Dunkles Schicksal Kapitel 54

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Dunkles Schicksal


Kapitel 54



Arthur stürmte die Treppen hoch und verließ das Untergeschoss. Es war früher Abend und er war auf der Suche nach Lance. Da er nicht unten war, vermutete er, das Lance im Salon war und seinen begehrten Wodka trank. Er stand an der Bar und schenkte sich gerade einen Drink ein, als Arthur hineingestürmt kam. Lance drehte sich um.

„Auch schon wach? Dann kannst du dir ja die nächste Leiche suchen gehen", sagte er tonlos.

„Sehr witzig", antwortete Arthur und kam näher „Kannst mir einen Bourbon machen."

Lance nahm sein Glas und setzte sich mit den Worten auf das Sofa.

„Ich bin nicht dein Barkeeper."

Arthur fuhr herum.

„Was ist denn nur los mit dir? Komm mal wieder runter, egal wo du gerade bist."

Lance lachte sarkastisch auf und zeigte auf sich selbst.

„Ich soll runterkommen? Das ist witzig. Vor allem, das du mir das sagst."

„Ach, wirklich?", fragte Arthur giftig. Sie sprachen wie immer in ihrer Muttersprache, englisch.

„Ja, denn du drehst völlig am Rad, nur du bist zu blöd, es zu sehen."

„Denkst du, ja? Warum? Weil ich mein Leben lebe?", zischte Arthur „Weil ich mich amüsiere und Spaß habe? Und nicht nur in meinem Zimmer lebe, so wie du? Du bist ja innerlich tot."

Lance lachte auf und antwortete höhnisch grinsend und nickend, Während er den Teppich musterte.

„Heute wohl ein Witzbold, was? Ich bin tot, falls du das vergessen hast. Aber mal auf deine Fragen zurückzukommen; ich glaube nicht, das deine...ehemalige Lover...das so sehen. Sie haben ja; sagen wir mal, für den besten Fick ihres Lebens mit ihrem Blut bezahlt. Ich glaube, sie würden das nicht so sehen, das du Spaß hattest", sagte Lance und trank ein Schluck der hellen Flüssigkeit.

Arthur schüttete sich zornig einen Drink ein und trank einen großen Schluck. Er drehte sich um.

„Na und? Zumindest hatten sie ihren Fick des Lebens."

„Woher nimmst du nur diese Arroganz her, du Supervampir?", fragte Lance ruhig und ungläubig „Und dieser Hang, alles zu vögeln, was bei drei nicht verschwunden ist?"

Arthur sah ihn grimmig an.

„Das sagt der Richtige. Was tust du denn? Fickst einen Vampir, der noch nicht mal halb so alt wie du bist? Was hast du mit Noel zu schaffen?"

Lance zündete sich eine Zigarre an, blies langsam den Rauch aus, als er ruhig antwortete, im Gegensatz zu Arthur, der zornig war.

„Wie du es so schön gesagt hast; ich habe ihn gefickt. Und? Was ist daran auszusetzen? Und was soll der blöde Spruch; er ist nur halb so alt wie ich? Der Mann ist erwachsen, Noel war sechsundzwanzig, als er zum Vampir wurde. Du machst ja gerade, als wäre er ein Kind. Jetzt ist er dreihundertzehn Jahre alt, du Witzbold. Und wir hatten beide etwas „Spaß", so wie du das nennst. Warum auch nicht? War angenehm. Keine Leichen und keine Komplikationen."

Arthur sagte einen Moment nichts, denn Lances Argumenten hatte er nichts entgegenzuhalten. Er versuchte eine andere Taktik.

„Du magst keine Männer. Wieso jetzt dieser Wandel?"

„Nein, das ist nicht wahr. Ich sagte, das ich Frauen vorziehe. Und außerdem, was hat dich zu interessieren, mit wem und wann ich ficke? Das hat dich nicht zu interessieren. Ich frage auch nicht bei dir nach, oder?"

„Tut es doch!", schrie Arthur „Du hast gesagt, das du nicht mit Männer schläfst und jetzt Noel? Du rennst in die falsche Richtung, was Männer angeht."

Lance machte ein erstauntes Gesicht, als er es endlich begriff. Er stand auf und ging auf Arthur zu, blieb vor ihm stehen.

„Oh, ich verstehe. Du bist sauer, weil ich den in deinen Augen unbedeutenden Noel mit in mein Bett nahm und nicht eure Majestät Arthur Pendragon. Das ich es gewagt habe, dich zu ignorieren und deinem Charme zu widerstehen. Ist es das?"

„Und warum nicht?", fauchte er Lance an „Was ist anders an Noel? Er ist nichtssagend."

Lance schüttelte den Kopf.

„Was soll ich dir das erklären, Arthur? Du wirst das nie verstehen. Du denkst mit deinem Schwanz und nur damit. Du hast eigentlich keine Ahnung von dem, was du gerade gesagt hast. Oder willst es nicht sehen."

„Was soll das heißen? Sag es mir. Wir wären das absolute Paar. Das sagte ich schon öfter. Warum bist du so dagegen? All diesen Mist könnten wir uns ersparen."

Lance ging wortlos an die Bar und schenkte sich nach. Er trank einen Schluck und schüttelte leicht den Kopf. Er wusste wirklich nicht, auf welchem Trip Arthur im Moment war. Er fragte das in vollem Ernst. Das war doch ein Witz? Er drehte sich um und ging wieder auf ihn zu, blieb vor Arthur stehen, der auf eine Antwort wartete.

„Siehst du es denn nicht, Arthur?", sprach er eindringlich „Du versuchst mit aller Gewalt dieses Loch in deinem toten Herz auszufüllen. Das mit uns zwei würde nie funktionieren, weil ich nicht das bin, was du wirklich willst. Dazu kommt, das wir fast wie Brüder sind; ich sehe das so auf jeden Fall. Ich könnte nicht mit dir schlafen, selbst wenn du die einzige Alternative wärst. Und ich kann mit dir nicht zusammen ein Paar sein. Für mich wäre das etwas Unmögliches. Du magst mich lieben, das streite ich dir nicht ab, aber überprüfe dich selbst. Du liebst mich nicht so, wie es sein sollte. Du suchst nach Zuwendung, Beachtung und Hilfe."

„Das ist Schwachsinn", sagte Arthur „Wir könnten das tun. Wir haben es nur noch nie probiert. Du bist derjenige, der das so streng sieht. Wir sind keine Brüder, nicht mit dem Blut. Warum ist das so unmöglich für dich? Sethos sah das auch locker, so wie ich."

Lance nahm untypisch für Vampire Luft.

„Weil es nicht funktionieren würde, verstehst du das denn nicht? Sethos, ja", er lachte leise „Sicher, doch sieh nur, was es dir eingebracht hatte...unter anderem. Du hast das verloren, was du am meisten auf dieser Welt geliebt hast. Und all die vielen toten Männer, die doch einem gewissen Mann ähneln, können dir das nicht ersetzen. Und ich auch nicht. Arthur. Wir sind seit siebenhundert Jahren zusammen und wenn wir füreinander bestimmt wären, denkst du nicht, dann wären wir schon lange zusammen? Wir sind wie Brüder. Werden das immer sein. Du willst etwas ganz anderes. Das wissen wir beide."

„Von was redest du?"

„Ich rede von Merlin. Du hast ihn verloren, weil deine Arroganz und Unvernunft dominiert haben. Dein Ego war größer, als du es ertragen konntest. Du hast ihn so verletzt, das Merlin nur eine Alternative hatte, nämlich dem ein Ende zu setzen. Er ist derjenige, den du willst und du wirst ihn in all deinen Eroberungen nie finden. Und ich kann ihn auch nicht ersetzen. Niemand kann das. Nach so vielen toten Männern müsstest du das wenigstens kapiert haben."

Arthur machte einen Schritt auf ihn zu, seine Augen grünlich. Jetzt standen sie sehr dicht zusammen. Er sagte gefährlich und drohend und leise.

„Ich sagte, du sollst diesen Namen nie wieder erwähnen und ich meinte das auch so", zischte er Lance an „Nie wieder. Verstanden? Und wenn dich die vielen Leichen aufregen, dann sieh nicht hin. Und dich hat auch nicht zu interessieren, was ich mit ihnen mache."

„Okay", sagte Lance ruhig und hob seine Hände „Dann ist dieses Gespräch beendet. Du willst es nicht einsehen, gut. Dann bleibt alles beim alten. Du vögelst dich um den Verstand und ich werde mich an andere halten. Und da diese Nacht mit Noel sehr schön war, werde ich bei Gelegenheit darauf zurückgreifen. Ich werde dir nicht im Weg stehen. Tu was du willst."

Lance stellte das Glas auf den Tisch und wollte gehen, doch Arthur zog ihn mit Gewalt zurück, riss ihn an sich und küsste ihn auf den Mund. Mit Gewalt drang er mit seiner Zunge in Lances Mund ein, der vollkommen einen Moment überrascht war, bevor er handeln konnte. Lance machte sich mit übermenschlicher Gewalt los und gab ihm einen brutalen Stoß, so das Arthur zum Sofa flog und es umriss, als er die obere Kante traf und hinter dem Sofa auf dem Boden aufknallte. Es krachte, als Arthur auf den Boden schlug und das Sofa mit einem Getöse umstürzte. Lance schrie ihn an, seine Augen jetzt vollkommen grün vor Zorn.

„Bist du jetzt total übergeschnappt. Was habe ich gesagt? Ich bin dein Freund, aber nicht auf diese Art. Du bist mein Bruder und ich werde nie auf diese Art mit dir zusammen sein. Hast du das endlich kapiert? Du bist doch vollkommen verrückt. Tu das nie wieder...nie wieder. Hast du verstanden?"

Arthur stand auf und richtete seine Kleider. Mit einem wütenden Blick zu Lance und ohne weitere Worte stürmte er hinaus. Lance entspannte sich und seufzte. Er fuhr sich durch sein Gesicht und ging zur Bar, schenkte sich einen Wodka ein, den er jetzt dringend brauchte. Du lieber Himmel, es wurde immer abgefahrener. Was ist bloß mit ihnen geschehen? Und was sollte er nur tun?

Arthur war ihm nicht egal, im Gegenteil. Doch er wusste einfach nicht, wie er an ihn heran kam. Lance wusste auch, das er nicht wirklich mit ihm zusammen sein wollte. Das war Schwachsinn. Es kam ihm eher so vor, das Arthur nach etwas Zuwendung bettelte. Auch wenn er es nicht wahr nahm. All seine Eroberungen glichen dem Typ von Merlin, doch sie waren nicht Merlin. Und deshalb tötete er sie. Aus Frust, weil sie nicht das waren, was er sich ersehnte. Und er war es auch nicht.

Und klar. Arthur kam mit Zurückweisungen nicht klar, das wusste Lance nur zu gut und Merlin hatte ihn zurückgewiesen. Und er auch.Wahrscheinlich, weil jeder auf ihn flog und er nur zu winken brauchte. Und mit seiner Arroganz, die nicht einsah, das Noel ihm vorgezogen wurde. Gut, Arthur würde mit ihm schlafen, aber er würde ihn nie so lieben, wie es sein sollte. Und Lance könnte ihm das auch nicht geben. Arthur war sein Bruder, seit siebenhundert Jahren und würde nie sein Liebhaber sein. Arthur wollte das auch nicht wirklich. Das Schlimme daran war, das er es nicht einsah.

Im Moment war er außerstande, klar und logisch zu denken. Der Verlust und Schmerz von Merlin ließ ihn Dinge tun, denen er sich eigentlich nicht bewusst war. Und es würde erst aufhören, wenn er sich eingestand, das er diesen Mann liebte und brauchte und sich total daneben benommen hatte. Lance sehnte diesen Augenblick herbei. Er wollte seinen Freund, seinen Bruder wieder zurück.

Noel kam herein.

„Was war denn los? Ich hörte euch schreien bis nach unten."

Lance machte sich noch einen Drink.

„Ich werde noch wahnsinnig", sagte er „Er regt sich auf, weil wir zwei zusammen eine Nacht verbracht haben und fragte mich ernsthaft, warum nicht mit ihm. Er ist nicht er selbst. Er sucht so verzweifelt nach Zuwendung, doch ich kann sie ihm nicht geben. Nicht, indem ich mit ihm ins Bett springe. Er versteht das nicht."

Noel schüttelte den Kopf.

„Warum macht er sich es so schwer? Warum fliegt er nicht zu Merlin und richtet das? Merlin liebt ihn, das weiß ich. Er ist im Moment sauer, doch wenn er das richtig macht, würde Merlin ihm verzeihen. Ich kenne den Jäger. Er hat seine Prinzipien, ja. Aber er ist nicht aus Stein und er liebt den Trottel von Vampir."

„Lass ihn den Trottel nicht hören, auch wenn du recht hast. Immerhin ist er dein Meister. Und ja, du hast recht, doch weil ihm seine Überheblichkeit, Sturheit und Arroganz im Weg steht, wird das nicht passieren", antwortete Lance „Und solange das so ist, wird sich nichts ändern."

Er lachte traurig.

„Er hat versucht, mich zu küssen. Ich kann es nicht fassen."

„Echt?", fragte Noel „Ist ja schlimmer, als ich dachte. Was hast du getan?"

„Er flog über das Sofa."

Noel kicherte.

„Mein lieber Schwan, das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Nun ja, ich hätte dir so einiges nicht zugetraut, doch ich bin eines Besseren belehrt worden. Stille Wasser sind tief, nicht wahr?"

Lance grinste.

„Sei nicht so frech. Immerhin bin ich der Meistervampir, hier in diesem Raum, du Grünschnabel."

„Sehr wohl", flachste Noel und verbeugte sich. Lance griff nach ihm, doch er wand sich heraus und lief lachend aus dem Salon, rief über seine Schulter.

„Zu langsam, alter Mann."

„Das hat ein Nachspiel", rief Lance belustigt.

„Das hoffe ich doch", hörte er Noel rufen, dann war er weg.

Lance schmunzelte. Es tat gut, mal wieder etwas Blödsinn zu machen, lachen und entspannt zu sein. Und nicht nur diesen Mist, was er die letzte Zeit durchmachte. Noel war in Ordnung. Sie hatten ein gutes Verhältnis zusammen und einfach. Keine Liebesgeflüster oder Besitzanspruch. Sie schliefen zusammen und das war es. Einfach und effizient. Lance beschloss, sich in sein Zimmer zurückzuziehen. Er wollte nicht wieder Arthur begegnen. Er machte sich ernsthaft Sorgen um ihn. Egal, was Lance eben zu ihm gesagt hatte, kam nicht bei ihm an. Er war total von der Rolle und es schien immer schlimmer zu werden. Das er Lance jetzt fast dazu nötigte, die Rolle einzunehmen, die Arthur vorgesehen hatte; war bis jetzt der absolute Höhepunkt.

Er ging die Treppe herunter und in sein Zimmer. Mit einem Buch in der Hand, das er von oben mitgenommen hatte. Er wollte Arthur nicht mehr sehen.

Das für heute hatte ihm gereicht.



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Merlin und seine Begleiter verließen nach zwei Wochen das Schiff. Es war eine schöne, erholsame Zeit an Bord gewesen und die San Salvadore war sehr schnell gewesen. Jetzt standen sie am Pier von New Orleans, auf dem geschäftiges Treiben herrschte. Merit war wie immer schlecht gewesen, doch diesmal hielt es sich im Rahmen, da Merlin ihr etwas aus der Schiffsapotheke besorgt hatte. Sie war sehr dankbar gewesen und genoss die Überfahrt und den Luxus um sie herum. Merlin hatte sich amüsiert, wie sehr sie das alles genoss.

„Es ist nicht sehr weit zum French Quarter. Doch ich denke, wir nehmen eine Kutsche, denn Marias Gepäck ist doch beachtlich", sagte Serena und schaute zu den beiden großen Kisten. Merlin nickte.

Etwas später waren sie unterwegs zu Serenas Haus. Maria schaute zum Fenster hinaus. Es war früher Abend, die Sonne ging gerade unter. Für sie war das alles neu und so aufregend. Sie schaute zu Merlin, der ihr gegenüber saß.

„Es ist alles so anders, als bei uns. Die Häuser und auch die Menschen."

„Ja, ist es", antwortete Merlin „Es wird dir gefallen."

„Tut es jetzt schon."

Sie hielten vor dem Haus und stiegen aus. Der Kutscher brachte das Gepäck auf die Veranda und Merlin half ihm dabei, gab ihm Geld und ein großzügiges Trinkgeld. Maria schaute sich das Haus an, als sie durch den gepflegten Garten gingen.

„Oh, ist das schön und auch der Garten", schwärmte sie. Serena trat neben sie.

„Ja, es ist im Südstaaten Stil erbaut worden. Es hatte Sethos gehört und er hatte es mir geschenkt, nachdem ich nicht wusste, wo ich bleiben sollte", sagte sie nicht ohne Stolz „Ich finde es auch schön, auch wie es innen gebaut ist. Und es liegt am Ende des French Quarters, nah und doch ruhig."

Die Tür ging auf und zwei junge Frauen stürmten auf die Veranda und fielen Serena um den Hals. Danach sahen sie neugierig die Neuankömmlinge an. Serena stellte sie vor.

„Das sind Merlin und Maria. Sie werden unsere Gäste sein, für eine lange Zeit."

Sie wandte sich an Merlin und Maria.

„Das sind Selma und Tessa. Sie sind zwei meiner Hexen."

Selma wie auch Tessa sahen Serena erschreckt an. Es war ganz und gar nicht üblich, das sie sich als das vorstellten, was sie waren. Und erst recht nicht bei Fremden. Doch anscheinend schienen die junge Frau und der Mann nicht schockiert zu sein. Serena klärte sie auf.

„Sie haben auch Magie und sind hier, um zu lernen, wie man sie anwendet."

„Ah ja. Dann willkommen in unserem verrückten Haus", sagte Tessa und machte eine Handbewegung „Neue Schüler. Cool."

Die beiden Kisten schwebten ins Haus und landeten im Foyer. Maria schaute sie mit großen Augen an, doch die Hexen kicherten. Serena schüttelte den Kopf und trat ein, die anderen folgten ihr. Das Foyer war groß und hübsch eingerichtet. Bunte Teppiche und hübsche Bilder an der Wand, einige Kommoden an den Seiten. In der Mitte war eine große Treppe aus weißem Stein, Merlin vermutete Marmor. Sie führte in den oberen Stock und teilte sich dort, führte zu beiden Seiten noch höher. Vom Foyer aus gingen mehrere Eingänge zu anderen Zimmern. Es war ein schönes, großzügiges Haus mit vielen Zimmern.

„Bringt das Gepäck auf die Gästezimmer im oberen Geschoss", sagte Serena zu den beiden. Sie nickten, während Serena und die anderen zu einem dieser Räume ging. Dahinter war ein gemütlicher Salon mit einem großen Sofa in der Mitte. Serena bot ihnen einen Platz an und fragte.

„Etwas zu trinken?"

„Ja, ein Brandy wäre nicht schlecht", sagte Merlin.

„Ich bitte nur ein Wasser", antwortete Maria.

Serena und Merit nahmen ein Glas Wein und sie setzten sich. Es war früher Abend und Serena sagte, das sie bald zu Abend essen würden.

„Wie werden wir jetzt weiter vorgehen?", fragte Merlin.

„Ich muss in meinen Büchern nachsehen. Eure Magie ist mit einem starken Zauberbann belegt. Ich muss versuchen, diesen zu brechen. Das wird nicht einfach werden, eure Eltern waren was Magie anging, Meister", sie lachte „Eine Herausforderung für mich."

„Werden wir es spüren, wenn die Magie frei ist?", wollte Maria wissen.

Merit gab Antwort.

„Oh ja, ihr werdet das Gefühl haben, vollständig zu sein."

„Ich hab etwas Angst", gab Maria zu.

Merit nahm ihre Hand.

„Brauchst du nicht zu haben. Deine Magie ist ein Teil von dir. Sie würde sich nie gegen dich stellen. Es wird alles gut werden, glaube mir."

Maria nickte. Die Tür ging auf und junge Mädchen stürmten in den Raum. Sie hatten von ihren Schwestern erfahren, das Gäste angekommen waren und darunter ein junger Mann. Sie waren neugierig. Serena stellte sie allen gegenseitig vor und sagte zum Abschluss.

„Mein kleiner Zirkel."

„Oh, Tessa. Du hattest recht. Er sieht wirklich sehr gut aus und ist sehr attraktiv", sagte eine blonde Hexe.

„Ja, so schön wie Arthur."

„Mädchen, hört auf", sagte Serena „Ihr bringt ihn ja in Verlegenheit."

Und tatsächlich lächelte Merlin etwas verlegen und wusste irgendwie nicht, wo er hinschauen sollte. Serena schickte sie raus und sagte zu Merlin.

„Tut mir leid, Merlin. Sie sind eine aufgeweckte Gruppe, vor allem wenn ein Mann im Haus ist."

„Kein Problem", meinte er „Sie haben ja noch genug Zeit, mich kennenzulernen."

Serena lachte.

„Mit Sicherheit. Doch wenn sie aufdringlich werden, solltest du ihnen sagen, wo deine Prioritäten liegen. Danach werden sie dich in Ruhe lassen. Ich sag es ihnen noch, aber sie werden es trotzdem versuchen."

Merlin nickte nur. Das war ihm wirklich etwas peinlich. Maria lachte.

„Oh, Merlin. Ein Haus voller hübscher Mädchen und du magst sie nicht."

„Ich mag sie ja, nur will ich nicht...Können wir über was anderes reden?"

Alle lächelten und Serena stand auf.

„Gut, gehen wir etwas essen." Das gefiel Merlin besser.

Am Tisch war munteres Treiben mit allen, die dieses Haus bewohnten. Natürlich war Merlin die Hauptattraktion, schließlich war er der einzige Mann im Haus. Er fühlte sich sichtlich unwohl, so wie die jungen Frauen ihn musterten und ihm Blicke zuwarfen. Maria schien das zu amüsieren, denn sie schmunzelte unentwegt, wenn sie Merlin ansah. In der anderen Zeit unterhielt sie sich angeregt mit den Mädchen, die sie alles fragten. Sie war schon immer sehr offen gewesen und schien schnell Freundschaften zu knüpfen.

Serena sagte, sie sollten nicht erwähnen, zu welchem Clan sie gehörten. Das war etwas, was sie jetzt und in Zukunft verschweigen sollten. Da die Reise anstrengend war, zogen sich alle früh zurück. Die Zimmer von Merlin und Maria waren hübsch und gemütlich eingerichtet. Sie lagen ganz oben, im zweiten Stock, wie auch einige Zimmer der jungen Hexen und auch Serena hatte dort ihr Zimmer. Merit war im ersten Stock untergebracht. Vor allem das große Himmelbett gefiel Maria sehr gut, sowie die gemütliche Atmosphäre, die die Zimmer ausstrahlten. Ja, es würde ihr hier gefallen und auch das Treiben im Haus, das sie draußen hörte. So viele Mädchen in ihrem Alter, das fand sie toll.

Draußen war noch Trubel auf dem Gang, als sie zu Bett ging und gleich darauf einschlief.



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Arthur erhob sich in die Luft und verschwand in der Dunkelheit des Nachthimmels. Er musste mal weg. Der Streit mit Lance und das dieser ihn so ablehnte, machte ihm zu schaffen. Sein ganzer Clan schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Sie tuschelten und wurden still, wenn er in ihre Nähe kam. Niemand würde etwas sagen, er war der Meister und unantastbar. Egal was er tat, egal wie viele Leichen er zurückließ. Doch Arthur fühlte sich so allein. Selbst Lance ging ihm aus dem Weg.
Unbewusst schlug er die Richtung nach Spanien ein, während ihm hundert Gedanken durch den Kopf gingen. Was Lance zu ihm sagte, ging nicht an ihm vorbei. Wut und Enttäuschung beherrschten ihn, während er darüber nachdachte.

Doch er stutzte, als er sich bewusst wurde, in welche Richtung er flog. Er stoppte in der Luft, sah zu der Küste von Spanien. Er war unbewusst dorthin geflogen. Doch...war es unbewusst? Der Gedanke an Merlin versetzte ihm einen Stich, der weh tat. Warum konnte er diesen Menschen nicht vergessen? Merlin wollte ihn nicht. Das hatte er sehr deutlich gesagt. Warum ließ er es nicht auf sich beruhen und ging seines Weges?

Das tat er ja. Bei allen Göttern, er versuchte ja ein Leben zu führen, doch ewig geisterte Merlin in seinem Kopf. Es verging kein Tag, an dem er nicht an ihn dachte. Kein Tag, an dem er immer und immer wieder ihr letztes Zusammensein durchspielte. Der Tag, an dem ihm Merlin sagte, das er ihn nicht mehr wiedersehen wollte. Der Tag, an dem er zum zweiten Mal starb. Seitdem war er auf der Suche nach jemanden, der ihn ersetzen konnte. Er flog weiter. Er würde zumindest versuchen, ein Blick auf den Mann, der ihm das Leben zur Hölle machte, zu werfen. Heimlich, ohne das er ihn sah.

Kurze Zeit später flog Arthur über Sevilla, die im Schein der abendlichen Lampen unter ihm lag. Er überflog die Stadt und schlug die Richtung zu Merlins Hazienda ein. Es dauerte nicht lange, wenn man flog und er sah...nichts. Keine Lichter. Normalerweise war die Hazienda am Abend schön beleuchtet, der Springbrunnen an, der angestrahlt wurde. Doch es war alles dunkel. Arthur landete hinter dem großen Tor, das jetzt geschlossen war.

Es war still, niemand war zu sehen. Keine Pferde, die er hörte oder schnaubten. Nichts. Die Hazienda wirkte verlassen. Wieder ging ein Stich durch Arthur. Was war passiert? Aber was ihn schlecht fühlen ließ, war die Frage, was mit Merlin passiert war und Maria? Irgendetwas war vorgefallen, etwas Schlimmes, denn Merlin würde nie sein Zuhause verlassen.

Arthur sah sich überall um. Er konnte sehr gut im Dunkeln sehen. Die Ställe waren leer und ausgemistet. Arthur ging zum Herrenhaus und spähte durch die dunklen Fenster. Alles war abgedeckt, die Möbel mit weißen Laken zugedeckt und die Teppiche zusammengerollt. Die Hazienda war verlassen.

Aber wo waren Merlin und Maria?

Normalerweise gingen sie so vor, wenn die Besitzer des Hauses verstorben waren. Arthurs totes Herz krampfte sich zusammen. Sollten sich Merlin und Maria das Leben...

Nein, das war nicht Merlins Art. Oder doch? Arthur war unsicher, doch er beschloss, nicht eher Sevilla zu verlassen, bis er wusste, was mit Merlin war. Er erhob sich in die Luft und flog nach Sevilla. Da es schon Ende der Nacht war und niemand mehr auf den Straßen, ging er zu seinem Haus. Er betrat es durch den Hintereingang, dessen Schlüssel versteckt in der Nähe lag. Arthur ging nach oben und in den Salon des stillen Hauses. Dort schenkte er sich einen Bourbon ein und starrte aus dem Fenster, in Gedanken versunken. Erst als es dämmerte, ging er hinunter in seinen ehemaligen Raum, der größer und gemütlicher war, als in Wien. Er würde heute Abend in Erfahrung bringen, was mit Merlin war.

Er würde Sevilla nicht verlassen, bevor er es wusste.



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Es klopfte an Lance Tür im Untergeschoss. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Lance saß in seinem Sessel und las ein Buch, während er dabei Wodka trank. Er war mit Noel auf der Jagd gewesen und hatte sich danach mit einem Buch zurückgezogen, während Noel noch auf Jagd nach etwas anderem ging. Anscheinend hatte er jemanden gefunden, denn Lance hörte ihn draußen herumalbern, als er zu seinem Zimmer ging, das nicht weit von Lance Zimmer lag. Anscheinend hatte er Gesellschaft, denn er hörte eine Frau lachen. Er sah auf und zur Tür.

„Herein!"

Die Tür öffnete sich und Lance wappnete sich schon, das Arthur hinein kam, doch normalerweise klopfte er nicht an und stürmte einfach hinein. Derjenige, der jetzt herein kam, war kein anderer als Sethos. Lance legte das Buch auf den kleinen Tisch.

„Hey, Lance", grinste er „Ich wollte euch mal besuchen, sehen wie es so in der neuen Heimat ist. Deshalb flog ich von Helsinki über Wien nach Hause. Arthur hatte mir geschrieben, das ihr umgezogen seid. Er scheint nicht da zu sein. Ist er noch auf der Jagd? Schließlich ist gleich Sonnenaufgang."

„Keine Ahnung, wo er sich herumtreibt. Wird schon noch kommen."

Sethos zog die Augenbrauen hoch. Das war nicht Lance. Normalerweise würde er jetzt aufgeregt herumrennen, Arthur übel beschimpfen, weil er sich wieder einem Risiko aussetzte, indem er sich bis zur letzten Minute draußen herumtrieb. Arthur hatte das Sethos erzählt, das er ihn immer beschimpfte und aufgeregt herumlief, wenn er etwas später kam und das es ihn nervte. Schließlich wäre er ja kein Kleinkind und wüsste, wann er zu Hause sein musste, bevor die Sonne aufging.

„Was ist denn los?", fragte er misstrauisch.

Lance stand auf und blieb vor ihm stehen.

„Was los ist? Du fragst mich, was los ist?", sagte Lance grober, als er wollte.

Sethos sah ihn verwirrt an.

„Ja, entschuldige mal. Eine ganz normale Frage. Was flippst du denn jetzt so aus?"

Lance seufzte und sagte ruhiger, denn Sethos konnte ja nichts dafür, das er genervt war.

„Verzeihung, aber mit meinen Nerven steht es im Moment nicht am besten."

Der ägyptische Vampir nickte. Irgendwas ging hier vor und er sagte.

„Okay, dann rede mal. Was ist los?"

„Arthur ist los", antwortete Lance „Seit er von dir zurück gekommen ist, ging alles den Bach runter. Er war so verändert. Und nun herrscht hier das absolute Chaos."

„Inwiefern?"

Lance breitet die Arme aus, es sah hilflos aus.

„Keine Ahnung. Er wirkte überheblich, selbstzufrieden. Ich fragte ihn, wo er her kam und er sagte, das es mich nicht zu interessieren hatte. Ich warf ihm vor, das er wenigstens eine Nachricht hätte schicken können, das es ihm gut geht. Oder Merlin, der auf ihn gewartet hatte."

Lance schnaubte abfällig.

„Er gab mir zur Antwort, das wir ihn alle nerven. Es kam zum Streit und er erzählte mir, das er bei dir war und das ihr zusammen geschlafen habt."

„Das ist wahr. Es war eine angenehme Zeit."

Lance lachte kurz und spöttisch.

„War es das? Schön für euch. Aber nicht schön für Merlin, der ohne das wir es hörten in der Tür stand und alles mitbekommen hat. Du kannst dir ja vorstellen, das er alles andere als begeistert war."

„Menschen sind so einfältig, das kann man eben nicht ändern. Sie sind moralisch gefesselt."

Lance starrte ihn an.

„Wie bitte? Natürlich sind sie das, aber wenn ich mich mit einem Menschen einlasse, dann weiß ich das und handle danach. Und was tut Arthur? Er vögelt alles, was seinen Weg kreuzte und prahlte auch noch damit. Sie haben sich in Sevilla furchtbar gestritten und nun dreht Arthur durch."

„Ich gehe mal davon aus, das Merlin sich von ihm getrennt hat. Das machen Menschen für gewöhnlich. Eine vollkommene, unlogische Handlung", antwortete Sethos nüchtern.

„Ja, aber nicht nur aus diesem Grund. Er setzte ihn unter Druck, ein Vampir zu werden. Nicht direkt, aber schon offensichtlich, was er wollte. Merlin wollte nicht, er würde nie ein Vampir werden. Er sagte das Arthur ins Gesicht und du kannst dir ja denken, was dann passierte. Sie stritten sich, beleidigende Worte folgten, bis Merlin dem Ganzen ein Ende setzte. Ich glaube, er kam schon mit der Absicht, das zu tun."

„Wenn er kein Vampir werden wollte, war das die beste Option für Merlin", sagte Sethos und schenkte sich einen Wodka ein „Arthur wollte, das er diese moralische Fesseln abwirft. Arthur ist kein Typ, der sich nur mit einem begnügt. Warum sollte er auch? Wenn Merlin ein Vampir wäre, würde er alles anders sehen. Anchar und ich sehen das auch wesentlich lockerer. Und da Merlin kein Vampir sein wollte, war eine Trennung das Beste. Nicht nur aus diesem Grund wollte Arthur, das Merlin ein Vampir wird. Er ist sterblich und Arthur wollte nicht wieder durch die Hölle des Verlustes gehen. Das macht ihn auf Dauer kaputt. Vor allem mit Merlin, nach dem er wirklich verrückt war."

„Toll, ganz prima. Ich habe dadurch Maria auch verloren und ich vögelte nicht herum. Sie wollte nicht mit mir gehen und bei Merlin bleiben. Maria war so sehr das, was ich wollte."

„Merlin auch für Arthur. Doch du kannst sie nicht zwingen. Es war Marias Entscheidung", sagte Sethos und schaute ihn an „Und Arthur war bereit, sich zu trennen, als er mich verließ und nach Sevilla flog. Er hatte lange darüber nachgedacht. Eigentlich hatte er geahnt, das es so kommt und war darauf vorbereitet."

„Oh, hatte er denn Zeit dafür", fragte Lance spöttisch. Sethos grinste.

„Nicht viel. Wir waren beschäftigt."

Lance würde ihn am liebsten erwürgen, doch er wusste, das er gegen Sethos keine Chance hätte. Im Grunde genommen konnte er ja auch nichts dafür. Es lag einzig an Arthur.

„Aber so wie es aussah, war er nicht wirklich bereit dafür. Seit dem dreht er am Rad. Seit wir in Wien sind, geht er durch die Hölle und wir alle anderen auch. Du kannst dir nicht vorstellen, was hier ab geht."

„Ach was? Er ist das, was er ist. Ein Vampir. Und wenn du nicht so bist, solltest du ihn nicht verurteilen. Jeder ist anders und jeder verarbeitet etwas anders."

Lance kniff die Augen zusammen.

„Anscheinend interessiert es dich nicht wirklich, das alles so gekommen ist."

Sethos sah ihn an.

„Das ist allein Arthurs Sache und ich mische mich nicht ein. Was soll ich auch machen? Aber ich sah es so kommen, weil Merlin nicht viel von uns hält. Die Chance, das er Arthur in die Ewigkeit folgt, war gleich null. Arthur hatte das letztendlich auch kapiert."

„Ach ja? Dann wird es dich vielleicht interessieren, das er seitdem völlig unlogisch handelt. Er schleppt jede Nacht einen Mann hierher, den er die ganze Nacht vögelt und ihn danach tötet. Ich weiß nicht, wie viele Leichen unsere Menschen schon entsorgt haben."

„Er ist ein Vampir. Was erwartest du?", grinste Sethos „Und sehr potent."

„Du musst es ja wissen", sagte Lance giftig.

„Ich weiß es", grinste Sethos und trank seinen Wodka und sah wieder Lance an.

„Lass ihn. Er wird sich wieder fangen. Es mag ja sein, das er Merlin geliebt hatte, doch Merlin hat seinen Weg gewählt. Und zwar ohne Arthur. Spätestens in hundert Jahren wird er ihn vergessen haben, wenn seine Gebeine in der Erde ruhen. Dann ist es eh vorbei."

Lance lachte sarkastisch auf.

„Ich soll diese Scheiße noch hundert Jahre mitmachen, bis Merlin tot ist? Ist ja allerliebst."

„Hundert Jahre sind ein Augenaufschlag in unserer Existenz. Ich denke mal, das es keine hundert Jahre dauert. Vielleicht die Hälfte; Menschen leben in diesem Zeitalter nicht sehr lange."

„Du machst mir wirklich Spaß, Sethos. Du musst ja nicht mit ihm leben."

Sethos stellte das Glas auf den Tisch und trat zu ihm.

„Jetzt hör mir mal zu, Lance. Arthur wusste, das Merlin nie ein Vampir werden würde. Und es ist besser, wenn er sich getrennt hat, denn erinnere dich daran, wie er war, als seine Gefährten starben. Er war Jahre von Kummer zerfressen. Diese sterblichen Gefährten würden ihn am Ende zu Grunde richten. Vor allem Merlin, den er wohl wirklich und wahrhaftig geliebt hatte. Sein Tod hätte ihn zerstört, mehr als alles andere. Es ist besser so, glaube mir. Er wird ihn vergessen, spätestens, wenn Merlin tot ist und er das nicht miterleben muss. Und es nicht zu ändern ist. Also, hör auf ihn zu verurteilen und versuche ihm zu helfen."

„Wie denn, großer Meister? Indem ich mit ihm ins Bett springe? Reden bringt gar nichts."

Sethos sah ihn seltsam an, dann fragte er.

„Was? Natürlich nicht. Wie kommst du denn auf diese Idee?"

„Ich?", er lachte leise „Ich bestimmt nicht. Nur Arthur kommt auf so eine absurde Idee. Er wollte, das ich mit ihm schlafe und mit ihm zusammen bin. Das ist doch bescheuert. Nach siebenhundert Jahren will er ein Paar mit mir werden? Er ist wie mein Bruder, Sethos und jetzt kommt er mit der Nummer?"

„Ich vermute", dachte Sethos nach „Er sucht im Moment Anlehnung, eine Stütze."

„Das kann ich ihm ja geben, aber nicht so. Er ist...", Lance schüttelte den Kopf „Im Moment ist er nicht ansprechbar. Ich komme nicht durch zu ihm. Wenn ich es versuche, gibt es Streit oder er kommt mit so einer abgefahrenen Nummer, wie mit ihm schlafen oder ein Paar mit ihm zu sein. Verrückt. Das ist doch alles verrückt. Ich werde noch auf meine alten Tage wahnsinnig."

Sethos nickte.

„Alte Tage? Du weißt nicht, was alt ist. Siebenhundert Jahre sind nichts. Aber wieder auf das Problem zurückzukommen; in der Beziehung gebe ich dir recht. Das ist in der Tat etwas seltsam", er seufzte „Also gut. Ich bleibe, bis er wieder hier ist. Ich werde mal mit ihm reden."

„Nur reden?"

Sethos grinste.

„Das allerdings kann ich nicht versprechen. Er ist schon jede Sünde wert und wenn ich gerade mal da bin..."

Er sprach nicht weiter und ging zur Tür. Dort drehte er sich wieder um und sagte.

„Glaube mir, Lance. Es war besser so. Für Merlin und für Arthur. Und was Maria angeht...Hatte sie sich bereit erklärt, ein Vampir zu werden?"

„Nein."

„Dann war es auch besser für dich. Du willst sie nicht in den Armen halten wollen, wenn sie als Mensch stirbt. Alt und krank."

Dann ging er und suchte sich ein Plätzchen zum Schlafen und ließ einen nachdenklichen Lance zurück. Diese Frage hatte er sich noch nie gestellt. Maria wäre vielleicht nicht bereit gewesen, ein Vampir zu werden. Sie hatte das nie angedeutet und war sofort bereit, ihn zu verlassen. Und wenn sie wie Merlin dachte...

Dann hatte Sethos recht, denn er könnte es nicht ertragen, sie sterbend in seinen Armen zu halten.

Zum ersten Mal dachte er, das was Sethos sagte, nicht so verkehrt und das dies hier der bessere Weg war. Er hatte Bianca verloren und war am Boden zerstört, obwohl er wusste, das sie noch lebte, ein Vampir und unsterblich war.

Was würde er sein, wenn Maria in seinen Armen starb? Alt und schwach und er jung und sie ihn allein zurückließ.

Vielleicht...Nein. Wenn das der Fall war, dann war es so besser. Sie würde eines Tages tot sein und er weit weg, mit verschwommener Erinnerung an sie. Sie hätte ein schönes Leben, vielleicht Familie und Kinder und würde zufrieden sterben.

Ja, das wäre besser. Und Lance fing an, das alles nicht mehr so negativ zu sehen.



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Merlin saß im Salon und las ein Buch, während Serena ihre Bücher wälzte und Maria mit Merit und einigen Hexen auf Einkaufstour war. Sie hatte sich schon gut eingelebt; sie waren seit einer Woche hier und er musste zugeben, das New Orleans sehr reizvoll war. Merlin war viel gereist, doch nach Amerika war er nie gekommen. Also war auch das für ihn etwas Neues. Er hatte sich bei einem Schneider mit Kleidung eingedeckt, die bald geliefert wurde. Maria nahm natürlich die Mädchen mit, die sie beraten würden.

Die Tür ging auf und sechs der Hexen kamen herein gestürmt und umlagerten ihn. Merlin legte das Buch beiseite und lächelte.

„Kann ich behilflich sein?", fragte er.

„Serena sagte, das du dich nicht für Mädchen interessierst", sagte eine rothaarige Schönheit „Stimmt das?"

„Das ist richtig", sagte er „Ich bin anders."

„Oh, komm schon, Merlin", sagte eine andere „Du bist so attraktiv und wir würden dich sehr gerne verwöhnen. Kannst du nicht mal eine Ausnahme machen?"

„Ja, vor allem nachts", kicherte eine andere. Sie hatte langes, schwarzes Haar und blaue Augen.

„Ich glaube", schmunzelte Merlin „Das mit dem Verwöhnen würde mir ja gefallen, aber nicht auf die Art, wie es euch vorschwebt. Ich...nun, ich bin anders. Tut mir leid."

„Ja, du magst lieber Männer", sagte die Rothaarige „Schon mal etwas mit Mädchen gehabt? Schließlich wirst du sehr lange hier sein. Es würde dir gefallen."

„Nein, noch nie und werde ich wohl auch nicht. Tut mir wirklich leid, Mädels."

„Och, man", sagte ein blondes Mädchen „Warum kannst du nicht wie die Vampire sein? Arthur sagte, das er auch Männer mochte, aber auch Frauen."

„Ja und er war der Knaller schlechthin", sagte das dunkle Mädchen „Er war sooo gut, wir wollten ihn nicht gehen lassen. Wir haben ihn so vermisst, aber er versprach wiederzukommen."

Merlins Lächeln fiel ihm aus seinem Gesicht. Das durfte doch nicht wahr sein. Merlin ahnte Furchtbares und wägte ab, ob er weiter fragen sollte. Doch er musste es wissen, deshalb fragte er.

„Wie...Wie meint ihr das denn?"

Die Rothaarige verdrehte die Augen.

„Wie schon? Bist du schwer von Begriff? Er hat mit uns allen geschlafen und das nicht nur einmal. Wir hatten sogar eine Liste, wer an der Reihe war. Die ganze Zeit über und wir fanden ihn so schön und so sexy. Abgesehen davon, was er mit uns getrieben hatte. Manchmal waren wir zu dritt und..."

Merlin hob die Hand.

„Nicht, ich will es nicht wissen", sagte er und zwang sich zu einem Lächeln „Behaltet das in eurer Erinnerung."

Er stand auf und sagte abwesend.

„Ich lege mich etwas hin. Diese Zeitverschiebung macht mir immer noch zu schaffen."

Dann ging er in sein Zimmer. Dort angekommen, schlug er ein paar Mal mit der Faust an die Wand. Sein Herz, das schon gebrochen war, zersprang jetzt endgültig in alle Einzelteilen. Mit dem Schmerz kam der Zorn. War das noch zu fassen? Während alle zu Hause saßen und sich Sorgen machten, vor allem er, lebte Arthur hier fröhlich vor sich hin und vögelte wohl alle Mädchen in diesem Haus.

Hatte er nur einmal an ihn gedacht? Wenigstens einmal? Wahrscheinlich schon, wenn er Serena von ihm erzählt hatte. Was hatte er gesagt?

„Ich muss bald zurück zu dem Trottel von Mensch?"

Merlin reichte es jetzt endgültig. Wahrscheinlich gab es keinen Platz auf dieser Welt, wo ihm jemand nicht erzählte, das er Arthur gevögelt hatte oder umgekehrt. Und danach flog er zu Sethos und machte dort weiter? Was war er doch für ein Idiot? Hockte zu Hause und machte sich Gedanken, während Arthur sich mit seinem Schwanz vergnügte.

Er nahm Luft und froh darüber, das seine Magie nicht aktiv war. Wahrscheinlich wäre etwas passiert in seiner Wut. Serena hatte recht, so etwas musste kontrolliert sein. Merlin beschloss, Arthur aus seinem Kopf zu verbannen und endlich nach vorne zu sehen. Er würde sich amüsieren, auf sämtlichen Arten. Er war sich sicher, das es auch hier Männer gab, die ihr Geschlecht mochten. Er würde nicht mit den Hexen schlafen, jetzt erst recht nicht mehr, da er wusste, das sich Arthur monatelang an ihnen bedient hatte.

Zumal er wirklich nicht auf Mädchen stand und er würde es auch nicht ausprobieren.
Er legte sich auf sein Bett; er war müde und hatte nicht gelogen. Noch immer hatte er Probleme mit schlafen und der Zeit.

Verdammte Vampire. Er wäre froh, wenn er nie nie wieder einen sehen würde.

Und erst recht nicht einen bestimmten Vampir, den er ab jetzt aus seinen Gedanken verbannen würde.

Jeder Kummer an ihn war eine reine Verschwendung. Und Merlin würde keinen Gedanken mehr daran verschwenden.

Genug war genug.



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Arthur ging am nächsten Abend in eine Taverne. Er musste jagen, aber er brauchte auch Informationen. Nirgends bekam man besser Informationen, als in einer Taverne, wo sich die Einwohner trafen, die so ziemlich alles wussten, was und wer hier was tat. Bei einem Drink und einem Schwätzchen bekam man alles gesagt, was man wissen wollte.

Die Taverne war voll und Arthur stellte sich an die Tresen und bestellte sich einen Drink. Einer der Männer, der neben ihm stand, zog überrascht die Augenbrauen hoch. Schließlich sprach er Arthur an.

„Sind sie nicht ein Conte oder so was? Dann sind sie hier falsch."

„Mag sein", antwortete Arthur „Aber vielleicht langweilen mich die gehobene Arschlöcher von Aristokraten."

Der Mann lachte.

„Kann ich verstehen. Sie meinen wohl, sie sind etwas besseres. Aber hörte ich nicht, das sie weggezogen sind?"

„Ja, bin auch nur auf der Durchreise. Morgen bin ich nicht mehr da."

„Ich bin Jim", sagte er.

„Arthur. Darf ich dir etwas zum Trinken bestellen?"

„Aber immer doch. Wein, rot."

Arthur nickte und bestellte ein Rotwein und einen Bourbon.

„Sie sind schon der zweite Adlige, der Sevilla verlassen hat. Wahrscheinlich verschwinden sie irgendwann alle, diese gehobene Blödmänner."

Arthur wurde hellhörig.

„Wer ist denn noch weg?"

„Wie ich hörte, irgend ein Conte, der außerhalb wohnte. Hat alles verkauft und ist auf und davon. Ich weiß es nicht, hörte es nur auf der Straße, als sie darüber sprachen."

„Gibt es jemanden, der Genaueres weiß?", fragte Arthur und bestellte ihm noch einen Rotwein. Er überlegte kurz, dann sagte er.

„Hhm, vielleicht sein ehemaliger Verwalter. Angeblich hat er ihm ein Haus geschenkt und ihn ausbezahlt. Er hat keine Sorgen mehr. Glückspilz."

„Wie heißt er denn und wo wohnt er jetzt?"

„Miguel Canero, so wie ich weiß und sein Haus liegt in dem Arbeiterviertel", er lachte „Irgendwie witzig, denn der braucht nicht mehr zu arbeiten, sein ehemaliger Herr war wohl sehr spendabel."

Wenig später ging Arthur. Er wusste, wo das Haus war. Das Arbeiterviertel lag direkt neben den Armenvierteln, nur durch eine Brücke getrennt. Er fand das Haus auf Anhieb. Merlin hatte es ihm einmal gezeigt und gesagt, das dies sein Jägerunterschlupf gewesen war. Das Haus war gepflegt mit einem kleinen Garten. Arthur klopfte an und ein Mann öffnete ihm. Er sah ihn fragend an.

„Bitte?"

„Sind sie Miguel Canero?"

„Ja. Kenne ich sie nicht?", fragte er.

„Sicher, ich war ein Bekannter von Conte del la Vega. Eigentlich wollte ich ihn besuchen, doch die Hazienda ist verlassen. Ich war länger nicht in der Stadt."

„Und was wollen sie jetzt wissen?"

„Nun, mich würde interessieren, wo er ist."

Der ehemalige Aufseher musterte ihn einen Moment, als wäge er ab, ob er Auskunft geben sollte. Arthur lächelte, setzte sein charmanteste Lächeln auf. Schließlich antwortete er.

„Was soll es? Ist ja kein Geheimnis. Aber ich weiß auch nicht viel. Er hatte alles verkauft, die Pferde und einige andere Dinge. Seinen Leuten Arbeit verschafft und mich ausbezahlt und mir das Haus geschenkt. Und dann sind sie weg. Keine Ahnung wohin, das sagte er mir nicht und ich habe auch nicht gefragt."

„Ist denn etwas vorgefallen?"

„Weiß ich nicht. Ich war nur der Verwalter. Eigentlich nichts. Sie hatten zuvor noch Besuch, die dann auch abgereist sind."

„Wer waren sie?"

„Weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, das sie Besuch hatten und danach haben sie alles verkauft und sind abgereist. Keine Ahnung, wohin. Und so wie das aussieht, kommen sie so schnell nicht wieder. Mehr weiß ich auch nicht."

„Danke für die Auskunft", sagte Arthur und der Mann schloss die Tür.

Arthur stand noch einen Moment auf der Straße. Wer war der Besuch und wo zum Teufel sind sie gereist? Irgendetwas muss vorgefallen sein und das hatte etwas mit den Besucher zu tun. Merlin war weg und Arthur fühlte die Einsamkeit schlimmer als jemals zuvor. Er war ohne eine Spur verschwunden. Schließlich jagte er in seinem alten Revier und machte sich danach auf den Heimweg.



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Irgendwann in der Nacht betrat Arthur das Haus in Wien. Aber diesmal stand kein Lance vor ihm und machte ihm die Hölle heiß, weil er ohne ein Wort zu sagen, einfach verschwunden war. Er vermisste das. Er vermisste seine Vorwürfe und sein Nörgeln. Schlecht gelaunt betrat er den Salon und blieb überrascht stehen, als er Sethos auf dem Sofa sitzen sah. Dann lächelte er und ging auf ihn zu. Sethos stand auf und sie umarmten sich.

„Sethos, das ist wirklich eine Überraschung."

„Ich wollte mal sehen, was du so treibst. Und wie ich höre, nicht gut."

Arthur ließ ihn los und ging zur Bar.

„Hat Lance dir sein Leid geklagt?"

„Ein wenig. Was ist denn los? Du hast dich von Merlin getrennt?"

Arthur trank einen Schluck von seinem Bourbon und schüttelte den Kopf.

„Er hat sich von mir getrennt. Kam am nächsten Tag in mein Haus und faselte was von Nichtbeachten und angeblicher Liebe. Und das er kein Vampir werden will und was weiß ich. Er regte sich auf, weil wir zwei gevögelt hatten. Als ob das eine Rolle spielte."

„Für ihn schon. Er ist ein Mensch. Sie sehen das eben anders. Du hättest nichts sagen sollen."

Arthur lachte leise.

„Hab ich ja nicht, er hat gelauscht, als ich es Lance sagte. Und nur, weil der Idiot mich mit seiner Fragerei genervt hatte. Wo warst du denn? Was hast du getan?", machte er Lance nach.

„Nachdem ich mir die Moralpredigt von Lance anhören musste, kam dann noch Merlin mit der gleichen. Und dann sagte er zu mir, das er nie ein Vampir werden will und ich mich zum Teufel scheren soll."

„Das hat er gesagt?"

„Nein...nicht so. Er sagte, das es aus ist und er mich nicht wiedersehen will, sonst würde er handeln."

Arthur lachte.

„Was will er tun? Ich bin ihm haushoch überlegen. Und Lance spielt den Liebeskranken, weil Maria ihn auch zum Teufel geschickt hat."

„Und warum seid ihr verkracht?"

Arthur breitete die Arme aus.

„Weil er mir die Schuld gibt. Er sagt, ich hätte mich bei Merlin daneben benommen. Er hat mich verlassen, nicht ich ihn."

„Und jetzt rennst du herum und bist auf Killertour?", fragte Sethos.

„Nein, was erzählt er denn für einen Schwachsinn. Ich lebe mein Leben. Im Gegensatz zu ihm, bringe ich mir Spaß mit nach Hause. Verdammt, Sethos...ich bin ein Vampir und kein Samarita. Wäre ja noch schöner."

„Liebst du Merlin noch?"

„Nein. Es ist vorbei."

Sethos kam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Er kannte Arthur gut genug, um zu sehen, das er log.

„Arthur?"

Der blonde Vampir seufzte.

„Ja, verdammt. Aber das wird vergehen. Jetzt sowieso, denn er ist verschwunden. Niemand weiß, wo er ist."

Sethos zog eine Augenbraue hoch.

„Also da warst du gewesen. In Sevilla. Was wolltest du dort?"

Arthur nahm Luft und stieß sie wieder aus.

„Ich wollte nur sehen, ob es ihm gut geht. Aus der Ferne. Doch die Hazienda ist verlassen und angeblich sind sie verreist und niemand weiß wohin. Wahrscheinlich hat er auch alle Brücken hinter sich abgebrochen."

Als Sethos nickte.

„Das Beste, was dir passieren konnte, Arthur. Er ist irgendwo hin verschwunden und vielleicht siehst du ihn nie wieder. Versuche ihn zu vergessen. Anscheinend hat Merlin das schon getan."

Arthur winkte ab.

„Sicher. Ich komme schon klar. Lance übertreibt immer so und ist selbst auf einem seltsamen Trip. Er schläft seit neustem mit Männer, macht er sonst nie."

Sethos schüttelte den Kopf.

„Das ist ja nichts Besonderes, neunzig Prozent aller Vampire bevorzugen beide Geschlechter. Was aber seltsam ist, das du ihn bedrängt hast, mit ihm zu schlafen und dich mit ihm zusammen tun wolltest."

„Und?", fragte Arthur „Was ist da seltsam daran? Wir sind lange genug zusammen, kennen uns in und auswendig. Wir sind beide Vampire und unsterblich, eine optimale Basis für ein gemeinsames Leben."

„Arthur...", sagte Sethos und schüttelte den Kopf „Du bist wirklich etwas neben dir. Das kann nicht gehen, da muss ich Lance recht geben. Zumal er dich eher als Bruder sieht, als seinen Freund. Und du kannst nicht nach siebenhundert Jahren kommen und plötzlich Liebe für ihn empfinden. Das ist doch etwas seltsam, findest du nicht?"

„Aber ich liebe ihn doch", rief Arthur.

„Aber nicht so, wie es sein sollte, nicht so für das, was du vorhast. Du bist verwirrt, Arthur. Natürlich liebst du ihn auf eine gewisse Art. Er ist dein Freund, der mit dir durch die Ewigkeit geht. Das hat aber nichts mit der Liebe zu tun, die du normal für einen Gefährten fühlst. Denk mal ernsthaft darüber nach und frag dich selbst, was du für Lance empfindest. Das ist keine Liebe im normalen Sinne. Ich glaube eher, das du ihn vermisst und du seine Hilfe brauchst. Du suchst Beachtung, eine Stütze, jemand der dir beisteht. Das war Lance immer für dich, bis jetzt. Sicher könntest du mit ihm schlafen, doch das wäre falsch. Aber Lance will das nicht, besser, er kann nicht, denn du bist in seinen Augen sein Bruder. Denk nochmal darüber nach, was du eigentlich willst. Und halte dich etwas zurück mit den Leichen. Auf Dauer fällt das auf. Das ist kein Ausweg, Arthur. Nicht so."

Arthur sagte nichts, er hielt den Kopf gesengt. Sethos ging zur Bar und gab ihm noch einen Bourbon.

„Lance lässt dich nicht im Stich. Er ist verzweifelt, weil du auf dem falschen Weg bist. Er wird immer für dich da sein, aber nicht so, wie du dir das vorstellst."

„Er verzeiht mir nicht, das er Maria verloren hat."

„Doch, eigentlich hat er das schon. Du gibst ihm keine Chance. Du willst jemanden, der dir über diese Zeit hilft. Dann lass Lance dir helfen, helft euch beide zusammen. Das was ihr hier treibt ist Mist. Und hör auf, ihn so zu bedrängen. Was soll das denn? Nach siebenhundert Jahren willst du mit ihm zusammen sein? Das hättest du früher haben können, oder nicht? Du bist total desorientiert und versöhne dich mit deinem Freund, der wie er sagte, eigentlich dein Bruder ist. Doch nicht im Bett; das bringt dir gar nichts. Denk darüber nach und hör auf, so über die Stränge zu schlagen. Es geht vorbei, tut es doch immer. Rede mit ihm, vernünftig. Sag ihm, was dir zu schaffen macht. Er wird dich nicht zurückweisen. Aber nicht mit so einem Scheiß, was du hier veranstaltest."

Arthur nickte und trank seinen Bourbon. Sethos legte einen Arm auf seine Schulter.

„Es wird schon, glaube mir. So, genug Probleme gewälzt", sagte er schmunzelnd „Wenden wir uns angenehmeren Dingen zu, denn ich muss bald wieder weg. Was hast du heute Nacht noch vor?"

„Nichts, ich war unterwegs jagen", antwortete Arthur. Sethos grinste.

„Willst du dich ein wenig ablenken? Ich wüsste etwas."

Arthur sah ihn an, dann lächelte er.

„Keine schlechte Idee; sogar eine gute Idee."

„Dann lass uns nach unten in dein Zimmer gehen. Und ich werde dafür sorgen, das du nicht mehr denken kannst und hier für eine kurze Zeit alles vergisst."

Arthur nickte und sie gingen nach unten.

„Ich hoffe, dein Bett ist größer als das von Lance", sagte Sethos „Ich kann dann besser spielen."

„Klar doch", grinste Arthur und sie verschwanden in Arthurs Zimmer.

Lance hörte sie in Arthurs Zimmer gehen und er konnte sich denken, was sie dort trieben. Er hatte Sethos verdammt, doch im Grunde genommen tat er nichts anderes, als was ein Vampir tat. Und anscheinend hatte er einen Narren an Arthur gefressen. Nun ja, warum nicht er auch, wenn es alle taten?

Auch er. Arthur war sein Mittelpunkt, seine Familie, nur nicht auf diese Art. Er liebte ihn, wie ein Bruder ihn lieben würde und er machte sich ständig Sorgen um ihn. Arthur war flatterhaft und unbeständig, ließ sich auf Risiken ein und er musste auf ihn aufpassen. Gwaine war genauso gewesen und Lance hatte sich lange Vorwürfe gemacht, das er nicht auf ihn aufgepasst hatte. Deshalb konnte er Arthur nicht verlassen. Und auch, weil beide dann allein wären. Lance war hundert Jahre allein gewesen, bevor er Arthur wieder fand, kaputt und bösartig. Und es waren keine schöne Jahre gewesen, sie waren einsam. Er hoffte nur, das Arthur bald wieder Arthur war.

Das Sethos kam, war vielleicht nicht so schlecht. Vielleicht hörte er auf ihn und sah manche Dinge ein. Lance hoffte das, hoffte das sehr, denn dieser Bruch mit Arthur tat ihm auch nicht gut. Und wenn die beiden sich amüsieren wollten, warum nicht? Arthur war frei und er auch. Und es ging immer weiter.

Er sehnte sich nach der Zeit, bevor das alles passierte. Die Zeit, in der sie beide Brüder waren. Die Zeit, in der sie nachts zusammen saßen und sich unterhielten.
Auf Bälle gingen und sich amüsierten.

Vielleicht kam die Zeit wieder, wenn Arthur über den schlimmsten Schmerz des Verlustes von Merlin hinweg war.

Lance seufzte und legte sich zur Ruhe.

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