Dunkles Schicksal Kapitel 2

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Dunkles Schicksal


Kapitel 2



Merlin wartete unten in der großen Halle auf seine Schwester, eine Woche war vergangen und es war Samstag und der große Tag für sie, der Frühlingsball. Er war es schon gewöhnt immer auf sie zu warten, anscheinend brauchten Frauen länger bis sie fertig waren. Merlin trug schwarze elegante Hosen, ein weißes Hemd mit Stehkragen und einen festlichen, schwarzen Gehrock, dazu einen schwarzen, glänzenden, langen Umhang. Und er hatte eine schwarze Maske in der Hand, die er dort tragen würde. Maria hatte sie besorgt und Merlin hatte seine liebe Not ihr beizubringen, das er keine Federn an seiner Maske wollte. Sie fand das toll, war ja klar. Aber er wollte nicht auffallen.

Er war seit dem Zusammenprall mit dem Vampir nicht mehr auf der Jagd gewesen, andere Dinge hatten Vorrang. Er musste sich um private Angelegenheiten und auch um geschäftliche Dinge kümmern. Sein Anwesen hatte einen Verwalter, der aber auch mit Anliegen kam, die er klären musste. Wenn der Verwalter etwas ändern wollte, brauchte er die Zustimmung des Gutsbesitzers. Merlin war damals mit dreiundzwanzig Jahren viel zu jung gewesen, um so eine Verantwortung zu übernehmen, als sein Vater starb, doch er hatte keine Wahl. Auch seine Schwester war darin verwickelt und sie war erst recht zu jung gewesen. Zumal das nichts für junge Mädchen war; die Geschäftswelt und auch das Verwalten des Vermögens war nicht so leicht.

Doch inzwischen hatte er das im Griff, war doch der Anfang sehr schwer gewesen. Aber der Anwalt der Familie und guter Freund seines Vaters half ihm, diese ganze Erbschaft samt Titel zu bewältigen. Inzwischen machte ihm niemand mehr etwas vor, hatten sie doch am Anfang versucht ihn über den Tisch zu ziehen, seine Naivität ausnützend.

Doch Merlin war jetzt ein knallharter Geschäftsmann und ein eiskalter Jäger dazu. Er verzog keine Miene, wenn er die Vampire pfählte. Und ärgerte sich immer noch, das ihm der Vampir vor einigen Nächten entwischt ist. Er wusste nicht wer er war, es war zu dunkel um etwas zu erkennen. Aber es schien ihm Spaß gemacht zu haben, ihn wissen zu lassen, das er nicht getroffen hatte. Er schaute zur Treppe, die das Mädchen hinab kam und zu ihm sagte.

„Die Contessa wird gleich kommen."

Er nickte und das Mädchen verschwand. Wieder ging er hin und her, seine Hände hinter seinem Rücken verschränkt, in der er immer noch die Maske hielt. Doch dann blieb er stehen, Maria kam herunter und sie sah umwerfend aus. Ihr dunkles Haar kunstvoll nach oben frisiert und in einem roten Kleid, das dezent mit Gold abgesetzt war, das sehr im Kontrast zu ihrem Haar stand. Auch sie trug eine Maske in der Hand, die rot und golden war, wie ihr Kleid. Merlin lächelte.

„Wenn ich dich so anschaue, hat sich das Warten gelohnt. Du siehst umwerfend aus und ich werde wohl auf dich aufpassen müssen."

Sie wurde ernst und schaute ihn drohend an.

„Komm mir nicht so, Merlin. Das Letzte was ich will, ist das mein Bruder den ganzen Abend hinter mir steht. Was würden meine Freundinnen und alle anderen sagen? Das ist beschämend und außerdem würde mich niemand von den Männern ansprechen, die haben doch alle Angst vor dir. Wage es nur nicht. Ich bin kein kleines Kind mehr."

Merlin lachte und hielt ihr elegant seinen Arm hin.

„Darf ich bitten Seniorita, die Kutsche wartet."

Sie schaute ihn an, sagte dann etwas flehend.

„Versprich mir, nicht den ganzen Abend an meiner Seite zu sein. Sie werden denken, du bist mein Begleiter."

„Das bin ich doch."

„Ja, schon", lenkte sie ein „Aber die jungen Männer werden dann nicht mehr mit mir tanzen wollen."

Merlin seufzte theatralisch.

„Okay, ich werde mich im Hintergrund halten, aber ein Auge auf dich haben."

Sie küsste ihn auf die Wange, nahm seinen angebotenen Arm. Fröhlich und erleichtert sagte sie auf dem Weg nach draußen.

„Okay, Deal."

„Deal?"

„Das ist englisch und heißt Abkommen", belehrte sie ihn „Wir haben ein Abkommen." Er lachte.

„Das weiß ich doch, Maria. Denkst du, Vater hat umsonst darauf bestanden, das wir mehrere Sprachen lernen?"

Sie schaute zu Boden, ein wenig traurig darüber, was Merlin sagte. Noch immer vermisste sie ihre Eltern; es war ja auch noch nicht so lange her.

„Nein, wir sind Adlige und sollten so etwas beherrschen", sagte sie leise „ Und...ich vermisse sie so schrecklich."

Merlin blieb stehen und schaute sie an, hob ihr Kinn mit seinen Fingern an, so das sie ihn anschauen musste. Es war für ihn auch nicht leicht gewesen, doch Maria nahm es damals sehr schwer. Er verarbeitete das besser, indem er diejenige vernichtete, die seine Eltern auf dem Gewissen hatten. Es gab ihm so eine Art Genugtuung.

„Sie wären sehr stolz auf dich, Maria und was du für eine schöne, junge Frau geworden bist."

„Auf uns beide, Merlin. Du", sie schaute sich um „kümmerst dich um alles, bietest mir das Leben, das ich gewöhnt war. Ich habe dir nie dafür gedankt, das du alles hier regelst und ich mich um nichts kümmern muss."

„Musst du nicht, ich liebe dich Schwesterlein und ich will, das du glücklich bist. Sich mit den kauzigen Bankiers und langweiligen Geschäften abzugeben würde dir nicht gefallen, glaube mir."

Sie schaute ihn mit ihren dunkelbraunen Augen an und lächelte leicht.

„Ich liebe dich auch, Merlin."

Er gab dem Diener einen Wink, der die Tür der Kutsche öffnete.

„Komm jetzt, du willst doch tanzen."

Sie nickte und er half ihr in die Kutsche, setzte sich auf die andere Seite. Dann fuhren sie los und Merlin nickte in der Dunkelheit leicht. Heute würde er diesen Vampir sehen und hatte sich vorbereitet.

Er fragte sich, ob er das auch getan hatte, denn inzwischen war klar, das jemand hinter ihnen her war. Einige seiner Leute sind nie wieder nach Hause gekommen.


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Viele Kutschen fuhren durch das große Tor und hielten nacheinander vor der Tür an, so wie jetzt Merlins Kutsche. Er stieg aus und reichte Maria die Hand, als sie auch ausstieg. Diener hielten die Tür auf, verbeugten sich leicht und die beiden schauten sich um. Dieser Ball gab Marquesa Sofia Canero, eine sehr reiche Familie, berühmt für ihre Bälle. Der ganze Hochadel tummelte sich dort.

„Maria", hörten sie jemanden rufen und eine brünette, junge Dame in einem grünen Kleid kam auf sie zu, begleitet von einem älteren Herrn, der vermutlich ihr Vater war. Maria lächelte

„Carmen."

Merlin machte eine leichte Verbeugung zum Gruß.

„Senior Mardena, nett sie zu sehen."

Der ältere Mann erwiderte seinen Gruß und schmunzelte, als er seine Tochter anschaute.

„Tja, was macht man nicht alles für die jungen Damen, Conde. Carmen würde wirklich unglücklich sein, wenn sie diesen Ball verpassen würde."

„Wie recht Sie doch haben", antwortete Merlin mit einem Seitenblick zu Maria, die jetzt sagte.

„Jetzt tut doch nicht so, als würdet ihr euch nicht auch amüsieren."

„Haben Sie die neuen Börsenberichte schon gelesen, Conte?", fragte der Geschäftsmann, ohne darauf einzugehen.

Maria schaute erbost zu Carmen und seufzte.

„Ball und Geschäfte, sie werden sich nie ändern. Merlin, lass uns doch hineingehen."

Merlin nickte und bot ihr seinen Arm und sie beugte sich zu ihm, als sie die breite Treppe hoch stiegen, die in das große Haus führte.

„Hör bloß auf, heute über Geschäfte zu reden."

„Ich muss ihm doch Antwort geben, das wäre sehr unhöflich, Maria...wir sind Hochadel."

„Manchmal wünschte ich, wir wären es nicht und könnten so sein wie zu Hause", seufzte sie „Dieses ganze höfliche Getue und man kann nicht sagen und machen was man will, weil es gegen die gesellschaftliche Etikette verstößt."

Merlin lächelte und nickte einigen zu, die ihn grüßten.

„Dann könntest du nicht solche Kleider tragen, wenn du ein einfaches Bauernmädchen wärst. Du könntest tun was du willst und sagen, was du willst. Doch nie auf einem Ball tanzen."

„Auch wieder wahr", antwortete sie und neigte leicht den Kopf zum Gruß.

Merlin lächelte, er kannte seine Schwester. Sie war nicht hochnässig oder herablassend, so wie andere ihres Standes. Doch was Kleider und Schmuck anging und alles andere was Frauen so mochten, unterschied sie sich nicht. Auch sie liebte schöne Kleider und Schmuck und was dazu gehörte.

An der Tür stand der Marques mit seiner Frau und begrüsste die Gäste. Er lächelte, als Merlin und Maria auf ihn zukamen.

„Conde del la Vega. Wie immer bin ich hocherfreut, sie in meinem Haus begrüßen zu dürfen und auch ihre wunderschöne Schwester. Ich hoffe, sie werden sich amüsieren. Willkommen."

„Mir Sicherheit, Marques", antwortete Merlin und schaute zu seiner Frau, lächelte.

„Und sie meine Dame sehen mal wieder wunderbar aus."

„Oh, sehr freundlich Conde".

Sie gingen weiter und erreichten den großen Saal, Maria kicherte und sagte leise.

„Ich hoffe, ich werde nicht so fett sein, wenn ich in ihrem Alter bin."

„Maria, also wirklich."

„Ja, ich weiß", antwortete sie und schaute ihn kurz an „Aber müssen sie alle so aussehen?"

„Adel, gutes Leben und kein Sport", erklärte er ihr leise, während sie den Ballsaal betraten „Das finden sie zu anstrengend. Wir reiten und machen sonst was und essen nicht alles, zumindest nicht tonnenweise Schokolade oder Kuchen."

Er musste trainieren, denn Vampire waren schnell und gewitzt. Ein Fehler konnte ihn das Leben kosten. Und Merlin trainierte hart, war ein Meister im Umgang mit der Armbrust und dem Schwert.

„Zum Glück, denn ich möchte so bleiben wie ich bin", antwortete sie.

Maria war etwas kleiner wie Merlin, schlank und zierlich. Sie hatte das dunkle Haar ihrer Mutter und auch die braunen Augen. Merlin dagegen hatte blassblaue Augen, sein Vater sagte ihm einmal, das in ihre Blutlinie in der Vergangenheit jemand dazwischen geraten war. Einer seiner Urgroßväter war mit einer Engländerin verheiratet gewesen und das schlug wohl in den darauffolgenden Generationen manchmal durch.

Sie lächelte und schaute sich mit großen Augen um und sie blieben am Eingang einen Moment stehen. Der Ballsaal war groß und schön geschmückt, aber Merlin interessierte das eher wenig, er schaute sich nach einer bestimmten Person um. Sie hatten nun ihre Masken an, aber die meisten erkannten sie auch so. Alles was Rang und Namen hatte war anwesend. Etwas erhört saßen die Musiker, die gerade einen langsamen Walzer spielten. Sie hatten im Foyer ihre Masken aufgesetzt, denn jeder trug jetzt so eine Maske, manche mit Federn oder Edelsteinen, was die Frauen anging. Männer trugen da eher nur schwarz.

„Du kannst jetzt gehen", sagte sie zu ihrem Bruder und schaute auf ihre Tanzkarte. Einige junge Männer beobachteten sie, wahrscheinlich warteten sie auf eine Gelegenheit, sich in ihre Tanzkarte einzutragen. Merlin schaute sie einen Moment an und sagte eindringlich.

„Maria, du verlässt nicht den Saal und gehst in den Garten, ohne das ich dabei bin, verstanden? Wenn du an die Luft willst, sage mir Bescheid."

Es war dunkel und die Vampire hatten jetzt freie Bahn. Und waren sehr einfallsreich, in einen Garten einzudringen. Mauern würden sie nicht aufhalten und Merlin wollte auf keinen Fall, das sie allein nach draußen ging und wenn nur zum Luft schnappen.

Sie verdrehte die Augen.

„Jaaa, ist gut", sagte sie etwas genervt „Verschwinde jetzt und such dir ein Mädchen. Carmen ist bei mir, also?"

Merlin schaute zu ihrer Freundin, die ihm aufmunternd zulächelte. Er nickte und drehte sich um, schweifte ständig mit seinen Augen durch den Saal, während er ihn langsam durchschritt, hier und da stehen blieb und ein paar Worte wechselte. Er war hier; Merlin spürte es fast körperlich, als hätte er einen Sinn dafür.

Langsam ging er durch die Reihen, nickte hier und da jemanden freundlich zu und sondierte die Umgebung.

Er würde ihn finden oder er fand ihn.


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Lance stand mit Arthur auf der Empore, etwas im Schatten und beobachteten das Geschehen im Ballsaal. Beide waren festlich gekleidet, so ähnlich wie fast alle Männer hier; schwarzer Gehrock, weißes Stehkragenhemd und dunkle Hosen und beide trugen eine schwarze Maske.

„Denkst du, er wird kommen?", fragte Lance in die Stille, während er über die Leute schaute.

„Warum nicht? Wenn er nachts uns den Garaus machen will, was hält ihn davon ab sich auch zu amüsieren. Er ist jung nach deiner Aussage."

„Carlo wird schon wissen, wer er ist. Deshalb habe ich ihn mitgenommen. Er hält den Eingang im Auge. Ich glaube, er ist der einzige Vampir, der ihn gesehen hat und noch lebt."

„Das spricht für ihn", schmunzelte Arthur und Lance schüttelte den Kopf, als er ihn ansah.

Er nahm das nach seiner Ansicht nicht so ernst mit dem Jäger. Und obwohl er ihn fast gehabt hätte. Als Arthur ihm das erzählte, standen ihm die Nackenhaare hoch; so dicht war er an ihn heran gekommen? Arthur hatte nur gegrinst und die Schultern gezuckt, manchmal erinnerte er ihn an Gwaine. Und doch hatte Arthur alle Jäger getötet, die jemals hinter ihm her waren und es waren nicht wenige. Carlo kam eiligst auf sie zu und sagte, als er sie erreichte.

„Da ist er, Lance."

„Wo?" Das war Arthur, der fragte und jetzt aufmerksam über die Menschen sah.

„Dort", sagte Carlo und zeigte in eine Richtung „Am Eingang steht er, das Mädchen mit dem roten Kleid steht neben ihm und spricht mit ihm."

Arthurs Blick blieb an der schlanken, großen Gestalt hängen. Er hatte schwarzes, lockiges Haar und strahlte ein gewisses Flair aus, als er mit dem Mädchen sprach. Und Arthur bemerkte, das er immer suchend durch den Saal schaute. Er war auf der Suche, auf der Suche nach ihm. Und noch etwas fiel dem Vampir auf, er war elegant und sah aus der Ferne nicht schlecht aus, etwas was man von den anderen Jäger nicht so behaupten konnte. Er fragte, ohne den Blick von Merlin zu nehmen.

„Bist du sicher, Carlo?"

Dieser nickte eifrig, obwohl Arthur ihn nicht ansah und nur den jungen Mann im Blick hatte.

„Hundertprozentig, das Gesicht vergesse ich nie und auch nicht den Pfeil, der haarscharf an mir vorbeizischte. Der Typ ist gefährlich. Ich drehte mich um und schaute ihn einen Moment an, bevor ich verschwand, der war eiskalt und legte wieder auf mich an. Ich machte, das ich wegkam. Er ist es, ganz sicher."

Arthur grinste.

„Nun, eigentlich ist er eine Augenweide und so ganz mein..."

„Verdammt Arthur, du sollst ihn umlegen und nicht ins Bett schleifen", herrschte ihn Lance an.

„Das sagte ich nicht."

„Brauchst du auch nicht, ich kenne dich. Und habe verdammt keine Lust allein durch mein untotes Leben zu wandeln, weil mein bester Freund sich in einen Jäger verguckt hat, der ihn in Asche verwandeln wird. Wir haben schon Gwaine verloren, weil er das nicht so ernst nahm. Teile nicht auch sein Schicksal."

Arthur schaute ihn amüsiert an.

„Was regst du dich jetzt auf, ich sagte lediglich, das er gutaussehend ist. Komm wieder runter, Lance. Ich werde nicht leichtsinnig sein, war ich nie und deshalb existiere ich noch. Also ruhig Blut, mein Lieber."

„Blut? Ich habe Hunger, stelle ich gerade fest", meinte Lance.

Arthur streckte einladend die Hand nach vorne und auf die Menschen im Ballsaal, er grinste.

„Menschen sind ja genug hier, aber du weißt, das wir die Adligen nicht anrühren. Es würden Fragen gestellt werden, nicht so wie in den Vierteln, die wir bevorzugen. Später werden wir Nahrung zu uns nehmen, nicht hier. Aber nun werden wir uns ein wenig amüsieren, schließlich sind wir ja dafür da."

„Amüsieren? Der hat bestimmt ein Pfahl bei sich oder Schlimmeres. Dein Amüsieren kann sehr schnell in einem Desaster enden."

Arthur nickte.

„Mit Sicherheit hat er vorgesorgt. Wo ist die Chance besser, mich zu erwischen als hier. Es ist hell erleuchtet und viele Menschen sind hier und es würde nicht auffallen, wenn ein Häufchen Asche da liegen würde. Sie würden sie entsorgen und weiter tanzen."

„Sehr beruhigend", zischte Lance.

Er machte sich wirklich Sorgen. Sie hatten schon viele Jäger getroffen, die hinter ihnen her waren, alle gefährlich und nicht zu verachten. Manche waren schwer zu töten, doch er hatte das Gefühl, das dieser hier anders war. Er war, gelinde ausgedrückt, fast besessen von der Jagd und eiskalt und kannte kein Erbarmen. Einige aus ihrem Clan mussten das schmerzlichst erfahren, als er sie ohne Gnade pfählte.

Und nun war er hinter Arthur her, der sich wohl nicht allzu große Sorgen machte; eigentlich war er richtig gesehen hinter allen von ihnen her mit Arthur an der ersten Stelle seiner Liste.

„Du solltest ihn ausschalten, bevor er das mit dir macht, Arthur", sagte er wieder.

„Nur Geduld Lance, ich kann ihn hier nicht angreifen, aber er hat bestimmt eine Schwachstelle. Die hat doch jeder, oder nicht? Wenn ich die finde, habe ich ihn in der Tasche."

„Na hoffentlich."

Arthur nahm Luft, obwohl er das eigentlich nicht brauchte, aber es war eine sinnvolle Angewohnheit, denn mancher würde sich wundern, das er nicht atmete. Im Laufe der Jahrhunderte hatten sie sich das angewöhnt. Er schaute beide an.

„Okay, ausschwärmen", sagte er lächelnd und amüsiert „Tanzt, trinkt und haltet die Augen offen."

Arthur drehte sich um und wollte gehen, doch Lance rief sorgenvoll.

„Arthur..."

Der Vampir blieb stehen und drehte sich um, lächelte leicht.

„Ich werde Acht geben, bis später."

Dann ging er und Lance murmelte.

„Hoffentlich gibt es ein später noch. Ich trau der Sache nicht."

Dann ging er mit Carlo und mit sehr gemischten Gefühlen auch nach unten.


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Merlin nahm sich ein Glas Champagner von dem Tablett, das der Bedienstete ihm vorhielt. Ein anständiger Brandy wäre ihm jetzt lieber. Er trank einen Schluck und schaute über die Tanzfläche. Maria tanzte mit einem jungen Mann, der sich angeregt mit ihr unterhielt. Zumindest sie amüsierte sich, während er nach dem Vampir Ausschau hielt. Sie lächelte ihm zu und er lächelte zurück, wurde aber ernst, als er zur geschwungenen, breiten Treppe sah und er verspannte sich.

Ein Mann kam die Treppe herunter, lässig langsam und blieb stehen. Er war hellblond, gute Figur und er wirkte elegant, als er die Treppe herunterkam, selbst als er jetzt dort stand und auf das Treiben blickte. Charisma, ja. Das war der Begriff, den Merlin gesucht hatte. Seine Ausstrahlung könnte man als überlegen deuten, so wie er auf der Treppe stand und auf die Menschen herabblickte.

Dieser Mann war überaus attraktiv, man konnte schon sagen schön, ein anderes Wort fiel Merlin nicht ein. Er war...ja, klassisch schön, so könnte man es bezeichnen und machte einen erhabenen Eindruck, als er so auf der Treppe stand, die eine Hand lässig in seiner Hose und verdammt blass für das sonnenverwöhnte Spanien. Und Merlin wusste, er brauchte nicht länger zu suchen, doch sicherheitshalber würde er fragen. Denn er wollte keinen Menschen töten, obwohl man seine Blässe aus dieser Entfernung nicht ignorieren konnte, wenn man auf so etwas achtete. Er schlenderte zu einer Gruppe Männer, die er kannte. Einer der Männer sprach ihn freundlich an.

„Ah Conde, wie finden sie denn das Fest? Unsere Frauen sind sehr begeistert, es geht doch nichts über die Bälle der Marquese."

„Natürlich, sie sind berühmt", antwortete er lächelnd und schaute zur Treppe.

Der Vampir stand immer noch dort, doch eine Frau sprach mit einem koketten Augenaufschlag mit ihm. Merlin wusste, das Vampire eine unwiderstehliche Anziehungskraft hatten, besonders auf das weibliche Geschlecht. Er musste Gewissheit haben, denn er kannte ihn nicht persöhnlich, nur seinen Namen.

„Wer ist denn der junge Mann auf der Treppe?", fragte er beiläufig.

„Sie kennen ihn nicht?"

„Nicht persöhnlich, aber ich glaube, ich sah ihn schon öfter", antwortete Merlin nicht wahrheitsgetreu, lächelte als er weitersprach „Und für gewöhnlich schaue ich auf den Bällen nicht nach Männer. Und so oft bin ich nicht in der Stadt."

Auch eine Lüge, doch die Männer lachten.

„Wenn ich so einen Besitz wie sie hätte, wäre ich auch selten in der Stadt", antwortete der korpulente Mann, er war der Präsident der größten Bank hier in Sevilla. „Und natürlich schauen sie nach den schönen Frauen."

Merlin neigte leicht lächelnd den Kopf. Das, nun ja, das stimmte auch nicht. Aber das würde er sich hüten zu sagen. Der Bankier sprach weiter.

„Nun, um ihre Frage wieder aufzugreifen Conde...", er schaute zur Treppe „Das ist Conde Arthur Pendragon. Angeblich ist er aus England hierher gezogen. Er stammt so wie ich hörte aus einer alten Adelsfamilie. Und ist sehr vermögend und hat ein Händchen für Geschäfte. Ich hatte schon öfter die Ehre, Geschäfte mit ihm zu machen und gewinnbringend. Soll ich sie vorstellen, Conde?"

Das war er, er war sich jetzt sicher. Vorstellen? Nun, es konnte nicht schaden, das er mit ihm sprach, bevor er ihn in Asche verwandeln würde. Er setzte ein charmantes Lächeln auf.

„Ich bitte darum."

Der Mann nickte und beide gingen auf die Treppe zu. Arthur sah sie kommen, sagte etwas zu dieser Dame, die ihre Jugend schon hinter sich gelassen hatte, sie nickte und ging die Treppe herunter. Langsam kam er auch die Treppe herunter und schaute die Ankömmlinge erwartungsvoll an.

„Conde Pendragon", sagte der Mann höflich „Darf ich ihnen Conde Merlin del la Vega vorstellen? Sein Vater war einer unserer besten Kunden und der Conde ist es auch."

Arthur nickte leicht mit dem Kopf und lächelte ansatzweise.

„Angenehm", sagte er.

Merlin nickte leicht und erwiderte das.

„Ebenfalls, Conde", antwortete er höflich.

Und er stellte fest, das er noch besser aussah, als er ihm gegenüber stand. Durch seine Maske sahen Merlin schöne blaue Augen an, die ihn nach seiner Meinung etwas vorsichtig musterten. Da Merlin eigentlich Männer mochte, fiel ihm das besonders auf. Und seine Stimme war schmeichelnd, wie die eines Raubtiers, das er auch war. Und Merlin wusste plötzlich, wieso sie nie Probleme hatten, das Menschen ihnen so leicht verfielen. Er spürte fast seine Anziehungskraft, selbst auf ihn.

„Diese Feste sind doch immer sehr amüsant, finden sie nicht, Conde?", fragte Arthur mit einem undefinierbaren Blick „Man weiß nie wie so ein Fest endet, nicht wahr?"

„Sehe ich auch so."

„Und der Nachhauseweg kann sehr aufregend sein, man kann nie erahnen, was da draußen in der Dunkelheit lauern könnte."

„Das auf jeden Fall, aber ich weiß mich zu verteidigen", sagte Merlin und funkelte ihn wissend an. Wollte er ihm drohen?

„Mit Sicherheit Conde; sie treffen immer ihr Ziel, fast immer."

Merlin schaute ihn einen Augenblick an und dann traf ihn die Erkenntnis. Er war es gewesen, auf den er vor ein paar Nächten gestoßen war. Der Vampir, den er gesucht hatte und er hatte ihn fast erwischt. Wieder ärgerte er sich, das er knapp davor gewesen war ihn zu töten. Verdammt!

„Nun ja, das Ziel nicht treffen kann mal passieren. Aber normalerweise passiert mir das nur einmal, Conde. Ich empfehle mich und wünsche ihnen einen schönen Abend und vielleicht den pompösen Abschluss", sagte Merlin und verbeugte sich leicht mit einem spöttischen Grinsen.

Dann ging er weiter und Arthur schaute ihm amüsiert nach. Er war der Jäger, vor dem Lance ihn warnte und ein verdammt gutaussehender dazu und er war gefährlich. Er konnte Lance verstehen, das er sich Sorgen machte. Und er glaubte ihm aufs Wort, das er nur einmal einen Fehler machte.

Aber Arthur fragte sich, was seine Besessenheit des Jagens ausgelöst hatte. Man fing nicht einfach so von einen Tag zum anderen an Vampire zu jagen und das mit einer Leidenschaft, die er selten gesehen hatte. Die Dame kam wieder zu ihm herangeschlendert und lächelte verführerisch.

Arthur lächelte, das Fatale an seiner Anziehungskraft war, das er nicht nur junge Menschen anzog, sondern auch welche wie diese Contessa, die schon die besten Jahre hinter sich hatte. Nun gut, das bekam er auch geregelt.

„Werden sie jetzt mit mir tanzen, Conde Arthur", flirtete sie.

Das würde unausweichlich sein und so sagte er charmant lächelnd.

„Darf ich bitten, Contessa Elena Capello?"

„Ich bitte darum, Conde."

Er führte sie zur Tanzfläche, sie war schon eine Weile hinter ihm her, nicht nur auf diesem Ball. Nun gut, einem kleinen Amüsement in seinem Bett war er nicht abgeneigt und ein wenig Blut, na sicher. Doch er hatte seine Prinzipien. Er würde sich nie an Adligen nähren; ihr Tod würde Staub aufwirbeln. Doch sie unter sich liegen zu haben und trinken, wäre kein Problem. Er konnte ihre Erinnerung löschen, diese Frau in seinen Armen war ihm schon hörig, schaute ihn laziv an und wollte ihn unbedingt. Er lächelte sie an und wirbelte sie auf der Tanzfläche.

Der Abend fing vielversprechend an, na klasse. Doch er würde sie nicht anfassen.

In keiner Weise, nicht um zu trinken und auch nicht für andere Dinge.

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