Dunkles Schicksal
Kapitel 71
Maria schlenderte mit zwei ihrer Hexenschwestern, die zu Besuch waren durch das feudale Kaufhaus in Paris, das auch Galeries Lafayette genannt wurde. Es war eines der Kaufhäuser, das auf Luxus und Designer Wert legte und dementsprechend nicht günstig. Doch Maria kümmerte das wenig, ihr Gefährte war reich, was nicht ausschlaggebend war, denn sie war es auch. Merlins Geschäfte florierten mehr als zuvor; jetzt da es diese Autos gab und vieles andere, war Öl sehr gefragt.
Es war das Jahr 2018.
Fast hundertdreißig Jahre waren vergangen, seit Merlin Mailand verlassen hatte. Und genauso lange suchte Arthur schon nach ihm, mit wenig Erfolg. Maria hatte das Haus in Mailand schon lange verkauft und lebte inzwischen mit den Vampiren unter einem Dach. Da Lance der Clanführer war, waren sie sozusagen das Alphapärchen des Clans. Auch wenn sie sich sehr wenig in Vampirangelegenheiten einmischte, sahen die anderen Vampire sie doch als Alpha. Sie hatten keine Angst vor ihr, doch sie respektierten Maria; Lance würde auch nichts anderes dulden. So ruhig und gelassen und verständlich er als Führer auch war, so wütend konnte er auch werden und ausrasten. Er hatte sich verändert; war forscher und autoritärer geworden und ein verflucht guter Alpha. Alle sahen zu ihm auf und waren loyal und diese ganze Sache, fand Maria, stand ihm gut, machte ihn noch attraktiver.
Sie liebte ihn, oh ja und Lance und sie waren sehr glücklich, obwohl es immer mal Reibereien gab. Maria war sehr selbstbewusst, hatte ihre eigenen Meinungen und sagte grundsätzlich, was sie dachte. Lance würde sie auch nicht anders wollen; selbst in der Zeit, als Frauen nichts zu sagen hatten, stach sie schon heraus. Und da sie eine mächtige Hexe war, war ihr Selbstbewusstsein noch stärker. Doch die Versöhnung war dann um so schöner, wenn sie mal stritten.
Lance und sein Clan waren nach fast vierzig Jahren von Mailand weitergezogen. Nach Rom, doch auch das war schon Schnee von gestern. Danach lebten sie in Kopenhagen und Madrid. Doch seit Kurzem nun in Paris, die Stadt der Liebe, wie sie auch genannt wurde. Die Welt war ihr Zuhause; sie konnten überall leben. Maria wie Lance waren noch öfter zu Merlin gefahren und seit der Erfindung der Flugmaschinen, wie Lance sie nannte, war Amerika ziemlich nah, zeitlich gesehen.
Maria hatte all die Entwicklung der Welt mit Staunen beobachtet und nahm alles sehr gelassen hin. Sie hatte nie viel Probleme, sich anzupassen. Zumal die Mode und alles andere angenehme Formen annahm, was sie zu schätzen wusste. Jetzt, in den Jahren der Technik war alles einfacher. Um Licht zu machen, musste man nur Licht sagen und der Raum wurde beleuchtet. Keine Kerzen mehr, die nur spärlich Licht geworfen hatten. Manchmal kam es ihr so vor, als wäre sie in der Steinzeit geboren worden, wenn sie das jetzt alles sah. Vampire waren es gewöhnt, mit der Zeit zu gehen. Lance natürlich auch, doch was das Fliegen nach Amerika anging; er hasste es, schlichtweg gesagt. Doch für Maria setzte er sich in diese Maschinen, die nach seiner Aussage ein potenzielles Risiko darstellten. Doch nun waren zwei ihrer Schwestern zu Besuch in Paris. Sie wechselten sich ab, in Mailand, Rom und Kopenhagen waren andere da gewesen.
Diesmal waren Maya und Tess gekommen. Zwei Hexen, die nicht älter aussahen, als Maria selbst. Beide hübsch und aufgeweckt und nicht gerade ohne wenig Magie, verdrehten sie den attraktiven Vampiren den Kopf. Maria wusste, das sie sexuelle Abenteuer suchten, auch mit den Vampiren, die ja alle nicht schlecht waren, was Sex anging. Doch sie trieben sich auch in der Menschenwelt herum. Typisch Hexen eben.
„Hey, was die Preise angeht, hat sich nicht viel geändert", meinte Maya und hielt ein Kleid hoch, das einen verdammt hohen Betrag auswies.
Sie trugen sehr modebewusste Kleider. Maria in feiner Leinenhose mit schicker Bluse, ihre langen, dunklen Haaren keck zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Hexenschwestern in Jeans mit Blusen. Beide einen langen Zopf auf dem Rücken. Serenas Clan war auch nicht gerade arm. Sie hatten diverse Einnahmen, manche hatten mit Magie zu tun.
„Eigentlich schon", antwortete Tess „Du musst für sehr wenig Stoff sehr viel bezahlen, wenn ich bedenke, das unsere Kleider früher viele Lagen von Stoff hatten."
„Nicht zu reden von den unbequemen Mieder, die dir den Abend über die Luft abschnürten", grinste Maria und hielt verdammt sündhaft, aussehende Dessous hoch „Es lebe der Fortschritt. Und übrigens, Maya. Was du dir da als Kleid vor dich hältst, ist eigentlich ein Neglige."
„Ein...Was?"
