Dunkles Schicksal
Kapitel 8
Es war eine dunkle Nacht, als Merlin die Armenviertel ansteuerte. Wie immer in schwarz gekleidet und bewaffnet, zog er durch die abgelegensten Teilen der heruntergekommenen Viertel. Auf der Hut, denn Vampire könnten ihn jederzeit angreifen, schließlich hatte er keinen Waffenstillstand mit ihnen geschlossen, auch wenn der Vampir ihn nicht tötete. Er blieb stehen und schaute sich um. Hier waren die Gassen nur spärlich beleuchtet, einige Laternen zerstört. Niemand kümmerte sich darum, während in den gehobenen Viertel alles sehr gepflegt war. Nun ja, die adlige Gesellschaft würde etwas anderes nicht tolerieren. Ein junger Mann kam auf ihn zu und fragte
„Hey! Ein wenig Lust auf Spaß, kostet nur eine Kleinigkeit."
Merlin musterte ihn, er wusste, was der junge Mann unter Spaß verstand. Er würde für Geld seinen Körper verkaufen, doch danach stand Merlin nicht der Sinn. Er war eigentlich nicht hässlich, doch seine Kleider verschlissen. Er schüttelte lächelnd den Kopf und griff in seine Hose. Dort hatte er sich Geld eingesteckt und reichte es ihm.
„Nein danke, ich habe keine Zeit. Ich suche jemanden. Aber hier" und reichte ihm das Geld „Nehmen sie es und gehen sie nach Hause. Hier ist es gefährlich."
„Deswegen bewaffnet?", fragte der junge Mann. Er hatte kinnlanges blondes Haar und war ziemlich dünn. Dann nickte er lächelnd, als er auf das Geld schaute, es war nicht wenig.
„Ich danke ihnen. Und passen sie auf sich auf, denn sie haben recht. Hier ist es gefährlich."
Dann drehte er sich um und ging in eine Gasse. Merlin schaute ihm nach und prüfend in die Umgebung, lauschte. Wo verflucht war der verdammte Vampir? Er ging weiter, immer auf der Hut. Vampire waren schnell, er könnte plötzlich vor ihm stehen.
Noch einige Mädchen sprachen ihn an, wie auch Jungs, doch er wehrte sie ab. Keine Zeit für sowas. Er war auf der Suche nach ihm. Jetzt bog er in eine Gasse ein, die einsam und dunkel vor ihm lag, denn er wusste, das die Vampire nicht dort jagten, wo viele Menschen waren. Es war in der Nähe wo er den Vampir letzte Nacht getroffen und verletzt hatte.
Er vermutete stark, das Arthur hier wieder jagte, es bot sich quasi an. Als er weiterging, versperrten ihm zwei Halunken in einem dunklen Abschnitt den Weg, einer grinste ihn an. Merlin war sich sofort sicher, das sie etwas anderes wollten, als ihm diverse Angebote zu machen. Anscheinend waren sie ihm gefolgt, er hatte schon die ganze Zeit das Gefühl, als würde er beobachtet. Der Grinsende sprach ihn an, üble Gesellen, ungepflegt und nicht freundlich.
„Na, auch auf der Jagd?", fragte er und schaute zu der Armbrust, die Merlin auf dem Rücken trug.
Merlin gab keine Antwort, er wurde sauer. Diese Typen konnte er jetzt nicht gebrauchen. Sie waren auf Geld und Wertgegenstände aus und würden ihn wahrscheinlich umbringen, wenn sie hatten was sie wollten. Sie konnten keine Zeugen gebrauchen, denn die Strafen waren hart. Tod oder Abschlagen der Hand bei Diebstahl. Kam darauf an, wie schwer der Überfall war. Er seufzte genervt. Der Halunke sprach weiter.
„Wir auch, nach Geld. Deshalb schlage ich vor, das du dein Geld gleich herausgibst, bevor du eine Leiche bist."
Merlin schaute sie böse an. Er hatte jetzt keine Zeit für so etwas. Sie wollten ihn ausrauben, er hatte eh kein Geld bei sich, hatte alles dem jungen Mann gegeben...Idioten. Und töten würden sie ihn so oder so. Und so sauer antwortete er auch.
„Eine Leiche? Das bezweifle ich, deshalb gebe ich euch einen Rat. Verschwindet, bevor es euch leid tut. Und das wird es, glaubt mir."
Sie lachten und der andere sagte, beide ziemlich übel.
„Er hat Humor, das muss man ihm lassen. Er wird lustig sterben."
