Dunkles Schicksal Kapitel 34

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Dunkles Schicksal


Kapitel 34



Noel betrat mit Flinn den Raum. Er war sehr schwach, denn sie hatten ihm nichts zu trinken gegeben. Sein einziger Gedanke war Blut. Er begehrte es mehr, als er die Frau fürchten sollte, die hinter dem Schreibtisch saß und ihn kalt anlächelte. Sie trug ihre langen Haare offen, was ihr noch ein wilderes Aussehen gab. Obwohl sehr schön und anmutig, wie sie sich jetzt erhob, durfte man sie nicht unterschätzen und sich von ihrem guten Aussehen täuschen lassen. Noel wusste, das sie Alexej in nichts nachstand. Nicht an Grausamkeit und nicht an Ungnade. Und sie war so schön, wie es der russische Meistervampir war.

„Noel", flötete sie schmeichelnd. Und Noel dachte sofort.

Wie eine Schlange. Was sie auch war, eine der Bösartigsten, die es gab.

„Es ist sehr nett, das du meiner Aufforderung nachgekommen bist", sprach sie weiter „ Es war nur schade, das ich Flinn beauftragen musste, damit du sicher ankommst."

Hach...Aufforderung? Sie hatten ihn gefangen genommen, nichts zu trinken gegeben und verhöhnt. Und ihn nach Helsinki geschleppt. Von wegen sicher ankommen. Er hatte keine Wahl gehabt.

Noel kam ohne Umschweife zum Thema. Dachte sie wirklich, er wäre blöd? Er hatte keine Fangzähne, doch dafür war sein Verstand brilliant, was man von manchen Vampiren nicht sagen konnte.

„Was willst du, Tatjana?", fragte er „Und nebenbei bemerkt; ich hatte keine Wahl. Sonst wäre ich nicht gekommen. Und ich habe seit meiner Gefangennahme nichts getrunken."

Sie machte ein mitleidiges Gesicht.

„Oh, das war aber nicht nett von Flinn."

Haha, sehr lustig! Heuchlerin!

„Wenn du meine Fragen beantwortest, kannst du so viel trinken wie du möchtest", sagte sie und hielt einen Blutbeutel hoch. Noels Augen klebten daran und er verfluchte sich dafür, das er diese Schwäche zeigte. Sie wedelte mit dem Blutbeutel vor seiner Nase herum. Selbst jetzt konnte er das Blut riechen, seine Augen bekamen einen Rotstich. Verfluchtes Weib. Er wollte sich nicht ködern lassen, doch genau das tat sie mit ihm. Sie sprach weiter.

„Da du dich bei Alexej aufgehalten hast, kannst du mir bestimmt sagen, wer dafür verantwortlich ist, das sein Clan und er ausgelöscht wurden."

Mit Gewalt riss er seine Augen von dem Blut weg und schaute sie wieder an. Noel sagte knapp.

„Ich weiß nichts."

Ihre gespielte Freundlichkeit verschwand so schnell, wie er rennen konnte. Zorn trat an ihrer Stelle in ihre Augen, die sich grünlich verfärbten und auch ihre Fänge wurden länger. Dann sprach sie so kalt, das er sich wunderte, das die Temperatur im Raum nicht fiel.

„Okay, genug der Höflichkeiten. Du wirst mir sagen, was passiert ist", sie lächelte grausam „Und das wirst du. Mein Wort darauf."

Panik stieg in ihm auf. Er wusste es von Anfang an, das sie ihn foltern würden, um an die Wahrheit zu kommen. Und Noel wusste auch, das er irgendwann unter der Folter zusammenbrechen und ihr alles sagen würde, was er weiß. Doch da sie nur Hohn für ihn übrig hatten, weil er in ihren Augen eine Missgeburt war, würde er diesen Bastarde wenigstens zeigen, das er Rückgrat hatte. Er würde nicht flehen und bitten, noch nicht. Sie wandte sich an Flinn.

„Bringt ihn in den Raum!"

Na klasse. Sie hatte bestimmt auch so ein Folterkämmerchen wie Alexej. Noel wunderte sich nicht, das die beiden so harmoniert hatten, denn sie war wohl die weibliche Form seines ehemaligen Meisters. Flinn zerrte ihn fort und in den Keller des Hauses. Sie betraten einen Raum, der dem von Alexej in Nichts nachstand. Noel hatte mal in einen unbeobachteten Moment ein Blick dort hinein geworfen, nachdem Alexej geruht hatte. Und er bekam eine Gänsehaut und seine Nackenhaare hatten sich gesträubt, bei dem Anblick der Folterinstrumente. Und dieser intensive Blutgeruch und er hatte gewusst, das es damals das Blut von Arthur war. Der Geruch von Blut und Sex verursachte in ihm einen Ekel und Hass auf seinen Meister und er bedauerte, das er seiner Neugier nachgegeben hatte. Denn jedes Mal, wenn er Arthur quälte, war dieses Bild von der Kammer vor seinen Augen und wie Arthur hilflos in den Ketten hing. Alexej ausgeliefert, der seine sadistischen Spiele mit ihm trieb. Er war so froh, das er tot war, dieser dreckige Bastard. Doch er hütete sich, so etwas zu Tatjana zu sagen.

Und nun stand ihm das Gleiche bevor, nur mit dem Unterschied, das Tatjana sich nicht sexuell für ihn interessierte. Dieses Glück hatte Arthur nicht gehabt. Als ob diese blutige Folter nicht schon schlimm genug war, hatte er sich auch an dem gequälten Vampir sexuell befriedigt und das nicht nur einmal. Noel konnte nicht glauben, das Arthur das so lange überlebt hatte, ohne dabei wahnsinnig zu werden. Und als Sahnehäubchen zwang Alexej ihn, das Gleiche anderen anzutun. Und er schaute dabei zu und gab Anweisungen, wie Arthur zu foltern hatte. Und weigerte sich der blonde Vampir, so wurde er noch grausamer gefoltert.

