Dunkles Schicksal Kapitel 24

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Dunkles Schicksal


Kapitel 24



Es war später Nachmittag, als Merlin die Augen aufschlug. Er hatte nicht gut geschlafen, sich herumgewälzt und Alpträume von Vergangenem gehabt. Er setzte sich auf und sofort fiel ihm ein, das er allein war. Er schaute zum Bett, doch da lag kein Arthur oder stand im Zimmer und sagte fröhlich Guten Morgen. Arthur würde nie wieder zu ihm Guten Morgen sagen. Er war tot.

Merlin nahm gequält Luft. Diese Stille und Endgültigkeit hatten eine verheerende Wirkung auf ihn. So wie damals, als sie ihm sagten, das seine Eltern tot waren. Und mit dieser Nachricht hatte alles angefangen. Die Jagd auf die verhassten Vampire, das sein Lebensinhalt geworden war. Und der Augenblick, in dem er Arthur kennen gelernt hatte. Ab da wurde sein Leben wahnsinnig und faszinierend zugleich. Aus Hass wurde Freundschaft und, es war sinnlos es jetzt noch zu verleugnen, Liebe.

Er hatte sich in eines dieser Wesen verliebt, das er so hasste und töten wollte. Er machte einen frustrierden Laut. Das Leben konnte barmherzig und grausam sein. Letzteres betraf ihn, doch es war seine eigene Schuld. Er dachte, das er über allem stand. Idiot! Dummer, verblendeter Idiot!

Er hatte zu viele Fehler gemacht, die sich jetzt alle rächten und das auf eine Art, die grausamer nicht sein konnte. Fehler Nummer eins, so von sich eingenommen zu sein, das er dachte, er könnte einen über tausend Jahren alten Vampir so locker in seinem eigenen Heim töten. Fehler Nummer zwei, das er zugelassen hatte, das Arthur das alles wieder über sich ertragen musste, diese Schmerzen und was Alexej sonst noch mit ihm tat. Fehler Nummer drei, das er zugelassen hatte, das er sich in einen Vampir verliebte. Und letztendlich der schlimmste Fehler überhaupt, das er diese Liebe verleugnet hatte, weil er dachte, das er unfehlbar war.

Er kicherte, es klang sarkastisch und schüttelte den Kopf. Was war er doch für ein Narr? Trat auf, als wäre er unbesiegbar und...der...Jäger. Dabei war er ein schwacher Mensch, der jeden Moment getötet werden konnte, selbst von seiner eigenen Rasse, wie er so genau wusste. Und ließ die Chance der Liebe nicht zu, da er sich für was Besseres hielt. Und jetzt war alles vorbei. Er lebte und das erste Mal fragte er sich, ob er das verdient hatte.

Er fuhr sich durch sein Gesicht. Nichts war so gelaufen wie es sollte. Und er allein gab sich die Schuld an Arthurs Tod. Sie hatten so gut geplant, doch nichts ist so eingetroffen. Er musste schnell handeln...

Nein, eigentlich nicht. Er hatte sich kopflos dem Vampir gestellt, ohne das mit den anderen abzusprechen. Wie arrogant von ihm zu denken, das er das könnte! Er hatte keine Möglichkeit mehr gehabt, Arthur zu sagen, das die brisante Ladung fertig gelegt war. Und er konnte sich nicht mit ihm absprechen, wann sie losschlagen würden. Alles ist so gekommen, wie sie sich das nicht vorgestellt hatten. Das Alexej Arthur am nächsten Abend wieder so quälen wollte, war nicht eingeplant. Arthur hatte ihm erzählt, das immer mehrere Nächte dazwischen lagen. Doch diesmal nicht.

Doch Merlin hätte nicht noch einmal zugelassen, das er Arthur das antut. Und deshalb musste alles sehr schnell gehen. Noch immer sah er Arthurs zerschundenen Körper vor sich, die Schmerzen, die ihn zittern und krampfen ließen. Ganz zu schweigen, was er mit Alexej erlebt hatte. Und damit begann das Unheil. Und alles umsonst. Arthur hatte es nicht geschafft. Er war sich sicher, das Alexej ihn getötet hatte, wenn nicht, dann die Explosion und die Sonne.

Er stöhnte gequält auf. Er konnte sich nicht freuen, das er seine Rache bekommen hatte. Diese, blöde, idiotische Rache, von der er nicht ablassen konnte. Und was hatte es gebracht? Arthur hatte recht behalten, als er sagte, das seine Eltern trotzdem tot blieben. Und nun Arthur auch.

Er stand auf und ging zum Fenster. Die Sonne schien und es war ein schöner Nachmittag, doch Merlin sah es nicht. Sein Herz schmerzte und sein Kopf war vollkommen durcheinander. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Eigentlich idiotisch. Er hatte nur eine Option. Nach Hause, allein.

Diese Reise hatte nur Überraschungen für ihn bereit gehabt und nun auch Kummer. Ja, sein Herz trauerte um den Mann, den er geliebt hatte. Ja, jetzt und das erste Mal erlaubte er sich das zuzugeben. Er hatte es schon länger gewusst, doch sich nicht gestattet, es zuzugeben oder zuzulassen. Er hatte keine Zukunft mit Arthur gehabt.

Er lachte bitter auf.

Welche Ironie? Natürlich hatte er keine Zukunft mit Arthur, er war tot. Zu Asche verbrannt. Doch so hatte er sich seine „keine Zukunft mit Arthur„ nicht vorgestellt. Er wollte sich nie mit ihm einlassen, aber sterben sollte er auch nicht. Verdammt! Unbewusst fuhr er mit seiner Faust über die Stelle wo sein Herz war, als wollte er den Schmerz, der in ihm war, wegwischen. Er war schuld. Doch hatte er eine Wahl gehabt?

Nein und nochmal nein. Niemals hätte er zugelassen, das Arthur nochmal durch die Hölle ging. Und Arthur musste das gewusst haben. Er musste gewusst haben, das Merlin handeln würde. Denn er hatte sein Schwert dabei gehabt und sich sicher, das Merlin niemals zulassen würde, das er nochmal Alexej zu Diensten war. Und im Nachhinein stellte er fest, das Arthur nicht überrascht war, als er den Meistervampir stellte. Und da wusste es Merlin. Er wäre auch kein zweites Mal mit Alexej mitgegangen und durch sein schnelles Eingreifen hat er vielleicht alles ruiniert. Arthur hatte einen Plan gehabt.

Und er hatte geahnt, das Merlin Alexej stellen würde. Und Arthur hatte gewusst, das Merlin Alexej nicht besiegen konnte und er selbst auch nicht. Und trotzdem hatte er die tödliche Klinge, die Merlin töten sollte, abgeblockt und sich selbst dem Kampf gestellt, wissend, das er nicht gewinnen konnte. Warum zum Teufel hatte er das getan und warum hatte er Noel befohlen, ihn in Sicherheit zu bringen?

Merlin fuhr sich durch die Haare. Er musste mit Noel sprechen. Der braunhaarige Vampir war zur Stelle, um Merlin herauszubringen und wirkte nicht überrascht, als Arthur ihm den Befehl gab. Und dann dämmerte es Merlin vollkommen, als er das Ganze nochmal durchging.

Arthur und Noel hatten das alles schon so geplant. Wahrscheinlich hatte ihm Noel gesagt, das alles fertig war. Und sehr wahrscheinlich hatte Arthur und er diesen Plan entworfen, um ihn zu retten. Scheiße. Arthur hatte auf jeden Fall vorgehabt, ihn zu retten. Und Merlin wollte ihn retten. Mein Gott!

War er blind gewesen? Arthur wollte ihn verführen, ja. Merlin dachte, das es nur sexuelles Verlangen war. Aber da war noch mehr gewesen, viel mehr. Arthur hatte ihn geliebt.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. Der Vampir hatte ihn geliebt und nun fügte sich alles zusammen. Er wollte ihn beschützen, was ihm auch gelungen war. Arthur hatte ihm so oft das Leben gerettet und begehrte ihn. Und dieser zärtliche Blick in seinen Augen war Liebe gewesen. Liebe für einen Sterblichen und Jäger.

Und noch eine endgültige Erkenntnis traf ihn. Er hatte ihn auch geliebt und so begehrt. Doch sein stures Ich hatte es nicht zugelassen und jetzt war er tot. Der Vampir, den er liebte und der ihn geliebt hatte, hatte sich für ihn geopfert. Merlin wollte nicht mehr nachdenken. Es tat so verdammt weh. So verdammt weh, das er auf der ganzen Reise nie die Chance ergriff, Arthur zu sagen, das er ihn liebte. Und nun war er in den Tod gegangen, ohne das er gewusst hatte, was Merlin für ihn empfand.

Er drehte sich abrupt um und riss sich die Kleider vom Leib und ging ins Bad. Er musste sich die Spuren des Schreckens abwaschen, doch so sehr er schrubbte, der Schmerz und die Schuld und das Gefühl, so ziemlich alles falsch gemacht zu haben, konnte er nicht abwaschen. Er packte danach seine Tasche, als sein Blick auf Arthurs Tasche fiel und sein Herz vor Schmerz und Trauer aufschrie. Er ging zu ihr hinüber und nahm ein Hemd heraus. Es war das rote Hemd und Merlin roch daran. Noch immer roch es so fantastisch nach Arthur, Arthurs Geruch. Der so berauschend war und typisch für Vampire, so wie er sagte.

Merlin schloss seine Augen, vom Schmerz überwältigt. Dann legte er es zurück und schloss die Tasche. Er nahm alles mit, als er das Zimmer bezahlte.

„Ich hoffe, sie hatten einen angenehmen Aufenthalt."

Nein, ich habe etwas sehr Wertvolles verloren, weil ich blind und verbohrt war.

„Ja, danke", sagte er höflich und verließ das Hotel.

Im Mietstall fiel sein Blick auf den schwarzen Hengst und sein Herz wurde noch schwerer. Alles erinnerte an Arthur. Er würde sein Pferd mitnehmen. Er würde alles was ihm gehörte mitnehmen, denn er brachte es nicht über sein Herz, nur ein Stück hierzulassen. In dieser Stadt, die Arthur nur Leid gebracht hatte und nun ihm auch.

Er würde nie wieder einen Fuß in diese Stadt setzen. Er hasste sie, nicht nur wegen Alexej. Er hasste sie, weil sie ihm etwas genommen hatte, das er so lange ignoriert hatte. Die unsterbliche Liebe eines Vampirs.

Bevor er sich auf den Heimweg machte, zog es ihn noch einmal zu der alten Eiche. Die Sonne war untergegangen, als er endlich dort war. Doch die Grube, in der Noel Schutz gesucht hatte war leer, von dem Vampir keine Spur. Merlin schaute ins Tal, in der jetzt der Schutt des Gebäudes lag, das so viel Böses beherbergt hatte. Und wo Arthur starb.

Jetzt brannte nichts mehr. Der Mann an der Rezeption hatte ihm erzählt, das ein altes Gebäude in die Luft geflogen war.

„Dort hatte man früher Waffen, auch Sprengstoff aufbewahrt. Wahrscheinlich haben junge Leute dort ihr Unwesen getrieben und wahrscheinlich noch alte Bestände gefunden."

Der Mann hatte den Kopf geschüttelt und erzählt.

„Sie haben acht Leichen gefunden, junge Männer und Frauen. So was Unvorsichtiges."

Die Lakaien und die Opfer, aber anscheinend hatten sich einige retten können. Er hoffte nicht die Lakaien. Merlin trauerte ihnen nicht nach. Sie waren so verdorben wie der Clan der Vampire, von denen nichts mehr übrig war. Er war sich sicher, das niemand ihnen glauben würde, wenn sie erzählten, das sie alle Vampire waren. Sie würden das auf den Schock schieben und das Erlebte.

Mission erfüllt! Überlebende? Einer, nein zwei mit Noel, wo immer er auch war. Verluste? Jemand der ihn geliebt hatte und sich dafür geopfert hatte. Arthur.

Er drehte sich um und stieg auf, nahm Arthurs Hengst an die Hand und ritt davon. Zurück blieb sein Herz und die Eitelkeit, das er wirklich dachte, über allem zu stehen. Vor allem über der Liebe, die er so hartherzig ignoriert hatte und die nie wiederkam.
Das Schicksal hatte ihm eine Lektion erteilt, die er nie nie wieder vergessen würde.

Langsam ritt er davon, in trüben, kummervollen Gedanken versunken, auf dem Weg nach Hause.

Sicher, das Arthur tot war, doch das Schicksal hatte Pläne und wich nicht davon ab.



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Rückblick des Geschehens...


Als Merlin geschlagen auf dem Boden lag, reagierte Arthur. Er wollte erst eingreifen, wenn es für Merlin gefährlich wurde. Er würde ihn nicht sterben lassen, er war so verletzlich und er liebte ihn. Was am Anfang sexuelles Interesse und Schwärmerei für ihn war, hatte sich auf der Reise in Liebe verwandelt. Auch wenn diese Liebe aussichtslos war, würde er alles für Merlin geben. Der Gedanke, das der Jäger hier starb, war für Arthur nicht annehmbar. Auch wenn er den endgültigen Tod erleiden sollte, so wie Vampire ihn nannten, dann sollte Merlin die Chance haben, sein Leben zu leben. Er hatte nur das eine Leben. Und er sollte dieses kostbare Leben leben, zusammen mit seiner Schwester.

Alexej ging siegessicher und grinsend auf ihn zu, erhob das Schwert zum tödlichen Stoß, bevor er ihm noch einige spöttischen Bemerkungen zu zischte. Das war Arthurs Moment und er handelte. Er zog das Schwert und war in seiner übernatürlichen Geschwindigkeit verschwunden und tauche vor Merlin am Boden auf.

Arthur stand vor Merlin und wehrte den tödlichen Schlag ab. Alexej, der wirklich überrascht war, schaute ihn ungläubig an. Doch er fing sich schnell und wurde wütend, als Arthur ihm entgegen schleuderte, wie sehr er ihn hasste. Alexej, der sich verraten fühlte und wusste, das Arthur ihm nicht gefährlich werden konnte, griff ihn an. Er würde ihn töten, denn Verrat duldete er nicht, doch Arthur machte es ihm nicht leicht. Er war vielleicht nicht so stark wie der russische Vampir, doch er würde verhindern, das Merlin hier starb. Und er war kein Feigling.

Doch Alexej stellte fest, das Arthur sehr geschickt mit dem Schwert war und wusste mit Sicherheit, das es auch aus Silber war. Der russische Meistervampir wurde noch zorniger, als er bemerkte, das sein Schwert ein gewöhnliches Schwert war, denn niemals dachte er an so etwas heute Nacht. Sein Silberschwert lag in seinem Quartier. Heute Nacht wollte er nicht kämpfen, sondern sich mit dem blonden Vampir wieder vergnügen, der ihn jetzt angriff. Der russische Vampir würde ihn qualvoll töten, das schwor er sich. Er liebte Arthur nicht, dazu war er nicht fähig. Zu keinem der positiven Emotionen war Alexej fähig. Arthur war für ihn jemand, der ihm Vergnügen bereiten konnte und der ihn vollkommen befriedigte, sei es sexuell oder durch seine Folter. Er hatte es mehr wie bei anderen genossen, wenn er vor Qual schrie und ihn so erregte, wie kein anderer. Doch das hatte er sich jetzt endgültig zunichte gemacht. Er würde heute sterben, denn Alexej duldete keinen Verrat.

Und Alexej setzte jetzt seine Gabe ein. Feuer war eine mächtige Waffe und für Vampire sehr gefährlich, egal wie alt sie waren. Wenn er Arthur damit traf, konnte er ihn töten oder dabei zusehen, wie er am lebendigen Leib verbrannte. Das Gefühl über diesen Gedanken, das er furchtbare Schmerzen erleiden würde, schoss ihm in seine Lenden. Er liebte es, wenn Arthur vor Schmerzen schrie, das machte ihn wirklich geil.

Arthur wich dem Feuer aus, während sie kämpften und der Vampir, der sehr gut aussah und eine Bestie war, bekam am Rande mit, das Arthur in Merlins Richtung etwas schrie. Doch darauf konnte sich Alexej jetzt nicht konzentrieren und griff wieder mit Feuer an, bedacht darauf, das Arthur einen Moment unaufmerksam war. Und dann war es soweit. Der blonde Vampir wich einem seiner Feuerbälle aus und da war seine Chance. Bevor er weiteres Feuer schürte, stach er zu.

Er trieb Arthur seine Klinge tief in sein Herz und grinste, als er den geschockten Blick des jungen Meistervampirs sah. Volltreffer! Leider kein Silber, aber das störte ihn nicht. Dachte Arthur wirklich, das er ihn besiegen konnte? Ihn, der fast eintausend zweihundert Jahre alt war? Er hörte den verräterischen Lakai schreien, Arthurs Namen schreien. Sie wollten ihn tatsächlich täuschen und das machte ihn noch zorniger. Doch er konzentrierte sich voll auf Arthur, bekam nicht mit, wie Boris und die anderen drei das Weite suchten, um ihre erbärmliche Existenz zu retten. Soviel zu Loyalität seiner Leute, aber auch das war ihm egal. Er wollte Arthur und konzentrierte sich nur auf ihn.

Arthur taumelte zurück, nicht mehr fähig zu kämpfen. Die Klinge war zwar nicht aus Silber, doch ein Treffer mitten in sein Herz lähmte den Vampir, abgesehen das es sehr schmerzte. Doch tödlich war diese Verletzung nicht, doch Alexej würde ihn töten, da war er sicher. Und vor allem nicht mit einem schnellen, barmherzigen Tod. Alexej würde das geniessen. Langsam ging er auf Arthur zu, der an der Wand zu Boden gerutscht war und dort an der Mauer gelehnt saß, nicht fähig aufzustehen.Währenddessen zückte sein Folterknecht einen Dolch und sagte, wütend wie schon lange nicht mehr und doch kalt lächelnd.

„Das Schwert ist nicht aus Silber, mein Liebling", er sah auf die scharfe Waffe in seiner Hand „Aber der Dolch schon. Du wirst Qualen erleiden, bevor ich dir das Herz herausschneiden werde. Und ich hoffe, das du es so genießt wie ich."

Alexej trug selten sein Silberschwert in seinem Heim, er hatte andere Waffen zu Verfügung, wie Feuer. Doch sein reich verzierter Silberdolch, der ihm Tatjana geschenkt hatte, trug er stetig an seiner Seite. Langsam ging er auf sein Opfer zu und kniete sich hin und stach Arthur brutal und ohne Vorwarnung in den Bauch. Alexej trieb den Dolch bis zum Heft in ihn, kalt lächelnd und sichtlich genussvoll, denn es erregte ihn sexuell. Trotz der Lage, indem er sich befand. Seine kranken Triebe dominierten und auch seine Wut. Es würde ihm höllische Freude machen, Arthur noch sexuell zu nutzen, während er im Sterben lag. Es wäre nicht das erste Mal, das er so etwas tat. Arthur schrie voller Pein auf, als das Silber ihn innerlich verbrannte. Blut floss aus der Wunde, als er den Dolch drehte und wieder herauszog und grinste.

„Tut weh, nicht wahr? Schön", sagte er fast genießerisch „ Schade, das wir nicht viel Zeit haben. Ich bin hart", er seufzte „Ein Jammer."

Arthur sah ihn aus schweren Lidern an, seine Herzwunde blutete stark und seine Wunde am Bauch auch. Er stöhnte leise, denn diese Schmerzen des Silbers, zuzüglich den Stichwunden waren mörderisch. Und Alexej über ihm, schön wie ein Engel und grausam wie ein Dämon der Hölle. Wieder stieß Alexej zu, diesmal in seine Schulter und Arthur schrie wieder, als er die Klinge grob herauszog und mehr die Wunde zerriss. Langsam schlitzte Alexej ihm lächelnd, sichtlich das Ganze genussvoll für ihn, die Wange auf, es zischte, als das Silber in Arthurs Fleisch schnitt und tiefe, teils blutige und verbrannte lange Wunden zog, aus denen Blut floss. Alexej grinste, das schlug ihm direkt auf seinen Schwanz, der nicht genug Platz in der engen Hose hatte.

„Vielleicht sollte ich dir die Eier abschneiden", dachte Alexej laut „Brauchst du eh nicht mehr und ich würde sie als Andenken behalten", er legte grüblerisch seine mit Blut verschmierten Finger an sein Kinn „Oder gleich auch deinen Schwanz mit. Würde sich gut in meiner Sammlung tun. Und so wäre ein Teil von dir immer bei mir und würde mich an mein Vergnügen erinnern, das ich mit dir hatte", er seufzte „So ein Jammer und ich hatte gestern Nacht erst angefangen. Du wärst erstaunt gewesen, was ich noch alles so vorhatte. Oh", stöhnte er genießerisch „Ich hätte so viel Spaß und Lust gehabt. Schade, wirklich schade."

Er schaute auf Arthurs Schritt und dieser weidete die Augen vor Entsetzen, denn Arthur wusste, das Alexej das durchaus tun würde. Er würde hier sterben, doch Alexej würde dafür sorgen, das er seinen Tod als Erlösung sehen würde. Vielleicht hätte er seine Drohung wirklich wahr gemacht, aber dann...

Es krachte wieder, als eine andere kleine Ladung hochging, am anderen Ende. Vampire kreischten in Panik und er schaute kurz hoch, sagte dann bedauerlich.

„Schade, keine Zeit mehr. Ich werde mich damit begnügen müssen, mich zu erinnern, wie sehr du geschrien hast, als ich deinen Eier meine spezielle Zuwendung geschenkt hatte. Okay...kommen wir zum Schluss. Ich muss langsam hier raus. Anscheinend hat dein Jägerfreund Sprengstoff gelegt. Kleine, verschlagene Ratte. Ich werde ihn mir auch noch vornehmen, egal wo er sich versteckt. Ich finde ihn, doch leider wird er nicht solange durchhalten wie du. Doch ich werde es genießen."

Er riss Arthur sein Hemd entzwei und entblößte seine Brust. Er fing damit an tief in sein Fleisch zu schneiden und Arthur schrie auf, verlor aber endgültig das Bewusstsein. Der Blutverlust und die wahnsinnigen Schmerzen des Silbers konnte auch er nichts mehr entgegensetzen. Alexej würde ihn wieder aufwecken, er hatte da seine Methoden, doch er hatte keine Zeit mehr. Er würde Arthur das Herz herausschneiden und mitnehmen, denn er musste jetzt langsam hier raus. Seine Vampire interessierten ihn nicht, er würde sich neue machen. Und er hatte keine Panik, denn er hatte immer einen Fluchtplan, doch nur für sich selbst. Vielleicht hätte er Arthur mitgenommen, unter anderen Umständen, denn er war und blieb sein Liebling, der am besten seine unmenschlichen Praktiken ertragen hatte und ihm so viel Lust verschaffte. Doch er würde nicht erlauben, das Arthur weiterlebte, denn er hatte ihn verraten.

Bevor Alexej ihm noch mehr antun konnte und wieder ansetzte, um ihm sein Herz herauszuschneiden, flog er plötzlich durch die Luft. Er schrie, als er an der gegenüberliegenden Wand zwei Meter über dem Boden hängen blieb, an die er brutal geschleudert wurde und nun hilflos dort klebte, als hätte man ihn als Dekoration dort aufgehängt. Er versuchte sich zu bewegen, doch er konnte nicht einmal einen Arm heben. Total verwirrt schaute er auf die Gestalt, die aus dem hinteren Teil aus dem Dunkeln kam, so als würde er hier spazieren gehen.

Der große, schlanke Ägypter beachtete Alexej nicht, als er an ihm vorbeiging und der Russe zum dritten Mal in dieser Nacht total überrascht war. Er ging auf Arthur zu und neben ihm in die Hocke. Langsam und vorsichtig zog er ihm kopfschüttelnd das Schwert aus seiner Brust und warf es verächtlich auf den Boden. Alexej keuchte.

„Sethos?", rief er ungläubig „Was zum Teufel denkst du, was du hier tust? Die Gilde wird davon erfahren und wird nicht erfreut sein. Ich werde Tatjana..."

Sethos drehte sich jetzt um zu ihm. Sein Gesicht vollkommen ausdruckslos.

„Die Gilde wird nie erfahren, das ich hier war, Alexej. Niemand wird mehr existieren, um irgendetwas zu sagen. Also halt deinen Mund."

Wieder versuchte er sich von der Wand zu befreien, als wäre er dort angeklebt worden. Als es nicht gelang, warf er Sethos einen verächtlichen Blick zu.

„Das ist dein Werk, das ich hier hänge. Was ist das für eine Gabe? Lass mich herunter, ich stehe unter dem Schutz von Tatjana", keifte er.

„Mag sein, aber sie ist nicht hier", erwiderte er so ruhig und gelassen, als würde nicht gleich das Ganze hier hochgehen „Ich habe deine kleine Kammer da hinten gesehen. Du bist eine Schande für jeden Vampir. Sadistisch, erfreust dich an Qualen von anderen, damit du einen hoch bekommst. Wie traurig."

Alexej lachte, noch immer fühlte er sich siegessicher in seinem, kranken, vernebelten Gehirn, wenn er auch an der Wand wie ein Bild hing, unbeweglich. Sethos war sehr sehr mächtig, das wusste er. Doch der Vampir durfte ihn nicht töten, das wäre gegen die Gesetze. Und er war ein Mitglied der Gilde. Er würde ihn nicht töten, dessen war sich Alexej sicher. Doch er würde dafür sorgen, das Sethos von der Gilde bestraft wurde. Einen Vampir zu töten war verboten, darauf stand die Todesstrafe. Und erst recht einen Vampir, der hilflos an der Wand klebte. Das war noch schlimmer und das wusste Alexej.

„Neidisch?", grinste er „ Vielleicht würde dir das auch gefallen", er blickte zu Arthur „Er hier war sehr gut. Gut, um ihm höllische Qualen zuzufügen und gut zu ficken. Niemand machte mich so geil wie er, wenn er vor Schmerzen schrie."

Obwohl der Ägypter wütend war, sah man ihm das nicht an, als er ruhig sprach.

„Es ist genug. Genug, das du ihn quälst. Genug, das du andere so quälst und genug, das du auf dieser Erde wandelst. Du bist ein krankhaftes Geschwür und musst entfernt werden."

„Und wer soll das tun?", fragte er spöttisch „Du vielleicht? Du bist an den Eid gebunden, Sethos und kannst mich nicht töten."

Sethos sagte nichts und machte eine kleine Bewegung mit der Hand. Arthurs Schwert, das er fallen ließ und neben ihm lag, erhob sich in die Luft, blieb dort stehen mit der Spitze zu Alexej gewandt. Seine Macht war unbeschreiblich, er brauchte sich Alexej noch nicht mal zu nähern. Noch immer stand er neben dem schwerverletzten Arthur. Er würde nicht sterben, doch war nahe am Ausbluten. Auch das würde ihn nicht töten, trotzdem musste er sich beeilen. Auch wegen dem Dynamit. Er war mächtig, ja. Aber nicht unbesiegbar. Sethos lebte lange genug, um zu wissen, das er unsterblich war, doch manchen Gewalten auch er nicht standhalten konnte. Dazu gehörten diese Menge Dynamit und die Sonne.

„Es ist vorbei, Meistervampir", sagte Sethos und schaute das Schwert an. Es sauste durch die Luft und traf die Mitte von Alexejs Herz, bohrte sich dort hinein. Der russische Meistervampir schrie auf und starrte jetzt voller Panik auf das Schwert in seiner Brust, dann zu Sethos, der ungerührt dort stand und meinte.

„Ich kann nicht? Geht doch oder nicht, Alexej? Und man kann nicht sagen, das ich Hand an dich gelegt habe, oder?"

„Wieso?", keuchte er „Was für ein Interesse hast du an diesem verfluchten Vampir?"

„Oh", machte Sethos überrascht „Das weißt du nicht? Nun, dann will ich dich aufklären. Arthur gehört zu meinem Clan. Das hast du nicht gewusst, nicht wahr? Er ist ein Vampir aus meiner Blutlinie und ich möchte nicht, das er wegen einem abartigen Monster stirbt. Das hat er nicht verdient, das hat niemand verdient."

Alexej sagte nichts, schaute ihn nur fassungslos an, doch die Panik flackerte in seinen Augen, als er zu dem Silberschwert schaute, das aus seiner Brust ragte. Eine Umdrehung würde zu seinem Tod führen. Doch Sethos würde das nicht wagen und er nahm sich vor, sich furchtbar zu rächen. Wahrscheinlich würde er ihm nur eine Lektion erteilen wollen, doch Sethos würde das teuer bezahlen müssen. Er konnte dem ägyptischen Meistervampir nicht gefährlich werden, er war zu mächtig. Doch er würde Tatjana kontaktieren und sie würde ihn anklagen.

„Ist schmerzhaft, ja?", Sethos nickte „Ich werde zwar nicht hart bei diesem Gedanken, doch eine gewisse Befriedigung möchte ich nicht verleugnen."

Er sprach so höflich, das es schon eine Beleidigung für Alexej war. Er kannte Sethos. Der Vampir war uralt und sprach nie sehr viel, wenn er im Rat saß. Doch Alexej hatte immer gewusst, wenn er den öffentlichen Sitzungen beiwohnte, das von ihm eine stille Gefahr ausging. Während andere heftig und wütend diskutieren, sprach er selten, doch wenn er etwas sagte, dann hatte das Gewicht. Alexej mochte ihn nicht und jetzt wusste er auch warum. Er hatte beeindruckende Kräfte, die niemand kannte, weil er sie nie zur Schau stellte. Und diese Kraft, die ihn hier an der Wand hielt und den Vampir nur ein müdes Augenzwinkern kostete, war eine davon. Und jetzt bekam Alexej Todesangst. Das erste Mal in seinem unsterblichen Leben war er derjenige, der Panik hatte und furchtbare Schmerzen.

„Du...", keuchte Alexej „Du wagst es nicht. Du kennst die Konzequenzen und wirst dich ihnen nicht stellen wollen. Du bist ein Mitglied der Gilde und sie werden dich hinrichten."

Sethos sagte nichts. Und sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, als er einen seiner Arme hob, die er hinter seinem Rücken verschränkt hatte und zog in seiner typischen Manier eine Augenbraue hoch. Alexej sah und fühlte die Macht, die unbeschreibliche Macht, die von ihm ausging. Er hielt ihn an der Wand ohne Anstrengung und beherrschte noch das Schwert. Er wollte nicht wissen, was der Vampir noch so im Petto hatte. Jetzt hob er einen seiner Arme, den anderen hielt er immer noch hinter seinem Rücken und drehte leicht die Hand. Das Schwert drehte sich langsam und Alexej schrie in Todesangst auf.

„Fordere mich nie heraus, Vampir. Das ist Dummheit."

Immer mehr drehte Sethos die Hand und langsam zerfetzte das Schwert sein Herz. Die Schmerzen waren unbeschreiblich und so schrie der Meistervampir auch. Dann hörte es sich an wie ein Ratschen, als das Schwert sich ein paar Mal drehte und Alexej starb, während sein Herz zerfetzt wurde. Er fühlte jede Umdrehung des Schwertes, sich bewusst, das er den endgültigen Tod fand. Als er tot war, ging sein Körper nicht in Flammen auf, sondern mumifizierte. Die Jahre, die er lebte, die Jahrhunderte verließen seinen Körper und ließen etwas Vertrocknetes zurück, das annähernd keinem Menschen mehr glich. Die Sonne würde den kläglichen Rest des sadistischen Meistervampirs auslöschen.

„Da hat er sich wohl getäuscht", murmelte Sethos unbeeindruckt.

Es krachte wieder und Sethos ging zu Arthur, nahm ihn hoch, als wäre er etwas Leichtes. Wieder krachte es und das Feuer fauchte, breitete sich aus, leckte zu den beiden. Gesteinsbrocken fielen von der Decke, doch nichts davon traf Sethos oder Arthur, den er in seinen Armen hielt. Mit Telekinese hielt er alles Schädliche ab, als er zu dem hinteren Teil ging, zu dem Loch das in der Wand war. Sethos war dort eingedrungen. Als er aus der Rückseite des Gebäudes heraus trat, sah er zum Himmel. Hinter ihm kreischten die eingesperrten Vampire, die immer noch gegen die Tür hämmerten, unfähig zu überlegen, einen anderen Fluchtweg zu suchen. Die Panik regierte. Wohin sollten sie auch, der Tag erwachte und die Sonne. Es würde gleich hell werden. Er schaute auf Arthur hinab, der in seinen Armen lag, bewusstlos. Dann erhob er sich blitzschnell in die Luft und flog im Grau des aufwachenden Tages davon.

Er konnte nicht nach Hause fliegen. Es war zu spät und die Sonne ging auf. Unter sich registrierte er einen lauten Knall, als das Quartier von Alexej sich in alle Einzelteile auflöste, als das Dynamit hochging. Und alles zerstörte, das in seiner Reichweite war. Doch das interessierte ihn nicht und er steuerte sein Haus an, um den Tag zu überdauern, bevor er Arthur zu sich nach Hause brachte. Er hatte mehrere Anwesen überall in der Welt und eines davon war ganz in der Nähe. Nun, was man Nähe bezeichnen konnte, wenn man flog.

Doch er würde es rechtzeitig erreichen, bevor sein mächtigster Feind sich sehen ließ, die Sonne.



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Merlin ritt die ganze Nacht und machte erst halt, als die Sonne aufging. Er war in einem kleinen Dorf gelandet, nicht sicher, ob er auf der richtigen Route war. Er war die Nacht vor sich hin geritten, tief in Gedanken, ging immer wieder das schreckliche Szenario durch. Auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer, das Arthur vielleicht doch die Möglichkeit hatte, herauszukommen. Doch Merlin wusste nicht, ob Alexejs Klinge ein Silberschwert war.

Doch je mehr er darüber nachdachte, umso sicherer war er sich, das es nur so sein konnte. Er hatte viele Feinde gehabt und war über tausend Jahre alt. Er würde nicht mit einem gewöhnlichen Schwert kämpfen, nicht Alexej. Was allerdings hieß, das er Arthur getötet hatte, falls er es in seinem Herzen umgedreht hatte. Was Merlin allerdings nicht mehr sah, weil der idiotische Vampir ihn nach draußen schaffte. Und selbst wenn er nicht mehr dazu kam, dann hätte Arthur nicht flüchten können und ist bei der Explosion oder spätestens als die Sonne aufging, umgekommen.

Arthur war tot. Es nützte nichts, sich Hoffnungen zu machen.

Merlin fühlte sich als einen Verräter. Ein mieser Feigling, der das Weite suchte, wenn auch ungewollt. Er wollte Arthur nicht verlassen, wollte mit ihm kämpfen. Und wollte ihn auf keinen Fall, auf gar keinen Fall im Stich lassen, indem er flüchtete. Doch das alles war passiert und die Schuldgefühle lasteten auf seinem Gewissen wie tonnenschwere Steine. Er hatte Arthur seinem Schicksal überlassen und ritt jetzt unbeschadet nach Hause. Wie edel von ihm, dachte er sarkastisch. Er hatte all seine Ehre verloren.

Nach Hause. Dieser Begriff war ihm plötzlich so fremd. Sein ganzes Leben fühlte sich an, als hätte ein Fremder es gelebt. Und mit einer klarer Erkenntnis wusste er, das er das Leben das er geführt hatte, nicht mehr aufnehmen konnte. Dieses eigentlich langweilige Leben in der genauso langweiligen Aristokratie. Diese Conte und Contessas und Marquis, die vorgaben gebildet und zivilisiert zu sein, doch im Dunkeln ihren oft abartigen Leidenschaften frönten, doch nach außen hin sich so gehoben und überheblich zeigten. Sie wussten nichts vom Leben oder wie grausam es sein konnte. Stattdessen tummelten sie sich auf eleganten Bällen und dachten, das dies die Höhepunkte des Lebens waren. Sie wussten nicht, was wirkliches Leid war, so wie Arthur es ertragen hatte oder Liebe, richtige wahrhafte Liebe, die er verloren hatte, bevor sie aufblühen konnte. Nein, er könnte diese Farce nicht mehr mitmachen.

Diese Reise war viel mehr gewesen als nur eine Reise und ein Rachefeldzug. Er hatte sich nie lebendiger gefühlt als in Begleitung eines Wesens, das eigentlich tot war. Was für eine Ironie und was für ein Drama! War es am Anfang eine Qual, Arthur neben sich zu dulden, änderte sich das nach und nach, ohne das Merlin das richtig bemerkte. Er könnte nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, wann er begonnen hatte, dieses Wesen zu begehren und er konnte nicht mehr sagen, wann er ihn liebte. Arthur hatte sich in sein Herz geschlichen ohne das er das richtig mitbekam und als er es bemerkte...hatte er es verleugnet. Warum? Weil er tot war? Ein Vampir?

Jetzt konnte er sich die Frage selbst nicht mehr beantworten. Und was sollte es auch? Arthur war tot, verbrannt in der Sonne und nichts und niemand könnte ihn zurückbringen. Die Verzweiflung und sein Kummer schwappten so sehr über ihn, das er sich im Stall an die Wand lehnte und leise aufstöhnte. Wenn er jetzt die Tür herein käme, würde Merlin ihm sagen, das er ihn liebte, sich nach ihm sehnte, doch...

Vorbei. Sein Leben lief vor seinen Augen ab. Nach Hause, irgendwann einer der Mädchen aus privilegierter Familie heiraten, die er nie lieben würde. Auf diesen Bällen stolzieren und belanglosen Smalltalk halten und vorgeben was nicht war. Und dann irgendwann als alter Mann auf dem Sterbebett zu liegen und die Fehler, die ihn in so ein Leben zwängten bedauern würde, bis der Tod ihn holen käme. Was für ein Leben! Was für ein beschissenes Leben!

Das Leben hatte mehr zu bieten, das wusste er jetzt. Abenteuer, Liebe auch Kummer, Leid und Grausamkeiten. Aber war nicht das alles das Leben? Und nicht ein langweiliges, behütetes, reiches Leben am Hof der Adligen, die eigentlich alle Hofnarren waren. Er hatte einen Einblick in Arthurs Welt erhalten. Diese seltsame Welt der Untoten, in der er sich lebendiger gefühlt hatte als jemals zuvor. Diese Welt, die so faszinierend, tödlich wie grausam war und doch mehr von Leben erfüllt war, als seine sterbliche Welt mit den verknöcherten Adligen, die eigentlich schon halbtot waren.

Er hatte Vampire kennen gelernt, die dankbar für Hilfe waren und durch ihre Loyalität das zeigten. Die barmherzig waren und Mitleid hatten und vor allem lieben konnten. Lieben über eine Zeit hinaus, die Menschen nie begreifen würden. Treue und Ehre und Stolz, wie Mut für eine Sache, an die sie glaubten. Und auch die Schattenseiten wie Grausamkeiten, Verrat und Zwietracht. Arthurs Welt war so aufregend und facettenreich wie sie gefährlich war. Und doch hatte er sich in ihr lebendig und aufregend und respektiert gefühlt.

Diese Reise hatte ihn viel gelehrt. Arthur hatte ihn viel gelehrt. Das nichts unmöglich war, wenn man daran glaubte. Arthur wollte ihn für sich gewinnen, was eigentlich aussichtslos war und doch hatte er erreicht, was er wollte. Merlin liebte ihn und er würde nie wieder lieben, das wusste er. Kein Mann könnte ihn ersetzen, tot oder lebendig. Doch was ihn am meisten belastete, das Arthur in den Tod ging und er ihm das nicht mehr sagen konnte. Er starb mit der Hoffnungslosigkeit, das er Merlin nie bekam. Und doch hatte er ihn schon gehabt, diesen sturen Idioten, der es bestens verstand, sein Leben zu ruinieren.

Merlin kam in die kleine Kammer, in der er sich ausruhen würde, nachdem er die Pferde versorgt hatte. Er fühlte sich furchtbar. In seinem Kopf war das reinste Chaos. Er konnte nicht aufhören zu denken, was er anders hätte machen können. Doch er musste sich endlich eingestehen, das was er anders machen wollte, jetzt kein Gewicht mehr hatte. Es war vorbei, Vergangenheit und nicht mehr zu ändern.

Arthur war tot und soviel er auch darüber nachdachte, was er hätte anders machen können, war es zu spät. Er konnte nichts mehr tun.

Erschöpft fiel er in sein Bett und sehnte sich nach einem Augenblick Ruhe.

In seinem Kopf und in seiner Seele.



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Sethos stand aus seinem Sessel auf, in dem er saß und Arthur beobachtete. Der junge Meistervampir war noch nicht bei Bewusstsein. Seine Wunden waren zu schwer. Sethos hatte ihm ein wenig von seinem Blut gegeben, genug um die Blutungen zu stoppen. Doch nicht genug, um ihn zu heilen. Arthur war noch bleicher als es für einen Vampir typisch war, außer Sethos, der die bronzene Hautfarbe seiner Rasse behalten hatte, wenn auch nicht mehr wie als Mensch. Er seufzte, als er den jungen Vampir betrachtete. Obwohl Arthur fast siebenhundert Jahre alt war, war er doch jung an Sethos Alter gemessen.

Er bewunderte den blonden Vampir, der keine Angst hatte, sich Alexej zu stellen, obwohl er jünger und nicht so stark war. Das war verrückt und mutig zugleich. Und auch der junge Mensch, den er anscheinend liebte, hatte sehr viel Mut gezeigt, obwohl er auch verrückt war. Er schüttelte den Kopf über die Menschen, die sich doch so oft überschätzten. Er wusste nicht, was dem jungen Mann geschehen war. Er hatte ihn nirgends gesehen. Wahrscheinlich war er tot, Menschen waren so verletzlich und starben viel zu schnell.

Die Sonne ging unter, er spürte es und machte sich an die Vorbereitungen nach Hause zu fliegen. Seine Gefährtin wartete schon und machte sich Sorgen. Er lächelte darüber, denn so lange er denken konnte, war sie immer sorgenvoll, wenn er auf eine Mission aufbrach. Obwohl er so alt war und mächtig, konnte sie nicht aus ihrer Haut. Er war nachdem er die beiden in Prag getroffen hatte nach Hause geflogen. Doch die Sache, die beide vorhatten, ließ ihn einfach nicht ruhen und er wusste, das sie nicht gewinnen konnten. Alexej war ihm schon lange ein Dorn im Auge und wie er so überheblich an Tatjanas Seite immer wirkte. Er hatte ihn oft gesehen, in den Versammlungen. Ein arroganter Arsch, dem man nicht ansah, was er seinen Liebhaber antat. Sethos mochte ihn nicht, hatte ihn verabscheut. Er war sich sicher gewesen, das er schon so als Mensch gewesen ist. Ein impotenter Scheißkerl, der nur erregt wurde, wenn seine Liebhaber vor Schmerzen schrien.

Der russische Vampir war schön wie ein Engel gewesen, doch in seinem Inneren verdorben und grausam. Einige wussten von seinen perversen Sexspielen, die für seine Opfer immer mit sehr schlimmen Qualen verbunden waren. Arthur hatte ihm damals erzählt, was er ertragen musste, noch bevor er wusste, das er zu Sethos gehörte. Es schien dem ägyptischen Vampir damals, das er darüber reden musste. Für ihn war das nichts Neues. Doch sie konnten ihn nie festnageln, weil er die Leichen verschwinden ließ und Tatjana ihm den Rücken freigehalten hatte. Und seine Liebhaber quasi gefangen hielt wie Arthur, die nichts sagten, da er sie dafür noch mehr büßen ließ, solange sie in seiner Nähe waren. Also ließen sie diese Qual über sich ergehen.

Tatjana war verrückt nach diesem Vampir gewesen und schlief auch mit ihm, wenn sie sich in Moskau aufhielt. Sethos wusste von Arthur, das sie nie das Opfer war, sie machte bei diesen sadistischen Spielen mit. Vergnügte sich mit Alexej vor den Augen der geschundenen Opfern und auch mit ihnen. Er wollte eigentlich nichts Näheres darüber wissen. Doch sie wäre sehr erschüttert über den Tod ihres Lieblingsvampir. Was ihm allerdings egal war. Er mochte diese alte Vampirin noch nie und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Blicke, die sie im Rat ihm entgegenschleuderte, waren absolut tödlich. Vor allem, wenn er über Alexej gesprochen hatte.

Nachdem er das Haus abgeschlossen hatte, nahm er Arthur in seine Arme, der in einer der Liegestühle gelegen hatte. Die Terrasse war groß, doch nicht geeignet für Vampire in der Sonne zu liegen. Aber öfter lag Sethos in den lauen Sommernächten auf der Terrasse und blickte über das Meer, indem sich der Mond spiegelte. Nicht hier, aber zu Hause schon.

Er erhob sich schnell in die Luft, nahm an Höhe zu, damit man ihn nicht sah. Unter ihm waren beleuchtete Städte und Dörfer, als er im Schwarz der Nacht die Richtung über das Meer nahm. Seine lange, schwarze Haare flatterten im Wind, als er auf seine Fracht in den Armen schaute. Es dauerte nicht lange, als er eine Küste anflog. Es wurde wärmer und der Himmel langsam wolkenlos. Sterne glitzerten am Himmel in diesem lauen Klima. Er steuerte ein Plateau an, auf dem ein weißes Haus stand, hell beleuchtet.

Es war ein sehr schönes Haus über dem Meer. Allein gelegen in einem kleinen Park, der an dem großen Tor endete, wo die Straße begann. Eine Einfahrt und ein gepflegter Weg führten zum Haus. Hinter dem Haus war eine sehr großzügige Terrasse mit Liegestühlen und einer Sitzgruppe. Ein paar Treppen hinunter leuchtete der blaue Pool, der einen Wasserfall hatte. Sethos hörte ihn plätschern, als er auf der Terrasse zur Landung ansetzte. Dieses Haus war gehobene Klasse und Sethos hatte genug Geld. Viertausend Jahre waren sehr viel, um genug Geld anzusammeln. Hier lebte er mit Anchar, seiner Gefährtin. Sie liebte dieses Haus, das er vollkommen Vampir gerecht gemacht hatte.

Als er landete, kam sie auf die Terrasse. Sie hatte ihn gespürt durch die Blutverbindung. Anchar war wie Sethos Ägypterin. Sie war kleiner als er und zierlich und hatte den bronzene Hautton ihrer Art. Ihr rabenschwarzes Haar, das sie immer noch trug wie damals in Ägypten umrahmte ein schönes Gesicht mit großen, grünen Augen, die wie Smaragde schimmerten. Ihre Gestalt war schlank und anmutig kam sie in einem langen, weißen, wallenden Kleid, das sommerlich geschnitten war, näher. Sie lächelte, als er landete, doch wurde ernst, als sie den reglosen, blonden Mann in seinen Armen sah.

„Sethos, was ist denn passiert?"

„Ich wäre fast zu spät gekommen", sagte er, als er an ihr vorbei ging und in das elegante Wohnzimmer. Er legte Arthur vorsichtig auf dem großzügigen Sofa ab. Dann drehte er sich um und zog Anchar in seine Arme, küsste sie. Sie schaute an ihm hinab, prüfend.

„Bist du in Ordnung?"

„Ja, war ein Spaziergang. Alexej und seine Bande sind Geschichte."

„Er...ist tot?", fragte sie überrascht.

Sethos hatte ihr von den beiden erzählt. Auch von dem russischen Meistervampir, obwohl sie schon lange wusste, das er ein Monster war. Sie wusste auch, das Arthur nun zu ihnen gehörte und sah die Sorge in Sethos Gesicht, als er erzählte was sie vorhatten. Schließlich brach er auf, weil er ahnte, das dies kein gutes Ende nehmen würde. Anchar war besorgt, was passieren könnte, doch ließ ihn gehen. Sie hatten keine Geheimnisse zueinander. Immer besprachen sie zusammen Probleme und sie wusste, das er nur Ruhe fand, wenn er nach Moskau aufbrach.

„Ja, es wurde Zeit. Er hat diesem Vampir hier Schlimmes angetan. Und ich wage nicht daran zu denken, was noch alles."

„Wer hat ihn getö...?, wollte sie fragen, doch dann schaute sie ihn wissend an.

„Du, nicht wahr?"

„Ja."

„Aber Sethos", sagte sie sorgenvoll „Wenn sie das herausfinden, werden sie dich töten."

Er fuhr ihr über ihr weiches Haar, sein Blick zärtlich. Sie machte sich zu recht Sorgen, denn Sethos würde sich dem stellen, wenn es so wäre. Doch die Chance war gering, wenn nicht unmöglich.

„Keine Sorge. Niemand außer Alexej hat mich gesehen und er ist tot. Sie werden denken, das ein Jäger oder mehrere Alexejs Cover auslöschten."

Sie war etwas beruhigt und ging zu Arthur. Noch immer hatte er das zerrissene Hemd an und war schmutzig und Blut klebte an ihm. Sie schaute entsetzt auf seine Wunden, die furchtbar aussahen. Auch die langen Wunden in seinem überaus attraktivem Gesicht. Dieser Vampir war sehr schön, selbst jetzt noch und als Frau sah sie das eher als Sethos.

„Meine Güte", sagte sie kopfschüttelnd „War das Alexej?"

„Ja. Verfluchter Bastard. Er wollte ihm gerade sein Herz herausschneiden, als ich kam. Und das langsam und qualvoll."

„Ich hoffe, er starb auch so", sagte sie leise, immer noch den Kopf schüttelnd. Das waren schlimme Verletzungen. Der Vampir lag da wie tot, aber das war er nicht, nur sehr sehr schwach. Sie streifte ihm zärtlich eine verschmutzte Locke aus seiner Stirn.

„Ja, schon. Ich hatte nicht viel Zeit. Das Dynamit war am Hochgehen. Doch angenehm war es nicht, er hat seinen Tod langsam gespürt."

„Gut", sagte sie „Aber er braucht noch Blut. Und ich glaube, das Menschenblut ihn nicht vollständig heilt, die Wunden sind zu schlimm."

Sethos nickte. Wie immer war seine Frau sehr klug.

„Ich weiß. Ich werde ihm mein Blut geben, aber er wird ein Teil meiner Fähigkeiten damit übernehmen. Ich weiß nicht, ob er damit klar kommt. Er ist so verflucht jung."

„Das ist egal", sagte sie und stand auf „Wenn du willst, das er nicht für immer gezeichnet ist, dann musst du es tun. Er ist viel zu schön, um mit solchen hässlichen Narben gezeichnet zu sein, vor allem in seinem Gesicht."

Manche Verletzungen, die so schlimm waren und durch Silber gemacht wurden, heilten nicht mehr vollständig. Es blieben Narben, so wie bei Menschen und Menschenblut konnte sie nicht heilen. Nur starkes Vampirblut von Älteren, doch das barg auch Risiken. Der verletzte Vampir übernahm damit einige Fähigkeiten des Älteren und in der Vergangenheit kamen sie oft damit nicht klar, weil sie zu jung waren. Das konnte in einem Chaos enden, wenn der Vampir nicht stark genug war.

„Ah", sagte Sethos „Er ist also schön?"

Sie kam auf ihn zu, lächelte und ging auf die Zehenspitzen, um ihn auf den Mund zu küssen.

„Eifersüchtig?", fragte sie keck.

„Nein, ich weiß, das du mich liebst."

„Dann hilf ihm", sagte sie und ließ ihn los „Du kannst ihn lehren mit den Fähigkeiten umzugehen."

Er lächelte und zog sie wieder an sich, küsste sie. Anchar war seit fast dreitausend Jahren seine Gefährtin und er liebte sie wie am ersten Tag. Sie hatten viel gemeinsam erlebt, Gutes wie Schlechtes, was sie nur noch mehr zusammen geschweißt hatte. Sie war damals eine Dienerin von Ramses gewesen, als sie ihm aufgefallen war. Er umwarb sie, damals ein eintausend Jahre alter Meistervampir und verliebte sich in sie. Irgendwann beichtete er ihr, was er war und sie bat ihn darum, ihr seinen unsterblichen Kuss zu geben. Sie gelobten sich ewige Liebe und Treue und nichts konnte das ändern. Sie schob ihn von sich.

„Jetzt hilf ihm", sagte sie. Es klang wie ein Befehl. Sie würde nichts anderes dulden. Das war seine Gefährtin und er dankte dem Schicksal jeden Tag dafür, das er sie fand.

„Wie du befiehlst, meine Schöne", antwortete er belustigt. Sie war immer so mitfühlend und das liebte er so an ihr.

Sethos ging zu Arthur und kniete sich neben ihn. Anchar stellte sich hinter das Sofa. Er biss sich in sein Handgelenk und hielt es Arthur an die Lippen. Zuerst regte er sich nicht, doch dann als er das Blut schmeckte, begann er zu saugen. Das mächtige Blut des Vampirs durchströmte ihn und gab ihm Kraft. Seine Wunden begannen zu heilen, schlossen sich und sein Gesicht verlor die unnatürliche Blässe. Er war als Vampir blasser als normale Sterbliche, doch nicht so blass wie er jetzt gewesen war. Bald zog Sethos seinen Arm weg, obwohl Arthur es unbewusst nicht zulassen wollte. Doch es war genug. Sethos verschloss seine Wunden und sah auf.

„Er muss sich jetzt ausruhen. Die inneren Verletzungen an seinem Herzen und seinem Bauch dauern etwas. Ist das Gästezimmer bereit?"

Sie nickte und Sethos nahm ihn hoch und brachte ihn in das Bett. Zwei Bedienstete, menschlich kamen mit Wasser und Tücher. Sie zogen ihn aus und wuschen ihn, dann zogen sie ihm saubere Wäsche an, ein leichtes, langes Hemd. Danach deckten sie ihn zu. Anchar nickte ihnen zu, als sie später ins Zimmer kam und sie verschwanden. Sie stand am Bett und schaute ihn an, bis Sethos hinter sie trat und seine Arme um sie legte.

„Er ist stark, er wird es schaffen. Lassen wir ihn heilen."

Sie drehte sich in seinen Armen herum und küsste ihn. Er nahm sie auf seine Arme und trug sie aus dem Zimmer. Sie kicherte.

„Unkeusche Gedanken, mein Gefährte?"

Er lächelte auf sie hinab.

„Immer. Du machst mich schier verrückt."

„Willst du Nahrung aufnehmen?"

Er schüttelte den Kopf. Er war mächtig und brauchte nicht unbedingt jede Nacht zu trinken. Und wenn er ehrlich war, hatte er sich in Alexejs Heim nicht verausgabt.

Er trug sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer und schloss die Tür. Er legte sie sanft auf das große Bett und sie rekelte sich seufzend. Gott, sie war so aufreizend und er war schon hart, sie nur anzusehen.

Lächelnd beugte er sich über sie und küsste sie verlangend und in Vorfreude auf das Kommende.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt