Dunkles Schicksal Kapitel 88

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Dunkles Schicksal


Kapitel 88



Merlin kam an einem Nachmittag ins Wohnzimmer. Maria saß auf dem Sofa und las ein Buch, schaute auf, als ihr Bruder hereinkam. Sie hatten sich einige Tage nicht gesehen, denn Merlin war viel unterwegs gewesen. Natürlich nicht allein. Sie legte das Buch weg und sagte.

„Hallo, Merlin. Habe dich...", sie dachte einen Moment nach "Ich glaube fast zwei Wochen nicht gesehen. Ist doch lustig, zumal wir in dem gleichen Haus leben. Nun ja, ich war ja auch viel unterwegs...Mit Lance."

„Bin im Moment beschäftigt", sagte er und setzte sich neben sie. Er nahm das Buch und las den Titel.

„Der alte Mann und das Meer? Ich wusste ja nicht, das du auf Hemingway stehst."

„Nein, eigentlich nicht. Ich warte nur bis Sonnenuntergang. Bis Lance von unten kommt. Das ist das Gute in Paris, da kann er sich im Haus aufhalten."

„Ja...Ja", seufzte Merlin „ So ist das eben, wenn man mit Vampiren herum hängt."

„Was ist mit dir? Hängst du im Moment nicht auch mit einem herum?"

„Nur, weil er mich nervt."

Maria lachte leise.

„Mach mir nichts vor, Brüderchen. Es ist nicht nur, weil er dich nervt. Oder? Du könntest ihn locker loswerden, doch das willst du nicht. Gehe ich in der Annahme, das du langsam wieder nachgibst?"

Merlin schaute sie einen Moment an, dann zum Tisch, als er fragte.

„Wäre es so falsch?"

„Nein", antwortete sie „Ich fasse es nicht, das ich das mal sage. Ich dachte immer, das Arthur schlecht für dich ist, doch das muss ich revidieren. Denn ich habe darauf nicht so geachtet, aber Merlin...Du wirkst die letzte Zeit so entspannt und irgendwie zufrieden. Und ich weiß, das es etwas mit Arthur zu tun hat."

„Wie kommst du zu der Annahme?"

„Ich habe dich mit Dante gesehen, Merlin. Und obwohl ihr eine harmonische Beziehung hattet und du eigentlich glücklich sein solltest, hast du nicht so gewirkt. Nicht so wie jetzt. Es war...Ich weiß nicht wie ich es sagen soll...gezwungen. Ja, so könnte man es sagen."

„Hast du es so gesehen? Das ist nicht wahr. Ich war sehr glücklich mit Dante."

„Warst du das wirklich? Du solltest dich das mal ernsthaft fragen. Hast du ihn geliebt?"

„Nicht genug", sagte Merlin „Nicht genug, um mit ihm zu gehen. Doch ich war eine Zeit lang...zufrieden."

„Mag sein, aber nicht glücklich. So vollkommen glücklich wie man ist, wenn man verliebt ist. Dieses Gefühl, das du die Welt umarmen möchtest und heimlich vor dich hin lächelst. Wenn er oder sie immer in deinen Gedanken ist und du es nicht erwarten kannst, ihn oder sie zu sehen. Hast du das gefühlt bei Dante?"

Merlin schaute zum Fenster. Nein, das hatte er nicht gefühlt. Er dachte an Dante, ja. Aber die meiste Zeit an einen blonden Vampir, selbst als er mit Dante zusammen war. Und er fragte sich, wieso Arthur nicht wie Dante sein konnte. Doch eigentlich wollte er Arthur so, wie er war, wenn er ehrlich war. Dante war Dante und Arthur war Arthur.

Merlin schaute sie an.

„War es so offensichtlich?"

Sie seufzte.

„Für mich schon und alle anderen, die dich gut kennen. Ich habe dich, wenn auch nur für kurze Zeit gesehen; damals als du Arthur deine Liebe gestanden hast und ihr beide eine kleine Weile glücklich ward, bevor das Chaos seinen Lauf nahm. Du warst so strahlend, so als würde dir die Welt gehören. Das warst du bei Dante nicht."

Merlin seufzte.

„Ja, klar. Das ist mir jetzt auch klar, obwohl ich es bei Dante nicht zugeben wollte. Es liegt wohl daran, das ich diesen Volltrottel von Vampir liebe und nie damit aufgehört habe. Und jeder, der versuchte mich davon abzubringen, auf verlorenen Posten kämpfte."

„Und nun? Wirst du dich wieder mit ihm zusammen tun?"

Er sah sie an.

„Ich weiß es nicht. Alles zieht mich zu ihm, doch da ist diese Angst. Diese Angst, das es wieder so endet. Er sagte, das er sich geändert hat. Er sagt es andauernd und so beharrlich."

„Ist es denn so?", wollte sie wissen.

„Sagen wir es mal so", sagte Merlin „Arthur hat mit mir in den letzten drei Wochen mehr unternommen als in all der Zeit zuvor. Gestern Abend flog er mit mir zu den Niagara Fällen, weil sie am Abend so toll beleuchtet sind. Danach aßen wir in einem Restaurant und spazierten durch die Stadt. Er wollte mich überraschen und das ist ihm gelungen. Wir waren an vielen Orten in den Staaten, sogar über Nacht. Er buchte zwei Einzelzimmer. Ist das zu fassen?"

„Arthur?", fragte sie überrascht „Das ist eine Veränderung."

„Das ist es ja", sprach Merlin weiter „Er versuchte nicht einmal mich zu küssen oder sagte mir, wie sehr er mich liebt. Auch keine Anspielung auf Sex oder sonst etwas. Und genau das macht mich verdammt misstrauisch. Das ist nicht Arthur. Ich weiß nicht, wer dieser Vampir ist, aber mit Sicherheit nicht Arthur, wie ich ihn kenne. Was hat er vor?"

Maria sah ihn einen Moment an, dann fragte sie.

„Du willst ihn nicht verändert. Nicht wahr?"

Merlin antwortete nicht und stand auf, ging an die Bar und machte sich einen Brandy.
Es wunderte ihn nicht, das Maria ihn so durchschaute. Sie war seine Schwester, kannte ihn am besten und eine Frau. Frauen hatten für so etwas ein Gespür. Doch er fand es toll, das er sich mit ihr über dieses Thema unterhalten konnte. Er drehte sich um und schaute seine Schwester an, als er mit dem Drink in der Hand antwortete.

„Nein, eigentlich nicht. Es wäre nicht der Mann, in den ich mich verliebt habe und den ich liebe. Arthur ist arrogant, überheblich, flippt gleich aus und neigt dazu, diejenigen, die ihm nicht passen umzulegen. Er tötet zu neunzig Prozent seine Beute, schert sich nicht um andere, es sei denn, sie sind ihm wichtig und er liebt mich. Dazu kommt, das er sehr gut im Bett ist und nicht treu sein kann. Das ist Arthur. Doch den Arthur, den ich im Moment um mich habe, ist nett, freundlich, höflich und zuvorkommend. Er lässt seine Beute mir zuliebe am Leben, bucht zwei Einzelzimmer und hält Abstand zu mir. Er gibt Fehler zu und bittet um Entschuldigung. Das ist...Bizarr. Und nicht Arthur."

Maria lachte los, weil er das wirklich frustriert gesagt hatte und Merlin sah sie verwirrt an.

„Das ist nicht komisch. Er ist seltsam."

„Oh, Merlin", sagte sie jetzt amüsiert „Er kann es dir aber auch nicht recht machen. Jetzt möchte er all das für dich sein, weil er denkt, das du darauf Wert legst und es gefällt dir nicht. Was willst du denn?"

„Ich will meinen Arthur. Der Echte. Das hier ist nicht Arthur. Er kann trotz seiner vielen schlechten Charakterzügen charmant und zärtlich sein. Niemand kennt ihn so gut wie ich, ausgenommen Noel vielleicht. Doch nicht so, wie er im Moment ist. Das ist irgendwie nicht echt. Ich liebe ihn so wie er ist oder war. Arrogant und selbstgefällig, aggressiv und...eben ein Vampir. Doch im Moment ist er eher ein Kuschelvampir. Was ich will? Ich will, das er Arthur ist und sich nicht hinter Eigenschaften versteckt, die nicht echt sind. Ich will ihn so wie er wirklich ist, außer mit dem Hang, mich zu betrügen. Darauf kann ich verzichten."

„Du weißt, das Vampire den Hang dazu haben; nicht nur sie. In der Mythenwelt, vor allem unter den Unsterblichen ist der Sex sehr abwechslungsreich."

„Lance schläft ja auch nicht mit anderen."

„Noch nicht", sagte Maria „Wir sind ja auch erst an die einhundertdreißig Jahre zusammen. Doch ich weiß, das Lance auch den Sex mit Männer sehr gerne mag und ich werde ihm dabei nicht im Weg stehen. So sind Vampire eben. Es wird der Tag kommen, an dem er nach Abwechslung sucht und wahrscheinlich ich auch. Der Unterschied allerdings dabei ist, das Lance es nie tun würde, bevor er das mit mir besprochen hat. Oder umgekehrt. So etwas nennt man Vertrauen. Ich weiß, das er sich auf nichts hinter meinem Rücken einlassen würde."

„Und du würdest das gutheißen?"

Maria stand auf und kam auf ihn zu.

„Merlin. Er ist ein Vampir. Arthur ist ein Vampir. Es liegt in ihrer Rasse. Wir sind unsterblich. Menschliche Moralvorstellungen sind für uns nicht mehr relevant. Wir müssen uns anpassen. Nicht heute oder morgen; aber irgendwann. Sieh doch Sethos an; er lebt es vor. Anchar und er sind sehr glücklich, sie lieben sich. Und sie haben Affären, beide. Das musst du unterscheiden. Liebe und Sex. Das eine ist für immer; das andere nur Spaß. Auch wenn Lance irgendwann mit anderen schläft, männlich oder weiblich; weiß ich aber, das er nur mich liebt und das andere eine willkommene Abwechslung ist."

„Und du wirst nicht eifersüchtig?"

Sie lachte und schüttelte den Kopf.

„Nein, weil ich weiß und er weiß, wo sein Platz ist. Neben mir und ich neben ihm. Ich habe lange darüber nachgedacht und finde, das es auch seine angenehmen Seiten haben kann. Vielleicht zu dritt oder zu viert. Das ist für uns beide nichts Neues, Merlin. Erinnere dich an die Zeit, als wir durch die Welt zogen. Wir beide waren sehr unartig in dieser Zeit."

„Das waren wir", schmunzelte er, doch wurde ernst.

„Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Aber sollte ich so blöd sein, mich wieder auf ihn einzulassen, dann möchte ich vorerst unbedingte Treue."

„Das ist dein gutes Recht, zumal du sehr schlechte Erfahrungen hinter dir hast. Arthur hat dich betrogen, indem er heimlich und hinter deinem Rücken mit anderen schlief. Doch solltest du dich wieder auf ihn einlassen, mach ihm das klar. Das du vorerst unbedingte Treue willst, doch irgendwann...wenn du dazu bereit bist...Deine Ansichten änderst. Und Merlin, mach ihm klar, das so etwas nur mit Kommunikation zwischen den Gefährten abläuft. Keine Heimlichtuereien. Arthur ist niemand, der sich gerne mitteilt. War er noch nie. Und grundsätzlich das tut, was er für richtig hält oder will. Doch in dieser Sache muss er das lernen. Er muss lernen, mit seinem Partner zu kommunizieren. Zu sagen, was ihn anspricht und was nicht. Das ist sehr wichtig. Nicht nur, was Sex angeht, sondern alles in einer Beziehung."

Merlin nickte nur. Er erinnerte sich an die kurze Zeit in Mailand. Arthur unternahm nichts mit ihm, auch sprach er nicht viel über dieses und jenes. Er kam, Arthur zog ihn aus und schleifte ihn ins Bett. Diese Art der Beziehung wollte er nicht mehr und auch nicht diese Art, die er jetzt an den Tag legte. Das war nicht Arthur, der zu allem Ja und Armen sagte und um Merlin herum schwänzelte wie ein liebeskranker Idiot. Er wollte eine ganz normale Beziehung haben. Mit Liebe, Leidenschaft und auch Streit.

„Du denkst darüber nach, ihm nachzugeben?"

Merlin nahm Luft.

„Ich liebe ihn, trotz allem. Ich liebe ihn und ich will mich nicht mehr dagegen wehren. Doch ich vertraue ihm nicht."

„Vertrauen kommt nicht über Nacht, Merlin", sagte sie „Es ist ein langer Prozess und wichtig, denn Liebe allein reicht nicht. Doch wenn du dich wieder auf ihn einlässt, muss du auch bereit sein, ihm zu vertrauen. Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, doch du musst auch bereit dafür sein, wieder enttäuscht zu werden, was ich nicht hoffe. Er sagt, das er sich verändert hat; vielleicht nicht in seinem Wesen, aber in manchen Aspekten seiner Ansichten. Doch du wirst es nie wissen, wenn du es nicht versuchst."

„Hab ich eine Wahl?", sagte Merlin „Ich weiß inzwischen, das Arthur mein Glück ist. Und auch mein Fluch und Untergang. Ich habe es wahrlich versucht, ihn hinter mir zu lassen. Ich habe mich mit Dante in eine Beziehung gestürzt, nur um endlich von ihm loszukommen. Wie du siehst, war das eine Pleite und ich vermute mal, das es immer eine Pleite sein wird, solange mein Gegenüber nicht Arthur ist. Ich liebe diesen arroganten, sturen Vollidiot und muss damit leben. Etwas, was mir mit aller Deutlichkeit nach Dante klar wurde. So wie das aussieht, habe ich nur zwei Optionen. Entweder mich unendlich mit Affären begnügen, die nur solche bleiben. Oder mich wieder in Arthurs Arme stürzen wie die Motten in das Licht und hoffen, das ich diesmal nicht verbrenne. Das eine wie das andere kann die Hölle sein."

„Für ihn auch, Merlin", antwortete sie „Er geht genauso durch die Hölle wie du, wenn nicht noch schlimmer. Du bist sein Gefährte; das ist für ihn noch schlimmer. Er ist ein Vampir und kann in seiner Ewigkeit nur einen Gefährten haben. Und noch was, Merlin. Zweifle nie an seiner Liebe zu dir; er hat dich über hundert Jahre gesucht...unermüdlich. Und er wird nie aufgeben. Wenn das nicht wahre Liebe ist, dann weiß ich es auch nicht."

„Ich weiß. An seiner Liebe zu mir habe ich nie gezweifelt. Selbst als er mich betrogen hatte."

Einen Moment schwiegen sie, doch dann sagte Merlin.

„Ich muss mit dir noch über etwas anderes reden."

„Was?"

„Uns und unsere Magie."

„Was ist damit?"

Merlin zog sie zum Sofa und setzte sich mit ihr.

„Ich erzähle dir jetzt, was in der Nacht in Schottland passiert ist, aus meiner Sicht."

„Ich wusste, das etwas passiert ist, nur nicht was."

„ Also gut", sprach er und nahm Luft „Wir hatten alles unter Kontrolle. Malcolm tot und wir waren im Begriff zu gehen. Doch einer von Malcolms Soldaten schlich sich mit einer Armbrust heran und schoss auf mich. Arthur brach tödlich getroffen zusammen; ein Silberpfeil in seinem Herz. Er hatte sich vor mich geworfen, um mich zu schützen. So ein Idiot. Egal jetzt. Er lag da und starb...für immer. Ich war mehr als nur verzweifelt, schrie herum und dann...Dann stand für mich die Welt still...Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Zeit stand still, außer für mich."

„Das weiß ich schon von Lance, das Arthur tödlich getroffen war. Aber das nicht", sagte sie „Er sagte nur, das Arthur plötzlich wieder okay war und er sich das nicht erklären kann."

„Er konnte es nicht wissen, weil er in der Zeit eingefroren war wie alles andere. Nur ich nicht. Ich konnte mich frei bewegen. Selbst Arthur war in der Zeit eingefroren."