Bis Arthur so war wie Alexej. Grausam, gnadenlos und bestialisch.

Tatjana kam herein und Flinn trat zurück, nachdem sie ihm das Hemd ausgezogen hatten. Sie hatten ihn in Ketten gelegt, in denen er hilflos hing. Sie trat vor ihn und sagte kalt.

„Okay, Missgeburt. Ich frage dich jetzt noch einmal, was passiert ist. Danach wirst du mich anbetteln, mir alles zu erzählen. Also...was ist passiert?"

„Ich weiß es nicht. Als die Detonationen begannen, bin ich gerannt wie alle anderen auch. Es herrschte das absolute Chaos. Die Tür war verschlossen, niemand konnte hinaus."

„Und wie bist du herausgekommen?"

„Über ein Fenster im Dach. Ich habe es mal entdeckt, als ich das Obergeschoss erkundete."

Sie schlug ihm ins Gesicht. Der Schlag war so heftig, das seine Lippe aufsprang und blutete.

„Du willst mich wohl verarschen, was? Flinn fand eine Grube mit leeren Blutbeuteln. Nur jemand, der weiß was passiert, denkt sich einen Plan zum Überleben aus. Du hast die Grube Tage zuvor ausgehoben und mit Blut bestückt, weil du wusstest, das im Morgengrauen die Sprengungen begangen. Also...wer hatte sie angebracht und wer hat Alexej getötet?"

„Ich weiß es nicht", sagte er eindringlich „Alexej war nicht bei uns anderen. Ich weiß nicht wo er war. Vermutlich in seinem Empfangssaal. Alle wollten nur raus."

Das war nur die halbe Wahrheit. Natürlich war er dort gewesen und hatte mit Arthur gekämpft. Tatjana seufzte theatralisch und dann grinste sie böse.

„In Ordnung. Du willst es nicht anders."

Nach drei Stunden konnte Noel nicht mehr. Sein Oberkörper war mit seinem Blut bedeckt, seine Stimme heiser vom Schreien. Kraftlos fiel sein Kopf nach vorne, alles schmerzte. Es schien ihm, das sein Körper nur noch aus Schmerzen bestand. Tatjana war einfallsreich, doch kam sie nicht annähernd an Alexejs Grausamkeiten. Er hatte Arthur gesehen und ihn versorgt, hunderttausend Male und er war wesentlich schlimmer dran gewesen. Aber das Schlimmste war das letzte Mal, als er ihn gesehen hatte. Und er zollte Merlin Respekt, den schwer verletzten Arthur mit versorgt zu haben. Tapfer blieb er an Arthurs Seite. Es gab damals an Arthur kein, wirklich kein Körperteil, das nicht schlimm verletzt war. Tatjana zerrte ihn aus seinen grausigen Gedanken.

„Wer legte die Sprengungen? Und wenn du jetzt nicht antwortest, schwöre ich dir, das ich mit diversen Weichteilen weitermache. Ich werde dir zuerst deine Hoden abschneiden und danach deinen kümmerlichen Schwanz. Und du weißt, das du nicht in dem Alter bist, das es nachwächst. Du wirst für alle Ewigkeiten keine Frau mehr beglücken oder einen Mann. Was auch immer."

Das stimmte leider. Er war nicht in dem Alter. Alten Vampiren ab eintausend fünfhundert Jahren wuchsen abgetrennte Körperteile nach. Aber nicht bei jungen Vampiren, wie er mit knapp dreihundert Jahren. Er nickte schwach.

„Was...Was willst du wissen?"

Arthur und Merlin mögen ihm verzeihen. Er hatte es versucht, Gott er hatte es versucht. Doch er konnte keine Schmerzen mehr aushalten und er wollte nicht noch seine wichtigen Teile verlieren, denn sie würde es tun. Es reichte doch schon, das er keine Fänge hatte. Und keine Eier? Nein, das würde er nicht ertragen können. Nicht eine Ewigkeit. Obwohl er in den Augen seiner Rasse unwürdig war, schätzten ihn doch die weiblichen Mitglieder der menschlichen Gesellschaft. Er war charmant, sah gut aus und im Bett auch kein Versager. Er wollte nicht das auch noch verlieren. Arthur würde das verstehen. Wenn keiner ihn verstand, doch Arthur würde ihn verstehen.

„Wer war bei Alexej und plante seinen Tod?"

Noel zögerte und sie nahm ein verflucht scharfes Skalpell und richtete es warnend in seinen Schoß, doch dann schrie sie Flinn an.

„Zieht ihm seine Hose aus!"

Als Flinn näher kam, stieg die Panik über Loyalität und er rief.

„Nein...wartet!"

Tatjana gebar Flinn Einhalt und schaute ihn wartend an. Noel keuchte, der Schreck war in seinen Augen zu sehen. Grimmig sah er Tatjana mit seinem blutigen Gesicht an.

„Es war Arthur und sein Freund...Merlin."

„Arthur?", fragte sie, doch dann dachte sie nach und nickte grimmig.

„Das ist doch dieser Vampir, an dem Alexej einen Narren gefressen hatte?", fragte sie und grinste „Sein Lieblingsspielzeug, wie er ihn immer nannte."

Er nickte schwach. Tatjana erinnerte sich an den attraktiven Vampir, der in Ketten lag und schlimm gefoltert wurde. Sie war öfters dabei gewesen, wenn er ihn in dieser Kammer hatte. Und Alexej und sie hatten Spaß, wenn sie erregt war und sie es beide vor dem halb besinnungslosen Vampir trieben oder sie zuschaute, wenn er Arthur nahm.

„Und wer ist Merlin? Ein Vampir?"

Er schüttelte den Kopf.

„Jäger", keuchte er. Sie machte große Augen. Anscheinend eine Überraschung für das Miststück.

„Ein Jäger? Arthur und er machten gemeinsame Sache? Du lügst doch! Kein Vampir lässt sich mit einem Jäger ein, es sei denn, er ist lebensmüde."

