Dunkles Schicksal Kapitel 53

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Dunkles Schicksal


Kapitel 53



Es herrschte sommerliches Wetter in Wien und die Stadt war lebendig. Was die vielen Sonnenstunden anging, jetzt im Sommer, die Einzigen, denen das nicht gefiel waren Vampire. Sie konnten erst spät nach draußen. Selbst am Abend und in der Nacht war viel in der Stadt los. Menschen von anderen Städten und Länder tummelten sich in Wien, sahen sich alles an oder gingen in die Oper. Lance war unterwegs, in dem nun beleuchteten Wien. Noch immer war der Bruch zwischen ihm und Arthur nicht gerichtet. Noch immer sprachen sie nicht miteinander oder unternahmen etwas gemeinsam. Noel ging neben Lance, der ihm behilflich sein wollte, was die Jagd anging.

„Es ist wirklich nett, das du mir hilfst, aber ich hätte auch einen der Blutbeutel nehmen können", sagte er jetzt.

„Ich weiß", antwortete Lance „Doch du musst zugeben, das frisches, warmes Blut doch etwas anderes ist. Und es ist nicht schlecht, wenn ich mal Gesellschaft habe."

Noel seufzte.

„Ja, natürlich. Doch ich bin das gewöhnt. Deshalb wäre es nicht so tragisch, doch ich gehe auch gerne in Gesellschaft aus. Mit dir sogar sehr gerne, deshalb hatte es mich ein wenig überrascht, das du mich gefragt hast."

„Warum?"

„Nun, du warst die letzte Zeit sehr eigenbrötlerisch. Hast dich ja komplett zurückgezogen. Versteh das nicht falsch, es war nur eine Feststellung."

„Ich musste einiges aufarbeiten", sagte Lance nur „Doch heute will ich Spaß haben. Ausgehen, trinken und mal was anderes sehen."

„Freut mich, so bekomme ich auch frische Nahrungsmittel und nicht in der Verpackung", grinste Noel.

Lance sah ihn an und schüttelte leicht den Kopf.

„So was wie dich habe ich auch noch nie gesehen. Ein Vampir ohne Fänge?"

Noel grinste.

„Das macht mich zu einem sehr seltenen Exemplar meiner Spezies. Ich weiß auch nicht; etwas muss wohl schief gegangen sein. Doch ich bin froh, das ich noch existiere und alle anderen Eigenschaften eines Vampirs habe. Ich hätte auch tot sein können, manche überstehen die Verwandlung nicht."

Er lachte.

„Als Mensch war ich ein Niemand. Fiel nicht unter all den Menschen auf. Doch als Vampir bin ich etwas Besonderes. Na, wenigstens das ist dabei herausgekommen."

„Das ist richtig", antwortete Lance, als sie eine Taverne ansteuerten, die wirklich voll war „Und scheinbar kommst du gut damit klar."

„Sicher, kein Problem. Es wäre schlimmer, wenn mir andere wichtige Teile fehlen würde."

Lance lachte. Er hatte sich schon lange nicht mehr so amüsiert. Nur Sorgen und Streit mit Arthur. Doch heute wollte er mal abschalten, einfach sich nur amüsieren. Es wurde Zeit, das er endlich wieder zu leben anfing. Wien war schön und er hatte noch nichts davon gesehen, außer wenn er auf der Jagd war. Doch dann suchte er meistens die abgelegenen Gegenden auf.

Sie hörten Musik aus der Taverne. Eine kleine Gruppe schien dort heute Abend zu spielen. Die Menschen saßen draußen vor der Tür an den Tischen und unterhielten sich angeregt, lachten und tranken, manche tanzten nach der Musik. Der Abend war sommerlich mild und angenehm. Ein schöner, sommerlicher Samstagabend, der dazu einlud, mit Freunden etwas zu unternehmen.

„Wir werden hier mit Sicherheit jemanden finden, der deinen Hunger stillt", versprach Lance. Noel hielt ihn am Arm fest, seine Miene ernst.

„Aber Lance, versprich mir, das wir den Menschen nicht töten. Nur etwas trinken."

Lance blieb stehen und schaute ihn überrascht an.

„Ach, auch noch barmherzig?" Noel schüttelte den Kopf.

„Nein, ich bin ein Vampir, auch wenn ich keine Fänge habe. Und ich habe auch schon getötet. Doch ich habe die letzte Zeit so viele Leichen gesehen, die unser Haus verlassen haben, das ich im Moment keine sehen will. Zumal ich nicht viel Hunger habe", er grinste „Eigentlich habe ich auf was anderes mehr Lust."

Er spielte auf Arthur an, der sich so wie es aussah, zur Aufgabe gemacht hatte, halb Wien auszurotten. Es war in den letzten vier Wochen kein Tag vergangen, an dem ihre Menschen keine Leichen aus dem Haus getragen haben, männlich und auch weiblich. Lance sagte nichts dazu, doch alle waren der Meinung, das Arthur es wirklich übertrieb. Noch immer ließ er seiner Frustration freien Lauf und bediente sich auf jede Art an seinen Eroberungen, die er ohne Schwierigkeiten bekam. Zumindest das musste Lance zugeben. Sie flogen auf ihn wie die Motten zum Licht. Und Arthur war genauso tödlich wie das helle Licht für Motten. Er brauchte nur in eine Taverne einzutreten und schon waren sie hinter ihm her. Manchmal sprachen sie ihn schon auf der Straße an. Nein, er hatte keine Probleme, seine Beute zu finden.

„Männlich oder weiblich?", fragte Lance belustigt.

„Egal, ich nehme beides. Solltest du auch mal probieren. Ist gar nicht mal so übel und wirklich abwechslungsreich."

„Ich habe schon mit Männer geschlafen", antwortete Lance „Ich bin auch ein Vampir, erinnerst du dich? Nur ziehe ich Frauen vor. Jeder hat so seine Favoriten."

Er lachte.

„Natürlich, was habe ich mir nur gedacht? Vielleicht solltest du dir auch etwas suchen. Wahrscheinlich ist es so lange her, wie bei mir."

Lance nickte nachdenklich. Es war verdammt lange her, seit er sich auf diese Art amüsiert hatte. Während er mit Maria zusammen war, hatte er keine Abenteuer. Und mit ihr hatte er sich nur auf das Küssen beschränkt. Maria war kein Mädchen, das man ins Bett zog, dafür war sie zu anständig erzogen. Und Lance hätte sie nie gedrängt oder gezwungen. Es wäre etwas Besonderes für beide gewesen und er wollte diese Nacht für sie besonders machen. Nun, das hatte sich erledigt. Sie hatte ihn gehen lassen und er war frei.