„Was? Wer hatte das ausgelöst? Arthur? Das ist seine Fähigkeit."

„Nein, er war da schon nicht mehr bei Sinnen", sagte Merlin „Zumal das nur ein Rätsel ist. Doch das andere beschäftigt mich noch mehr, denn das war wirklich unheimlich."

„Was passierte dann?", fragte sie neugierig.

Und Merlin erzählte von seinem Zauber, von dem er keine Ahnung hatte. Und von Serena, die herausgefunden hatte, welcher Zauber das ist und wie gefährlich er war. Wie er Arthur gerettet hatte und was er dafür geopfert hatte. Maria hörte zu, doch dann sagte sie, als er endete.

„Du lieber Gott, Merlin. Ein Stück deiner Seele?"

„Hört sich schlimmer an als es ist. War das erste Mal. Aber Serena denkt, das Vater uns vielleicht etwas zurückließ, was alle Antworten hat. Wo unsere Magie herkommt und wieso ich einen Hexenspruch von dunkelster Magie kannte. Zumal immer noch nicht klar ist, was es mit dem Anhalten der Zeit auf sich hat."

„Und was willst du tun?"

„Ich reise nach Sevilla. Wenn Vater etwas zurückließ, dann in diesem Haus. Serena meinte, sie kann sich nicht vorstellen, das sie gegangen sind und uns so unwissend zurückließen."

Maria schüttelte leicht den Kopf.

„Nein, sie waren Hexen. Und sie wussten, das wir auch sehr mächtig sein würden. Ich denke, Serena hat vielleicht recht. Es ist nur seltsam, das wir selbst nicht darauf gekommen sind."

„Willst du mitkommen?"

Sie nickte.

„Auf jeden Fall. Wie du schon sagtest; es geht uns beide etwas an. Und zu zweit suchen ist besser, zumal wir mal wieder dort sein können", sie seufzte „Obwohl ich immer melancholisch in diesem Haus bin. Alles erinnert an Vater und Mutter."

„Ich weiß", sagte Merlin „Wann reisen wir?"

Maria sah ihn an.

„Mit einem Portal? Ich würde das gerne..."

„Nein", sagte Merlin „Zu gefährlich. Wir könnten in einer anderen Dimension landen. Wir reisen auf dem normalen Weg. Portal Reisen mache ich nur, wenn wir keine andere Wahl haben oder wenn ich allein bin. Ich habe das noch nicht so im Griff wie die Nymphen. Denen passiert ein falscher Ort eher selten."

„Och..."

„Willst du zu den Spinnen?", fragte Merlin.

„Iiihh....Nein!"

Er grinste.

„Okay, dann fliegen wir. Nächste Woche."

„In Ordnung."

Merlin sah zum Fenster. Sonnenuntergang. Bald würde Lance auftauchen. Vampire spürten den Sonnenuntergang sowie den Sonnenaufgang. Und Arthur würde kommen. Sein Herz klopfte schneller, als er an den Vampir dachte. Er war verloren. Eigentlich konnten die Geister ihm nichts von seiner Seele nehmen, denn seine Seele gehörte Arthur. Sein Herz, seine Seele, sein ganzes Ich gehörte ihm. Schon immer. Merlin wusste, das er Glück und Vollkommenheit nur in Arthurs Arme fand. Niemand sonst konnte ihm das geben. Und er sehnte sich danach, nach seinen Berührungen, seinen Zärtlichkeiten und dem leidenschaftlichen Sex.

Doch es hieß auch, sich wieder in die Gefahr zu begeben, das er irgendwann wieder durch die Hölle ging.

Doch die Unendlichkeit ohne Arthur war auch die Hölle.




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Als Arthur von der Jagd zurückkam, blieb er am Tor einen Moment verdutzt stehen. Denn auf der Veranda standen Noel und Trystan. Der Hexer lehnte mit dem Rücken zur Wand und Noel stand vor ihm, hatte seine Hände links und rechts von Trystan an der Wand und küsste dem jungen Hexer die Seele aus dem Leib, bis Noel Trystan an sich zog.

Arthur sah sehr gut in der Dunkelheit und machte sich bemerkbar, als er auf die Veranda kam. Trystan ließ Noel sofort los und trat einen Schritt zurück. Noel grinste.

„Hey, Arthur. Alles klar?"

„Sicher. Und bei dir wohl auch, wie ich sehe."

Trystan sah unter sich. Arthur war für ihn ein Vampir, den er mit großen Respekt ansah und auch ein wenig mit Angst. Arthurs ganzes Auftreten war imposant und arrogant. Obwohl er hier lebte, beachtete er den jungen Hexer kaum und Trystan traute ihn nicht anzusprechen. Er wirkte immer so grimmig. Und von Arthur erwischt zu werden, wie er Noel küsste, war ihm unangenehm.

„Ist Merlin da?", fragte Arthur.

„Ich glaube, er ist mit Lance und Maria im Wohnzimmer", antwortete Noel.

Trystan bewegte sich auf die Treppe zu und warf Arthur einen kurzen Blick zu, als er zu Noel sagte.

„Ich gehe jetzt. Bis später."

„Ja", sagte Noel und sah ihm nach. Arthur schaute ihn an.

„Was hast du denn mit ihm vor? Er ist ein Hexer."

„Ach? Wirklich? Ich dachte, das du gar nicht registriert hast, das er hier ist, noch weniger, das du mitbekommen hast, das zwischen uns etwas läuft. Und außerdem...Was soll das heißen...Er ist ein Hexer. Merlin ist das auch. Hast du etwas dagegen, das mit Trystan?"

„Nein. Warum sollte ich? Ich bin ja froh, das du jemand gefunden hast. Doch Merlin sagte etwas davon, das er nur mit Mädchen herum hängt. Und nebenbei bemerkt, ich sehe alles. Nur sage ich nie etwas, Noel."

Noel grinste. Das war typisch Arthur. Er war noch nie sehr mitteilungsfreudig gewesen. Arthur wirkte immer, als würde ihn das alles nicht interessieren, zumindest das, was nicht mit Merlin zu tun hatte. Er sprach nie über Probleme. Noel erinnerte sich, das es sehr lange gedauert hatte, bis Arthur sich damals in Moskau geöffnet hatte. Und dann lag er oft weinend in Noels Arme, verzweifelt und voller Angst und Hoffnungslosigkeit. Doch nichts ist von diesem Arthur geblieben. Heute wirkte er arrogant, kalt und unnahbar. Doch Noel wusste, das genau diese Charakterzüge ihn letztendlich stark machten, um das alles zu überleben. Und das bei klarem Verstand. Er hatte, nachdem Arthur geflohen war, die Vampire gesehen, die nach Arthur kamen. Vorher und nach Alexej, als sie nur noch ein verstörtes Elend waren und letztendlich Alexej sie tötete.

Noel fühlte sich mit Arthur sehr verbunden; nah. Es gab sonst kein Vampir in seinem Clan, bei dem er sich so fühlte. Ausgenommen vielleicht noch Lance, in den er sich damals trotz ihrer Absprache verliebt hatte. Bis Maria kam und Lance für ihn auf diese Weise verloren war. Doch das war lange her. Mit Arthur hatte er eine schlimme Vergangenheit und mit Lance eine intime Beziehung. Doch für Arthur würde er alles tun, außer mit ihm zu schlafen. Arthur stand ihm einfach zu nah und sie hatten nie über das geredet, was damals war. Wie gesagt, Arthur war nicht sehr redselig.

„Anscheinend nicht. Er mag Mädchen, sicher. Doch...", antwortete Noel und grinste „Das hat etwas mit meinem unwiderstehlichen Charme zu tun und weil ich so attraktiv bin."

Arthur lächelte.

„Hör auf zu spinnen, Noel. Es liegt daran, das du ein wirklich toller Freund bist und du sanft, großherzig und aufopfernd für diejenigen bist, die du liebst."

Noel sah ihn sprachlos an. In all den Jahren hatte er so etwas noch nie von Arthur gehört. Selbst damals nicht in Moskau oder überhaupt. Arthur schaute weg. Noel wusste, das er sich nicht wohl fühlte, denn das war vollkommen untypisch für ihn.