„Nein", schrie er, als Tatjana zu Flinn sah „Er...Es schien, als wären sie mehr als Freunde. Ich schwöre es. Merlin schleuste sich als Lakai ein und Arthur ließ sich gefangen nehmen. Wenn alle ruhten, verteilte Merlin das Dynamit, während Alexej sich mit Arthur vergnügte."

„Und wer tötete Alexej?"

Er zögerte wieder und sie rief.

„Flinn!"

Noels Augen flackerten und Angst war darin zu sehen, als er sah, wie Flinn näher kam, um seine diversen Weichteile freizulegen. Noel wusste, das sie es tun würde. Wenn nicht, Flinn auf jeden Fall, so teuflisch wie er grinste.

„Ich sag es ja. Es war...Arthur."

Tatjana schaute ihn einen Moment ungläubig an, dann lachte sie.

„Arthur? Das soll wohl ein Witz sein? Er hatte Alexej getötet? Arthur war nur halb so alt wie Alexej. Du lügst. Wen willst du schützen? Also, da wird doch jemand eine sehr hohe Stimme haben", spottete sie. Noel wurde es eiskalt und er rief verzweifelt.

„Niemand! Ich schütze niemand, außer mich. Ich schwöre es. Wirklich, Tatjana...überlege doch mal. Es waren Sprengungen, ein Chaos. Die beiden kämpften, das hatte ich im Vorbeilaufen gesehen. Was wäre, wenn Alexej eine Sekunde abgelenkt war, wegen dem Chaos. Das würde auch einem Vampir reichen, der nicht so alt ist und Arthur hatte ein Silberschwert", sagte er überzeugend.

Abgesehen davon, das er wirklich glaubte, das Arthur ihn getötet hatte. Nachdem er Merlin hinaus brachte, sah er ja nichts mehr und nur Arthur hatte mit ihm gekämpft.

„Hast du sonst noch jemanden gesehen? Vielleicht Sethos?"

Er sah sie verwirrt an.

„Sethos? Nein, wieso sollte er nach Moskau kommen? Er war noch nie bei uns. Warum sollte ein Ratsmitglied Alexej aufsuchen, ausgenommen von dir? Ich habe niemanden gesehen, außer Arthur, der mit ihm kämpfte. Und das ist die Wahrheit, ich schwöre. Was passiert ist, nachdem ich aus dem Unterschlupf geflüchtet bin, weiß ich nicht. Die Sonne ging auf, ich habe mich versteckt und bin erst bei Sonnenuntergang wieder heraus gekommen."

Für Noel stand fest, das nur Arthur ihn getötet hatte, denn er sah Sethos nicht. Doch das konnte Noel nicht wissen, was noch passierte, während er schon auf dem Weg nach draußen war. Für Sethos allerdings war Alexej nur eine Laus, die er mal so nebenbei zertreten hatte. Nicht wirklich eine Herausforderung.

„Was ist mit diesem Jäger?", fragte Tatjana, die ihm seine Geschichte wohl abnahm.

„Er kam heraus. Wie? Das weiß ich nicht. Doch er überlebte."

Er konnte ihr nicht sagen, das er an dem Komplott beteiligt gewesen war, denn dann würde sie ihm bestimmt und mit Sicherheit die Eier abschneiden. Als Strafe, das er seinen Meister verraten hatte. Und Flinn hätte seinen teuflischen Spaß.

„Und Arthur?"

Er nickte schwach. Er brauchte so dringend Blut. Tatjanas Gesicht war eine wütende Fratze. Ein so junger Vampir hatte ihren Gefährten getötet und das war fast eine Schande. Noch immer konnte sie nicht verstehen, das Alexej so jemanden unterlegen war. Doch vielleicht hatte die Missgeburt ja recht und er hatte einen Moment nicht aufgepasst. Tatjana konnte sich denken, das durch die Explosionen eine Panik ausgebrochen war und vor dem Sonnenaufgang, der kurz bevor stand. Sie konnten nirgends hin, waren den tödlichen Strahlen schutzlos ausgeliefert. Diejenigen, die noch raus kamen und die Detonationen überlebt hatten. Wütend ballte sie die Fäuste. Der Gedanke, das Alexej nur verletzt war und einen schmerzhaften Tod in der Sonne hatte, machte sie rasend. Vielleicht hätte er überlebt, wenn es Nacht gewesen wäre. Flinn hatte recht, es war ein teuflischer Plan gewesen, den niemand des russischen Clans überlebte und auch nicht ihr Liebling. Ihr Zorn richtete sich jetzt gegen diesen Jäger und Arthur. Sie würden büßen für das, was sie Alexej und ihr angetan hatten. Zornig wandte sie sich wieder an Noel.

„Wo lebt der Jäger?"

Wieder zögerte Noel und Tatjana schrie außer sich. Sie wollte Antworten.

„Flinn, schneid ihm seine Eier ab. Mit reicht es jetzt."

„Nein, nicht! Sevilla, er lebt in Sevilla, Spanien!", schrie Noel fast. Tatjana hob wieder die Hand und Flinn blieb stehen. Er machte ein enttäuschtes Gesicht. Dreckskerl!

„Und Arthur?"

„Zur Zeit lebt er auch dort."

Sie nickte triumpfhierend und lächelte grausam.

„War doch ganz einfach, Noel. Und deine Eier und deinen mickrigen Schwanz kannst du behalten, Missgeburt."

„Bitte", flehte Noel und sie wusste, was er wollte. Sie wandte sich an Flinn.

„Gibt ihm Blut und macht ihn sauber."

„Und dann?", fragte Flinn, der anscheinend gerne das Skalpell benutzt hätte. Scheißkerl!

„Lass ihn gehen. Ich werde mich bestimmt nicht vor dem Rat verantworten, weil ich eine Missgeburt getötet habe. Was er auch ist, aber vor unserem Recht ist er ein Vampir und die Justiz greift auch bei ihm. Ihr lasst ihn in Ruhe, gibt ihm Blut und Kleider und schmeißt ihn raus. Ich weiß alles, was ich wissen musste."

Noel atmete innerlich auf. Doch er würde erst beruhigt sein, wenn er Helsinki hinter sich gelassen hatte. Er traute Flinn nicht. Der Bastard hätte ihn gerne kastriert, so wie er in teuflischer Freude mit dem Messer liebäugelte. Doch er wusste auch, das Tatjana uneingeschränkten Gehorsam verlangte und er bestraft würde, wenn Flinn ihn brechen würde. Und er konnte sich sehr gut vorstellen, das sie sehr schmerzhaft strafte.

Flinn nickte und sie ging hinaus. Nachdem Noel versorgt war, verließ er das Haus, froh darüber, das er lebte. Seine Wunden heilten, doch er verstand nicht, wie Arthur das nur durchgehalten hatte. Einhundert Jahre und ein Jahr noch dazu, dieses. Was musste der blonde Vampir für Schmerzen aushalten, wenn man bedenkt, das Tatjana noch fast human war. Und doch hatte Noel grauenvolle Schmerzen ertragen, wenn auch nur ein paar Stunden. Und Vampire fühlten Schmerzen so viel intensiver wie Menschen. Alles fühlten sie intensiver, auch die angenehmen Dinge wie Lust und Sex. Noel war mehr als beeindruckt von Arthur, seinen neuen Meister und Freund, den er gerade verraten hatte. Er hoffte, das Arthur ihm verzieh.

Er verließ Helsinki so schnell er konnte, um aus der Reichweite von diesem Weib zu kommen.

Währenddessen kam Flinn in Tatjanas Büro. Sie saß wieder an ihrem Schreibtisch, frisch gebadet und umgezogen. Niemand sah ihr an, das sie noch vor einer Stunde Noel die Haut vom Fleisch gelöst hatte. Sie sah auf.

„Nimm ein paar Männer und schau dich in Sevilla um. Finde heraus, wo dieser Jäger ist und dieser Bastard von einem Vampir. Arthur kennst du ja von Moskau. Was allerdings den Mensch angeht, musst du dich unauffällig durchfragen. Merlin ist ein seltener Name, ich denke nicht, das dort viele sind, die solch einen Namen tragen. Er ist noch nicht mal spanisch. Du unternimmst nichts und kontaktierst mich, wenn du sie gefunden hast. Verstanden? Ich werde mich um die beiden selbst kümmern und sie werden mich anflehen, das ich sie töte."

Flinn nickte und grinste in Vorfreude. Tatjana würde sie zu Tode foltern, darauf freute er sich schon. Er war schon zu Lebzeiten ein brutaler Mensch gewesen, doch nun hatte er seine Freude daran, anderen etwas anzutun. Deshalb reiste er immer mit Tatjana, weil er sich dort in Moskau so richtig austoben konnte. Einmal ließ ihn Alexej kurz zuschauen, als er diesen blonden Vampir in der Mangel hatte. Er fand das fast so erregend wie Alexej und Tatjana.

„Wir werden sie finden", sagte er.

Sie nickte und er verließ den Raum. Er würde sich gleich auf den Weg machen und einige seiner besten Leute mitnehmen.




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Merlin stand wie die letzten Tage wieder am Fenster und starrte stumpfsinnig hinaus. Seit zwei Wochen waren sie jetzt in der Jagd Residenz. Er hatte wieder getrunken, doch seit zwei Tagen hatte er keinen Brandy mehr angerührt. Alkohol ließ seinen Kummer nur kurz verschwinden, umso stärker kam er am nächsten Tag zurück. Seine blauen Flecken wie seine Verletzungen, von denen er nicht sprechen wollte, waren verheilt. Nur die Bissspuren am Hals waren sehr deutlich zu sehen, was ihn so schmerzlich an Arthur erinnerte. Er fühlte keinen Groll gegen ihn, viel mehr machte er sich Sorgen. Er liebte ihn und Arthur war auf Abwegen.

Das Schlimmste allerdings war, das er hier total unwissend und abgeschottet lebte. Er wusste nicht, wie es Lance ging und vor allem Arthur. Suchte er ihn? War er weiterhin so böse? Und war er in Sevilla? Merlin machte diese Ungewissheit verrückt. Dazu kam, das zwischen ihm und Maria ein eisiges Schweigen herrschte. Sie war zornig, weil er wieder getrunken hatte und sich nicht um sie kümmerte. Er musste zugeben, hatte er sich nicht viel mit ihr abgegeben hatte. Er kapselte sich ab und war nicht ansprechbar gewesen. Merlin wusste, das es sein Fehler war, denn sie hatte ja keine Ahnung, was eigentlich los ist. Er wollte sie da raus halten, aber war das eigentlich möglich? Wie lange konnte er vor ihr verbergen, das Arthur ein Vampir war?

Die Tür ging auf und Maria kam herein. Merlin drehte sich nicht um, denn er wusste, das es seine Schwester war. Ein Diener hätte angeklopft. Sie blieb stehen und starrte ihn an, einen Moment war Schweigen, doch dann sagte sie ernst.

„Bist du betrunken?"

„Nein."

Sie kam zwei Schritte näher und blieb wieder stehen. Sie nickte, während sie das Muster des Teppichs musterte.

„Gut, dann habe ich dir einiges zu sagen."

Jetzt drehte sich Merlin um und schaute sie an. Sie sah hoch.

„Wenn du mir wieder einen Vortrag halten willst wegen dem Trinken, dann..."

„Nein", sagte sie „Das ist es nicht. Wegen mir lass dich volllaufen. Ich habe nur gewartet, bis du nüchtern bist, um mit dir zu reden."

Merlin streckte die Hand aus. Er hasste diese Unpersöhnlichkeit zwischen ihnen, diese Kälte.

„Okay, rede!"

Sie musterte ihn einen Moment, dann fing sie an zu sprechen und kam gleich zum Wesentliche.

„Okay, ich habe einen Freund, eigentlich ist er mehr als das; ich liebe ihn. Und er liebt mich und wir wollen heiraten. Da du ja nur mit dir selbst beschäftigt bist, hast du das ja nicht mitbekommen."

Merlin schaute sie verwirrt an, aber auch sprachlos. Sie hatte eine Romanze? Wann? Wo? Wie lange? Und vor allem mit wem? Erschüttert stellte er fest, das er gar nichts mitbekommen hatte. Marias Leben ist an ihm vorbei geglitten und er bedauerte es.

„Wer ist es?"

Sie schaute ihn entschlossen an.

„Bevor ich dir sage, wer er ist, sollst du wissen; egal was du sagst...es wird mich nicht von ihm abbringen. Diesmal nicht."

„Wer?", fragte er wieder.

Sie hob den Kopf, eine entschlossene, trotzige Geste.

„Conte Lance DuLac."

Jetzt starrte Merlin sie wirklich an, als käme sie vom Mond. Bis er atemlos keuchte.

„Was?" Er glaubte sich verhört zu haben.

„Du hast schon richtig verstanden", sagte sie ruhig „Wir lieben uns."

„Wie lange geht das schon?"

„Es hatte angefangen, als du deine geheimnisvolle Reise gemacht hattest. Und es ist ja auch egal, wann. Wichtig ist nur, das wir uns lieben."

Nein, das war ein Alptraum und er wachte gleich auf. Seine kleine Schwester hatte sich in einen Vampir verliebt, einen Meistervampir? Das konnte doch nicht möglich sein? Oder doch? Er wusste nur, das diese Verbindung nicht gut war. Nicht für sie, Maria konnte sich nicht mit einem Vampir einlassen. Das würde er nicht erlauben. Er schüttelte den Kopf.

„Das kannst du vergessen. Er ist nichts für dich. Dieser Mann kann dich nicht glücklich machen."

Sie lachte auf, sarkastisch. Und wieder überraschte sie Merlin, denn so was tat sie noch nie. Ihr ganzes Auftreten war so fremd an ihr.

„Was bist du doch für ein Heuchler, Merlin. Denkst du wirklich, mich interessiert noch deine Meinung? Du lebst doch nur für dich. Und falls es dir in deiner eigenen Welt noch nicht aufgefallen ist; ich bin kein kleines sechzehnjähriges Mädchen mehr, dem du etwas verbieten kannst. Ich bin eine erwachsene Frau, die ihre Entscheidungen, was ihr Leben angeht, selbst entscheidet. Hast du gehört? Ich lass mir von dir nichts mehr verbieten, wen ich lieben darf und wen nicht. Ich liebe Lance und du kannst es nicht ändern. Egal was du sagst oder tust."

Merlin wurde wütend, er schrie.

„Nicht ändern? Du rennst doch in dein Unglück, wenn ich nicht aufpasse. Und ich werde den Teufel tun, dabei zuzusehen, wie du dein Leben ruinierst."

Sie lachte wieder und er erkannte seine Schwester nicht wieder. Wann wurde sie so überzeugend und sarkastisch? Wann hatte sie damit angefangen, unabhängig zu sein? Er musste zugeben, wenn auch nur sich selbst, das sie sich verändert hatte. Sie wirkte reifer, entschlossener.

„Sieh du nur zu, das du aus deinem Unglück herauskommst und lass mich in Ruhe. Immer behandelst du mich, als wäre ich aus Glas, hast Geheimnisse und lässt mich außen vor. Das hat jetzt und hier ein Ende. Ich bin keine dumme Gans mehr, die man mit irgendeinem Scheiß abspeist, merk dir das. Lebe doch mit deinen scheiß Geheimnissen und mit deinem Elend, ist mir egal. Wenn wir zurückkommen, werde ich in die Stadt ziehen."

„Was?"

„Ich verlasse dich, Bruderherz", schrie sie ihm entgegen „Und werde endlich mein Leben beginnen."

Merlin stapfte auf sie zu, beide wütend und erregt und schrie.

„Das werde ich nicht dulden."

Sie lachte hysterisch.

„Nicht dulden? Weißt du eigentlich, wie du dich anhörst? Was bist du? Mein Kerkermeister?"

„Maria, du kannst Lance nicht heiraten und solltest ihn vergessen."

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Trotz trat in ihre Augen.

„Und welchen Grund hast du diesmal? Petro war zu bürgerlich, Alfonso zu alt, Arthur zu flatterhaft. Also, was lastest du Lance an?"

„Er ist...Er ist..."

„Was?", schrie sie ihn an, ihre dunklen Augen funkelten wütend „Fällt dir nichts ein? Ohh...eine Premiere", spottete sie, was ihn noch wütender machte.

„Das kann ich dir nicht sagen."

Sie lachte laut los.

„Na klar, das kannst du nicht. Ich bin ja nur die kleine, blöde Schwester, die zusammenbricht, wenn etwas Schreckliches passiert. Und es sind so große Geheimnisse, die ich unmöglich verstehen kann."

„Du hast keine Ahnung", schrie er zurück. Wer war diese Frau, die aussah wie seine Schwester, die stets tat, was er sagte und nie aufbegehrte?

„Dann kläre mich auf...mit allem. Oder ich bin weg und du kannst es nicht verhindern. Ich werde in die Stadt ziehen und du kannst auf der Hazienda versauern. Noch hast du die Wahl."

Merlin starrte sie so zornig an. Er stand mit dem Rücken an der Wand und Maria, Gott Maria. Sie überraschte ihn wirklich und ja, er war so mit sich selbst beschäftigt gewesen, das er nicht bemerkt hatte, das sie eine erwachsene Frau geworden war und ihr freistand, jederzeit zu gehen. Entweder ließ er zu, das sie ging oder er erzählte ihr alles. Vielleicht hatte sie recht und sie war nicht mehr so zerbrechlich, als ihre Eltern starben. Und er wollte sie nicht verlieren.

„So, und jetzt sage mir, was du an Lance auszusetzen hast, Trunkenbold", schrie sie ihn an. Merlins Zorn brannte hell, als er sie auch anschrie.

„Weil er ein gottverdammter Vampir ist."

Stille!

Maria starrte ihn nur an und Merlin starrte zurück. Was kam jetzt? Er hatte sich im Zorn wirklich hinreißen lassen und es herausgeschrien. Endlich sprach sie.

„Er ist ein...Vampir?" Zweifelnd.

Er nickte und dann fing sie an zu lachen, antwortete lachend, während sie mit dem Finger auf ihn zeigte.

„Das war gut und neu. Mit so etwas bist du noch nie gekommen. Wirklich einfallsreich. Ich denke...", sagte sie lachend „Zuviel von diesem Brandy zerstört etwas in dir oder bringt dich in Traumwelten. Siehst du jetzt schon Dinge, die es nicht gibt? Welches Stadium von Delirium ist das?"

Merlin war mit zwei Schritten bei ihr und riss sich den Verband ab. Zwei Wunden wurden sichtbar und er schrie.

„Sieht das nach einem Hirngespinst aus?"

Sie wurde schlagartig ernst und er sagte etwas ruhiger.

„Es gibt sie wirklich, Maria."

Ihre Augen schauten die Male an, als die Frage aus ihrem Mund kam, bevor sie darüber nachdenken konnte. Merlin schien die Wahrheit zu sprechen, sie kannte ihn. Er würde nie so etwas unsinniges sagen, wenn es nicht wahr wäre und doch zweifelte sie noch.

„War das Lance?"

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, Arthur."

„Er...ist auch ein Vampir? Das...Ich glaub es nicht. Kein Scheiß?"

„Nein, kein Scheiß, Maria", antwortete er ruhig. Er erwartete fast, das sie anfing zu schreien, doch nichts geschah. Anstatt fragte sie mit großen Augen.

„Wieso hast er dich angegriffen und gebissen. Er ist doch eigentlich sehr nett und ich dachte, du verstehst dich jetzt mit ihm. Und er war auch zu mir immer sehr nett."

Merlin wurde rot, was ihr nicht entging. Was sollte er sagen? Einen Moment sprachen sie nicht, doch dann sagte Maria ruhiger, während sie ihrem Bruder durch das Haar strich.

„Merlin, denkst du nicht, das es an der Zeit ist, mir alles zu erzählen? Sieh mal, wir haben nur noch uns beide und wir sollten uns lieben und zusammenhalten und nicht bekämpfen und streiten. Egal was du mir sagst, ich werde es verstehen, weil ich dich liebe. Tu mir das nicht an und lass mich an deinem Leben teilhaben."

Er schaute sie an. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht war jetzt die Zeit gekommen, um ihr alles zu sagen. Sie war stark und hatte ihn überrascht. Und verdammt nochmal, sie hatte recht. Sie würden sich verlieren, wenn sie so weitermachten. Er nahm Luft und seufzte.

„Du hast ja recht. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll."

Sie küsste ihn auf die Wange und flüsterte an seinem Ohr.

„Am Anfang."



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Sie setzten sich auf das Sofa und Merlin wappnete sich. Er konnte wirklich nicht sagen, wie sie auf alles reagieren wird. Vor allem darauf, das er anders war wie normale Männer. Davor hatte er die meiste Angst. Er seufzte.

„Was ich dir jetzt sage, wird nicht leicht. Weder für mich, noch für dich."

„Gut", sagte sie nur. Er nahm Luft.

„Es hatte mit unseren Eltern angefangen, Maria", er schaute sie an „Sie starben nicht bei einem Unfall mit einer Kutsche."

Hatte sie es doch gewusst. Merlin redete damals nur vage über den Tod ihrer Eltern. Keine Einzelheiten.

„Sie starben durch Vampire. Sie hatten sie überfallen und ihnen das Blut ausgesaugt."

Sie starrte ihn an und er nahm ihre Hand.

„War das..."

„Nein", er schüttelte den Kopf „Es waren Vampire aus Russland. Es gibt auf der ganzen Welt jede Menge Vampire. Sie halten sich im Verborgenen. Manche sind böse, manche sind es nicht. Wie bei Menschen auch. Niemand glaubte damals an Vampire, außer ich. Ich habe Freunde, die diese Geschöpfe jagten. Deshalb wusste ich von ihrer Existenz. Sie hatten überall Bissspuren. Die Polizei ging davon aus, das es Tiere waren und ich ließ sie in dem Glauben."

Er machte eine Pause.

„Ich ging danach auf Vampirjagd, weil ich dachte, das es Arthur war. Deshalb war ich nachts immer weg, um ihn zu jagen. Doch er hatte nichts damit zu tun. Später erfuhr ich, das es Vampire aus Moskau waren und..."

„Deshalb diese Reise, ja?", fragte sie dazwischen, doch dann funkelte sie ihn an.

„Hast du den Vampir, der unsere Mutter und unseren Vater getötet hat, erwischt?"

Merlin sah sie einen Moment staunend an. Er hatte wirklich erwartet, das sie hysterisch wurde oder anfing zu schreien oder zu weinen. Stattdessen fragte sie, ob er erfolgreich war. Er nickte.

„Arthur begleitete mich und half mir und ja, wir haben alle erwischt. Sie sind tot."

„Gut", sagte sie nickend und schaute ihn an „Du bist also so eine Art Vampirjäger?"

Er nickte wieder.

„Ja, es gibt viele Jäger, die über die Vampire Bescheid wissen. Doch die Mehrheit der Menschen nicht. Sie bleiben im Verborgenen und geben sich sehr selten offen. Und du darfst niemandem etwas davon sagen."

Sie dachte einen Moment nach, doch dann musterte sie wieder seine Wunden an seinem Hals.

„Und warum hat dich Arthur angefallen? Ich dachte, wenn er dir geholfen hatte, seid ihr befreundet."

Merlin nahm Luft. Jetzt kam der schwerste Teil, vor dem er sich immer gefürchtet hatte. Die Wahrheit über ihn. Er hatte panische Angst davor, das sie ihn angewidert ansehen würde. Doch er hatte entschieden, keine Geheimnisse mehr.

„Maria; es ist nicht leicht für mich, dir das zu sagen. Aber du hast recht, keine Geheimnisse mehr. Ich...", er nahm wieder Luft und vermied es sie anzusehen „Ich mag keine Mädchen. Ich mag Männer", er gestikulierte hilflos mit seinen Händen „Ich liebe einen Mann."

So, jetzt war es heraus und er hielt die Luft an. Noch immer schaute er sie nicht an, auch weil er etwas rot wurde. Das war seine Schwester, er war sicher, mit einem Bruder wäre es leichter gewesen. Er fühlte ihre Hand auf seiner Schulter und hörte sie sagen.

„Merlin, sieh mich an!"

Er tat es und seine Wangen waren rot, doch sie lächelte.

„Es ist ja gut. Weißt du, ich lese viel und auch über so etwas. Du musst nicht denken, das ich, wenn ich auch fast nur hier lebe, das ich von nichts Ahnung habe. Ich weiß, das Männer sich zu Männern hingezogen fühlen und auch Frauen zu Frauen."

„Und...es stört dich nicht?"

Sie schüttelte den Kopf und lächelte, als sie ihm über sein Haar strich.

„Ich möchte, das du glücklich wirst und nicht allein dein Leben lebst. Und wenn es ein Mann ist, der ein Lächeln auf die Lippen meines Bruders zaubern kann, dann soll es so sein. Und ich bin nicht angewidert oder sonst was. Du bist mein Bruder und ich liebe dich so, wie du bist. Mit aufbrausendem Temperament, Launen und Brandy."

Er lachte und nahm befreit Luft. Seine Schwester war eine Wucht und er fühlte sich schuldig, sie so behandelt zu haben.

„Das hatte mich schon belastet", gab er zu. Sie küsste ihn und sagte.

„Erzähl weiter. Wie bekamst du die Wunden?"

Als Merlin schwieg, mehr aus Peinlichkeit, schlussfolgerte sie.

„Du hast mit einem Vampir geschlafen, nicht? Lass mich raten. Arthur?"

Merlin schaute sie überrascht an und sie lachte.

„Ich bin kein dummes Mädchen. Vielleicht solltest du dir das mal merken. Es liegt doch auf der Hand. Arthur wollte mit mir keine romantische Beziehung, klar doch. Ich bin ja auch kein Mann. Und dann reist ihr über sechs Monate zusammen nach Moskau, Tag und Nacht. Da kommt man sich näher. Du hast dich in einen Vampir verliebt, Brüderchen. Der Jäger wurde geschlagen."

„Ja, mach dich nur lustig über mich", sagte er, wieder erleichtert. Wie konnte er nur übersehen, das seine Schwester zu einer reifen, klugen Frau herangewachsen war?
Sie runzelte die Stirn und sagte leise.

„Zumindest das hast du mir voraus."

„Was?"

„Mit einem Mann zu schlafen, du Glücklicher", sagte sie und er wurde verlegen.

„Nun ja..."

Sie nahm Luft.

„Ist es üblich, das man dabei gebissen wird?"

Er schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Das hier...", er griff sich an den Hals „War anders."

„Natürlich war es anders. Du bist ein Mann und schläfst mit einem Vampir, der auch ein Mann ist. Das normal zu nennen, wäre wohl übertrieben."

Er lächelte anhand ihres Humors, der allerdings eine Tatsache war und sagte.

„Das meinte ich nicht. Es war anders, weil Arthur anders wurde. Etwas ist mit ihm geschehen."

„Was ist passiert? Erzähl es mir."

Und Merlin erzählte ihr alles, wie es mit Arthur begann und von der Reise. Was sie getan und erlebt hatten. Und wie sich Arthur und Merlin ihre Liebe gestanden, natürlich ließ er Einzelheiten heraus, als er von der Nacht sprach. Und was Arthur bei Alexej ertragen musste und warum er jetzt ausflippte. Eben alles und sie hörte zu.

Und es fühlte sich so verdammt gut an, endlich mit jemanden darüber reden zu können. Merlin wurde es mit jedem Wort, das er sprach leichter um sein Herz und seiner Seele und er war so verflucht stolz auf seine kleine Schwester, die nicht ansatzweise so zerbrechlich war, als er dachte. Sie war nicht angewidert oder schockiert. Nein, im Gegenteil, sie hielt seine Hand und strich ihm zärtlich über sein Haar.

Und es fühlte sich einfach nur gut an.

Als er geendet hatte, schaute er sie an. Es lag Zärtlichkeit und Liebe in seinen Augen für den einzigen Menschen, der ihm von seiner Familie geblieben war. Und Dankbarkeit, das sie ihn nicht verurteilte und in ihm das sah, was er war...ihr Bruder.

„Ich will dich nur schützen, Maria. Deshalb sagte ich nichts. Und was Lance angeht, er ist ein Vampir wie Arthur und ich möchte nicht, das er dich so verletzt."

„Er ist nicht Arthur", sagte sie.

„Nein, aber ein Vampir ist ein Vampir. Willst du ihn immer noch? Obwohl du weißt, das er kein Mensch ist? Und das er sich von Blut ernährt?"

„Fledermäuse trinken auch Blut, zumindest bestimmte Rassen. So ungewöhnlich ist das auch nicht. Ich habe gelesen, das eine bestimmte Rasse sich auch von Menschen nährt."

Merlin verdrehte die Augen.

