Dunkles Schicksal
Kapitel 20
Inzwischen hatten sie sich an einen der Tische gesetzt, ziemlich nah an der Bühne, auf denen diese leicht bekleideten Mädchen tanzten. Arthur saß neben Merlin und ihnen etwas gegenüber Sethos. Er beobachtete eine Weile diese Mädchen, bis eine Bedienung ihre Getränke brachte. Bourbon für Arthur, Brandy für Merlin und Wein für Sethos. Die Show machte eine Pause und die Musik wurde etwas gedämpfter, als Sethos sich wieder den beiden zuwandte.
„Also gut", sagte er und schaute jetzt Arthur an „Was treibt euch hier nach Prag? Sevilla ist im Herbst sehr schön."
Merlin nickte.
„Das ist wahr", antwortete er und schaute zu Arthur, nicht sicher, was er sagen sollte. Doch Arthur nahm ihm die Entscheidung ab.
„Wir sind auf der Jagd."
Typisch für Sethos zog er wieder überrascht eine Augenbraue hoch und musterte die beiden einen Moment.
„Wir?", fragte er jetzt und sah zu Arthur „Vampire jagen keine anderen Vampire."
„Das ist richtig", nickte Arthur „Doch es gibt Ausnahmen. Eigentlich bin nicht ich derjenige, der auf der Jagd ist, sondern Merlin. Ich bot lediglich meine Hilfe an."
Sethos trank einen Schluck Wein, der so rot wie Blut war. Vielleicht war es das ja auch, dachte Merlin, als er sein Weinglas anschaute. Er stellte es wieder auf den Tisch und sah Merlin an.
„Ich denke nicht, das sie hier Blut ausschenken, zumal dieses Etablissement von Menschen geführt wird. Dazu kommt, das kaltes Blut wohl nicht sehr bekömmlich ist."
Merlin sagte nichts. Er hatte schon wieder vergessen, das Sethos seine Gedanken lesen konnte, also bemühte er sich, nicht viel zu denken. Der ägyptische Vampir konnte seine Gedanken lesen, was ihm nicht behagte. Das war zweifellos eine besondere Gabe, wenn sie auch nur für Menschen galt und zweckmäßig. Merlin fragte sich, was er wohl bei seiner adligen Gesellschaft an Geheimnisse herausfinden würde, hätte er diese Gabe. Doch eigentlich wollte er es gar nicht wissen. Also versuchte er zumindest seinen Kopf leer zu halten, was nicht so einfach war. Wieder sah ihn Sethos an, ein amüsierter Ausdruck in seinen Augen.
„Mag sein, das man irgendwelche Geheimnisse heraus bekommt. Aber glauben sie mir, Hunderte von Gedanken, die ihnen im Kopf hallen, alle durcheinander, würden sie verrückt machen."
„Und sie?", wollte Merlin wissen.
„Ich kann sie aussperren, aber es hatte eine Zeit lang gedauert, bis ich es konnte. Aber das ist sehr lange her. Das war so meine erste Gabe, die ich bekam, als ich ein Meistervampir wurde. Jetzt kann ich sie fast einzeln abrufen, doch menschliche Geheimnisse interessieren mich nicht wirklich."
„Würde es ihnen etwas ausmachen aus meinem Kopf zu bleiben? Ich wäre ihnen sehr verbunden."
Sethos neigte leicht seinen Kopf.
„Ich bitte um Verzeihung. Natürlich."
„Ich danke ihnen", sagte Merlin und Sethos wandte sich wieder Arthur zu.
„Und wer ist der Glückliche, dem ihr den Garaus machen wollt?"
„Alexej", sagte Arthur ungerührt und wünschte sich, den Bastard schon in die Hölle geschickt zu haben.
Sethos Gesicht blieb ausdruckslos, doch er starrte einen Moment die beiden an, bevor er sprach.
„Alexej? Ich denke, das sich der russische Meistervampir nicht freiwillig ergeben wird. Ich kenne den Grund, warum du ihn so hasst, Arthur, aber warum will der Jäger ihn töten?"
Merlin schaute Arthur einen Moment von der Seite an. Sethos wusste offenbar, was Arthur in Moskau erlebt hatte. Und er konnte nicht verstehen, das Arthur nie mit ihm darüber sprach. Doch er wurde von seinen Gedanken abgelenkt, als Arthur wieder sprach und sagte nichts dazu, überließ es Arthur, das Sethos beizubringen.
„Alexej hatte seine Leute nach Spanien geschickt. Sie haben Merlins Eltern getötet, indem sie beide anfielen, als sie abends aus der Oper kamen. Merlin will ihn töten und auch seine Brut."
Sethos schaute Merlin lange an, bevor er das Wort nun an ihn richtete.
„Ich sagte schon, das du sehr mutig bist. Aber verwechsle Mut nicht mit Dummheit, Jäger. Alexej ist kein junger Vampir, den du mit deinen Pfeilen töten kannst. Er ist eintausend Jahre alt und ein Meistervampir und ja, auch ein verkommener Bastard. Ein Mensch hat überhaupt keine Chance, ihn zu töten. Du wirst sterben."
Sethos sprach sehr ruhig, immer noch mit einem ausdruckslosen Gesicht, so das Merlin nicht wusste, was er fühlte. Doch was er sagte, klang richtig und...ja, und endgültig. Er war sich ziemlich sicher, das Merlin starb und ließ keinen Zweifel offen. Sein Blick fiel auf Arthur.
„Und du hast auch keine Chance, das weißt du. Du bist nicht stark genug, dich Alexej zu stellen, Arthur. Dazu kommt noch, das er ein hinterhältiger, bösartiger Dreckskerl ist. Ihr beide werdet sterben und ich denke, ihr solltet euch wieder auf den Rückweg machen."
Merlin schaute ihn erstaunt an, dann fragte er.
„Sie wissen alle, das er so ein Scheusal ist? Ich meine die Vampire. Sie wissen, was er in Moskau und in anderen Ländern treibt? Ich denke, ihr habt für so etwas diese Gilde und Gesetze und doch treibt dieser Bastard sein Unwesen. Warum kann ihn nicht ein älterer Vampir töten?"
„Es ist etwas komplizierter, junger Mann", antwortete Sethos „Alexej steht unter Tatjanas Schutz. Sie ist seine Ahnherrin und wohl nicht besser als er. Und anscheinend hat sie einen Narren an ihm gefressen, das sie ihm so viel verzeiht", er dachte einen Moment nach „Und ich denke, das er ihr zu Diensten ist wenn sie in Moskau ist. Und sie ist ziemlich oft dort, so wie ich vermute."
„Zu Diensten?"
Sethos schaute ihn amüsiert an.
„Ja, zu Diensten. Das heißt, das er mit ihr schläft, wenn sie nach Moskau kommt. Und anscheinend gefällt ihr das und deshalb hat er Narrenfreiheit. Tatjana ist so durchtrieben wie er und sie hat genug Probleme wegen ihm. Die Gilde pocht auf eine Bestrafung, aber sie redet ihn immer heraus und wir wissen wieso."
„Aber", stotterte Merlin „Aber ich dachte, das er Männer..."
Sethos seufzte und Merlin stockte.
„Ihr Menschen seid so einfältig. Alexej schläft nicht nur mit Männer, obwohl er sie wohl vorzieht", sagte er mit einem Seitenblick zu Arthur „Doch auch Frauen stehen auf seiner Liste, besonders Tatjana. Der Gilde, das heißt die anderen neun ist er schon negativ aufgefallen. Wir schätzen es nicht, wenn jemand seine abartigen Gelüste quer durch die Welt auslebt, denn er beschränkt sich nicht nur auf Moskau. So etwas fällt auf und das oberste Gesetz der Vampire ist im Dunkeln zu verweilen, nicht aufzufallen."
„Und?"
„Tatjana hat immer eine Ausrede für ihn parat. Dazu kommt, das es gesetzlich verboten ist, seinesgleichen zu töten. Das wird bei dem Vampir, der einen anderen tötet mit der Todesstrafe bestraft."
Arthur lachte sarkastisch.
„Ich weiß, das er schon viele getötet hatte. Ich habe es gesehen."
Diesen jungen Vampir, der sich zu sehr um Arthur kümmerte und anscheinend Gefallen an ihm gefunden hatte. Alexej hatte ihn vor versammelter Mannschaft die Haut abgezogen und ihm anschließend langsam den Kopf abgeschnitten. Arthur, der den Vampir sehr mochte, musste zuschauen und er würde das nie vergessen. Damals war er gerade zwanzig Jahre dort und hatte zarte Bande geknüpft, doch der Meistervampir duldete das nicht. Arthur gehörte ihm.
„Gesehen ja, aber beweisen? Ohne Beweise können wir nicht handeln. Und im Ernstfall steht dein Wort gegen seines und Tatjana hält zu ihm."
„Dann werden wir handeln", sagte jetzt Merlin grimmig „Er muss verschwinden, für immer."
Sethos beugte sich etwas zu Arthur vor und schaute ihn eindringlich an.
„Arthur du weißt, sollte das gelingen, dann wirst du sterben, wenn sie eine Verbindung zu dir herausfinden, trotz allem. Sie werden dich zum Tode verurteilen und ich kann dir dann nicht mehr helfen."
„Ich weiß das, Sethos. Doch sollte unser Plan aufgehen, wird niemand mehr leben, der mich gesehen hatte."
Sethos lehnte sich wieder zurück.
„Okay, wie sieht der Plan aus?"
Arthur erzählte ihm, was sie vorhatten. Und auch von dem Dynamit. Doch Sethos schaute sie skeptisch an, doch sagte nichts. Er wusste, das der russische Meistervampir schon lange ein Dorn im Auge der Gilde war, doch sie konnten ihn nicht auf frischer Tat ertappen. Er war klug und gerissen und hatte Tatjana auf seiner Seite. Sollten sie es tatsächlich schaffen, würden sie der Gilde einen Dienst erweisen, doch Tatjana würde toben. Merlin erhob und entschuldigte sich, dann steuerte er die sanitären Einrichtungen an. Als er weg war, sprach Sethos, während er Arthur musterte.
„Du liebst ihn." Eine Feststellung.
„Ja."
„Und er? Liebt er dich auch?"
Arthur zögerte, doch dann antwortete er.
„Nein, ich denke nicht. Seine Eltern wurden von uns getötet...nein, er sieht in mir nur einen Verbündeten."
Sethos seufzte wieder und sah seinen Schützling an.
„Arthur, du und deine Männer, ich weiß nicht wie du das aushältst. Seit ich dich kenne, verliebst du dich in sterbliche Männer, die dir die Zeit wieder weg nimmt. Diese Menschen sind so zerbrechlich und sterblich. Du tust dir damit keinen Gefallen, wenn du immer wieder diesen Schmerz durchmachst, wenn sie sterben. Und nun begibst du dich in Lebensgefahr für einen Sterblichen, der deine Gefühle nicht erwidert. Was erwartest du?"
„Nichts und ich weiß das. Aber ich kann nicht anders. Und du weißt, das ich allen Grund habe, diesen Kerl in die Hölle zu schicken."
Sethos nickte resigniert.
„Ja, Hass und Liebe. Vor allem die Liebe. Für unsereins ist das ein Fluch. Es sei denn, du verwandelst deine Liebe, damit sie ewig hält. Doch sie zu verlieren an die Sterblichkeit ist nicht akzeptabel. Aber es gibt nur eine Liebe, die es wert ist, das man sie mit in die Ewigkeit nimmt."
Arthur lächelte.
„Anchar?"
Ein liebevoller Ausdruck huschte über das Gesicht des alten Vampirs, der nicht älter als dreißig aussah.
„Ja, die Liebe meines unsterblichen Lebens. Ich traf sie vor dreitausend Jahren am Hof von Ramses. Sie war eine gewöhnliche Dienerin, doch wir verliebten uns und sie bat mich, sie zu verwandeln. Seit dem sind wir ein Paar und sie ist zu Hause, während ich mich in der Welt herumtreibe. Doch manchmal ist sie auch unterwegs. Ich komme gerade von einer Versammlung der Gilde und dachte, ich mache noch einen Abstecher nach Prag, bevor ich nach Hause gehe."
„Lance sagt, das sie nicht bleiben, das sie sich verändern, wenn wir sie verwandeln."
Er winkte ab.
„Er sollte diese Maßstäbe nicht an Bianca festlegen. Sie war schon zu Zeiten als sie ein Mensch war, flatterhaft. Nur Lance wollte das nicht sehen und ich wusste, das sie nicht bleiben würde. Sie hatte ihn nicht geliebt", er hob die Hand und unterbrach sich „Wenn du die große Liebe triffst, wird dein Partner für immer an deiner Seite sein, so wie Anchar mich durch die Unsterblichkeit begleitet. Eine flatterhafte Liebe hält bei Menschen auch nicht. Und Bianca, tja, das sie hundert Jahre blieb, erstaunte mich, denn ich gab ihnen weniger Zeit."
Arthur nickte leicht und konnte sich noch gut erinnern. Sie hatten damals Sethos das erste Mal in Bukarest getroffen, als Bianca und er noch ein Paar waren. Lance, liebeskrank verzieh ihr alles und wollte es nicht sehen. Wenn Arthur das Thema ansprach, dann endete das immer im Streit. Sie liebte luxuriöse Dinge und ging oft alleine aus. Und sie hatte Affären mit Menschen, doch Lance wollte das einfach nicht sehen. Arthur mochte sie nicht. Sie war intrigant und berechnend. Doch Lance wollte nicht hören und dann verließ sie ihn und er war am Boden zerstört.
„Ich habe sie vor achtzig Jahren in Paris gesehen", erzählte Sethos „Nur aus der Ferne. Sie hatte zwei junge Männer bei sich und sie gehörten wahrscheinlich zum französischen Adel."
Doch Arthur interessierte sich nicht für Bianca. Er hatte sie gleich durchschaut und mochte sie nicht, was wohl auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Doch wegen Lance sagte er nichts, denn er trug sie auf Händen, was sie nicht schätzte. Doch er hatte eine Frage, jetzt da er einem Vampir gegenüber saß, der so lange mit seiner Gefährtin zusammen war.
„Aber Sethos, wird das denn nicht langweilig, wenn du so lange mit jemandem zusammen bist?"
Er schüttelte den Kopf, ein kleines Lächeln huschte über seine Züge.
„Nein, nicht wenn sie oder er derjenige ist, auf den du gewartet hast. Anchar überrascht mich selbst nach dreitausend Jahren noch und ohne sie wäre mein Leben wirklich langweilig. Sie hat Temperament, vor allem wenn sie zornig ist."
Arthur lächelte. Sethos schien verliebt zu sein wie am ersten Tag. Das war etwas Neues für ihn, denn er war nur mit Menschen ein Leben zusammen gewesen, bis sie starben. Doch er fand es nie ermüdend, doch ihr Tod riss ihn immer in ein dunkles Loch.
„Wenn er, ich gehe mal davon aus, das dein Partner männlich ist, dich wirklich und aufrichtig liebt, dann wird er bei dir bleiben wollen und fragt dich für eine Verwandlung. Er wird es freiwillig tun wollen, Arthur. Du darfst nicht darauf pochen oder ihn zwingen."
„Das würde ich nie tun."
„Hatte Lance sie gedrängt; ich meine Bianca?"
Arthur nickte. Er war Feuer und Flamme und hatte ihr vorgeschwärmt, wie toll ihr Leben wäre, wenn sie immer bei ihm bliebe. Wie gesagt, Lance hatte ihn in dieser Zeit an einen liebeskranken Idioten erinnert, der sich nichts sagen ließ. Und dann hat sie ihn zwei Tage vor Gwaines Tod verlassen. Sie war einfach weg und hinterließ ihm ein paar Zeilen, das sie sich zu Tode mit ihm langweilte. Na toll, danach kam der Bruch mit Lance, als Gwaine starb und Arthurs hundertjährige Hölle in Moskau. Richtig gesehen war Bianca daran auch schuld. Sie wären nie nach Moskau gegangen.
Merlin kam zurück und sie wechselten das Thema. Und gegen später Stunde verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Weg zur Pension. Sethos sah ihnen nachdenklich nach.
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Sevilla...
Maria machte sich schick, denn heute würde sie wieder Lance treffen. Monate waren vergangen seit Merlin zu seiner Reise aufgebrochen war, doch sie hatte sich regelmäßig mit dem schönen, charmanten Mann getroffen. Gerade las sie Merlins Brief, der ihr schrieb das er bei bester Gesundheit wäre und so schöne Städte sah. Sie beneidete ihn, denn Maria reiste auch gerne in der Welt herum. Die Tür ging auf und Carmen kam herein.
„Du bist ja noch nicht fertig. Oder triffst du deinen schönen, attraktiven Conte heute nicht?"
Maria sah sie durch den Spiegel an, als sie hinter sie trat, denn sie saß an ihrer Frisierkommode. Sie lächelte, als sie ihre Freundin sah, aber auch weil sie gleich Lance sehen würde. Ihr Herz pochte in freudiger Aufregung und auch das es Merlin gut ging. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht, das er so weit reiste und ganz allein war. Maria wusste ja nicht, das dies nicht der Fall war und er einen Schutzengel hatte, wenn auch ein dunkler.
„Du bist ja nur sauer, weil er nach dir nicht verrückt ist. Und ja, ich treffe ihn noch und du auch", sie seufzte „Es ist einfach unfair, das ich mich nicht allein mit ihm treffen kann. Männer dürfen das, aber nicht wir. So ein Schwachsinn. Wir würden ja nicht gleich mit ihnen ins Bett springen, oder? Aber nein, jemand muss ja auf mich aufpassen, damit ich nicht meine Kleider vom Leib reiße oder ihn unverschämt küssen würde. So eine gesellschaftliche Anordnung macht uns doch minderwertig gegenüber dem ach so tollen männlichen Geschlecht. Sie dürfen sich vergnügen aller Art, doch wir müssen den Anstand wahren. Total ungerecht."
Carmen kicherte und bekam leicht rötliche Wangen. Sie war anmutig und auch hübsch, doch noch lange nicht so offen wie Maria, die ausplauderte, was ihr im Sinn war und was sie für richtig hielt, trotz diesen Auflagen. Und auch weil sie von Sex und Küssen sprach. So Mädchen wie Carmen und auch Maria, die sich aber nie so gab, waren sie behütet aufgewachsen. Und ihre Freundin Maria zog schon immer und ewig in den Kampf gegen die strengen, moralischen Regeln, was Frauen angeht. Zumindest von dem Tag an, als sie sechzehn war und begann, sich für die Jungs zu interessieren.
„Maria, an dir ist ein Mann verloren gegangen", sagte sie scherzhaft „Doch leider musst du mich als Anstandsdame mitnehmen. Du kannst das eben nicht ändern und musst dich daran halten. Du weißt, wie die Leute reden und das würde deinem Bruder nicht gefallen."
Sie seufzte und kämmte sich ihr Haar und schaute Carmen immer noch durch den Spiegel an.
„Ja, ich weiß. Aber du bist wohl die Beste, die ich je bekommen konnte, weil du dich diskret zurückziehst. Hast du die Tochter der Marquise gesehen, als wir das letzte Mal im Park waren? Ihre Anstandsdame folgte ihr auf Schritt und Tritt und hast du Julias Gesichtsausdruck gesehen?", sie lachte „Sie warf mir einen genervten Blick zu, als sie mit dem jungen Mann spazieren ging. Ich würde mich nicht wundern, wenn der alten Krähe etwas zustoßen würde. Das Gesicht welches die Alte machte und sie ließ die beiden nicht eine Sekunde aus den Augen. Wie furchtbar."
„Wohl wahr", antwortete Carmen, die so alt wie Maria war „Also dann weiß zu schätzen, das ich Papa um den Finger wickelte, was deine Begleitung angeht. Sonst hätte er Anna mitgeschickt, unsere Köchin."
Maria verdrehte die Augen.
„Gott, behüte."
Maria war jetzt vierundzwanzig, denn vorige Woche hatten sie ihren Geburtstag gefeiert. Das erste Mal ohne Merlin und sie war etwas traurig. Doch er versprach ihr in seinem Brief, ihr etwas Schönes aus einem fremden Land mitzubringen.
„Und?", fragte Carmen neugierig und setzte sich auf Marias Bett „Hat er dich schon geküsst?"
Sie lachte.
„Natürlich und Carmen, er küsst traumhaft", schwärmte sie „Und...", sie schaute ihre Freundin jetzt ernst an „Ich liebe ihn."
„Ist nicht wahr?", rief Carmen „Bist du sicher?"
Sie nickte.
„Und ich denke...", sie lächelte verschämt „Er liebt mich auch."
„Das ist ja so was von toll und romantisch", schwärmte sie, doch dann seufzte Carmen „Ich wäre glücklich, wenn ich das auch erleben könnte."
„Das wirst du, auch auf dich wird ein sehr hübscher Mann warten", lächelte Maria, während sie das hübsche rote Sommerkleid anzog, denn immer noch war es warm in Sevilla. Doch sie hielt inne und schaute zu ihrer Freundin, ernst und besorgt.
„Ich hoffe inständig, das Merlin ihn mag. Ich würde es nicht ertragen, wenn er Lance ablehnen würde. Er würde mir das Herz brechen."
„Warum sollte er? Lance ist hübsch, vermögend und adlig", hielt Carmen dagegen. Maria seufzte.
„Das war Arthur auch und er hatte ihn gehasst und mir verboten ihn zu sehen."
„Ja", sagte ihre Freundin beschwichtigend „Er war jemand, der hinter jeder Frau her war, so wie ich hörte. Ich denke, das hatte deinen Bruder gestört."
„Mag sein", sagte sie und betrachtete sich im Spiegel, doch dann lächelte sie, als sie daran dachte, das sie gleich Lance sah. Die Sonne war untergegangen und es wurde langsam dunkel. Sie drehte sich um, so das das weit geschnittene Sommerkleid um sie schwang und lachte, als sie Carmens Hand nahm.
„Lass uns gehen", sagte sie und ihr Herz klopfte wie verrückt in ihrer Brust.
Sie gingen in den Garten, der über Sommer immer ein Anlaufpunkt war. Schön geschmückt mit Lampions, Bänken, die etwas abseits in kleinen Gartennischen standen und kleine Cafes waren das Ziel aller, die romantisch veranlagt waren und ihre Herzenspartner sehen wollten. Der Park war abends gut besucht, es war ein lauer Abend und sehr viel Betrieb. Junge Frauen gingen am Arm von jungen Männern spazieren, ihre Anstandsdamen, meistens Ältere nur ein paar Schritte hinter ihnen. Maria konnte glücklich sein, das Senior Mardena sich mit Carmen zufrieden gab, was ihr zu verdanken war, die ein Geschick hatte, von ihrem Vater alles zu bekommen, was sie wollte. Sie hatte da so ihre Tricks, zumal sie sein einziges Kind war und er immer nachgiebig war.
Lance stand am Eingang und sah ihnen entgegen. Wie immer sehr gutaussehend und sehr elegant gekleidet stand er hier und wartete auf Maria. Carmen zog sich immer diskret zurück, nicht weit weg, aber noch nah genug, wenn Maria sie brauchte. Das war mehr als Gold wert, wenn sie sah, wie andere ihre Klette nicht los bekamen. Marias Herz klopfte schnell in ihrer Brust, als sie ihn sah. Gott, wie war das nur alles gekommen und sie konnte nicht sagen, wie sehr sie diesen Mann liebte. Er war so charmant und aufmerksam und hatte alles, was Maria sich von ihrem Partner wünschte. Und doch hatte sie das Gefühl, das er etwas Geheimnisvolles an sich hatte. Etwas, was tief verborgen war und ihn umso anziehender machte.
Er verbeugte sich galant und nahm ihre Hand, küsste sie. Es war nur ein Hauch eines Kusses.
„Contessa del la Vega, wie immer ist es mir ein Vergnügen sie zu sehen."
Maria lächelte, wäre sie ihm doch lieber um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst, bis sie keine Luft mehr bekam. Doch sie musste sich an diese blöden Anstands Etikette halten und nickte lächelnd.
„Mir auch, Lance."
Er wandte sich an Carmen und neigte den Kopf.
„Seniorita Mardena, schön sie zu sehen."
„Das glaube ich weniger", antwortete sie amüsiert „Doch ich danke ihnen."
Sie wandte sich an Maria.
„Ich gehe dann mal. Wenn du mich brauchst, schaue hinter dich, doch ich werde auf Abstand bleiben. Ruf einfach."
Maria nickte und hängte sich bei Lance ein und sie spazierten durch den Garten. Einen Moment sprachen sie nicht, bis sie etwas aus der Gesellschaft kamen und es ruhiger wurde.
„Was hast du heute alles gemacht", fragte sie nun.
„Nicht viel und nichts mit dem du dein hübsches Köpfchen zerbrechen musst", antwortete er und gab ihr einen liebevollen Nasenstupser.
Was sollte er auch sagen? Das er den jungen Vampiren eine Lehrstunde gegeben hatte, damit sie lernten, ihren Blutdurst zu beherrschen oder das er den Tag über geschlafen hatte, weil Vampire so den Tag verbrachten? Oder das er jagen war, als die Sonne ganz verschwunden war, um rechtzeitig hier zu sein? Nein, das konnte er nicht sagen und doch wollte er die Wahrheit herausschreien.
Er hatte sich hier in etwas hinein manövriert, was er ganz und gar nicht beabsichtigt hatte. Er wollte ein Auge auf Maria haben, aber das war vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Er hatte auf sie aufgepasst, wie er Arthur versprochen hatte, doch etwas Gravierendes war dabei geschehen. Er hatte sich verliebt.
Verliebt in dieses bezaubernde Mädchen, das nur so vor Lebensfreude sprühte, schön war und ihn auf ihre helle Seite zog, wenn sie mit ihm zusammen war. Sie konnte ihn zum Lachen bringen und war so ungezwungen, das er sich manchmal zurückhalten musste, sie nicht an sich zu reißen und zu küssen. Und ja, er verstand langsam, was Arthur an Sterblichen fand. Sie lebten, im Gegensatz zu ihnen und das war wohl für Vampire faszinierend. Sie schätzten das Leben, das sie verloren hatten auf eine sonderbare Weise. Nicht alle, aber viele schon.
Maria roch nach Sonne und Erde, Blumen und frischem Gras und er liebte es und...er liebte sie. Niemals hätte er gedacht, das ihm das noch einmal passieren würde, nach Bianca. Er war verbittert, was die Liebe angeht und hatte sie weit von sich geschoben. Doch die Liebe tat, was sie wollte und nahm keine Rücksicht auf ihn oder was er für Ansichten hatte. Und nun war es passiert und er wusste nicht weiter. Er brauchte Arthur, seinen Freund. Er brauchte Rat. Er war ein Vampir und Maria hatte keine Ahnung und er hatte Skrupel, ihr das anzutun, was ihm und seinen Freunden passiert war. Er wollte niemals, das sie zu einem Wesen der Nacht wurde. Nein, niemals.
Als sie allein in einer Nische standen, blieb er stehen. Zu groß war sein Verlangen sie in den Armen zu halten, ihren schönen Mund zu küssen. Er zog sie an sich und küsste ihre Stirn. Sie war so warm. Zärtlich schob er ihr eine der schwarzen, seidigen Locken aus der Stirn und seufzte.
„Du bist wohl das Schönste, was mir je begegnen konnte, Maria. Und es tut fast weh, dich in den Armen zu halten."
Sie lächelte und fuhr ihm sanft über die Wange, wie immer war sie kühl, was sie aber nicht störte. Auch nicht seine helle Haut, sie wusste ja, das er nicht in die Sonne wegen seiner Allergie konnte.
„Ja, ich weiß was du meinst."
Dann beugte er seinen Kopf herunter, sie war kleiner und zierlicher wie er und küsste sie sanft auf die Lippen. Erst vorsichtig, abwartend, doch sie zog ihn an sich und küsste ihn richtig, öffnete ihre Lippen und lud ihn ein. Lance zögerte nicht, er lechzte nach ihrem Geschmack, die Wärme ihres Mundes und erforschte sie mit einer Leidenschaft, die er doch noch zügelte. Er wollte ihr nicht weh tun und sie nicht erschrecken. Doch Marias Temperament war zu recht spanisch und wild. Sie zog ihn näher und erwiderte stürmisch seinen Kuss. Gott, war das hier das Paradies?
Eine Stunde später mussten sie zurück und sie verabschiedeten sich am Eingang des Parks. Höflich und vollkommen, wie es die Gesellschaft verlangte und er ging zügig in eine Richtung, in der mehrere Tavernen lagen. Er brauchte jetzt Wodka und das nicht wenig, um wieder runter zu kommen. Und er wusste nicht, was er Arthur sagen sollte, wenn er zurück kam. Wenn er überhaupt zurück kam. Zu seiner Fassungslosigkeit, das er dieses Mädchen liebte, kam die Sorge um seinen Freund, der sich genau aus den selben Gründen in tödliche Gefahr brachte. Er liebte Merlin, den Bruder von Maria. Was für eine Ironie und was für ein Chaos!
Er trat in die Taverne und hoffte für eine kurze Zeit seine Sorgen und Probleme in Wodka zu ertränken. Und um ein Mädchen zu finden, das bereit war, ein paar Stunden mit ihm im Bett zu verbringen. Er musste sich abreagieren, Maria entfachte ein Feuer in ihm, das er löschen musste und dachte, das er das nicht mehr besaß. Doch sie hatte ihn aus seiner Bitterkeit herausgerissen und in ihm etwas entfacht, was er für verloren glaubte.
Beides, Wodka und eine kurze Nachtaffäre würden seine Probleme nicht lösen. Und er wollte nicht darüber nachdenken, was Arthur sagte oder Merlin.
Der Jäger würde ihn mit Sicherheit umbringen wollen.
Obwohl er ein Meistervampir war und eigentlich nicht so leicht zu töten war, dachte Lance eher vorsichtig. Arthur war tollkühn, forderte das Schicksal heraus, doch er war eher das Gegenteil. Immer vorsichtig und bedacht darauf, allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Doch anscheinend suchten ihn die Schwierigkeiten in Form von Merlin, einen Jäger heim. Und die Liebe zu seiner Schwester, was dieser nie dulden würde, weil er eben war was er war. Er nickte in Gedanken und kippte den Wodka herunter, bestellte sich einen Doppelten.
Das Chaos würde seinen Lauf nehmen und explodieren, wenn der Jäger zurück kam. Doch er wollte Maria nicht aufgeben. Nein, das war keine Option, jetzt nicht mehr. Sie war die Sonne in seiner dunklen Existenz und er würde sie nicht aufgeben. Erstaunt stellte er fest, das er bereit war dafür zu kämpfen.
Er, Lance, der allen Schwierigkeiten aus dem Weg ging, normalerweise. Doch Maria in seinem Leben war nicht normal. Sie war eine Offenbarung und ein Wunder für ihn und er würde das nicht missen wollen.
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Zwei Tage später waren Merlin und Arthur wieder unterwegs. Sie hatten sich von Sarah und Jonas verabschiedet und Merlin stellte fest, das er sie sehr mochte. Sie hatten ihm nicht ein Mal Feindseligkeiten entgegen gebracht, waren immer sehr freundlich und zuvorkommend. Etwas, was manche Menschen nicht auf die Reihe bekamen. In knapp zwei Wochen würden sie in Moskau sein und der Countdown lief. Und je näher sie ihrem Ziel kamen, umso nervöser wurde er. Jetzt, da ihm auch Sethos bestätigt hatte, das der russische Meistervampir sehr mächtig war, hatte er berechnende Zweifel, das er seine Tat umsetzen konnte. Er wusste, das er in einem Zweikampf dem Vampir unterlegen war, also mussten sie beide zu anderen Mitteln greifen.
Und doch stand die Chance unbehelligt aus der ganzen Sache herauszukommen sehr gering, trotz allem. Aber umkehren kam jetzt nicht mehr in Frage. Nicht das er sein Versprechen am Grab seiner Eltern einlösen musste; nein, inzwischen war Merlin der Meinung, das Alexej diese Welt verlassen musste. Allein schon, weil er grausam und viel tötete, mehr aus Spaß als für seinen Hunger. Und für die Tatsache, was er Arthur angetan hatte, wo von Merlin immer noch keinen Schimmer hatte, weil er sofort abblockte, wenn Merlin das Thema ansprach. Er nickte grimmig auf seinem Pferd. Alexej musste sterben und die Welt würde aufatmen.
Er warf einen Seitenblick zu Arthur, der neben ihm auf seinen schwarzem Hengst ritt. Nachdem sie Merlins Silberschwert gekauft hatten, das sehr schöne Verzierungen hatte, waren sie sofort aufgebrochen. Arthur hatte auch noch Pfeile, die mit Silber überzogen waren, besorgt. Das alles war nicht günstig gewesen, doch Geld war Merlins und auch Arthurs geringstes Problem, wenn überhaupt. Beide sehr vermögend konnte das sie nicht schocken.
Arthur war wieder so still, nichts erinnerte ihn mehr an seine gut gelaunte Art, wie er sie in Prag zeigte. Merlin wusste nicht den Grund, das er so grüblerisch war, er sagte ja nichts, wenn er fragte. Trotz allem würde er nicht nachgeben.
„Über was denkst du nach", fragte er jetzt den Vampir, um ein Gespräch zu führen.
Er konnte sich gar nicht mehr vorstellen, das er nicht bei ihm wäre und er allein reisen würde. Seltsam wie alles gekommen war.
„Nichts", war seine kurze Antwort.
Merlin sah ihn nicht sehr gut. Es war Nacht und sie ritten durch irgendein Gelände. Nur der Mond schien und gab ein wenig Licht, doch hüllte Arthurs Gesicht in Schatten. Und doch sah er seine bleiche Gesichtsfarbe.
„Hast du noch gejagt, bevor wir aufgebrochen sind?", fragte Merlin.
Eigentlich wollte er es gar nicht wissen, weil er wieder daran dachte, das er den Kerl wieder gevögelt hätte. Der Gedanke daran verursachte wieder, das der Wurm sich in ihm regte und er verscheuchte diese Gedanken. Doch er fragte, um ein Gespräch zu beginnen, denn diese bedrückende Stille nervte ihn.
„Nein, aber das ist nicht tragisch. Ich jage, bevor die Sonne aufgeht."
„Und wo? Was ist, wenn wir in kein Dorf kommen?"
Arthur schaute ihn kurz an, dann wieder nach vorne. Vielleicht könnte er ja von ihm trinken. Der Gedanke daran trieb ihm angenehme Schauer über seine Haut. Verflucht! Wann hatte er damit begonnen es erotisch zu finden, wenn Arthur sein Blut trank? Er hatte sich auf dieser Reise oft gefragt, wann er begonnen hatte, dieses und jenes zu überdenken. Doch er wunderte sich nicht mehr, wie alles gekommen war, vielleicht musste es so sein. Ein Wink des Schicksals oder so was Ähnliches. Merlin glaubte nicht an so etwas wie Schicksal oder die eine, vollkommene Liebe. Das war etwas für seine Schwester.
„Es gibt genug Dörfer zwischen hier und Moskau. Keine Panik."
„Hab ich nicht. So ein Schwachsinn!"
Arthur schaute ihn wieder an.
„Vor nicht allzu langer Zeit war es dir noch sehr wichtig, das ich keinen Hunger habe. Denk an die Berge, da warst du sehr besorgt."
Ja, das stimmte und dort hatte er Arthur von seinem Blut gegeben. Und er wusste, das er das wieder wollte. Verrückt, vollkommen verrückt und irrational. Doch er konnte nicht anders und wollte nicht darüber nachdenken, wieso. Vor einem Jahr hätte er angewidert den Kopf geschüttelt bei dem Gedanken, einem Vampir sein Blut zu geben.
Wieder war Stille und Merlin brannte immer noch seine Frage auf der Zunge. Doch Arthur würde auch jetzt wieder abblocken, doch er nahm all seinen Mut zusammen und begann darauf hinzuarbeiten.
„Arthur?"
„Ja?"
„Warum willst du Alexej töten und sage mir jetzt nicht, das du mir nur helfen willst. Ich weiß, das du Gründe, die du mir nicht sagen willst, hast."
Arthur gab keine Antwort, zumindest nicht sofort. Doch nach einer Weile sagte er.
„Lass es gut sein, Merlin. Ich habe meine Gründe, so wie du deine hast. Lassen wir es dabei."
Doch so einfach gab Merlin nicht auf.
„Nein! Selbst Sethos wusste davon. Warum willst du mir das nicht sagen?"
„Weil es beschämend ist, verstehst du?", schrie er Merlin fast an „Warum willst du das wissen? Es ist Vergangenheit."
„Nicht für dich und jetzt auch nicht für mich", sagte Merlin immer noch ruhig und war stolz auf sich „ Ich sehe doch, das dich das immer noch belastet. Und je näher wir Moskau und Alexej kommen, umso mehr scheint die Vergangenheit zu leben. Weißt du, ich bin nicht so dumm, das zu sehen. Ich will es doch nur verstehen."
„Niemand versteht es, selbst ich nicht", sagte er resigniert.
„Arthur", sagte Merlin sanft, fast flehend „Es ist bestimmt besser, wenn du darüber redest, anstatt es in dich hineinzufressen. Und wir sind doch schon lange zusammen unterwegs. Du weißt doch auch vieles von mir."
„Aber nicht so etwas."
Wieder Schweigen und Merlin kam es so vor, als wäre er jetzt im Moment so verletzlich. Stille kehrte ein und er dachte schon, das Arthur nichts mehr sagen würde. Doch nach einer endlosen Zeit sagte er leise, so leise, das Merlin ihn fast nicht verstand. Vielleicht war es die Dunkelheit, das er etwas sagte. Dieser Schutz, das er Merlin dabei nicht in die Augen schauen musste.
„Er...", begann er zögerlich „Er hat mir weh getan. Er steht darauf, so eine Art...", er dachte kurz darüber nach „Schmerzlicher Sex, wobei nur er auf seine Kosten kam."
Also doch! Merlin hatte es fast schon geahnt und der Gedanke zog ihm den Magen zusammen. Dazu fühlte er den Zorn aufsteigen, mächtig und hatte Mühe, seine Stimme ruhig zu halten. Und wieder bekräftigte ihn das, diesen Bastard auszulöschen, egal auf welche Kosten. Arthur lenkte ihn ab, da er weitersprach.
„Er hat so eine Kammer, in all seinen Stützpunkte mit Dingen...", er nahm Luft „Mir Instrumenten, wie Peitschen und...andere, die Schmerzen verursachen."
„Er hat dich ausgepeitscht?", fragte Merlin fassungslos.
Arthur lachte frustrierend kurz auf.
„Das war noch das Angenehmste, was er tat."
Merlin schaute ihn geschockt an. Angenehm? Er hatte Auspeitschungen beigewohnt. Es war ein Strafvollzug für manche Verbrechen, die öffentlich ausgeführt wurden und das Volk beiwohnen konnte. Er erinnerte sich an blutige Rücken, Haut die in Fetzen hing und an die Schreie der Ausgepeitschten. Manchmal hatte ihn das tagelang verfolgt, wenn er zufällig in der Stadt war, um es zu sehen.
„Sex, Blut und Schmerzen", sagte Arthur „Alles auf seine Kosten, was das Vergnügen anging, doch furchtbar für alle anderen und...mich. Doch ich konnte mich nicht entziehen, er war zu stark und ich ein junger Vampir."
„Du musst dich nicht verteidigen, Arthur. Der Bastard hat mehr als den Tod verdient", zischte Merlin wütend.
„Aber ich denke, du solltest es wissen. Nur", zögerte er „Ich war zu beschämt, um dir davon zu erzählen."
„Musst du nicht."
„Weißt du, je blutiger und verletzter ich war, umso mehr war er erregt. Erst dann nahm er mich mit einer Brutalität, das ich so verletzt war, das ich schrie und er lachte und kam und..."
„Nicht Arthur. Lass es jetzt gut sein, das sage ich jetzt!", sagte Merlin bestimmt, weil er sicher war, das er seine Wut nicht zügeln konnte, wenn er weiter sprach.
„Ich war", sagte der Vampir ungeachtet seiner Worte „Manchmal so verletzt, das ich mich, wenn er mich herauswarf durch den Stützpunkt schleppte, auf der Suche nach Blut, um mich zu heilen, damit die Schmerzen verschwanden. Ich erzählte dir von dem Freund, der im Geheimen mein Freund war, nur mein Freund. Wir hielten das im Verborgenen, damit Alexej ihn nicht tötete, denn er war sehr interessiert daran, das ich allein blieb, ohne freundschaftlichen Kontakte. Auch so eine Art Folter oder Besitzanspruch, denn ich gehörte ihm. Mein Freund wartete immer auf mich und gab mir Blut, das er besorgte und ich heilte. Nicht so schnell wie jetzt, aber doch noch sehr schnell."
Merlin sagte nichts und er wollte auch keine weiteren Details. Er hatte genug Fantasie, um zu wissen, was man jemanden in solch einem Fall antun konnte. Und er spürte, das es Arthur schwer fiel darüber zu reden. Merlin wollte das Ganze nicht noch schlimmer machen, als es schon war. Er wusste durch Hörensagen, das es sogar in seiner adligen Gesellschaft Leute gab, die sich antörnten, indem sie anderen beim Sex Schmerzen zufügten und sie quälten. Und insgeheim war er sehr froh, das es diesen einen Vampir gegeben hatte, der ihm ein Freund war und Arthur in dieser Zeit beistand.
Etwas, was er nie geglaubt hätte, das er einmal einem Vampir Dank schuldete, indem er einem anderen Vampir half. Arthur sagte nichts mehr und sie ritten schweigend weiter. Merlin wusste, das es dem Vampir schwer gefallen war, ihm das zu sagen und ja, es war beschämend und grausam.
Und er war sich sicher, das diese hundert Jahre; mein Gott hundert Jahre, hundert grausame Jahre. Merlin kam das fast unendlich vor, ein ganzes Leben und darüber hinaus, denn Menschen wurden in seiner Zeit selten hundert Jahre alt.
Das diese hundert Jahre, führte er seine Gedanken weiter, das diese Zeit und diese Erniedrigung und Schmerzen auf Arthurs Seele Narben hinterließ, egal wie schwarz und bösartig sie sein sollte. Er war ein Vampir, kein Mensch und er war sich sicher, das ein Mensch das alles nicht überlebt hätte und trotzdem konnte er sich vorstellen, das dies genau so schlimm für ihn war.
Merlin hatte auf seiner Reise gelernt, das sie, wie bösartig und grausam sie auch sein konnten, Vampire genau so fühlten wie Menschen. Sie konnten lieben, hassen, wütend werden und Spaß haben, lachen und beleidigt sein. Letzteres sollte man lassen, wenn man weiterleben wollte. Und deshalb glaubte er, das diese Zeit Arthur immer noch belastete, wenn auch nicht immer. Doch er wollte noch eines wissen, was er noch nie gefragt hatte.
„Arthur sag mir; wie fühlen Vampire? So wie Menschen?"
„Nein, intensiver als Menschen", sagte er „Schmerz, Sex, Hass, alles ist viel intensiver als bei Menschen. Es ist ein Fluch wie auch ein Segen, je nachdem man es betrachtet."
Merlin sagte nichts darauf. Was sollte er auch sagen? Es bestätigte ihm nur, das Arthur mehr gelitten hatte, als Menschen. Und er führte ihn jetzt genau dorthin, wo er so gelitten hatte und wo dieser verfluchte Bastard war. Und das erste Mal, sich nicht sicher warum, dachte er daran doch umzukehren, weil er wusste, das es keinen Sinn hatte, Arthur dazu zu überreden zurückzubleiben. Er würde das nie tun.
Doch als er darüber nachdachte, wusste er plötzlich eines mit Sicherheit. Dieser verfluchte Bastard von einem Vampir musste sterben, ausgelöscht werden, bevor er anderen das Gleiche antat und angetan hatte, dessen war er sich sicher.
Nein, der Drecksack musste sterben und wenn es das Letzte war, das er und Arthur tun würden und auf die Gefahr hin, das sie beide starben.
Sie mussten es versuchen und Merlin war sich sicher, das dies auch die Beweggründe von Arthur waren und natürlich, um ihm zu helfen, dies in die Tat umzusetzen. Er schaute zu dem Vampir.
„Tut mir so leid, Arthur", sagte er leise, sich bewusst, das der Vampir ihn verstand „Tut mir leid, das ich fragte. Doch wir werden nie wieder darüber reden. In Ordnung?"
„Ja, danke", bekam Merlin eine leise Antwort.
Sie ritten schweigend weiter und Merlin sah zum Himmel. Sie hatten noch einige Stunden und in der Ferne war schwaches Licht zu erkennen, ein Dorf oder eine kleine Stadt. Sie würden dort raten und Arthur ginge auf die Jagd, bevor sie sich zurückzogen und den Tag abwarten würden, bevor sie weiterzogen. Merlin war inzwischen gewöhnt, in der Nacht aktiv zu sein und den Tag über zu schlafen.
Vampir Gewohnheiten, doch er war keiner und doch empfand er diesen Tages beziehungsweise Nachtablauf schon fast normal.
Verrückt, wenn er bedachte, wie schnell man sich an etwas gewöhnen konnte. Trotz allem brauchte er die Sonne und ging oft am späten Nachmittag etwas spazieren, während Arthur sich im Dunkeln aufhielt.
Denn trotz Vampir Gewohnheiten war er ein Mensch, der sich seltsamerweise unter Vampiren sehr wohl fühlte, wenn er an Sarah und Jonas dachte. Und an Arthur, der alles andere als sein Feind war.
Er war ein Jäger, der sich unter Vampiren befand und sich dabei wohl fühlte.
Wenn das nicht verrückt war, dann wusste er es auch nicht. Alles hatte sich verändert und Merlin wusste nicht, was die Zukunft brachte und wie es weiterging, sollte er das gegen alle Wunder überleben. Er dachte nicht so weit, denn noch war sein Schicksal offen und er wusste nicht, sollte es so etwas geben, was es eigentlich mit ihm vorhatte.
Freue mich wie immer sehr auf eure Reviews. Danke. LG Pendragon 100
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...