Was Merlin nicht ahnte, auch die beiden Halunken nicht, das Arthur Merlin vor ihm gefunden hatte und bewegungslos und geräuschlos über ihnen auf dem Dach saß, in den Schatten eingehüllt. Er folgte Merlin schon eine Weile. Er beobachtete gespannt das Geschehen unter sich und war wirklich neugierig, wie das ausgehen würde. Merlin war nicht zu verachten, das wusste er. Hoffentlich die beiden auch.
Doch Merlin wusste das alles nicht, das Arthur über ihm versteckt in der Hocke saß und das er ihm schon eine Weile folgte, ohne gesehen zu werden. Merlin hatte nur dieses unangenehme Gefühl, das er beobachtet wurde. Arthur war wie Merlin vermutet hatte auf der Jagd. Doch hatte er noch niemand gefunden, außer Merlin. Es war reiner Zufall, das er ihn durch die Gassen schleichen sah, als er verborgen im Schatten auf einem Dach saß und Witterung nach Beute aufnahm. Arthur war erfreut, als er ihn sah und folgte ihm seitdem. Doch nun wurde der Jäger von finsteren Gesellen bedrängt und der Vampir beobachtete das Geschehen.
Und ohne weitere Worte griffen die beiden ihn jetzt an. Merlin sprang zurück und zog blitzschnell sein Schwert, verteidigte sich. Was er nicht wissen konnte, sie waren eigentlich zu viert, zwei lauerten hinter der nächsten Ecke. Arthur sah sie und grinste. Mal sehen, wie Merlin damit klar kam.
Merlin verletzte einen der Gauner, als er sein Schwert quer über dessen Brust zog, als der Angreifer auf ihn losstürmte, er schrie auf und taumelte zurück, hielt sich die Wunde und lief weg, einer weniger. Der andere zückte ein langes Messer, grinste.
„Du hättest dein Geld herausgeben sollen. Jetzt werde ich dich abstechen und es mir nehmen. Und glaube mir, das werde ich."
„Na dann, versuch es mal", knirsche Merlin.
Merlin schüttelte ärgerlich den Kopf, nicht das er sich hier mit Vampiren herumschlug. Nein, es mussten Menschen sein, die ihn ausrauben und mit Sicherheit umbringen würden. Hatte er nicht schon genug Ärger? Er behielt den Kerl mit dem Messer im Auge, doch dafür entging ihm etwas anderes.
Er sah nicht, wie sich die anderen beiden heranschlichen, Arthur schon. Er sah alles und viel besser als Menschen in der Dunkelheit. Das war seine Zeit, er war nachts hier zu Hause. Er spannte sich an, als einer ein Messer zog und der andere auch, als sie heranschlichen. Arthur beobachtete konzentriert, wie sie sich geschickt anschlichen, während ihr Kumpel Merlin ablenkte, doch er lächelte spöttisch, als er die beiden nicht aus den Augen ließ. Da kam sein Abendessen angeschlichen. Sie pirschten sich von hinten an, Merlin war zu abgelenkt, er hatte mit dem Kerl zu tun, der ihn mit dem Messer angriff. Als sie nah genug heran waren, sprang einer vor und umklammerte Merlin, der andere schnitt Merlin in den Arm und schlug ihm das Schwert aus dem verletzten Arm. Doch der Typ hinter ihm hielt ihm jetzt sein Messer an den Hals und Merlin erstarrte.
Er konnte fast nicht glauben, das er wohl jetzt durch die Hand von Halunken starb. Er war ein Vampirjäger, legte sich mit der gefährlichsten Rasse der Erde an und starb jetzt durch Menschenhand? Welche Ironie! Der erste Kerl, der Merlin angesprochen hatte, lachte.
„Ich sagte doch, du bist eine Leiche", er wandte sich an den anderen „Pelez, nimm sein Geld und die Waffen, die können wir verkaufen und dann schlitze ihn auf. Wirf seine Leiche in den Fluss."
„Wird mir eine Freude sein", sagte er „Gute Beute, wir werden einen Schnaps darauf trinken."
Der wahrscheinliche Anführer dieser kleinen schlechten Gruppe kam grinsend mit einem triumpfierenden Blick näher, wollte wohl nicht verpassen, wenn sein Kumpel Merlin die Kehle durchschnitt. Doch bevor er Merlin erreichte, war da plötzlich jemand. Er bewegte sich so schnell, das man nur einen Schatten sah. Alles passierte in Millisekunden und die Angreifer wussten gar nicht, was eigentlich los war. Merlin auch nicht, doch er stand plötzlich frei, einer der Halunken rannte um sein Leben, der andere, der sein Messer an seinem Hals hatte lag tot neben ihm, Genickbruch. Doch der Dritte gab gurgelnde Laute von sich und Merlin reagierte endlich, wirbelte herum.
Da stand er...Arthur. In einem langen dunklen Mantel, der ihm noch mehr ein düsteres Flair gab. Er hatte den vierten Angreifer gepackt und trank sein Blut, seine Augen smaragdgrün. Merlin schaute wie gebannt hin, sah wie der Mann zusammensackte und der Vampir ihn hielt, während er ihm immer noch das Leben aussaugte. Merlin griff nach dem Pfahl und seinem Schwert, doch er zögerte. Er brauchte Informationen und er stellte entsetzt fest; der Vampir hatte ihm gerade das Leben gerettet. Arthur hatte ihn gerettet. Was? Wieso? Weshalb?
Schon wieder Fragen.
Er spannte sich an, als Arthur von seiner Beute abließ und ihn achtlos zu Boden fallen ließ, seine Lippen blutig, als er sich mit einem Taschentuch den Mund abwischte. Er lächelte leicht, als er sich Merlin zuwandte, der ihn immer noch wie gebannt anblickte. Seine Augenfarbe wechselte wieder in das strahlende Blau, als er Merlin spöttisch lächelnd musterte. Die Waffen in der Hand stand Merlin bewegungslos da.
„Was ist, Jäger? Bin ich jetzt dran?"
Merlin musterte ihn in dem langen, dunklen Mantel, der ihm auch noch verflucht gut stand. Er bauschte sich etwas vom Wind auf, denn heute war es sehr windig, nicht so heiß, aber sehr warmer Wind. Er wirbelte leichte Staubwolken vom Boden auf. Arthur schaute ihn immer noch an, seine Augen dunkel in der spärlich beleuchteten Gasse. Himmel, er war wirklich jede Sünde wert. Und er hatte ihn gerade gerettet. Er schüttelte den Kopf, eher um sich solche Gedanken auszutreiben und fassungslos, warum er das getan hatte, doch Arthur interpretierte das wohl anders.
„Oh, heute nicht? Wie komme ich zu solcher Ehre?"
„Was?", fragte Merlin verwirrt, noch immer Arthur musternd. Doch er riss sich davon los, schaute ihn an. Verflucht noch mal, er war sein Feind und solche Gedanken sollte er nicht haben. Attraktiv hin oder her, er war ein Vampir, ein Blutsauger.
„ Warum hast du das getan?", fragte er schließlich und schaute kurz zu den Toten.
„Dir geholfen?", fragte der Vampir legte seinen Kopf etwas schief, es sah anzüglich aus, wie er Merlin musterte „Aus einer Laune heraus. Vampire sind launisch, einmal so und einmal so. Vielleicht würde ich mich langweilen, wenn du nicht mehr hinter mir her wärst."
Das war nicht die Wahrheit, er wollte nicht, das Merlin starb. Er hatte ihn nicht gehen lassen, damit er von Banditen getötet wurde. Lance jammerte ihm den Kopf voll wegen Merlin, doch er hatte ganz andere Pläne, die erforderten, das Merlin lebte und nicht als Leiche im Fluss trieb.
Merlin war verwirrt, doch auf der Hut. Als Arthur ein Schritt auf ihn zumachte, hob er das Schwert, es tat weh, denn er blutete an diesem Arm und es tropfte auf den Boden. Arthur lachte und blieb stehen.
„Nicht doch, ich hatte doch gerade mein Abendmahl. War nicht so das Wahre", fügte er abfällig hinzu, schaute kurz zu der Leiche etwas hinter ihm „Verdorbenes Blut, selbst im Geschmack."
„Vielleicht denkst du an einen Nachschlag?"
Wieder lachte er, es klang fast erotisch in Merlins Ohren. Er schaute auf den Boden, dort wo Merlins Blut auf die Gasse tropfte und verfolgte einen Tropfen mit seinem Blick, als er zu Boden fiel. Der verlockender Duft seines Blutes konnte Arthur riechen und es roch fantastisch, zumindest für ihn. Doch er war kein junger Vampir, die oft ihre Triebe nicht unter Kontrolle hatten, wenn sie Blut rochen.
„Sehr verlockend. Dein Blut ist wie Schokolade für mich."
„Was?"
„Dein Blut, es duftet köstlich", sagte er wieder.
„Komm nicht näher, ich warne dich", sagte Merlin und hob das Schwert in Angriffsstellung.
Arthur breitete die Arme aus, er genoss das mit Merlin hier. Endlich stand er ihm gegenüber und ohne zu kämpfen und ohne höfliches Geplänkel wie auf dem Ball. Er sah verwegen aus und so verdammt attraktiv, wie er so mit seinem Schwert und Pfahl bewaffnet da stand, obwohl er verletzt war. Lance hatte recht, wie sagte er immer?
Du hast dich in den Jäger verguckt.
Es war wirklich so, Arthur wollte ihn und mit jedem Tag der verging, wollte er ihn mehr. Es zog ihn unwiderruflich zu dem Jäger, der sein Tod sein konnte. Er übte auf Arthur die Anziehungskraft aus, die er normal hatte. Und er hatte schon sehr lange nicht mehr einen solchen Mann getroffen. Er sagte amüsiert.
„Also heute Nacht nicht auf Mord aus dem Hinterhalt aus, was? Üben wir heute Nahkampf?"
Merlin machte ein abfälliges Geräusch.
„Du bist schon tot, ihr alle. Und was tot ist, kann man nicht ermorden."
Arthur lachte leise.
„Oh, Jäger und Philosoph. Ich bin angenehm überrascht."
Merlin verzog das Gesicht.
„Hör auf mir zu schmeicheln, das ändert nichts daran, das ich dich töten werde."
Arthur seufzte, breitete wieder seine Arme aus und sagte gönnerhaft.
„Okay, hier stehe ich...töte mich, Merlin."
Merlin musterte ihn wieder und stellte sich gerade Arthur vor, aber nicht wie er ihn tötete. Hör auf, Merlin sagte eine innere Stimme in ihm.
Ja, er war der Feind und er musste ihn töten. Solche Gedanken waren falsch. Er hob etwas den Kopf an, es sah erhaben aus, fand Arthur, der ihn mit undefinierbaren Blick musterte. Merlin glaubte Verlangen darin zu sehen, ja...Verlangen nach seinem Blut, das anscheinend eine Delikatesse für ihn war. Er nahm Luft und senkte etwas sein Schwert, doch er war angespannt. Bereit zu kämpfen.
„Ich habe ein paar Fragen an dich, Vampir."
„Frage und Antwort Spiel? Okay, ist mal was Neues und...", er wurde ernst „Mein Name ist Arthur."
„Ja, weiß ich, Vampir. Du weißt, wer meine Eltern getötet hat, nicht wahr?"
Er kam ohne Umschweife zu seinem Anliegen und er wollte ihn nicht mit seinem Namen ansprechen, das war persöhnlich und Merlin wollte keine persöhnliche Anrede. Das war zu nah, fand er. Vor allem, wenn man denjenigen töten wollte. Doch als er die Frage stellte, löste Arthur den Blickkontakt und schaute an ihm vorbei in die Gasse.
„Nein."
Merlin lächelte wissend. Er hatte sich gerade verraten, denn er hielt den Blickkontakt mit Merlin, bis er die Frage stellte. Erst dann schaute er weg. Er wusste, das der Vampir log, er wusste es einfach.
„Du lügst. Ich weiß, das du lügst. Du weißt es ganz genau. Sag es mir!"
Arthur kam noch einen Schritt näher.
„Warum? Das ändert nichts daran. Deine Eltern sind tot und werden tot bleiben, auch wenn du ihre Mörder stellst."
„Das weiß ich auch, aber ich werde nicht ruhen, bis sie tot sind. Ich habe das geschworen und ich werde den Schwur halten, das bin ich ihnen schuldig. Und außerdem geht dich das nichts an, meine Sache."
„Merlin, du..."
„Sag es endlich!", herrschte er den Vampir an „Und ich werde dich vielleicht heute nicht töten."
Arthur lachte.
„Das ist nett von dir. Ich wusste ja nicht, das du doch ein Herz hast."
Merlin nahm Luft, schaute ihn zornig an. Er machte ihn wirklich sauer, denn er tötete Menschen und sprach von Herzensangelegenheiten? Wer hatte hier kein Herz? Okay, er hatte eins, ein totes Herz und auch einer seiner Schwachpunkte. Traf er ihn dort, war er Geschichte. Doch Merlin ging nicht darauf ein, er hatte andere Prioritäten.
„Wer verdammt, wer? Sag es mir jetzt!", herrschte er Arthur an „Tu einmal etwas Sinnvolles und sag mir wer meine Eltern getötet hat. Das bist du mir schuldig, denn ich habe auch deinen Rat befolgt und habe alles nachgeprüft. Also?"
Der Vampir schaute ihn einen Moment an. Merlin würde nicht aufgeben, er schrie ihn an, um die Antwort zu bekommen. Er hatte selten jemanden gekannt, der so erbittert die Mörder seiner Eltern stellen wollte. Arthur kam noch etwas näher, Merlin hob das Schwert an, das der Vampir geflissentlich übersah. Er wusste, er war Merlin im Nahkampf überlegen.
„Hast du?", fragte er etwas überrascht.
Er dachte nicht, das Merlin wirklich nachprüfen würde, wann er nach Sevilla kam.Und er hatte etwas Hoffnung, das er Merlin nicht so egal war wie er tat. Oder vielleicht wollte er die Richtigen töten, diejenigen die seine Familie zerstört hatten. Er seufzte, denn er wusste, das der Jäger nicht aufgeben würde.
„Also gut, wie du willst. Er heißt Alexej und kommt aus Russland. Dort haust er mit seinem Clan, die alle bösartig sind."
„Welche Überraschung", sagte Merlin spöttisch.
Arthur hob die Arme, eine Geste um das Folgende zu unterstreichen, was er sagen wollte.
„Merlin, du hast keine Ahnung. Alexej ist ein alter Vampir, mächtig und gerissen. Du wirst in deinen Tod rennen. Moskau ist groß und er hat seine Verstecke, du wirst ihn nicht finden, aber er dich und er wird dich töten, ohne Gnade. Menschen bedeuten ihm nichts."
„Dir vielleicht?", fragte Merlin vorwurfsvoll und schaute zu den Leichen. Arthur gab keine Antwort und er sprach weiter.
„Was interessiert dich das, Vampir. Das ist meine Angelegenheit. Wo ist er jetzt?"
„Vermutlich zu Hause", antwortete Arthur „Sie ziehen das halbe Jahr über Winter in andere Länder. Es ist sehr kalt im Winter in Russland und trostlos. Vampire lieben die Abwechslung, sie langweilen sich schnell. Als wir hier ankamen, wüteten sie hier in der Stadt. Du erinnerst dich doch noch bestimmt daran, das sie sagten, das eine tödliche Krankheit in Sevilla grasierte?"
„Ja, es gab viele Tote."
Arthur nickte.
„Ja, blutleere Leichen, die viele Bisswunden hatten. Sie fielen mit mehreren über sie her. Sie dachten wohl, das es eine Blutkrankheit ist, wie auch immer. Wer glaubt schon an Vampire? Doch wir wussten es besser. Lance und ich, wie meine Leute stellten sie und legten ihnen nahe, die Stadt zu verlassen. Wir kämpften auch und töteten einige von den Vampiren, heimlich...der Menschenwelt verborgen. Dann gingen sie endlich, ihre Zeit hier war vorbei."
Merlin schaute zu Boden, er konnte sich gut erinnern. Er war wohl der Einzige, der wusste das es keine Krankheit war, sondern Vampire. In dieser Zeit starben auch seine Eltern. Arthur sprach weiter und bestätigte ihm seine Gedanken.
„Sie haben deine Eltern getötet, ich sagte schon, das wir es nicht waren. Wir selbst lassen die Adligen außen vor, ernähren uns von diesem Abschaum und wir hatten nichts damit zu tun."
Merlin hob den Blick.
„Du...Du denkst mit dieser Aussage bist du aus dem Schneider?", fragte Merlin ziemlich ruhig „Weit gefehlt. Du bist doch einer dieser Kreaturen, die meine Eltern ermordet haben."
„Was weißt du schon?", schrie ihn Arthur an, er ärgerte sich über Merlins Aussage. Er sah immer nur das Monster in ihm. „Wir sind nicht alle gleich. Menschen sind es auch nicht, du Idiot."
„Menschen saugen keine anderen aus", hielt Merlin dagegen.
Plötzlich stand Arthur vor ihm, schlug ihm das Schwert aus der Hand und den Pfahl, hielt ihn am Kragen. Das alles war so schnell gegangen, das Merlin überhaupt nicht wusste, was gerade geschah. Arthur kam sehr nahe an sein Gesicht und zischte.
„Du siehst nur das Monster in mir. Aber glaube mir, ich habe schon viele Monster gesehen und sie waren Menschen, keine Vampire. Sie taten Abscheuliches, das du dir nie vorstellen könntest. Du hast keine Ahnung von uns und auch keine von Menschen und was sie imstande sind zu tun. Du bist behütet aufgewachsen in Reichtum und Aristokratie. Du hast noch nie die dunklen Seiten des Lebens gesehen und denkst das wir so das Schlimmste sind? Was weißt du schon? Denk mal darüber nach, du Dreimalkluger. Und urteile nicht vorschnell, Jäger."
Dann war er weg. Merlin schaute sich um, aber er war weg, spurlos. Er schaute zu den beiden Leichen und nahm Luft, als er wieder seine Waffen einsammelte, zum zweiten Mal. Irgendwie war das ein frustrierender Abend gewesen. Langsam ging er weiter, aus dem Viertel heraus, sie würden die Toten finden und entsorgen. Wieder ein paar, die Opfer von einem Überfall wurden oder wegen eines Streits, nichts Besonderes in diesen Vierteln. Er war müde und würde nachdem er sich umgezogen hatte, nach Hause reiten. Zumindest hatte er Antworten auf ein paar Fragen, die sich alle in seinem Kopf die Hand gaben.
Es wurde schon langsam hell, als er aus der Stadt ritt. Arthur würde jetzt Schutz zu Hause suchen.
Gott, er nannte ihn tatsächlich beim Namen, einen Vampir. Trotz allem hatte er heute Nacht Merlin gerettet und er wollte nicht darüber nachdenken wieso. Denn dann würde er Kopfschmerzen bekommen, weil er keine Antwort fand. Es war schon schlimm genug, das es so war, denn er stand mit seinem Leben in Arthurs Schuld.
Wieso rettete er ihn?
Die Frage meldete sich wieder in seinem Kopf. Verflucht nochmal, dieser verdammte Vampir machte ihm nur Kopfzerbrechen.
Und Merlin war sich sicher, er würde wohl nicht ruhen, bis er eine Antwort hatte.
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Arthur kam nach Hause und knallte die Tür zu, er war zornig. Merlin behandelte ihn wie ein Monster und sah in ihm auch nur das Monster. Lance, der die Angewohnheit hatte und im Gegensatz zu Arthur immer sehr früh zu Hause war, runzelte die Stirn, als Arthur sich wortlos einen Bourbon einschenkte und ihn schnell trank. Dann füllte er nochmal das Glas. Lance ergriff das Wort, nachdem er ihn beobachtet hatte.
„Du bist früh zu Hause."
„Ja." Kurz und knapp.
„Ärger gehabt?"
Arthur trank noch einen Schluck und drehte sich um.
„Ja, Merlin."
„Was sonst,", sagte Lance seufzend „Ich gehe mal davon aus, das er noch lebt, nicht wahr?"
Arthur schaute ihn zornig an.
„Er lebt und ich werde ihn nicht töten, verstanden? Und hör auf mich mit dem...", er machte Lance nach „Du musst den Jäger töten, zu nerven. Dann tu es doch selbst, wenn er dich nervt", fuhr er Lance an.
Dieser blieb ruhig und stand auf, ging zur Bar und schenkte sich noch Vodka ein. Arthur war zornig, das war jetzt klar, er drehte sich um.
„Okay, so wie es aussieht, war dein Date mit dem Jäger nicht das was du dir vorgestellt hast. Tja, meine Rede, der Mann will dich töten und nicht ficken."
Arthur nahm theatralisch Luft. Es langte ihm jetzt, das wusste er selbst.
„Würdest du jetzt damit aufhören, bitte? Ich hatte eine scheiß Nacht. Das Blut von diesem Kerl schmeckte nach Fäulnis und Verdorbenheit. Ein Glück, das ich schon tot bin, sonst würde ich daran sterben. Also komm mir nicht mit blöden Sprüchen heute."
Lance setzte sich wieder und machte eine gönnerhafte Geste mit seiner Hand.
„Setz dich. Sprich dich ruhig aus, mein Freund. Was hat den bösen Vampir denn so verärgert?"
Arthur schaute ihn zornig an.
„Manchmal bist du ein richtiger Vollidiot und ich weiß nicht, wieso ich mit dir die Jahrhunderte verbringe."
„War deine Entscheidung", sagte Lance und grinste.
Er kannte seinen Freund und auch wenn er wütend war, blieb Lance bei Streitereien eher ruhig. Doch er hatte eine Art an sich, Arthur manchmal noch zorniger zu machen. Sie waren Freunde, aber sie stritten sich auch. Jetzt und auch als sie noch lebten. Gwaine hörte oft belustigt ihren Kommentaren zu, hielt sich aber meistens raus. Doch jetzt war er tot und sie nur noch zu zweit.
Arthur fuhr sich durch die Haare und seufzte. Schließlich setzte er sich ihm gegenüber. Was blieb ihm übrig? Er hatte ja sonst keinen, dem er sein Leid klagen konnte.
„Also gut. Wir haben geredet und ich habe ihm geholfen, als vier üble Kerle ihn alle machen wollten."
Lance schüttelte bedauerlich den Kopf.
„Sieh mal an, Menschen. Wäre doch toll gewesen, wenn sie uns die Arbeit abgenommen hätten."
„Lance...was habe ich eben gesagt? Lass es!"
Lance verzog das Gesicht.
„Okay, entschuldige, nur weiter."
„Er war nicht in Kampflaune, er wollte wissen, wer seine Eltern getötet hat."
„Hast du es ihm gesagt?"
„Ja, er bestand darauf."
Lance nickte jetzt und grinste.
„Okay, so verbittert wie er ist, wird er nach Russland reisen und Alexej wird uns unbewusst einen großen Dienst erweisen. Es ist unmöglich, das er von dort lebend zurückkommt. Das Schicksal meint es gut mit uns."
Arthur stand auf und ging ein paar Schritte. Er überhörte diesmal seine Anspielungen, sonst würde er ihn würgen. Er sprach weiter, sich bildlich vorstellend wie er Lance am Hals hatte. Arthur liebte ihn, aber manchmal könnte er ihn umbringen. Also redete er weiter um sich abzulenken, bevor er es in die Tat umsetzen würde. Er war wirklich scheiße drauf.
„Und genau das macht mir Kopfschmerzen. Er wird das tun, er ist verrückt genug nach Moskau zu reisen und sich dort dem Vampirclan stellen."
„Dann lass ihn doch, Arthur. Vergiss ihn einfach. In ein paar Jahren werden wir weiterziehen und du wirst ihn vergessen. In zweihundert Jahren weißt du nicht mal mehr seinen Namen."
Das konnte Arthur nicht, er wollte Merlin. Und gewöhnlich bekam er was er wollte. Merlin hatte ihn so sehr beeindruckt, das er es nicht lassen konnte. Und er wollte ihn, alles von ihm. Und er würde in Moskau sterben, das war klar. Er drehte sich um zu Lance.
„Wenn er nach Moskau geht, werde ich ihn begleiten."
Lance, der gerade an seinem Vodka nippte, verschluckte sich und schaute ihn groß an.
„Du willst...was? Spinnst du denn? Abgesehen davon, das er nicht erfreut wäre über deine Begleitung will der Mann dich töten. Du könntest ihm nicht vertrauen, wenn du ruhen musst. Er würde dir ein Pfahl in dein Herz rammen. Und er wird dir nicht trauen und du solltest das auch nicht, das wäre ein Horrortrip. Vergiss es! Ich glaube wirklich, das du verrückt bist."
Arthur reichte es jetzt endgültig, er stand plötzlich vor ihm und griff ihn grob an seinem Hemd, zog ihn mit einem Ruck hoch und sagte zornig.
„Jetzt hör mir mal zu. Seit wir hier in Sevilla sind, bist du nur am jammern. Arthur tu dies nicht, Arthur tu das nicht. Arthur, du musst den Jäger töten. Arthur lass das Mädchen zufrieden. Was machst du denn, außer mir das Leben zu vermiesen?"
„Du lebst nicht", sagte Lance immer noch ruhig, er kannte seine Ausbrüche „Du bist eine untote Kreatur und ernährst dich vom Blut der Lebenden. Irgendwie hast du den Bezug zur Realität verloren, Arthur. Du bist ein Vampir und kein Mensch, du lebst nicht, du existierst.", sagte er bestimmt „Geht das jetzt in deinen verdammten Kopf rein?"
Arthur schaute ihn einen Moment an, dann ließ er ihn los. Er drehte sich um und fuhr sich durch sein Gesicht. Einen Moment sagte niemand etwas, dann sagte er leise.
„Du hast ja recht; mit jedem Wort, Lance. Tut mir leid."
Dieser winkte ab.
„Ach was. Ein wenig streiten ist mal etwas anderes. Wir haben schon eine Weile nicht mehr gestritten", er überlegte einen Moment „Zweihundert Jahre? Kann das sein?"
Arthur gab keine Antwort.
„Arthur?"
„Er wird in Moskau sterben. Du kennst Alexej und seine Meute", sagte er jetzt ohne auf seine Frage einzugehen „Er wird es nicht schaffen."
„Arthur...dann wird es so sein."
Jetzt drehte er sich um zu Lance, sein Blick fast verzweifelt.
„Du hast mit jedem Wort recht gehabt und auch was Merlin betrifft. Ich...Ich habe schon sehr lange keinen Mann mehr wie ihn getroffen und...ja, ich bin verrückt nach ihm. Warum kann es nicht einfach sein?"
„Er hasst dich und jagt dich. Was verspricht du dir denn davon, wenn du ihn begleitest?"
„Er kommt nicht annähernd an Alexej heran, nicht ohne mich. Und ich denke, auf der langen Reise nach Moskau könnte er mich kennenlernen und vielleicht feststellen, das wir nicht alle gleich sind."
Lance seufzte wieder. Was Merlin betraf, kam er Arthur nicht bei. Es war, als hätte er ihn verhext, trotzdem gab er nicht auf. Wieder sagte er eindringlich.
„Du tötest Menschen, Arthur. Saugst ihnen das Blut aus, bis sie sterben. Allein das schon steht allem im Weg, insbesondere da seine Eltern so umgekommen sind. Und Merlin ist ein Mensch, nicht unsterblich. Selbst wenn er dich lieben würde, du verlierst ihn irgendwann an die Zeit. Und das wird schlimmer sein, glaube mir. Aber er wird dich nie so ansehen, wie du dir das wünschst."
„Das kannst du nicht wissen. Wir haben schon so viel gesehen, was eigentlich unmöglich war. Oder nicht?"
„Ja...schon, aber das hier halte ich für unmöglich. Du denkst, das ich alles schlecht finde, was du tust? Nein, eigentlich möchte ich dich nur beschützen, vor dir selbst. Du sehnst dich nach Liebe, aber am Ende wirst du nur verletzt sein. Sieh dich doch an. Es fängt schon damit an, das es dich schmerzt, das er nur das Monster in dir sieht. Glaube mir, ich weiß von was ich rede. Bianca schwor mir ewige Liebe und am Ende blieb ich auf der Strecke. Emotionen...ja, die haben wir auch, doch sind sie für uns schwer in die Tat umzusetzen. Du willst Merlin so sehr, das du das Offensichtliche nicht siehst, das er ein Jäger ist und uns alle hasst."
Arthur sagte nichts und Lance nickte leicht. Er wusste, das Arthur sich nicht abbringen ließ, was immer er auch vorhatte.
„Also gut, wenn dir daran so viel liegt, dann begleite ihn, vorausgesetzt das er dich lässt. Ich halte hier die Stellung. Tue was du tun musst, aber jammere mir später nicht den Kopf voll, das er dich weiterhin hasst. Und Alexej wird nicht begeistert sein, dich zu sehen. Schließlich hast du ein paar seiner Leute gekillt. Du darfst ihm nicht vertrauen."
Arthur nickte.
„Tue ich auch nicht, aber er und ich haben eine gemeinsame Vergangenheit, wie du weißt. Als du gegangen warst, habe ich ein Jahrhundert mit ihm verbracht."
Nun, nach Gwaines Tod hatten sie sich so furchtbar gestritten, das Lance ihn verlassen hatte und eigene Wege ging. Bianca hatte ihn kurz vor Gwaines Tod in Prag verlassen und er war sehr aggressiv in dieser Zeit gewesen. Ein Jahrhundert hatten sie sich nicht gesehen, doch dann trafen sie sich zufällig in Rom wieder. Sie sprachen sich aus und Arthur wollte, das er mit ihm zusammen blieb. Das war vor fast zweihundert Jahren.
„Ja", seufzte Lance „Ein Jahrhundert absolutes Chaos, sowie du mir erzählt hast."
„Nun ja, ich bin nicht stolz darauf", antwortete Arthur „Aber nicht zu ändern. Und auch deshalb bin ich gegangen. Dann traf ich dich in Rom wieder und wir sind seitdem zusammen. Mag sein, das wir nicht immer der gleichen Meinung sind und auch mal streiten...", er schaute Lance an „Aber ich bin sehr glücklich, das du bei mir bist, trotz allem. Denn du hast mich wieder auf den richtigen Weg gebracht."
Lance stand auf. Er war etwas gerührt, doch was Arthur sagte, war die Wahrheit. Er ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen, legte eine Hand auf Arthurs Schulter.
„Also dann! Reise mit ihm, ich halte hier die Stellung und weise die jungen Vampire ein. Doch sei vorsichtig, was Alexej angeht und auch Merlin, versprich es. Er könnte dich immer noch töten und der verfluchte russische Vampir auch, trotz schlimmer Vergangenheit. Gib Acht, Arthur."
Arthur nickte und Lance nahm die Flasche und goss ihm noch Bourbon ein.
„Ich will, das du auf Maria achtest, sollte Merlin wirklich gehen. Sieh zu, das unsere Leute von ihr wegbleiben und habe ein Auge auf sie", sagte jetzt Arthur.
„Das auch noch?", er seufzte „Okay, ich achte auf sie. Wird ja immer toller. Sind wir jetzt die Aufpasser von Menschen? Fast schon Kuschelvampire?"
Arthur lächelte, doch er wurde ernst, als er an Merlin dachte. Er würde nicht begeistert sein, das Arthur ihn begleitete. Und Lance hatte recht, sie würden sich gegenseitig nicht trauen.
„Du weißt, das eine Seite von uns doch ein Monster ist, Lance. Trotz das du es verneint hast", er lächelte seinen Freund an „Und wieder hast du mich auf den Boden der Tatsachen geholt."
Lance sagte nichts dazu und schlug ihm auf die Schulter, doch bevor er ging, drehte er sich wieder um.
„Wetten, das er dich ablehnt und nicht will, das du ihn begleitest."
„Wir werden sehen", antwortete Arthur.
Lance nickte und verließ den Raum.
Und doch war Arthur neugierig auf diese Reise, denn sie würden lange reisen und bei Nacht natürlich, wenn Merlin zuließ, das er ihn begleitete. Genug Zeit, um sich gegenseitig kennenzulernen.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...