Dunkles Schicksal
Kapitel 70
Hallo! Heute das letzte Kapitel, bevor wir einen größeren Zeitsprung machen. Ich hoffe, euch gefällt es immer noch und möchte mich bedanken für die Treuen, die mir eine Review da lassen. Das ermutigt mich immer, weiterzumachen. Danke.
LG Pendragon 100
Es war nicht einfach für Lance und Maria, das umzusetzen, was ihnen der menschliche Arzt geraten hatte. Beide stellten ihre eigene Bedürfnisse zurück und konzentrierten sich auf Arthur. Natürlich war es alles andere als leicht, ihn zu überzeugen, mit auszugehen und Spaß zu haben. Doch nach Monaten stellten sie fest, das ihre Bemühungen fruchteten. Er wurde entspannter und ein Ansatz eines Lächeln war öfter zu sehen. Er machte große Fortschritte.
Lance und Arthur sprachen oft zusammen, führten lange Gespräche und der blonde Vampir wurde vertrauter. Er fing an, Lance Dinge zu sagen, das er vorher nie gesagt hätte. Doch noch immer ließ er seine sexuellen Aktivitäten außen vor. Lance war der Erste, der bemerkte, das er leichte Aggressionen zeigte. Schließlich war wieder mal fast ein Jahr vergangen. Arthur sprach von Losziehen, um seinen Gefährten zu finden und Lance bekam Panik. Es würde auf Dauer nicht gutgehen. Wieder einmal hatte er Arthur in seinem Zimmer zu einem Gespräch.
„Arthur, spürst du es denn nicht? Gestern bist du ausgerastet, weil dich versehentlich jemand angerempelt hatte. Wenn ich nicht dabei gewesen wäre, weiß der Teufel wie das ausgegangen wäre. Du musst diese blödsinnige Abstinenz beenden."
Arthur sah ihn an. Er war fast wieder der alte, wenn man bedachte, was er durchgemacht hatte. Vielleicht lag es daran, das er ein Vampir war, das er es in kürzerer Zeit schaffte als ein Mensch. Oder weil seine Freunde sich richtig ins Zeug gelegt hatten, um ihm zu helfen. Selbst die Clanmitglieder, die Lance angewiesen hatte, Arthur den Respekt zu erweisen, hatten das befolgt. Das Verhältnis zwischen ihnen war besser, wenn auch nicht optimal.
Maria kam herein. Inzwischen verstanden Arthur und sie sich gut. Es gab Gespräche zwischen Maria und ihm und sie hatten alles geklärt. Natürlich fand Arthur die Sache mit den Beulen nicht toll, doch er sagte zu ihr, das er sie verstand, warum sie es getan hatte. Sie hatte durch ihn Merlin verloren und er wusste nur zu gut, was das für ein Gefühl war. Da Maria die letzten Sätze, die Lance sagte mitbekommen hatte, sagte nun.
„Lance hat recht, Arthur. Du willst doch nicht wieder diese ganzen Sachen machen, die du getan hast?"
„Nein. Darum tue ich es ja nicht. Sieh mal Maria, Merlin ist gegangen, weil ich ihn betrogen habe. Und ich will es nicht wieder tun."
„Das mag ja edel von dir sein, aber ist das Kind nicht schon in den Brunnen gefallen? Es ist passiert und Merlin weg. Und er wird nicht wiederkommen, egal was du tust."
„Woher weißt du das so genau?", fragte er skeptisch „Du hast Kontakt mit ihm, ja? Wo...ist...er?"
Die Hexe sah ihn an und wich seinem Blick nicht aus.
„Ich weiß es nicht", log sie „Er meldet sich ab und an und sagt, das es ihm gut geht. Kurzes Telegramm ohne Angaben, wo er sich aufhält."
„Verdammt. Ich muss jetzt los und endlich anfangen, ihn zu suchen."
„Nicht, bevor du deine Triebe unter Kontrolle hast", sagte Lance „Sonst lasse ich dich nicht fort."
Arthur lachte leise.
„Wie willst du mich denn aufhalten?"
Ja, sein Sarkasmus war wieder da, sowie seine Arroganz und freches Mundwerk. Das zeigte Lance, das sie es gut gemacht hatten, doch es wurde wieder schwierig mit ihm. Er trat auf seinen Freund zu und blieb dicht vor ihm stehen. Lance schaute zu Boden, doch dann hob er den Blick und sprach.
„Arthur, du bist mein bester Freund. Schon immer. Und du liegst mir sehr an meinem Herzen, auch wenn es tot ist. Wir haben so viel gemeinsam durchgemacht. Gute Zeiten wie auch schlechte. Und wir haben Fehler gemacht; schlimme Fehler und oft uns gegenseitig verletzt. Doch letztendlich konnte das unserer Verbundenheit in Freundschaft und Liebe nichts anhaben. Ich...wollte es dir eigentlich nie sagen und ich denke, das es dir auch nie aufgefallen ist, doch ich würde alles für dich tun, egal was du tust. Und ich mache mir stetig Sorgen um dich", er lächelte leicht „Schon immer. Du bist arrogant, forsch und denkst erst nach, wenn alles zu spät ist. Gehst Risiken ein und fällst von Zeit zu Zeit von einem Extrem ins andere. Nichts an dir ist beständig, außer vielleicht diese unmögliche Liebe zu Merlin. Ich habe alles ertragen, still und sorgenvoll. Ich weiß, das dir meine Meinung am Arsch vorbei geht und du grundsätzlich machst, was du für richtig hältst. Doch ich habe mir geschworen, dir für immer beizustehen, nachdem ich dich damals einfach im Stich ließ."
Er sah kurz zu Maria, die still zuhörte.
„Ich kann dich nicht aufhalten. Du bist mächtiger als ich, dank Sethos. Doch Maria schon."
Arthur sah sie kurz an, dann wieder zu Lance.
„Willst du mir jetzt mit den Hexenkünsten deiner Gefährtin drohen?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Verstehst du uns denn nicht, Arthur. Wir wollen dir nicht schaden, sondern helfen. Wir haben alles getan, was wir konnten, damit du wieder zu dem Arthur wirst, den wir alle kennen. Natürlich nichts Perfektes; das ist niemand. Du willst deinen Gefährten zurück? Gut, das verstehen wir und heißen das auch gut. Letztendlich muss Merlin dir vergeben, nicht wir. Ich habe alles getan, was ich tun konnte, um meinem Freund zu helfen und ich liebe dich, Arthur. Ich habe das nie oder sehr wenig gesagt, doch jetzt sage ich es dir hier und jetzt. Ich weiß, das du nicht so fühlst, doch höre doch wenigstens unserer Freundschaft zuliebe auf mich."
Arthur sah ihn lange an, dann sagte er.
„Du irrst dich, Lance. Ich liebe dich auch, nur hielt ich es nicht für wichtig, dir das zu sagen. Und ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich bin, was du für mich getan hast", er schaute zu Maria „Ihr beide. Doch ich würde Merlin wiederholt betrügen, ließe ich mich jetzt auf jemanden ein."
„Nein. Du siehst das nicht richtig, Arthur", mischte sich Maria ein „Merlin mag in deinen Augen dein Gefährte sein, aber diese ganze Gefährtensache liegt jetzt auf Eis."
„Was meinst du?"
„Ich meine, auch wenn Merlin dein Gefährte ist, ist das Kapitel jetzt geschlossen worden. Und zwar, als er dich mit Sethos erwischte. Damit war dieses Kapitel des Zusammenseins in sich zusammengebrochen. Für Merlin existiert diese Gefährtensache nicht mehr."
„Aber er ist es immer noch und wird es immer bleiben."
„Sicher", nickte sie „Doch solltest du ihn irgendwann finden und Merlin dir verzeiht, dann...dann fange mit deinem Gefährten wieder ganz neu an. So, als hättet ihr euch gerade erst gefunden. Lass das Vergangene ruhen und fange ganz von vorne an. Bis dahin lebe dein Leben; mit allen Annehmlichkeiten. Du musst ja nichts übertreiben, aber du selbst merkst doch, das es so nicht geht. Vampire reagieren eben mal so auf gewisse Sachen. Ich als Hexe wäre auch nicht begeistert, ewig keinen Sex zu haben, doch würde nicht so reagieren wie ein Vampir."
„Sie hat recht", redete wieder Lance „ Menschen töten nicht, wenn sie unbefriedigt sind. Du schon. Und dann geht das Ganze wieder von vorne los, Arthur. Sinnloses Töten, Blut und die Gilde, die dann aufmerksam wird, wenn du wieder eine blutige Spur durch die Länder ziehst. Du bist einmal davon gekommen, vielleicht dann nicht mehr. Die Jäger der Gilde sind verteufelt gut. Frag Sethos. Sie waren dir damals dicht auf den Fersen. Und was ist mit Merlin, wenn sie dich schnappen und verurteilen? Du wirst ihn dann nie mehr wiedersehen. Abgesehen davon, das du keine weitere Chance mehr bekommst, jemals glücklich zu werden."
Arthur hatte ihnen still zugehört und schaute beide lange an. Dann drehte er sich um und starrte in die Ecke. Maria und Lance warteten darauf, was er jetzt tun würde. Arthur dachte nach. Was sie sagten, hatte alles Hand und Fuß. Er musste jetzt los und Merlin suchen und konnte sich es nicht leisten, das ihm etwas in die Quere kam. Und ja. Maria hatte recht. Wenn er Merlin finden würde, dann würde er einen ganz neuen Anfang machen. Alles was bis jetzt geschehen war, warf nur einen dunklen Schatten und war nicht hilfreich für einen Neuanfang. Er hob den Kopf und drehte sich um.
„Also gut. Ich werde tun, was ihr verlangt."
Lance grinste.
„Das hört sich ja an, als würdest du es hassen, mit jemanden zu schlafen."
Er lächelte leicht; die letzte Zeit öfter, was Lance freute.
„Nein, eigentlich tue ich das sehr gerne. Zu gerne", er wurde ernst „Und ich hoffe, das Merlin eines Tages verstehen wird, warum ich jetzt nachgebe."
„Mit Sicherheit", sagte Maria „Es ist ein...nun ja, ein biologisches Problem, mal so gesagt. Ich kenne meinen Bruder und er wird den Unterschied erkennen. Du musst es ja nicht übertreiben."
„Sagt die Richtige", antwortete Arthur amüsiert „Wer schleppt Lance immer in den ersten Stock?"
Maria lächelte und sah Lance an.
„Ich bin nicht immer die treibende Kraft, nicht wahr, Vampir?"
„Ja...schon", sagte er kleinlaut, so das alle kicherten. Arthur klopfte Lance auf die Schulter.
„Also gut. Heute Abend werde ich jagen und danach mir Gesellschaft suchen. Zufrieden?"
Lance nickte und Arthur verließ sein Zimmer. Beide atmeten auf, die nächste Hürde war genommen.
Und spät am Abend trat Arthur in Begleitung eines jungen Mannes in sein Zimmer und als er das erste Mal kam, spürte er, wie sehr er das vermisst hatte. Die ganze Nacht amüsierte er sich in seinem Zimmer mit diesem Menschen und das Beste daran...
Der junge Mann verließ in den Morgenstunden munter und lebendig das Haus. Und Lance lächelte, als er dem jungen Mann nachsah und sein Zimmer schloss.
Maria und er konnten wirklich ein wenig stolz sein.
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Zwei Wochen später verließ Arthur Mailand. Der Abschied von ihm fiel Lance nicht leicht. Sicher, er würde immer wieder nach Mailand zurückkehren, doch war er auch wochenlang oder monatelang unterwegs. Lance wusste, das er Arthur nicht aufhalten konnte; er wollte Merlin. Er wusste auch, das es nicht leicht werden würde. Merlin war wütend und verletzt weggerannt und der junge Hexer würde sich so schnell nicht mehr auf ihn einlassen. Dazu war Merlin zu sehr verletzt worden und hatte eigentlich viel zu viel Negatives mit Arthur erlebt. Nicht nur die Sache mit Sethos.
Natürlich hätte Maria ihm sagen können, wo sich Merlin im Augenblick aufhielt, aber da waren sich Lance und Maria einig. Lance wollte, das er suchen musste, denn das würde ihm guttun. Und je länger er suchen müsste, umso mehr würde Arthur es schätzen, wenn er den Hexer endlich gefunden hatte. Es war so eine Art Mission, auf der er geläutert wurde. Es würde Arthur genug Zeit geben, über sich und seinen Gefühlen zu Merlin klar zu werden und was es bedeutet, einen Gefährten zu haben. Denn in dieser Beziehung, was einen für immer verbundenen Gefährten anging, war Arthur unerfahren und naiv, auch oberflächlich. Das nervige Suchen würde ihn erwachsen werden lassen.
Maria sah ihm nach, als er zum Himmel aufstieg und fragte.
„Was denkst du, wie lange er suchen wird?"
„Für immer", antwortete Lance „Wenn sich Arthur in nichts sicher ist, so ist er sich absolut sicher, was Merlin angeht. Auch wenn er bis jetzt nur Scheiße gebaut hat, was ihn angeht. Alle guten Dinge sind drei; vielleicht schaffen sie es endlich beim dritten Anlauf. Niemand weiß, wie lange es dauert, bis sie sich wiedersehen. Doch ich hoffe, wenn sie sich sehen, das sie eine Chance haben."
„Ich hoffe es", sagte sie abwesend „Für beide. Doch Merlin wird sich so schnell nicht mehr auf ihn einlassen. Er wird wohl vor ihm knien müssen."
Lance grinste.
„Das tut seiner Arroganz ganz gut, wenn er sich erniedrigen muss und bitten. Doch ich glaube eher, das Merlin sich auch dann nicht erweichen lässt. Wenn er klug ist, werbt er von Neuem um ihn, so als wäre er ihm erst begegnet. Das dauert zwar länger, doch die Chancen sind höher."
Sie nickte und küsste ihn, dann gingen sie ins Haus der Vampire. Maria blieb über Nacht, kam aber dann im Morgengrauen zu ihrem Haus. Sie schätzte ihre kleine Privatsphäre und zog deshalb nicht zu Lance, der ihr das angeboten hatte. Da sie im Sonnenlicht wandeln konnte, hätte sie tagsüber das obere Haus ganz für sich, doch sie lehnte ab. Und Lance verstand und akzeptierte es. Was blieb ihm übrig; sie hatte den Dickkopf einer Hexe.
Sie setzte sich an den Schreibtisch, nachdem sie ihre Utensilien abgelegt hatte und nahm ein Briefpapier und die Feder, begann zu schreiben.
Merlin.
Es ist schon etwas länger her, das ich dir einen Brief schreibe. Ich muss gestehen, das ein Telegramm wesentlich einfacher und schneller geht, doch die Anzahl der Wörter begrenzt. Aber das weißt du ja nur zu gut, denn du schreibst noch weniger. Wie geht es dir? Ich hoffe, das du dich von all den Dingen etwas distanziert hast und etwas glücklicher bist.
Außerdem wollte ich dir mitteilen, das dein liebender Gefährte sich auf die Suche nach dir gemacht hatte. Und er wird damit nicht mehr aufhören. Also, sei etwas vorsichtig, solltest du auf Reisen gehen; es ist eher unwahrscheinlich, das er dich in Übersee sucht.
Vieles ist hier geschehen, was du nicht weißt. Und Arthur hat sich verändert. Es würde ein ellenlanger Brief werden, wenn ich dir das schreiben würde, vorausgesetzt, du willst es hören. Was ich im Moment eher nicht glaube. Also halte die Ohren steif, bis wir uns wiedersehen. Okay, wie geht es meinen Schwestern und Serena? Ich vermisse sie und gib allen einen dicken Kuss von mir. Und Bruder? Schreibe mal, du Faulpelz.
In Liebe Maria.
Maria lächelte, als sie den Brief in ein Kuvert steckte und ein Siegel aus Wachs machte. Sie würde ihn noch heute zur Post bringen. Gedankenverloren schaute sie den Brief an und wünschte sich, das es so einfach wäre, sie zu verschicken. Sie vermisste Merlin; es war jetzt ein Jahr und sieben Monate vergangen, seit er Mailand fluchtartig verlassen hatte. Und seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Sie stand auf und machte sich ein Bad, danach schlief sie bis in den Nachmittag. Ihr Rhythmus hatte sich gravierend geändert; eigentlich lebte sie wie ein Vampir, nur ohne Blut. Gott sei Dank. Der Gedanke Blut zu trinken, fand sie widerlich; es reichte schon das Wenige, das sie bei Lance trinken musste, als er sie zu seiner Gefährtin machte.
Igitt; sie hatte tagelang den Geschmack im Mund. Doch Lance sagte ihr, das der Geschmack von Blut für Vampire so toll war, wie das Risotto ihres Lieblingsitalieners hier in der Stadt. Wer es glaubt wird selig. Sie blieb lieber bei ihrem Risotto.
Bevor sie zu Lance ging, gab sie den Brief ab und hoffte auf Antwort von Merlin.
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Sechs Wochen später stand Merlin mit Marias Brief, den der Bote gebracht hatte im Salon und las die Zeilen. Noch immer weilte er in New Orleans; die Stadt war sehr abwechslungsreich und hier im Haus der Hexen ein stetiger Trubel. Fünfzehn junge Hexen; da war immer etwas los. Es wurde gelacht, geschrien und gezankt. Hörte sich vielleicht furchtbar an, doch für Merlin die willkommene Abwechslung, um ihn von dem abzulenken, was wohl nie vergehen würde.
Seine Liebe zu diesem verfluchten Vampir, der ihm nur das Herz gebrochen hatte.
Er schnaubte unwillig, als er las und Serena hereinkam. Noch immer teilten sie das Bett von Zeit zu Zeit, doch Merlin hatte auch schon kurzzeitige Affären mit Männer, die er in den Bars getroffen hatte. Doch langfristig sich binden, kam für ihn nicht in Frage. Menschen wurden älter und das zu erklären...nein, zu umständlich.
„Was ist?", fragte sie „Schlechte Nachrichten?"
Er sah auf und machte ein grimmiges Gesicht.
„Kann man wohl sagen. Der Brief ist von Maria. Sie schreibt, das Arthur sich auf die Suche nach mir gemacht hat und nicht mehr damit aufhören wird, bis er mich gefunden hat. Na dann...viel Glück, du Idiot", zischte er.
„Das hört sich so verflucht bitter an, Merlin", meinte sie.
„Er kapiert es einfach nicht. Die Sache ist vom Tisch. Vorbei...Aus...Finito. Er sollte es darauf beruhen und mich in Ruhe lassen. Es geht mir einigermaßen gut und ich will, das es so bleibt. Keine Versprechungen und Liebesgeflüster. Sehe ich denn so blöd aus, das ich ihm wieder auf den Leim gehe?", sagte er etwas aufgebracht.
Sie hob die Hände; eine beruhigende Geste.
„Jetzt reg dich nicht so auf. Du musst ihn ja nicht sehen und er wird dich nicht finden."
„Nein", sagte er bestimmt „Wird er nicht. Ich weiß mich zu tarnen. Der Trottel weiß nicht, zu was ich fähig bin", sagte er grimmig „Hatte ihn nie interessiert."
Serena sah seine schlechte Laune und wechselte das Thema.
„Okay, was schreibt sie denn noch so?"
„Arthur hätte sich verändert", sagte er sarkastisch „Oh ja...er schläft nur noch die Woche über mit anderen und hat Sonntags frei. Ein Fortschritt."
Serena schüttelte den Kopf.
„Das hat sie bestimmt nicht geschrieben."
„Nein, würde sie auch nicht, selbst wenn es wahr wäre. Das ist eher meine Einschätzung von verändert. Er war noch nie jemand, der freiwillig zurückgetreten ist. Und erst recht nicht von dem, was er ja so toll findet und sehr oft praktiziert. Na dann...soll er viel Spaß haben."
„Du hörst dich verbittert an."
„Ist das ein Wunder? Ich habe doch mit dem Idiot nur Mist erlebt. Die große Liebe, das ich nicht lache. Wenn ich einen Roman schreiben würde", sagte er und wischte mit seiner Hand durch die Luft „Würde die Überschrift nicht heißen...die große Liebe, sondern das große Leiden eines Idioten, der nicht dazulernen wollte."
„Oh, Merlin", sagte sie nur und er antwortete leicht lächelnd.
„Sie schreibt, das sie mich vermisst und die Mädels, auch dich. Ich soll euch alle küssen von ihr."
Serena seufzte.
„Ich würde sie auch gerne sehen und ihren Gefährten. Du sagst, das er sehr gut aussieht."
Er nickte.
„Ja und er ist kein Idiot von einem Vampir. Lance ist..." er lächelte leicht „So gar nicht wie ein Vampir. Er ist attraktiv, charmant und realistisch. Maria hat gut gewählt."
„Dann schreib ihr, das sie uns besuchen soll, natürlich mit ihrem Gefährten. Jetzt da Arthur nicht in Mailand ist, wäre das doch machbar. Ich bin wirklich neugierig auf ihn. Selbst Sethos spricht nur gut von ihm. Ich möchte ihn kennenlernen."
Merlin überlegte, dann nickte er langsam. Er würde auch gerne seine Schwester sehen. Sie waren schon zu lange getrennt.
„Wenn es dir nichts ausmacht, einen Vampir zu beherbergen, dann wäre ich erfreut."
„Du sagst, das er sehr nett ist. Ich gehe mal nicht davon aus, das er meine Hexen anfällt. Würde ihm auch nicht gut bekommen."
„Nein, Lance niemals", er seufzte „ Ich hätte mich in Lance verlieben sollen. Er ist eigentlich genau das, was ich wollte. Ich meine, was Gefährten ausmacht. Stattdessen verliebte ich mich in einen Adonis mit zweifelhafter Vergangenheit und den abartigen Hang zum Sex. Klasse. Voll ins Schwarze getroffen. Vor allem, da ich ihn geheiratet habe, weil ich von Vampirbräuchen keine Ahnung hatte und eine Scheidung nicht in Frage kommt. Ich hätte das Buch vorher lesen sollen", klang er vorwurfsvoll und grimmig.
Sie seufzte wieder.
„Heute etwas gereizt?"
„Ich bin schon gereizt, wenn ich den Namen Arthur nur höre. Wahrscheinlich gibt es keinen Platz auf der Welt, wo ich ihn ganz los werde."
„Nein", sagte sie schlicht und kam auf ihn zu, blieb vor ihm stehen „Denn er sitzt eigentlich genau...hier", und legte ihre Hand auf sein Herz. Er kniff die Augen zusammen und fragte.
„Gibt es denn keinen Zauber, um ihn dort herauszureißen?"
„Nein", sagte sie „Zu kompliziert. Erinnere dich daran, das ich dir mal sagte, das man mit Emotionen nicht zaubern sollte. Das kann schlimm ausgehen. Vor allem für dich. Du musst es so schaffen."
„Klasse", zischte er wieder und sah auf den Brief „Okay, ich werde sie einladen."
Serena nickte lächelnd; die Mädchen kamen hereingestürzt, redeten alle durcheinander und sie versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen.
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Maria nahm das Stück Papier aus ihrer Tasche, als sie zu Lance kam, der sie schon im Salon erwartete. Natürlich hatte Merlin kein Brief geschrieben, sondern wieder einmal ein Telegramm geschickt. Er war und blieb ein Faulpelz, was schreiben anging. Sie lächelte und wedelte mit dem Papier in der Luft.
„Ich habe eine Überraschung", sagte sie freudig.
„Und was?"
„Wir verreisen."
Lance sah sie stirnrunzelnd an.
„Was? Wohin?"
„Amerika. Serena hat uns eingeladen und da Arthur jetzt fort ist, könnten wir eine Reise machen. Schließlich hatte ich keine Flitterwochen."
„Wie? Was für Flitterwochen?"
Sie verdrehte die Augen und seufzte.
„Flitterwochen. Mann, Frau...heiraten und dann verreisen. Viel trinken, amüsieren, glücklich sein und viel Sex."
„Vampire pflegen diesen menschlichen Brauch nicht", sagte er nüchtern. Sie kniff die Augen zusammen.
„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, geliebter Gatte; ich bin kein Vampir. Ich bin eine Hexe und ein Mädchen. Und Mädchen träumen von einer weißen Hochzeit, ein zauberhaftes Kleid und Flitterwochen. Ich hatte weder eine weiße Hochzeit, noch ein weißes Traumkleid. Nein, ich musste stattdessen Blut trinken...igitt. Und das auch noch nackt und kurz vor deinem Orgasmus."
Lance grinste und zog sie an sich.
„Erstens...du bist zu alt, um noch ein Mädchen zu sein. Zweitens, es wäre umständlich gewesen, dich in einem Hochzeitskleid zur Gefährtin zu machen. Ich brauchte Bewegungsfreiheit. Drittens, soviel ich weiß sind Flitterwochen zwei Wochen an einem Strand mit Cocktails und nachts hemmungslosen Sex. Das mit dem Sonnen am Strand können wir schon mal abhaken und ich trinke lieber Wodka. Das mit dem Sex allerdings..."
Sie schubste ihn.
„Du bist ein Ekel."
Er lachte.
„Also gut. Amerika? Du möchtest Merlin besuchen."
Sie nickte.
„Wir können mit den neuen Dampfschiffen reisen und uns eine Kabine unter Deck nehmen. Komm schon, Lance. Ich vermisse Merlin."
Er schaute sie einen Moment an, dann grinste er.
„Mit diesem Augenaufschlag kann ich ja nicht nein sagen. Also gut; ich werde Noel bitten, das er mich hier vertritt. Inzwischen ist er ja schon meine rechte Hand. Wann willst du fahren?"
Sie grinste und griff in die Tasche, beförderte zwei Tickets zu Tage.
„Übermorgen um sechs Uhr abends läuft das Schiff von Genua aus. Das heißt, das wir morgen Abend schon nach Genua reisen und dort übernachten. Am nächsten Abend fahren wir mit der San Marco nach Amerika. Es ist ein sehr schönes Schiff."
„Wie?", fragte er überrascht „Du hast die Tickets schon? Aber da wusstest du noch nicht, das ich einverstanden bin."
„Das machte mir weniger Sorgen", lächelte sie schelmisch „Wenn du jetzt nicht ja gesagt hättest, dann spätestens heute Nacht, wenn ich dich dort mit meinem Mund verwöhnt hätte", sagte sie verrucht und griff in seinen Schritt. Er zuckte zusammen und zog sie grob an sich.
„Du bist ein berechnendes, kleines Hexenbiest."
„Mhm", machte sie nur, als er sie küsste. Als Lance sie wieder zu Atem kommen ließ, raunte er in ihr Ohr.
„Aber das mit dem Verwöhnen kannst du trotzdem tun, denn ich könnte meine Meinung wieder ändern."
„Wer ist hier berechnend?"
Er sagte nichts und küsste sie wieder.
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Die Sonne war am Untergehen, als die Passagiere das Schiff im Hafen von New Orleans verließen. Maria und Lance warteten noch, bis der rötliche Feuerball ganz verschwunden war, bevor sie das Schiff auch verließen. Sie hatten eine schöne Überfahrt, fast wie ein normaler Urlaub, wenn sie sich nicht nur nachts an Bord herumgetrieben hätten. Trotz allem hatte sich Maria oft am Nachmittag auf das Sonnendeck gelegt, während Lance im Dunkeln der Kabine verweilte. Sie hatte auch angenehme Gesellschaft kennengelernt, in Form einer jungen, attraktiven Frau, die ihre Eltern in Übersee besuchte. Ihr Name war Anne und sie war sehr nett und lustig; Maria mochte sie.
Das sie am Abend Lance im schicken Anzug mit ihren Blicken auszog, störte sie nicht wirklich. Lance hatte nur Augen für sie und keine andere. Obwohl er sehr charmant zu Anne war, das sie bald einen Orgasmus bekam, wenn er sie nur ansah, belustigte sie eher als erzürnt zu sein. Lance gehörte ihr und sie gehörte ihm, wenn sie auch diese Besitzsache hasste. Doch so waren eben Vampire, sehr besitzergreifend und sie akzeptierte das, genauso, wie er ihre Ansichten akzeptierte.
Trotz allem verbrachte sie die Tage meistens mit Anne auf dem Sonnendeck mit kalten Cocktails. Sie hatten zusammen immer sehr viel Spaß, unterhielt sich und war nicht so allein und Anne hatte sie gefragt.
„Ich sehe ihren Mann nie hier auf dem Sonnendeck. Mag er keine Sonne?"
„Ach nein", hatte Maria abgewunken, nachdem sie an ihrem Drink geschlürft hatte, der eine blutrote Farbe hatte „Er ist kein Sonnenanbeter. Ich würde sagen, das er mit der Sonne eher auf Kriegsfuß steht."
„Deshalb ist er auch so blass", stellte sie fest und musste dazu sagen „Aber das steht ihm reizend, dazu noch die dunklen Haaren und diese wunderschönen, braunen Augen. Abgesehen von seiner traumhaften Figur und..."
Sie stockte, denn Maria hatte sie unverwandt angesehen.
„Oh...Entschuldigung...ich wollte das eigentlich nicht sagen. Man sollte nicht von Männer anderen Frauen schwärmen."
Maria lächelte.
„Macht ja nichts, Anne. Ist ja alles wahr. Und er ist mein Mann", was sie zu ihrer eigenen Überraschung sehr betonte. Anscheinend färbte dieser Besitzanspruch langsam ab.
„Natürlich", hatte Anne etwas kleinlaut gesagt, aber sie konnte es nicht lassen „Aber er wirkt nicht zu dünn, da er ja nie etwas zu Abend im Restaurant isst. Ich kann es ja nicht mit Bestimmtheit sagen, denn wenn ich ihn mal in der Badehose sehen würde, dann..."
„Verzeihung", sagte sie wieder, da sie bemerkte, das sie es wieder tat.
Maria schmunzelte. Denn sie war nicht die Einzige gewesen, die ihm nachgeblickt hatte, wenn sie abends zum Essen gingen oder an die Bar. Abgesehen davon, das er wirklich sehr gut aussah, war da ja noch diese vampirische Anziehungskraft, die er ausstrahlte. Da er auf diesem Schiff nicht wie üblich jagen konnte, versorgte Maria ihn. Das sie damit fast jeden Abend Sex hatten, fand sie eine willkommene Beilage.
„Ich denke, ich gehe noch jagen, bevor wir zu Merlin kommen", sagte er, als er ihre Reisetaschen anhob „Ich habe wirklich Hunger."
„Da du ja nur wenig von mir genommen hast, ist das ja klar. Okay, ich warte hier auf dich. Beeil dich und lass die Leiche nicht liegen", sagte sie leise.
„Es wird keine geben. Bis gleich", und weg war er. Er kam bald zurück, hatte sich an zwei gelabt, damit beide überlebten. Er wollte nicht schon am ersten Tag übertreiben. Arthur hätte das weniger gestört.
Doch nun klopfte Maria an die Tür, mit einem Lächeln von freudiger Erwartung, endlich Merlin und alle anderen wiederzusehen. Serena öffnete die Tür und schrie auf, als sie Maria sah. Natürlich kamen alle angerannt; es entstand ein schlimmer Tumult. Maria trat ein, umringt von den Mädels, die mal wieder alle durcheinander sprachen und sie drückten.
„Ähm...Maria!", rief Lance, denn er stand immer noch draußen. Er konnte ohne Einladung nicht hinein. Maria lachte und sah zu Serena.
„Könntest du bitte...?"
„Klar doch", grinste sie und ging an die Tür. Sie musterte Lance von oben nach unten und nickte anerkennend.
„Heiß."
„Wie bitte?"
Sie lachte und schüttelte den Kopf.
„Wo sind nur meine Manieren geblieben? Bitte...kommen sie herein."
Lance seufzte, nahm die beiden Taschen und trat in das schmucke Haus. Das würde lustig werden. So viele Mädchen und alle Hexen. Er hatte das Gefühl in die Höhle des Löwen zu treten. Im Foyer stellte er die Taschen auf den Boden und sah sich um. Serena kam zu ihm.
„Also; sie sind Marias bessere Hälfte. Vampir, nicht zu übersehen. Sie haben immer so eine frische Farbe im Gesicht", sagte sie scherzhaft „Kommt wohl von der einseitigen Ernährung."
„Wahrscheinlich."
„Ich bin Serena. Angenehm."
„Freut mich sehr", sagte er mit einer höflichen Verbeugung. Er schaute zu Maria, die immer noch umlagert war und fragte.
„Sind das alles Hexen?"
„Ja, doch wir haben noch einen jungen Hexer und natürlich Merlin. Alle mit sehr viel Magie ausgestattet. Nervös?"
„Nun ja", antwortete er verdrießlich „So wie in der Höhle eines Löwen. Ich denke, das andere meiner Art wohl jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden."
Serena lachte und rief die Bande zur Ordnung.
„Genug. Sie ist ja noch länger hier. Das hier ist Lance, Marias Gefährte."
Nun kamen die Mädchen zu ihm, musterten ihn ungeniert und gurrten um ihn herum. Er fühlte sich etwas unbehaglich, als sie ihren Kommentar abgaben.
Hey, Maria...er ist heiß. Ist er so gut, wie er aussieht? Hhm...lecker.
Er sah hilfesuchend zu seiner Gefährtin, die ihn lachend die Treppe hoch zog und rief.
„Wir kommen gleich wieder, bringen nur das Gepäck hoch."
Oben in Marias Zimmer fragte er.
„Das sind alles Hexen mit viel Magie. Ich bin wohl der einzige Vampir, der sich hier ins Haus traut. Das wird ja noch lustig."
„Sethos war auch schon oft da", antwortete sie „Und bedenke, Arthur lebte lange hier. Die Mädchen wussten ihn zu schätzen."
„Für Arthur war das hier wahrscheinlich das Paradies. Was?"
Sie nickte.
„Ja. Meine Schwestern fackeln nicht lange herum; er hat sie alle beglückt."
„Was auch sonst."
„Sie sind mein Clan, so wie du deinen in Mailand hast und meine Schwestern. Du brauchst keine Bedenken zu haben. Sie werden dir nichts tun; du bist mein Gefährte und Serenas Gast."
„Gut zu wissen", sagte er kleinlaut und sie lachte.
Vampire mochten Hexen wegen ihres Blutes, das anscheinend köstlich für sie war, doch bei mächtigen Hexen hatten sie leider das Nachsehen, wenn die sauer wurden. Das wusste Lance nur zu gut. Und Lances vampirischer Instinkt läutete die Alarmglocken, sich nun unter Hexen aufzuhalten.
Als sie kurz darauf wieder herunterkamen, stand Merlin im Foyer und lächelte. Maria rannte auf ihn zu und fiel ihm in seine Arme. Sie küsste ihn stürmisch und lachte.
„Langsam, Schwesterlein. Ich freue mich auch", sagte er. Lance kam langsam näher und sie ließ ihn los. Merlin nickte Lance zu.
„Hey, Lance. Herzlich willkommen in New Orleans."
„Danke. Schön dich zu sehen."
„Gehen wir in den Salon", sagte Merlin „In einer Stunde gibt es etwas zu essen. Wird wohl heiß am Tisch heute hergehen", grinste er.
Im Salon machte er ihnen drei etwas zu trinken und Maria musterte ihn. Er sah gut aus, sein Gesicht sonnengebräunt, was ihm gut stand auf seine dunklen Haaren. Insgesamt machte er einen guten Eindruck, doch Maria wusste, das der Schein trog. Merlin litt unter der unschönen Trennung von Arthur. Vielleicht nicht mehr so schlimm wie die erste Zeit, doch das würde nie vergehen.
„Wie geht es dir, Merlin?", fragte sie deshalb.
„Gut", antwortete er und gab ihnen ihr Glas „Die Mädels halten mich auf Trab. Inzwischen fast alle in ihrer Ausbildung fertig, fordern sie mich meistens zum Duell", erzählte er amüsiert „Nur zum Spaß."
Er wandte sich an Lance.
„Ist nicht einfach für einen Vampir unter so vielen Hexen?"
„Es geht. Sie wollen mir ja nichts tun."
„Nein, solange du nicht ihrem Blut hinterher jagst", antwortete Merlin.
„Das würde ich nie tun. Es würde die Gastfreundlichkeit von Serena beleidigen. Ich werde ihre Gastfreundlichkeit nicht beschmutzen, indem ich so etwas tue. Das weißt du ganz genau."
Merlin grinste.
„Eine typische Lance Antwort. Ich hätte mich mehr mit dir befassen sollen, anstatt...mit anderen."
„Hey, Bruder. Hör auf, ihm Komplimente zu machen; er ist mein Gefährte."
Sie lachten alle drei, bis Lance sagte.
„Arthur ist unterwegs, um dich zu suchen."
Der junge Hexer wurde ernst.
„Das weiß ich. Maria hat es mir geschrieben. Ihr habt ihm hoffentlich nicht gesagt, wo ich bin?"
„Nein", sagte Lance „Natürlich nicht. Es ist eine Sache zwischen euch und wir mischen uns da nicht ein. Doch du solltest einiges über ihn erfahren."
Merlin hob die Hand, nachdem er Maria einen Seitenblick zuwarf.
„Nein. Hör mal, Lance. Ich habe euch hierher eingeladen, um euch zu sehen und ein paar schöne Tage zu verbringen. Ich möchte absolut nichts von einem gewissen Vampir hören. Klar?"
„Aber er hat sich geändert, Merlin. Er ist..."
„Lance!"
Er drehte sich nach Maria um, die jetzt sagte.
„Lass es! Du hast selbst gesagt, das wir uns nicht einmischen. Merlin hat recht. Wir sind wegen Merlin und den anderen hier und nicht deswegen."
„Aber..."
Merlin legte eine Hand auf Lances Schulter.
„Ich weiß, das du es nur gut meinst, aber lass es. Dieses Kapitel ist geschlossen und ich möchte es geschlossen halten. Ich betrachte mich nicht als Gefährte von einem Vampir. Ich bin frei und beginne von Neuem. Und da es noch sehr hart für mich ist, bitte ich dich, keine frisch verheilten Wunden aufzureißen."
Lance nickte.
„Wie du willst, Merlin. Tut mir leid."
„Muss es nicht. Also...was habt ihr so getrieben?", fragte Merlin.
Sie erzählten von ihrem Leben, vermieden es aber, Arthur zu erwähnen. Merlin hatte sich klar ausgedrückt. Für ihn war es noch nicht vorbei, das wusste Maria. Es würde nie vorbei sein, doch er bemühte sich, sein Leben zu leben. Und er wirkte jetzt nicht gerade am Boden zerstört. Sie kam zu der Erkenntnis, das dieser verrückte Hexenladen ihm wirklich gut tat. Serena kam herein und bat zum Abendessen. Merlin stellte ihnen noch Trystan vor und während des Essens ging es munter zu.
So wie Maria und Merlin damals in Vampirkreise stolperten und von allem keine Ahnung hatten, so fühlte sich jetzt Lance unter Hexen. Sie waren ja gar nicht so garstig, wie Vampire von ihnen sprachen. Und alle sehr hübsch und charmant, stellte Lance fest. Kein Wunder, das Arthur nicht widerstehen konnte, doch sein Name fiel hier am Tisch wohl nicht. Alle wussten, das Merlin gerade eine schlimme Phase durchmachte und darüber zu reden, das er sich mit den Mädchen amüsierte, würde nur Öl ins Feuer gießen. Zumal alle den Anstand hatten, nicht darüber zu reden. Sie mochten Merlin viel zu gerne; er war einer von ihnen.
„Du könntest uns deinen Gefährten ruhig mal ausleihen", sagte Maya lächelnd zu Maria.
Maria lachte und sah Lance liebevoll an, der etwas verlegen war.
„Tut mir leid, Schwestern. Ich teile ja sehr gerne mit euch, was Kleider und Schmuck oder Schuhe angeht, aber bei meinem Gefährten bin ich sehr geizig."
Sie kicherten und Sina fragte.
„So gut ist er?"
„Besser", grinste Maria. Lance räusperte sich und wandte das Wort an alle, die ihn amüsiert ansahen.
„Meine Damen. Ich bin anwesend. Würden sie es bitte unterlassen, von mir zu reden, während ich am Tisch sitze? Auch wenn ich nichts esse."
„Uhh...sehr höflich", grinste Serena „Das gefällt mir. Wo hast du ihn nur gefunden?"
„Also...Leute", sagte jetzt Merlin belustigt „Lasst ihn jetzt zufrieden. Ihr macht ihn ja ganz verlegen. Das ist nicht höflich."
„Wo steht geschrieben, das Hexen höflich sind, Merlin?", rief Maya. Merlin zeigte mit dem Finger auf sie und lächelte.
„Pass auf, sonst mache ich dich beim nächsten Duell fertig."
Alle lachten und Maya zog einen Schmollmund. Serena, die neben Merlin saß, legte eine Hand auf seine und Lance hob überrascht die Augenbrauen, als er es bemerkte. Später, als sie nach oben gingen und in Marias Zimmer waren, sagte er.
„Merlin versteht sich wohl gut mit Serena."
Maria nickte, während sie ihr Schlafgewand aus dem Schrank holte.
„Sie war unsere Lehrerin, als wir Magie bekamen. Sie hat uns fünf Jahre lang alles gelehrt. Ihr verdanken wir, das wir unsere Magie so perfekt anwenden können und sie unter Kontrolle haben. Außerdem schläft er mit Serena."
Lance sah sie fassungslos an.
„Er...Er schläft mit ihr? Merlin?"
Maria kicherte über seinen Gesichtsausdruck.
„Yep, das hatte an unseren Fest angefangen. Irgendwie sind sie zusammen im Bett gelandet. Wahrscheinlich wegen Serenas besonderer Bowle oder weil sie es einfach wollten. Ich habe mich auch gewundert, doch anscheinend schläft er auch mit Frauen, so wie viele in der Mythenwelt sich mit beiden Geschlechter einlassen. Doch ich denke, er bevorzugt Jungs doch mehr."
„Liebt er sie?"
„Nein. Das ist nur Spaß. Serena weiß, wen Merlin liebt. Es ist eine unkomplizierte Liebelei, die nur auf Sex beruht. Hexen binden sich nicht gerne und da ist Serena keine Ausnahme. Im Gegensatz zu Menschen binden sie sich nicht emotional, wenn sie zum Spaß das Bett teilen. Sie sind Freunde und werden nie mehr sein. Zumal wir alle wissen, wer Merlins Herz besitzt."
„Hörte sich nicht so an", meinte er „als wir uns im Salon unterhielten."
Maria legte ihre Kleider auf das Bett und kam auf ihn zu.
„Lance. Merlin liebt den Trottel, den du Freund nennst. Ich weiß das. Und es ist ja wohl klar, das Merlin nach so kurzer Zeit nicht einlenkt. Und außerdem unterlasse diese Versöhnungsversuche; das ist nicht der Sinn unserer Reise. Wir mischen uns da nicht ein, das hatten wir besprochen."
Er seufzte.
„Ja, hast ja recht. Ich werde nichts mehr sagen."
„Gut", lächelte sie und küsste ihn. Sie ging zurück zum Bett und er fragte.
„Was hat es mit der...Mythenwelt auf sich? Den Begriff habe ich noch nie gehört."
Maria drehte sich um und runzelte die Stirn.
„Es ist seltsam, das du diese Frage stellst, da du ja zu ihr gehörst."
„Wie? Was meinst du?"
Sie kam wieder auf ihn zu.
„Du denkst doch nicht wirklich, das Vampire und Hexen die einzigen übersinnliche Lebewesen sind? Oder?"
Er schaute sie überrascht an.
„Nicht?"
Maria verdrehte ihre Augen.
„Also wirklich. Du lebst seit achthundert Jahren und ich erst seit...", sie überlegte einen Moment „achtundsechzig Jahre? Und du weißt nichts von den anderen?"
„Nein", sagte er ehrlich.
„Hexen schon. Sie interessieren sich für viele Dinge und sind gerne auf dem Laufenden. Nun ja, einige ältere Vampire auch, wie Sethos. Aber anscheinend ist er die Ausnahme", sie schüttelte den Kopf „Ihr Vampire seid wirklich zu arrogant, um noch Raum für andere zu lassen. Du wusstest ja nicht einmal, das es Hexen gibt."
„Vampire bleiben gerne unter sich", verteidigte er sich „Welche anderen?"
„Mal überlegen. Ich selbst habe noch keine anderen gesehen. Serena schon und kennt sie. Da gibt es Lykanthropen und Wassernymphen. Auch Nekromanten und andere."
„Lykant...Was?"
„Werwölfe", lächelte sie „Wesen, die sich von Menschen in Wölfe verwandeln können."
„Nein. So etwas gibt es nicht. Das wäre ja unnatürlich."
„Sicher", sie lachte leise über seine Antwort „Denkst du wirklich, tot zu sein und trotzdem zu leben wäre natürlich? Wo habt ihr nur diese Ignoranz her? All diese Wesen gibt es und sie bleiben im Verborgenen, so wie wir. Doch ich denke, das sie wenigstens in der Mythenwelt bekannt sein sollten. Schließlich gehören sie ja irgendwie zu uns."
„Wölfe zu uns?", fragte er fassungslos.
Sie schaute ihn abschätzend an.
„Weißt du eigentlich, das Vampire nicht sehr beliebt sind in der Mythenwelt? Sie haben den Ruf, grausam, arrogant, ignorant und selbstgefällig zu sein. Und grundsätzlich nur an Blut und Sex interessiert."
„Warum? Das stimmt doch gar nicht. Ich bin weder grausam noch arrogant."
Sie grinste.
„Du vielleicht und einige andere. Doch im Großen und Ganzen haben sie recht."
„Nein", sagte er betont.
„Doch. Du siehst es nur nicht, doch so sind Vampire. Sie denken, sie sind etwas Besseres."
„Warum sollte das so sein?"
„Weil ihr so arrogant seid und denkt, ihr hättet die absolute Macht und seid einzigartig. Dann habe ich hier eine Nachricht für dich. Ihr seid es nicht."
„So ein Schwachsinn."
„Zumindest Arthur denkt das. Er ganz bestimmt. Arthur denkt, das er ein einzigartiges Wesen ist und du anscheinend auch. Mag ja sein, aber es gibt auch andere, die genauso übersinnlich und einzigartig sind."
„Und es gibt diese Wölfe tatsächlich?"
„Ja, ein Rudel lebt sogar hier in der Nähe. Im Bayou, ein Sumpfgebiet und Wälder hier in der Nähe von New Orleans."
„Kann man sie sehen?"
„Nein, sie sind sehr misstrauisch und bleiben unter sich. Die meisten von ihnen. Es ist schon ein Wunder, das Hexen und Vampire sich gesellschaftlich näher sind. Und noch seltener, das Hexen sich mit Vampiren verbinden, denn normalerweise sind sie sich gegenüber nicht wohlgesinnt."
Lance sah sie skeptisch an, doch er wusste, das sie ihm keinen Bären aufband. Warum sollte sie das tun? Tatsache blieb allerdings, das Vampire wirklich dachten, sie wären einzigartig. Das sie Hexen teilweise kannten, lag wohl daran, das sie von ihrem Blutgeruch angezogen wurden und feststellen mussten, das sie ganz schön fies werden konnten. Und Magie hatten.
„Das wusste ich wirklich nicht", sagte er „Hexen sind da wohl etwas offener."
„Und neugieriger", grinste sie und zog sich aus „Wir reden morgen weiter. Ich bin müde und habe Probleme mit dem Zeitwechsel. Du nicht?"
„Schon, ich bin auch müde, obwohl es Nacht ist."
„Das liegt daran, das in Mailand jetzt Tag ist und du normalerweise schläfst."
„Klar."
„Dann ab ins Bett. In ein paar Tagen haben wir uns angepasst."
Sie kontrollierte die Fensterläden und Lance legte sich ins Bett. Sie war immer sehr darauf bedacht, das er sicher war.
„Alles klar", sagte sie und kam ins Bett, kuschelte sich an ihn.
„Ich bin so glücklich, Merlin zu sehen", sagte sie an seiner Schulter „Und Zeit mit ihm verbringen kann."
Lance sagte nichts. Aber er wusste, das noch jemand sehr glücklich wäre, ihn zu sehen. Jemand, der ihn jetzt in ganz Europa suchte und ihn nicht fand. Merlins Reaktion war nicht sehr ermutigend, als Lance von Arthur erzählen wollte. Anscheinend war er tiefer verletzt, als Lance annahm. Merlin hatte, so wie er sich anhörte, einen Schlussstrich gezogen.
Lance hoffte, allein schon wegen Arthur...nicht für immer.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...