„Ein Neglige", erklärte sie „Etwas zum Schlafen oder...so knapp und durchsichtig wie das hier ist, nicht schlafen. Zumindest nicht im üblichen Sinne."
Tess kicherte und Maya sagte entrüstet.
„So toller Stoff für zu schlafen? Echt jetzt? Das ist doch glatte Verschwendung, zumal ich ja sowieso nackt bin, wenn ich einer der Herren beglücke."
„Natürlich, was auch sonst? Aber nicht, wenn du jemanden hast, der es dir gerne ausziehen will", grinste Maria „Lance liebt so etwas an mir, obwohl ich es nicht lange anhabe. So wenig wie diese sagenhaften Dessous. Er ist ganz wild darauf, sie mir vom Leib zu reißen, wenn ich damit ankomme."
„Er macht sie kaputt? Ist dieser Vampir nicht ganz dicht? So tolle Dessous?", fragte Maya wirklich entsetzt.
Maria lachte.
„Ja, aber das gibt mir die Gelegenheit, mir immer neue zu kaufen. Finde ich gar nicht so schlecht. Ich mag es, einkaufen zu gehen. Und ich mag es, wenn mein Gefährte mir zeigt, wie sehr er mich will. Findet ihr nicht, das dies ein paar Dessous wert ist?"
„Oh ja, Vampire sind schon toll im Bett. Und Paris ist wundervoll und auch diese Franzosen", schwärmte Tess „So charmant und nicht wie die Rüpel bei uns zu Hause. Amerikaner...sie sollten sich mal was von denen abgucken."
Sie lachten und zogen weiter, nachdem Maria und sie beide sich diese Dessous kauften, die kaum Stoff besaßen.
„Ist Merlin in New Orleans?", fragte Maria. Maya schüttelte den Kopf.
„Nein, im Moment in NewYork. Danach wollte er nach San Francisco. Er sagte, das wäre die optimale Stadt für seine Triebe. So hat er sich ausgedrückt."
Maria lachte.
„Er nennt sie auch die Stadt der Homosexuellen. Klar, das er nicht widerstehen kann. Wie geht es ihm denn so? Ich habe ihn eine ganze Weile nicht gesehen und am Handy kann er mir ja erzählen, was er will."
„Eigentlich gut", antwortete Tess „Aber du weißt selbst, das er alles gut verstecken kann. Jetzt, da er wieder verreist, scheint ihm das zu gefallen. Doch ich glaube nicht, das er Arthur vergessen hat. Manchmal, wenn er denkt, das niemand ihn sieht, wirkt er...melancholisch. Fast traurig. Aber das ist sofort weg, wenn jemand kommt."
Maria nickte. Natürlich hatte er Arthur nicht vergessen. Das konnte er gar nicht. Er saß in seinem Herzen wie eingebrannt und er liebte den Vampir. Das konnten auch hundertdreißig Jahre und viele Bekanntschaften nicht ändern. Diese beiden waren ein hoffnungsloser Fall und sie regte sich nicht mehr auf.
„Was ist mit Arthur, Maria?", fragte Tess.
„Er ist viel unterwegs. Doch er war vor Kurzem hier, hat sich das neue Haus angesehen. Und er ist so ziemlich frustriert, denn er hat nicht die kleinste Spur gefunden. Vorige Woche ist er wieder abgezischt. Auch er ist ein Meister von Verstecken seiner Gefühlen. Ich denke, es geht ihm wie Merlin. Die zwei haben beschlossen, ewig zu leiden. Idioten", antwortete sie etwas mürrisch.
„Sucht er immer noch hier in Europa?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, das letzte Mal war er in Südamerika und Asien. Mittlerweile dehnt er seine Suche aus. Irgendwann wird er ihm begegnen; ich weiß es. Die Welt ist groß, aber nicht unendlich und irgendwie habe ich das Gefühl, das das Schicksal sie immer wieder zusammenführt, wenn auch Jahrhunderte dazwischen liegen. Als wären sie Gegenstücke, die eigentlich zusammen gehören. Doch beide stehen sich selbst im Weg. Wie ich schon sagte...Idioten. Ich reg mich nicht mehr darüber auf."
„Gott, er muss Merlin wirklich lieben, wenn er schon über hundert Jahre sucht", seufzte Maya „Das ist ja so romantisch, auch wenn beide sich mit anderen vergnügen."
„Nun ja. Merlin sieht sich nicht als gebunden. Und wer will schon hundertdreißig Jahre abstinent leben?", sagte Maria „Bei Arthur ist es eher ein vampirisches Problem. Wenn er nicht vögelt, fängt er an aggressiv zu werden und tötet. Ich meine, das tut er ja sowieso, aber nicht wie ein Psychopath, so sinnlos und blutig. Zumindest hat er das endlich eingesehen und handelt danach."
Maya seufzte.
„Es ist wirklich schade, das er schon weg war, als wir kamen", sie lächelte „Ich hätte ihm gerne bei seinem vampirischen Problem geholfen. Er ist traumhaft im Bett."
Maria winkte ab.
„Hör auf. Ich will es gar nicht wissen. Aber ich denke schon, das er gut ist. Vampire haben ja viel Zeit zum Üben", grinste sie „Achthundert Jahre Erfahrung. Wenn sie es jetzt nicht drauf haben, dann nie."
„Es gibt immer hoffnungslose Fälle, glaube mir", sagte Tess „Zumindest bei den Menschen. Ich hatte schon die tollsten Desaster. Mann sehr gutaussehend, doch im Bett eine Katastrophe."
Sie kicherten alle und Maria schüttelte amüsiert den Kopf.
„Vielleicht solltest du ihm einen Tipp geben, Maria? So ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl. San Francisco ist ja auch nicht klein, aber zumindest kleiner als die Welt."
Die Hexe schüttelte den Kopf.
„Nein, Merlin würde wissen, das er einen Tipp bekommen hatte und wäre wirklich sauer. Ich habe vor zwei Wochen mit meinem Bruder telefoniert und als ich Arthur erwähnte, wurde er sofort grantig", sie seufzte „Letztendlich ist das Gespräch nicht gut verlaufen. Wir haben gestritten und er hat aufgelegt. Seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet."
„Und warum?"
„Ich sagte ihm, das er sich doch mal mit Arthur treffen sollte, unverbindlich. Ich meine, es sind über hundert Jahre vergangen, aber er wurde direkt abweisend und mürrisch. Das sagt mir, das er es nicht schafft, über den Vampir hinwegzukommen. Er liebt Arthur immer noch und verbietet sich selbst jeden Kontakt. Manchmal kann er er ein wirklich sturer Idiot sein."
Tess nickte.
„Serena hat es auch schon versucht. Das Endergebnis war ein zerlegter Salon und ein lachender Hexer und Hexe auf dem Boden, die sich köstlich über das zerstörte Zimmer amüsierten."
„Sie haben sich mit Magie bekämpft? Im Salon?", fragte Maria geschockt.
Tess nickte grinsend.
„Du kennst Serena und auch Merlin, beides Sturköpfe. Ein Wort gab das andere und peng, der Salon war hin. Danach saßen sie am Boden und lachten sich kaputt. Serena wie Merlin sind verrückt."
„Nein, sind sie nicht. Ich fand das nicht so schlecht. Er musste eh renoviert werden, da standen ja noch die Möbel vom achtzehnten Jahrhundert", meinte Maya „Völlig unmodern. Jetzt ist er klasse, vor allem die tolle Musikanlage und der riesige Fernseher. Und das supertolle, große, sehr bequeme Sofa und alles sehr elegant."
„Das stimmt. Er macht jetzt richtig was her. Wir sollten Serena bitten, auch die andere Räume neu einzurichten."
„Warte, bis Merlin wiederkommt und sie wieder versucht, ihn mit Arthur zu versöhnen. Wir sollten die beiden dann in die Küche verfrachten; sie ist uralt."
„Ihr seid richtige Konsumschlampen", meinte Maria belustigt. Tess breitete die Arme aus.
„Was? Sag mir jetzt nur nicht, das in eurem Haus so biedere Möbel aus der Steinzeit stehen würden? Ihr habt auch alles so schön und elegant. Ein wirklich tolles Haus."
Sie grinste.
„Nein, alles hochmodern und teuer. Schon vergessen? Vampire lieben Luxus und alles Schöne. Selbst die Läden gehen automatisch bei Tagesanbruch herunter und öffnen sich, wenn Sonnenuntergang war. Darüber hinaus hat Lance seine Leidenschaft für diese sündhaft teuren, schick aussehenden Sportwagen entdeckt, sowie Noel und einige andere im Clan."
„Was für Wagen?"
Maria zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung. Auch wenn ich öfter mitfahre, ist es doch nur ein Mittel schnell von A nach B zu kommen. Und verflucht schnell ist er wirklich. Doch mein geliebter Gefährte sieht das ganz anders. Er vergöttert diesen Wagen, zusammen mit den anderen Verrückten. Manchmal möchte ich den Wagen in einen Kürbis verwandeln, weil er sich stundenlang damit beschäftigt, indem er ihn putzt und poliert, zusammen mit Noel, dem Verräter. Und sich stundenlang euphorisch mit glänzenden Augen mit Noel und den anderen darüber unterhält, wie toll er von Null auf Hundert kommt und...was weiß ich...Turbo oder sonst für einen Mist erzählt. Es interessiert mich nicht wirklich...Jungs und ihre Spielzeuge", erzählte sie grimmig, auch wenn sie es nicht wirklich war.
Die beiden Hexenschwestern kicherten.
„So wie im Märchen, in denen die Fee aus einem Kürbis eine Kutsche zauberte?"
„Nein, ich will es ja umgekehrt machen. Ein schwarzes Auto in einen Kürbis", antwortete sie frustriert, so das Maya und Tess lachten.
„Oh, Maria. Lass doch den Jungs ihre Spielzeuge. Dafür haben wir anderes."
„Das ist auch der Grund, warum ich es noch nicht getan habe", sagte Maria und lächelte „Und weil Lance einen Herzinfarkt bekäme, wenn in der Garage ein Kürbis stehen würde, anstatt seines so geliebten Wagens."
„Das wäre ja nicht weiter schlimm", sagte Maya trocken „Er ist doch schon tot."
„Mhm...", machte Maria und lächelte böse „Gutes Argument. Vielleicht mache ich es mal und lass ihn etwas bitten, es rückgängig zu machen. Mal sehen, was er alles tun würde, um dieses schwarze Auto wiederzubekommen."
„Oh, du bist so gemein", warf ihr Tess vor.
„Ich bin eine Hexe", antwortete sie „Und bei Menschen sind Hexen meistens garstig."
„Und hässlich und böse. Eigentlich sollten wir uns das nicht gefallen lassen. In manchen Märchen verspeisen wir Kinder. Unverschämt", beschwerte sich Maya.
Maria lachte und dann lachten sie alle drei und gingen weiter. Schließlich waren sie auf einem Einkaufsbummel und Maya wie Tess wollten etwas von der französischen Mode mit nach Amerika nehmen. Das hier war die Gelegenheit; die anderen würden das bewundern, wenn sie nach Hause kamen. Und sie bitten, das mal auszuleihen. Zuhause war ein ständiges Ausleihen von Kleider untereinander. Normal bei so vielen weiblichen Bewohner und...Hexen.
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Am späten Nachmittag verließen sie bepackt das Kaufhaus und fuhren mit einem Taxi in eines der teuren Wohngebiete in Paris. Dort stiegen sie vor einer luxuriösen Villa mit riesiger Garage aus, in denen teure Sportwagen standen, einer schöner als der andere. Da sie jetzt durch moderne Technik nicht mehr darauf angewiesen waren, im Untergeschoss zu verweilen, da alle Läden noch geschlossen waren, begrüßte sie Lance und Noel im Wohnzimmer. Manches wurde einfacher für Vampire in dieser Zeit. Die beiden Mädchen gingen nach oben, wahrscheinlich, um alles anzuprobieren.
Lance saß lässig auf dem großen Sofa, einen Wodka in der Hand, in einer knallengen Jeans und weißem Hemd. Seine schulterlangen Haare offen; das Einzige, was er aus der Zeit, als sie sich kennenlernten noch beibehielt. Maria liebte seine Haare. Noel trug auch seine Haare noch kinnlang und sah verflucht sexy in dieser engen, schwarzen Hose und dem genauso engen, dunkelgrünem T Shirt aus, der an der Bar stand und sich gerade einen Drink machte. Er hatte keine Schwierigkeiten nächtliche Gesellschaft zu bekommen.
„So wie ich sehe, konntest du nicht widerstehen", sagte Lance amüsiert.
Er stellte das Glas auf den Tisch, legte seine Arme rechts und links auf die Oberkante des Sofa und sah auf die Taschen, die sie in den Händen trug und nun auf dem Boden abstellte. Ein Bein hatte er abgewinkelt auf seinem anderen Bein liegen und er sah verflucht sexy aus. Ging ihr durch den Kopf, als er so da saß. Die heutige Mode stand ihm wirklich gut. Das Seitenhemd schmiegte sich an seinen Oberkörper, ließ seine gute Figur vermuten.
„Dessous, mein Lieber. Jetzt kannst du sie mir wieder vom Leib reißen", lächelte sie.
Noel sah ihn verwirrt an, dann zu Maria.
„Er reißt sie dir vom Leib? Im Ernst?"
„Noel, hör auf", sagte Lance warnend.
„Warum?", fragte Maria und wandte sich an den hübschen Vampir „Ja, er ist wie eine Bestie. Das hier ist alles Tarnung. Du glaubst ja nicht, zu was er fähig ist."
Noel sah wieder Lance an, der den Kopf schüttelte, doch seine Mundwinkel zuckten amüsiert.
„Sie übertreibt und außerdem geht dich das nichts an."
Noel grinste.
„Hast du bei mir nie getan. Vielleicht sollte ich mir so etwas auch kaufen. Mal sehen, ob das meine Affären auch so motiviert."
Maria lachte und küsste Lance, meinte belustigt.
„Na ja, nicht unbedingt Dessous, aber da gibt es auch Schönes für Männer. Ich könnte mit dir einkaufen gehen und dich beraten."
„Maria", sagte Lance tadelnd.
Sie breitete die Arme aus.
„Was denn? Ich kann mich auch über meine Leidenschaft unterhalten und nicht nur über diese blöden Karren."
„Autsch...das tut weh", sagte Noel grinsend und trank einen Schluck Wodka. Lance seufzte.
„Maria, das sind keine Karren, sondern Sportwagen der Extraklasse. Eleganz und Power, sowie Luxus darin vereint und passend für Vampire. Du kannst..."
Sie verdrehte die Augen und Noel kicherte.
„Es ist ein schwarzes Auto. Zufrieden?"
Oh ja. Vampire liebten schöne Dinge und Luxus. Und mit dem Fortschritt gab es genügend von diesen Dingen, die sie faszinierten. Arthur war da nicht anders. Er war sehr begeistert von dem neuen Haus, das keinem Luxus oder neuster Technik entbehrte. Auch die Autos fanden sehr viel Anklang bei ihm, obwohl er sagte, das er das nicht brauchte. Schließlich könnte er ja fliegen. Doch ließ sich es nicht nehmen, stundenlang mit den Jungs nachts durch Paris zu rasen und alle voll in ihrem Element.
„Nein, es ist nicht nur ein schwarzes Auto", antwortete er belehrend und bewundernd „Es ist ein Lamborghini Aventador Coupe mit siebenhundert PS. Ein Traum auf Räder. Und einer der Gründe, warum ich es nicht bereue, ewig zu leben."
„Was auch immer. Vielleicht solltest du ihn vögeln. Dann fährt er, wenn du es gut machst, noch schneller", sagte sie bissig, aber amüsiert.
Noel lachte und spukte fast den Wodka aus, den er gerade trank, was ihm einen bösen Blick von Lance einbrachte und Maria sich jetzt an ihn wand. Er fand diese kleine Dispute immer sehr amüsant. Die beiden waren manchmal wirklich spaßig.
„Was lachst du denn so blöd? Du bist nicht besser, nur das dein...Traum rot ist."
„Sicher, die traditionelle Farbe von Ferrari", sagte Noel grinsend „Und tote Dinge zu vögeln ist abnormal."
„Du sagst es", sagte Maria betont und schaute Lance bedeutend mit übereinander geschlagenen Armen abschätzend an. Er stellte seinen Wodka auf den Tisch und stand auf und breitete die Arme aus.
„Was denn? Du bist wirklich eifersüchtig auf ein Auto? Das ist abnormal. Und ich bin nicht tot, ich lebe. Ein Auto lebt nicht."
Maria lächelte und sagte belustigt, denn sie mochte diese kleine Rangelei mit ihm.
„Mag ja sein. Und ist mir im Grunde genommen egal. Bewundere dieses schwarze Ding nur weiter und pass auf, das er nicht eines Tages grün ist."
„He?", fragte er verwirrt und sah zu Noel, der grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Sie drehte sich um, nahm ihre Taschen und verließ den Salon und sagte leise lächelnd.
„Grün wie ein Kürbis."
Dann ging sie nach oben und Lance sah zu Noel.
„Danke, du warst sehr hilfreich", sagte er vorwurfsvoll „Jetzt muss ich das wieder gerade biegen", dann grinste er „Und ich weiß auch schon wie."
Das war kein Streit gewesen, sondern ein kleines Duell zwischen ihnen. Lance mochte es eigentlich, gab es ihm doch immer einen Grund, sich zu versöhnen und verdammt nochmal, er versöhnte sich gerne mit ihr auf die angenehmsten Arten.
„Ich kann ja nichts dafür, das sie sich dafür nicht interessiert", verteidigte Noel sich „Dafür hat sie andere Qualitäten."
„Sei vorsichtig", meinte Lance, während er den Finger warnend hob.
„Wer ist jetzt eifersüchtig?", fragte Noel und Lance machte eine Bewegung mit den Händen. Das geschmolzene Eis im Eisbehälter verließ den Kristallbehälter und schwebte wie eine Wasserwolke über Noel, bevor sie auf seinen Kopf platschte.
„Hey!"
Lance lachte und ging nach oben und Noel rief ihm nach.
„Na warte, bis ich Fähigkeiten bekomme. Dauert nicht mehr lange."
„Okay, ich freue mich", hörte er Lance rufen, bevor er ins Zimmer zu Maria kam, um die neuen Sachen zu bewundern und einiges andere tun wollte, was ihm so vorschwebte.
Vorzugsweise nackt.
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Serena staunte nicht schlecht, als sie die Tür aufmachte und Arthur davor stand. Über hundert Jahre waren nun vergangen, bis er hier nochmal auftauchte. Nachdem er hoch und heilig versprochen hatte, öfter mal zu kommen. Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch. Da stand er, doch zum Glück war Merlin nicht da und trieb sich in San Francisco herum.
„Hallo, Serena. Es ist schon eine Zeit lang her, doch ich war in der Nähe und dachte, das ich mal vorbeischaue."
„Dachtest du?"
Er hob die Hände, mit einem entschuldigenden, charmanten Lächeln.
„Okay, ich weiß, das ich mich nicht mehr blicken ließ. Doch es ist soviel passiert, was mich...nun ja...auf den Boden aufschlagen ließ. Es tut mir leid. Ich kann das erklären."
Sie sah ihn einen Moment an, dann trat sie zur Seite. Arthur hob vorsichtig einen Fuß über die Schwelle und lächelte, als er eintreten konnte.
„Ich habe meine Einladung nie rückgängig gemacht. Wozu auch? Bist ja sowieso nie aufgetaucht."
„Jetzt schon."
„Also gut. Komm in den Salon", sagte sie und ging vor, sagte noch über die Schulter „Kennst dich ja bestimmt noch aus."
Arthur folgte ihr und sah sich um. Es hatte sich einiges verändert, vor allem das Wohnzimmer, wie man es heutzutage nannte. Super schick und modern, während anderes noch so war, wie er es in Erinnerung hatte.
„Es ist so still", bemerkte er.
„Ja, im Moment sind viele unterwegs", antwortete Serena und ging zur Bar „Einige sind auf Reisen, andere noch unterwegs. Und wieder andere haben wohl Besuch in ihrem Zimmer. Doch im Moment sind nur sieben der fünfzehn Hexen hier, inklusive unseres Hexers."
Arthur sah sie ruckartig an.
„Hexer?"
Sie nickte.
„Ja, unser Nesthäkchen", sie lachte „Nun ja, eigentlich jetzt nicht mehr, doch wir nennen ihn immer noch so. Er ist ein stattlicher Mann geworden und gut in seiner Magie."
„Wie heißt er?"
Serena lächelte, denn sie konnte Arthurs Gedanken förmlich lesen, doch er würde enttäuscht sein. Es war nicht der Hexer, den er verzweifelt suchte.
„Trystan."
Die Enttäuschung stand ihm im Gesicht geschrieben, doch er lächelte leicht, als er sagte.
„Tja, glücklicher Kerl mit so hübschen Mädchen im Haus."
„Sicher. Du weißt, das die Mädels nichts anbrennen lassen. Er kann sich nicht beschweren."
„Keine Favoritinnen?"
„Nein, Hexen binden sich nicht gerne. Da ist auch Trystan keine Ausnahme. Wir lieben unsere Unabhängigkeit und Freiheit, zu tun und zu lassen, was wir wollen oder mit wem wir wollen."
„Was ist mit Kinder?", wollte Arthur wissen und das wunderte Serena etwas. Denn solche Fragen hatte er nie gestellt. Arthur sprach weiter.
„Ich meine, wir Vampire brauchen darüber nicht zu reden. Wir können keine zeugen, geschweige austragen. Das ist bei euch anders."
„Ja", sagte sie und musterte Arthur. Er war immer noch einer der schönsten Männer, die sie je sah und er hatte sich nicht verändert, zumindest äußerlich nicht.
„Hexen können Kinder haben, auch wenn sie sich nicht binden. Genau genommen ist das eigentlich die beste Alternative. Die meisten Hexen haben nur ein Elternteil, so wie ich auch. Mein Vater war ein mächtiger Hexer, doch seine Bewunderung für meine Mutter reichte nicht für eine Bindung. Liegt wohl in unserem Hexenblut, das wir uns ungern binden, doch Kinder zu haben ist okay. Irgendwann. Es gibt auch welche, die sich binden, aber nicht sehr viele."
„Ich bin gebunden", sagte er.
„Hab ich gehört", sagte sie, während sie Arthur einen Drink machte „ Sethos war hier gewesen. Dabei fällt mir ein, das er sich auch sehr rar macht."
Arthur lachte leise, es klang traurig.
„Wem sagst du das? Ich habe ihn schon an die hundertdreißig Jahre nicht gesehen und du weißt dann auch bestimmt, was damals vorgefallen war."
Sie nickte und reichte ihm den Bourbon, machte sich jetzt auch etwas. Die Flüssigkeit war giftgrün, passend für eine Hexe.
„Sicher. Sethos kam vorbei, um sich mitzuteilen. Er fühlte sich schuldig. Wie konntest du ihm das nur antun, Arthur? Nach all dem, was er für dich getan hatte? Ich bin kein Vampir, doch kenne mich aus. Du wusstest, in was für eine Lage du ihn bringen würdest."
Arthur stöhnte auf.
„Ja und ja. Ich weiß nicht, was ich mir damals gedacht habe. Ich...war...Ich war nicht ich selbst", er sah zu Serena und hob die Hand „Ja, ich weiß, das ist eine armselige Entschuldigung. Doch diese Sache hat mich weitaus mehr gekostet, als es wert war. Das weiß ich jetzt, nur nützt es nichts mehr."
„Merlin?"
„Unter anderem. Doch ihn zu verlieren..."; er seufzte „Ihn zu verlieren war wohl das Schlimmste, was ich ertragen musste und noch tue."
Er musterte Serena und fragte.
„Wusstest du, das er ein Hexer ist? Und Maria auch?"
Sie lächelte.
„Sicher. Sie machten hier beide ihre Ausbildung in Magie."
Arthur starrte sie geschockt an und sie lächelte noch mehr. Das konnte sie ja ruhig sagen; es würde doch eines Tages herauskommen. Arthur war alles andere als blöd und machte sich so seine Gedanken. Und schließlich stand er jetzt hier. Sicher, er sagte, das er sie besuchen wollte, doch das bezweifelte sie. Arthur fing an, ihn dort zu suchen, wo er sich gewöhnlich wegen seiner Spezies aufhalten würde. Hexen fühlten sich unter Ihresgleichen wohl, so wie Vampire unter Vampiren. Das wusste auch dieser Vampir, der alles andere als dumm war. Auch wenn er dumme Sachen getan hatte und noch tun würde. Niemand war perfekt.
„Komm schon, Arthur. Sehe ich so blöd aus? Du bist hier, weil du dir Informationen erhoffst. Ich weiß, das du Merlin verzweifelt suchst und das schon sehr lange."
„Ja. Er ist mein Gefährte und ich liebe ihn. Es wird nie einen anderen geben. Und ja, Hexen wissen oft über andere Bescheid. Ich gebe es ja zu, das ich auch deswegen kam, doch ich freue mich, dich zu sehen."
„Ein wenig spät für die Einsicht, was Merlin angeht."
„Mag sein. Doch ich werde nicht aufgeben. Weißt du, wo er ist?", fragte er direkt.
Serena schüttelte den Kopf.
„Nein. Er kommt noch seltener als du vorbei. Seine Ausbildung ist beendet. Er ist mir nicht verpflichtet. Vogelfrei, um genau zu sein", log sie.
Merlin hatte ihr mit Nachdruck klar gemacht, es ihm nicht zu sagen. Er wusste, das Arthur früher oder später hier auftauchen würde. Wenn er auch etwas länger brauchte, auf diese Idee zu kommen, er war klug genug, sämtliche Quellen auszuschöpfen.
„Verdammt", fluchte Arthur leise und sagte.
„Ich kann ihn nicht über das Blut finden. Wenn ich mich konzentriere, ist da nichts, wie ein schwarzes Loch."
„Sicher."
„Sicher?"
Serena seufzte.
„Was erwartest du? Das er dich zu sich führt wie ein Leuchtfeuer. Du hast keine Ahnung, zu was Merlin fähig ist. Er ist der mächtigste Hexer, den ich je kennenlernen durfte. Und natürlich weiß er sich zu verstecken, auch mit Magie."
„Das weiß ich nur zu gut. Maria hat mir ihre Macht demonstriert", zischte er frustriert.
„Ach? Wirklich?"
„Ja", knirschte er „Sie war sauer, weil Merlin von Mailand weg ist und hat ihre Wut an mir ausgelassen."
„Du lebst ja noch, also kann sie nicht so wütend gewesen sein", gab Serena ihren Kommentar ab.
„Wütend genug, um mich sieben Monate in meinem Zimmer mit der Beulenpest verrotten zu lassen. Aber ich will mich ja nicht beschweren; eigentlich bin ich ja noch gut davon gekommen."
Serena schaute ihn fast amüsiert an, doch in ihrem Ton war auch eine Anklage zu hören.
„Sehe ich auch so. Arthur, du hast diesen zwei nur Kummer gebracht, insbesondere Merlin. Er hat dich so geliebt...so furchtbar geliebt und du trittst ihm in den Arsch und hast Sethos in deinem Zimmer gevögelt. Oder umgekehrt, was weiß ich. Obwohl du wusstest, das Merlin bald kommen würde. Und obwohl du wusstest, das er dein Gefährte ist und das du Sethos in eine sehr kompromittierende Lage bringen würdest. Hattest du nur mit deinem Schwanz gedacht? Anscheinend schon."
„Glaubst du nicht, das weiß ich alles selber", schrie er Serena an; seine Augen leicht grünlich; er war leicht wütend „Ich habe auch gelitten und du hast keine Ahnung, was ich durchmachen musste."
„Was du durchgemacht hast, ist deine eigene Schuld, Vampir", sprach sie jetzt auch lauter „Du...immer nur du. So typisch Vampir. Arrogant, eitel und in sich selbst verliebt. Ach ja; und egoistisch. Was denkst du, was Merlin fühlt? Was er gefühlt hatte, als er in dieser Tür stand, während Sethos dich vögelte? Hast du dich das jemals gefragt?"
Arthur gab keine Antwort und Serena machte einen Schritt auf ihn zu, blieb vor ihm stehen. Sie hatte keine Angst vor Arthur.
„Du hast ihn nicht verdient. Und Merlin hat etwas Besseres verdient als dich. Tut mir leid, wenn ich das jetzt sage, aber er ist so ein liebenswertes Geschöpf. Mensch kann ich ja nicht mehr sagen. Er hat dich angebetet und du...du hast sein Herz in zwei Teile zerrissen. Das Schlimme daran ist, das er dich wahrscheinlich nicht vergessen kann. Und ich weiß auf Teufel komm raus nicht, was er an dir findet. Wahrscheinlich sieht er mehr in dir, als wir alle anderen."
„Du hast mit ihm geredet", stellte er jetzt fest „Wann?"
Sie winkte ab und log das Blaue vom Himmel.
„Vor sehr langer Zeit, als das Ganze noch frisch war. Er kam vorbei und schüttete mir sein Herz aus. Dann verschwand er und kam nicht wieder."
„Denkst du, er hält sich in den Staaten auf?", fragte er.
Sie zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung. Die Welt ist groß."
„Scheiße ja, das ist sie", sagte er frustriert und seufzte.
„Ich suche ihn schon so lange und wenn ich ihn gefunden habe; weiß ich nicht, was ich sagen soll."
„Ich kann dir da nicht helfen. Das musst du dann schon selbst klären. Und du hattest genug Zeit, dir eine Strategie zurechtzulegen. Wenn du es jetzt noch nicht weißt, wie du mit ihm reden sollst, dann lass das Ganze."
„Niemals. Erst wenn ich ihn wiederhabe."
Sie nickte leicht.
„Deine Hartnäckigkeit spricht für dich. Vielleicht bist du es doch wert und vielleicht erkennt Merlin das. Okay, es ist bald Tag. Bleibst du?"
Arthur sah sie an.
„Wenn es dir recht ist...bis morgen Abend. Dann muss ich weiter."
Sie nickte und drei der Mädchen kamen herein. Als sie Arthur erblickten, schrien sie auf und rannten auf ihn zu, umarmten und küssten ihn. Arthur lächelte und sie fragten alle durcheinander, während Serena ging und ein Zimmer herrichtete. Sie wusste, das die Hexen nichts sagen würden.
„Bleibst du?", fragte eine der Hexen.
„Nur bis morgen Abend."
„Dann kannst du ja bei mir schlafen."
Arthur schüttelte den Kopf.
„Nein. Aber danke für das Angebot. Doch ich muss ruhen; ich habe noch eine weite Reise."
„Du suchst Merlin, nicht wahr?", fragte eine der Hexen „Serena sagte es uns."
„War er denn hier?", fragte er scheinheilig. Serena könnte ihn ja anlügen. Hexen konnte man nicht trauen. Und da Merlin sie anscheinend besser kannte, als Arthur angenommen hatte, könnte sie ihn auch decken.
Die blonde Hexe schüttelte den Kopf.
„Ist schon ewig her. Er kam sehr traurig hier an und hatte lange mit Serena geredet."
Die schwarzhaarige Hexe kicherte.
„Ja und danach hat ihn Serena getröstet."
„Sei doch still, Alley", zischte die blonde Hexe. Arthur starrte sie an.
„Was?"
Alley wollte etwas sagen, doch das blonde Mädchen warf ihr einen warnenden Blick zu und wollte sie aus dem Wohnzimmer ziehen, doch Arthur hielt Alley fest.
„Sag es mir."
Die beiden Hexen gingen hinaus, doch Arthur ließ Alley nicht los, sah sie fragend und fast drohend an.
„Alley?"
Die junge Hexe verdrehte die Augen und sagte leise.
„Das hast du nicht von mir. Klar? Serena macht mich einen Kopf kürzer. Merlin hat mit ihr geschlafen, solange er damals hier war. Zufrieden?"
Dann verschwand sie und Arthur stand wie betäubt in dem Wohnzimmer. Was? Merlin, sein Merlin hat mit der rothaarigen Hexe geschlafen? Mir ihr? Geschockt machte er sich etwas zu trinken und leerte das Glas mit einem Zug, machte sich noch einen. Er konnte es fast nicht glauben, das er mit einer Frau geschlafen hatte und das war ihm gar nicht recht. In seinem Inneren rumorte es und ein Stich ging durch sein Herz. Und das Gefühl der Besitzgier machte sich bemerkbar. Sein Gefährte schien sich wohl bestens zu amüsieren und obwohl er es auch tat, machte Arthur es eher wegen seines Gemütszustandes.
Merlin sieht sich nicht mehr als deinen Gefährten. Er wird sein Leben genießen.
Das hatte Maria gesagt und sie hatte verdammt recht. Und er war ja sehr schnell bei der Sache, kurz nachdem er Arthur verlassen hatte. Frustriert schenkte er sich nochmal ein. Scheiße, er wollte nur noch weg. Doch die Sonne ging bald auf und er musste warten. Serena kam herein.
„Du kannst im Keller in einem der Räume den Tag überdauern."
Arthur warf ihr einen kalten Blick aus seinen blauen Augen zu. Und war versucht, sie darauf anzusprechen, was allerdings Alley nicht gut bekommen würde. Also sagte er nichts, auch weil er Hexen nicht provozieren wollte. Serena hatte auch viel Magie und außerdem war er ihr Gast. Er sah aus dem Fenster, die ersten gelben Strahlen bahnten sich ihren Weg. Er könnte nirgends mehr hin jetzt. Arthur seufzte, schenkte sich noch reichlich Bourbon ein und sagte.
„Danke. Ich gehe dann nach unten."
Serena sah ihm verwirrt nach. Irgendetwas war ihm über die Leber gelaufen, denn er war plötzlich so vollkommen distanziert. Doch sie zuckte die Schultern; morgen würde er wieder weg sein.
Na dann, gutes Gelingen der Suche. Doch er kam Merlin schon sehr nahe.
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Maria löste sich ungern aus Lances Arme und griff über ihn zu ihrem Handy. Es war schon spät in der Nacht und Lance war noch nicht fertig mit ihr. Er grummelte etwas vor sich hin und strich über Marias nackten Hintern, so das sie ihm die Hand weg schlug.
„Oh Maria. Wirklich jetzt das Handy?"
Sie lächelte.
„Hör auf zu schmollen, Vampir. Hast du noch nicht genug?"
„Nein."
Maria griff das Handy, das keine Ruhe geben wollte und sah auf das Display und lächelte.
„Serena", stellte sie fest.
„Sag ihr, das sie nicht mitten in der Nacht anrufen soll", meinte Lance.
„Bei ihr ist es nicht Nacht, sondern früher Morgen, du Dummkopf", sagte sie zärtlich und drückte eine Taste.
„Hey, Serena. Den Mädels geht es gut."
„Deshalb rufe ich nicht an...Arthur ist hier."
Maria setzte sich angespannt auf und wurde ernst, was wiederum Lances Aufmerksamkeit auf sie zog. Gespannt hörte er zu; es war einfach mit seinem feinen Gehör zu verstehen, was Serena sagte.
„Er stand am frühen Morgen vor der Tür", sagte sie „Ich war sehr überrascht."
„Das glaube ich dir sofort. Merlin ist doch nicht zu Hause, oder?"
„Nein. Doch er wirkt sehr misstrauisch. Hat mich über ihn ausgefragt und ich habe ihm etwas vorgelogen. Oder sollte ich nicht?"
Maria sah zu Lance, dann antwortete sie.
„Nein, ist schon gut so. Du weißt, das Merlin richtig sauer wird, sollten wir ihm einen Tipp geben. Ich denke, wir sollten uns da nicht einmischen. Wenn das Schicksal es will, werden sie sich wiedertreffen, doch erzwingen sollten wir das nicht. Das bringt nichts."
„Ich kann immer noch nicht glauben, das er hier ist. Wir haben Sonnenaufgang, er ist jetzt im Keller und morgen Abend will er weiter."
„Gut. Doch halte dich heraus, Serena. Du weißt, das Merlin darauf besteht."
Serena schwieg einen Moment, dann sagte sie belustigt.
„Du hast ihm die Beulenpest angehext? Die Schlimme, die immer aufplatzen?"
„Hat er das gesagt?"
„Ja...er ist so reuevoll. Kenne ich gar nicht von ihm. Oder er spielt mir etwas vor."
Lance schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, doch Maria hielt ihm den Mund zu.
„Er hat viel durchgemacht, was du nicht weißt."
„Das sagte er. Schlimmes?"
„Kann man wohl sagen, doch ich denke, ich erzähle dir das mal, wenn wir Zeit haben. Ich kann nur sagen; es war nicht einfach für ihn und auch nicht für uns. Doch sag ihm nichts."
„Nein, keine Sorge."
Maria grinste, als sie zu Lance sah, der schon wieder bereit für eine nächste Runde hemmungslosem Sex war.
„Du, Serena. Ich muss Schluss machen, denn ich liege im Bett und habe einen bereitwilligen, nackten Vampir neben mir."
„Hui...heiß."
Lance verdrehte die Augen und grinste, machte Zeichen, das Maria endlich auflegen soll und rief.
„Ruf nicht immer mitten in der Nacht an, Serena."
Serena lachte und sagte.
„Okay dann. Wollte dir nur Bescheid geben und wünsche noch eine..."
„Lass gut sein, Serena", rief Lance.
Die Hexe lachte, dann legte sie auf.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...