„Warum bin ich dir nie so verfallen wie dieser junge Hexer", sagte er jetzt amüsiert zu Noel, um aus dieser Situation zu kommen.

„Du und ich?", fragte Noel lachend „Mein Gott, Arthur. Das ist wohl ein Witz", Noel wurde ernst „" Du bist mir zu...nah. Du bist mein Freund, fast schon ein Bruder. Damals schon in Moskau. Und wir hatten früher wohl andere Probleme. Oder?"

Arthur nickte leicht. Noel fiel es leicht, ihm zu sagen, das Arthur ihm wichtig ist. Und er würde nie vergessen, was Noel für ihn getan hatte, wenn er es auch nie sagte. Doch Noel kannte Arthur und wusste, was er fühlte. Er brauchte ihm das nicht zu sagen.

„Ja", antwortete Arthur knapp. Er wollte sich nicht erinnern.

„Und nun bist du wieder hinter dem einzigen Mann her, der dir wahrlich unter die Haut gegangen ist. Wie läuft es denn so mit Merlin?", fragte Noel, um die Stille, die entstanden war, zu überbrücken.

„Bis jetzt...Gut", sagte Arthur „Ich arbeite daran. Wir sehen uns, Noel."

Er ging hinein und ins Wohnzimmer. Lance, Maria und Merlin saßen auf dem Sofa.

„Habt ihr mitbekommen, das Noel und Trystan herummachen?", fragte Arthur als Begrüßung. Lance grinste.

„Hab ich schon mitbekommen und beide scheinen sehr froh miteinander zu sein."

„Ich freue mich für ihn", sagte Maria „Er hat es verdient, auch einmal glücklich zu sein. So wie das aussieht, sind Vampire und Hexer sehr kompatibel."

Arthur sah bedeutend zu Merlin, der lächelte und jetzt sagte.

„Bis auf gewisse Vampire. Sie scheinen es immer herauszufordern."

„Ach? Spielst du vielleicht auf mich an?", fragte Arthur „Du warst auch kein Sonnenschein. Stell dich nicht so hin, als wärst du die Unschuld vom Lande."

„Wer? Ich?", fragte Merlin und zeigte auf sich selbst „Ich habe nicht mit..."

„Sag es nicht", fiel ihm Arthur ärgerlich ins Wort „Es reicht, das du ein Jahrhundert darauf herum geritten bist. Und es hängt mir zum Hals heraus, das immer und immer wieder zu hören", zischte Arthur „Lass es!"

Maria hob die Hand.

„Hört auf. Alle beide, sonst verhexe ich euch. Könnt ihr immer nur streiten?"

„Merlin schon", sagte Arthur und warf ihm einen ärgerlichen Blick zu.

Der Hexer grinste. Ja, das war Arthur wie er leibt und lebte. Inzwischen war er schon so weit, das er einen Streit provozieren musste, um an den echten Arthur zu kommen, der unter Höflichkeit, Nettigkeit und Zuvorkommen versteckt war. Merlin hatte nicht gelogen, als er zu Maria sagte, das er nicht er selbst ist. Merlin liebte ihn mit all seiner Arroganz, Überheblichkeit und Aggression. Wenn er jetzt auch noch treu wäre, dann wäre Merlin wirklich froh. Aber er vertraute ihm nicht, egal wie oft er sagte, das er es nie wieder tun würde.

„Ich gehe etwas spazieren", sagte Merlin und stand auf „Wir sind ja fertig und haben alles besprochen."

Maria nickte und Merlin ging hinaus, ohne weiter auf Arthur zu achten. Er war noch nicht am Tor, als er neben ihm auftauchte.

„Was besprochen?", fragte er.

„Es hat mit Magie zu tun und du bist kein Hexer. Also hat es dich nicht zu interessieren.", sagte Merlin. Arthur blieb stehen und rief.

„Wohl streitsüchtig heute Abend?"

„Nein", sagte Merlin und schmunzelte „Nur realistisch."

„Wohin gehst du?", rief er. Merlin drehte sich um.

„Spazieren. Vielleicht treffe ich ja meinen Traummann und habe eine schöne Nacht."

Arthur war mit drei Schritten neben ihm und fluchte.

„Das werde ich zu verhindern wissen."

Merlin sagte nichts. Er schmunzelte in sich hinein, denn Arthur war auf einhundertachtzig. Er war ja so verdammt eifersüchtig.

Okay, vielleicht war er wirklich etwas streitsüchtig und...gemein.



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Ein paar Tage später waren Maria und Merlin unterwegs nach Sevilla und stiegen nun auf dem Flughafen aus der Maschine. Sie hatten sich kurzfristig entschlossen, früher zu fliegen, da Lance einen Tag früher nach Paris zurück geflogen ist. Noel blieb in New Orleans, zumal er Maria zur Seite stand und Lance ihn auch nicht von seiner neuen Liebe wegreißen wollte. Lance flog am Abend und Maria hatte sich von ihm verabschiedet. Sie würde noch einige Zeit nicht in Paris sein, doch Lance ließ sie gehen. Es nützte eh nichts, wenn er etwas sagte. Maria würde ihn doch wieder um den Finger wickeln, wie immer. Er konnte seiner Gefährtin schlecht etwas abschlagen. Zumal sie ja mit Merlin unterwegs war und Noel bei ihr blieb.

Doch nun stiegen die Geschwister in Sevilla aus. Es war angenehm warm und spät am Abend, als sie aus dem Taxi stiegen und auf der Hazienda standen. Alles war dunkel, als Merlin die Tür aufsperrte und Maria das Licht anschaltete. Er drehte sich überrascht nach Maria um.

„Du hast elektrische Leitungen legen lassen?"

Sie seufzte.

„Ja. Das ewige Herumlaufen mit den Öllampen ist ja total überholt, zumal alles nicht richtig beleuchtet ist. Du wirst sehen, alle Zimmer sehen im richtigen Licht besser aus. Und vor allem die Außenanlagen."

Sie betätigte einige Schalter und der schöne Vorgarten erstrahlte in schön angelegten Lichter und der Brunnen begann zu plätschern; in verschiedenen Farben.

Merlin verdrehte die Augen und sie lachte.

„Ich finde das schön...Romantisch."

„Ja klar. Du hattest ja immer schon den Hang dazu."

Sie gingen in das jetzt beleuchtete Haus, deren Möbel nun abgedeckt waren und das Haus gereinigt. Maria hatte telefonisch den Auftrag erteilt. Es war eine Reinigungsfirma, die alles gereinigt hatten. Merlin stellte an der Tür zur Bibliothek seine Reisetasche ab und sah sich um. Alles war noch so wie damals und er sah seinen Vater an dem großen, antiken Schreibtisch sitzen. Wie so oft früher, wenn er ins Haus kam. Ein Gefühl des Verlustes durchzog ihn. Sein Vater würde heute noch leben, denn seine Eltern waren unsterblich gewesen. Zumindest, was das altern anging.

„An was denkst du?", fragte Maria.

„An Vater und wie er immer an diesem Schreibtisch saß. Wie lange ist das her?"

Sie seufzte.

„Eine Ewigkeit. Es kommt mir vor wie ein anderes Leben. Weißt du noch, als du mir damals von Arthur abgeraten hast, als ich drauf und dran war, mich in ihn zu verlieben? Ich glaube, das du es getan hast, weil du selbst scharf auf ihn warst."

„Blödsinn. Damals wollte ich ihn töten und wusste, das er ein Vampir war."

Sie lachte.

„War doch nur Blödsinn. Natürlich weiß ich das", sie gähnte „Ich bin kaputt. Der lange Flug und die Zeitumstellung."

„Gehen wir schlafen", sagte Merlin „Und morgen werden wir mit der Suche begingen."

„Ich werde morgen erst mal einkaufen gehen", sie lächelte „Und ich kann mal wieder kochen. Fehlt mir irgendwie in einem Haus voller Vampire und Personal, die alles machen."

„Gut. Freue mich auf deine Köstlichkeiten", antwortete ihr Bruder „Es ist spät."

Sie nickte und nahm ihre Tasche. Beide gingen die Treppe hoch in ihre ehemalige Zimmer.

„Gute Nacht."

Merlin öffnete sein Zimmer und schien in einem anderen Jahrhundert zu sein. Alles war so, wie er es verlassen hatte. Selbst das Buch, das er damals las, lag noch auf dem Nachttisch. Und ja. Maria hatte recht. Hier wurde selbst er melancholisch. Er sah zur Tür, denn seine Mutter schaute immer nochmal herein, bevor sie zu Bett gingen. Doch heute würde sie nicht kommen. Stetig schmerzte Merlin ihr Verlust und er würde sie nie vergessen. Seine Eltern hatte er sehr geliebt.

Nachdenklich legte er sich ins Bett und schlief gleich ein.



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Noel kam aus der Küche, als Arthur ins Foyer gestürmt kam und auf ihn zu. Er hatte Merlin gesucht und nicht gefunden, weder auf seinem Zimmer oder sonst irgendwo im Haus.

„Noel, hast du Merlin gesehen?"

Noel seufzte.

„Du solltest ihm wirklich nicht so nachstellen, Arthur."

„Das tue ich nicht, doch er ist verschwunden. Und ich habe die Befürchtung, das er sich abgesetzt hat. Ich will nicht wieder hundert Jahre suchen."

„Ich weiß nicht, wo er ist. Frag Serena."

Arthur drehte sich um und verschwand, um die Hexe zu suchen. Trystan kam die Treppe herunter und Noel lächelte. Fünf Wochen waren sie jetzt zusammen. Hatten Händchen gehalten, sich geküsst und gestreichelt. Doch Noel wollte mehr...Viel mehr.

„Hallo", sagte Trystan und küsste ihn „Wartest du auf mich?"

„Ja. Arthur rennt durch das Haus und sucht Merlin."

„Ist ja nichts Neues."

Noel lachte und zog ihn an sich, küsste ihn. Er war sehr glücklich mit dem Hexer, der doch so überraschend umgeschwenkt war. Und sie verstanden sich ziemlich gut. Noel hatte sich ihm umsichtig genähert, doch nun wollte er den nächsten Schritt wagen.

„Was willst du heute Abend tun?", fragte er Trystan.

„Ich weiß es nicht. Sag du etwas", antwortete der Hexer.

„Nun, wir könnten in die Stadt; oder..."

„Was?"

Noel beugte sich näher an sein Ohr und sagte leise.

„Oder wir nehmen uns eine Flasche Wein und zwei Gläser und gehen auf dein Zimmer."

Trystan sah ihn einen Moment an, so als wollte er abwägen, für was er sich entscheidet und nickte schließlich.

„Okay; du holst den Wein, ich die Gläser."

Noel verschwand so schnell, das er wie ein Schatten war und stand kurz darauf wieder vor Trystan, der sich noch nicht bewegt hatte; mit einer Flasche Rotwein in der Hand. Der Hexer lachte.

„Ich kann mich nicht daran gewöhnen, das du so schnell bist. Ich habe noch keinen einzigen Schritt getan."

„Gut, dann gehe ich als nach oben und du holst die Gläser. Und beeil dich."

„Ich bin nicht so schnell wie du, doch ich kann dafür etwas anderes", antwortete der Hexer und schloss seine Augen, murmelte etwas. Kurz darauf schwebten zwei Gläser in seine Hand. Noel grinste.

„Auch nicht schlecht. Was kannst du sonst noch?"

„Eine Menge."

„Ich habe genug Zeit, um die magischen Tricks von dir zu sehen", sagte Noel, als sie die Treppe hinauf gingen.

In Trystans Zimmer, das sehr gemütlich eingerichtet war, setzte sich Noel auf das Bett und öffnete den Wein. Nachdem sie einen Schluck getrunken haben, stellte der Vampir das Glas auf den Nachttisch und zog den Hexer an sich.

„Du hast es wirklich geschafft, das ich vollkommen verrückt nach dir bin. Ich hoffe, du hast deine Entscheidung noch nicht bereut, Trystan. Wenn doch, dann sag es mir."

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, Noel. Das werde ich nie bereuen. Ich fühle mich so gut bei dir."

Noel küsste ihn leicht, doch dann heftiger. Aus dem normalen Kuss wurde Verlangen und als der Vampir über Trystans Schritt leicht streichelte, löste sich der Hexer von ihm und sah auf den Boden.

„Verzeih", sagte Noel „Ich möchte dich nicht drängen."

„Das ist es nicht", antwortete Trystan und schaute ihn jetzt an „Ich habe das nur noch nie gemacht; ich meine...Mit einem Mann."

„Ist mir klar."

„Tja...", sagte der Hexer „Ich weiß zwar, wie es gemacht wird, aber ich denke zu wissen und es zu tun, sind zwei verschiedene Dinge. Ich...Ich möchte nichts falsch machen."

„Vertraust du mir?", fragte Noel.

Trystan sah ihn an.

„Ja."

„Dann lass mich machen. Natürlich nur, wenn du das auch wirklich willst."

„Ich will es."

Noel küsste ihn wieder und fing an, den Mann mit den schönen dunkelbraunen Augen zu entkleiden. Trystan ließ ihn nicht aus den Augen und Noel küsste ihn immer wieder. Schließlich war der Hexer nackt und Noel drückte ihn sanft nach hinten auf sein Bett. Küsste ihn wieder so leidenschaftlich, das Trystan leise stöhnte. Und noch mehr, als der Vampir sich langsam seinen Körper hinab arbeitete und ihn mit kleinen, sanften Küssen verwöhnte. Zart biss er in eine seiner Brustwarzen und der Hexer bäumte sich auf. Längst war er hart, als Noel endlich dort war, wo er hin wollte. Groß und hart ragte Trystans Penis vor ihm auf. Oh ja. Trystan brauchte sich nicht zu verstecken.

Als Noel ihn umschloss, stöhnte Trystan. Es war nichts Ungewöhnliches, etwas was auch die vielen Mädchen taten, wenn er mit ihnen schlief. Außer das es jetzt ein Mann war, der ihm solche Wonnen brachte. Er stöhnte, als Noel ihn mit seiner Hand verwöhnte, doch das war nichts, als er seine Zunge an der Spitze spürte.

„Oh", flüsterte er. Auch das taten die Mädchen, doch Noel war kein Mädchen. Er war ein Vampir und männlich.

Allein der Gedanke, das es Noel war, der ihn jetzt mit seinem Mund umschloss, ließ ihn fast kommen. Trystan wusste bis jetzt nicht, welches Vergnügen es brachte, mit einem Mann zu schlafen.

Nur nicht kommen; nicht diese Blamage, dachte er flüchtig zwischen den wunderbaren Gefühlen, die Noel ihm bescherte.

„Das ist gut", keuchte er „Nicht aufhören."

Noel ließ ihn los und erntete ein enttäuschtes Keuchen. Er lächelte.

„Willst du kommen?"

„Ja, bitte."

Noel setzte seine angenehme Arbeit fort und erfreute sich an den Lauten, die Trystan von sich gab. Es dauerte nicht lange, als der Hexer kam und explodierte. Er entlud sich in Noels Mund, der alles von dem Hexer aufnahm und feststellte, das er hervorragend schmeckte. Er leckte, saugte Trystan durch seinen Orgasmus, bis der Hexer erschlaffte.

„Oh Gott", sagte er leise mit geschlossenen Augen.

„Was ist?"

Trystan öffnete seine Augen und schaute Noel an, der ihn küsste.

„Das war wirklich gut", er musterte Noel „Du bist ja noch angezogen."

„Nicht mehr lange."

Noel zog sich schnell aus und Trystan sah zu seinem Penis, der hart und groß vor ihm stand. Und seltsamerweise erregte ihn das sehr. Er hätte nie gedacht, das ein Penis ihn so sexuell ansprechen würde. Der Wunsch, Noel dort zu berühren war unwiderstehlich und er streckte seine Hand aus, umfasste den Vampir, der die Augen schloss und das genoss.

Doch dann öffnete Noel sie und fragte.

„Was fühlst du, wenn du mich dort berührst?"

„Verlangen...Gier...Und wunderbare Gefühle. Wirst du mit mir schlafen?"

„Oh ja."

„Was muss ich tun, Noel?"

„Nichts. Lege dich zurück und entspanne dich."

Der Vampir griff nach dem Öl und bereitete den Hexer vor. Als er mit seinen Fingern in ihn eindrang, zuckte Trystan zusammen.

„Schsch...", sagte Noel leise.

„Das ist...Ungewohnt", keuchte Trystan „Aber schön."

„Ich werde sehr vorsichtig sein, doch es wird weh tun. Doch es geht vorbei."

„Mit Sicherheit, ich wusste ja nicht, das Vampire so gut gebaut sind."

Noel lachte leise.

„Das kann ich nur zurückgeben. Doch jetzt kann ich nicht mehr warten. Ich will dich, Trystan."

Noel nahm noch mehr Öl und legte seine pochende Erektion an seinen Eingang. Gott, er wollte den Hexer so sehr, das er sich wirklich zusammenreißen musste. Trystans ganze Art, seine Naivität, was Sex mit Männern anging, seine schüchtere Zurückhaltung; das alles machte Noel richtig an. Und der Gedanke, das er der erste Mann war, der mit ihm schlafen würde. Seit der Zeit mit Lance, hatte ihn nie wieder jemand so stark angesprochen wie jetzt Trystan. Er sah hoch und in die dunklen Augen des jungen Mannes, als er langsam in ihn eindrang. Trystan zischte.

Es fühlte sich vollkommen ungewohnt für den Hexer an, der bis jetzt nur mit Mädchen geschlafen hatte. Und es tat weh, doch nicht so schlimm wie er sich das vorgestellt hatte. Er fühlte Noel pochend und hart in sich, der sich weiter in ihn schob. Ungewohnt und doch erregend schaute er zu dem Vampir, der ihn jetzt leidenschaftlich küsste und an seinem Ohr knabberte, leise sagte.

„Du fühlst dich so schön eng und warm an. Mmh..."

Genießerisch knurrte er an Trystans Hals, als er den Kopf hob.

„Alles gut?"

Der Hexer nickte und stöhnte, als Noel begann, ihn zu ficken. Langsam und genießerisch nahm er den jungen Hexer. Ja, es war lange her, das er dies so genossen hatte. Stöhnend streichelte Noel über Trystans schmale Hüften, während er in ihn stieß. Längst war Trystan wieder hart und Noel umgriff ihn, strich über seine Erektion im Takt seiner Stöße.

„Oh, du lieber Himmel", stöhnte Noel nach einer Weile und kam sehr intensiv in Trystan, der ihn zu sehr stimulierte. Der Hexer folgte ihm unmittelbar ein zweites Mal in die Erlösung. Schließlich kamen sie von den Höhen der Lust wieder ins Jetzt und Noel zog sich aus ihm zurück, legte sich neben den Hexer und nahm ihn in den Arm, küsste ihn zärtlich.

„Das war schön", sagte Trystan leise und noch etwas keuchend.

„Ja, das war es."

Einen Moment lagen sie schweigend nebeneinander, genossen die Nachbeben ihrer Vereinigung, bis Trystan leise sagte.

„Ich glaube...Ich liebe dich, Noel."

Noel küsste ihn, sagte

„Vielleicht ist das der Anfang von etwas Wundervollem."

„Wie meinst du das?"

Noel sah ihn an.

„Das ich vielleicht gefunden habe, was ich suchte. Jemanden, den ich lieben kann und der mich liebt. Ich bin ein Vampir, Trystan. Es wird nicht so sein wie bei anderen."

„Inwiefern?"

Noel lächelte.

„Nun...Keine Spaziergänge am Tag, kein Sonnenbaden am Strand. Wir können nur nachts etwas unternehmen. Ich kann nie mit dir essen gehen, ich meine...Das schon, aber ich esse nichts."

„Was willst du mir erzählen, Noel? Ich kenne Vampire. Ich weiß, das sie von Blut leben und die Sonne fürchten. Ich mag ja unerfahren in der Liebe mit Meinesgleichen sein, doch ich weiß, was ich will. Und das bist du, Noel. Mir ist es egal, ob du tot bist oder Blut trinkst, solange ich es nicht tun muss. Und ob ich am Tag oder nachts spazieren gehe, ist mir gleich. Wenn ich schwimmen oder an den Strand gehen will, kann ich das ja tun, während du ruhst. Also; ich weiß sehr genau, auf was ich mich einlasse. Und nebenbei bemerkt, bin ich ja auch nicht normal. Ich praktiziere Magie und habe genug davon. Nicht so mächtig wie Merlin. Niemand ist so mächtig wie Merlin, nicht mal Merlin."

Noel lachte und Trystan sah ihn an.

„Was ist?"

Der Vampir strich ihm über die Wange.

„Ich liebe dieses Zusammenspiel von Naivität und Forschheit in dir. Du bist in vielen Dingen naiv, beschämt, doch auf der anderen Seite forsch und selbstbewusst. Du bist ein Widerspruch in dir selbst und deshalb liebe ich dich."

„Nur deshalb?", fragte der Hexer.

Noel schmunzelte.

„Nun ja, da wäre noch deine wahnsinnige Figur, dein schönes Haar, das mich an dunkle Schokolade erinnert, deine Augen, die fast die gleiche Farbe haben. Nicht zu schweigen von deinem hübschen, großen Schwanz und deinen knackigen Arsch."

„Sonst noch etwas?"

Noel lachte.

„Ja, deine Magie. Und ich will wissen, was du so alles kannst. Was du magst und nicht. Wo du herkommst und alles, was du mir erzählen willst. Und ich bin stolz zu sagen, das mein Freund ein Hexer ist."

Trystan küsste ihn. Wer hätte das gedacht? Als Noel damals in der Tür stand, etwas eingeschüchtert von den vielen Hexen, nahm sich Trystan seiner an, weil er so verloren wirkte. Und nun war daraus etwas entstanden, was beide überraschte. Nie hätte der Hexer sich nur annähernd vorgestellt, das er mal mit Noel im Bett landen würde.

„Sind wir jetzt offiziell zusammen?", wollte der Hexer wissen.

„Ja. Ich sehe das so", antwortete Noel „Und du? Wirst du die Mädchen vermissen?"

Er schüttelte den Kopf.

„Der Sex mit dir ist toll."

Noel sagte nichts. Er war verliebt. Doch für mehr war es noch zu früh. Sie waren ja noch nicht so lange zusammen und sollte Trystan sein Gefährte, sein Seelenverwandter sein, hatte das noch Zeit. Dazu kam auch noch das Problem, das Trystan in Amerika lebte und er in Paris. Zumindest im Moment. Noel wusste, das er nicht immer von seinem Vampir Cover wegbleiben konnte. Doch Trystan könnte nach Paris kommen und bei ihm leben. Das alles war noch offen, sowie die Zukunft von ihnen beiden.

„Hast du Hunger, Noel?", riss ihn Trystan aus seinen Gedanken.

„Ja, ich werde nachher einen der Blutbeutel nehmen. Warum?"

„Ich möchte dir etwas schenken", sagte Trystan und griff in die Schublade von seinem Nachttisch. Er hatte ein Messer in der Hand, als er sich wieder zu Noel drehte.

„Ich möchte, das du mein Blut trinkst."

„Das musst du nicht tun."

„Aber ich will es", beharrte Trystan und schnitt sich in den Hals, bevor Noel noch etwas sagen konnte.

Blut sickerte aus der Wunde und Noel starrte wie gebannt darauf, seine Augen wechselten von dunkelbraun in grün, bis Trystan ihn zu sich zog.

„Trink."

Noel legte seine Lippen an die Wunde und trank Trystans Blut. Er stöhnte auf, als er den ersten, warmen Schluck schmeckte. Noch nie hatte er etwas Besseres als dieses Blut geschmeckt. Und jetzt verstand er Arthur und Lance, die davon schwärmten, von ihren Partnern zu trinken. Hexenblut war die Schokolade für Vampire. Noel schluckte und genoss den Geschmack auf seiner Zunge, der süchtig machte. Doch er zwang sich aufzuhören, bevor er Trystan gefährdete. Er leckte über die Wunde und verschloss sie, als er sich in den Finger stach und auf die Wunde legte.

Er küsste Trystan, der den typischen Geschmack von Blut schmeckte und das Gesicht verzog.

„Und so etwas schmeckt dir?"

Noel lachte leise.

„Für Vampire schmeckt es anders. Wie Schokolade."

„Nicht meine Art von Schokolade."

Noel schmunzelte und küsste ihn, sah ihn einen Moment an.

„Danke. Das war ein sehr schönes Geschenk. Etwas sehr Persöhnliches von dir."

Trystan musterte ihn und stellte naiv fest.

„Du bist schon wieder hart und ich auch. Hat das etwas mit dem Blut trinken zu tun?"

„Ja", antwortete Noel „Sex und Blut. Gibt es etwas Aufregenderes?"

„Nun ja. Vielleicht noch ein Kind zu bekommen", schmunzelte Trystan.

„Kann sein, aber das ist etwas, was wir beide nicht erleben werden. Oder möchtest du dich fortpflanzen?"

„Nein. Aber ich möchte das hier los werden", sagte der Hexer und griff sich an seine Erektion. Noel zog ihn zu sich.

„Na dann, gehen wir in die zweite Runde. Und diesmal bist du am Zug. Glaube mir; ich habe noch sehr viele Ideen."

„Gut. Wir haben ja nichts vor."

Noel lachte und küsste ihn so schmutzig und verrucht, das der junge Hexer aufstöhnte. Und nein; sie würden heute Nacht nichts tun, außer sich zu lieben. Und Trystan konnte nicht genug von Noel bekommen und umgekehrt.



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Währenddessen stritt Arthur unten mit Serena. Merlin war weg und Arthur wusste nicht, wo er war. Die Angst, das Merlin sich abgesetzt und er ihn wieder verloren hatte, machte den Vampir wahnsinnig. Er war so nah dran gewesen, Merlin wieder für sich zu gewinnen. Und jetzt so zornig und frustriert, das er sich mit einer mächtigen Hexe anlegte.

„Du weißt genau, wo er ist, Serena", sagte er jetzt zornig und ging auf die Hexe zu „Sag es mir oder..."

„Oder was, Arthur? Denkst du wirklich, das ich Angst vor dir habe? Sei vorsichtig."

„Ich möchte mich nicht mit dir anlegen, noch weniger dir etwas tun. Ich habe dir viel zu verdanken. Doch ich muss wissen, wo Merlin ist."

„Er hat etwas zu erledigen."

„Aber was ist, wenn er nicht wiederkommt?", fragte Arthur „Ich könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren oder wieder hundert Jahre nach ihm suchen. Verdammt, Serena. Wo ist er?"

Die Hexe sah in seine schönen, blauen Augen. Sah die Verzweiflung darin und auch Angst. Sie schüttelte leicht den Kopf über diese unmögliche Liebe, die die beiden hatten. Eine Liebe, die bis jetzt zum Scheitern verdammt war und trotzdem nicht sterben wollte.

Sie wünschte sich so sehr für Merlin und Arthur, das sie endlich dort ankamen, wo beide so verzweifelt hin wollten. In den Hafen einer glücklichen, erfüllten Liebe. Und obwohl sie Merlin versprochen hatte, ihm nicht zu sagen, wo er im Moment ist, wusste sie, das sie das Versprechen nicht halten konnte. Nicht bei den bittenden, blauen Augen, die sie ansahen., die auch Zorn wiederspiegelten. Sie seufzte.

„Außer das wir beide wieder das Wohnzimmer verwüsten, wenn wir streiten, denke ich...Wird wohl weiter nichts geschehen."

„Was?"

Sie lächelte.

„Wenn Merlin und ich streiten, dann kann ich meistens renovieren."

„Ach? Wirklich? Sieht ihm gar nicht ähnlich", meinte Arthur.

„Unterschätze ihn nicht, Arthur. Er kann sehr zornig werden."

„Das weiß ich seit dem Abend, als er mich mit diesem grünen Feuer verbrennen wollte."

„Der Tag, als er dich verließ?"

„Ja. Der Abend, den ich schon zehntausend Mal verflucht habe. Der Abend, als er mich verlassen hatte."

„Was hat sich geändert?"

Arthur schnaubte verächtlich.

„Willst du mich vom eigentlichen Thema ablenken? Wo ist Merlin?"

„Ich sag es dir, wenn du mir ein paar Antworten gibst."

„Warum sollte ich das tun?"

Serena ging zur Bar und machte zwei Bourbon, ein Glas gab sie Arthur.

„Weil du von dir aus nie etwas sagen würdest. Du teilst dich einfach nicht mit. Und weil Merlin mir am Herzen liegt; er gehört zu meinem Clan."

„Ich rede nicht gerne über mich."

„Ich weiß."

Arthur nahm genervt Luft.

„Also gut. Anscheinend wirst du vorher nicht sagen, wo er ist. Was willst du wissen?"

„Du liebst Merlin."

„Ja, schon immer. Und ich werde ihn immer lieben. War es das?"

„Nein. Ich frage mich, wie lange es dauert, bis du ihn wieder verletzt."

„Ich werde ihn nie wieder verletzen. Das sagte ich schon", antwortete er gereizt „Was soll das jetzt? Sagtest du nicht einmal, das du dich da nicht einmischst? Ich denke, das es nur mich und Merlin etwas angeht. Ich mag ihn früher sehr verletzt haben, aber das werde ich nicht mehr tun. Ich habe dieses Kapitel abgeschlossen. Jetzt sag mir, wo er ist."

Doch Serena war noch nicht fertig.

„Hat das etwas mit deiner Vergangenheit zu tun? Noel sagte so etwas, das er eine gemeinsame Vergangenheit mit dir hatte. Wo ist er eigentlich?"

„Er ist oben und vögelt Trystan. Ich kann sie hören."

„Ach? Wirklich?"

„Ja, ich bin ein Vampir, verflucht. Natürlich kann ich sie hören und sie scheinen eine Menge Spaß zu haben. Was ich nicht habe, weil du mir nicht sagst, wo mein Gefährte ist."

„Du hast meine Frage nicht beantwortet."

Arthur warf das Glas gegen die Wand und stürmte auf die Hexe zu.

„Verfluchte Scheiße. Was geht es dich an?", zischte er wütend. In seinen Augen grünliche Schleier „ Ich hatte wahrlich nichts Schönes und du kannst dir nicht annähernd vorstellen, was ich durchgemacht habe. Du willst es wissen? Aber danach sagst du mir, wo Merlin ist", er machte eine Pause, doch Zorn war in seinen Augen „Ich hatte einen wunderschönen Meister, er war schön und attraktiv und ein verfluchter Sadist. Er hat mich gefoltert, gefickt und gedemütigt. Ich war nur noch ein blutiges Etwas, als er sich stundenlang Lust verschaffte und Noel hat mich danach versorgt. Ich habe Schmerzen ausgehalten, die du dir nicht ansatzweise vorstellen kannst. Zufrieden? Wo ist Merlin?", zischte er.

„In Sevilla auf seiner Hazienda. Mit Maria", sagte sie nun eingeschüchtert und geschockt.

Arthur drehte sich um und stürmte aus dem Wohnzimmer, doch drehte sich noch einmal herum und sagte zornig.

„Frag mich nie wieder danach, Serena. Nie wieder. Und setze mich nie wieder unter Druck. Ich könnte etwas tun, was ich nicht wirklich will."

Dann war er verschwunden und Serena starrte zur Tür. Sie empfand plötzlich Reue, denn sie hatte Arthur dazu genötigt, etwas aus seinem privaten Leben zu erzählen. Etwas, was er nur sehr widerwillig tat.

Und ja. Sie war mächtig, doch Arthur hatte einen wesentlichen Vorteil. Seine Zeitkraft. Eine sehr mächtige Gabe, die selbst die Mächtigsten in die Knie zwang. Denn alle würden in seiner Zeitfalle gefangen sein und er könnte mit ihnen tun, was er wollte.

Auch mit ihr. Sie seufzte, denn sie war zu weit gegangen. Ihn zu erpressen, damit er sprach, war der falsche Weg gewesen. Und sie verstand, das er das nicht erzählen wollte. Selbst Merlin sprach nie darüber und Noel machte nur Andeutungen. Sethos sagte einmal zu ihr, das es ein Wunder wäre, das er noch existierte. Und Arthur hatte wohl recht. Sie stellte sich das Schlimmste vor und wusste, das sie wahrscheinlich nicht annähernd an die Wahrheit kam.

„Dumme, idiotische Hexe", beschimpfte sie sich selbst und verfluchte ihre Neugier. Und machte sich noch einen Whiskey, sah zu dem zerbrochenen Glas am Boden.

Sie würde sich entschuldigen müssen. Das war klar.



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Merlin und Maria durchstöberten den Dachboden. Sie saß vor einer Kiste und hielt eine Puppe in der Hand und lächelte wehmütig, als sie danach ein Feuerwehrauto zu Tage brachte.

„Das war meine Lieblingspuppe und du hast immer mit diesem Auto gespielt."

Merlin kam näher.

„Beides bekamen wir an Weihnachten", sagte er „Ich war sieben und du vier Jahre."

Sie nickte.

„Ich vermisse diese Zeit. Diese Zeit, als Vater und Mutter noch hier waren."

Merlin schüttelte den Kopf.

„Es ist nicht gut, das wir hier sind. Zuviel erinnert uns in diesem Haus, was wir verloren haben."

Maria legte die Sachen wieder in die Kiste und stand auf.

„Das hier war unser Zuhause, Merlin. Wo wir glücklich waren. Du spricht darüber, als wäre es nur ein Haus", sagte sie vorwurfsvoll. Merlin warf ihr einen Blick zu.

„Du wiederholst dich, Maria. Ja, wir waren hier glücklich und nun ist es vorbei. Finde dich damit ab."

„Wie kannst du nur so reden?", schrie sie ihn an „Es ist, als wolltest du vergessen, wer unsere Eltern waren."

Merlin warf zornig das geschnitzte Holzteil weg, das er in der Hand hatte, als er zurückschrie.

„Was willst du hören, Maria? Das ich sie geliebt habe? Das habe ich und ihr Tod traf mich mehr als du denkst. Ich war allein und musste damit klarkommen und ein junges Mädchen trösten, das vollkommen aufgelöst war. Ich versuchte meine Trauer zu kompensieren, indem ich auf die Jagd ging und wahllos Vampire tötete. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Schließlich tragen wir beide ihr Erbe in uns. Willst du das hören?"

Maria schwieg einen Moment, dann ging sie auf ihn zu und nahm ihn in ihre Arme.

„Es tut mir leid, Merlin. Was tun wir nur? Wir stehen da und streiten uns. Das hätte ihnen nicht gefallen."

„Ist gut, Maria", sagte er ruhiger „Du hast ja recht. Dieses Haus weckt Erinnerungen, die weh tun. Lass uns weitersuchen."

Sie nickte an seiner Schulter und ließ ihn los.

„Also gut", sagte sie nachdenklich „Vater würde so etwas Wichtiges nicht offen liegen lassen; selbst hier oben nicht. Es muss hier vielleicht ein Versteck geben."

Nach weiteren Stunden sagte Maria frustriert.

„Hier ist nichts, Merlin."

Merlin schüttelte den Kopf.

„Nein. Doch noch will ich nicht aufgeben."

Maria kam näher.

„Du hast an dem festgehalten, was er dir damals über den Dachboden sagte. Was wäre denn, wenn er genau das sagen wollte? Einfach nur eine Antwort ohne Hintergrund."

„Wie meinst du das?"

Sie lächelte.

„Wir wissen beide, das Vater nicht dumm war. Und das er, wenn er etwas versteckt hatte, es wirklich versteckt hatte und wohl damit rechnete, das seine Kinder seinen Gedankengängen folgen könnten."

„Und weiter?", fragte Merlin.

„Vielleicht war das was er damals über den Dachboden sagte, einfach nur dahin gesagt und wir suchen an der falschen Stelle. Überlege doch mal, Merlin. Wo würde Vater so etwas verstecken oder wo würdest du so etwas verstecken?"

„An einem Ort, der mir vertraut ist und den ich mag. Einen Ort, den ich immer im Blick hätte und wo ich keinen Verdacht errege, wenn ich ihn aufsuchen würde. Und...", er stockte und sah seine Schwester an.

„Der Weinkeller. Vaters ganzer Stolz, denn dort lagerte er seine sehr exklusiven, teuren Weine, die er mit Freude seinen Freunden präsentierte. Und wo er immer hingehen konnte, ohne das jemand etwas bemerken würde. Und ja, er hielt sich oft dort auf. Mutter sagte immer scherzhaft, das sie ihm irgendwann ein Bett in den Keller stellen würde."

„Genau."

Beide stürmten nach unten und betraten den kühlen Weinkeller. Noch immer lagerten dort Weine aller Art. Das Gemäuer war dick und alt und kühl, gemessen an der Temperatur draußen. Sie sahen sich um. Doch Merlin stockte, als er sich bückte und sich die Spinnweben näher ansah, die sich leicht bewegten.

„Maria?"

Sie kam zu ihm und er zeigte auf die Spinnweben.

„Siehst du, wie sie sich bewegen? Dort zieht es."

Er kam hoch und sagte.

„Hilf mir mal, das Regal leerzuräumen."

Als sie alle Weinflaschen auf den Boden in sicherer Entfernung stellten schoben sie das Regal zur Seite. Es kam eindeutig Luft irgendwo her, doch man sah keine Tür.

„Da ist nichts", sagte Maria „Nur eine Mauer."

Merlin nickte nachdenklich, doch dann sagte er.

„Vater war ein Hexer und sehr mächtig."

„Ja, er würde die Tür magisch verstecken", sagte sie jetzt und lächelte „Das ist doch klar. Ein wirklich tolles Versteck. Clever, unser alter Herr."

„Das würde ihm nicht gefallen, wenn du ihn so nennen würdest. Also gut. Ich bin meines Vaters Sohn. Ich sollte das im Griff haben", sagte Merlin und hob die Hand. Seine Augen wurden schwarz, als er sagte.

„Nostro kalinar santos...Offenbare, was versteckt sein soll."

Maria keuchte auf, als eine rote Linie entlang der Mauer lief und einen Eingang zeichnete. Als die rote Linie sich wieder mit dem Anfang traf, öffnete sich knarrend einen Spalt eine Tür.

„Ein geheimer Raum", rief Maria überrascht „Wir haben es gefunden. Vater hatte all die Jahre hier unten einen geheimen Raum und wir wussten es nicht."

Merlin sagte nichts, starrte in die Dunkelheit. Ja, sie hatten es gefunden, doch wenn er ehrlich war, hatte er Angst davor, was er dort finden würde.

Dinge waren passiert, die er sich nicht erklären konnte. Unheimliche Dinge, die mit sehr dunkler, schwarzer Magie zu tun hatten. Zauber, die ihn zerstören konnten.

Was würde er dort finden? Antworten darauf, wieso er in sich dunkle Magie trug? Alle Hexen arbeiteten mit dunkler Magie, auch er und Maria.

Doch was er in Schottland getan hatte war mehr als nur dunkle Magie. Das war schwärzeste Magie überhaupt und er hatte das gehext. Einfach so, um den Mann zu retten, den er liebte.

„Merlin?"

Merlin schreckte auf.

„Gut. Such eine Öllampe oder zwei. Wir werden dann hineingehen."

Maria kam bald zurück und hatte zwei brennende Öllampen in der Hand, von denen sie eine Merlin gab.

„Gut, begegnen wir unserer Vergangenheit", sagte Maria und sie traten ein.

Merlin mit sehr gemischten Gefühlen.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt