Dunkles Schicksal Kapitel 96

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Dunkles Schicksal


Kapitel 96




Als Merlin durch das Portal ging, schloss es sich hinter ihm sofort. Merlin blieb stehen und schaute sich um, nur um festzustellen, das dieser Ort etwas dunkel und düster war. Eigentlich sah er nicht viel, alles sah nicht sehr freundlich und hell aus, die Wände in einem dunklen Rot; der Boden schwarz und überall schwarzer Rauch. Bei näheren Betrachtung war es kein Rauch, sondern Nebelschwaden. Gewöhnlich weiß, waren sie hier dunkel und gaben dem Ganzen einen unheimlichen Touch.

Von irgend woher hörte Merlin Schreie. Keine Jubelschreie, sondern Schreie, die er schon mal gehört hatte. Damals, als Arthur in dieser Kammer mit Alexej war und vor Pein so geschrien hatte. Das hier war nicht anders und langsam erkannte er, das er zwar im Totenreich war, aber nicht dort, wo er eigentlich sein wollte.

„Oh nein. Lass mich nicht dort angekommen sein, was ich vermute", sagte er leise vor sich hin.

Mit ziemlicher Sicherheit doch.. Es konnte nur so sein, denn so stellte er sich die eigentliche Geisterwelt nicht vor. Er war auf der dunklen Seite herausgekommen. In der Hölle, so wie Menschen den Ort gewöhnlich nannten, dort wo die bösen Jungs verbannt worden waren, die den Eintritt in die schöne Art der Geisterwelt verspielt hatten, weil sie abgrundtief böse waren.

Und doch war das hier eigentlich die persöhnliche Geisterwelt für alle Kreaturen, die nicht menschlich waren. Auch sie mussten irgendwo hin, wenn sie starben, denn sie hatten eine Seele. Wenn auch bei ihnen in der Mythenwelt manche Seelen schwarz wie die Nacht waren. Serena sagte einmal, das es ein Unterschied war, wenn ein Mensch starb oder ein Wesen der Mytenwelt. Doch die menschliche Hölle war bestimmt nicht viel anders.

„Na klasse", sagte er leise zu sich selbst „War ja klar. Warum sollte es einmal leicht sein?"

Er überprüfte seine Magie. Er fühlte sie stark und mächtig in sich pulsieren, doch etwas war anders, das fühlte er deutlich. Doch er hatte jetzt keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, zumal er hier nicht auf der Sonnenseite der Geisterwelt war. Hier reagierte das Böse, Grausamkeiten und Qual.

„Na wenigstens bin ich nicht wehrlos", meinte er leise, als er durch die Gänge ging. Langsam und vorsichtig, denn hier war die böse Seite aktiv.

Er begann intensiv an seinen Vater zu denken, während er sich langsam vorwagte. Er hatte keine Ahnung, wie er überhaupt auf die helle Seite der Geisterwelt kam. Diese Gänge schienen unendlich und sahen alle gleich aus. Schreie waren zu hören. Schreie von Panik und Qual und eine Gänsehaut zog sich über seinen Rücken. Er blieb stehen, als Schatten in nicht weiter Entfernung herum huschten. Geflüster drang zu ihm und hämisches Lachen, böse und unheilvoll.

„Hallo? Ist da jemand?", rief er in die Düsternis „Wenn da jemand ist, zeig dich."

Doch nur böses Lachen war zu hören. Er ging langsam weiter. Merlin könnte nicht sagen, das er sich wohl fühlte. Und war er froh, das er vielleicht nicht dort landen würde, sollte er einmal das Zeitliche segnen. Na, zumindest hoffte er, das er hier kein Zimmer bekam.

Eine Bewegung ließ ihn innehalten und er schaute in einen der vielen Seitengänge, die genauso dunkel waren wie alles hier. Dort, in einer Ecke schien jemand mit einem Halsring an die Wand gefesselt zu sein. Doch was seine Aufmerksamkeit erregte, war der stämmige, bullige Mann, der sich rhythmisch bewegte, während er keuchte. Du lieber Gott, er vögelte den jungen Mann, der an die Wand gekettet war, der leise wimmerte. Der ekelhafte Typ drehte den Kopf in Merlins Richtung und der Hexer huschte schnell weiter. Wieder erklangen schaurige Schreie. Merlins Herz hämmerte in seiner Brust. Er würde lügen, wenn er sagte, das er keine Angst hatte. Doch es half nichts; er musste weiter. Die Zeit lief.

Du lieber Himmel; das war ein schlimmer Ort. Er huschte weiter, schaute sich wachsam um und sah in einem der Gänge einen Mann, der halb Mensch und halb Wolf war, der anscheinend jemand auspeitschte. Seine Schreie und Stöhnen, denn diese arme Kreatur war männlich, hallte von den Wänden. Merlin sah, das der Gequälte eine Eisenmaske im Gesicht hatte, unter der Blut geflossen kam. Er war nackt und blutüberströmt und diese Peitsche machte ein wirklich ekelhaftes Geräusch, wenn sie auf Haut traf. Oh nein. Warum musste das immer ihm passieren? Er ging schnell weiter und er wollte nicht mehr diese Grausamkeiten sehen. Hier war das Böse; das absolute Böse. Selbst diejenigen, die Opfer waren, schienen sich auch einen Aufenthalt hier verdient zu haben. Anscheinend gab es aber Kreaturen, die noch grausamer und dominanter waren und selbst diese hier quälten. Der Ausdruck Hölle gab Merlin langsam einen realistischen Sinn.

Er musste nur aufpassen, das er nicht derjenige war, der an die Wand gefesselt wurde und Qual und Erniedrigung erfahren musste. Verdammt, er musste einen Ausgang oder Eingang in die normale Geisterwelt finden, bevor noch etwas passierte. Und er hier für immer gefangen war; der Ablauf Qual und Erniedrigung...Für immer. Merlin schüttelte in Gedanken den Kopf, als der Gang in einen Raum mündete.

Er schaute sich um. Von hier aus führten mehrere dunkle Gänge ins...Nichts. Überall kroch der schwarze Nebel über den Boden, so als hätte er ein Eigenleben. Schreie und schmerzhaftes Stöhnen klang von überall und doch von nirgendwo her. Auch hämisches Lachen und Flüche, bösartig sowie lustvolles Keuchen und Stöhnen; es war einfach widerlich.

„Ich muss hier weg", sagte Merlin leise „Bevor sie auf mich aufmerksam werden."

Zu spät!

Plötzlich waren sie da, sie standen so schnell um ihn herum, das er es gar nicht registrierte. Drei von ihnen waren Vampire; die Augen rötlich und die Fänge ausgefahren, grinsten sie ihn höhnisch und böse an. Die anderen beiden waren Wölfe, ihre Gestalt zum Teil transformiert. Sie sahen schaurig aus mit ihren Gesichter, die halb Wolf und Mensch waren, doch die Zähne die eines Tieres und sie hatten sie gefletscht.

„Na, wenn haben wir denn da?", sagte einer der Vampire grinsend „Frische Ware für die Folterkammer."

„Folterkammer?", fragte Merlin. Ein flaues Gefühl in seinem Magen.

„Jaaaa", antwortete der Vampir gedehnt, als er um Merlin herum schlich „Weißt du, wir Vampire sind hier die führende Macht, selbst die paar Wölfe haben sich untergeordnet und gehorchen uns. Doch alle anderen sind hier am Arsch. Da wir keinen Durst mehr haben, vergnügen wir uns eben auf andere Arten, wie du hören kannst."

Ein quälender Schrei erklang und Merlin zuckte zusammen. Der Vampir lachte.

„Tja, er weiß was er tut."

„Er?"

Sie kicherten und rückten Merlin auf die Pelle. Dieser wich bis zu der Wand zurück, die sich warm und irgendwie klitschig anfühlte. Igitt! Doch er hatte keine Zeit näher darauf einzugehen, denn er musste die Gestalten im Auge behalten. Noch griffen sie ihn nicht an, so als warteten sie auf irgendetwas oder irgendjemand. Er hob die Hände.

„Ich warne euch; ich bin nicht wehrlos."

„Falls du auf deine Magie anspielst...", Merlin sah ihn groß an „Ja, wir wissen, das du nicht tot bist, denn dein Herz schlägt und das ziemlich schnell. Hast du Angst?"

„Nein."

Oh doch; er hatte eine scheiß Angst, doch würde das nie zugeben. Sie lachten wieder so böse und hämisch.

„Solltest du aber haben, Hexer. Ja, wir spüren was du bist. Ich weiß zwar nicht, wie du hierher kamst, aber wahrscheinlich hast du dich nicht ausreichend informiert. Was uns zugute kommt."

Wieder kicherten alle höhnisch.

„Was?"

„Er weiß es nicht", sprach der Vampir amüsiert weiter, das an seine Kumpanen gerichtet war „Pech für dich", wandte er sich wieder an Merlin „Gut für uns. Deine Magie funktioniert hier nicht, denn du gehörst nicht hierher. Da du ja noch lebst, bist du hier ein Eindringling ohne wirkliche Macht. Das wird ihm gefallen; du bist ein richtiger Leckerbissen für ihn. Und selten. Normalerweise sind hier alle mausetot. Geister, die zwar einen Körper haben, aber trotzdem Geister", er grinste boshaft „Man kann sie verletzen und so manches mehr und das Gute daran ist, das sie danach wieder so aussehen wie zuvor und man von vorne anfangen kann. Aber das wirst du noch herausfinden, wenn er mit dir fertig ist."

„Von wem sprichst du?", fuhr ihn Merlin an.

Doch bevor der Vampir antworten konnte, hörten sie Schritte. Merlin schaute in die Finsternis, doch er sah nichts; hörte nur die Schritte, die schaurig von den Wänden hallten. Der Vampir grinste.

„Er kommt. Um sich sein neues Opfer anzusehen. Wenn du stirbst, dann wird sich deine Pein immer wieder wiederholen, denn du kannst nur einmal sterben. Ein willkommenes neues Opfer für ihn, aber er wird das erste Mal sehr genießen und dir dabei zusehen, wie du stirbst. Es wird lange dauern, aber...", er lachte wieder „Du wirst es vielleicht genießen, denn du bist sehr ansehnlich."

Merlin schluckte und wieder dachte er intensiv an seinen Vater. Wenn nichts passierte, dann war er hier geliefert; endgültig. Kein Zurück...Nie mehr. Wieder sah er in die wallende Düsternis, um zu sehen wer da kam. Und dann schälte sich eine Gestalt aus dem Dunkeln und Merlin gefror das Blut in den Adern, als er sah, wer da auf ihn zukam. Er sah aus wie ein Engel. Schönes, langes, blondes, lockiges Haar, gute Figur und ein böses Lächeln im Gesicht. Er trug eine schwarze Hose, doch den Oberkörper frei, über den das lockige Haar fiel. Seine weiße Haut und die roten Augen definierten ihn als das was er war. Vampir. Doch nicht irgendein Vampir. Diesen Vampir kannte Merlin nur zu gut und hatte gehofft, ihn nie mehr zu sehen. Derjenige, der jetzt auf die Gruppe zukam war kein anderer als...Alexej.

„Wir haben ihn hier gefunden, Meister", sagte der Vampir und Merlin wusste plötzlich, woher er ihm so bekannt vorkam. Er war einer der Vampire in Moskau gewesen, der ihn damals Alexej vorgestellt hatte.

Scheiße!

Von allen Bösewichter der Mystenwelt, die hier in der düsteren Geisterwelt existierten, musste er ausgerechnet auf den Schlimmsten treffen. Er hatte mit so etwas wirklich kein Glück. Erst landete er in der falschen Geisterwelt und nun traf er auf den Vampir, den er von allen abgrundtief verabscheute und hasste; für das was er Arthur angetan hatte und ihm, denn Arthur war auf eine gewisse Weise verstört, was seine Erlebnisse früher anging.

Denn hundert Jahre Grausamkeit und Bösartigkeit hatten in Arthur mehr angerichtet, als Merlin je vermutet hatte. Und langsam gewannen diese Grausamkeiten und die Machenschaften von Alexej in Arthur mehr Macht. Er hatte zum ersten Mal Merlin so verletzt, das Blut floss. Was kam als Nächstes? Sex ohne gegenseitiges Einverständnis oder vielleicht der Anfang einer Folterkammer? Wenn er sich nicht in den Griff bekam, sah Merlin keine Zukunft mit Arthur. Und das machte ihn wütend, anstatt Angst zu haben. Wut auf diese Kreatur, die abgrundtief böse war, grausam und es genoss, andere zu foltern, bis sie nur noch aus einer blutigen Masse bestanden, an denen er sich auch noch anders befriedigte. Und schuld daran, das er einfach kein Glück mit Arthur fand.

„Ich kenne dich", sagte Alexej, als er Merlin gegenüber stand, nachdem seine Vasallen untertänigst Platz machten „Du bist das Arschloch, das mit Arthur kam und schuld daran ist, das ich tot bin und hier an den verfluchten Ort verbannt wurde. So etwas vergesse ich nicht. Niemals."

„Daran bist du allein schuld. Du bist ein perverser Sadist."

„Ach ja?", er kam einen Schritt näher „Ich will Informationen. Sag mir, ist Arthur am Leben? Ich denke nicht, denn so wie ich ihn bearbeitet hatte, lag er in den letzten Zügen. Oder die Explosion hat das erledigt, wie mir meine treuen Kameraden erzählt hatten. Alle hat es völlig zerrissen, aber hier sind sie wieder in einem Stück. Und doch kann ich ihn hier nicht finden. Und ich habe wirklich ausgiebig gesucht. Ich vermisse mein Lieblingsspielzeug; noch immer macht er mich am meisten an, wenn ich nur an die Zeit denke, in der er mir in meiner Kammer Gesellschaft leistete."

„Fahr zur Hölle, Arschloch", schrie Merlin zornig. Alexej lachte.

„Da bin ich schon. Falls du es noch nicht registriert hast", er kam noch näher, bis sein Gesicht nah an Merlins Gesicht war und zischte „Wo ist er?"

„Nicht hier, so wie du sagst."

Alexej grinste böse.

„Aber auch nicht auf der anderen Seite. Dafür hatte er zu viel Grausames getan; sehr zu meinem Vergnügen. Weißt du; Arthur verschaffte mir nicht nur sehr tiefe Befriedigung in meiner Kammer. Nein; ich zwang ihn auch sehr viele Grausamkeiten zu tun, böse und abartig und es war ein Vergnügen ihm dabei zuzusehen. Wie er immer mehr seiner bösen Seite frönte. Als Belohnung durfte er danach mich begeistern. Oh ja; er liebte es für mich zu schreien und zu bluten, bis er nicht mehr wusste, wer er war. Du wirst sehen, wenn ich mit dir fertig bin und wieder von vorne anfange. Dein Dasein wird aus Schmerz und Qual bestehen, denn ich werde nie vergessen, das du mir das angetan hast und dieser verfluchte Vampir, der denkt, er habe ein Heiligenschein...Sethos. Solange, bis mein blondes Schätzchen kommt. Freust du dich schon?"

Das reichte.

Merlin stürzte sich auf Alexej. Der Hexer war außer sich vor Zorn und Wut.; das Schlimmste daran war, das er nicht auf seine Magie zurückgreifen konnte. Das war dieses eigenartige Gefühl, das er hatte. Er hatte Magie, konnte sie aber nicht anwenden, also griff er in seiner Wut Alexej an, was für ihn nicht gut war. Das Bild von Arthur kam vor seine Augen, als er blutüberströmt und schwer verletzt in Noels Arme fiel; damals, als er mit dem Vampir auf Arthur wartete. Er hatte sich schon tausend Mal gewünscht, noch einmal Alexej gegenüber zu stehen. Jetzt, da er nicht nur ein schwacher Mensch war, sondern mächtig und stark. Aber leider nicht hier. Alexej wehrte ihn locker ab. Serenas Worte kamen ihm in den Sinn.