„Das ist nicht dasselbe. Wir reden hier von Menschen, die sie einmal waren und nun tot sind und ein unnatürliche Existenz haben. Kannst du damit leben?"

Sie dachte einen Moment nach und horchte in sich hinein. Es hatte sich nichts geändert, sie liebte ihn immer noch. Und sollte er wirklich ein Vampir sein, so hatte sie das nie bemerkt. Sie nahm Luft.

„Ich muss mit ihm reden und ich denke, das ist etwas, was wir unter uns ausmachen müssen. Das ist alles noch so neu für mich. Ich denke, ich muss darüber nachdenken."

Merlin nahm ihre Hand.

„Ich glaube, es wäre besser, wenn du ihn nicht wiedersiehst. Ich weiß, das du noch genug junge Männer kennenlernst und..."

Sie zog ihre Hand weg, als sie ihn unterbrach und aufstand.

„Willst du mir verbieten Lance zu lieben, ihn nie mehr wiederzusehen?", sie schüttelte den Kopf „Nein, Merlin. Das ist mein Leben und hör auf, in mein Leben einzugreifen. Was würdest du sagen, wenn dir jemand verbieten würde, Arthur zu lieben? Und sag mir jetzt nicht, das es etwas anderes ist. Liebe ist Liebe, ob männlich oder weiblich. Du hast mit ihm geschlafen. Gut, ging nicht so gut aus. Aber ich habe nicht mit Lance geschlafen. Sag mir nicht, das du nicht im Vorteil bist und sag mir nicht, das du dich von irgendjemand aufhalten lässt. Du liebst ihn und wirst ihn nicht aufgeben. Oder?"

Er nickte.

„Ja, ich würde Arthur nie aufgeben. Das hatte ich einmal und es ging nicht gut aus."

Er hatte sich gegen diese Liebe gewehrt, doch was hatte es ihm eingebracht? Er glaubte Arthur in Moskau für verloren und wurde fast wahnsinnig darüber. Das Schicksal gab ihm eine zweite Chance und er würde nicht wieder den selben Fehler machen. Doch anscheinend wollte ihm das Schicksal Arthur wieder nehmen, denn wenn er so grausam bliebe, wäre er verloren. Doch das würde er nicht zulassen. Wieder überkam ihn diese Hilflosigkeit. Er konnte ihm nicht helfen. Wer dann? Maria riss ihn aus seinen unangenehmen Gedanken.

„Gut, dann lass mich über mein Leben auch selbst entscheiden. Das ist nur fair."

„Und wenn es schlecht ausgeht?", fragte er.

Sie hob die Arme.

„Gott, Merlin. Was kann nicht schief im Leben gehen? Sieh uns an. Unsere Eltern haben wir zu früh verloren und das unter merkwürdigen Umständen. Du liebst einen Mann, der dazu noch ein Vampir ist, nicht gerade gesellschaftsfähig. Und Lance scheint auch von der Sorte zu sein. Denkst du nicht, es ist schon einiges aus der Bahn gelaufen? Allein schon, das wir nichtmenschliche Wesen lieben?"

Er nickte. Sie fing an auf und ab zu gehen und hob die Hände.

„Vampire! Bei den Göttern, ich kann es fast nicht glauben. Ich dachte immer, sie sind eine Erfindung der Menschen oder so was. Das heißt, das ich einen Vampir geküsst habe. Und verdammt nochmal, wenn ein toter Mann so küsst, dann ziehe ich das dem wahren Leben vor."

„Du hast ihn geküsst?", fragte Merlin vorwurfsvoll. Maria warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Was habe ich gesagt? Mein Leben!"

Er hob beschwichtigend die Arme.

„Ja, schon gut. Nun, vielleicht hatte er Angst, dir das zu sagen."

Sie lachte auf.

„Angst? Sollte nicht ich die haben? Schließlich beißt er ja Leuten in den Hals und trinkt ihr Blut. Eine seltsame Vorstellung", fügte sie leise hinzu.

„Du solltest Angst haben", sagte Merlin. Sie blieb stehen.

„Warum? Hast du Angst vor Arthur?"

„Im Moment...ja. Er ist nicht sich selbst. Aber normalerweise...nein. Er würde mir auch nie absichtlich etwas tun."

„Na also. Ich denke, Lance auch nicht. Er liebt mich."

Einen Moment sprachen sie nicht, bis Merlin den Kopf schüttelte.

„Sieh uns an, Maria. Wir beide lieben Vampire und Vampire haben unsere Eltern getötet. Und nun sind wir auf der Flucht vor einem von ihnen. Ich glaube allmählich auch, das unser Leben total aus der Bahn geworfen wurde."

„Und es ist aufregender geworden", meinte sie „Viel aufregender."

Der Gedanke, das ihr gutaussehender Lance ein übersinnliches Wesen war, stellte etwas in ihr an. Es erregte sie, das ihr Mann nicht wie andere war. Sie wusste nichts über Vampire, doch Lance würde...musste ihr alles erzählen. Aber sie glaubte, das er im Moment genug Probleme mit Arthur hatte.

„Du hast Arthur nicht gesehen. Lance sagte, das ich Glück hatte, noch zu leben. Er ist nicht der Arthur, den ich kenne und liebe."

Es klang niedergeschlagen und sie kam auf ihn zu, setzte sich neben ihn und zog ihn in ihre Arme.

„Das wird schon noch, Merlin. Wirst sehen, es wird alles gut."

Merlin sagte nichts. Tränen traten in seine Augen, doch er blinzelte sie weg. Er wollte Arthur nicht verlieren, doch sollten Arthurs Freunde scheitern, wäre er für immer verloren.

Arthur würde das Böse auf Erden sein. Dagegen war Alexej ein Witz. Und er wusste nichts. Er war hier weit weg und abgeschirmt von allem. Was war inzwischen passiert? War Arthur noch in Sevilla und suchte ihn? Hatte er Lance auch angegriffen? Gott, er wusste nichts.

Und das machte ihm am meisten zu schaffen.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt