er noch sehr lebendig aus", meinte ein anderer, ein lüsterner Blick in seinen Augen, die schon rot waren „Aber das können und werden wir ändern."
Merlin sah sich gespielt gehetzt um.
„Das bin ich und ich habe auf euch gewartet", sagte Merlin verschwörerisch „Denn ich habe keine Lust mehr mit diesem Vampir. Er hat euch angelogen, denn ich bin sein Lakai."
„Wie soll ich das verstehen", fragte Boris und seine Augen bekamen rote Schleier „Willst wohl, das wir dir ein Ende machen, was? Hast die Nase voll vom Dienen."
„Ja, gute Idee. Ich habe Hunger", sagte der junge Vampir und Boris fuhr ihn an.
„Halt den Mund, du hast gerade jemanden ausgesaugt."
„Aber ich brauche mehr."
Blutgier, dachte Merlin. Sie mussten sich daran berauschen wie ein Junkie. Das war nicht nur normale Nahrungsaufnahme, das war schon Abhängigkeit wie auf Drogen.
Boris brachte ihn zum Schweigen und widmete sich wieder Merlin. Dieser bemerkte, das er der erste Vampir war, der nicht überirdisch schön war. Wahrscheinlich lag das an dem Blutrausch oder einfach weil er hässlich und schlecht war.
„Wo ist denn das blonde Sahneschnittchen von einem Vampir? Weißt du das denn?"
Merlin nickte eifrig und schaute sich vorsichtig um. Er beugte sich etwas vor, sprach mit Nachdruck.
„Ich habe mich weg gestohlen mit der Vortäuschung etwas besorgen zu müssen. Ich wollte Arthur dienen, doch er verweigert mir die Unsterblichkeit. Ich möchte einem Vampir dienen, der mir das als Belohnung gibt und nicht einem Vampir, der den heiligen Samarita spielt. Wenn du mich mitnimmst zu deinem Meister und ich ihm dienen darf, wäre ich sehr glücklich. Und ich zeige euch, wo Arthur sich aufhält."
Boris musterte ihn, dann fragte er.
„Du willst wirklich Alexej dienen?"
Wieder nickte er eifrig.
„Ja, das wäre wirklich mein Traum. Ich hörte, er sei sehr mächtig."
Boris antwortete, ihn immer noch musternd.
„Ist er und ja, er sucht immer welche, die sich ihre Unsterblichkeit verdienen wollen", er überlegte einen Moment „ Okay, wir haben einen Deal, ich nehme dich mit. Aber sei gewarnt, wenn er bemerkt, das du ihn hintergehst, dann wirst du sterben."
Merlin hob die Hände.
„Nein, nein, niemals. Ich werde ein treuer Diener sein."
Boris nickte. Sie hatten den Auftrag, Arthur zu Alexej zu bringen und durften nicht
ohne ihn kommen. Ihr Meister würde ausflippen und wenn Boris dazu noch einen
guten Lakai mitbringen würde, dann wäre er in den Augen des Meisters würdig, was ihm einen Vorteil bringen würde. Er nickte dem dunkelhaarigen Mann zu, der sehr gut aussah. Er würde eines Tages ein guter Vampir werden, wenn er Alexej gefiel. Und auch so bösartig, wie ihr Meister sie mochte.
„Gehen wir. Du zeigst uns den Weg."
Er pfiff und nun kamen noch mehr Vampire, Merlin zählte zehn. Geschlossen führte Merlin sie zum Hotel und schaute immer wieder zu ihnen, die ihn lüstern anblickten. Obwohl er schon einige Zeit unter Vampiren war, fühlte er sich jetzt verdammt unwohl. Aber sie taten ihm nichts. Boris schien so eine Art Anführer diese Gruppe zu sein.
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Am Hotel verteilten sie sich, denn Merlin erzählte ihnen, Arthur würde gleich auf die Jagd gehen. Er stand mit drei Vampiren im Schatten, als Arthur hinaus kam. Der Drang ihm zuzurufen, das er in eine Falle tappte war so groß, das Merlin sich auf die Lippen biss. Als Arthur in eine Seitengasse einbog, er wusste, das sie da waren, denn er hatte sie schon lange gespürt, umringten ihn plötzlich alle Vampire und er blieb stehen. Boris trat vor.
„Boris, schön dich wiederzusehen", sagte Arthur lächelnd „Doch ich denke, das hat einen Grund, oder?"
Boris grinste und zwei andere zogen Merlin nach vorne. Er sagte spöttisch.
„Du solltest vorsichtiger sein, was die Wahl deiner Lakaien angeht, Arthur. Dieser hier hat dich gerade verraten und anscheinend bist du zu einem Wohltäter der Sterblichen geworden, was? Verweigerst ihm die Unsterblichkeit. Was für eine Schande."
„Ich denke, das geht dich nichts an, was ich tue", er schaute zu Merlin, sein Gesicht missbilligend und wandte sich an ihn.
„Ich hätte es wissen müssen, das du ein charakterloses Schwein bist."
„Ich will ein Vampir werden und dich nicht immer nur bedienen", zischte Merlin „Sein Clan kann mir das bieten. Ich bin raus, Vampir."
„Ich hätte dich aussaugen sollen", sagte Arthur verächtlich.
Boris schaute amüsiert zwischen ihnen hin und her, doch dann hob er die Hand. Anscheinend schienen ihre schauspielerischen Leistungen Anklang gefunden zu haben, denn er nickte zufrieden. Er wandte sich wieder an Arthur.
„Schluss jetzt. Er will dich sehen. Ich weiß, das du ein Meistervampir bist und vielleicht nicht kampflos mitkommst. Aber kannst du es mit uns allen aufnehmen? Und das würde ihm nicht gefallen, das weißt du."
„Du hast gesagt, das du Alexej nichts sagen wirst."
Boris grinste.
„Das war gelogen. Kommst du mit oder sollen wir das hier klären? Er will dich nur sehen."
Arthur grinste verächtlich.
„Du und ich wissen, das es nicht so ist."
Boris hob die Arme, immer noch grinsend.
„Wie ich schon sagte; du warst sein Liebling. Und Alexej mag es nicht, wenn seine Lieblinge einfach verschwinden", er griff sich an sein Kinn „Sieh es doch mal positiv. Er wird sehr erfreut sein, seinen Gespielen wiederzusehen, nach all den Jahrhunderten. Und du bist noch attraktiver geworden und...stärker. Das wird ihm gefallen."
Arthur nickte nach einer Weile, warf Merlin einen bösen Blick zu.
„Also gut, ein Besuch kann ja nicht schaden."
Boris lachte, als sie sich in Bewegung setzten, denn er wusste, das es nicht bei einem Besuch blieb. Er würde ihn nicht mehr fort lassen. Zu lange hatte er ihm nachgetrauert und zu lange war er zornig auf ihn gewesen. Niemand hatte jemals Arthurs Platz eingenommen. Nach Alexejs Aussagen war er der Beste. Alexej hatte ihn wortlos angestarrt, als er es ihm gestern erzählte, war aufgesprungen und hatte ihn am Kragen gepackt und gezischt.
„Sag das nochmal. Arthur? Arthur ist in Moskau?"
Boris hatte es wieder bestätigt und er hatte danach gegrinst und gesagt.
„Der verlorene Sohn kommt wieder heim. Dann werden wir ihm einen Empfang bereiten. Morgen Nacht bringst du ihn mir."
Sie mussten wegen Merlin langsam gehen, als sie die Stadt verließen und den Wald ansteuerten, in dem Merlin heute Morgen auch war. Sein Herz klopfte heftig in seiner Brust, doch Boris deutete das als Aufregung, seinen neuen Meister zu sehen. Alles lief bis jetzt perfekt. Sie hatten Merlin seine Geschichte abgenommen. Doch er machte sich Sorgen um Arthur, denn was er eben angedeutet hatte, ließ Merlin das Blut gefrieren. Er würde Arthur wieder zwingen, ihm zu Diensten zu sein. Er hatte es gewusst. Bastard, er konnte nicht warten, ihn zu töten.
Viel zu schnell kam nach Merlins Meinung dieser hässliche Bau in Sicht. Sie hatten kein Wort auf dem Weg gesprochen und Merlin warf Arthur ein paar Seitenblicke zu. Nur einmal schaute Arthur ihn kurz an, ein sanfter Ausdruck in seinen so wunderschönen Augen. Ansonsten starrte er vor sich hin.
Merlin wollte nicht daran denken, was er jetzt durchmachte. Er würde gleich seinem Peiniger wieder gegenüber stehen. Aber so wie das aussah, würde es nicht dabei bleiben, er würde Arthur wieder zu Dingen zwingen, an die Merlin nicht denken wollte, sonst würde er jetzt und hier ausflippen. Und das war alles seine Schuld. Wäre er nur umgekehrt, als Arthur ihn darum gebeten hatte. Aber da wusste er noch nicht, was für Qualen er erlitten hatte. Und nun würde es wieder so sein.
Zwei Vampire öffneten die Stahltür, die so verdammt stabil aussah und riesige Schlösser hatte. Scheiße. Hoffentlich war das nicht der einzige Eingang. Anscheinend wurde er immer verschlossen und zusätzlich bewacht. Wieder warf er einen Blick zu Arthur, der das auch schon gesehen hatte. Okay, die Chance in die siebte Dimension gesprengt zu werden, war um neunzig Prozent gestiegen.
Sie gingen durch einen schmalen Gang, der nur spärlich beleuchtet war. Klar, Vampire sahen ausgezeichnet im Dunkeln. Merlin schaute zu den zwei Vampiren, die ihn am Arm festhielten, während Arthur alleine ging, doch vier Vampire dicht bei ihm. Sie kamen in einen größeren Raum, in dem Vampire standen und sie musterten. Manche grinsten, als sie Arthur erkannten und tuschelten leise mit einem spöttischen Ausdruck. Menschen waren mit einem Halsband an die Wand gekettet, manche mit einem glasigen Ausdruck in ihren Augen und apathisch. Merlin sah einige Bisswunden und schaute weg, denn er wurde wieder zornig.
Er konzentrierte sich auf diesen Bau. Er war nicht nur eine große Halle, wie er dachte. Nein, es gab viele der verwinkelten Gänge, die in andere Bereiche führten, fast wie ein Labyrinth und das Ganze zweistöckig. Und wesentlich größer als es von außen schien. Sie führten sie wieder durch einen schmalen Gang, als sie den Raum durchquert hatten. Und dann kamen sie an eine Doppeltür, die geschlossen war. Boris deutete den anderen an hier zu warten, während er hinein ging. Merlin war sich sicher, das hier das Alexejs Raum war oder sein Audience Saal. Es dauerte nicht lange, als der Vampir wiederkam und die Türen geöffnet wurden. Merlins Herz raste, denn gleich würde er das Monster sehen.
Und was den Empfangssaal anging, lag er da gar nicht so falsch. Der Raum war groß und Fackeln brannten an den Wänden, warfen ein bizarres Licht an die Mauern und den Boden. Auch hier Vampire, die alle die kleine Gruppe musterten und auch viele Vampire, die Arthur erkannten. Erstaunt rissen sie ihre Augen auf und flüsterten zueinander, als sie durch den Raum geführt wurden. Und dann sah Merlin etwas und er würde lachen, wenn die Lage nicht so verdammt ernst wäre.
Da stand wirklich so eine Art von Thron auf einem kleinen Podest an der Wand. Ein Stuhl mit Lehnen und rotem Samt überzogen. Rechts und links kauerten jeweils ein junger Mann und ein Mädchen, beide auch mit Halsbänder an die Wand gefesselt und saßen apathisch rechts und links neben dem Stuhl auf dem Boden. Und auf dem Stuhl in der Mitte der Erhebung saß ein Vampir. Merlin würde den Kopf amüsiert schütteln, wenn er könnte. Der Bastard hatte wohl einen Königskomplex, den das Ganze sah fast wie ein Thronsaal aus, nur fehlten hier der Pomp und Glanz eines königlichen Thronsaals.
Sie gingen durch die Reihen darauf zu. Stille herrschte, nur viele Vampiraugen auf sie gerichtet. Und dann; dann staunte Merlin nicht schlecht, als er Alexej sah. Er musste es sein, denn er lehnte in dem Stuhl mit einem grausamen Lächeln, als sie näher kamen.
Merlin schaute ihn an, musterte ihn und konnte es nicht fassen. Da saß ein äußerst attraktiver Mann auf dem Stuhl, schön in seiner Art, wie es nur ein Vampir sein konnte. Er hatte nur eine schwarze Hose an, sein Oberkörper muskulös und doch schlank, ein schwarzes Tattoo schlängelte sich über seine Brust und ging wohl am Rücken weiter. Er hatte ein sehr attraktives Aussehen und lange, blonde Haare, die in weichen Locken über seine Schultern fielen. Seine Augen moosgrün mit langen Wimpern, hohe Wangenknochen wie in Stein gemeißelt und volle Lippen. Dieser Mann war schön, stellte Merlin fest. Doch obwohl er lächelte, erreichte es seine Augen nicht und diese moosgrüne Augen waren kalt wie ein Gletschersee. Da war keine Wärme in ihnen, nur eisige Kälte.
Was hatte er erwartet? Ein gekrümmter Gnom mit Warzen im Gesicht? Hässlich und unansehnlich und nicht ein Mann, der einem Bildnis eines der griechischen Göttern glich? Merlin sah in ihm das Böse und Böses war hässlich. Doch dieser Vampir war alles andere als hässlich. Er war einer der schönsten Männer, den Merlin jemals sah, Arthur ausgenommen. Doch nur Schönheit war nicht das Ausschlaggebende, wenn er an Arthurs schöne Augen dachte, die ihn oft fast liebevoll und so voller Wärme anschauten. Doch seine Augen blickten kalt und grausam und in ihnen sah man das Böse; das Grausame, das den Vampir beherrschte.
Sie blieben vor dem Podest stehen und Alexej musterte sie beide schweigsam, immer noch mit diesem kalten Lächeln. Dann stand er auf, bewegte sich so geschmeidig, wie es kein Mensch vermag. Kein Wunder, dachte Merlin, das diese Tatjana so verrückt danach war, mit ihm ins Bett zu springen. Er war eine Augenweide, wenn auch seine Augen so kalt und seelenlos waren.
„Na sieh mal an, wer nach Hause gekommen ist", sagte er und seine Stimme klang so schön wie er aussah, doch der spöttische Unterton war nicht zu überhören. Er ging die beiden Stufen hinunter und blieb vor Arthur stehen. Er hatte nur Augen für Arthur gehabt, seit sie den Raum betreten hatten. Merlin wusste nicht mit Bestimmtheit, ob er ihn überhaupt bemerkt hatte.
„Wenn das nicht eine Überraschung ist", sprach er weiter „Hallo, Arthur."
Obwohl das eigentlich harmlos klang, ließ sich Merlin nicht beirren. Er war sich sicher, das er sauer war, jetzt da er Arthur wiedersah und wusste, was er verloren hatte. Und er sah auch nicht danach aus, als würde er locker darüber hinweg sehen, das er einfach abgehauen war.
„Alexej", sagte Arthur jetzt und neigte leicht seinen Kopf „Es ist schön, dich wiederzusehen."
„Ach, ist es das?"
„Ja. Warum auch nicht? Wir hatten eine schöne Zeit", antwortete Arthur.
Es war alles andere als eine schöne Zeit. Sie war von Schmerzen, Qualen und Blut durchtränkt gewesen. Doch er musste den Schein waren, musste ihm zeigen, das er es genossen hatte, so von ihm gefoltert und sexuell zu Diensten war. Sonst würde er misstrauisch werden. Alexej war wirklich der Meinung, das Arthur verrückt danach war, seine abartigen Spiele zu erdulden. Er war sich immer sicher, das Arthur ihn so anbetete, das er alles ertragen würde, was sein Meister wollte. Was anderes würde er nicht dulden, in dieser Beziehung war er vollkommen verstört und krank. Er konnte sich nicht einmal erinnern, das er liebevoll war. Er wurde erregt, wenn seine Geliebten blutig waren und litten.
„Ja, hatten wir", sagte er ruhig und funkelte den Vampir an „Aber du hast mich verlassen. Einfach so."
„Ich wollte etwas von der Welt sehen und dann wiederkommen", sagte Arthur.
„Nach fast dreihundert Jahren?", schrie er jetzt „Ich wusste nicht, das die Welt so groß ist. Du hast die Frechheit besessen, einfach zu verschwinden, ohne ein Wort und ohne meine Erlaubnis."
„Du hättest mich nicht gehen lassen."
Alexej kam noch näher zu Arthur und zischte.
„Da hast du recht. Ich werde doch nicht meinen besten Geliebten einfach ziehen lassen", sagte er „Niemand konnte dir jemals das Wasser reichen. Alle schwach und langweilig. Ich hatte dich gemocht, Arthur."
„War das deine Art, mir das zu zeigen?"
Er lachte. Es klang grausam.
„Du warst mein Liebling und ich habe es so genossen, dir meine Zuwendung zu zeigen. Niemals mehr hatte ich so viel Spaß und so viel Befriedigung wie bei dir."
Er umrundete Arthur langsam und musterte ihn, er lächelte anerkennend und sagte.
„Du bist noch schöner geworden und...stärker. Meistervampir und doch noch so jung, selbst in dieser Kategorie. Doch mehr Stärke bedeutet mehr Ausdauer. Gut, sehr gut."
Arthur hatte ihn sofort gespürt, als sie das Gebäude betraten. Seine Aura traf ihn wie ein Hammerschlag, auch Alexej war stärker geworden. Doch umso viel stärker wie Arthur war er immer noch. Alexej beendete seine Umkreisung und blieb wieder vor ihm stehen.
„Das ist gut, das du stärker bist. Du wirst es brauchen, denn nun bist du wieder hier und ich werde dich nicht wieder gehen lassen. Ich hatte gehofft, das du wiederkommst. Du wirst überrascht sein, welche neuen Praktiken ich erfunden habe."
„Und wenn ich nicht will?"
Er lachte wieder.
„Hast du eine Wahl? Ich denke nicht. Du gehörst mir. Du hast immer mir gehört, dein Arsch, dein Schwanz, das alles gehört mir. Du kannst dich wehren, ja. Aber du kämpfst auf verlorenem Posten, das weißt du. Du gehörst mir und es wird mir eine Freude sein, dir das zu zeigen", er überlegte einen Moment, dann lächelte er grausam „Du wirst verstehen, das ich dich bestrafen muss. Es wäre für meine Disziplin nicht sehr gut, wenn ich dir deine Flucht durchgehen ließ", er grinste schon in Vorfreude „Und es wird mir eine Freude sein. Nun, was entscheidest du, Arthur? Kampf oder vollkommene Unterwerfung? Obwohl es egal ist, ich werde dich brechen, Arthur."
„Ich möchte nicht kämpfen", sagte er „Ich würde nie gegen dich kämpfen."
„Meister", sagte Alexej tadelnd. Arthur nickte unterwürfig.
„Meister", sagte er.
Merlin warf ihm einen Seitenblick zu und hatte alle Mühe seinen Zorn in Schach zu halten. Arthur hatte es ihm gesagt; es würde nicht schön werden und alles was er tat, würde ihrer Sache dienen. Doch jetzt sah er, wie Arthur sich in die Hand von Alexej gab und er schrie innerlich. Er wollte diesen Bastard in die Hölle schicken, jetzt und sofort. Doch er konnte es nicht und musste stark sein. So eine verdammte Scheiße. Warum war er nicht umgekehrt? Doch seine Wut und Gedanken wurden abgelenkt, als der Blick von Alexej auf Merlin fiel und er langsam auf ihn zu kam. Merlin lief es eiskalt den Rücken herunter, als er in diese kalte, grausamen Augen sah.
„Ist das der Lakai, von dem du gesprochen hast, Boris?"
„Ja, Meister. Er will dir dienen und hat Arthur verraten. Anscheinend ist er mit seinem Vampir nicht zufrieden. Er sagt, das er ihn nie verwandeln würde", antwortete Boris unterwürfig.
Alexej musterte ihn, dann fragte er.
„Sag mir, du hast deinen Meister verraten. Warum sollte ich dich in meine Dienste nehmen? Wer sagt mir, das du das nicht auch mit mir machst?"
Merlin schluckte. Ein gutes Argument, ein verdammt gutes Argument. Und er musste sich jetzt etwas Überzeugendes einfallen lassen, sonst war er eine Leiche.
„Ich bin dem Meister treu ergeben gewesen, bis er mir sagte, das er mich nie verwandeln würde. Ich werde euch treu dienen, sie mit meinem Leben beschützen und ewig dankbar sein. Ich bitte euch lediglich um eine Chance. Wenn ich versage, dann tötet mich."
Alexej musterte Merlin immer noch mit einem abschätzenden Blick, doch seine Frage ging an Arthur, ohne ihn anzusehen.
„Stimmt das? Du wolltest ihn nicht verwandeln, niemals?"
„Ja, das stimmt."
Der russische Meistervampir lachte.
„Immer noch solche Skrupel, was diese erbärmlichen Menschen angeht, Arthur? Du müsstest es doch besser wissen, wenn ich bedenke, wie du die Kleine bei der letzten Blutparty ran genommen hast. Ich musste dir Anweisungen geben, doch es hatte mir gefallen."
Arthur schloss die Augen. Bilder geisterten durch seinen Kopf. Blut, Schreie, Sex und Flehen und Wimmern. Er schluckte und sammelte sich innerlich. Er durfte nicht einknicken, egal wie furchtbar diese Erinnerungen waren. Es stand zu viel auf dem Spiel. Alexej musterte wieder Merlin, der die Luft anhielt. Er entschied gerade über Leben und Tod von ihm.
„Nun ja, du bist ein sehr attraktiver Lakai. Einer der Schönsten, den ich je hatte und Arthur hat Geschmack. Das muss ich ihm lassen. Hat er dich gefickt?"
Merlin schüttelte den Kopf. Er würde in einer Sekunde tot sein, wenn das der Fall wäre. Arthur sagte ihm, das er niemanden duldete, der Arthur zu nah kam. Ein Freund von ihm starb grausam, als Alexej bemerkte, das er ein Auge auf ihn geworfen hatte. Arthur gehörte nach seiner Meinung nur ihm.
„Nein, Meister. Ich war nur sein Lakai und erledigte Dinge für ihn."
„Hhm", sagte Alexej nachdenklich, doch dann nickte er.
„Also gut. Du stehst jetzt in meinem Dienst. Ich bin jetzt dein Meister und wenn du versagst, töte ich dich und es wird nicht angenehm sein. Du kannst dich frei bewegen, niemand wird dir etwas tun. Und du schützt uns am Tag und in der Nacht bedienst du uns. Jeder meiner Vampire kann dir Befehle geben und jedem musst du dienen, doch mir bleibt die erste Priorität, verstanden? Die anderen Lakaien werden dich anweisen. Bringt ihn fort."
Merlin warf noch einen flüchtigen Blick auf Arthur, bevor sie ihn hinaus führten. Er war drin, doch Arthur leider auch. Doch ganz anders und Merlin wusste, was Alexej mit ihm tun würde. Er fluchte lautlos, denn er konnte es nicht verhindern. Draußen ließen sie ihn los und er beschloss alles zu erkunden.
Alexej trat wieder zu Arthur, der ihn ernst mit seinen blauen Augen ansah. Alexej strich ihm über seine Wange und beugte sich vor zu seinem Ohr, flüsterte.
„Ich habe deine wunderschönen, blauen Augen so vermisst, vor allem wenn sie mich so voller Schmerz ansahen. Ich werde es genießen."
„Ja, Meister", sagte Arthur, doch er schauderte bei dem Gedanken. Alexej trat zurück.
„Gut, für heute Nacht entlasse ich dich. Fühle dich wieder zu Hause und gewöhne dich daran. Ich werde nach dir schicken", er drehte sich um und Arthur sah das Tattoo, ein riesiger, schwarzer Drache, der sich über den Rücken und den Bauch schlang. Doch er warf ihm noch einen Blick zu.
„Und es versteht sich von selbst, das du keinen Ausgang hast. Boris wird dir ein Mensch bringen."
Arthur neigte leicht den Kopf.
„Wie du befiehlst", dann drehte er sich um und verließ den Saal, schließlich kannte er sich hier bestens aus. Der Gedanke, einen der armen Menschen auszusaugen, war nicht sehr erregend. Doch auch hier hatte er keine Wahl, sie würden ihn im Auge behalten, wenn er trank. Scheiße. Alexej sah ihm grausam grinsend nach und in Vorfreude. Er hatte ihn wieder und es würde ihm sehr viel Spaß bringen. Er nickte Boris zu.
„Gut gemacht, nimm dir das Mädchen", sagte er zu Boris, der sie die ganze Zeit lüstern angesehen hatte. Er stürzte vor und befreite ihre Kette von der Wand, dann zog er sie mit sich und drehte sich nochmal um.
„Danke, Meister."
Dann schleppte er das Mädchen zu seinem Quartier, um sich in jeglicher Art gütlich an ihr zu tun. Seiner Belohnung.
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Arthur ging durch das Labyrinth auf der Suche nach Merlin. Soweit hatte ihr Plan bestens funktioniert und Alexej war eigentlich human geblieben. Doch Arthur ließ sich nicht täuschen, er würde sein grausames Gesicht zeigen, wenn er sich ihn vornahm und er wappnete sich dafür. Es würde kein Weg daran vorbeiführen, doch das hatte er gewusst. Doch er machte sich mehr Sorgen um Merlin, denn er sah sein Gesicht, als Alexej es angedeutet hatte. Der Verrückte würde noch alles verderben, wenn er für Arthur in die Bresche sprang. Er musste das verhindern. Er erschrak, als ihn jemand heftig in eine dunkle Nische zog, weil er so in Gedanken war. Doch jetzt erkannte er, wer ihn so energisch zur Seite gezogen hatte. Er lächelte.
„Noel!"
Der Vampir schaute ihn ernst an.
„Arthur, ich habe so gehofft, das ich dein verfluchtes Gesicht nie wiedersehen würde. Bist du denn komplett verrückt, hier wieder aufzutauchen?"
Noel, sein Freund, der ihm in all den hundert Jahren beigestanden hatte. Das war sein Freund, von dem er Merlin erzählt hatte.
„Ich musste herkommen."
„Warum? Damit er dich wieder so quält, das du schreist? Ich dachte wirklich, das du klüger bist."
Arthur schaute sich um, aber niemand war hier. Er griff ihn an den Schultern. Noel war etwas kleiner als er und hatte ein hübsches Gesicht, das von dunkelbraunen Haaren umrahmt wurde, seine grauen Augen musterten Arthur abschätzend.
„Hör zu. Ich werde dem hier allem ein Ende machen und wenn das heißt, das Alexej mich in die Kammer nimmt, dann muss es sein. Ich werde ihn töten und seine Brut mit ihm."
„Was? Arthur, er ist viel zu stark. Du wirst ihn niemals bezwingen und seine Leute auch nicht. Sie sind in deiner Abwesenheit noch schlimmer geworden."
„Ich habe einen Plan und ich bin nicht allein. Es wird gelingen."
„Wie? Er ist sehr stark geworden und seine Gabe..."
Arthur verspannte sich. Denn wenn Noel, dem er mit seinem Leben vertraute das so ansprach, kam nichts Gutes dabei heraus. Er wusste, das Alexej auch neue Gaben bekommen hatte, nur hatte er gehofft, es wäre etwas harmloses wie Blumen wachsen lassen oder Gras. Anscheinend nicht. War ja klar, warum sollte es einfach sein?
„Was für eine Gabe?", fragte er langsam und wappnete sich.
„Feuer."
Die Antwort war einfach und zum Fürchten gleichzeitig. Als ob der russische Meistervampir nicht schlecht genug war, gab das Schicksal ihm noch eine mächtige, zerstörerische Gabe.
Scheiße!
Das war nicht gut, aber nicht zu ändern. Sie mussten das akzeptieren, denn es gab kein Weg zurück.
„Okay, ist nicht beruhigend, aber auch nicht zu ändern. Das lass meine Sorge sein, aber ich brauche deine Hilfe. Du wirst danach frei sein und kannst gehen, wohin du willst."
„Wo sollte ich hingehen?", fragte er frustriert „Ein herrenloser Vampir?"
„Du kannst dich meinem Clan anschließen. Wir werden dich beschützen."
Er lächelte leicht und voller Hoffnung.
„Du warst fleißig in all den Jahrhunderten. Wo lebst du?"
„Im Moment in Sevilla."
Er grinste mehr.
„Spanien, schön. Was muss ich tun?"
„Es ist ein neuer Lakai mit mir gekommen."
„Ja, ich habe ihn gesehen. Hübscher Bengel."
„Er gehört zu mir. Er ist ein Jäger, der auch Alexej in die Hölle schicken will. Also keine Angst. Er weiß, das du mein Freund bist und er ist dir auch dankbar."
„Wofür? Ich kenne ihn nicht."
„Das du mir immer geholfen hast, wenn ich so verletzt war. Ich habe ihm alles erzählt."
Er nickte.
„Okay, ich werde tun, was du verlangst."
Arthur lächelte. Er hatte gewusst, das Noel ihn nicht im Stich ließ.
„Also gut, du kennst doch die alte Eiche oben am Berg?"
„Ja."
„Dort sind unsere Waffen vergraben und auch Dynamit. Du musst es mir unbedingt bringen oder Merlin. Wir werden die Brut in die Luft jagen, wenn wir in Sicherheit sind und Alexej tot ist."
Er schaute Arthur skeptisch an.
„Du bist wirklich davon überzeugt, das wir frei sein können?"
„Ja, wir haben alles geplant, glaube mir. Alexej und seine Bande werden in der Hölle schmoren. Und du wirst frei sein und die Welt sehen. Ich nehme dich in meinem Clan auf, wenn du willst. Du bist mein Freund und ich bin ewig in deiner Schuld."
Er nickte wieder.
„Ich habe das gern gemacht, Arthur und ich werde es tun. Ich kann das hier alles nicht mehr ertragen. Alle Vampire, Alexej eingeschlossen sehen in mir eine Missgeburt und lassen mich das spüren. Ich muss hier weg, sonst werde ich verrückt."
Arthur hatte Merlin nicht erzählt, das sein Freund anders war. Etwas war bei seiner Verwandlung falsch gelaufen, denn er hatte keine Fänge. Er war ein Vampir mit all den Fähigkeiten, doch konnte er nicht so jagen wie seine Artgenossen. Und ein Vampir ohne Fänge war in ihren Augen eine Missgeburt, so wie Menschen, die einen Makel hatten. Deshalb ernährte er sich überwiegend von Blutbeuteln, manchmal schnitt er Menschen, um zu trinken. Arthur hatte das nie gestört, er war ein netter Kerl. So etwas kam sehr selten vor, niemand wusste, was es bewirkte. Vielleicht eine Blutkrankheit? Meistens starben die Menschen, wenn etwas falsch lief bei der Verwandlung. Noel war die Ausnahme, was nicht besser war. Er war das unterste Mitglied in diesem Clan, verpönt und verspottet von allen anderen. Er durfte nur niedrige Arbeiten verrichten.
„Wenn du das Zeug hast, bringe es Merlin. Hast du ihn gesehen?"
„Eben, nur kurz. Er schlenderte durch die Gänge."
„Okay, ich suche ihn. Wir sehen uns."
Arthur wollte gehen, doch Noel hielt ihn fest. Seine Augen sahen besorgt aus.
„Arthur, ich spüre deine Macht. Du bist stärker geworden. Denkst du, du kannst ihn töten?"
„Ich...weiß es nicht, aber ich werde es versuchen."
Es war vollkommen klar, das Arthur ihn angriff, wenn es soweit war. Merlin hätte keine Chance gegen den Vampir, er war zu mächtig. Natürlich hatte er das nicht gesagt, denn Merlin wäre nicht einverstanden gewesen. Wieder wollte er gehen, doch noch immer hielt ihn Noel fest.
„Arthur, er wird dir wieder weh tun."
„Ich weiß", sagte er sanft, weil Noel so verzweifelt aussah „Es ist nicht so tragisch. Du weißt, das ich es immer überlebt hatte."
Er nickte.
„Und doch wirst du solche Schmerzen haben. Er wird dich bald holen kommen, morgen. Mit Sicherheit. Er hatte viel zu viel getobt, als du weg warst und wird das genießen, dich wieder zu haben. Arthur...geh doch wieder weg."
„Ich kann nicht und ich kann Merlin nicht im Stich lassen."
Noel nickte traurig.
„Ich werde auf dich warten, mit Blut. Dort wo wir uns immer getroffen haben, unser geheimes Versteck."
Arthur schaute ihn dankbar an.
„Danke. Ich muss jetzt los."
Er schaute sich nochmal um, dann ging er zügig weiter. Er musste Merlin finden, bevor er ausflippte.
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Merlin hatte die anderen Lakaien gefunden, besser gesagt sie ihn. Es waren vier, eine davon eine schlanke, brünette Frau, die ihre erste Jugend schon hinter sich gelassen hatte. Merlin schätzte sie auf Mitte dreißig. Die anderen drei waren Männer, so ungefähr in seinem Alter, vielleicht etwas älter.
„Du wirst sehen, es wird dir hier gefallen. Der Meister ist hart und bestraft grausam, aber wenn du alles zu seiner Zufriedenheit erledigst, belohnt er dich später mit seinem unsterblichen Kuss."
Merlin lächelte, er verachtete diese Gruppe von Menschen, die anscheinend die Grausamkeiten, die hier herrschten, toll fanden. Trotzdem musste er gute Miene zum bösen Spiel machen. Er nickte zustimmend, obwohl er alles andere als das war.
„Ich bin so froh, das er mich aufgenommen hat."
„Du kamst doch mit Arthur, nicht wahr?", fragte einer der Männer. Er hatte rotes Haar. Merlin nickte.
„Kennst du Arthur?"
„Nein, aber die anderen haben mir von ihm erzählt, die Vampire. Sie sagten, das er sehr schön ist und der Liebling und Geliebte des Meisters war. Und das niemand ihn jemals ersetzen konnte. Und nun ist er wieder da."
Merlin stellte sich dumm.
„Geliebter?"
„Ja", sagte jetzt ein anderer, er hieß Alex und grinste „Weißt du, der Meister hat gewisse Vorlieben. Er mag Folter beim Sex, das macht ihn an und Arthur war wohl der beste Kandidat dafür."
Er beugte sich etwas vor, sprach leiser.
„Er hat da so eine Kammer. Mann, wenn du sehen könntest, was er dort hat. Und anscheinend je blutiger das Ganze ist, umso besser für den Meister."
Merlin ballte die Fäuste, so das seine Nägel in sein Fleisch drückten. Sein Zorn flammte hoch, als hätte man Öl hinein gegossen. Doch er lächelte immer noch, behielt krampfhaft sein Lächeln bei, obwohl er diesen vier den Kopf abreißen wollte. Allein schon, weil sie so voller Bewunderung darüber sprachen, was Alexej in dieser Kammer tat. Und das auch noch toll fanden.
„Es kann sein, das wir die Kammer danach reinigen müssen", sprach der Mann weiter „Das tun wir öfter, all das Blut wegwischen, weißt du."
Merlin wollte schreien, wollte töten, wollte das Blut von diesen Vier auf dem Boden, an den Wänden sehen. Er wollte so lange mit dem Schwert auf sie einschlagen, bis sie nur noch ein blutiger Klumpen waren, aber er hatte keine Waffe. Er erschrak über sich selbst, das er zu diesen Gedanken fähig war. Schlimmer noch, er würde es in die Tat umsetzen, wenn er könnte. Noch nie war er so wütend, allein davon schon, das sie über Arthur sprachen als wäre er eine geeignete Ware für ihren so tollen Meister. In Gedanken schlug er auf sie ein, das nur so das Blut spritzte. Er wurde aus dem mörderischen Szenario gerissen, als der Lakai weitersprach und grinste.
„Tja, nun hat er ja wieder was er immer wollte. Die Vampire erzählten, das er niemand mehr für länger hatte, seit Arthur weg war. Das hat sich ja jetzt wohl geändert und wir werden anscheinend bald wieder etwas zu reinigen haben."
Er kicherte, belustigt darüber, das Arthur bald die Zuwendung seines Meisters bekam und sie sein Blut aufwischen müssten. Das reichte! Das reichte, um seine mit Mühe gehaltene Fassung in Flammen aufgehen zu lassen.
Merlin spannte sich an, es war genug und sein Zorn nahm die Kontrolle über ihn. Kein normaler Gedanke mehr schien Gewicht zu haben, nur Wut und Zorn. Er ballte die Fäuste so stark, das man die Knöchel sehen konnte, die weiß hervor stachen. Er zuckte und wollte gerade seine Faust dem Lakai in sein widerliches, grinsendes Gesicht schlagen und so lange, bis nichts mehr von seinem Gesicht übrig blieb. Er ging leicht einen Schritt zurück, um besser auf ihn einschlagen zu können, nicht mehr in der Lage klar zu denken, seine Wut war wie flüssiges Lava in seinem Blut. Doch bevor er alles ruinierte, erklang eine Stimme hinter ihm.
„Merlin!"
Sie klang laut und hatte einen warnenden Unterton, den nur er wahrnahm. Er zögerte.
Das war Arthur, der mit großen Schritten auf die Gruppe zukam, sein Gesicht ernst. Er fühlte die Wut und Anspannung in der Luft, die zornige Aura, die Merlin umgab, überdeutlich. Merlins Zorn schwappte über ihn wie eine riesige Welle. Die Vier sahen auf und Merlin drehte sich langsam um, sein Gesicht kalkweiß, das er von einem Vampir nicht mehr zu unterscheiden war, zumindest äußerlich. Arthur kam auf sie zu und blieb vor Merlin stehen, warf den anderen einen Blick zu und sagte.
„Verschwindet!"
Sie gingen sofort, auch wenn Arthur heute erst gekommen war, war er doch ein Vampir, der jetzt hier lebte und Alexejs bevorzugter Liebhaber war. Sie mussten allen Vampiren gehorchen und vor allem wollten sie nicht den Zorn von ihrem Meister spüren, wenn Arthur berichten würde, das sie ihn ignorierten. Also verschwanden sie wortlos und ließen Arthur und ein wutschäumender, angeblicher Lakai zurück. Als sie außer Hörweite waren, zischte Arthur.
„Was tust du denn? Bist du verrückt? Du ruinierst noch alles und wirst tot sein, bevor du bis drei zählst. Wenn sie bemerken, das du vor Zorn nur so strotzt, wirst du dich verraten. Was habe ich gesagt? Alexej und auch die Vampire, die sehr stark sind können deine Wut spüren. Du bewegst dich hier auf dünnem Eis."
„Ich...", Merlin bemühte sich um Fassung „Ich kann das alles nicht ertragen. Sie...Sie sprachen von dieser Kammer und das du..."
Arthur spannte sich an. Merlin konnte das nicht gut verarbeiten, obwohl sie alles besprochen hatten. Arthur wusste, das Merlin ihn davor bewahren wollte und er fand das rührend. Er wusste auch, das er es aus einem Sinn für Mitleid und Gerechtigkeit sah. Merlin liebte ihn nicht, er würde ihn niemals lieben, doch er wollte ihn beschützen, wie einen Kamerad oder Waffenbruder. Arthur fand das schön, aber auch ungewöhnlich, das er trotzdem so extrem ausflippte, als wäre es mehr als nur eine Kameradschaft. Er schüttelte den Kopf, vielleicht bildete er sich das nur ein. Was auch immer, jetzt war nicht die Zeit um über so etwas nachzudenken. Er sprach eindringlich.
„Merlin, wir haben das doch alles durchgesprochen. Und wir waren einverstanden, das wir..."
„Du warst einverstanden, nicht ich", fiel er ihm barsch ins Wort „ Ich finde es immer noch ein scheiß Plan und ich kann das alles nicht ertragen, diese Gewalt und das du dich wieder mit ihm einlässt", er schaute ihn flehend an „Ich kann diese Grausamkeiten nicht ertragen, ich kann nicht ertragen, das er dich wieder..."
Er sprach nicht weiter, noch immer die Fäuste geballt. Arthur schaute sich um, sie waren im Moment allein.
„Ich habe mit meinem Freund gesprochen", versuchte er ihn abzulenken „Noel wird uns helfen."
Merlin nickte abwesend.
„Gut."
„Er wird sich mit dir in Verbindung setzen, sein Name ist Noel. Er wird dir auch helfen das Dynamit zu legen, falls ich nicht in der Lage dazu bin."
Merlins Kopf zuckte hoch und er sagte schnell.
„Falls sie mich nicht aus den Augen lassen, meine ich damit."
Eine Weile sagte niemand etwas, doch dann fragte Merlin.
„Hat er schon gesagt, wann du...?"
„Nein und das ist auch nicht wichtig", sagte Arthur. Er würde den Teufel tun und Merlin sagen, wann er zu Alexej gerufen wurde. Er brachte es fertig in seinem Zorn da hineinzustürmen und den Meistervampir zu fordern. Und alles zu ruinieren. Er musste Noel bitten ein Auge auf ihn zu haben, wenn er bei Alexej war.
„Bitte, Merlin. Versuch dich zusammenzureißen. Es wird nicht für lange sein."
Merlin schaute ihn an. Er war so mutig. Sein Vampir, den er so gehasst hatte und jetzt mehr mochte als ihm lieb war. Und er litt Höllenqualen zu wissen, das er sie auch bald erleiden würde. Aber er hatte recht. Er durfte nicht zulassen, das sein Zorn alles verdarb. Er musste sich beherrschen, bevor er doch jemanden zu Brei schlug, wie beinahe vorhin den Lakai. Er nickte widerstrebend, doch er nickte und Arthur entspannte sich.
„Es wird schon alles klappen. Nur behalte die Nerven, egal was passiert. Ich kann dir nicht helfen, wenn du bei ihm in Ungnade fällst. Und Merlin, Alexej kennt keine Gnade und wird dich töten. Also...bleib ruhig. Ich muss gehen, es wäre nicht gut, wenn man uns zusammen sieht."
Dann drehte er sich um und ging den Weg zurück. Merlin lehnte sich an die Wand und schloss seine Augen. Er atmete ein paar Mal durch und schaute zur Decke. War es Tag oder noch Nacht? Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ein Vampir sah ihn und blieb vor ihm stehen. Er grinste.
„Langeweile? Dann habe ich einen Job für dich. Gehe in die Stadt und hole meine Wäsche ab."
Es war Tag und das war sein erster Auftrag.
„Ich wohne in Block B12. Bringe sie zu mir, wenn du wiederkommst", er gab ihm ein wenig Geld „Und unterwegs nicht trödeln. In die Stadt und wieder zurück, verstanden?"
„Ja."
Er gab ihm einen harten Schlag auf den Hinterkopf, so das Merlin taumelte und grinste.
„Ja...Sir. Ich sehe mal heute drüber weg, weil du neu bist. Aber in Zukunft nicht mehr, verstanden?"
„Ja, Sir", knirschte Merlin und stellte sich vor, ihm einen Pfahl in sein untotes Herz zu rammen und ihm seinen Kopf abzuschlagen. Er nahm das Geld und drehte sich um, ging zum Ausgang und hoffte den richtigen Weg zu haben. Noch kannte er sich nicht gut aus. Vampire grinsten ihm nach und Merlin tötete jeden Einzelnen in Gedanken, blutig und gewalttätig.
Er hätte nie gedacht, das er so sein konnte. Doch dieser Ort mit seiner düsteren, dunklen, grausamen Aura brachte das Dunkelste, was in jedem Lebewesen war an die Oberfläche.
Und diese Dunkelheit, die in jedem schlummerte und von dem Guten in Schach gehalten wurde, machte ihm eine wirkliche scheiß Angst.
Er würde hier noch zu einem mordgierigen, blutrünstigen Lakaien mutieren.
Was zweifellos dem Bastard von Meistervampir gefallen würde. Die Vorlage für einen seiner Vampire. Er würde dann wohl schnell in den Rängen von Lakai zu Vampir aufsteigen, dachte er sarkastisch
Er verließ den Bau, die beiden Lakaien nickten ihm zu, als sie die Tür wieder schlossen. Merlin atmete durch, schaute zum blauen Himmel, an dem die Sonne aufgegangen war. Ihre warmen Strahlen und der schöne Tag dämpften sein Gemüt und er setzte sich in Bewegung, Richtung Stadt.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...