Die Geisterwelt hat andere Gesetze. Nichts ist dort so, wie du es kennst.

Ein Gesetz davon war, das lebende Wesen keine Macht hatten, erst wenn sie tot waren. Merlin rappelte sich vom Boden auf, auf den der blonde Vampir ihn geschleudert hatte. Hier war er nur das, was er damals in Moskau auch war. Ein schwacher Mensch. Und er würde erst Macht haben, wenn er starb. Und so wie das aussah, würde er hier sterben und das auf keine angenehme Art. Nun gut, wenigstens dann könnte er Alexej zeigen, wer hier die Macht hatte, aber noch war er nicht tot.

„Ich warne dich. Du solltest mich besser nicht töten, Arschloch", zischte er dem Vampir zu „Denn dann werde ich den Spieß umdrehen."

„Du spielst auf deine Magie an", grinste Alexej „Du warst schon immer schwach. Warum sollte das hier anders sein. Ich denke nicht, das du ein mächtiger Hexer bist und deine kleine Hexensprüche können mir nichts anhaben. Sonst hättest du damals schon Gebrauch davon gemacht, als du mit meinem Liebling aufgetaucht bist. Sag mir, hast du ihn gefickt; damals. Ward ihr ein Team, um mich zu stürzen?"

Merlin grinste.

„Hat doch gut funktioniert. Du wurdest ausgelöscht, Arschloch und schmorst wahrlich in der Hölle."

„Ich will wissen, wo mein schönes, blondes Spielzeug ist", sagte er bedrohlich über Merlin und zog ihn grob zu sich. Merlin sah Blut auf der weißen Haut, was nicht von ihm stammte. „Rede endlich", schrie er Merlin an „Oder du stirbst jetzt und hier."

„Er lebt", antwortete Merlin, denn er brauchte Zeit und wollte hier nicht sterben. Noch nicht.

Alexej grinste.

„Und? Hat er meine Nachfolge angetreten? Der Gedanke, das er jetzt an meiner Stelle in seiner Folterkammer steht, macht mich wirklich an."

„Verfluchter Wichser", zischte er Alexej ins Gesicht.

„Das bin ich nicht. Ich habe ja meine Spielzeuge dafür. Und du...", er schaute an Merlin missbilligend herab „Wirst Arthur nie ersetzen. Aber man soll nicht undankbar sein. Nimmt ihn mit und bereitet ihn vor und nimmt das blutende Elend von den Ketten, denn er wird ihn ersetzen", wandte er sich an seine Vasallen.

Zwei Vampire kamen auf ihn zu, doch bevor sie ihn packen konnten, fiel ein heller Lichtschein in diese Düsternis und alle schützten ihre Augen und wichen zurück. In diesem Lichtschein kam eine Gestalt heran; groß und zielsicher ging er auf die Gruppe zu, ohne zu zögern. Forsch und selbstsicher kam er näher; seine Schritte hallten von den Wänden und verkündeten Unheil. Aber nicht für Merlin, denn er sah die Gestalt nur groß an, denn er konnte nicht glauben, wer da auf sie zukam. Jemand, den er so schmerzlich vermisst hatte, doch nie vergaß, wie er ausgesehen hatte.

Groß, breitschultrig mit einem attraktivem Gesicht, das Ähnlichkeit mit Merlin aufwies. Das schwarze Haar an den Schläfen angegraut, die hellblauen Augen wachsam und ohne Furcht. Er trug einen Anzug aus einem anderen Jahrhundert, der Merlin sehr vertraut war. Und dieser Mann, den Serena so bewunderte und nie die Gelegenheit hatte, ihn jemals kennenzulernen, war...

Rodrigo del la Vega...Conte des achtzehnten Jahrhunderts und einer der mächtigsten Hexer, die es jemals gab und...Merlins Vater.

„Lasst ihn in Ruhe", sagte er und seine Stimme hallte in dieser Finsternis von den Wänden.

Alexej trat vor. So arrogant und selbstsicher wie er in seinem Leben war. Und genauso aggressiv und bösartig.

„Und wer sagt das?"

Der ältere Mann, der nicht wirklich älter war als Merlin und doch betagter aussah, lächelte, hob die Hand und die fünf Kreaturen, die Merlin aufgelauert hatten, flogen durch die Luft und prallten an die Wände, an denen sie winselnd herabrutschten.

„Ich sage das. Du...Du willst dich doch nicht wirklich mit mir anlegen...Vampir", sagte Rodrigo und das Wort Vampir klang sehr abfällig „Es würde deinem Ansehen auf dieser Ebene schaden und das wollen wir doch nicht. Oder?" Es war spöttisch gesagt, denn der Hexer lächelte dabei auch höhnisch.

„Du bist ein Hexer", sagte Alexej und musterte ihn „Von der anderen Seite, wo nur die schwachen Wichser ihr Dasein fristen. Ich glaube, du bluffst und hast nicht wirkliche Macht. Nicht hier, wo ich Macht habe. Ihr seid ja alle weiche, jammernde Kreaturen."

„Möchtest du es herausfinden? Ich habe genug Macht, um meine Ebene zu verlassen und in das...", er schaute sich missbilligend um „Um in das Reich zu kommen, in dem das Böse förmlich spürbar ist", er sah zu wieder zu Alexej „Und du wohl die Elite des Bösen bist. Für was entscheidest du dich, Blutsauger? Kampf und verlieren oder abziehen und gewinnen?"

„Du bist dir ja sehr sicher", sagte Alexej und musterte ihn.

„Bin ich. Nun?"

Die angeschlagenen Vampire kamen wieder auf Merlin zu, doch Alexej sagte, ohne den Blick von dem Hexer zu nehmen.

„Lasst ihn gehen. Er ist es nicht wert. Wahrscheinlich ist er auch so ein jammerndes Elend wie alle die da drüben."

„Aber Alexej..."

„Hört ihr nicht", zischte der Vampir aggressiv „Verdammt, lasst ihn gehen. Wir finden jemand anderes. Tut was ich sage oder ihr werdet mich um Gnade anflehen."

Verschreckt stobten sie auseinander und waren in der Düsternis und dem wallenden, dunklen Nebel verschwunden. Nur Alexej stand dem Hexer noch gegenüber; hinter ihm Merlin, der nur Augen für den Mann hatte, der aus dem Licht kam. Doch er sagte nichts. Zu heftig reagierte er auf den Anblick seines Vaters; seine Gefühle schlugen Salto in ihm und sein Herz hämmerte wie verrückt. Dort stand sein Vater und sah genauso aus, wie er ihn in Erinnerung hatte und war damit beschäftigt, Alexej in den Arsch zu treten. Und bei Gott; Merlin wusste das er es konnte.

„Was interessiert er dich?", fragte der Vampir „Er lebt und hat hier keine Macht."

„Das geht dich nichts an, Blutsauger", sagte der Hexer kalt „Verschwinde in das Loch, aus dem du gekrochen bist. Wir sind hier fertig."

Doch der sadistische Vampir würde nicht so einfach das Feld räumen. Das hatte er nie getan; er war mächtig und hatte noch mehr Macht gehabt, weil er Angst und Schrecken verbreitet hatte. Sein damaliger Clan war nicht loyal ihm gegenüber gewesen, eher gehorchten sie ihm aus Angst vor seinen Grausamkeiten. Das schien sich hier nicht geändert zu haben. Wieso auch?

Ohne Vorwarnung griff Alexej an, doch der Hexer schien vorbereitet zu sein. Er hob die Hand und helles Licht kam dem Vampir entgegen geschleudert, der aufheulte und zu Boden stürzte. Dort wo das Licht ihn traf, zersetzte sich die Haut und pure Knochen waren in dem einst engelgleichen Gesicht zu sehen.

„Ich hab es dir gesagt und jetzt hast du es herausgefunden. Verschwinde und lecke deine Wunden, Blutsauger. Du Abschaum der Mytenwelt", sagte Rodrigo ruhig und angewidert.

Alexej zog sich zurück. Er würde bald wieder der alte sein, denn da er tot war, konnte er nicht mehr sterben. Sie waren hier manifestierte Geister, die immer wieder zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehrten, egal wie sehr sie verletzt wurden. Deshalb begannen diese Qualen immer wieder von vorne, wenn diese Folterungen zu Ende waren und sie wieder ihre Form annahmen. Ein ewiger Kreislauf der Tortur; immerwährendes Leiden. Die Hölle wie sie leibt und lebte. Doch etwas war Merlin aufgefallen. Trotz das sie tot und in der Geisterwelt waren, schienen sie trotzdem Schmerzen zu haben. Nun ja, nach den Erzählungen der Menschen war die Hölle ja auch nicht schmerzfrei. Ewiges Leiden. Hier war es wohl nicht anders.

Der Hexer schaute jetzt Merlin an und dieser konnte nur ein ersticktes Wort sagen.

„Vater."

„Merlin. Verdammt nochmal. Was tust du hier. Nein...", sagte er und hob die Hand „Sag nichts. Wir müssen erst hier weg, bevor noch mehr der Kreaturen kommen. Ich habe nach keine Sehnsucht. Komm!"

Er machte eine Handbewegung und flüsterte etwas. Wie ein Portal öffnete sich ein Durchgang, aus dem helles Licht kam. Nicht so wie ein Portal, das sich erst aufbaute. Nein, dieser Durchgang war sofort da und anscheinend schienen alle Kreaturen dieses düsteren Ortes das helle Licht zu meiden. Sein Vater nickte ihm zu und betrat den Durchgang; Merlin folgte ihm ohne einen Moment darüber nachzudenken. Erstens war das sein Vater und zweitens wollte er hier von diesem furchtbaren Ort weg.



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Auf der anderen Seite erwartete ihn die nächste Überraschung, denn dort stand eine Frau, die Merlin so geliebt hatte. Sie lächelte, als sich ihre Blicke trafen und jetzt konnte Merlin sich nicht mehr zurückhalten und rannte auf sie zu, während er rief.

„Mutter."

Lachend und weinend zugleich warf er sich in die Arme seiner Mutter und sie drückte ihn, wie sie es früher immer tat. Mit ihrer sanften Art, die Merlin so an ihr geliebt hatte. Beide sagten nichts, überließen sich ihrer Emotionen, bis sie Merlin auf die Stirn küsste und er sie endlich losließ und ihr schönes Gesicht musterte. Gott, wie sehr hatte er sie vermisst und sie sah aus wie an dem letzten Abend, als er sie lebend sah.

„Merlin", sagte sie sanft und Tränen standen in ihren Augen „Ich hätte nie gedacht, dich jemals wiederzusehen, doch ich habe mir das so gewünscht. Zu sehen, wie du dich entwickelt hast; wie du von einem Jungen zum Mann geworden bist. Und du hast mich nicht enttäuscht; das hast du nie."

„Mutter", sagte er erstickt, denn er hatte nicht mit diesen Emotionen gerechnet, die ihn jetzt überschwemmten.

Am liebsten würde er jetzt wie ein kleiner Junge losheulen und hatte genug damit zu tun, es nicht zu tun. Doch die Stimme seines Vaters holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Obwohl sein Vater wohl auch glücklich war, ihn zu sehen...zeigte er das nicht. Sein Vater war autoritär und erhaben und hatte wie so viele, nicht die Art an sich, irgendwelche Gefühle zu zeigen. Was nicht hieß, das er Merlin oder seine Frau nicht liebte.

„Okay, dann sage mir mal, wie du hierher gekommen bist. Und was du hier zu suchen hast? Denn du bist nicht tot."

Merlin nahm Luft und seine Mutter sagte.

„Rodrigo, lass dem Jungen doch mal Zeit, sich etwas anzupassen."

„Warum? Er hat hier nichts zu suchen, denn er lebt. Wie bist du hierher gekommen und vor allem warum?"

Merlin drehte sich um, nachdem seine Mutter ihm beruhigend den Arm getätschelt hatte.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen, Vater", sagte Merlin.

„Ich nicht. Hier zu sein ist für dich sehr gefährlich, auch auf dieser Seite. Lebende Wesen haben in der Geisterwelt nichts zu suchen und es hat einen Grund, das sie normalerweise nicht hierher können. Das ist das Reich der Toten."

Sie standen sich gegenüber und jemand, der sie nicht kannte, würde denken, das es zwei Fremde waren, die sich unterhielten. Damals im achtzehnten Jahrhundert gingen Vater und Sohn sehr respektvoll und distanziert miteinander um und das schien sich nicht geändert zu haben.

„Ich bin nicht normal", antwortete Merlin „Und das habe ich dir und Mutter zu verdanken. Ich bin ein Hexer."

„Ist das ein Vorwurf?"

„Nein...Eine Tatsache", antwortete Merlin sachlich „Ich bin ein Hexer und Maria eine Hexe und unsterblich. Und es ist gut so wie es ist. Und um zu deiner Frage zurückzukommen; ich habe ein Portal erschaffen, um hierher zu gelangen. Leider kam ich auf der falschen Seite an."

„Das hast du deiner Ur Ur Ur Großmutter zu verdanken und ihren Schwestern", sagte seine Mutter lächelnd „Sie sind Nymphen."

„Ich weiß, das du auf der falschen Seite warst", sagte sein Vater, ohne auf den Kommentar von seiner Frau einzugehen „Ich habe deine Präsens gespürt. Es gab eine Erschütterung in der Magie und ich konnte dich hören. Also musste ich ein Tor in die dunkle Ebene erschaffen, um dich da rauszuholen. Und glaube mir; das war alles andere als einfach. Zumal wir den Kontakt zu der dunklen Ebene vermeiden. Es hat durchaus einen Sinn, das sie von uns getrennt sind, anders würde hier Chaos herrschen. Ich habe für dich ein Gesetz der Geisterwelt gebrochen, weil ich ein Portal in die dunkle Ebene geöffnet hatte. Das ist nicht erlaubt, doch ich hatte keine Wahl."

„Das verstehe ich, Vater. Trotzdem möchte ich mich bedanken."

Merlins Verhalten war das Gleiche wie damals auf der Hazienda. Obwohl er ein herzliches Verhältnis zu seiner Mutter hatte, war das zu seinem Vater eher konservativ und sachlich. So war das normale Verhalten in der Zeit, als Merlin geboren wurde und er als einziger Sohn zu einem würdigen Nachfolger des Conte Rodrigo del la Vega erzogen wurde. Mit Respekt für seinen Eltern, vor allem für seinem Vater.

„Also gut", sagte der ältere Hexer jetzt „Du bist hier und hast wahrscheinlich einen guten Grund dafür. Doch je eher du wieder weg bist, umso besser."

Merlin sah auf seine Uhr.

„Ich habe noch sechs Stunden. Also genug Zeit, dir zu erklären, was vorgefallen ist."

„Gut. Dann beginne damit."

Wieder mischte sich seine Mutter ein.

„Jetzt lass ihm doch mal etwas Zeit. Freust du dich denn nicht, ihn zu sehen?"

Jetzt wandte er sich an seine Frau.

„Cecilia; du verstehst den Ernst der Lage nicht. Er ist hier nicht willkommen und die Geisterwelt wird darauf reagieren."

„Ich verstehe das sehr gut; bin ja nicht von gestern", zischte sie zurück „Aber er hat ja noch etwas Zeit; also hör auf, ihn zu drängeln."

Merlin lächelte vor sich hin. Diese Diskussionen hatten sie auch häufig, als sie noch lebten. Seine Mutter war wohlerzogen, doch sie hatte auch ihren eigenen Kopf, was sein Vater öfter zu spüren bekam. Scheinbar hatte sich das nach ihrem Tod nicht verändert. Er sagte etwas amüsiert.

„Eigentlich bist du das."

„Was?"

„Von gestern. Die Zeit ist nicht stehen geblieben", sagte Merlin zu ihr „Wir schreiben das Jahr zweitausendfünfzehn."

„Wirklich? Davon musst du mir erzählen."

„Cecilia..."

Sie warf ihrem Mann einen warnenden Blick zu, doch sagte.

„Gut. Unterhalte dich mit deinem Vater, aber lass etwas Zeit für mich übrig."

„Natürlich, Mutter", lächelte Merlin sanft. Sie nickte und drehte sich um, war im nächsten Moment verschwunden.

Erst jetzt schaute sich Merlin um. Sie standen, er würde es nicht glauben, wenn er es nicht sehen würde, in der Bibliothek von der Hazienda in Sevilla. Überrascht schaute er zu seinem Vater, der jetzt sagte:

„Illusion. Hier kannst du dir deine Illusion erschaffen; vorausgesetzt du hast genügend Magie. Deine Mutter fühlt sich am Wohlsten hier, das ihr Zuhause war. Sie selbst hext sich das zurecht und ich finde es auch angenehm."

„Und die anderen?", fragte Merlin „Die keine große Macht haben?"

„Sie spuken einfach durch die Geisterwelt, die unendlich ist und verwirrend. So ähnlich wie auf der anderen Ebene. Gänge und Gänge und Gänge; nur wesentlich friedlicher und auch angenehmer. Wir sind tot; die normalen Bedürfnisse haben hier ihren Reiz verloren."

„Aber sie fühlen Schmerzen; sie fühlen überhaupt und sie sind real. Ich kann dich berühren."

Er nickte.

„Sicher. Hier ja. Wir können uns in der Geisterwelt manifestieren. Aber nicht in deiner Welt; die Welt der Lebenden. Dort sind wir nebelhafte Erscheinungen und der Aufenthalt dort ist für uns sehr anstrengend. Wir sind nicht existent in deiner Welt wir gehören hierher und sind an die Geisterwelt gebunden. Wir müssen in sie zurückkehren; immer."

„Ich weiß", sagte Merlin und es klang traurig.

Er schaute sich schweigend um; alles war hier genauso wie auf seiner Hazienda. Als wäre er zu Hause und seine Eltern waren hier. Doch das war eine Illusion, doch so perfekt, das es seinem Herz einen Stich gab. So hätte es sein können, wenn sie nicht gestorben wären. Doch sein Leben wäre nicht so verlaufen wie es jetzt war. Er wäre nie auf die Jagd nach Vampiren gegangen und er hätte nie Arthur kennen gelernt oder Dante oder Serena. Maria hätte Lance nie getroffen und könnte jetzt nicht glücklich mit ihm sein.

Vielleicht wäre er schon verheiratet; mit irgendeiner Contessa aus guten Hause oder er hätte nie einen Gefährten gehabt, weil sie sterblich sind. Vielleicht hätten sie andere Hexenclans gefunden und er wäre mit einer Hexe liiert. Alles war möglich; nur nicht einen Mann als Gefährten zu haben, denn sein Vater hätte das nie toleriert. Wieder war er froh, als er seinen Vater musterte, das er es nie herausgefunden hatte und Merlin würde es ihm auch nie sagen. Er hatte miterlebt, wie abfällig sein Vater über Vampire sprach. Abschaum der Mytenwelt. Und er hatte genau einer von diesem Abschaum als Gefährten und dazu noch männlich. Nein. Sein Vater würde das nie verstehen.

„Nun...", sagte sein Vater; die Hände hinter seinem Rücken verschränkt, wie er es oft getan hatte, wenn er sich mit Merlin unterhalten hatte „Was ist denn so dringend, das du dich in Gefahr begibst?"

Merlin drehte sich um.

„Maria und ich haben Probleme."

„Welcher Art?"

„Sie hat uns gefunden, Vater. Und sie hat Maria entführt. Sie wird sie töten, wenn ich mich ihr nicht stelle. Doch ich kann sie nicht besiegen, da du meine wirkliche Macht gebannt hast. Wir haben deinen Brief und alles andere in Sevilla gefunden."

„Was? Von wem sprichst du?" Völlig fassungslos trat er auf Merlin zu, weil er es schon ahnte. Dieser nickte.

„Deine bösartige Schwester will das auslöschen, was du hinterlassen hast. Uns. Und sie wird es tun, wenn ich nichts dagegen unternehme."

„Wie ist das möglich? Ich dachte, das sie tot ist und auf der Ebene der Qualen."

„Ist sie nicht. Sie ist putzmunter und so bösartig und verrückt wie man nur sein kann, wenn man seine Seele für Macht verkauft hat. Ich habe mit ihr gesprochen; sie wird das wirklich tun und Maria töten. Es sei denn, ich stelle mich ihr."

„Das kannst du nicht. Sie wird dich vernichten."

„Ich weiß und deshalb bin ich hier. Und auch für meine Freunde, die mit mir in den Kampf ziehen wollen und sterben werden."

„Das werden sie, glaube mir."

„Vater", es klang flehend „Du musst mir helfen. Ich brauche diese dunkle Macht, um zu siegen. Hebe den Bann auf."

Er schüttelte den Kopf.

„Nein", sagte er und es klang, als würde er keine Widerrede dulden „ Denn dann wirst du so enden wie sie. Unsere Ahnen werden dir beistehen, wenn du sie beschwörst und sie haben ihren Preis. Die Seele eines lebenden Wesens ist hier sehr viel wert."

„Ich weiß. Ich habe sie einmal beschworen."

„Wann? Wie?"

„Es war in einer aussichtslosen Situation und meine Emotionen schafften ein Schlupfloch, so das ich sie nutzen konnte. Anscheinend scheinen sehr starke Gefühle den Bann zu beeinflussen."

„Welche Situation? Und was für starke Gefühle?"

In der mein Gefährte im Sterben lag; mit einem Silberpfeil im Herz. Und ich ihn mit Hilfe der Ahnen retten konnte, sowie mit meiner Magie. Denn er ist ein Vampir und heißt Arthur.

Nein, das konnte er nicht sagen. Und auch nicht, das diese starken Gefühle Liebe und die Verzweiflung waren, den Mann zu verlieren, der ihm alles bedeutete.

„Es dauert solange, dir das jetzt zu erzählen. Du selbst hast gesagt, das mein Aufenthalt hier gefährlich ist und wir keine Zeit verschwenden sollten."

„Richtig. Und was erwartest du jetzt von mir?"

„Du kannst sie treffen? Ich meine, unsere Ahnen."

„Natürlich. Ich gehöre jetzt zu ihnen. Sie sind alle hier, außer diejenigen, deren Seele so schwarz ist, wie die des Blutsaugers auf der Ebene der Düsternis. Wer war der verfluchte Blutsauger, der dir etwas antun wollte? Es schien, als würde er dich kennen und wollte dich nicht gehen lassen. Warum?"

„Ich hab keine Ahnung, Vater. Ich kenne ihn nicht; er war plötzlich da und hatte mir gedroht."

Glatt gelogen. Sein Vater war tot; er musste nicht mehr alles wissen. Anscheinend gab er sich mit dieser Antwort zufrieden, denn er ließ es dabei. Merlin sprach weiter.

„Vielleicht kannst du sie überzeugen, ihr keine Macht mehr zu geben. Dann könnte ich sie besiegen. Viele von ihnen sind doch ihretwegen hier. Sie starben im Kampf um die Führung des Clans, damals als sie dir beistehen wollten."

„Ja und sie sind nicht gut auf sie zu sprechen. Weißt du, mein Sohn...", Merlin lächelte, er hatte vermisst, das sein Vater ihn so nannte „Sie spüren nur, das jemand von uns ihre Hilfe erfleht, doch wir wissen nicht, wer es ist. Das bleibt uns verborgen."

„Das heißt...Sie haben ihr immer geholfen, wenn sie die Ahnen beschworen hatte. Und sie wissen nicht, das sie es ist. Vater; du musst sie aufklären. Es gibt wahrscheinlich nur noch mich, Maria und sie, was den alten Clan betrifft. Gibt es keinen Weg, das sie das unterscheiden können?"

Sein Vater überlegte, schließlich nickte er.

„Es gibt einen speziellen Hexenspruch; er steht im Necronomicon. Sie hat ihn absichtlich nicht eingesetzt, um zu vermeiden das sie sie erkennen."

„Dann muss ich das tun", sagte Merlin „Und wenn sie sich von ihr abwenden..."

„Dazu müsste ich den Bann aufheben und ich werde das nicht tun."

„Vater. Sie wird Maria töten und auch mich. All meine Freunde. Das kann ich nicht zulassen."

„Rodrigo. Das kannst du nicht von ihm verlangen, das er zusieht, wie seine Freunde sterben. Und es geht auch um Maria, unserer Tochter", sagte seine Mutter, die neben Merlin aufgetaucht war „Willst du sie wirklich dieser Wahnsinnigen opfern. Dafür sind wir nicht gestorben. Wir gaben unser Leben für unsere Kinder auf und nun..."

„Er kann nicht damit umgehen", rief sein Vater aufgebracht „Ich hatte meine Gründe, diesen Bann darauf zu legen."

Merlin trat vor und sprach eindringlich.

„Vater. Vertrau mir doch. Ich bin nicht mehr der unerfahrene Junge, der ich damals war. Es sind inzwischen über zweihundert Jahre vergangen. Und ich habe viel über meine Magie gelernt."

„Das hat nichts zu sagen. Du bist immer noch ein Jungspund unter den unsterblichen Hexen und nicht so erfahren wie wir alten. Und anscheinend lässt du dich von deinen Gefühlen beeinflussen. Diese Magie ist viel zu gefährlich und muss logisch und mit Verstand eingesetzt werden."

„Ich bin alt genug, um abzuschätzen, was ich kann und nicht. Und auch vernünftig genug, diese Macht nicht für jeden Mist einzusetzen. Das du mir so wenig vertraust, verletzt mich, Vater."

„Ich will dich nur beschützen. Das hat nichts mit Vertrauen zu tun. Du weißt nicht, auf was du dich da einlässt. Du handelst ohne viel darüber nachzudenken, wie hier in die Geisterwelt zu kommen. Ich bin mir ziemlich sicher, das du dich nicht ausreichend darüber informiert hast, auf was du hier achten musst."

Merlin nahm Luft. Er wurde langsam zornig und war verletzt. Sein Vater traute ihm wirklich nichts zu. Dementsprechend antwortete er.

„Du kannst mich nicht mehr beschützen; du bist tot und das schon sehr lange", schrie Merlin aufgebracht „Ich muss jetzt allein klar kommen."

„Er hat recht, Rodrigo", mischte sich seine Mutter sanft ein „Du kannst ihn nicht mehr beschützen. Und ich denke, das unsere Sohn alt genug ist zu entscheiden, wie er sein Leben gestalten soll. Es wird Zeit, das du ihm das Vertrauen entgegen bringst, das unsere Kinder stets in uns hatten. Hebe den Bann von der alten Magie und auch von der Zeitmagie auf. Ich denke; es wird Zeit, das wir unserem Sohn vertrauen."

Sein Vater sagte nichts, doch er drehte sich um und musterte Merlin eine Zeit lang. Schließlich nickte er.

„Versprich mir, das du der Sucht nicht verfällst wie so viele unserer Art. Das du weise entscheidest und unsere Magie mit Ehre und Stolz einsetzt und nicht für niedrige Instinkte wie Macht und Panik verbreiten."

„Ich verspreche es. Ich werde den Namen unserer Familie nie beschmutzen. Das weißt du."

Er nickte.

„Gut, ich werde den Bann aufheben und du wirst diesen Spruch aus unserem Buch benutzen. In der Zwischenzeit werde ich mal unsere Leute aufklären, wem sie da geholfen haben und wessen schwarze Seele sie genommen haben. Ich komme bald zurück."

Und weg war er. Anscheinend konnten sie hier auftauchen und verschwinden wie sie wollten. Merlins Mutter führte ihn zum Sofa und sie setzten sich.

„Erzähl mir von Maria. Ist sie glücklich? Hat sie geheiratet? Einen Mann und hat sie Kinder?"

Au weia. Jetzt kam er etwas in Bedrängnis. Seine Mutter war zwar nicht sein Vater, aber Merlin wollte nicht, das sie sich aufregte, indem er sagte, das sie mit einem der verhassten Blutsauger liiert war und damit Kinder nie in Frage kamen, da Vampire zeugungsunfähig waren.

„Sie ist eine wunderschöne, junge Frau geworden und viel aufgeschlossener", sagte er „Und sie amüsiert sich sehr, indem sie einkaufen und tanzen geht. Aber anscheinend ist der Richtige noch nicht gekommen. Doch sie hat viele Verehrer."

Eine Notlüge. Und Merlin hasste sich dafür, sie anzulügen. Doch sie sollten in Frieden hier existieren, wenn man es so nennen konnte. Und sich nicht aufregen, das ihre Tochter einen Vampir als Mann hatte. Sein Vater würde selbst das nicht tolerieren; er hasste diese Spezies. Hatte noch nie ein gutes Wort für sie übrig.

„Das ist schön. Ich hoffe, das du diese Hexe besiegst und sie wieder sicher ist", sie seufzte „Ich hätte sie gerne einmal gesehen. Sie war noch ein junges Mädchen als wir...Du weißt schon."

„Ja. Sie hat es sehr schwer genommen. Doch jetzt ist sie glücklich. Ich werde immer auf sie aufpassen, Mutter."

„Ich weiß. Was ist mit dir, Merlin? Kein Mädchen, das dir den Kopf verdreht?"

„Ach, weißt du. Ich habe alle Hände voll damit zu tun, Maria in der Bahn zu halten", log er „Auch für mich ist der...die Richtige noch nicht gekommen. Doch wir haben ja alle Zeit der Welt."

„Das ist richtig", sagte sie und wurde etwas traurig „Weißt du, wir dachten beide, das wir euch ein wenig durch das Leben begleiten, doch dann mussten wir eine Entscheidung treffen. In dieser Nacht, als diese Vampire kamen, hätten wir sie besiegen können. Doch dein Vater und auch ich wollten keine Magie einsetzen, weil sie das gespürt hätte. Sie ist die Schwester deines Vaters und deshalb hätte sie uns aufgespürt, anhand der Magie. So hat sie auch Maria gefunden. Innerhalb der Familie ist die Magie stark und wir spüren, wenn sie benutzt wird. Deshalb entschlossen wir uns, uns zu opfern. Für dich und Maria. Ihr ward unser größtes Glück und wir wollten euch beschützen. Schon damals mussten wir uns entscheiden, als wir flohen. Dein Vater und auch ich hätten sie besiegen können, doch er wollte nicht gegen sein eigenes Blut in den Kampf ziehen und ich wollte nicht, das er gezwungen gewesen wäre, seine eigene Schwester zu töten. Denn darauf wäre es letztendlich hinausgelaufen, um dem Ganzen ein Ende zu setzen. Man sollte von niemanden so etwas verlangen und dein Vater hätte das nicht einfach weggesteckt. Darum flohen wir; nicht aus Feigheit. Viele von seinen Freunden starben damals, als sie uns die Flucht ermöglichen konnten. Rodrigo hatte lange damit zu kämpfen, doch er ist ein starker Mann."

Sie nahm Luft und schaute ihren Sohn an.

„Dein Vater mag es nicht zeigen, aber er liebt euch beide sehr. Ihr ward für ihn immer das Wichtigste. Alles was er tat, nachdem wir geflohen waren und ein neues Leben begannen, tat er aus Liebe und um euch zu beschützen. Du solltest ihn nicht verurteilen, das er so distanziert ist. Er ist immer noch sehr besorgt um dich; jetzt da du hier in Gefahr bist. Und ich auch, obwohl ich mich sehr freue."

„Oh, Mutter, das weiß ich doch. Ich liebe euch auch so sehr", sagte Merlin erstickt und war wieder den Tränen nahe „Das hättet ihr nicht tun sollen. Uns so zu verlassen."

Sie zog ihn an sich und strich ihm zärtlich über sein Haar, küsste ihn auf die Stirn, wie sie es früher immer tat.

„Und wir haben das nie bereut, Merlin. Wir sind hier zusammen und glücklich. Du kannst doch jetzt wirklich nicht sagen, das es hier nicht schön ist? Trotz allem."

„Du hast die andere Seite nicht gesehen."

„Nein. Und dein Vater wollte auch nicht, das ich mitkomme, als er zu dir kam. Ist es wirklich so schlimm dort?"

„Du hast keine Ahnung", sagte Merlin und dachte an den Sadisten Alexej „Glaub mir, dorthin möchte ich nie wieder und du auch nicht."

Es war wirklich schade, das Alexej schon tot war, denn Merlin hätte ihn gerne nochmal getötet. Anscheinend war er die Vampirausgabe, was einem Teufel gleich kam und folterte munter dort in der dunklen Ebene der Geisterwelt weiter. Nur das dort keine unschuldige junge Vampire waren, die er so quälte, wie damals Arthur. Jeder, der dort landete war schlecht und hatte es nicht anders verdient. Zumindest war sich Merlin sicher, das Sex anscheinend nicht tabu war, wenn man tot war. Gut zu wissen.

„Also, ich glaube fest daran, das ihr beide eines Tages die große Liebe findet. Es ist nur schade, das wir das nicht mehr miterleben", sagte seine Mutter und riss ihn aus seinen düsteren Gedanken.

Ein Glück, dachte Merlin. Sie wären enttäuscht, wüssten sie, das sie beide Gefährten von der Art hatten, die sein Vater und seine Mutter so verabscheuten. Obwohl Merlin nicht wusste, ob er noch einen Gefährten hatte. Arthur hatte sich so verändert; es war als wäre der Geist von Alexej in ihn gefahren. Merlin hatte noch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, wie es weiterging. Sein Herz war schwer, denn er hatte das Gefühl, das er Arthur verlor. Nur auf eine ganz andere Weise, als er jemals vermutet hatte. Arthur entfernte sich immer mehr von ihm; mit jedem Tag. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Der Gedanke, das Arthur so wurde wie sein Meister, verursachte Panik in ihm, denn er wusste, das Sethos handeln würde. Und sein Handeln würde endgültig sein; wie bei Alexej. Er war Arthurs Ahnherr und sein Freund, doch sein Status als Ahnherr würde überwiegen. Er war für alle seine Vampire verantwortlich und musste dementsprechend handeln, wenn Arthur zu Alexej zwei mutieren würde. Kurz gesagt; er würde ihn zerstören, so wie Alexej.

Der Gedanke, Arthur so zu verlieren, verursachte Angst und ein gewaltiges Chaos in ihm. Zumal er noch nicht bereit war, ihm das zu verzeihen, was im Garten geschehen war. Also ließ er es, darüber nachzudenken. Jetzt genoss er das Zusammensein mit seinen Eltern. Das letzte Mal, bevor er sie für immer verlieren würde. Der Gedanke daran machte ihn unendlich traurig.

„An was denkst du, Merlin?", fragte seine Mutter.

„Das ich bald gehen muss und ich euch nie mehr wiedersehe. Ich wünschte, ihr könntet mit mir gehen. Einfach durch das Portal gehen."

„Das geht nicht und du weißt das auch. Erzähle mir lieber mal von der jetzigen Zeit."

Und Merlin begann zu erzählen, was ihm gerade einfiel. Vom Fortschritt und Wandel der Zeit.

Sein Vater stand plötzlich in dem Zimmer, das eigentlich nicht existierte. Merlin sprang auf.

„Und?"

„Sie waren ziemlich zornig, als sie es erfuhren. Und...", er lächelte „Sie werden ihr nicht mehr helfen. Sie werden auf einen dunklen Hexenspruch nicht mehr reagieren, es sei denn; es ist der eine spezielle Spruch. Sie werden wissen, wem sie helfen und das haben sie akzeptiert."

„Das ist wunderbar, Vater. Danke."

„Du solltest jetzt gehen."

Merlin sah auf seine Uhr. Er hatte noch drei Stunden.

„Aber ich habe noch Zeit. Und ich würde...nun...Ich würde sie gerne kennenlernen. Meinen Großvater zum Beispiel. Hatte er nicht unseren Clan gegründet?"

„Ja. Und seine Idee, viele von verschiedenen Spezies aufzunehmen war genial. Wir waren sehr mächtig gewesen und niemand konnte uns etwas anhaben. Das ausgerechnet der Feind aus unseren Reihen kam; darauf war keiner gefasst gewesen. Und es bedeutete den Untergang des Clans. Du und Maria seit die Letzten aus dieser Linie und haltet unser Andenken in Ehren."

„Das werden wir tun. Wie gesagt...Ich habe noch Zeit."

„Nein. Die Geisterwelt ist schon in Aufruhr. Du bringst sie durch deine Anwesenheit durcheinander und sie wird darauf reagieren. Geh jetzt, bevor es zu spät ist."

Merlin schaute zu seiner Mutter, die nickte, auch wenn sie ihn traurig anblickte. Sein Vater bemerkte das und trat nun auf ihn zu.

„Merlin. Ich war immer stolz auf dich und auf Maria. Ihr beide ward genau so, wie wir uns das immer gewünscht hatten; die Erfüllung unserer Liebe. Doch jetzt ist es Zeit, endgültig Abschied zu nehmen. Nicht jeder bekommt eine zweite Chance sich zu verabschieden, aber du musst jetzt gehen."

„Vater..."

„Nein. Geh und schau nicht zurück."

Merlin nickte traurig. Seine Mutter stand neben ihm und nahm ihn in ihre Arme.

„Lebe glücklich und finde deine Liebe. Und erzähl Maria von uns."

„Werde ich tun, Mutter", sagte er erstickt mit Tränen in den Augen. Er wischte sie weg, als er sich zu seinem Vater umdrehte.

„Vater?"

Sein Vater kam auf ihn zu und umarmte ihn. Etwas, was er sehr selten getan hatte, seit Merlin über sechzehn war. Doch Merlin schloss seine Augen und genoss diese Umarmung und wieder kamen die Tränen hoch. Er blinzelte sie weg, als er sich von ihm löste und sich umdrehte, doch blieb wie angewurzelt stehen.

„Was ist?", fragte seine Mutter. Er wirbelte herum und sah seinen Vater an.

„Ich habe hier keine Macht und kann kein Portal erschaffen. Ich kann nicht zurück."

„Hattest du überhaupt einen Plan, als du hierher kamst?", fragte sein Vater vorwurfsvoll.

„Schon. Ich dachte nur nicht, das ich hier ohne Rückfahrkarte sitze."

„Du solltest mal das Kleingedruckte lesen, bevor du dich in solche Situationen stürzt", antwortete sein Vater kopfschüttelnd und tadelnd.

„Du bist jetzt der Zweite, der das zu mir sagt. Serena sagte das auch andauernd. Kleingedrucktes; klingt irgendwie spaßig."

„Spaßig ist das nicht. Es ist ein altes übliches Wort unter Hexer, wenn man den Hexenspruch sehr genau durchlesen soll und die dazugehörigen Aufzeichnungen von Hexen, die schon mal hier waren oder die bestimmte Hexensprüche schon mal angewendet haben. Dann würde dir so etwas nicht passieren. Solche persöhnliche Aufzeichnungen sind sehr informativ. Soviel zu...schon viel gelernt."

„Ich sagte nicht, das ich schon alles weiß, Vater. Wie gesagt, ich bin ja noch grün hinter den Ohren nach deiner Aussage."

„Gut, das du es einsiehst. Diese Hexe...Sie ist schon alt?"

„Äußerlich nicht, aber ich denke schon. Sie hält sich bedeckt, was ihr wahres Alter angeht. Niemand kennt es genau. Und sie bewundert dich sehr", lächelte Merlin „Sie sagt andauernd; du bist genial."

„Sagt sie?"

Merlin lächelte, denn anscheinend gefiel das seinem Vater.

„Ja. Sie hätte dich gerne mal kennengelernt."

„Kommt nicht auf die Idee, hier noch einmal aufzutauchen."

„Ein Trip in die Unterwelt hat mir gereicht", antwortete Merlin „An diesen Ort möchte ich nie mehr gehen."

„Wie ist ihr Name?"

„Serena und sie führt einen kleinen Hexenclan in New Orleans. Sie selbst ist sehr mächtig und erfahren. Sie würde dir gefallen."

Sein Vater lächelte leicht, doch wurde wieder ernst.

„Sie hätte dir sagen sollen, das so etwas im Necronomicon steht und Erzählungen über Reisen hierher. Leider ist das Buch verschollen. Oft sind dort Berichte angelegt, von Hexen die das schon mal erlebt haben. Daraus kann man sehen, was wichtig ist, wie zum Beispiel, das man nicht zurück kann, wenn man keine Macht hat und dementsprechend Vorkehrungen treffen muss."

„Ja, ich habe es kapiert, Vater", seufzte Merlin. Er war immer noch so streng wie zu Lebzeiten „ Und ja, ich habe das Necronomicon wiedergefunden und es ist in meinem Besitz. Eigentlich hat es Serena gefunden und es mir überlassen, weil es das Buch unseres Clans ist."

„Umso beschämender, das du jetzt festsitzt und sterben würdest. Du solltest dich besser auf Sprüche und Hexenzauber vorbereiten und nicht einfach handeln. Es wäre wirklich hilfreich gewesen, einen Blick hineinzuwerfen."

Merlin verdrehte seine Augen.

„Ja, Vater. Ich werde das beherzigen. Trotz allem sitze ich jetzt fest."

„Hör auf, so mit den Augen zu rollen; das ist respektlos", tadelte er seinen Sohn. Merlin fühlte sich wie früher.

„Ja, Vater. Entschuldige."

„Jetzt hilf ihm endlich", sagte seine Mutter und Merlin sah auf seine Uhr. Es war nur noch eine dreiviertel Stunde Zeit. Wie war das möglich? Eben waren es noch drei Stunden. Serena hatte recht; er verlor sein Zeitgefühl hier. Rodrigo del la Vega hob die Hände und da war plötzlich ein Durchgang. Merlin sah in das wirbelnde Nichts.

„Wo werde ich herauskommen?"

Er wunderte sich nicht wirklich. Serena hatte immer nur vermutet, das er sehr mächtig war. Doch nun konnte sich Merlin davon überzeugen, das er sehr mächtig war. Und mit Sicherheit mächtiger als Merlin es je sein würde. Sein Vater war der ultimative Hexer und er war stolz, sein Sohn zu sein. Denn trotz seiner Macht war er bescheiden geblieben und handelte immer überlegt und weise.

„Dort von wo du gekommen bist. Warte!", rief er und kam auf ihn zu „Lass mich den Bann aufheben."

Beide sahen sich einen Moment an und Merlin schluckte, denn die Frage stand in den hellblauen Augen seines Vaters, die er von ihm geerbt hatte.

„Ich verspreche es, Vater. Ich werde vorausschauend handeln; immer."

Er nickte stumm, berührte Merlin und murmelte etwas, wobei seine Augen schwarz wurden und er lächelte, als sie wieder blau waren. Der junge Hexer nahm überraschend Luft. Er fühlte Macht. Diese Magie, die er tief in seinem Innern trug und sich nun bemerkbar machte, da sie frei war.

„Beherzige meinen Rat. Sei vorsichtig mit dieser Magie und vorsichtig mit der Zeitmagie. Verändere nie den Ablauf der Geschichte; es werden verheerende Nachwirkungen eintreten. Sei verantwortungsvoll und weise. Und nun geh."

„Vater...Mutter...", sagte Merlin flehend und weinerlich.

„Geh. Deine Zeit ist um und vergiss uns nicht", sagte seine Mutter.

Er sah zu seiner Mutter und sein Herz schrie in unendlicher Pein auf. Er wollte sich ihr Gesicht einprägen, so das er sie nie vergaß und seinen Vater, der in der Tat ein sehr mächtiger Hexer war. Mächtig und doch weise, seine Magie nie zu seinem Vorteil einzusetzen. Merlin würde ihn nie enttäuschen.

„Auf Wiedersehen", sagte er.

Er schüttelte den Kopf.

„Nein. Leb wohl und komm nicht wieder. Und schick meine Schwester zur Hölle, wo sie hingehört. Das ist längst überfällig."

„Das verspreche ich, Vater."

Merlin zwang sich, sich umzudrehen und ging auf das Portal zu. Er wollte sich noch einmal umdrehen, doch er hörte seinen Vater rufen.

„Schau nicht zurück. Geh einfach."

Merlin betrat das Portal und kam auf der anderen Seite heraus. In dem Zimmer, das er auch verlassen hatte, als er in die Geisterwelt ging. Serena schaute überrascht auf und kam herbei gelaufen. Merlin drehte sich um; das Portal schloss sich und mit ihm verschwanden seine Eltern im Nichts. Er merkte nicht, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen, Merkte nicht, wie Serena ihn in ihre Arme nahm und er an ihrer Schulter jetzt weinte.

Sie sagte nichts, denn sie wusste, das dieser Trip Merlin emotional sehr angegriffen hatte. Und sie bewunderte ihn dafür, das er das alles auf sich genommen hatte, um zu helfen.

„Ich wollte sie nicht verlassen", schluchzte er an ihrer Schulter. Serena strich ihm über sein Haar.

„Ich weiß", sagte sie nur und hielt ihn fest.

Eigentlich sollte hier Arthur stehen und ihm Trost spenden, doch das war im Moment unmöglich. Niemand im Haus hatte ihn seit dem Vorfall gesehen, doch ihre Wut auf ihn war noch sehr präsent. Alle mochten den sanften, gutmütigen Hexer sehr gerne und würden nicht zusehen, wie Arthur ihn zu Grunde richten würde. Sethos hatte schon angedeutet, das er dem nicht mehr lange zusehen wird.

Alle Vampire wussten, wie Sethos das lösen würde. Arthur war sein Freund, eigentlich ein sehr intimer Freund, doch Serena wusste, das er handeln würde.

Egal, wie sehr es ihm leid tun würde. Niemand wollte einen weiteren Alexej. Trotz das fast alle Arthur schon aufgegeben hatten, wollte es einer nicht tun.

Noel. Er war nicht bereit, Arthur aufzugeben und kämpfte um ihn.

Serena hoffte sehr, das er Erfolg haben würde. Allein für Merlin, der es nie überwinden würde, wenn Sethos gezwungen wurde, zu handeln.

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