Dunkles Schicksal
Kapitel 56
Lance ging gerade den Gang entlang zu seinem Zimmer. Er war von der Jagd gekommen und hatte ein Buch in der Hand. Es war vier Uhr morgens und die meisten Vampire waren noch unterwegs. Als er die Tür aufmachte, blieb er überrascht stehen. Arthur, der in seinem Sessel saß, sprang auf.
„Hey, Lance", sagte er etwas unsicher.
Sie hatten sich seit Wochen nicht gesehen, höchstens mal kurz auf dem Gang und genauso lange nicht geredet. Lance hatte wahr gemacht, was er gesagt hatte. Er scherte sich nicht darum, was Arthur trieb. Ließ ihn außen vor. Lance trat ein und schloss die Tür. Er legte das Buch auf den Tisch, sagte dann.
„Wenn du gekommen bist, um mich dazu zu überreden, mit dir ins Bett zu steigen, dann kannst du gleich wieder gehen. Und möglich, ohne mich zu berühren, um das zu erzwingen."
Arthur breitet die Arme aus.
„Okay, du hast ja recht. Das war wirklich idiotisch von mir und ich möchte mich entschuldigen. Ich weiß auch nicht, wie ich auf solch eine Idee kam."
Lance sah ihn etwas skeptisch an.
„Wirklich? Oder ist das eine neue Masche von dir? Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, erst recht nicht die letzte Zeit."
„Ist es nicht. Ich wollte, das..." Er brach ab, plötzlich unsicher, was er sagen wollte.
Lance trat einen Schritt näher.
„Was, Arthur?"
„Ich wollte reden. Sethos sagte, das du mich nicht abweisen wirst. Und ich denke, das ich..."
Wieder ließ er den Satz so in der Luft hängen. Lance erinnerte Arthur an ein scheues Kind, das sich nicht richtig ausdrücken konnte. Arthur wirkte unsicher, fast schüchtern. Verrückt und das nach siebenhundert Jahren. Und vor allem Arthur. Er war alles, doch auf keinen Fall schüchtern oder zurückhaltend.
Lance schaute ihn lange an. Sollte jetzt der Zeitpunkt sein, in dem Arthur wieder zur Besinnung kam. Er hoffte das; er hoffte schon so lange darauf und beschloss, ihm entgegenzukommen. Er nickte.
„Okay, lass uns reden."
Als ob Lance etwas Tolles sagte, entspannte sich Arthur etwas und begann zu sprechen.
„Ich weiß, das ich die letzte Zeit nicht wirklich ich selbst war. Ich weiß auch nicht; ich fühle mich so schlecht irgendwie. Nichts macht mir wirklich Spaß, selbst der Sex nicht. Und ich bin so frustriert und werde so verdammt schnell wütend."
Lance nickte.
„Du weißt, warum du im Moment so bist? Denn das ist wichtig, das du weißt, was Sache ist. Denn sonst bringt dir das nichts und mir auch nicht."
Arthur nickte.
„Ich weiß, das ich verboten habe, diesen Namen auszusprechen, doch nun übertrete ich mein eigenes Verbot. Merlin. Es ist wegen Merlin. Scheiße Lance, warum ist alles nur so schief gelaufen?"
„Was fühlst du, Arthur? Und sei ehrlich, nicht nur bei mir. Sei ehrlich zu dir selbst."
Arthur sah ihn mit einem verzweifelten Blick an.
„Verlust, Wut, Frustration und egal was ich tue; wie viele Männer ich auch mitnehme und töte, es wird nicht besser. Und ich fühle mich so allein. Und ja, du hast ja recht. Sie ähneln alle Merlin, zumindest im Aussehen, doch wenn ich sie nach der Nacht ansehe und feststelle, das sie nicht er sind, dann bin ich so frustriert und zornig, das ich sie töte. Ich sauge sie nicht immer aus, manchmal töte ich sie nur so. Ich bin dann so wütend auf sie, weil sie nicht Merlin sind. Und danach fühle ich mich wieder so allein und frustriert."
Lance trat näher zu ihm.
„Arthur. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Aber du bist auf dem falschen Weg, wenn du so weiter machst. Wie du es schon gesagt hast, wird es nicht besser. Merlin hat dich verlassen, doch du musst damit klar kommen. Es mag sein, das du dich wirklich scheiße benommen hast, aber irgendwie war das abzusehen."
„Wieso?"
Lance seufzte.
„Merlin war nie bereit für ein Vampir Dasein. Das weißt du und ich auch. Er verachtet vielleicht nicht Vampire direkt, aber die Art wie sie sind und existieren. Immerhin hat er einen geliebt. Also kann es nicht so sein, das er sie absolut nicht mag. Ich weiß ja nicht, was du dir vorgestellt hast, aber willst du Merlin sterben sehen?"
„Nein, nicht wirklich", Arthur fuhr sich durch sein Gesicht „Dieser Gedanke machte mir eine scheiß Angst. Vielleicht drängte ich ihn deshalb so. Ich hatte das Gefühl, das jeder Tag mit ihm, ihn mir etwas mehr wegnahm und er kein Wort darüber verlor, das er das ändern wollte. Vielleicht wusste ich, das er sich nie dazu entscheidet und das machte mich wahnsinnig."
„Vielleicht ist es besser, das es so gekommen ist. Mittlerweile denke ich so und das hilft mir wirklich, auch was Maria angeht. Vielleicht ist uns viel Kummer erspart worden."
„Wie meinst du das, Lance?"
„Merlin hat dir sehr übel genommen, das du dich nie bei ihm gemeldet hast und die Sache mit Sethos auch. Doch ich bin mir sicher, was die Geschichte anging, ein Vampir zu werden, der eigentliche Grund war, weswegen es so gekommen ist. Ich vermute stark, das Merlin an diesem Abend gekommen war, um dem allen ein Ende zu machen. Das er uns gehört hatte, machte es vielleicht leichter für ihn. Merlin wusste zu diesem Zeitpunkt genau, das er kein Vampir würde und sah keine Zukunft mit dir. Er liebte dich wirklich, Arthur und für ihn wird es auch nicht leicht gewesen sein."
„Ja, aber nicht genug, um ein Opfer zu bringen. Er versteht mich nicht. Ich hätte auf jeden Fall mit Sethos geschlafen, doch er machte nicht mal den Versuch, mich zu verstehen. Wir hatten eine tolle Zeit und es war doch nichts dabei. Es war nur Sex."
Lance lachte leise.
„Opfer? Ja, sein Leben. Menschen hängen an ihrem einen Leben, eben weil es nur eins ist. Und ja, du und ich wissen, das Sterbliche das nicht so locker sehen. Und dann brauchst du dich nicht zu wundern, das er dir das übel genommen hat. Ich bin mir sicher, du hättest ihm das nie erzählt, nicht wahr?"
„Nein."
Lance nickte.
„Und warum nicht? Ich sag es dir. Genau aus diesem Grund; du wusstest, das Merlin das nicht so sehen würde. Also hättest du deine Sexabenteuer immer vor ihm verheimlicht. Denn du würdest nicht damit aufhören, das liegt in unsere Natur, trotz geliebten Gefährten. Eine Beziehung mit Geheimnissen aufzubauen, ist nicht sehr empfehlenswert. Aber du hast recht. Ich denke, es spielte eh keine Rolle mehr. Merlin war nicht bereit, auf unsere Seite zu kommen und Maria auch nicht. Wir hätten sie irgendwann verloren und das...das hätte uns richtig runter gezogen. Sieh es mal positiv...wir hatten Glück. Ich weiß, das sie leben und die Chance haben, ein glückliches Leben zu führen. Was wäre gewesen, wenn wir sie beide hätten begraben müssen? Ich sag es dir. Wir wären beide, gelinde ausgedrückt...im Arsch gewesen."
Arthur sah ihn erstaunt an.
„So siehst du das?"
Lance nickte.
„Mittlerweile schon. Okay, ich gab dir die Schuld an allem. Doch Maria hat sich gegen mich entschieden und ich muss es akzeptieren. Und Merlin auch gegen dich, doch du hast es nie akzeptiert und hast dich irrational benommen. Aber versuch es mal so zu sehen. Und es hilft wirklich, Arthur. Der Gedanke, das sie eines Tages in unseren Armen sterben ist schlimmer, als sie jetzt zu verlieren. Irgendwann werden sie nur noch Erinnerungen sein. Sie werden ein Leben haben, mit Familie und Kinder und irgendwann sterben. Weit weg von uns. Versuche es so zu sehen; es wird leichter. Ich sage ja nicht, das du glücklicher wirst, doch der Schmerz lässt nach."
„Denkst du?"
Lance schüttelte den Kopf.
„Nein, ich weiß es. Denn so verarbeite ich das und Noel hilft mir dabei. Und Arthur, ich mag auch Männer, das dieses Thema mal vom Tisch ist. Doch Frauen ziehe ich vor. Ich weiß, das es bei dir umgekehrt ist, doch das schließt mich nicht ein. Ich bin dein bester Freund, seit wir Kinder sind und werde es immer bleiben. Sicher, wir können ins Bett springen, doch wähle. Du kannst deinen besten Freund haben oder jemand, der dir im Bett Spaß bringt, aber niemals beides. Das funktioniert nicht. Es ist ja nicht so, das ich es abstoßend finde, mit dir zu schlafen. Doch ich habe einfach Angst, das wir etwas sehr Wertvolles verlieren, wenn wir das tun. Und der Gedanke, das wir uns verlieren, macht mir wirklich eine scheiß Angst, abgesehen davon, das ich mir unmöglich vorstellen kann, mit dir zu schlafen. Oder das wir ein Paar sind, auch das würde nicht funktionieren. Wir sind wie Brüder, allerbeste Freunde seit wir denken können. Und das; finde ich; ist viel mehr wert, als zusammen im Bett etwas Spaß zu haben. Doch ich habe mir Gedanken gemacht und fordere dich auf zu wählen."
Als Arthur keine Antwort gab, sprach Lance weiter.
„Wenn du weiter darauf bestehst, das ich mit dir schlafen soll, dann werde ich das tun. Aber wir werden danach nie wieder das haben, was wir beide geschätzt haben. Es mag sein, das du mich liebst, aber nicht wie einen Gefährten, eher wie einen Freund und Bruder. Und es wird nicht gehen. Wir werden vielleicht eine Zeit lang uns im Bett amüsieren, sicher. Doch wir beide würden nicht zufrieden sein, weil es nicht das wäre, was wir wollen. Doch danach, solltest du es einsehen, das es ein Fehler war, könnten wir beide nicht mehr zurück. Ich würde dir weiter die Treue halten, auch wenn du dich anderen zuwendest, doch wir hätten viel verloren. Also, wenn du mich so willst, dann wähle."
Arthur nickte nachdenklich, dann antwortete er.
„Ich habe schon seit langer Zeit gewählt; ich war nur etwas desorientiert. Du bist mein Freund und ich möchte, das es so bleibt."
„Sicher?", fragte Lance „Denn dann ist dieses Thema vom Tisch, endgültig. Ich bin inzwischen bereit, zu tun, was du möchtest. Wenn du unbedingt willst, das wir das Bett teilen, dann werde ich das tun. Egal, wie ich darüber denke. Doch dann kann ich nicht dein bester Freund mehr sein. Und solltest du dich für unsere Freundschaft entscheiden, dann will ich von dieser Sache nie wieder etwas hören."
„Ich will meinen Freund wiederhaben. Vergiss, was ich sagte oder tat. Ich war...Keine Ahnung, verrückt? Ich weiß selbst nicht, was ich mir davon versprochen habe. Vielleicht dachte ich, dann wäre ich nicht allein."
Lance schmunzelte.
„Verrückt? Ja. Das kommt der Sache ziemlich nah", er wurde ernst und kam auf Arthur zu, blieb dicht vor ihm stehen „Und Arthur. Du bist nicht allein. Du wirst nie allein sein, denn ich bin bei dir. Und all die anderen. Noel, der dich als seinen besten Freund sieht und du ihm absolut keine Wertschätzung entgegen bringst. Der Mann hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um dir in Moskau zu helfen. Ohne ihn wäre es wesentlich schwieriger geworden, oder?"
Arthur dachte an die Nacht, als Alexej ihn so gefoltert hatte, das sein ganzer Körper, inklusive seiner Geschlechtsteile arg verletzt waren. Er dachte an den Moment, als er sich mit letzter Kraft zu Noels kleines Versteck schleppte, so wie die hundert Jahre zuvor, diese hundert qualvolle Jahre. Er hatte gewartet und ihn versorgt, bis er geheilt war. Und er hatte den Sprengstoff verteilt und...Ja, ohne ihn wäre Arthur schlimm dran gewesen. Noel hatte ihn in den Armen gehalten, tröstend auf ihn eingeredet, wenn er blutüberströmt und halb wahnsinnig vor Schmerzen in seinen Armen gezittert hatte, bevor er in einen bewusstlosen Heilschlaf fiel.
Lance hatte recht. Er hatte das vergessen, denn ohne Noel in dieser schlimmen Zeit, hätte er vielleicht nicht überlebt. Und er hatte Arthurs ganze Dankbarkeit und Wertschätzung verdient. Er hatte so viele Personen verletzt, indem er so grob und unsensibel war.
„Verliere nicht noch deine Freunde, Arthur."
Das hatte Noel in der Taverne zu ihm gesagt und er hatte recht. Er war drauf und dran, alles zu verlieren. Irgendwann hätten seine Freunde es nicht mehr ertragen und wären gegangen. Lance war einmal gegangen und es ist nichts Gutes dabei herausgekommen.
Er sah Lance an.
„Du hast recht. Noel hat mir viel mehr geholfen, als du weißt. Ich möchte nicht näher darauf eingehen, denn es ist etwas, was ich vergessen will. Doch nicht Noels Taten. Ich werde es wieder gut machen, ich verspreche es. Es wird wohl nicht sofort sein, aber ich werde mich bemühen, doch Lance..."
„Was?"
Arthur sah ihn mit einem traurigen Blick an.
„Kannst du mir verzeihen? Kannst du?" Es klang so verzweifelt und zugleich hoffnungsvoll.
Lance musterte sein schönes Gesicht, diese blauen Augen, die wie Merlin ihm einmal sagte, ihn an die stürmische See erinnerten. Diese feine Haut, die wirkte, als wäre er in Marmor gehauen, die vollen Lippen, die so viel Sinnlichkeit versprachen. Ja, er konnte verstehen, das Menschen Arthur wie die Ratten dem Rattenfänger nachliefen.
Arthur war klassisch schön, doch Lance achtete nicht wirklich darauf. Er liebte diesen blonden Sturkopf, auf eine brüderliche Art. Er strich ihm sanft durch sein Haar, auf die Art, wie es ein älterer Bruder tun würde.
„Dummkopf, als würde ich dir nie verzeihen. Ich liebe dich, Arthur, aber bekomme das jetzt nicht wieder in den falschen Hals. Ich liebe dich wie einen Bruder, den ich nie hatte. Und ich möchte diese Zeit wiederhaben, in der wir zusammen sprachen. Uns alles anvertrauten, was uns beschäftigte. Ich vermisse dich, vermisse unsere Nächte, in denen wir alberten, stritten und redeten, bei gutem Wodka und einer Zigarre. Ich will das wiederhaben."
„Und Bourbon."
Lance grinste.
„Ja, wegen mir auch dieses furchtbare Gesöff."
Noch immer strich er Arthur durch sein Haar, während er sprach, mehr unbewusst als sich dessen bewusst, bis Arthur grinsend sagte.
„Wenn du nicht aufhörst, mich zu streicheln, dann wundere dich nicht, wenn ich gleich hart werde."
Lance zog hastig die Hand zurück und schaute erschreckt nach unten, doch Arthur lachte leise. Das erste Mal nach so langer Zeit, lachte er und es klang so gut in Lance Ohren.
„Bist du nicht. Hör auf, mir solch einen Schrecken einzujagen."
„Eigentlich ist es seltsam", sagte Arthur nachdenklich „Ich fühle eigentlich nichts Sexuelles, wenn du mich berührst, nicht so wie bei anderen. Ich fühle mich eher...behütet. Ist das nicht eigenartig?"
Lance schüttelte den Kopf.
„Nein, das beweist nur, was ich dir versucht habe, zu sagen. Wahrscheinlich würden wir beide gar nicht hart werden, wenn wir ins Bett gingen. Weil unser Unterbewusstsein uns nie als sexuellen Partner gesehen hat. Und weil wir im Grunde genommen nicht so fühlen. Also, wenn ich dich so berühre", er strich wieder durch Arthurs schöne, hellblonde Haare „Dann tue ich das, so wie meine Mutter mir immer über das Haar strich. So liebevoll, beschützend und auch tröstend, wenn ich traurig war. Ich mochte das als Kind und irgendwie ist das hängen geblieben. So wie bei dir jetzt."
„Du siehst nicht wie eine Mutter aus."
„Idiot!"
Arthur grinste.
„Nun ja, immerhin besser, als mir eine zu scheuern, das ich Sterne sah. Übrigens...ich wusste gar nicht, das du so ein heißer Typ im Bett bist. Noel kam ja aus dem Schwärmen nicht heraus und das du so aggressiv bist."
„Ich? Aggressiv? Das sagt der Richtige. Wer hat denn die Leichen im Keller?"
„Du hast ganz schön zugehauen."
„Ich bin kein Trottel, sondern ein Meistervampir und versuche das zu verhindern. Doch ich kann auch fies sein, so wie du gesehen und gefühlt hast."
Arthur wurde ernst.
„Hab ich meinen besten Freund wieder?"
„Ja, du hast ihn immer gehabt, Arthur. Doch versprich mir eins. Nicht noch mehr von den vielen Leichen, ja? Ich habe ja nichts dagegen, wenn du dich amüsierst, auch nicht, wenn du sie tötest. Doch halte dich etwas zurück. Wenn sie gut im Bett waren, ist das doch ein Grund, sie gehen zu lassen, oder? Sieh es einmal so. Du hattest immer recht. Wir sind was wir sind. Vampire und Leichen gehören zu unserer Existenz. Doch bitte unterlasse doch, halb Wien auszurotten. Töte sie nicht so sinnlos, nur weil du im Moment frustriert bist. Ich weiß, das du damit nie Probleme hattest, aber was du tust ist falsch. Sie werden eines Tages Mangel an Männer haben."
Arthur nickte.
„Ich verspreche es. Keine Leichen mehr. Ich werde jetzt wieder auf die Jagd gehen und es ruhiger angehen lassen. Ich werde...Nein, ich muss ein neues Leben anfangen und es beginnt jetzt. Ich habe meinen Freund wieder. Es wird alles besser werden, nicht wahr?"
Lance nickte.
„Ja. Und jetzt lass uns nach oben gehen und das mit Bourbon und Wodka feiern. Denn auch ich bin wirklich froh. Und Arthur, wenn du wieder Probleme hast, komm und rede mit mir. Es ist wesentlich besser, als das alles in sich hineinzufressen."
Arthur nickte und sie gingen nach oben. Lance fühlte sich so erleichtert und dankte im Geiste Sethos für sein Kommen. Anscheinend hatte seine Ansprache etwas in Arthur ausgelöst. Er wusste ja nicht, das Noel so was Ähnliches getan hatte.
Er hatte Arthur wieder. Er hatte seinen Freund wieder und die Zeit würde zeigen, wie es weiterging. Lance würde ihn in allem unterstützen.
Und zum ersten Mal sah er nach langer Dunkelheit ein Licht am Horizont.
Später war es wirklich so. Sonnenaufgang und sie verzogen sich nach unten in Lance Zimmer, bepackt mit genug Alkohol. Sie sprachen lange und später gesellte sich noch Noel zu ihnen. Er hatte überrascht drein geschaut, als die beiden auf Lances Bett lümmelten, mit einem Drink in der Hand. Er setzte sich zu ihnen und sie sprachen lange über alles, was die drei beschäftigte.
Es war wie früher und Lance fühlte sich leicht. Als wären tonnenweise Steine von seinen Schultern gefallen.
Doch er wusste auch, das Arthur Merlin nicht vergessen würde. Doch es würde leichter werden an ihn zu denken.
Und bei Lance auch.
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Merlin und Maria machten große Fortschritte. Serena sagte immer scherzhaft, das die Magie in ihrem Blut lag. Es war ja auch so, auch wenn sie es spaßig sagte. Sie lernten Zaubersprüche für den normalen Gebrauch, die sofort wirkten. Zaubertränke wurden aus dem Buch vorbereitet. Da sie sehr komplex waren und oft verschiedene Zutaten benötigten, wie die Leber einer Kröte, Spinnenbeine oder gemahlene Knochen eines Toten, konnte man sie nicht alle wissen. Maria verzog das Gesicht, als sie gerade einen Trank unter Anleitung von Serena brauten.
„Iiihhh, gemahlene Knochen eines Toten. Das ist ja voll ekelig", sagte sie und starrte das Glas mit der mehlartigen Substanz an.
„Du wirst dich daran gewöhnen", meinte Serena.
„Sag mir jetzt nicht, das ich auf dem Friedhof die Leichen ausbuddeln muss, um an die Knochen zu kommen", sagte Maria angewidert. Dieser Part der Magie gefiel ihr nicht so.
„Nein, es gibt genug Läden, die von Hexen geführt werden, die so etwas im Sortiment haben. Meistens sind sie getarnt als ganz normale Geschäfte, Souvenirs für Touristen in der Regel, doch im Keller ist die eigentliche Hexenküche. Sie können dir alles besorgen, was du benötigst, natürlich gegen Geld. Und du musst dich als fremde Hexe ausweisen, das du auch wirklich eine bist. Sie sind sehr vorsichtig, was das angeht."
„Und wie?"
„Bei euch sehe ich da keine Schwierigkeiten, eure Magie spüre ich sehr deutlich. Stark und sehr präsent. Doch ich werde euch auch lernen, sie zu verstecken, so das niemand sie spürt. Meistens wirken die Hexen einen einfachen Zauber, um zu beweisen, was sie sind. Wenn sie dich mal kennen, ist es in Ordnung. Ich muss nichts mehr vorführen, sie kennen mich alle hier. Wie du siehst, operieren auch wir im Geheimen, so wie die Vampire. Das heißt, das ihr niemanden anvertrauen dürft, was ihr seid, nur wirklichen Freunden."
Maria nickte und schüttete etwas angewidert die gemahlenen Knochen zu der Zutat, die Merlin rührte. Ihm schien es weniger auszumachen. Sie brauchten einen Trank, der jemanden veranlasste, alles zu tun, was man von ihm verlangte. Serena lehrte sie alles, auch die wirklichen gefährlichen Tränke, die töteten oder ekelige Krankheiten mit Beulen verursachten. Sie meinte, Feinde könnte man gut damit auslöschen. Still und heimlich.
Auch Zauber mit Hexenbeutel, die aus kleine Knochen von Tieren und getrocknete Kräuter und Innereien bestanden und mit einem Zauber belegt wurden. Es gab verschiedene Zauber dafür, die man bei bestimmten Leuten platzierte und je nachdem etwas bewirkten, bis zum Selbstmord. Maria und Merlin lernten das alles, auch wenn sie manchmal etwas schockiert waren. Es war viel, was sie lernen mussten und sie waren erst am Anfang. Maria sah Serena manchmal wirklich erschreckt an, wenn sie sagte, was es bewirkte. Was konnten sie Menschen alles antun? Merlin sah das eher professioneller. Er argumentierte meistens, das sie es so wollte und nun die ganze Palette lernen musste. Ob sie es letztendlich anwendete, blieb ihr überlassen.
Feuer war die effektivste Waffe gegen Vampire. Beide konnten Feuer in ihrer Hand entstehen lassen und hinter dem Haus übten sie Feuerbälle zu werfen. Auch eine Welle aus Feuer zu schleudern, ferner jegliche Gegenstände mit Feuer einzuhüllen. Merlin hielt sein Schwert vor sich, als sie eines Nachmittags im Keller waren und...nun, er brauchte nur an Feuer zu denken, so wie Maria. Serena war sich ziemlich sicher, das so im Bürgerhaus der Flügel abgebrannt war. Sein Vater brauchte nur an einen Teil des Gebäudes zu denken und er ging in Rauch auf. So hatten sie es gemacht und er brauchte nicht mal vor Ort zu sein. Diese Gabe hatten beide seiner Kinder und war auch sehr gefährlich. Für diese Art von Magie musste man unbedingte Kontrolle haben.
„Denk daran, das dein Schwert ein Feuerschwert sein soll", sagte sie jetzt.
Merlins Schwert fing Feuer und die Schneide brannte. Doch wurde nicht heiß in Merlins Hand. Der Griff blieb vom Feuer verschont. Merlin lächelte und schwang das Feuerschwert, dessen bläuliche Flammen über die glänzende Schneide leckten. Es sah schön und unheimlich zugleich aus, hier in dem dunklen Keller.
Maria machte das auch mit einer Leichtigkeit, die Serena den Kopf schütteln ließ. Sie musste einen Feuerzauber aufsagen, bevor sie zum Erfolg kam. Nachdem Maria die Flammen gelöscht hatte, gab sie Merlin das Schwert zurück.
„Ich kann damit nicht umgehen, ich werde mich an Feuerbälle halten", meinte sie.
„Und ihr müsst das unbedingt kontrollieren", sagte Serena eindringlich „ Kein Zorn oder Frust oder irgendeine Stimmungsschwankung darf das unbewusst auslösen. Ihr solltet detailliert daran denken können, wenn ihr den Zauber anwendet. Sonst geht bei jeder Kleinigkeit alles in Rauch auf."
Sie nickten. Das war verständlich und logisch. Das Ganze funktionierte auch mit Wasser, das sie manipulieren konnten. Serena wunderte sich nicht mehr, die beiden waren das Absolute, was sie je an Magie gesehen hatten. Dinge zu bewegen, egal wie schwer und groß waren eine Leichtigkeit für sie. Sie waren das Highlight an Hexen.
„Unsere Magie ist in vielerlei Hinsicht den Fähigkeiten der Vampire gleich", meinte Merlin, als sie nach oben gingen.
„Ja, Feuer und Wasser manipulieren schon, doch ihr seid mächtiger. Ihr könnt etwas in Feuer aufgehen lassen, ohne es zu sehen oder zu berühren. Das können Vampire nicht, genauso verhält es sich mit Wasser. Sie müssen ihren Gegner vor sich haben. Ihr könnt eine Megawelle auslösen, wenn ihr an einen bestimmten Strand denkt. Und ihr könnt jemanden in Feuer aufgehen lassen, wenn ihr ein Bild von ihm seht. Das ist erschreckend und faszinierend zugleich."
„Nein, danke. Wir arbeiten hart an der Kontrolle, denn ich will niemanden schaden", sagte Merlin „Nichts außer das mich jemand töten will, ist so schlimm, das ich das auslöse."
„Außer denen, die es verdient haben", ergänzte Maria „Ich werde nie wieder ein kleines, hilfloses Mädchen sein. Der Gedanke hat was und gibt mir Selbstvertrauen."
Merlin wirkte nachdenklich.
„Wie steht es mit der Zeit? Kann ich die Zeit manipulieren?"
Serena blieb stehen.
„Eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Wir werden das irgendwann mal testen, doch jetzt noch nicht. Spielchen mit der Zeit können schnell nach hinten losgehen. So etwas ist gefährlich. Wenn ihr mehr Erfahrung habt, reden wir wieder darüber und in der Zwischenzeit", sie sah sie warnend an „Macht keine Versuche damit. Es kann verheerende Folgen haben."
Sie nickten beide.
„So, ich muss jetzt meiner Bande etwas beibringen, die warten schon. Ihr seid für heute fertig."
Dann ging sie und Merlin wollte auf sein Zimmer. Er hatte sich schon öfter mit Chris getroffen. Er war sehr nett und sie verstanden sich gut, auch im Bett. Sie hatten viel Spaß, lachten zusammen und unternahmen viel. Er würde sich heute Abend mit ihm treffen. Doch Maria hielt ihn zurück.
„Kann ich mal mit dir reden?"
„Natürlich."
„Nicht hier. Komm mit in mein Zimmer."
Merlin folgte ihr und als sie die Tür schloss, sah er sie fragend an.
„Was ist?"
Sie antwortete nicht sofort. Es sah aus, als würde sie nach Worten suchen. Schließlich begann sie.
„Du weißt ja, das ich öfter mit den Mädchen ausgehe. Wir gehen dann tanzen und haben Spaß. Na ja, meistens kommen junge Männer zu uns und flirten. Die Mädchen nehmen welche oft mit und...nun ja, du weißt schon."
Merlin nickte.
„Sie schlafen mit ihnen."
„Ja."
„Und weiter?"
„Nun; ich treffe mich schon eine Weile mit einem jungen Mann. Er kommt immer in diese Taverne, wo wir tanzen und Musik ist. Er ist sehr nett und ich mag ihn. Sein Name ist Decan. Sein Vater besitzt eine Fabrik, die Stoffe herstellt oder so etwas."
Merlin kam näher.
„Hast du mit ihm geschlafen?"
Sie hob die Hände.
„Nein, natürlich nicht. Nur...geküsst. Doch das ist es ja gerade. Ich möchte gerne mit ihm schlafen, aber..."
„Drängt er dich dazu?", fragte Merlin grimmig.
„Nein, du verstehst das vollkommen falsch. Ich sagte schon, das er ein anständiger, junger Mann ist. Aber ich möchte das gerne. Merlin, ich bin sechsundzwanzig und noch immer Jungfrau. Das ich einmal einen Adligen heirate werde, der darauf Wert legt, ist ja wohl jetzt Geschichte. Ich möchte endlich mit jemanden schlafen. Sieh mal die Mädchen an, sie sind teilweise viel jünger und tun es schon."
„Maria..."
Sie wischte mit ihrem Arm durch die Luft.
„Nein, nicht Maria. Ich habe es satt, immer hinten anzustehen. Du gehst und vergnügst dich mit deinem Freund und mir willst du das nicht zugestehen? Soll ich vielleicht in fünfhundert Jahren immer noch eine Jungfrau sein? Oh Gott, einer alten Jungfer kommt dem Gedanken sehr nah", sagte sie erschreckt „Das, vor dem ich immer Angst hatte. Was stellst du dir vor? Das ich eine Ewigkeit unberührt bleibe? Das kannst du nicht wirklich wollen, Merlin."
„Ich bin etwas überrumpelt", gab Merlin zu „Und ich muss nachdenken."
„Warum? Wir sind unsterblich, werden nie heiraten und erst recht keinen Adligen. Warum willst du mir verweigern, was du schon seit Jahren tust. Das sehe ich nicht ein. Ich will auch mein Leben genießen. Nicht nur du."
Er sah sie einen Moment an. Ihre Argumente hatten etwas. Und er musste sich eingestehen, das sie recht hatte.
„Du hast ja recht, Maria. Alles was du sagst ist richtig. Doch bedenke, ich schlafe mit Männer. Die Gefahr, das ich schwanger werde, ist gleich null. Anders ist es bei dir. Du solltest dir darüber mal Gedanken machen.Vampire sind unfruchtbar, Menschen und Hexen nicht."
„Du hast recht, Merlin. Doch die Mädchen erzählten mir, das sie sich durch einen Zauber schützen. Er ist nicht kompliziert und auch wieder aufzuheben, wenn man das möchte. Und krank werden wir nicht, Serena sagte, unsere Magie schützt uns."
Merlin sah sie wieder einen Moment an. Es war ihm nicht recht, das irgendjemand Maria so berührte. Sie sagte einmal zu ihm, das niemand auf dieser Welt Merlin gut genug wäre für sie. Doch er musste sich eingestehen, das sie ein Recht auf ein Liebesleben hatte. Sie war alt genug und es wäre egoistisch von Merlin, ihr das zu verweigern. Sie würden nie heiraten und auf keinen Fall Adlige, die sehr darauf bedacht waren, das ihre zukünftigen Ehefrauen unberührt waren. Diese Zeiten waren vorbei.
„Also gut. Ich kann dir nicht verweigern, was ich selbst tue. Du hast recht. Doch nur, wenn du dich abgesichert hast. Frag Serena. Es ist dein Körper und deine Entscheidung. Du hast meine Erlaubnis, was das angeht. Ich werde dir nicht im Weg stehen.", er lächelte „Also dann...Feuer frei."
„Du bist manchmal ein richtiger Volltrottel", sagte sie lächelnd und trat auf ihn zu.
Sie küsste ihn auf die Wange und Merlin ging zur Tür.
„Ich werde dir erzählen, wie es war", rief sie, doch er winkte ab.
„Gott behüte, das fehlte noch. Rede mit deinen Freundinnen und lass mich in Ruhe damit. Es wäre für mich eine Horrorvision, das meine Schwester mir in Einzelheiten ihre Liebesnächte erzählt."
„Wie ist es denn so mit Chris? Ist er gut gebaut?"
„Du sollst still sein, sieh lieber zu, das du nicht seine Wohnung verwüstet, wenn er...", er seufzte „Wenn es überhand nimmt."
„Du musst es ja wissen."
Merlin winkte ab und verschwand, ließ eine lächelnde Maria zurück. Gott, dieses Gespräch war ihm peinlicher als Maria. Obwohl er der Erfahrende war, schien sie das eher locker zu sehen. Vielleicht lag es an den Mädchen. Er war schließlich der einzige Mann im Haus. Er war sich sicher, das die jungen Hexen darüber untereinander sprachen und Maria wollte nicht außen stehen. Ihr war das peinlich.
Er wusste, das dieser Tag einmal kommen würde und jetzt war er da. Und er musste sich daran gewöhnen, das auch sie auf Jagd ging, nur nicht nach Blut wie die Vampire, sondern nach Sex.
Er würde sich daran gewöhnen. Er hatte ja alle Zeit der Welt.
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Im Haus der Vampire in Wien schien es langsam wieder normal zu werden. Arthur hielt sein Versprechen und keine Leichen verließen im Morgengrauen das Haus. Lance und er saßen in der Nacht wieder zusammen und sprachen über dieses und jenes oder Anliegen, die den Clan betrafen. Obwohl Lance wusste, das Arthur noch nicht in den sogenannten Normalzustand übergegangen ist, war es doch ein Unterschied zu vorher. Niemand war glücklicher als Lance, das alles sich langsam normalisierte. Und auch ihre Vampire schienen sich wohler zu fühlen, da ihr Meister wohl langsam vernünftig wurde.
„Warst du jagen?", fragte Lance, als er in den Salon kam. Arthur nickte.
Lance fragte nicht weiter, er wusste, das Arthur keine Probleme hatte, seine Opfer zu töten. Doch Arthur schien seine Gedanken zu erraten.
„Er lebt noch, falls du dich das fragst."
„Ist deine Sache, Arthur. Du hast recht. Wir sind was wir sind. Vampire neigen nicht dazu, ihre Beute laufen zu lassen."
„Du schon."
Lance schüttelte den Kopf.
„Nicht immer. Es kommt darauf an, wie die Umstände sind. In der Zeit, in der du durchgedreht bist, habe ich oft getötet. Wahrscheinlich aus Frust und Zorn."
Arthur ging zur Bar, während er sagte.
„Du hattest recht. Darüber zu reden hilft wirklich."
„Heißt das, das wir einen bestimmten Namen wieder aussprechen dürfen, ohne das du an die Decke gehst?", fragte Lance und setzte sich auf das Sofa, zündete sich eine Zigarre an.
„Ja, denn ich habe festgestellt, das es nichts nützt, wenn ich verleugne, was Tatsache ist."
„Das du Merlin liebst?"
Arthur setzte sich in den Sessel gegenüber Lance mit einem Bourbon in der Hand. Er nickte.
„Heißt es nicht so schön, man lernt erst etwas zu schätzen, wenn man es verloren hat? Ich weiß, das du recht hast, was die Sterblichkeit angeht. Und das ihr Tod uns beide runter gezogen hätte. Aber ich kann ihn nicht vergessen."
Lance nickte.
„Das sollst du ja auch nicht. Doch die Erinnerung wird nachlassen mit der Zeit. In dreihundert Jahren wird sie nur noch verschwommen sein. Ein Vorteil, wenn man zeitlos ist."
Arthur nickte nachdenklich und runzelte die Stirn. Er schaute zu Lance, nachdem er einen Schluck von seinem Drink nahm.
„Weißt du, Merlin und Maria sind verschwunden."
Lance hob die Augenbrauen.
„Was? Woher weißt du das?"
„Ich war vor einiger Zeit dort. An einem Abend, als ich frustriert war, beschloss ich, etwas herumzufliegen. In Gedanken versunken flog ich Richtung Spanien, eigentlich unbewusst. Als ich es bemerkte, war ich schon vor der Küste und beschloss mal heimlich nachzusehen, ob es ihnen gut geht."
„Und?", fragte Lance, weil Arthur eine Pause machte.
„Die Hazienda war verlassen. Es sah so aus, als würden sie nicht zurückkommen. Ich wollte wissen, was dort vorgefallen war und blieb in Sevilla, um Nachforschungen zu betreiben. In einer Taverne traf ich jemand, der mir erzählte, das sie verreist sind."
„Wohin?"
Arthur zuckte die Schultern.
„Ich weiß es nicht. Der ehemalige Verwalter sagte mir, das er alles verkauft hatte. Pferde, diverse Kutschen und andere Dinge. Er hat seinen Verwalter ausbezahlt und ihm ein Haus geschenkt. Seine Arbeiter hat Merlin an eine andere Hazienda vermittelt."
Lance nickte nachdenklich.
„Das sind alles Beweise, das er nicht vor hat, bald wiederzukommen. Aber wohin sind sie gegangen und vor allem...was ist passiert, das er und Maria so gehandelt haben? Sevilla ist seine Heimat, die Hazienda sein Zuhause. Er würde es nur für einen verdammt guten Grund verlassen. Aber welchen und wohin sind sie gegangen?"
„Keine Ahnung. Niemand wusste, wo sie hin gegangen sind, selbst der Verwalter nicht. Er sagte, sie hätten Besuch gehabt und kurz danach wären sie abgereist, inklusive dem Besuch."
„Wer waren sie, ich meine der Besuch?", fragte Lance.
„Das wusste er auch nicht."
Lance stand auf und ging zur Bar, nahm die Flasche Wodka und den Bourbon und kam zurück. Er schenkte ihnen beiden ein, als er weitersprach.
„Das ist alles sehr seltsam, findest du nicht?"
Arthur nickte.
„Ja, erst der Besuch und dann die schnelle Abreise. Und die Hazienda sieht aus, als kämen sie nicht mehr zurück. Alles ist abgedeckt, so wenn der Besitzer verstorben ist."
„Das sind sie aber nicht, wenn sie die beiden gesehen haben, das sie abgereist sind", sagte Lance „Was ist dort geschehen?"
Arthur gab keine Antwort und sie schwiegen einen Moment. Der Gedanke, das Maria in Schwierigkeiten steckte, beunruhigte Lance und er wusste, das Arthur sich die gleichen Sorgen machte, was Merlin anging. Irgendetwas war dort geschehen, was die beiden veranlasste, die Stadt, womöglich das Land zu verlassen.
Lance seufzte.
„Was auch geschehen ist, Arthur. Es gehört in die Vergangenheit, was die beiden angeht. Wir müssen nach vorne sehen. Ich weiß, das wir beide womöglich lange an ihrem Verlust zu knabbern haben, aber es nützt ja nichts. Merlin wird von seinem Entschluss, kein Vampir zu werden nicht absehen. Und was Maria angeht; sie sagte auch nie, das sie ein Vampir werden wollte. Wir müssen das abhaken."
Arthur lachte traurig.
„Wäre es nur so leicht, wie du es sagst. Vielleicht...Vielleicht wäre alles nicht so gekommen, wenn ich mich nicht wie ein Vollidiot verhalten hätte. Ich war so gemein und arrogant an diesem Abend zu ihm. Wenn ich ihm nur etwas entgegen gekommen wäre, dann..."
„Dann hätten wir immer noch das Dilemma mit der Sterblichkeit, Arthur. Merlin wäre nie auf unsere Seite gekommen, trotz das er dich liebte. Er hat eine natürliche Abneigung gegen Vampire und die Art wie sie leben. Du musst das akzeptieren, das er sterblich bleiben wollte."
„Ja, du hast ja recht."
Noel kam herein und lächelnd auf sie zu.
„Habt ihr noch einen Drink für mich?"
Lance beugte sich vor und stellte ihm ein Glas hin. Er grinste.
„Bedien dich. Wodka oder Bourbon?"
„Wodka", antwortete Noel und schüttete sich von der hellen Flüssigkeit ein „Wisst ihr wie schön es ist, euch beide wieder hier zusammensitzen zu sehen?"
„Ja, niemand weiß das besser als ich", antwortete Lance.
„Und das ich morgens nicht mehr die furchtbaren Leichen sehen muss, das allein ist schon alles wert."
Arthur grinste.
„Mein Gott, Noel. Du bist ein Vampir. Man sollte meinen, das Leichen dir nichts ausmachen."
„Tun sie auch nicht, aber nicht in dem Umfang. Es ist mir ein Rätsel, das dies nicht aufgefallen ist. Ein Monat hat dreißig Nächte und das mal...fünf, sechs genommen? Sind..."
Arthur winkte ab.
„Schon gut, ich hab es ja kapiert. Und da ich gerade dabei bin, alles in Ordnung zu bringen, möchte ich dir sagen, das es mir leid tut."
Noel runzelte die Stirn.
„Was denn?"
„Ich habe dich nicht so behandelt, wie du es verdient hast. Du hast mir in einer schlimmen Zeit beigestanden und mir sehr geholfen. Es tut mir leid, wenn ich das nicht zu würdigen wusste."
Noel schaute ihn verwirrt an.
„Spinnst du jetzt, Arthur?"
Dieser schüttelte den Kopf.
„Nein, es muss mal gesagt werden. Ich sehe dich als einer meiner besten Freunde. Es tut mir leid, wenn ich das nicht so ausgedrückt habe."
Noel seufzte theatralisch.
„Ja, schon gut. Entschuldigung angenommen. Lass es gut sein."
„Was hat Noel eigentlich für dich getan, Arthur?", fragte Lance „Du machst immer so ein Geheimnis daraus."
Die beiden wechselten einen Blick, schließlich sagte Noel.
„Ich war der Einzige, der ihm geholfen hatte, wenn er von Alexej kam, so schlimm verletzt und halbtot. Ich habe ihn versorgt mit Blut, damit er heilte, ließ ihn in meinem kleinen Versteck, das er Ruhe hatte. Und habe ihm beigestanden."
Arthur nickte nachdenklich.
„Ich hätte es wohl ohne ihn nie geschafft. Alle in dem Clan waren so schadenfroh, wenn sie mich sahen. Niemand half mir."
„Scheiße", sagte Lance „Wir sollten das Thema Alexej für immer abschließen. Er hatte genug Unheil über uns gebracht. Ich hätte nicht fragen sollen."
Arthur zuckte die Schultern.
„Schon gut. Ich habe damit abgeschlossen, seit Sethos in meinem Kopf herumgewandert ist."
Beide schauten ihn überrascht an.
„Was?", fragten sie beide. Arthur grinste.
„Tut mir leid, meine Freunde...geschlossene Geheimakte. Ich habe es versprochen."
„Eh, das ist so was von gemein", sagte Noel „Erst uns die Nase lang machen und dann nichts sagen."
„Vielleicht eines Tages", antwortete Arthur und stand auf „Ich leg mich hin. Was habt ihr noch vor?"
Lance lächelte und sah Noel an.
„Wir beide machen noch etwas Fitness. Was denkst du Noel?"
Dieser grinste.
„Hab nichts dagegen. Bei mir oder bei dir?"
„Bei dir", sagte Lance belustigt „Dein Bett ist größer."
Arthur winkte ab und ging zur Tür.
„Aber schreit nicht herum, ich will schlafen."
„Als ob du jemals darauf Rücksicht genommen hättest", sagten beide fast gleichzeitig und dann lachten sie.
Arthur ging nach unten und die beiden tranken aus und folgten bald. Lance küsste Noel auf dem Gang und lachte, als dieser ihn ins Zimmer zog.
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Fünf Jahre später...
Merlin und Maria kamen zusammen die Treppe herunter. Es war totenstill im Haus. Etwas, was vollkommen unmöglich war, denn dieses Haus war niemals still. Es herrschte immer Treiben bei den jungen Hexen. Entweder stritten sie sich um einige Kleider oder Schmuck oder alberten herum. Still war es eigentlich nur nachts und das nicht immer, wenn einige der Damen Herrenbesuch hatten.
Seit fünf Jahren lebten sie hier in New Orleans, das schon fast eine zweite Heimat geworden ist. Fünf Jahre harte Ausbildung lagen hinter ihnen und Serena war eine strenge Lehrerin. Doch es hatte sich ausgezahlt. Die Geschwister waren verdammt gute Hexen, wobei Merlin eher ein Hexer war. Einer der wenigen, die wirklich mächtig waren und einer der wenigen, der männlich war. Hexer gab es nicht so verbreitet, was die Hexen oft bedauerten. Denn sie ließen sich lieber mit einem der Ihren ein, denn dann mussten sie nicht so vorsichtig sein, wie bei Menschen. Das Merlin auf Männer stand, machte die ganze Sache nicht besser.
Sie sahen sich an und gingen hinunter Richtung Salon.
„Irgendetwas ist hier los, Merlin", sagte Maria leise „Es ist so still."
Sie war eine selbstbewusste, junge Dame geworden und hatte das unsterbliche Alter erreicht. Beide würden nie älter als achtundzwanzig aussehen und beide hatte sich verändert. Merlin trug sein Haar etwas länger, bis in den Nacken. Er war noch etwas männlicher geworden. Und Maria war jetzt eine sehr attraktive, junge Frau mit allem, was Männer anziehend fanden. Sie hatte immer noch Decan zum Freund und Sex war inzwischen kein Thema mehr. Selbst Merlin hatte sich daran gewöhnt, das sie nun sexuell tätig war und es stand ihr gut, machte sie noch weiblicher.
Beide wussten, das sie Decan und auch Chris verlassen mussten und deshalb blieben sie emotional auf Abstand. Die Sache mit den Vampiren hatte sie gelehrt, sich nicht emotional zu binden. Sie mochten sie, sympathisierten mit ihnen, aber sie liebten sie nicht. Beide wussten, das sie nur eine Liebe hatten, auch wenn sie nie darüber sprachen. Noch immer hatten sie Arthur, beziehungsweise Lance nicht vergessen, doch der Schmerz war erträglich geworden. Er saß in ihren Herzen, doch nicht mehr so präsent.
Als sie in den Salon kamen, blieben sie überrascht stehen. Alle Hexen waren da und Serena. Sie hatten geschmückt, an der Decke hing „Herzlich willkommen". In einer Ecke ein Tisch mit Speisen und Bowle, auch andere Getränke. Alle jubelten, als die beiden in der Tür standen.
„Was ist los?", rief Merlin. Serena trat aus der Mitte auf sie zu.
„Überraschung! Heute ist eure Ausbildung beendet. Ihr seid offiziell Hexen erster Klasse. Das hier ist eure Abschlussfeier mit Tessa zusammen, die auch ihre Ausbildung beendet hat. Aber nicht nur das. Da ihr ohne Clan seid und jede Hexe eine Clanzugehörigkeit haben muss, seid ihr offiziell in meinem Clan aufgenommen. Ihr gehört ab sofort zu dem Dark Moon Clan."
Serena überreichte ihnen ein Päckchen, das schön verpackt war, auch Tessa, die sich jetzt neben die beiden stellte. Sie lächelte zu Maria, denn die beiden waren enger befreundet. Selbst Merit war gekommen, hatte sich wieder auf die verhasste Schifffahrt eingelassen.
„Macht es auf", sagte Serena.
Sie öffneten die Päckchen. Zum Vorschein kam ein schönes, verschnörkeltes Buch mit einem komplexen Verschluss. Merlin sah überrascht zu Serena.
„Ist es das, was ich denke? Ein Zauberbuch?"
Serena nickte.
„Ja, euer persöhnliches Buch mit all den Zauber darin, die ihr gelernt habt. Es ist verzaubert, das heißt, das nur ihr es öffnen könnt. Mit einem Tropfen eures Blutes."
Maria hatte Tränen in den Augen, als sie hoch sah.
„Ich weiß nicht...was ich sagen soll."
Serena lachte.
„Sag einfach danke und das ihr die Clanzugehörigkeit annimmt."
„Mit dem größten Vergnügen", sagte Merlin „Und danke für alles. Wir können das nie wieder gut machen."
„Quatsch, es war mir eine Ehre und wir haben euch alle liebgewonnen. Ihr habt hier immer ein Zuhause", sagte Serena und Maria umarmte sie.
„Jetzt weine ich doch", beschwerte sie sich und wischte die Tränen weg. Alle lachten und Serena sagte zu Tessa.
„Willkommen Hexe und...gut gemacht."
Tessa lachte und schaute auf ihr Buch. Das Wichtigste, was eine Hexe hatte, ihr persöhnliches Zauberbuch.
„Lass uns feiern", rief Serena und alle schrien und stürzten sich auf die Getränke.
Serena zog die beiden auf die Seite und sagte etwas leiser.
„Ich weiß, das ihr nicht bleibt. Aber es ist besser, wenn ihr zu einem Clan gehört. Hexen ohne Clanzugehörigkeit werden nicht gerne gesehen. Und ihr dürft auf keinen Fall preisgeben, wer euer wirklicher Clan war. Das ist sehr wichtig. Und benutzt den Zauber, eure Magie zu verstecken, wenn ihr unterwegs seid. Offiziell gehört ihr zu mir", sie schaute auf die Bücher in ihren Händen „Diese Bücher sind auf eure Magie abgestimmt und ihr solltet sehr gut darauf aufpassen. Denn sie sind ein Teil von euch."
„Das werden wir und nochmal danke, Serena. Wir werden das nie vergessen."
„Okay, genug gedankt. Gehen wir zum gemütlichen Teil über. Lass uns feiern."
Sie nickten und mischten sich unter die Bewohner des Hauses. Beide waren jetzt voll integriert und beherrschten ihre Magie meisterhaft. Und Merlin wusste, sie würden nicht bleiben. Er hatte Maria versprochen, ihr die Welt zu zeigen. Sie würden bald abreisen, was auch hieß, das sie sich beide von ihren Freunden trennen mussten.
Merlin und auch Maria wussten, das sie sich nicht an Sterbliche binden konnten. Ihr Tod würde sie jedes Mal frustrieren und traurig machen. Das wollten beide verhindern, obwohl sie ahnten, das sie trotz Gesellschaft einsam waren. Arthur hatte mal auf der Reise nach Moskau zu ihm gesagt, das die Unsterblichkeit ein Fluch wäre und man einsam durch die Zeit ging. Damals konnte Merlin das nicht verstehen, jetzt hatte er eine ungefähre Ahnung, was das bedeutete.
Mein Gott, wie sehr hatte sich alles verändert, seit dieser Zeit, indem er als Jäger mit einem Vampir reiste. Nicht irgendein Vampir. Arthur, die einzige Liebe seines Lebens und das hatte sich nicht geändert. Er hatte sich oft gefragt, wo er war und was er tat. Was das Tun anging, konnte er sich das denken. Jagen und sexuell sehr aktiv zu sein. Wahrscheinlich auch noch mit Sethos, so ab und dann. Es tat nicht mehr so weh, wenn er daran dachte und Merlin wusste, das die Zeit für ihn arbeitete. Es würde immer weniger weh tun. So ähnlich war es bei Maria und Lance. Auch er war ihre große Liebe gewesen und auch sie kam nun besser zurecht damit. Jetzt, da sie ihr Leben mit allen Annehmlichkeiten genoss.
Und nun würden sie reisen. Die Welt sehen, die jetzt ihr großer Spielplatz war.
Merlin konnte es nicht erwarten, seiner Schwester die Welt zu zeigen, die Ewigkeit zu erleben und die Zukunft zu sehen.
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Dunkles Schicksal
FantasiaNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...