Dunkles Schicksal
Kapitel 21
Einen Tag vor Moskau mussten sie in einem kleinen Dorf nochmal Rast machen, weil die Sonne aufging. Das Dorf war sehr klein und abgelegen und in der kleinen Taverne, die einzige im Dorf bekamen sie ein Zimmer. Klein, aber für ihre Sache groß genug und sie waren froh, denn sie hatten nur das eine Zimmer. Merlin legte sein Gepäck ab, nachdem er ins Zimmer kam, Arthur tat es ihm nach. Ihre Pferde standen in einer kleinen Scheune hinter dem Haus. Sie hatten nicht mehr über diese Sache geredet, doch Merlin ging das nicht mehr aus dem Kopf.
Er beobachtete Arthur, der immer noch sehr still war. Nichts erinnerte ihn an den frechen, forschen Vampir, der ihn tatsächlich überredet hatte, ihn mitzunehmen. Jetzt, im Nachhinein kam Merlin zu der Erkenntnis, das es besser gewesen wäre, wenn er nicht mitgekommen wäre. Doch dann hätte er all das nicht erlebt, wahrscheinlich wäre er schon lange tot, wenn er an die italienischen Banditen dachte.
Kurz vor Moskau werden wir das Dynamit besorgen", sagte Arthur in die Stille hinein „Dort wird abgebaut, was weiß ich nicht, aber sie haben Dynamit. Damit sprengen sie."
„Werden wir das kaufen?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, sie würden uns das nicht verkaufen. Wir stehlen es."
Merlin sah ihn an, aber sagte nichts. Was auch, sie hatten getötet, da war Stehlen ja ein fast lächerliches Vergehen. Und sie waren noch nicht fertig zu töten. Sie hatten in den zwei Wochen wenig geredet und auch nicht gestritten. Und wenn Merlin ehrlich war, dann wäre er glücklicher, wenn sie streiten würden. Diese Stille und das Arthur so grüblerisch war, gefiel ihm gar nicht. Und es gefiel ihm ganz und gar nicht, was Alexej mit ihm gemacht hatte und wie sehr er gelitten hatte. Eigentlich wunderte er sich, das Arthur überhaupt noch Gefallen an Sex fand, so wie er sich auf ihrer Reise damit vergnügt hatte.
Hundert Jahre Qual. Merlin konnte sich nicht ansatzweise vorstellen, wie das sein würde. Und wie viel mehr Schmerzen er hatte als Menschen, wenn er sagte, das Vampire intensiver fühlen. Zorn wallte wieder in ihm auf und der Wunsch Alexej jedes Teil an seinem Körper langsam und genussvoll abzuschneiden und das bei vollem Bewusstsein. Er hätte nicht gedacht, das er so grausam sein konnte, doch dieser Vampir scheuchte das Dunkelste aus ihm heraus.
Er bemerkte jetzt erst, das Arthur ihn beobachtete, während er grimmig in Gedanken Kleider aus seiner Tasche nahm und nun fragte er.
„Über was denkst du nach?"
Merlin warf ihm einen Seitenblick zu.
„Warum?"
„Du siehst aus, als wolltest du jemanden umbringen."
Merlin schnaubte unwillig, ohne ihn anzusehen.
„Das werde ich. Die Wahrheit? Ich dachte darüber nach, diesem Vampir jedes Körperteil langsam abzuschneiden und es ihm danach vor die Augen halten."
„Warum?", fragte jetzt Arthur.
„Weil er ein Bastard ist", zischte Merlin.
„Ich wusste nicht, das du so blutrünstig sein kannst...so grausam."
Merlin schaute ihn an.
„Wieso nicht? Nur weil ich ein Mensch bin? Du selbst hast gesagt, das Menschen grausam sein können. Warum sollte ich da die Ausnahme sein?"
„Weil du es nicht sein kannst. Das liegt dir nicht", meinte Arthur.
Merlin warf die Tasche zur Seite, er war so wütend. Und er wusste noch nicht einmal warum er jetzt so wütend war. Er schnaubte wieder.
„Ach ja? Aber dir, was?"
Er war auf Konfrontation aus und fuhr Arthur aggressiv an, doch er schaute ihn nur an und sagte.
„Du hast keine Ahnung."
Jetzt fuhr sich der dunkelhaarige Mann durch die Haare, schnell und hastig, noch immer einen zornigen Gesichtsausdruck, als er jetzt Arthur anfuhr.
„Okay, ich habe die Nase voll von deinen Andeutungen. Immer weicht du aus und ich muss bitten und betteln, das du mir etwas erzählst. Anstatt dessen wandelst du neben mir wie eine lebende Leiche, die nichts sagt, nur ein paar Worte und...", er stockte einen Moment, denn ihm fiel auf, das die Wortwahl was die lebende Leiche anging, eigentlich fast treffend auf ihn war. Er war ja tot und trotzdem lebendig. Egal, er war sauer und so richtig in Fahrt.
„Ich höre nur...es ist vorbei, frag mich nicht und so weiter. Jetzt hast du mir etwas erzählt und ich verstehe dich. Aber was heißt jetzt, du hast keine Ahnung? Gibt es da noch mehr? Wenn ja, dann sag es."
„Ich möchte das nicht..."
Merlin nickte grimmig und stemmte die Hände in die Hüften.
„Ja, klar. Jetzt kommt wieder der Teil...", er verdrehte die Augen „Ich möchte das nicht sagen. Was kann noch schlimmer sein, als das was du mir erzählt hast?"
„Es ist schlimmer", sagte Arthur leise und sehr ernst.
Merlin hielt inne in seiner wütenden Predigt, denn der Ausdruck in Arthurs so schönen Augen war traurig, so unendlich traurig und schuldbewusst. Was hatte er noch erlebt? Merlin nahm Luft und setzte sich in den kleinen Sessel gegenüber Arthur. Es war Sonnenaufgang und die Läden geschlossen. Wieder fuhr er sich durch die dunklen Locken und sagte jetzt ruhiger.
„Also gut. Du bist ein Vampir und tötest Menschen, indem du ihnen das Blut aussaugst", sagte er und vermied es noch zu sagen, das er sie vögelte, bevor er das tat. Das er Blut brauchte, um zu existieren, verstand er ja, aber was das andere anging, das war ihm ein Dorn im Auge.
„Was zum Teufel kann schlimmer sein als das zu tun?", er nahm Luft „Nur um das mal zu sagen. Ich verurteile das nicht; nicht mehr. Aber sag mir Arthur, was kann noch schlimmer sein als jemanden zu töten?"
„Wenn ich dir das sage, dann siehst du nur noch ein Monster in mir", antwortete der Vampir.
Arthur hatte es geflissentlich vermieden, Merlin von seinem Blutrausch zu erzählen. Nun, da er endlich damit angefangen hatte, Arthur nicht mehr als Monster zu sehen. Er sah ihn jetzt als Person, sprach ihn mit seinem Namen an und nannte ihn nicht mehr so unpersöhnlich Vampir. Er war ein Vampir, stand über den Menschen und war unsterblich. Es gab nichts, was ihm wirklich Angst machen konnte, doch...
Merlin davon zu erzählen, was er getan hatte, würde ihn dazu veranlassen, ihn wieder als Monster zu sehen. Und das; das machte ihm eine wirkliche scheiß Angst. Wenn Merlin sich von ihm abwenden würde, er war sich sicher, das er das nicht ertragen könnte. Er stand praktisch vor einer Panikattacke, weil Merlin so darauf pochte, alles zu wissen. Und er konnte nicht weg, konnte nicht ausweichen, aus dem Zimmer raus. Es war Sonnenaufgang.
„Du sagtest mir am Anfang, das Lance dich retten musste, als du ihn wieder getroffen hast. Wovor musste er dich retten?"
Da war sie! Die Frage, die ihn einer Panikattacke noch näher brachte. Und er kannte Merlin, er würde so lange bohren und darauf pochen, bis er es ihm sagte. Er blieb still und hörte Merlin sagen.
„Arthur, es ist vorbei, Vergangenheit. Rede mit mir. Ich werde es verstehen."
„Wirst du nicht."
Merlin nahm genervt Luft. Dieser sture Vampir brachte ihn noch um seinen Verstand. Er stand auf und angelte die Flasche Brandy aus seiner Tasche und machte sich nicht die Mühe, ihn in ein Glas einzuschenken. Er trank aus der Flasche. Er schaffte es wirklich noch, das er an einer Alkoholvergiftung starb. Noch immer sah Arthur ihn an, schien einen inneren Kampf auszufechten und der Jäger sagte ironisch.
„Also fang an zu erzählen, bevor ich so betrunken bin, das ich nicht mehr zuhören kann. Was...ist noch passiert? Und hör auf dir Sorgen zu machen, was ich denke. Ich weiß sowieso nicht, wieso du es so wichtig nimmst, was ich denke."
Darauf gab Arthur auch keine Antwort. Was sollte er sagen? Weil ich dich liebe und mir wichtig ist, was du von mir denkst? Tja, die Tatsache war, das jetzt kein Raum für romantische Gefühle war und er wenig Hoffnung hatte, das Merlin auch so fühlte. Nichts deutete darauf hin. Gut, er war zornig, weil Arthur so Schlimmes erlebt hatte, doch eher aus seinem Sinn für Gerechtigkeit und Mitleid. Arthur wollte kein Mitleid, er wollte Liebe, Zärtlichkeiten. Doch danach sah es bei Merlin nicht aus, in all der Zeit nicht.
Merlin nahm noch einen großen Schluck und schaute ihn erwartungsvoll und immer noch sauer an. Er konnte nicht verstehen, was Arthur noch erlebt hatte. Gut, der russische Meistervampir war ein Scheusal und krank im Kopf. Weiß der Teufel, was er noch in seinem kranken Hirn ausgebrütet hatte.
Arthur zögerte, doch dann schien er eine Entscheidung getroffen zu haben. Eigentlich war es jetzt scheiß egal, er würde sterben, denn er glaubte nicht, das Alexej ihm verzeihen würde. Und wie Sethos sagte, war er nicht stark genug ihn zu töten. Und wenn Alexej ihn nicht tötete, dann das Dynamit. Arthur war sich sicher, das er es auch nicht raus schaffen würde, wenn die Ladung hochging. Da er vorhatte, es am Tag zu tun, damit niemand fliehen konnte, hieß das für ihn, das er auch nicht raus konnte. Nun gut.
„Ich habe getötet", sagte er jetzt. Merlin stellte die Flasche auf den Tisch, während er ironisch sagte.
„Nun, das ist ja nichts Neues, oder?"
„Doch, ich war zu der Zeit jemand anderes. Du hast keine Vorstellung wie anders. Ich war ein junger Vampir, kannte nichts als ich in seinen Clan kam. Sicher, ich hatte auch schon getötet, indem ich jagte. Doch was dann kam, stellte alles in den Schatten. Wie du weißt, hatte er mich auserkoren seine perversen Sexspiele mit mir zu treiben. Doch er wollte auch noch etwas anderes."
Merlin hörte zu und fragte als er wieder schwieg.
„Was?"
„Er wollte mich formen nach seinem Beispiel. Er wollte, das ich so bösartig und schlecht wie er und seine Vampire wurde. Und er zwang mich mit Gewalt zu Untaten, die du dir nicht vorstellen kannst. Blutorgien, indem er Menschen zusammentrieb und die Vampire sich gütlich an ihnen taten. Nicht nur Blut trinken und töten. Nein, sie gingen durch die Hölle, bevor der Tod sie erlöste. Sie wurden sexuell missbraucht, dabei gefoltert und sie tranken nur langsam ihr Blut, damit sie länger lebten. Manchen schlitzte Alexej die Kehle auf, hielt sie hoch und andere ließen das Blut in ihren Mund laufen. Sie wältzten sich im Blut, während sie die Frauen und Männer fickten...soviel Blut. Und über allem stand Alexej und lachte, erfreute sich an den Grausamkeiten, die seine Männer taten und...ich."
Arthur machte eine Pause und Merlin ließ ihm Zeit. Dann sprach er weiter, vermied es Merlin anzusehen.
„Frauen, Männer, Kinder. Vor nichts machte er halt und auch die anderen nicht. Und ich musste mitmachen. Ich musste all das tun, was er auch tat. Ficken, quälen, töten. Er gab mir Anweisungen, während er mit zuschaute und sich daran erfreute.
Bei uns Vampiren nennt man das Blutrausch. Das heißt, das sie quasi zwangsmäßig handeln, so wie ein Psychopath, der immer wieder töten muss. Manchmal nahm er mich und zwei Menschen mit in sein Bett, das blutgetränkt war, von den Menschen und mir, wenn er fertig war. Nur mit dem Unterschied, das ich es überlebte, indem ich Blut trank um zu heilen. Die Menschen starben und das nicht angenehm."
Wieder machte er eine Pause.
„Ich war am Anfang geschockt, beim ersten Mal sträubte ich mich, doch er drohte mir, er würde Furchtbares mit mir anstellen und ich hatte Angst. Also machte ich mit und war bald im Rausch von Blut und Sex. Nach einer Weile ist man abhängig, denn man trinkt soviel Blut, das so eine Art Rausch erzeugt. Und dann willst du das immer wieder erleben, es ist ein Kick, dem du nicht widerstehen kannst. Der Blutrausch drängte mich immer wieder zu so etwas und schließlich gefiel es mir. Ich war so bösartig und grausam wie er geworden, tötete ohne Skrupel, quälte und trank soviel Blut, das ich berauscht war und immer mehr wollte. Und Alexej lachte, hatte er doch erreicht, was er wollte. Er hatte mich nach seinem Ebenbild geformt. Also war ich quasi ewig im Blutrausch, wie alle anderen. Nur wenn er mich mit in seine Kammer nahm, dann bestand er darauf, das ich bei klarem Verstand war. Damit ich all die Schmerzen herausschreien konnte, wenn er mich bearbeitete."
Er nahm Luft.
„Nach einer seiner Sexfolter schleppte ich mich zu meinem Freund, der an einem geheimen Ort auf mich wartete. Er hatte immer Blut für mich, damit meine Qualen ein Ende hatten. Wenn Alexej befriedigt war, nachdem er mich öfter genommen hatte, trat er mich hinaus, nachdem ich das Blut aufwischen musste, mein Blut. Er weidete sich an meinen Schmerzen, er ist schlimmer als ein Monster. Nachdem ich getrunken hatte und bei klarem Verstand war, riet mein Freund mir zu verschwinden. Er sagte.
„Arthur, wie lange willst du diese Qual noch ertragen? Es wird der Tag kommen, indem er dich langsam zu Tode quält, während er sich befriedigt. Verschwinde, so weit du nur kannst und komme nie wieder."
„Und dann sah ich eines Tages die Chance. Ich sah, was er aus mir gemacht hatte, ein wahrhaftes Monster. Und ich wusste, das ich diese Folter in seiner Kammer nicht länger ertragen konnte. Ich konnte mich nicht mehr ertragen. Ich war ein Monster, das ohne Gnade tötete und quälte. Ich lief voller Entsetzen, als mir bewusst wurde, was ich war, weg. So schnell ich konnte und so weit ich konnte. In Rom traf ich Lance, durch Zufall. Er war froh mich zu sehen, nach hundert Jahren hatte er mich vermisst. Wir sprachen uns aus mit vielen Entschuldigungen und so weiter, beschlossen dann zusammenzubleiben. Doch ich war ein Junkie, ein Blutjunkie geworden und tötete ohne Scheu, grausam und sehr blutig. Ich machte keine Unterschiede, wen ich tötete. Lance war geschockt und ich erzählte ihm, was ich erlebt hatte. Er schloss mich ein und ich schrie und brüllte. Ich wollte töten, mich in Blut suhlen, doch Lance ließ es nicht zu. Er ließ mich nicht mehr raus und gab mir nur soviel Blut, das ich lebte."
Er lachte freudlos.
„Kalter Entzug, das ist für einen Vampir sehr schmerzhaft. Ich wimmerte, versprach ihm das nie wieder zu tun. Ich schrie und drohte ihn grausam zu töten. Doch Lance ließ das alles kalt. Er wollte mich retten, seinen einzigen Freund, den er noch hatte. Er gab nicht auf, obwohl es ihm mit Sicherheit mehr zusetzte, wenn ich vor Schmerzen in der Kammer schrie. Doch es schien zu wirken, ich wurde ruhiger und klarer im Kopf nach einer Weile."
Er seufzte.
„Ich habe ihm alles zu verdanken, denn er gab mich nie auf. Er kämpfte um mich und letztendlich hatte er es geschafft. Ich wurde wieder normal, was man normal an einem Vampir nennen konnte. Und ich beschloss nur noch Menschen zu jagen, die genauso schlecht waren wie ich. Seitdem habe ich nie wieder unschuldige Menschen getötet, nur welche, die selbst Mörder und Schlimmeres waren. Doch manchmal kommt es durch, dann vergesse ich mich, auch wenn die Kerle es verdient hatten."
So wie die beiden Kerle, die ihn in diesem schäbigen Zimmer ficken und danach ihn für Geld an andere verschachern wollte, bis er ausgedient hätte und sie ihn entsorgen würden. In dieser Nacht war Alexej da gewesen und hatte ihn angespornt. Denn als er die beiden getötet hatte, nachdem er einen fast zu Tode gefickt hatte, erinnerte das Zimmer an ein Schlachthaus voller Blut mit zwei verstümmelten Leichen. Das war der Tag, da er sehr bedrückt war, obwohl die beiden es verdient hatten. Und nun lebte er in ständiger Angst, das Alexej gewonnen hatte und ihn für immer verdorben. Nein, er wollte das nicht. Nicht so.
Arthur schwieg jetzt und vermied es Merlin anzusehen. Dieser schaute ihn schweigend an, immer noch verarbeitete er das Gehörte, doch dann sagte er leise.
„Sieh mich an, Arthur."
Arthur zögerte, doch dann sah er ihn an, mit diesen wunderschönen, blauen Augen. Himmel, was für Augen, dachte Merlin, der schon wieder in ihnen versank.
„Es ist nicht deine Schuld", sagte er langsam und eindringlich „Du hattest keine Wahl."
„Ich bin doch das Monster, das du siehst."
„Nein", sagte Merlin bestimmt „Bist du nicht. Nun ja, vielleicht ein kleines Monster und nur manchmal. Du bist Arthur, ein Vampir...ja, aber auch Arthur. Ich habe so viele liebenswerte Dinge an dir gesehen. Dinge, die viele Menschen nicht haben wie Loyalität, Liebe für deine Clanmitglieder, Mitleid, wenn ich an Sarah und Jonas denke. Mut und Ehre. Das ist viel mehr, als manche besitzen. Du hast keine Schuld daran und Lance...", er nickte „Lance ist dein Freund, der für dich gekämpft und auch gewonnen hatte. Alles ist gut und du bist für mich kein Monster, sondern Arthur, der..."
Merlin sprach nicht weiter, denn er wollte sagen; derjenige, der mich verrückt macht und denn ich begehre. Doch er erlaubte sich nicht, das er nachgab für eine Sache, die aussichtslos war.
„Der...was?"
„Der", Merlin überlegte fieberhaft, was er sagen könnte, um sich nicht zu verraten „Der es geschafft hat, dem allem zu entkommen. Es ist nicht einfach sich selbst zu besiegen. Dir ist es gelungen, mit der Hilfe von Lance, aber es lag eigentlich an dir allein."
„Du meinst das wirklich so?"
Wieder dieser verletzliche Ausdruck in seinen Augen, stellte Merlin fest. Er nickte, denn es war die Wahrheit.
„Ja, mein voller Ernst."
„Danke", sagte er leise und Merlin sah, wie er sich entspannte.
Er konnte kein Monster in ihm sehen, nur jemanden, dessen Jugend und Unbeholfenheit ein Bastard wie Alexej ausgenutzt hatte. Ihn gequält und ihn zu Dingen gezwungen, denen er nichts entgegen halten konnte. Wie ein Mensch, den man mit Gewalt mit etwas süchtig macht und ihn mit Gewalt verderben würde. Er würde das Schwein umbringen und wenn er dabei drauf ginge.
Er würde ihn umbringen.
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Moskau, die Stadt ihres Schicksals...
Sie trafen spät in der Nacht ein und Merlin fröstelte, als sie durch die Stadt ritten. Es war Wochenende und wie in jeder Stadt waren auch hier die Menschen noch nicht im Bett. Arthur sagte ihm, das es hier viele Arten von Vergnügen gab, einige Geheimtipps wie in Prag die Attraktion. Doch Merlin fröstelte nicht weil es kalt war. Nein, es war zwar sehr abgekühlt, wenn man die Temperaturen an Sevilla maß, doch kalt war es nicht. Es war eher, das sie nun endlich nach vier Monate in der Stadt waren, in der das Böse zu Hause war. Merlin sah inzwischen in Alexej das pure Böse, ein Sohn des Teufels, der seinen Vater in den Schatten stellte, bildlich gesprochen.
Er fragte sich, wie schon viele Male, wie er wohl mit seiner Ahnherrin umsprang. Er war sich ziemlich sicher, das er es nicht wagte, Tatjana so etwas wie Arthur anzutun. Es sei denn, sie stand darauf, schließlich war sie alt und mächtig, heilte bestimmt schneller wie ein junger Vampir. So wie Sethos sie beschrieb und wie inbrünstig sie den Meistervampir verteidigte, war sie wahrscheinlich nicht abgeneigt, solche abartigen Sexpraktiken beizuwohnen oder mitzumachen. Er stellte sich die beiden vor, wie sie jemanden quälten und zuckte unwillkürlich zusammen, als Arthur sagte.
„Hier werden wir wohnen. Es ist ein kleines Hotel, nichts Besonderes. Aber ich denke, es ist besser wenn wir nicht auffallen."
Merlin schaute ihn an und erinnerte sich an ihr Gespräch vor zwei Nächten. Er war geschockt gewesen, was Arthur ihm erzählt hatte, doch nicht von ihm angewidert oder Schlimmeres. Für ihn war Arthur ein Opfer gewesen, zu schwach um sich zu verteidigen. Eher das Gegenteil, er bewunderte ihn, das er es geschafft hatte, wieder von dieser Sucht, die Vampire Blutrausch nannten weg gekommen war. Das gelang wohl nicht vielen, Mensch oder Vampir. Etwas später hatte er Arthur in diesem kleinen Dorf gesagt.
„Du solltest nicht weiter mitkommen, Arthur. Weiß der Teufel was er mit dir macht, wenn er dich in die Finger bekommt. Bleib hier."
Er hatte ihn brüskiert angesehen und knapp und bestimmt gesagt.
„Nein, das kommt so was von nicht in Frage. Ich bleibe an deiner Seite, egal was passiert."
Also sagte Merlin nichts mehr, er konnte ihn nicht daran hindern. Er war nur ein Mensch und zu schwach um Arthur aufzuhalten. Doch jetzt machte er sich wirklich Sorgen, denn der Bastard wäre sauer auf ihn. Wenn er ihn nicht tötete, was würde er dann tun? Genau davor hatte Merlin Angst. Sie stiegen ab, in einer der Taschen genug Dynamit, das Arthur gestohlen hatte. Niemand hatte ihn gesehen, als er wie ein Schatten durch das Lager huschte und für Menschen zu schnell war, das sie ihn sehen konnten. Sie hatten genug Dynamit, um die halbe Stadt zu sprengen. Und auch das machte ihm Kummer. Wie sollten sie es zünden, es war ja nicht so, das er der Meister aller Sprengmeister war. Noch nie hatte er mit dieser brisanten Ladung zu tun gehabt und Vampire sprengten für gewöhnlich auch nichts in die Luft. Die Kunst dabei war nicht in der Nähe zu sein, wenn das Dynamit hochging. Prima, wirklich toller Plan.
Das war wohl sein schwarzer Humor, der in seinen Gedanken war, denn die Chance, sie beide in die siebte Dimension zu sprengen standen nicht schlecht. Abgesehen von dem Meistervampir, der sie schneller zu schönen Leichen machte, als sie sehen konnten, wenn ihm danach war. Oder im schlimmsten Fall sie beide mit in seine Folterkammer nahm, was ja auch nicht auszuschließen war. Merlin war sich sicher, das er eine sehr gute Freundschaft zu dem Marquis de Sade hatte, der jetzt tot war. Doch Alexej lebte lange genug, um ihn zu kennen, lebend.
Fazit, sie würden unter sehr gefährdet geführt werden, wenn es eine Selbstmordliste geben würde. Denn das war es, ein Himmelsfahrtkommando. Merlin schüttelte den Kopf, als sie auf das Zimmer gingen, eigentlich ironisch, wenn das möglich wäre.
Aber was soll es? Er hatte ja schließlich mit siebenundzwanzig Jahren lange genug gelebt. Alles getestet, außer das faszinierende Wesen neben sich, der still neben ihm ging, der ihn total durcheinander brachte und seine sexuellen Fantasien anregte. Er sollte lieber nicht daran denken. Doch einen Moment dachte er daran, Arthur die Kleider vom Leib zu reißen und sich zu nehmen, was er wollte.
Er hatte eh keine Zukunft mehr, denn er würde entweder ausgesaugt, zu Tode gefoltert oder in die Luft gesprengt werden. Nun ja, nicht jeder hatte drei Möglichkeiten ins Gras zu beißen. Doch ein Blick auf Arthur ließ ihn diesen Gedanken aufgeben, denn der Vampir war eigentlich im Moment nicht gut drauf für wilde Spiele im Bett. Zumindest schien es Merlin so. Er war ernst und nachdenklich.
„Okay, wie geht es weiter", sagte er, nachdem sie beide die Taschen abstellten. Es war ja nicht so, das er ganz wild darauf war, diesen Bastard zu sehen oder in die Luft zu fliegen, doch er wollte es hinter sich bringen.
„Alexej ist hier, vermutlich in seinem Stützpunkt außerhalb Moskau. Er liegt in einer abgelegenen Gegend, ein Lagerhaus mit zwei Etagen und ohne Fenster. Früher war dort mal ein Auffanglager für bestimmte Waren, das aber nicht mehr genutzt wird. Dort ist er am liebsten von all seinen Adressen, denn dort ist er bestens ausgerüstet, mit allem."
Merlin wusste, auf was er anspielte, die Kammer mit Fesseln und anderen Horrordingen.
„Und weiter?"
„Wir müssen das Dynamit und unsere Waffen dort in der Nähe verstecken, damit mein Freund sie rein schmuggelt, denn wir können es nicht mitnehmen. Sie würden es entdecken."
Merlin nickte, bis dahin war der Plan nicht schlecht und er sah Arthur erwartungsvoll an. Dieser nahm Luft.
„Seine Vampire sind nachts unterwegs und ich weiß, wo sie bevorzugt jagen. Wir werden auch dort sein und uns sehen lassen. Sie werden Alexej berichten, das sie mich gesehen haben und dann wird er kommen."
„Und dann?", fragte er, jetzt nicht mehr begeistert von dem Plan.
„So wie ich ihn kenne, will er das auskosten, das ich ihm wieder in die Falle gegangen bin. Er wird uns nicht gleich töten."
„Wie beruhigend", sagte Merlin sarkastisch. Zumindest hatten sie noch eine Galgenfrist, doch etwas beschäftigte ihn. Etwas was ihm Sorgen machte, nicht wegen ihm.
„Arthur, was ist, wenn er dich wieder in diese Kammer zwingt, um dich zu bestrafen?"
Arthur schaute ihn an, einen Moment sagte er nichts, doch dann.
„Das Risiko muss ich eingehen. Wichtig ist nur, das er dich nicht mitnimmt. Du würdest das nicht überleben."
„Das ist ein scheiß Plan, Arthur", sagte er zornig, wenn er daran dachte, das Arthur wieder diese Qual durchmachte „Das Beste ist, das du von ihm weg bleibst."
„Zu spät und das geht nicht. Du bist nicht interessant genug, das er dich mit in seinen Stützpunkt nimmt. Mach dir keine Sorgen, ich schaffe das schon, denn ich heile ja wieder."
„Nein! Das tut er dir nicht wieder an", schrie Merlin zornig. Arthur ging auf ihn zu, sehr berührt, das er so um seine Sicherheit besorgt war. Er hob die Hand, um ihn zu berühren, eine Geste um Merlin zu beruhigen, doch Merlin schlug sie weg.
„Nein, scheiß Plan, das sagte ich schon."
Arthur seufzte und sprach eindringlich.
„Aber die einzige Möglichkeit in diesen Stützpunkt zu kommen. Wir können uns nicht rein schleichen, er würde mich sofort spüren, sowie Sethos mich spürte, als wir in diese Taverne kamen."
Merlin sah ihn trotzig an.
„Ich schon, denn ich bin nur ein Mensch."
Wieder schüttelte er den Kopf.
„Nein, sie riechen dich, dein Blut...besonders dein Blut. Es duftet köstlich."
Merlin fuhr sich genervt durch die Haare.
„Scheiße, scheiße", sagte er leise.
So wie es aussah, blieben ihnen nur diese eine Option. Sich dem Meistervampir quasi in die Hände spielen. Wären sie erst einmal in dieser Lagerhalle, gäbe es kein Entkommen mehr und auch nicht für Arthur. Er nahm Luft. Arthur, er würde es nicht ertragen, wenn er ihm wieder solche Greueltaten antat. Er schaute ihn an und Arthur lächelte.
„Ich werde es überstehen, ich werde alles überstehen. Achte auf dich, denn du bist sterblich und sehr verletzbar. Und wenn wir Erfolg haben und alle tot sind, war es das doch wert."
Merlin war nicht der Meinung. Arthur litt noch wegen der Vergangenheit und nun würde das wie ein Deja vu sein. Er würde wieder mit Schmerzen konfrontiert werden, die wahrscheinlich jenseits von seiner Vorstellungskraft waren. Nein, das konnte er nicht verantworten, unsterblich hin oder her. Er entschied sich sofort.
„Wir brechen ab und reiten nach Hause", sagte er.
Doch Arthur griff ihn an den Schultern, fest und schmerzhaft. Doch er ignorierte es, als der Vampir sprach.
„Merlin, all diese Strapazen und nun willst du aufgeben? Warum?"
Nun das wollte er ihm nicht sagen, das er mehr um Arthur wie um sich besorgt war und das einen Grund hatte, den er nicht zuließ. Und er wollte nicht, das Arthur das wieder durchmachte. Es musste ja nicht so sein, doch die Chance war sehr hoch.
„Das ist es nicht wert", meinte er.
„Doch, mir schon. Ich will, das er von dieser Welt verschwindet. Er hat Schlimmes mit mir getan, ja und ich habe noch Probleme damit, ja. Aber als ich weg war, denkst du das er es dann gelassen hatte? Nein, er hatte ein anderes armes Schwein gefunden, das er foltern konnte. Und er hat auch nicht damit aufgehört, diese Blutorgien zu veranstalten. Viele Menschen sterben dabei und er macht das schon eine Zeit lang, zu seinem Vergnügen. Meistens junge Männer und Frauen, manchmal Kinder. Er muss aufgehalten werden und wenn das heißt, das ich noch einmal da durch muss, dann wird es so sein. Danach haben wir unsere Versprechen gehalten."
Merlin schaute ihn erstaunt an.
„Versprechen? Ja, ich habe das am Grab von meinen Eltern geschworen. Aber du?"
„Ich habe mir damals geschworen, das der Tag kommen wird, da ich ihm alles heimzahle. Der Tag, an dem ich mich für all die Qualen rächen würde. Du warst der Grund, das dieser Tag jetzt kam und ich ergriff meine Chance. So eine Chance bekommen wir nicht wieder, also...ist das nicht ein wenig Opferbereitschaft wert?
Ein wenig? Das war wohl die Untertreibung des Jahres. Sie würden alles opfern, allem voran ihr Leben. Und wenn es das nicht war, dann die sadistische Ader von Alexej über sich erdulden müssen. Zumindest Arthur, wenn nicht er auch. Das würde genauso seinen Tod bedeuten. Da war von wenig opfern keine Rede, sie würden alles opfern oder nichts. Aber Letzteres kam nicht in Frage. Er fragte sich, ob es das wert war. Ob es wert war sein Leben wegzuwerfen und Arthur vielleicht wieder durch die Hölle ging. Merlin wusste es nicht und niemand hatte darauf eine Antwort.
Merlin war nicht überzeugt, doch er nickte, wenn auch widerstrebend. Sollte es so sein, könnte er Arthur nicht schützen, indem er sich anbot. Er würde sterben, ganz klar.
„Also gut", sagte er nochmal und Arthur entspannte sich.
„Ich werde es ihm nicht leicht machen", versprach er „Ich bin jetzt stärker, ein Meistervampir."
„Doch nicht stark genug, nach Sethos", sagte Merlin.
„Doch ich kann mich wehren, jetzt schon. Heute Abend gehen wir in die Viertel, in denen sie jagen."
Merlin sagte nichts. In seinen Augen war das ein scheiß Plan, wenn Arthur dadurch zu Schaden kam, trotz allem, trotz Unsterblichkeit. Doch er hatte auch recht. Sie mussten das jetzt durchziehen, egal was passierte.
Der Bastard musste sterben.
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Am nächsten Abend machten sie sich schweigend fertig. Die Sonne war weg und langsam kam die Dunkelheit. Gemeinsam verließen sie das Hotel und Arthur führte sie in die Viertel, die es in jeder Stadt gab. Viertel, in denen Arbeiter wohnten und welche, in denen die Verlorenen hausten und dann noch die verkommen, in denen es lebensgefährlich war, nachts auf der Straße zu sein. Wieder stellte Merlin fest, das Gesindel in jeder Stadt zu Hause waren.
Sie hatten ausgemacht, das sie sich trennten, denn die Vampire würden auf Menschen Jagd machen, nicht auf Vampire. Doch Arthur blieb in der Nähe und ließ ihn nicht aus den Augen. Wachsam und mit den Schatten verschmolzen, wie es nur ein Vampir konnte, beobachtete er Merlin, der durch die Straßen spazierte, ohne festes Ziel. Inzwischen war es dunkel und gefährlich. Merlin blieb stehen und sah sich um und da spürte Arthur sie. Es waren zwei, die sich geschickt und ganz in Vampir Manier sich Merlin näherten. Arthur stand ganz in der Nähe, keine Meistervampire. Trotzdem zog er sich etwas zurück, das sie ihn nicht bemerkten, nicht zu früh.
„Können wir ihnen helfen", fragten sie höflich, als sie Merlin zugingen. Ganz auf die Beute fixiert, nahmen sie Arthur nicht wahr.
Merlin drehte sich um, ihre bleichen Gesichter und die anmutige Art, als sie näher kamen, diese Art wie es nur ein Vampir beherrschte, sagte Merlin das er fündig geworden war.
„Wie bitte?", fragte er auf englisch und bemerkte, wie die beiden einen Blick wechselten. Ausländer, was noch besser für sie war und sie grinsten. Wieder einer der armen Touristen, die auf seltsame Weise auf der Reise verschollen waren.
„Suchen sie etwas?", fragte einer mit starkem russischen Akzent. Jetzt waren sie schon fast bei ihm und wurden langsamer, lauernd. Ihre wahre Natur kam zum Vorschein, rötliche Augen und ihre Fänge verlängerten sich, als sie sein Blut rochen, hörten wie es durch seine Adern rauschte. Sie kamen jetzt leicht gebückt näher, bereit zum Angriff, schauten sich schnell um, doch die beiden hatten sich eine verlassene Gegend ausgesucht. Doch bevor sie Merlin anfallen konnte, war plötzlich ein Schatten da und Arthur stand vor Merlin zwischen ihnen. Er grinste, als sie zurückzuckten.
„Verschwindet, das ist meiner. Ich verfolge ihn schon eine Weile."
Sie wichen zurück, Meistervampir. Mit ihnen wollten sich die gewöhnlichen Vampire nicht anlegen, sie waren zu stark. Doch einer schaute genau hin und riss die Augen auf. Erkennen blitzte in ihnen auf und er sagte überrascht in seinem schlechten Englisch.
„Arthur?"
„Wer fragt das?"
„Ich bin es, Boris. Erkennst du mich denn nicht?"
Arthur spielte den Überraschten, er kannte ihn. Damals noch jung, katzbuckelte er vor Alexej und war jetzt vielleicht zweihundertfünfzig Jahre alt. Sein Kumpel kannte Arthur nicht, sehr jung, anscheinend noch nicht lange Vampir.
„Boris, natürlich. Es schon eine Zeit lang her."
„Ja, zwei oder dreihundert Jahre. Was tust du hier in Moskau? Weiß Alexej, das du hier bist?"
„Nein, ich hatte hier zu tun und ich hatte nicht vor, irgendjemand zu treffen."
Boris grinste ihn schief an, musterte ihn von oben bis unten.
„Wo warst du all die Zeit? Und dann bist du einfach abgehauen. Weißt du, Alexej hatte ganz schön getobt, als du verschwunden warst. Er hatte die ganze Stadt abgesucht und einen Wutanfall nach dem anderen bekommen. Du hast Nerven hier aufzutauchen. Er ist immer noch stinksauer auf dich. Du warst sein kleiner Liebling."
Arthur zuckte die Schultern.
„Bin in zwei Tagen wieder weg, also keine Panik. Und ich bin sicher, das er andere Lieblinge gefunden hatte."
„Er sagt heute noch, das du der Beste warst, dem er...nun ja, dem er seine Zuwendung gab."
Als Arthur darauf keine Antwort gab, weil Boris auf diese furchtbaren Nächte anspielte, sagte dieser nun.
„Na dann, gute Jagd. Und ich werde nichts sagen", versprach er, doch Arthur sah seinen verschlagenen Blick in seinen Augen. Er würde schnurstracks zu Alexej laufen und ihm das erzählen. Sie verschwanden in ihrer typischen Geschwindigkeit und Arthur drehte sich um zu Merlin.
„Das war es. In einer Stunde weiß er Bescheid. Lass uns etwas trinken gehen."
Dagegen hatte Merlin nichts. Jetzt ging es los und er hatte die letzte Gelegenheit, sich zu betrinken, bevor der Tanz losging.
Morgen würde Merlin die Waffen und das Dynamit verstecken. Er musste es am Tag tun, wenn keine Gefahr drohte. Arthur hatte ihm genau den Platz beschrieben, an dem er die Sachen versteckte. Und er hoffte, das Arthurs geheimer Freund ihnen helfen würde. Denn ohne Waffen und Dynamit waren ihre Chancen gleich null.
Er hoffte, das dieser scheiß Plan aufging, was er aber stark bezweifelte. Und noch immer war er nicht damit einverstanden, das Arthur bei ihm blieb. Er hatte den Vampir gehört. Alexej muss wirklich getobt haben, das er verschwunden war und war noch zornig.
Er hoffte inständig, nicht zornig genug. Ein paar Jahrhunderte waren doch genug, um abzukühlen, aber vielleicht nicht bei Vampiren. Er machte sich Sorgen, mehr um Arthur.
Doch die Würfel waren gefallen und das Spektakel begann.
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Während Arthur sich am nächsten Tag im Dunkeln aufhalten musste, es war ein schöner sonniger Tag, ritt Merlin nach dem Frühstück mit all ihren Waffen und dem Dynamit zu der Stelle, die Arthur ihm beschrieben hatte. Bald hatte er die Stadt hinter sich gelassen und ritt durch Wald.
Es dauerte nicht lange, als er die Abzweigung sah und dieser folgte. Danach verließ er die schmale, unbefestigte Straße, die zu dem Versteck der Vampire führte und ritt einen kleinen Pfad hoch. Es ging steil nach oben, doch von Weitem sah er schon die alte Eiche und ritt darauf zu.
Als er abstieg, bemerkte er, das er auf einer Anhöhe stand. Unten stand dieser Bau, das Versteck von Alexej. Es war mitten im Wald, sie hatten irgendwann eine Lichtung geschaffen, weitläufig vom Wald weg und diesen Bau dort errichtet. Er sah genauso aus, wie Arthur ihn beschrieben hatte.
Ein rechteckige Halle aus einem grauen Stein und ohne Fenster. Oben waren so eine Art Lüftungsklappen und ein flaches Dach. Der Bau war hässlich und passte nicht in die schöne Natur, eine kleine Straße führte dort hin. Merlin vermutete, das es die Straße war, die er verlassen hatte, als er querfeldein ritt.
Er schaute ernst und angespannt zu dieser Halle, in der, wie er wusste jetzt die Vampire waren, um Schutz vor der Sonne zu suchen und Alexej. Er bezweifelte, das sie jetzt alle schliefen, doch heraus konnten sie nicht, nicht ohne als Fackel zu enden. Und sein ungutes Gefühl wurde stärker, als er daran dachte, das auch Alexej jetzt dort unten war. Eine Aura strömte diese Halle aus, das es Merlin ein Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. Alle seine Sinne fühlten, das etwas Bösartiges von diesem Gebäude ausging. Doch vielleicht bildete er sich das nur ein, weil er wusste, was dort war.
Dort unten war das Böse, ein Vampir, der absolut bösartig und vor allem abartig war, wenn er darüber nachdachte, was er mit seinen Liebhaber machte. Obwohl er sich beim Abblick des Baus unwohl fühlte, wusste er doch, das ihm jetzt keine Gefahr drohte.
Er nahm die Schaufel und begann ein Loch zu graben. Als es groß genug war, legte er ihre Waffen, zumindest die, die aus Silber waren hinein. Danach seine brisante Ladung. Sie hatten das Dynamit aus den Kisten genommen und in Säcke gesteckt, auch die Lunte. Merlin war es vollkommen klar, das jemand von ihnen sie anzünden musste. Der Trick dabei war, dann so schnell wie möglich weit weg zu sein. Er hatte das ungute Gefühl, das sie vielleicht nicht weg kamen.
Er schüttelte den Kopf, immer noch war das in seinen Augen ein scheiß Plan. Vor allem wegen Arthur. Merlin wollte ihn mit aller Gewalt vor Alexej schützen, doch er hatte wenig Hoffnung, das dies ihm gelang. Irgendwie vollkommen verrückt. Er wollte mit aller Macht den Vampir schützen, den er unbedingt töten wollte. Und nun machte er sich mehr Sorgen um ihn als um sich.
Er schüttete die kleine Grube wieder zu und legte einen Stein darauf. Wieder sah er hinunter zu dem hässlichen Bau und kniff die Augen zusammen. Waren das Personen, die aus dem Gebäude kamen? Er duckte sich etwas, um nicht gesehen zu werden. Tatsächlich waren dort unten zwei Männer, die aus der Halle kamen und den Weg entlang gingen. Merlin nickte grimmig, als sie nicht in Flammen aufgingen. Lakaien, Menschen die den Vampiren hörig waren und Dinge erledigten, zu denen sie am Tag außer Stande waren. Ihr Lohn wäre, das sie irgendwann zu der bösartigen Bande gehören würden und auch so wären.
Merlin stieg auf und machte das er fort kam. Er achtete darauf, ihnen nicht zu begegnen und als er aus dem Wald kam, gab er seinem Hengst die Sporen.
Er kam wenig später in das Zimmer, nachdem er sein Pferd wieder in den Stall gebracht hatte. Arthur lag auf dem Bett, doch schlief noch nicht.
„Hast du die Eiche gefunden?", fragte er.
„Ja, alles erledigt. Es ist so ein scheiß schöner Tag, das man nicht meinen könnte, das diese Bestien hier leben", sagte er grimmig.
„Schön für dich. Besser als Regen", antwortete Arthur nur, angesichts seiner grimmigen Laune. Es war besser, ihn nicht zu reizen.
Seit Arthur gesagt hatte, das er das Risiko mit Alexej eingehen würde, war Merlin angespannt und explosiv. Sein Zorn lag dicht an der Oberfläche, bereit jederzeit auszubrechen. Er wollte nicht, das Arthur mit ihm ging, doch konnte er nichts tun, was das verhindern würde. Im Moment wünschte er sich, das er mega stark wäre und Arthur aufhalten könnte. Doch er war nur ein Mensch, schwach gegenüber einem Meistervampir.
„Ich bin immer noch der Meinung", sagte er angespannt und griff nach der Flasche Brandy „Du solltest nicht mitgehen. Lass mich das allein machen."
Arthur stöhnte genervt.
„Geht das schon wieder los? Das haben wir doch geklärt."
Merlin nahm einen großen Schluck aus der Flasche.
„Einen Scheiß haben wir. Und das ist immer noch ein scheiß Plan", antwortete er grollend.
„Viele Möglichkeiten haben wir nicht, also was ist dein Problem? Ich dachte, das du auch die Mörder deiner Eltern erwischen willst und nicht nur Alexej."
„Ja, aber nicht auf deine Kosten. Deshalb sollte ich das alleine tun", sagte Merlin entschlossen.
„Kommt nicht in Frage. Außerdem weiß er jetzt, das ich hier bin."
„Verdammt Arthur", schrie Merlin ihn an, nicht fähig, seinen Zorn in Schach zu halten „Ich will nicht, das du in seine Nähe kommst. Hast du nicht schon genug mitgemacht? Er wird dich wieder..."
„Das ist nicht gesagt."
Merlin lachte frustriert und wütend auf, nachdem er noch mehr Brandy trank.
„Ich kenne das Arschloch nicht persöhnlich, doch bin ich mir ziemlich sicher, das er dir kein Willkommenstrunk und Blumen schenkt, wenn du kommst. Er wird dir das heimzahlen wollen, das du ihn einfach verlassen hast und wir beide wissen wie."
Er hob die Hand und wedelte damit verneinend, bevor Arthur etwas sagen konnte.
„Oh nein, er wird dich nicht töten", spekulierte Merlin weiter und sein Zorn wuchs „ Er wird dich bestrafen und ich will nicht darüber nachdenken, wie."
Arthur setzte sich auf, etwas genervt.
„Und wenn schon? Ich habe das einhundert Jahre mitgemacht. Ich werde auch das überleben."
Merlin starrte ihn an. Er wollte herausschreien, das er es nicht ertragen konnte, wenn er Arthur wieder Schlimmes antat. Und das war es, was er vermeiden wollte. Er hätte eben in die Halle hinein spazieren sollen und es zu Ende bringen. Aber er war sicher, er wäre nicht weit gekommen. Selbst jetzt war der Plan gewagt.
„Stell den Brandy hin und schlaf etwas. Du warst die ganze Nacht auf und noch den ganzen Morgen, deshalb bist du so gereizt", sagte Arthur sanft „Es wird alles gut werden."
Merlin sagte nichts, stellte die Flasche auf den Tisch und legte sich neben Arthur. Er starrte zur Decke, immer noch schweigend und hörte, wie Arthur sich wieder hinlegte. Er hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und über sein blondes Haar gestreichelt. Ihn zärtlich geküsst und Arthur Zärtlichkeiten gegeben, die er so sehr wollte. Vielleicht würde er nie wieder Gelegenheit dazu haben. Vielleicht nie wieder Gelegenheit, ihm zu sagen, das er ihm etwas bedeutete.
Doch er tat es nicht und schloss die Augen, als Arthur das Licht löschte. Es war der letzte Tag für sie beide.
Morgen würde der russische Meistervampir sein Liebling holen kommen...und ihn.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...