Er warf einen Seitenblick auf Noel. Der junge Vampir war gutaussehend und konnte verdammt charmant sein. Warum er so eine Durststrecke hatte, konnte Lance nicht verstehen. Und er war durch und durch ein Vampir, auch wenn er nicht beißen konnte. Doch alle anderen Eigenschaften eines Vampirs waren da, noch keine Fähigkeiten. Dafür war er noch zu jung. Noel schaute ihn an, weil er auf eine Antwort wartete.

„Ja, sollte ich wirklich tun", sagte jetzt Lance.

„Männlich oder weiblich?", fragte jetzt Noel belustigt. Lance dachte nach.

„Männlich", antwortete er nach einem Augenblick.

Ja, eine Frau würde ihn zu sehr an Maria erinnern und er würde sie vor sich sehen, wenn er eine andere Frau beglückte. Und er würde sich mit Sicherheit eine Frau aussuchen, die langes, dunkles Haar hätte. Nein, das wäre nicht gut. Er musste davon loskommen. Und mit einem Mann konnte er sich auch bestens amüsieren.

Als sie sich an die Tresen der Taverne durchkämpften und sich etwas zu trinken bestellten, hatten einige Frauen und auch Männer sie schon registriert. Lance drehte sich um und schweifte mit seinem Blick durch die volle Taverne. Einige tanzten in einer Ecke nach der Musik der zweiköpfigen Gruppe, die die Gäste unterhielten. Es war Wochenende und deshalb noch mehr los, als an anderen Tagen.

Die Taverne war groß und einige Mädchen wieselten herum und brachten Getränke an die Tische, andere draußen vor der Tür. Der Wirt war freundlich, meistens der Besitzer der Taverne, der heute ein gutes Geschäft machte. Lance hörte mit seinem feinen Gehör verschiedene Sprachen, also auch Touristen besuchten die Taverne. Als eine Gruppe, die vor ihm stand sich nach draußen verlagerte, hatte er freie Sicht auf die ganze Taverne und erstarrte in seiner Bewegung, als er an seinem Wodka nippen wollte.

In der anderen Ecke am Tisch saß Arthur. Schön, jung und verdammt charmant lächelte er in die Runde und unterhielt sich mit mehreren Männern und Frauen, die alle offensichtlich mit ihm flirteten. Sein Tisch war belagert. Typisch. Einer von diesen Auserwählten würde heute Nacht sein Leben verlieren, doch erst nachdem Arthur ihn oder sie die ganze Nacht vögeln würde. Noel folgte seinem Blick und schnaubte.

„Ts...von allen Tavernen in Wien müssen wir ausgerechnet die aufsuchen, wo er wieder auf Jagd ist. Schau sie dir nur an. Diese Menschen. Sie würden ihn am liebsten gleich hier auf dem Tisch nehmen. Wie macht er das bloß?"

„Eifersüchtig?", fragte Lance und schaute ihn amüsiert an.

„Nein, normalerweise habe ich keine Probleme damit, jemand zu finden. Nur hatte ich die ganze Zeit nicht danach Ausschau gehalten. Der Umzug und der ganze Mist, den wir hatten, da hatte ich keine Ambitionen. Und Arthur selbst? Nein, danke. Ich will nicht auf seiner Strichliste landen, habe ich nicht nötig", grinste er und schaute zu der Blondine, die ihm eindeutige Blicke zuwarf. Doch Noel würde heute nach einem Mann Ausschau halten.

In diesem Augenblick hob Arthur den Blick und grinste, als er die beiden sah. Doch Lance nicht. Noch immer erinnerte er sich an die Worte, die er ihm entgegen geschleudert hatte, als Lance ihm eine knallte. Das erste Mal, seit sie Vampire waren, hatte er Arthur geschlagen, so zornig war er gewesen.

„Lass uns gehen und jagen", sagte Lance und bezahlte. Sie verließen die Taverne, ohne das Lance noch einen Blick zurückwarf. Er wollte Arthur nicht begegnen. Er wollte heute Spaß und sich nicht über einen blöden Spruch von ihm ärgern.

Danach schlenderten sie durch einen Park und an einer einsamen Stelle biss Lance einen jungen Mann und ließ Noel trinken. Danach löschte Noel seine Erinnerung und sie ließen ihn laufen. Er schwankte etwas, doch er war in Ordnung. Lance trank nichts, er war nicht hungrig. Was die andere Sache anging, hatten sie weniger Glück, zumindest auf der Straße. Auch eine andere Taverne brachte nicht wirklich Erfolg und so gingen sie nach Hause. Vampire waren wählerisch. Sie liebten den Luxus und alles Schöne. Dementsprechend mussten auch ihre Bettgenossen schön und attraktiv sein.

Auf dem Weg dorthin, seufzte Noel.

„Verdammt, ich bin so was von bereit für eine heiße Nacht und gehe allein zurück? Ich glaub es nicht. Wie macht er das nur?"

Er sprach von Arthur, das wusste Lance. Er würde nie allein zurückkommen, es sei denn, er wollte es so. Lance hatte schon erlebt, das sie sich um Arthur prügelten. Er fand das irgendwie seltsam, denn sie prügelten sich um den Tod, denn Arthur ließ sie nie am Leben. Arthur tat das nicht gut, es schmeichelte ihm und war Nahrung für seine Überheblichkeit.

„Keine Ahnung, ich schlafe nicht mit ihm. Doch so lange ich mich zurückerinnern kann, hatte er nie Probleme damit. Selbst als Mensch nicht, auch da flogen sie auf ihn. Jetzt als Vampir ist es noch extremer geworden", antwortete Lance „ Er erinnert mich an Honig, etwas Süßes, dem man nicht widerstehen kann. Doch diese Süßigkeit ist tödlich, zumindest für Menschen. Arthur hatte noch nie Probleme, was das Töten angeht. In dieser Hinsicht hat er seine Prinzipien. Er mag im Moment ein arrogantes Arschloch sein, doch er hatte noch nie verleugnet, was er ist."

„Und du?", fragte er Lance.

„Ich habe auch keine Probleme damit. Meistens jagen wir in Vierteln, in denen Menschen leben, die niemand vermisst. Doch oft lasse ich sie wieder laufen, so wie heute. Mir ist wahrscheinlich das alles zu viel, danach aufzuräumen. Sie zu manipulieren, das sie mich vergessen haben, ist wesentlich einfacher. Doch andere, wie die Adligen in Sevilla tötete ich nie, auch Arthur nicht. Es kommt darauf an, wer derjenige ist oder sie. Auf keinen Fall auffallen und tote Adlige würden auffallen oder Frauen und Männer, die Familie haben. Manchmal lass ich sie einfach am Leben, weil ich danach keine Arbeit habe. Doch Arthur lässt sie nie am Leben, außer als er mit Merlin zusammen war. Merlin hatte Probleme damit und so hielt sich Arthur zurück. Es sei denn, es ging nicht anders. Merlin hatte sehr viel Einfluss auf ihn, den ich nie hatte. Verrückt, wenn man bedenkt, das ich seit Ewigkeiten mit ihm zusammen bin."

„Sicher", sagte Noel „Sehe ich auch so. Doch er tat es aus Liebe, um Merlin zu gefallen", er schaute Lance an, als sie durch die Allee spazierten „Noch nie? Du hast noch nie mit Arthur geschlafen? Ich meine, ihr seid ja nicht verwandt oder so was."

Selbst unter Vampiren war es etwas Seltsames mit Blutsverwandten das Bett zu teilen, obwohl es das auch gab. Doch eher selten. Sie hatten ja genug Auswahl.

„Nein, wir sind Freunde, auch wenn wir jetzt zerstritten sind. Doch ich bin schon so lange mit ihm zusammen, das ich ihn als meinen Bruder sehe. Und...", er schüttelte den Kopf „Es ist was Unvorstellbares für mich, mit Arthur zu schlafen."

„Sieht er das auch so?"

„Nein, er würde es tun; er hätte es schon getan, wenn ich ja gesagt hätte. Genug Andeutungen hatte er ja gemacht, so zwischen den Zeilen stand immer diese Frage. Und ich bräuchte nur zu nicken oder etwas tun, was er als Bestätigung auffassen würde. Arthur würde nicht zögern, mich ins Bett zu schleifen. Das weiß ich, aber...Aber...ich kann nicht, nicht mit ihm. Doch es wäre was anderes, wenn..."

Lance sprach nicht weiter, blieb stehen und schaute die Straße entlang. Noel stoppte neben ihm.

„Was wolltest du noch sagen?"

Lance schaute ihn an, ein seltsamer Blick in seinen Augen. Plötzlich zog er Noel an sich und küsste ihn. Der überraschte Vampir zögerte nur einen Moment, doch dann erwiderte er den Kuss. Als Lance ihn losließ, runzelte Noel die Stirn.

„Was...?"

„Dich sehe ich nicht als meinen Bruder", sagte Lance schmunzelnd „Und da wir beide wohl einen extremen Mangel an Sex haben, sollten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Das heißt im Klartext...lass uns ficken."

Noel schaute ihn immer noch erstaunt an.

„Im Ernst?"

„Ja, oder willst du mich nicht?"

„Das soll wohl ein Witz sein? Natürlich will ich dich, du bist...", er grinste „ Ja, natürlich. Ich habe keine Einwände. Aber du überraschst mich wirklich, denn von dir hätte ich das nie erwartet."

„Es wird Zeit für Veränderungen", antwortete Lance kryptisch und schaute die Straße runter, doch dann wand er sich wieder Noel zu „Okay, keine Romanze, nur Vergnügen. Einverstanden? Keine Besitzansprüche oder sonst etwas in der Art. Nur Sex."

Noel zog ihn an sich und küsste ihn wieder, stürmisch, leidenschaftlich und Lance war sich sicher, das er alles andere so gut konnte wie küssen. Sie lösten sich und Noel sagte leise an seinem Ohr.

„Ist das Antwort genug?"

„Nun ja..."

Noel lachte wieder, was ihn noch sympathischer machte.

„Also gut. Keine heiße Liebesschwüre, kein Anspruch auf den anderen, nur heißen, verdammt guten Sex. Und ich bin sicher, den werden wir haben. Einverstanden."

Lance sagte nichts, nahm seine Hand und zog ihn ins Haus, das zwanzig Meter weiter stand. Sie brauchten keine Worte mehr, es war alles klar. Lance würde...musste ein anderes Leben beginnen und Noel würde ihm heute Nacht dabei helfen. Er war jung, gutaussehend und attraktiv und es würde kein Opfer sein. Und er war ein Vampir, das hieß...volle Fahrt, keine Rücksichtnahme.

Es versprach eine tolle Nacht zu werden. Und bei Gott, Lance brauchte ein Erfolgserlebnis. Und Sex, das wusste er nur zu gut.



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Arthur staunte nicht schlecht, als er Noel aus Lance Zimmer kommen sah. Er stand auf dem Gang und wartete, das ihre Menschen sein Zimmer in Ordnung brachten. Er sprach gerade mit einem anderen Vampir, als er stockte und über dessen Schulter Noel anstarrte, der gerade Lances Zimmer verlassen hatte. Arthur sagte etwas zu dem Vampir, der darauf ging. Noel immer noch anstarrend, wartete er in diesem Gang.

Einer der Diener kam gerade mit frischer Bettwäsche von oben und verschwand in dem Zimmer des blonden Vampirs. Noel hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich anzuziehen. Er war nackt, trug lediglich seine Kleidung und Schuhe auf seinem Arm. Er brauchte nur drei Türen weiterzugehen. Es war früher Morgen und er würde sowieso schlafen. Warum sich nochmal anziehen, wenn er sich danach wieder auszog, zumal er nur ein paar Schritte bis zu seinem Bett hatte?

„Guten Morgen", begrüßte ihn Noel gutgelaunt, lächelte über Arthurs Gesicht, das er machte. Es stand Erstaunen, Unglauben und noch etwas anderes darin, was Noel nicht klar definieren konnte. Eifersucht vielleicht. Oder Zorn? Er wusste es nicht, doch allein Arthurs Gesicht zu sehen, amüsierte ihn.

Er war bestens gelaunt, denn die Nacht mit Lance war mehr als nur gut gewesen. Und sie war wild und leidenschaftlich. Beide ausgehungert, ließen sie ihren Trieben freien Lauf, und da sie beide Vampire waren und sich sofort regenerierten, sollten sie verletzt sein, war es um so besser. Und letztendlich kam Lance auch zu seinem Abendessen, als er während des Aktes von Noel trank und umgekehrt. Lance schlitze seinen Hals mit einem seiner Nägel auf und forderte ihn dazu auf. Und sie hatten es sehr oft getan, beides und er fühlte sich vollkommen satt und befriedigt.

„Lässt du wieder deine tote Eroberung entsorgen?", fragte er Arthur.

Arthur gab keine Antwort, schaute ihn nur verwirrt an und dann zur Tür von Lance. Noel grinste ihn an. Es machte ihm höllischen Spaß, Arthur so vollkommen verwirrt zu sehen. Wieder schaute ihn Arthur fragend an. Was ging hier ab?

„Okay, bevor du fragst...", begann Noel und grinste wie ein Honigkuchenpferd, so das Arthur ihm sein Grinsen aus dem Gesicht schlagen wollte „Ja, Lance und ich hatten eine wundervolle, perfekte Nacht zusammen. Du glaubst nicht, was er drauf hat. Wahnsinn."

„Lance?", fragte Arthur und seine blauen Augen sahen Noel kalt an „ Das glaube ich nicht. Er mag keine Männer."

Noel lachte und Arthur war wieder versucht, ihn in den Boden zu schlagen. Er ballte die Fäuste, doch hielt sich zurück. Warum regte ihn das jetzt so auf?

„Das Gefühl hatte ich heute Nacht nicht. Er mag sie durchaus und weiß das umzusetzen. Mein lieber Schwan, traut man ihm gar nicht zu. Er ist immer so sanft und ruhig, doch letzte Nacht nicht. Das glatte Gegenteil und was ihm so einfällt...Hui, ich möchte das nicht missen und jederzeit wieder. Tja, man lernt nie aus, Arthur ", sagte Noel und ging weiter zu seinem Zimmer.

Arthur starrte ihm nach und dann wieder zu Lances Tür. Ja, er war mehr als überrascht. Mit Noel? Wieso mit Noel? Anscheinend hatte er sich verändert. Erst der Schlag, dem Lance ihm verpasst hatte und der war alles andere als sanft gewesen. Ein Mensch wäre nicht mehr aufgestanden. Und jetzt schlief er mit Männer? Arthur seufzte. Er vermisste ihn. Er vermisste ihre Gespräche, selbst sein ewiges Nörgeln und seine Anschuldigungen vermisste er. Doch Arthur war viel zu stur, um klein bei zu geben oder sich zu entschuldigen. Diese Sturheit kostete ihn Merlin, wenn er es auch nicht einsah. Er kroch vor niemanden.

Doch er musste gestehen, das er Noel wirklich bewunderte. Er hatte letztendlich geschafft, was Arthur nie konnte. Lance hatte mit ihm geschlafen. Arthur sah das alles viel lockerer, als sein Freund es jemals tun würde. Lance war eine verdammte Versuchung und er würde ihm gerne die Seele aus dem Leib ficken. Er war sein Freund, ja. Sethos war auch sein Freund und die Zeit mit ihm war umwerfend gewesen und sie waren immer noch befreundet. Keine Verpflichtungen, keine Liebesschwüre, nur verdammt guter Sex. Warum nicht auch mit Lance? Arthur konnte das nicht nachvollziehen.

Lance hatte sich in Maria verliebt, was leider nicht geklappt hatte. Na und? Er liebt Merlin und doch würde er nicht wie ein Eremit leben. Warum versuchte Lance nicht auch, das Beste daraus zu machen? Und das Beste für Lance war er, denn das andere war vom Tisch.

Und schon wieder fiel Arthur auf, das er nicht in der Vergangenheit dachte. Er dachte nicht...wie er Merlin geliebt hatte, sondern wie er Merlin liebt. Es war noch nicht ausgestanden. Aber er arbeitete daran. Sicher, er sagte oft zu Lance, das sie das perfekte Paar wären. Zusammen, gleiche Spezies und unsterblich, doch Lance ging nie darauf ein. Arthur sagte das immer spaßig, allerdings mit einem ernsten Hintergedanken. Er hätte kein Problem damit, sich mit Lance zu amüsieren.

Und nun schlief er mit Noel? Mit Noel? Er konnte es nicht fassen.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als einer der Menschen sagte, das sein Zimmer fertig war. Arthur stand immer noch draußen auf dem Gang, als sie schon fort waren. Und noch immer starrte er Lances Tür an. Er hätte es nicht geglaubt, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Und Noel, der mit einem selbstgefälligen Grinsen aus dem Zimmer kam, nackt und erschöpft, so das Arthur es ihm von den Lippen schlagen wollte. Sein blödes Grinsen in den Boden schlagen wollte.

Okay, er hatte eindeutig ein Aggressionsproblem. Egal, doch...

Lance hatte mit Noel geschlafen. War das zu fassen? Was hatte Noel und er nicht? Er drehte sich um und ging nachdenklich in sein Zimmer, schloss die Tür und legte sich zur Ruhe. Der Mann, der diese tolle Nacht mit Arthur nicht überlebt hatte, war fort. Seltsamerweise waren Arthurs Eroberungen immer dunkelhaarig und blauäugig, was für ihn eher Zufall war. Der blonde Vampir war zu stur, um zuzugeben, das er Merlin vermisste und liebte und er in jedem anderen einen Ersatz suchte.

Und niemals fand.

Und es war allgemein bekannt, das wusste Lance nur zu gut, das Arthur mit Zurückweisungen nicht gut klar kam. So etwas war er nicht gewöhnt. Und Lance hatte ihn nun eindeutig zurückgewiesen, indem er Noel ihm vorzog. Er hatte nie nein gesagt, wenn Arthur mal wieder darauf anspielte, doch nun war die Sache klar. Lance wollte nicht mit ihm schlafen. Warum? Er wusste es nicht. Zumindest wusste er, das er eindeutig attraktiver war, als Noel es jemals sein würde. Und besser.

Zumindest mangelte es ihm nicht an Selbstvertrauen und Arroganz. Das hatte einmal Lance zu ihm gesagt. Er wusste einfach nicht, was ihm mit Arthur entging. Doch dieser sture, dunkelhaarige, beleidigte Vampir hatte ihn verschmäht und sich mit Noel amüsiert. Noel, der wirklich nichts Besonderes war. Gut, er sah nicht schlecht aus und war auf eine gewisse Art auch attraktiv, doch absolut nicht Arthurs Typ. Noel war sein Freund, mehr nicht.

Doch anscheinend Lances Typ. Wieso regte er sich darüber so auf? Wahrscheinlich weil Noel so siegessicher gegrinst hatte. Vollidiot! Oder über die Tatsache, das Lance ihn außen vor ließ, was vögeln anging. Und das konnte Arthur gar nicht verstehen, vor allem nicht, das Lance ihn nicht wollte. Und Noel vorzog. Lance war und blieb ein Trottel.

Er zwang sich, nicht mehr daran zu denken und fiel kurz darauf in seinen Ruhemodus.




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Maria saß am nächsten Nachmittag auf der Terrasse und schaute nachdenklich in die Ferne. Die beiden Frauen waren in die Stadt einkaufen. Merlin hatte ihnen eine Kutsche zur Verfügung gestellt. Serena wie auch Merit wollten neue Kleider kaufen.
Maria glaubte eher, das sie ihnen beiden Zeit geben wollten zu reden. Merlin kam zu ihr und setzte sich in den anderen Sessel. Ein Diener brachte kalten Eistee. Nachdem er verschwand, sagte jetzt Merlin.

„Was hältst du von der ganzen Sache?"

„Ich denke, das sie wahr ist. Ich habe lange darüber nachgedacht, doch das alles passt zusammen. Und dann diese...Zauberei, das kann man nicht vortäuschen. Sie sind, was sie sagen und ich denke, das die Geschichte von Arthur und Sethos auch wahr ist. Sie waren beide in New Orleans."

Merlin nickte nachdenklich.

„Zu der Überzeugung bin ich auch schon gekommen. Aber es ist schwer zu glauben, das wir diese Magie haben. Doch es passt zusammen, was auch der Mann auf dem Bürgeramt zu uns sagte. Wir sind mehr als nur Menschen...Hexen, um genau zu sein. Hört sich seltsam an."

„Na, du eher ein Hexer. Gott, du hast recht, es hört sich wirklich fremd an. Wie das wohl ist, wenn man zaubern kann?", fragte sie „Und ob wir die Magie spüren werden?"

Als Merlin nichts sagte, sah Maria ihn einen Augenblick prüfend an.

„Merlin, du bist achtundzwanzig und wenn sie recht haben, veränderst du dich nicht mehr. Und ich werde in drei Jahren dieses Alter auch erreichen. Das merkst du dann bestimmt, wenn du immer jung bleibst. Der Gedanke hat was. Nie alt werden und immer schön."

„Der Gedanke, unsterblich zu sein, macht mir Angst", gab Merlin zu.

„Warum? Viele würden dich darum beneiden."

„Mag sein, aber es bedeutet auch, das wir hier nicht ewig leben können. Warum sind Vampire ein Wandervolk? Weil sie irgendwann auffallen, wenn sie keine Falten bekommen."

„Darauf kann ich verzichten", meinte Maria „Ewig jung und schön, wer möchte das nicht? Und immer irgendwo anders leben, hört sich ja auch nicht schlecht an. Und außerdem können wir ja immer zurück", sie lächelte „Nach hundert Jahren oder so."

„Du scheinst ja schon die tollsten Pläne zu machen", er lachte und schüttelte den Kopf „Ich fasse es nicht, das du dich so schnell...sagen wir mal angepasst hast. Was ist aus meiner kleinen Schwester geworden, die alles vorsichtig anging?"

„Sie wurde erwachsen", sagte Maria knapp „Was willst du auch anderes tun, als es zu akzeptieren? Serena sagte, das wir auf jeden Fall unsterblich sind, weil diese Magie in unserem Blut ist. Also? Warum nicht das Beste daraus machen? Haben wir denn wirklich eine Wahl?"

„So gesehen. Nein", antwortete Merlin „Aber was machen wir mit unserer Magie? Sie ist in uns, frei oder nicht frei."

„Ich weiß", sagte sie. Merlin schaute sie immer noch auffordernd an, schließlich fragte er.

„Und? Was denkst du? Wir haben eine Wahl zu treffen."

Maria setzte sich aufrecht und trank ein Schluck von dem kalten Tee.

„Es scheint, das du keine Entscheidung getroffen hast, wenn du mich das fragst."

„Doch, habe ich. Aber ich will wissen, was du willst. Unbeeinflusst von dem, was ich entschieden habe", antwortete Merlin.

Maria schaute über den Garten, als sie antwortete.

„Ich denke, das es ein sehr guter Zeitpunkt war, das diese beiden hier auftauchten. Wir beide sind so ziemlich am Ende. Wenn du ehrlich bist, leben wir nur noch so vor uns hin. Wir haben keinen Antrieb, nichts was uns begeistert, so wie früher. Wir hängen in unserem Kummer fest und wissen nicht weiter. Hier und jetzt bietet sich uns eine Chance, einen großen Schritt nach vorne zu machen. Aus dem Teufelskreis heraus."

Sie beugte sich etwas über den Tisch und sah ihren Bruder an, als sie weitersprach.

„Merlin, das hier ist unsere Chance. Und das Vermächtnis unserer Eltern. Wir dürfen das nicht ignorieren. Diese Magie ist ein Geschenk. Niemand wird wieder mit uns Unfug machen, stell dir das doch nur mal vor. Stell dir vor, du wärst so mächtig gewesen, als sie dich verschleppten und dich schlugen. Niemand hätte das je mit dir getan, wenn Serena recht hat. Kein Vampir hätte Hand an dich legen können. Ich für meinen Teil würde mich gerne der Herausforderung stellen. Und jedem in den Arsch treten zu können, der mir etwas antun will."

„Maria...", sagte Merlin überrascht „Du hast dich wirklich verändert."

„Nein, ich bin es nur leid, das sie uns herumschubsen und schlagen und uns töten wollen, was auch immer. Und das ich mich immer verstecken muss, wenn irgendwo Gefahr droht. Und wir total machtlos sind, so wie du, als dich diese Vampire von Tatjana entführten. Das hätten sie nie gekonnt, wenn du dich mit Magie hättest wehren können. All diese furchtbaren Typen, die dich ausrauben und töten oder mir Gewalt antun wollen, könnten wir zum Teufel jagen. Denkst du nicht auch?"

„Ja, sicher. Also entscheidest du dich für die Magie?"

„Ja. Aus mehreren Gründen. Einer der mich überzeugte, das es das Letzte ist, was wir von unseren Eltern bekommen haben und...", fügte sie dazu „Ich glaube, das ein Teil von ihnen immer bei uns sein wird. In dieser Magie leben sie auch. Ich habe das Gefühl, als...Als wären sie nah bei mir, mit ihrer Magie, die auch in uns ist."

Tränen bildeten sich wieder in ihren Augen, die sie weg blinzelte und trotzig den Kopf hob.

„Ja, ich will die Magie, auch wenn du dich dagegen entscheidest."

Merlin sagte nichts und sie fragte.

„Komm schon, Merlin. Wie ist deine Entscheidung?"

Er sah sie an und lächelte leicht.

„Die Gleiche. Ich denke, das wir jetzt einen neuen Lebensabschnitt anfangen. Wir hofften auf ein Rettungsseil und sie warfen uns einen Strick zu. Es wäre falsch, ihn nicht zu greifen. Du hast recht, sie sind immer bei uns. Ihre Magie, die auch in uns fließt, verbindet uns. Das heißt, wir werden reisen."

Maria strahlte.

„Oh ja. Amerika. Ich war noch nie so weit verreist, nicht mal aus Spanien heraus. Merlin", sagte sie und nahm seine Hände „Lass uns reisen, auch nach der Ausbildung. Lass uns die Welt sehen. Ich bin sicher, es gibt so viel zu erleben und zu sehen. Lass uns nicht hier versauern, zu Tode betrübt hier unser Dasein fristen. Ich will die Welt sehen. Es gibt so viel zu sehen und ich bin so neugierig."

„Das müssen wir so oder so, wenn wir unsterblich sind. Wir können hier nicht bleiben, doch nach Jahren zurückkommen. Das hier wird immer unser Zuhause sein. Das Haus, wo wir geboren sind und glücklich waren, bis..."

„Ja, das wird es sein. Und wir werden unsere Magie annehmen. Ja?"

Merlin nickte und lächelte.

„Ja, werden wir. Wenn schon unsterblich, dann das ganze Paket."

Maria nickte, doch sie wurde ernst.

„Vater und Mutter. Denkst du, das Serena recht hatte? Das sie sich nicht gewehrt haben, als diese Vampire kamen? Wegen uns?"

„Ich weiß es nicht. Doch wenn sie recht hatte und die Magie bei dieser Frau, die sich Schwester nennt, spürbar gewesen ist, dann bin ich mir sicher, das sie uns mit ihrem Leben geschützt haben. Ja, sie haben uns wirklich geliebt, Maria."

Maria nickte traurig. Ja, ihre Eltern hatten sie beide geliebt und Vater hätte das getan. Er war so stolz und glücklich mit ihnen gewesen und ihre Mutter auch.

Es herrschte Stille, jeder hing seinen Gedanken nach, bis die beiden Hexen auf die Terrasse kamen, freudig und bepackt mit Taschen.

„Hey, ihr seid so still. Alles klar?"

Merlin schaute auf.

„Ja und wir werden mit euch reisen. Die Entscheidung ist gefallen."

„Echt jetzt?", fragte Serena.

„Ja und so schnell wie möglich. Vielleicht in zwei Tagen. Ich muss hier alles noch erledigen, bevor wir aufbrechen, denn wir werden lange weg sein."

„Oh nein, nicht schon wieder das Schiff", stöhnte Merit „Können wir nicht doch auf einem Besen fliegen? Vielleicht unsichtbar?"

Serena wollte, das Merit wieder mit ihr kam. Sie sahen sich ja nicht so oft und im Moment hatte sie noch keine Lust, wieder zurück nach Budapest zu gehen. Es war besser, das sie ihren Vater einige Monate nicht sah. Zumal wollte sie das hier nicht verpassen, denn schließlich fand sie Merlin.

„Auf einem Besen fliegen?", fragte Maria verwundert „Ist das denn möglich?"

Serena lachte.

„Klar und sie können das später auch. Ein leichter Zauber. Doch Merit sieht das eher als Witz."

„Das ist mein voller Ernst. Innerhalb von vier Wochen bin ich nach Amerika gesegelt und wieder zurück und nun schon wieder nach Amerika? Und irgendwann wieder zurück? Oh Gott, mir wird jetzt schon schlecht."

„Eine Schiffsreise?", fragte Maria begeistert „Toll!"

„Warten sie nur, bis ihnen so schlecht ist, das sie sterben wollen", antwortete Merit.

„Mir nicht. Ich bin viel so aufgeregt, das zu tun. Ich war noch nie verreist. Und nenn mich Maria.Jetzt da wir zusammen reisen, verzichten wir auf diese blöden Höflichkeiten."

„Wie du willst, Maria. Ist mir eh viel lieber", antwortete Merit.

„Also gut", sagte Serena zu Merlin „Wir fahren, wenn sie dazu bereit sind. Ach, übrigens...Wie geht es Arthur? Können wir ihn besuchen?"

Ein Schatten huschte über Merlins Gesicht und Serena stutzte. Niemand sprach, bis Merlin sagte.

„Maria, würdest du Merit bitte die Pferde zeigen?"

„Ja, das würde mich interessieren", sagte sie und schaute bedeutungsvoll zu Serena.

Anscheinend wollte Merlin mit ihr alleine reden. Maria stand auf und ging mit Merit hinaus. Serena setzte sich. Da Merlin nicht sprach, sagte sie.

„Es tut mir leid, wenn ich etwas sagte, was..."

Merlin hob die Hand und lächelte leicht.

„Nein, keine Sorge. Doch Arthur hat Sevilla verlassen, mit all den anderen. Ich weiß nicht, wo er ist."

Oh...dunkle Wolken am rosaroten Liebeshimmel? Serena hatte wohl ein empfindliches Thema angeschnitten. Doch sie konnte das ja nicht wissen. Arthur hatte ihr von Merlin erzählt und es schien alles in Ordnung zu sein. Und er war begierig darauf, New Orleans zu verlassen. Hatte sie das falsch verstanden?

„Okay", sagte sie vorsichtig und wollte schon aufstehen, als Merlin sagte.

„Es ist jetzt eh egal. Also können sie es wissen. Es stimmte, das Arthur und ich...Nun, es war noch neu, wir waren noch nicht lange zusammen. Dann kam dieses Übel über ihn und dann war er monatelang verschwunden. Wir wussten nichts; ich wusste nichts. Ob es ihm gut ging oder nicht."

Er machte eine Pause und sie fragte.

„Wann ist er denn zurückgekommen? Ich dachte eher, das er ein paar Zeilen schreibt oder Sethos etwas sagte."

Merlin schnaubte abfällig.

„Nein, hat er nicht und kein Brief. Vor fünf Wochen tauchte er hier auf. Hochmütig und arrogant und so ein Arsch..."

Serena runzelte die Stirn.

„Das kann nicht sein. Er ist vor Monaten schon von Amerika aufgebrochen und verdammt; er ist geflogen. Mit Sethos, der ihn begleitet hatte. Solange braucht nicht einmal ein Schiff."

„Das glaube ich sofort", sagte Merlin bitter „Ja, er war begierig, New Orleans zu verlassen. Doch nicht um nach Sevilla zu kommen."

„Was...Wieso...?"

Merlin schaute sie an, in seinen Mundwinkeln einen bitteren Zug, als er fragte.

„Was glaubst du denn, Serena? Anchar für Monate verreist und Sethos allein im Haus. Was denkst du, warum er ihn abholen kam? Arthur war wohl in der Lage, allein nach Hause zu fliegen."

Serena traf die Erkenntnis auf einen Schlag. Sie kannte Vampire und ihre Gepflogenheiten. Sie wusste, das sie beide Geschlechter mochten und untereinander, was Sex angeht, das ziemlich locker sahen. Auch wenn sie Gefährten hatten, so wie Sethos. Und sie kannte Sethos. Er war schon eine Sünde wert, das wusste Serena nur zu gut. Und sie hatte auch bemerkt, wie Sethos Arthur manchmal ansah. Oh je. Und sie wusste auch, das Menschen das nicht so locker sahen.

„Das wusste ich nicht, das er..."

Merlin nahm Luft. Er war in die persöhnliche Anrede gefallen. Das hier war auch sehr persöhnlich.

„Sprich es nur aus. Das sagt mir wieder, was für ein Trottel ich war. Er hat die ganze Zeit, wo du dachtest, das er nach Hause ist, Sethos gevögelt und als abschließende Krönung auch mit Anchar und mit wem sonst noch. Aber das ist noch gerade so zu ertragen, aber das er sich keine Gedanken um mich machte, der besorgt zu Hause wartete...das nahm ich wirklich übel. Und das er mir und Lance ins Gesicht sagte, das wir ihn nerven und er bei Sethos abschalten wollte. Ja, mit seinem Schwanz", fügte Merlin bitter hinzu und „Verzeihung, ich werde schon wieder zornig."

„Kein Problem, sie haben ja recht."

Oh man, das war übel. Und es würde noch übler werden, wenn er die Mädchen traf und sie ihm von Arthur vorschwärmen würden. Serena könnte versuchen, ihnen beizubringen, das sie den Mund halten sollten, doch so etwas kam immer heraus. Und erst recht, wenn man es mit Gewalt verheimlichen wollte. Okay, es war besser, wenn er da auch durch ging. War ja nicht wirklich zu vermeiden. Sie versuchte ihm das schonend beizubringen.

„Merlin", sagte sie und wählte absichtlich die persöhnliche Anrede „Was mit wem sonst noch angeht..."

Merlin schaute sie ruckartig an und sie hob die Hände.

„Ich nicht", sagte sie schnell „Und auch Merit nicht. Er ist nicht mein Typ."

Das war gelogen. Serena dachte wirklich darüber nach, sich den Mädchen anzuschließen. Lies es aber dann doch, er hatte genug zu tun mit den jungen Hexen.

Merlin winkte ab.

„Ich will es gar nicht wissen. Lass es. Und nenne mich ab sofort Merlin und bleib bei der persöhnlichen Anrede. Maria und ich hassen diese Förmlichkeiten. Und nun, da wir wohl lange zusammen sind, bis wir alles beherrschen, ist das eh egal. Abgesehen davon, das wir wohl alle Hexen sind, mich eingeschlossen.

„Okay."

Er stand auf.

„Also gut. Dann werde ich alles in Ordnung bringen, damit wir abreisen können. Ich werde mich um die Passage kümmern. Und nein, ich möchte kein Geld von dir. Ich denke und bin der gleichen Meinung wie Maria, das du uns aus einer Endlosschleife aus Kummer und Trauer herausgeholt hast. Dafür danke ich dir."

Dann ging er hinein und Serena sah ihm traurig nach. Merlin litt unter der Trennung, das sah sie jetzt. Und scheinbar war das mit Maria und Lance auch in die Brüche gegangen.

Verdammt. Arthur musste doch wissen, das Menschen vieles anders sahen. Doch anscheinend war noch mehr vorgefallen, was Merlin jetzt nicht gesagt hatte. Eines war sicher. Arthur war begierig darauf, mit Sethos zu gehen, nicht nach Sevilla. Deshalb kam Sethos, was Serena schon seltsam vorkam, denn Arthur war in der Lage, allein nach Hause zu fliegen.

Er kam, um sein Date klar zu machen. Mit Arthur, der wohl nichts lieber tat.

Na prima! Serena wusste, warum sie sich keinen Gefährten suchte. Die wenigsten Hexen taten das. Dafür liebten sie zu sehr die Abwechslung und Gefährten, die über die Stränge schlugen...nun, das ging meistens bei Hexen sehr grausam aus.

Frauen waren eindeutig rachsüchtiger, vor allem Hexen.



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Eine Woche später herrschte Treiben im Haus. Die Möbel wurden abgedeckt und Diener sprangen herum, um alles zu erledigen. Merlin hatte die ganze Woche zu tun und mit seinem Verwalter einiges zu besprechen gehabt. Seine Pferde hatte Merlin an einen Mann verkauft, der sie schon länger haben wollte. Und Merlin gab sie ihm nur zu einem Freundschaftspreis, indem er seine Leute beschäftigte. Es waren nicht viele und er machte diesen Handel. Seine Hazienda lag nördlich der Stadt, auch sehr groß. Seinem langjährigen Verwalter gab er das Haus in Sevilla, das er immer benutzte, um auf die Jagd zu gehen und zahlte ihn aus. Er würde keine Probleme haben.

Maria war aufgeregt, packte und konnte es nicht erwarten zu verreisen. Sie trauerte etwas um ihr Pferd, das Merlin verkaufen musste, doch es hätte keinen Sinn, es zu behalten. Niemand würde sich darum kümmern.

Zum Schluss war Merlin in die Stadt zu seinem Anwalt gefahren und besprach geschäftliche Dinge mit ihm. Ihr Vermögen war so beträchtlich, das Merlin nie in Verlegenheit kam. Außerdem hatte sein Vater viel Geld in anderen Geschäften stecken, die regelmäßig Gewinn brachten. Sein Vater mag ein Hexer gewesen sein, aber er hatte auch ein Händchen fürs Geschäft gehabt. Nachdem alles erledigt war, machten sie sich an die Reisevorbereitungen. Eine Kutsche stand vor dem Haus und ein Wagen für das Gepäck.

Serena und Merit hatten die Pferde verkauft und standen mit ihrer Reisetasche im Foyer, während Diener Kisten herunterschleppten. Merlin kam herein, als Maria die Treppe herunter kam. Er stöhnte.

„Maria, hatte ich nicht gesagt, nur ein wenig Gepäck?"

„Aber dann habe ich ja nichts zum Anziehen", sagte sie.

„Ich sagte dir, das du dir dort kaufen kannst, was du willst. Das Schiff sinkt ja mit so viel Gepäck", sagte er und zeigte auf die vielen Kisten. Die Hexen kicherten.

„Also gut", sagte sie „Dann nehme ich nur diese beiden mit. Aber Merlin...du kaufst mir dann neue Kleider, ja?"

„Zuviel du willst", sagte er und verdrehte die Augen. Frauen. Er hatte nicht mehr als eine große Reisetasche.

Nachdem alles wieder hoch getragen wurde und alles Gepäck verstaucht, konnten sie jetzt abreisen. Sie würden nach Malaga reisen, dort übernachten und am nächsten Tag mit der San Salvatore nach New Orleans segeln. Maria drehte sich noch einmal vor der Kutsche um und schaute zu dem Haus, das lange ihr Heim gewesen war. Sie freute sich auf die Reise und sie war auch traurig. Hier war sie glücklich gewesen, mit ihren Eltern und Merlin. Sie dachte immer, irgendwann würde sie einen Adligen heiraten und hier wegziehen. Doch ihr war ein anderes Schicksal bestimmt und Merlin. Schließlich stieg sie ein und sie machten sich auf die Reise.



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Die San Salvatore war ein großes Segelschiff, weiß und elegant lag sie am Pier, als die vier sich einschifften. Ein Stuart stand oben und überprüfte die Passagen. Als Merlin ihm die vier Dokumente vorlegte, sah er auf.

„Conte del la Vega mit drei weiteren Passagieren?"

„Ja."

Er nickte und rief einen Jungen zu sich. Dann sah er wieder auf und lächelte.

„Sie haben die Kabinen auf dem A Deck. Er wird sie zu ihren Kabinen leiten", und zeigte auf den Jungen „Ihr Gepäck ist schon dort. Wir laufen in einer Stunde aus und ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt."

„Danke sehr."

Sie folgten dem Jungen und Merit sah sich um. Schließlich sagte sie leise.

„Wow, das nenne ich mal ein Schiff. So elegant und sauber. Dagegen war unser Schiff ein Wrack gewesen. Kein Wunder, das mir schlecht war."

„Das ist wohl eine Frage des Geldes", antwortete Serena „Unseres reichte nur für ein Wrack, aber Hauptsache auf der anderen Seite angekommen. Es war doch klar, das Merlin auf so einem Schiff reisen würde."

„Ich möchte mal wissen, was das gekostet hatte."

„Genug", antwortete sie „Merlin hat anscheinend keine Probleme damit. Also erfreue dich an dem Luxus. Vielleicht wird dir ja nicht schlecht."

„Ja, hoffentlich."

Sie hatten die Außendeck Kabinen und Merit verbrachte eine geschlagene Stunde damit, zu schreien und juchzen, als Serena und sie ihre Kabine betraten, die neben der von Merlin und Maria lag. Die San Salvatore war ein Segelschiff der gehobenen Klasse und die Überfahrt konnten sich nur betuchte Leute leisten. Dementsprechend zeugte sie von Komfort und Luxus in den Kabinen, so wie alles auf dem Schiff. Serena trat hinaus und an die Reling, um Merits „Entzücken" zu entkommen. Merlin trat neben sie und drehte sich um, als Merit überraschend aufschrie.

„Was hat sie denn?", fragte er.

Serena seufzte.

„Sie kann es nicht glauben, auf so einem Schiff zu reisen. Es ist ein sehr schönes Schiff und nicht so ein Schiff, als wir hierherkamen. Unseres war ein Seelenverkäufer und sah aus, als würde es jeden Moment absaufen."

Er lachte.

„Nun, dann bin ich ja froh, das ich ihren Geschmack getroffen habe", sagte er amüsiert „Maria gefällt es auch."

Sie schaute ihn an.

„Aber ist das hier nicht sehr teuer?"

„Natürlich, aber das macht nichts. Wenn wir reisen, dann richtig."

„Danke", sagte sie „Und auch für Merit, die wohl nicht aus der Bewunderung kommt", antwortete Serena lachend, als Merit immer noch schrie „Sie ist Zigeunerin und hat auch Magie, allerdings anders als meine oder deine. Zigeuner leben nicht so feudal, obwohl ihr Clan nicht arm ist. Merit reist viel, doch sind ihre Mittel beschränkt und dieses Schiff könnte sie nicht nehmen."

„Verständlich, aber ich bin nichts anderes gewöhnt. Eigentlich traurig, das ich das manchmal alles als gegeben sehe, wenn Merit jetzt so ausrastet."

„Alles eine Frage, wie man es gewöhnt ist. Ist schon in Ordnung."

Sie standen alle an der Reling, als das Schiff auslief. Menschen standen am Pier und winkten. Maria winkte begeistert zurück. Sie fand das alles sehr aufregend, zumal sie nie zuvor so weit gereist war. Merlin stand noch lange an der Reling, als das Schiff in die Dämmerung segelte und schaute zu dem Land, das langsam kleiner wurde. Spanien; er würde es lange nicht wiedersehen.

Er dachte an Arthur und darüber nach, wo er denn sein könnte. Die Welt war groß und vielleicht lebten sie ewig darin, ohne sich jemals wieder zu begegnen. Er griff sich an seine Brust. Es fühlte sich so an, als würde er Arthur für immer den Rücken kehren, wenn er Spanien verließ. Und es tat so verflucht weh.

Wie lange würde er brauchen, ihn zu vergessen? Hundert Jahre, zweihundert? Wie lange geisterte Arthur in seinen Träumen herum und quälte ihn? Warum konnte er ihn nicht einfach vergessen? Er war ein Vampir und so wie er sich beim letzten Wiedersehen gab, lebte er sein Leben weiter. Mit Sicherheit. Er dachte nicht mehr an den Trottel von Mensch, der ihn liebte, der ihn wohl immer lieben würde.

Er zog die salzige Luft ein.

Doch er würde kein Trottel bleiben und auch kein Mensch, oder? Verlor er nicht das Mensch sein mit der Unsterblichkeit? Eine Frage, die ihn beschäftigte.

Was war er, nachdem er unsterblich ist und Magie hatte?

Serena kam neben ihn und schaute über die See, die jetzt dunkel vor ihnen lag.

„Maria fragt, ob wir noch etwas essen?"

„Ja, sicher. Wir gehen in das Restaurant."

Sie nickte und wollte zurück, als Merlin rief.

„Selena?"

„Ja?"

„Was bin ich, wenn ich unsterblich bin und Magie habe? Kein Mensch mehr?"

„Hhm, ich würde sagen ein Hexer. Du gehörst dann in die Mythenwelt, so wie die anderen."

„Die anderen?"

Sie kam näher und stellte sich wieder neben ihn.

„Ja, sowie die Vampire, Hexen, Werwölfe, Gestaltwandler und andere."

„Werwölfe?" Er schaute sie entsetzt an. Sie lachte.

„Natürlich, du bist nicht das einzige Wesen, das anders ist. Nur diese leben sehr abgeschieden von Menschen, die meisten. Hexen lieben den Trubel unter Menschen und Vampire? Sie müssen in der Nähe von Menschen leben, sonst hätten sie Nahrungsprobleme."

Merlin starrte sie immer noch an und sie lachte, als sie sagte.

„Willkommen in der Mythenwelt, Hexer."

Dann ging sie zurück, um die Mädels zu holen, denn sie hatten alle Hunger.

Merlin schaute wieder über die See. Er war reich geboren worden, hatte ein schönes Leben, Eltern, die ihn sehr geliebt hatten und eine Schwester, die er sehr liebte. Alles war normal gewesen und jetzt?

Jetzt war seine Welt auf den Kopf gestellt und zerplatzte wie eine Seifenblase. Im Grunde genommen war sie das auch nur gewesen. Eine Seifenblase.

Jetzt segelte er in ein Abenteuer, von dem er nicht zu träumen gewagt hatte und das alles, wirklich alles verändern würde.

Er nickte.

Ja, er war bereit für Veränderungen.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt