Dunkles Schicksal Kapitel 5

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Dunkles Schicksal


Kapitel 5



Merlin wachte wie gerädert auf, eigentlich sollte er etwas kürzer treten, aber im Moment konnte er das nicht. Erst recht nicht, da sie nun wussten, das er eine Schwester hatte und sie hatten schon gehandelt. Dieser verfluchte Vampir hatte es gewagt, sein Eigentum zu betreten und seine Schwester aufzusuchen.

Doch er hatte sie nicht angerührt und das machte Merlin wirklich Kopfschmerzen. Irgendetwas hatten er doch vor. Maria war ihm heute Nacht schutzlos ausgeliefert gewesen und er hatte sich nur lieb und nett unterhalten, mit der Schwester seines Todfeindes?

Er setzte sich auf und fuhr sich durch sein Gesicht, er war müde. Doch er musste ihn töten, vorher könnten sie nicht in Ruhe leben. Doch Arthur war wirklich schlecht zu erwischen, während Merlin in der Stadt nach ihm Ausschau hielt, war er hier bei Maria. Er durfte gar nicht daran denken, das Maria lange mit dem Vampir zusammen war.

Nachdem er gebadet und angezogen war, ging er hinunter und setzte sich in den Frühstücksraum. Er trank eine Tasse schwarzen Kaffee, doch die Speisen rührte er nicht an. Ein Diener kam herein.

„Wo ist die Contessa?"

„Sie ist mit dem Stallmeister ausgeritten, Senior."

Merlin nickte und stand auf, ging hinüber in die Bibliothek und setzte sich an den Schreibtisch. Die Post lag auf ihm, einige Briefe, die er durchging und einen schaute er an. Er war aus Rom und der Absender war ihm wohl bekannt. Er war von Sergio, einer seiner Jägerfreunde. Er öffnete den Brief.

Hallo, mein Freund!

Verweile im Moment in Rom, habe gehört, das sich dort ein Vampirnest befindet. Bis jetzt läuft alles bestens,habe schon einige der Kreaturen erwischt. Doch heute musste ich abreisen, meine Mutter ist erkrankt. Habe Leo und Hennessy in Paris getroffen, hatten wohl dort zu tun. Mir scheint, die beiden verbindet mehr als nur die Jagd. Was ist bei dir los? Hast du den Vampir erwischt, der deine Eltern getötet hat? Du erreichst mich im Moment zu Hause und solltest du meine Hilfe brauchen, melde dich.


Sergio.


Merlin faltete den Brief zusammen, einen Augenblick dachte er darüber nach, seine Freunde anzufordern. Aber er verwarf den Gedanken wieder, Sergio war im Moment bei seiner kranken Mutter und Hennessy und Leo? Vielleicht waren sie schon weitergezogen und nicht mehr in Paris. Er würde auch mit dem Vampir alleine fertig werden.

Er versteckte den Brief, das Maria ihn nicht zufällig fand. Er hatte nur ein paar Stunden geschlafen und wollte heute nochmal jagen. Doch er wusste auch, das er sich nicht so überfordern sollte, dann wurde er unachtsam, was diese Bastarde ausnützen würden. Er nickte in Gedanken, Maria hatte recht, er sollte sich etwas erholen. Er beschloss, heute Nacht zu Hause zu bleiben und sich mit Maria zu beschäftigen, er vernachlässigte sie sowieso schon. Und mal auszuschlafen, das war wichtig.

Maria kam herein, sie trug ein Reitkostüm und umarmte ihn von hinten, küsste ihn auf die Schläfe.

Er lächelte.

„Schon so früh reitest du aus?"

Sie lachte und warf sich in einen der Sessel.

„Früh? Da du dich nachts in der Stadt rumtreibst, hast du wohl kein Zeitgefühl mehr. Wir haben fast drei Uhr und es ist Teatime."

„Wir sind nicht in England, Maria, also kannst du dir das sparen."

Sie kicherte, wurde aber dann ernst. Er hatte so schnippisch geantwortet und sie schaute ihn einen Moment an, bevor sie fragte.

„Bist du noch böse wegen gestern?"

Er schaute hoch.

„Böse?", er überlegte einen Moment, bevor er weitersprach „ Ist vielleicht das falsche Wort. Ich war besorgt."

„Merlin, Arthur ist..."

„Ist für uns ein Fremder und nur weil du einmal mit ihm getanzt hast, triffst du ihn nachts im Garten? Maria, du darfst nicht so vertrauensselig sein. Er könnte sonst was sein", fiel er ihr ins Wort.

„Ach, was denn?"

Ein Vampir, zum Beispiel.

„Nur weil er aristokratisch ist, heißt das nicht automatisch, das er ein guter Mensch ist."

Ist ja auch keiner.

„Aber er ist so nett und so verdammt gutausehend. Vielleicht sieht er in mir etwas anderes."

Das stimmte allerdings, das musste auch Merlin zugeben. Er war eine Augenweide, für Frauen wie auch für Männer und auch für ihn, wenn er nur nicht ein verfluchter Vampir wäre. Was er auch immer in Maria gesehen hatte; es hatte ihr das Leben gerettet. Er schaute sie tadelnd an.

„Maria..."

Sie verdrehte die Augen.

„Ja, ich weiß. Ich habe es versprochen und vielleicht ist es auch besser so, bevor ich mich verliebe."

Jetzt hob er seinen Kopf ruckartig und schaute sie wieder an; das fehlte jetzt noch. Das Maria sich verliebte und untröstlich wäre, wenn er nur noch Asche wäre. Er musste sich was einfallen lassen.

„Ich habe Nachforschungen angestellt und herausgefunden, das er diverse Liebschaften in der Stadt hat, frag doch das nächste Mal in der Stadt nach. Frauen sind geschwätzig, sie werden dir das bestätigen. Die Leute reden und wenn alle das Selbe sagen, wird es wohl stimmen. Er wird dir das Herz brechen oder willst du in die Reihen seiner Liebhaberinnen? Frag doch Carmen, sie weiß immer was in der Stadt so läuft."

Sie schüttelte den Kopf, etwas bestürzt darüber, was er sagte. Merlin log ihr etwas vor, er sagte Carmen so etwas in der Art und das sie nichts Maria davon sagen sollte, das er das sagte. Sie würde ihr das auf jeden Fall sagen, das wusste er und deshalb griff er nach der Gelegenheit. Hauptsache, sie würde von ihm wegbleiben.

„Ich...Nun ja, er ist ja auch sehr attraktiv", meinte sie nur, sie war etwas geknickt. Arthur wäre so sehr ihr Typ und hatte alle Voraussetzungen. Er war reich, adlig und sehr attraktiv und unverheiratet.

„Natürlich ist er nett und charmant und sich seines Aussehens bewusst, er legt es darauf an", sprach er weiter.

Maria seufzte.

„Es wäre ja auch so schön, um wahr zu sein. Okay, ich habe es kapiert. Er ist ein Casanova."

Merlin lächelte.

„Du hast genug Verehrer und eines Tages kommt der Richtige. Außerdem bist du noch so jung, du hast Zeit."

Wieder seufzte sie.

„Tja, ich denke, in deinen Augen ist niemand gut genug für mich. Ich werde als alte Jungfer sterben, bevor du in eine Heirat einwilligst."

Merlin lachte, doch so unrecht hatte sie mit der Annahme nicht. Er fand, niemand war gut genug für sie.

„Reitest du heute wieder in die Stadt?"

Merlin schüttelte den Kopf und schaute sie wieder an.

„Nein, wir werden zusammen essen und Zeit verbringen."

Sie freute sich, denn die letzte Zeit sah sie ihn kaum. Sie lächelte glücklich.

„Toll, ich freue mich. Ich hatte die letzte Zeit ja nicht viel von dir."

Merlin seufzte.

„Ich habe im Moment viel zu tun und ich denke, das du jetzt besser verschwindest. Ich muss die Papiere fertig machen, du lenkst mich ab."

Sie stand auf und küsste ihn auf die Wange.

„Bis später, ich werde ein Bad nehmen, ein schönes. heißes, langes Bad."

Dann verschwand sie und Merlin starrte durch das Fenster in den Garten, nicht auszudenken, wenn ihr gestern Nacht etwas passiert wäre.




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Der Sommer, der nun Einzug in Spanien hatte, war heiß, schwül und war mit hohen Temperaturen gekrönt. Die Tage waren länger und die Nächte kürzer. Doch die Menschen, die hier geboren waren, konnten wesentlich besser mit der Hitze umgehen, als welche die zugezogen waren. Und doch hatten sie alle mit der Hitze zu kämpfen.

Maria stand von ihrem Frisiertisch auf und strich sich über den Nacken, der leicht feucht war. Sie hatte ihr langes Haar nach oben gezwirbelt, denn auch jetzt in der Nacht kühlte es nicht sehr ab.
Merlin war nicht da, er war am späten Nachmittag in die Stadt geritten und Maria hatte ihm aufgetragen, ihr Parfüm mitzubringen, das sie gerne trug. Er sagte, das es spät werden würde, denn er hatte ein geschäftliches Essen in der Stadt. Jemand wollte einige Immobilien kaufen und würde Merlin ein Angebot unterbreiten.

Maria verstand nichts von solchen Dingen, sie interessierte sich auch nicht dafür. Merlin war doch da und er machte das alles sehr gut. Zumal es nicht üblich war, das Frauen in der Geschäftswelt waren. Sie waren vermögend, doch wollte dieses Vermögen auch verwaltet werden. Das war Merlins Aufgabe.

Sie schlenderte zum offenen Fenster, sie konnte nicht schlafen, es war viel zu schwül. Auch die Nachtluft brachte nicht wirklich Kühlung. Sie nahm tief Luft, es roch herrlich hier im Sommer nach Blumen und Blüten. Sie schaute sehnsüchtig zu den Mandelbäumen, denn dahinter lag nicht sehr weit weg der See, in dem sie heute Nachmittag schwimmen war. In dem See, der immer noch auf ihrem Land lag, das sehr groß war. Merlin und sie hatten einen schönen Nachmittag dort verbracht, bis er später aufbrach in die Stadt. Sie könnte jetzt gerade wieder dort im Mondlicht schwimmen, doch es war dunkel und sie sollte das Haus nicht verlassen. Maria schaute in die großen Gärten und zu dem Springbrunnen; sie hatte eine schöne Aussicht aus ihrem Zimmer. Doch nun war es dunkel und sie konnte nicht einmal zum Brunnen. Sie hatte es Merlin versprochen und sie seufzte leise. Warum konnte sie nicht in den Garten, sie verstand das nicht. Maria wollte sich gerade abwenden, als...

„Maria!"

Jemand rief sie leise und sie drehte sich wieder um zum Fenster, schaute suchend heraus. Und ihr Blick blieb an einer Gestalt hängen, die etwas unter ihrem Fenster stand und ihr zulächelte.

„Arthur?", sie schaute sich hektisch um „Was machen sie hier? Sie dürfen nicht hier sein."

„Ich sagte doch, ich komme wieder. Hier bin ich."

Sie hob abwehrend die Hand.

„Nein, nicht. Ich habe es Merlin versprochen, wir können uns nicht mehr sehen."

„Nur noch das eine Mal, ich muss mit ihnen reden, bitte."

Sie seufzte und schaute nach rechts und links, keine Wachen zu sehen. Sie war unschlüssig, erstens wollte sie sich nicht näher mit ihm befassen, denn sie hatte tatsächlich gehört, das er viele Affären hatte und zweitens, sie hatte es Merlin versprochen und drittens, sie sollte das Haus bei Dunkelheit nicht verlassen.

„Bitte", hörte sie Arthur sagen und es klang wirklich flehend.

Sie nahm Luft, das würde wirklich wieder Ärger geben. Sie wollte ihm schon sagen, das es ihr leid tut und sie nicht kommen kann, doch sie verharrte, denn ihr kam ein Gedanke. Sie könnte durch den Keller gehen und so unbemerkt das Haus verlassen, durch diesen Gang, den ihr mal ihr Vater gezeigt hatte.

Ja, im Keller gab es einen Geheimgang, der wohl jedes Herrenhaus hatte. Damals in der Revolution konnten die Besitzer dadurch verschwinden, wenn sie angegriffen wurden. Jetzt wurde der Gang nicht mehr genutzt, doch er war da, unterirdisch und man kam in der Nähe des kleinen Friedhofs heraus. Sie lächelte und rief leise.

„Also gut, wir treffen uns an der Stelle wie das letzte Mal."

Er lächelte, nickte und huschte davon. Maria richtete etwas ihr Haar und zog ihr einfaches Sommerkleid zurecht. Dann ging sie aus ihrem Zimmer und die Treppe herunter. Niemand kam ihr entgegen, doch als sie die Tür zur Kellertreppe aufmachte...

„Seniorita?"

Das Küchenmädchen stand hinter ihr „Kann ich behilflich sein?"

„Nein, ich gehe in den Keller, vielleicht ist es da etwas kühler und...", sie überlegte schnell und sprach weiter „Ich hole eine Flasche Wein für den Conde, wenn er nach Hause kommt."

„Das kann ich doch tun. Sie brauchen nicht..."

„Das ist alles für heute, Conchita, geh schlafen", sagte sie bestimmt und keine Widerrede duldend. Das Mädchen nickte und verschwand.

Sie öffnete die Tür und schloss sie wieder hinter sich, ging die Treppe herunter, die spärlich beleuchtet war und in den Weinkeller. Dort waren die besten Weine gelagert und auch Merlins Lieblingswein. Sie wusste, wo der Geheimgang lag, ihr Vater ging mit ihr als Kind dort entlang und erzählte ihr, wozu sie ihn damals brauchten. Langsam ging sie darauf zu, der Weg beleuchtet von Kerzenlampen.

In einem Winkel des Weinkellers war ein Regal, das sie wie eine Tür öffnen konnte. Sie machte eine der Lampen an, die dort standen und zog die Regalwand auf. Dahinter war eine Holztür, die sich knarrend öffnete. Maria ging hindurch und schloss alles hinter sich, es würde so aussehen, als wäre sie spurlos aus dem Keller verschwunden. Der Gang war alt und modrig, Spinnengewebe strich durch ihr Gesicht und sie wischte sie mit einem angewiderten Gesichtsausdruck weg.

„Das ich hier durch Spinnengewebe und Dreck schleiche, wissen sie hoffentlich zu würdigen, Conde Arthur", sagte sie leise und hielt die Lampe hoch.

Ein leichter Luftzug verriet ihr nach einer Weile, das sie endlich zum Ausgang kam und aus dem Schatten schälte sich eine marode Treppe. Sie schaute nach oben zu der Luke und wieder zu der Treppe.

„Na hoffentlich hält die noch", sagte sie leise und stellte die Lampe auf den Boden.

Dann stieg sie vorsichtig die Treppe hoch, es knarrte, doch sie hielt und Maria stemmte sich gegen die Luke, die leichter nachgab, als sie dachte. Frische Luft umfing sie, als sie den Kopf herausstreckte und tief einatmete, um den modrigen Geruch aus der Nase zu bekommmen, dann schaute sie sich um. Sie lächelte und kroch heraus, schloss die Luke wieder, auf der Gras und Erde war. Sie war draußen und nicht weit vom Friedhof entfernt.

Als sie dort ankam, war niemand zu sehen, doch sie rief.

„Arthur, wo sind sie? Schleichen sie sich nicht wieder an und erschrecken mich."

Sie hörte ein leises Lachen und er kam hinter einem Gebüsch hervor. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sagte anklagend.

„Natürlich hatten sie wieder vor mich zu erschrecken, nicht wahr?"

Wieder lachte er und kam näher. Er war nur vorsichtig und hatte sich versteckt. Es könnte ja sonst irgendwer kommen. Doch er sagte amüsiert.

„Sie haben mich durchschaut."

„Das ist nicht sehr nett gegenüber einer Dame."

Er verbeugte sich belustigt vor ihr.

„Ich bitte untertänigst um Verzeihung."

Sie lächelte und schaute ihn an, es war dunkel, aber keine Wolke am Himmel und der Mond spendete ihr ein wenig Licht.

„Was haben sie nur für Sitten, das sie nachts Damenbesuch machen? Normalerweise kommen die Herren zum Nachmittagskaffee."

Arthur schüttelte den Kopf, das war nicht möglich. Die Sonne hätte etwas dagegen, nicht nur Merlin.

„Das ist nicht möglich, abgesehen davon, das ihr Bruder wohl nicht begeistert wäre, käme ich zum Nachmittagskaffee."

„Auch wieder wahr."

Arthur musterte sie amüsiert. Er war nicht gekommen, um sie zu töten oder ihr überhaupt ein Leid anzutun. Eigentlich wusste er nicht mit Bestimmtheit, was ihn dazu getrieben hatte, Maria noch einmal zu sehen. Vielleicht sehnte er sich danach, das sie ihn wie einen Menschen behandelte und ihn manchmal so anschaute wie Kathy damals. Vielleicht war er auch einsam und sehnte sich nach Gesellschaft oder wollte einen warmen, atmeten Menschen spüren. Oder vielleicht wollte er den Liebreiz von Maria auskosten, die auch kokett und mutig war und ihn zum Lachen brachte. Er wusste es nicht.

Er hatte getrunken, bevor er aufbrach, um sie zu sehen. Trotz allem roch sie so verführerisch und er kam langsam näher, blieb vor ihr stehen. Arthur hob eine Hand und strich ihr zärtlich über ihre warme Wange, wanderte weiter zu ihrem Hals und legte seine Hand darauf. Er schloss kurz seine Augen, als er die pochende Halsschlagader fühlte und das Blut rauschen hörte, ihre Wärme spürte. Doch er würde ihr nichts tun. Er nahm die Hand weg und trat einen Schritt zurück.

Maria ließ es geschehen, bemerkte wieder wie kalt seine Hand war, doch nun fragte sie leise.

„Was wollen sie von mir, Arthur?"

„Ich weiß nicht was sie meinen, Maria."

„Ich meine, ich bin nicht bereit dazu, mit ihnen eine Affäre zu beginnen und mein Bruder würde das auch nicht gutheißen. Ich bin nicht so ein Mädchen. Wenn sie auf so etwas aus sind, dann gehen sie zu den Damen, die ihnen nicht abgeneigt sind und denen es egal ist, ob man über sie redet. Ich werde keines der Mädchen in einer langen Reihe sein."

Arthur schmunzelte; das waren eindeutige Worte. Und er mochte ihre Art, die Karten auf den Tisch zu legen. Sie sagte das sehr bestimmt, sich vollkommen sicher, was sie wollte und nicht. Doch an so etwas hatte er eigentlich nie gedacht. Sie war ein schönes Mädchen, doch wenn er die Wahl hätte, würde er ihren Bruder vorziehen. Aber dieser hätte nur den Wunsch, ihn zu töten.

„Das hatte ich auch nie vor, Maria. Sie sind ein wunderschönes Mädchen, doch ich dachte da eher an eine Freundschaft."

„Eine Freundschaft? Mehr nicht?" Es klang überrascht.

„Nein, nur Freunde."

„Kann man denn mit einem Mann befreundet sein, der so sündhaft gut aussieht?", fragte sie ohne zu überlegen und legte den nächsten Moment erschreckt eine Hand an ihren Mund.

„Verzeihung...das wollte ich eigentlich nicht laut sagen."

Arthur lachte leise; sie machte ihm wirklich Spaß und brachte etwas Heiterkeit in seine dunkle Existenz.

„Warum denn nicht? Und ich wäre sehr erfreut, mit ihnen befreundet zu sein."

„Merlin nicht und ich weiß wirklich nicht, was er gegen sie hat."

„Das weiß ich und ich denke, er wird seine Gründe haben", antwortete er.

Er würde ihr nie sagen, was er war und sie ihn so erschreckt und angstvoll ansehen würde, wie all die Menschen, die herausgefunden hatten, was er war. Nein, er würde ihr nie etwas sagen.

Sie nahm Luft, es war so warm, selbst hier draußen im Freien.

„Es ist heute wirklich eine sehr warme Nacht und ich könnte gerade wieder in den See schwimmen gehen. Und ja, sie können mein Freund sein, aber das bleibt ein Geheimnis. Sie können mich auf der Straße mit einem Nicken begrüssen, aber nicht umarmen und so, ja?"

Er lachte, amüsiert über ihre eigentlich naive Art. Und sie würde ihn nicht Nachmittags sehen, also käme sie nicht in die Verlegenheit, aber das sagte er nicht. Er nickte.

„Wie sie wünschen."

Es fiel ihm wieder ein, was sie zuvor gesagt hatte und fragte danach.

„Was sagten sie gerade, ein See?"

Sie nickte und zeigte in eine Richtung, als sie antwortete.

„Nicht weit von hier, er liegt noch auf unserem Besitz."

Er nahm ihre Hand und schaute sie fast herausfordernd an.

„Lassen sie uns an den See gehen."

Sie schaute ihn fast erschreckt an.

„Jetzt?"

Arthur zuckte mit den Schultern.

„Warum nicht? Schwimmen im Mondlicht ist sehr schön."

„Aber...Aber ich habe keine Kleider zum Schwimmen und..."

„Es ist dunkel, sie brauchen ja nur ihr Kleid auszuziehen; ich verspreche nicht hinzusehen."

Sie zögerte, doch der kühle See lockte. Vielleicht könnte sie dann schlafen, wenn sie etwas abgekühlt wäre. Doch es schickte sich nicht für eine junge Contessa, nachts mit einem Mann schwimmen zu gehen und erst recht nicht ohne Begleitung. Und nicht ohne entsprechende Kleidung zum Schwimmen. Sie wollte das, doch dürfte das niemand wissen, sie nickte und sagte.

„Aber sie dürfen es niemanden sagen, das ich mit ihnen schwimmen war. Vor allem nicht, das es nachts war und ich keine Begleitung hatte, geschweige Kleider zum Schwimmen. Ein Beweis ihrer Freundschaft."

Arthur lächelte über ihre Geheimnisse, die welche bleiben sollten und hielt eine Hand an sein Herz, das nicht mehr schlug.

„Ich schwöre, ich werde nie ein Wort darüber verlieren", sagte er amüsiert.

Es war für ihn irgendwie lustig. Sie war in Begleitung eines Vampirs und ihre einzigste Sorge war, das was sie taten nicht standesgemäß war. Merlin hätte da ganz andere Sorgen, für ihn war er ein Monster und seine Schwester in tödlicher Gefahr. Aber weit gefehlt. Arthur genoss diesen Abend sehr und ihre Gesellschaft und sie würde leben, wenn er für immer ging. Das war sein Geschenk an Maria und Merlin, das er vielleicht nicht zu schätzen wusste. Er schaute sie immer noch fragend und etwas flehend an.

Schließlich nickte sie und sie liefen zum See, der bald auftauchte und im Mondlicht glitzerte. Hand in Hand standen sie am Ufer des stillen Sees, der in der schwülen Nacht nur zum Baden einlud. Sie nahm Luft und sagte schwärmerisch.

„Oh, der See sieht bei Mondlicht so toll aus, wie auf einem Bild gemalt und auch irgendwie romantisch", sie schaute ihn an und meinte eher nüchtern, als sie seine Hand los ließ „ Nun ja, nicht mit ihnen, wenn sie nur mein Freund sein wollen. Irgendwie ist das deprimierend, aber anscheinend nicht zu ändern."

Er lachte, sie war so erfrischend. Und keine, die ihn schmachtend ansah und Andeutungen machte, ohne direkt zu sagen, was sie von ihm wollte. Maria war natürlich und sagte, was sie dachte, wenn auch manchmal unangebracht. Wenn er auf Mädchen fixiert wäre, würde er sie vielleicht fragen, ob sie mit ihm die Ewigkeit verbringen würde.

Doch er wurde ernst, denn es widerstrebte ihm, sie zu töten. Und er wusste, das sie sich alle verändern, wenn sie Vampire wurden. Lance hatte sich einmal verliebt und nahm das Mädchen mit in die Ewigkeit. Doch sie langweilte sich schnell mit ihm und verließ ihn. Lance schwor sich damals, nie wieder ein Mädchen in einen Vampir zu verwandeln. In Bitterkeit sagte er, das es bei Vampiren keine Liebe gibt. Seit dem hatte er sich nie wieder verliebt, das war schon eine lange Zeit her. Sie riss ihn aus seinen Gedanken.

„Ich war noch nie im Dunkeln am See.", erzählte sie ihm „Ich darf das Haus in der Dunkelheit nicht verlassen. Aber heute sind sie bei mir und beschützen mich."

Arthur schaute sie an, überrascht darüber, was sie gerade sagte. Beschützen? Normalerweise beschützten andere sie vor ihm, das hatte Merlin auch damit beabsichtigt, als er ihr verboten hatte, in die Dunkelheit zu gehen.

„Ich werde sie beschützen", sagte er und lächelte über diese Ironie. Doch keiner würde sie anrühren, solange er hier war. Er würde sie beschützen, den sie war ein Schatz, nicht so verdorben wie die Frauen in der Stadt. Und die Adligen waren die Schlimmsten, mit viel Zeit und Geld im Gepäck lebten sie ihr anzügliches Leben. Arthur wusste, von was er sprach. Sie waren adlig, doch teilweise so verdorben. Die sogenannten Damen nahmen ihn gerne mit in ihr Bett, wenn auch heimlich, öfter auch noch mit anderen. Er zog seinen Gehrock aus, warf ihn auf die Wiese und schaute sie an.

„Also gut, gehen wir etwas schwimmen."

Maria schaute weg und sagte verlegen.

„Ich...Ich ziehe mich hinter dem Busch aus."

Dann lief sie dorthin, zog ihr einfaches Kleid aus, darunter trug sie ein Korsett. Sie hörte es platschen, als Arthur ins Wasser sprang und rief.

„Kommen sie, es ist wunderbar. Ich mache auch die Augen zu."

„Sind sie nackt?"

Er lachte.

„Nein, ich trage mein Hemd und die Hose. Ich will sie nicht in Verlegenheit bringen."

„Sehr anständig", kicherte sie hinter dem Busch „Drehen sie sich um, ich komme jetzt."

Sie kam hinter dem Busch hervor, schaute zu dem Vampir, der zum offenen See schaute und sie lächelte, als sie ins Wasser sprang.

„Oh ja, das ist wirklich herrlich und macht solchen Spaß."

„Schwimmen wir ein Stück?"

Sie kam neben ihn und sie schwammen ein Stück in den See, Maria legte sich auf den Rücken und schaute zum Mond, seufzte

„Eine wundervolle Nacht. Heiß, doch wundervoll. Ich liebe solche Nächte, es ist nur schade, das sie so schnell vorbei sind und bald die Sonne wieder aufgeht."

Das fand Arthur auch, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Er war ein Wesen der Nacht und fürchtete die Sonne. Sie war sein Feind und genauso schlimm wie ihr Bruder. Sie wollte ihn töten, wie er.

Etwas später saßen sie angezogen am Seeufer. Ihre Kleider würden schnell trocknen, aber sie hätte das alles nicht missen wollen. Es war erfrischend gewesen und sie mochte Arthur. Maria konnte nicht verstehen, warum Merlin ihn so ablehnte. Sie fragte danach.

„Haben sie meinem Bruder etwas getan, das er sie nicht mag?"

„Nein, ich kannte ihn nicht mal bis zum Frühlingsball."

Das war die Wahrheit, er hatte keine Ahnung, warum Merlin so verbittert hinter ihm her war. Er war ein Conde und diese vertrieben sich gewöhnlich nicht die Zeit damit, Vampire zu jagen. Jäger, die er aus der Vergangenheit gekannt hatte, waren Menschen, die einen Grund hatten, manche aus Überzeugung, andere aus religiösen Gründen oder einfach welche, die sich daran erfreuten, sie zu Asche zu verwandeln. Er wollte etwas über den überaus gutaussehenden Jäger wissen. Er konnte sich nicht helfen, obwohl er sein Feind war, fühlte er sich von dem Jäger angezogen, auf eine Art, die er noch nie erlebt hatte.

„Erzählen sie mir etwas von ihrem Bruder, Maria. Er scheint ein sehr junger, ernster Mann zu sein."

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, nicht wirklich, zumindest nicht bei mir. Er ist lieb und er liebt mich sehr, ich ihn auch. Wir haben nur noch uns. Er musste sehr schnell erwachsen werden; nach dem Tod meiner Eltern. Er musste das Erbe antreten, Vaters Titel. Die Ländereien verwalten sich nicht von selbst und auch alles andere nicht. Merlin kümmert sich um alles und er macht das sehr gut."

„Hat er eine, nun ja, eine Dame? Vielleicht eine Contessa aus gutem Hause?"

Maria schaute ihn an

„Ich weiß nicht, über so etwas spricht er nicht. Ich habe manchmal ein schlechtes Gefühl ihm gegenüber. Während andere in seinem Alter sich amüsieren und auf Bälle gehen und mit Mädchen flirten, muss er der Conde sein und alles richten und ist sehr bemüht, mir ein schönes Leben zu bieten. Manchmal kommt es mir so vor, das er sich überhaupt nicht für die Damen interessiert."

Arthur horchte auf, sollte der Jäger die gleichen Neigungen wie er haben? Wenn ja, dann würde er so etwas geheim halten. Es gab genug, die ihr gleiches Geschlecht mochten und auch viele, die das auslebten. Doch in seiner Stellung und Gesellschaft war so etwas nicht möglich, das wusste Arthur. Nicht öffentlich, er könnte es nie öffentlich machen, ohne das Ansehen zu verlieren. Maria sprach weiter.

„Er reitet oft am Abend in die Stadt, ich habe die Hoffnung, das er sich mit jemanden trifft, vielleicht ein Mädchen."

Das mit Bestimmtheit nicht, das wusste er auch. Er war nachts hinter ihm her und seinen Artgenossen.

„Seit wann reitet er denn so spät in die Stadt?"

Sie seufzte.

„Keine Ahnung, aber er macht das schon eine Weile. Warum? Das weiß ich leider nicht", sie überlegte „Ich denke, das alles hatte begonnen mit dem Tod meiner Eltern."

Sie zuckte die Schultern.

„Na ja, wahrscheinlich hat er viel zu tun, Vater hinterließ uns sehr viel Land und Immobilien, laufende Geschäfte und so weiter. Ich habe keine Ahnung davon."

Arthur nickte nur und schaute zum Himmel. Er nahm seine Taschenuhr heraus und sah darauf, es war Zeit, sonst würde er sich wieder auf ein Wettrennen mit der Sonne einlassen müssen. Und Merlin würde bald zurückkommen.

„Ich muss gehen. Ich war sehr glücklich mit ihnen hier. Ich danke ihnen."

Er stand auf und zog sie mit sich hoch und Maria wunderte sich, was für eine Kraft er doch hatte. Sie gingen schweigend zurück und auf dem kleinen Friedhof nahm er ihre Hand.

„Ich bewundere sie und wünsche ihnen ein angenehmes Leben und jemanden, der sie sehr lieben wird."

Maria schaute ihn einen Moment an, er sprach so endgültig. Und sie war nicht dumm, er verabschiedete sich, für immer. Keine geheime Treffen mehr, er hielt Wort, was er versprochen hatte. Nur noch das eine Mal hatte er gesagt.

„Sie kommen nicht wieder, nicht wahr?"

Er schüttelte den Kopf.

„Man sollte das Schicksal nicht herausfordern. Ihr Bruder möchte das nicht und auch nicht, das sie hier draußen sind. Es ist besser so. Aber wir werden uns immer darin erinnern, wie wir nachts im See schwimmen waren", er lächelte „Unser kleines Geheimnis."

Sie nickte, er hatte recht. Alles andere würde in einem Fiasko enden und wenn die Leute wüssten, was sie hier tat, wäre sie das Gespräch in der Stadt. Und an Merlin wollte sie gar nicht denken. Sie hatte ihr Versprechen gebrochen.

Arthur küsste ihre Hand und sagte galant.

„Leben sie wohl, Contessa Maria del la Vega."

„Leben sie wohl, Arthur und ich hoffe, das sie auch die große Liebe finden."

Das bezweifelte er, für ihn gab es keinen Partner, der ihn begleitete. Lance hatte recht und es war der Fluch eines Vampirs, einsam durch die Jahrhunderte zu gehen.

Er ließ sie los und drehte sich um, ging in die Dunkelheit und Maria schaute ihm lächelnd nach, auch etwas wehmütig. Doch er hatte recht. Nach Merlins Aussagen war er ein Lebemann und sie wollte keine Affäre sein. Aber sie war glücklich, ihn ihren Freund nennen zu dürfen, wenn auch im Geheimen.

Sie ging langsam zurück zur Luke und nahm den Weg zurück durch den Geheimgang. Im Keller verschloss sie alles sorgfältig und vergaß auch nicht den Lieblingswein für Merlin. Oben stellte sie ihn in die Küche und ging auf ihr Zimmer. Sie zog sich immer noch lächelnd aus, stand einen Moment im Dunklen am Fenster, bevor sie zu Bett ging.

Diesmal hatte sie niemand gesehen.


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Arthur kam kurz vor Sonnenaufgang in seine unterirdischen Räume. Er hatte die Nacht sehr genossen, aber er würde sie nicht mehr sehen. Er mochte sie, auch wenn sie die Schwester des Mannes war, der ihm nach seiner Existenz trachtete. Maria hatte keine Ahnung davon, was ihr Bruder so trieb. Doch es war gefährlich, sie so oft zu sehen, wegen dem Jäger und auch wegen ihm selbst. Sie war bezaubernd und lockte ihn mit ihrem Duft, das er schon zu kämpfen hatte.

Er war ein Vampir, ein Geschöpf der Dunkelheit und ernährte sich vom Blut der Lebenden. Er war kein Freund fürs Leben, nicht für Menschen. Er war ein Raubtier und gewöhnlich waren diese unberechenbar. Er hatte einfach in ihrer Gegenwart das Gefühl zu leben und es war verlockend, sie auf seine Seite zu holen, abgesehen von ihrem Blut. Ihr Duft war betörend und süß; nein,irgendwann würde er sie töten und das wollte er nicht. Auch nicht so ein Schicksal, einsam durch die Zeit zu gehen. Nicht sie, die ihn so an Kathy erinnerte. All die Jahrhunderte hatte er nie eine Frau getroffen wie sie. Sie sollte ihr Leben leben und lieben und irgendwann im Kreis der Familie sterben. Für ihn war das etwas Kostbares geworden, zu leben und jemanden zu lieben. Etwas, was für ihn unerreichbar war.

Er schenkte sich einen Bourbon ein und wollte sich gerade setzen, als die Tür aufging und sein Freund herein kam. Er ging zur der Bar und nahm sich einen Vodka, dann erst drehte er sich um zu Arthur.

„Wo warst du?"

„Unterwegs."

„Unterwegs? Ich denke eher, du warst wieder bei der Kleinen, das Pferd war weg. Hast du sie..."

„Nein und ich werde auch nicht."

Lance lächelte leicht.

„Hast dir wohl das zu Herzen genommen, was ich sagte."

„Was?"

„Das der Jäger noch wütender würde, wenn du seine Schwester getötet hättest? Was ist? War sie nicht deine...nun...deine Geschmacksrichtung?"

„Nein, das ist es nicht. Sie war die Versuchung selbst, ihr Blut, aber..."

„Was? Sag nicht, du bist jetzt hinter ihr her, ich meine fürs Bett?"

„Nein, sie ist zu schade für so etwas."

Lance schaute ihn überrascht an und pfiff durch die Zähne, er grinste und doch merkte er, das Arthur sehr ernst war.

„Das ich einmal erlebe, das du jemanden verschonst."

Arthur wirbelte herum und fuhr ihn an.

„Du sagst das, als...als wäre ich ein Monster. Ich...Ich...", er seufzte „Ja, ich bin ein Monster, aber nicht bei ihr."

Lance stand auf und kam zu ihm, immer noch amüsiert.

„Haben wir eine Midlife Crisis?"

„Nein."

„Was dann?", fragte Lance neugierig.

„Nichts, es ist nur die Art wie sie mich behandelt. Ich mochte das und..."

Er ging in die Mitte des Raumes und drehte sich wieder um. Er schaute seinen Freund an und es schien, das er nach Worten suchte, doch dann fragte er.

„Lance, fühlst du dich manchmal einsam? Ich meine, wir gehen durch die Jahrhunderte, doch sind wir immer allein. Zeit und Menschen gehen an uns vorbei und verschwinden im Wirbel der Zeit", er hob die Hand, als Lance den Mund öffnete „Ja, wir sind zusammen, schon immer, aber niemand fürs Herz, verstehst du? Keine Partner an unserer Seite, die uns durch die Zeit begleiten."

„Dein Herz ist tot, Arthur."

„Idiot, du weißt, wie ich das meine. Wir sind Vampire, aber trotzdem können wir lieben und mit jemandem schlafen. Wir sind tot und unsterblich und...allein. Mag sein, das wir beide immer zusammen sind, aber trotzdem sind wir einsam", er schaute Lance an „Und sag jetzt nicht, das es nicht wahr ist."

Lance nickte und schaute zur anderen Wand, als er sprach.

„Ja, aber das ist sinnlos. Wir sind keine Menschen, nicht mehr und wir können uns nicht binden. Kein warmer Körper neben uns, wenn wir einschlafen und aufwachen. Menschen sind so verletzlich, wir müssen uns beim Sex zurückhalten, du weißt das. Und sie altern und sterben letztendlich und du bist wieder allein, mit dem Schmerz, was du verloren hast. Es wird immer so enden und wenn du sie verwandelst, ich sage nur Bianca. Nach einem Jahrhundert hat sie mich verlassen."

Er kam auf ihn zu.

„Abgesehen davon, das sie sterben und wollen sie immer bei dir sein und du sie verwandelst, ist da kein warmer Körper neben dir. Sie sind dann so tot und kalt wie du."

Arthur nickte frustriert.

„Was sagten diese zwei Vampire damals? Sie würden uns ein Geschenk geben, Unsterblichkeit und ewige Schönheit", er lachte freudlos „Für mich ist es eher ein Fluch. Ja, unsterblich und immer schön, aber einsam durch die Jahrhunderte wandeln."

Lance nickte.

„Du hast recht. Wenn wir nicht Vampire geworden wären, wie hätte unser Leben ausgesehen?"

Arthur zuckte die Schultern.

„Weiß nicht, eine Frau...Kinder...ein schönes Leben. Ein Haus und Garten, in denen die Kinder spielen und dann wären wir irgendwann gestorben. Ein normales sterbliches Leben. Wir wären schon lange tot, sehr lange."

Arthur winkte ab und trank aus.

„Genug davon. Ist wohl eine kleine depressive Phase. Geht vorbei, es geht immer vorbei."

„Was ist mit dem Jäger?"

„Ja, der Jäger", seufzte Arthur „Wir werden ihn töten müssen."

Auch so ein Thema, er wollte ihn nicht töten. Er wollte etwas ganz anderes, aber das war wohl so unmöglich wie wieder ein Mensch zu werden. Merlin hasste ihn und würde sich nie mit ihm einlassen. Arthur begehrte ihn und je mehr er hinter ihm her war, umso mehr wollte er ihn.

Er dachte an Maria, die zusammenbrechen würde, wenn ihr Bruder starb. Aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Er oder sie, das waren ihre Alternativen und in seinem Fall...der Jäger. Sie wollten hier leben, zumindest eine Zeit lang, doch mit Merlin war das nicht möglich. Er würde nicht ruhen, bis sie nicht mehr existierten. Und alle hatten keine Lust, ewig auf der Hut zu sein, wenn sie abends das Haus verließen.

„Ich kümmere mich darum, Lance", sagte er „Ich werde ihn töten."

Lance nickte.

„Das erste, vernünftige Wort von dir", sagte er erleichtert „Aber etwas anderes, Rene und Leon haben ihre Jahre hinter sich. Sie erwarten, das wir unser Versprechen halten."

Arthur schaute ihn an. Beide waren Jungs gewesen, die sie auf der Straße aufgelesen hatten. Damals waren sie achtzehn und nun achtundzwanzig. Zehn Jahre hatten sie Arthur und Lance gedient und nun wollten sie ihre Belohnung.

„Wir haben Silas, Bruno, Marcus, Etienne und Jonas verloren wegen dem scheiß Jäger."

„Okay, verwandle du sie und sperre sie danach ein. Du weißt, das sie ihren Blutdurst nicht regulieren können und jeden anfallen. Sie müssen das erst unter Kontrolle haben. Wir brauchen jetzt nicht irgendwelche prominenten Leichen hier. Das würde Fragen aufwerfen."

Lance nickte.

„Okay, werde ich heute Abend erledigen, zumindest einen von ihnen. Willst du nicht den anderen?"

Arthur überlegte, doch dann sagte er.

„Ja, er soll noch eine Nacht warten, ich gehe heute Abend aus."

Lance nickte.

„Okay, dann gute Nacht, bis später", er grinste, als er Arthur musterte „Du suchst was fürs Herz und Bett? Vielleicht solltest du mit mir schlafen, ich werde immer bei dir sein. Und du liebst mich und du musst mich nicht töten, ich bin schon tot."

Arthur grinste.

„Hau ab...Idiot."

Lance lachte und ging hinaus und Arthur zog sich aus, schenkte sich noch einen Bourbon ein und setzte sich auf sein Bett. So unrecht hatte ja Lance nicht, aber sie waren Freunde und der Gedanke mit ihm zu schlafen...

Nein, das konnte er nicht. Sie waren schon Ewigkeiten Freunde und nur Freunde, abgesehen davon das Lance Mädchen mochte.

Er trank den Bourbon rasch und legte sich hin, fiel in den todesähnlichen Schlaf, der ein paar Stunden andauerte.

Während draußen die Stadt erwachte.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt