Dunkles Schicksal Kapitel 42

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Dunkles Schicksal


Kapitel 42



Sie setzten sich auf das Sofa im Salon. Anchar fühlte sich immer wohl, wenn sie Serena besuchte, obwohl sie eine mächtige Hexe war und durchaus einen Vampir töten konnte. Darüber hinaus störte sie es nicht, das Sethos siebzig Jahre bei ihr gelebt hatte. Sie wusste, obwohl Serena eine attraktive Frau war, das zwischen Sethos und ihr nie etwas war. Sie waren nur gute Freunde. Und da ihr Gefährte sehr viel in der Welt unterwegs war, hätte sie keine Lust ihn ständig zu überprüfen, ob er flatterhaft war. Vertrauen war die Grundbasis ihrer Liebe, obwohl sie nicht abgeneigt waren, auch mit mehreren eine schöne Nacht zu verbringen, doch dann waren beide anwesend. Sex und was man tat, war bei Vampiren sehr abwechslungsreich.

„Okay", sagte jetzt Serena „Was hat es mit dem Vampir auf sich, das du meine Hilfe suchst. Ich weiß, du hast mir schon so ziemlich die Einzelheiten geschrieben, doch es sieht dir gar nicht ähnlich, das du dir so viel Mühe gibst, ihn zu retten, Sethos?"

Serena wusste so ziemlich alles von Sethos. Er war ein Ahnherr und hatte in der Gilde eine wichtige Stellung. Aber sie wusste auch, das die Ahnherren Tausende von Vampiren hatten, doch sich selten bemühten, jemanden zu helfen, wenn einer von ihnen Probleme hatte. Wenn sie in einem Clan lebten, dann kümmerte sich ihr dortiger Meister um das, doch selten die Ahnherren. Und ein Tod von einem Vampir war eigentlich immer zu verkraften.

„Sethos hat einen Narren an ihm gefressen", meinte Anchar amüsiert „Ich vermute, Arthur hat ihn mit seinem Charme eingewickelt."

Wie alle Vampire oder zumindest die meisten, hatte auch Sethos nichts dagegen, sich auch mit Männer zu vergnügen. Er war schließlich ein Vampir und suchte auch Abwechslung.

„Ich habe keinerlei solche Ambitionen, mein Liebling. Arthur ist lediglich etwas Besonderes. Die meisten Vampire sind hirnlos, leben vor sich hin und saugen Blut. Arthur ist ein Meistervampir mit außerordentlichen Fähigkeiten und sehr klug und eine Führungsperson. Man sollte so etwas nicht verschwenden. Außerdem mag ich ihn sehr, doch schlafen werde ich nicht mit ihm, wenn du das meinst."

Er sagte es so ernst und stocksteif und feierlich, das beide Frauen sich ansahen und lachten. Er hingegen hob nur eine Augenbraue, was sie noch mehr lachen ließ. Frauen. Sie waren nicht anders als alle Frauen, ob Vampir oder Hexe. Sie liebten all diese Dinge, die auch Menschenfrauen bevorzugten und hatten die selben Eigenschaften, nur mit dem Unterschied, das sie alt waren, was die Lebensspanne anging. Doch beide Frauen waren jung, gut gebaut und schön und blieben es auch. Sethos trank von seinem Blut und schüttelte den Kopf.

„Okay, Spaß bei Seite", sagte nun Serena und wurde ernst „Ich habe in den uralten Zauberbücher nachgeschlagen...", sie lächelte leicht „Und habe etwas gefunden, was ihm helfen wird. Doch das Ganze wird schon etwas gefährlich."

„Für Arthur?", fragte Anchar.

„Für beide, Arthur und Sethos."

Die beiden Vampiren schauten sich verwirrt an, doch Serena sprach weiter.

„So wie ich Arthurs Geschichte einschätze, hat dieser Vampir, der ihn all die vielen Jahre gequält, gedemütigt und ihn gegen seinen Willen gevögelt hatte, in ihm ein bösartiger Zwillingsbruder geschaffen, wenn ich es mal so ausdrücke. Menschen, Vampire, Hexen, Gestaltwandler...was auch immer haben eine gute Seite und eine böse Seite. Meistens überwiegt die gute Seite, bei manchen anderen das Böse. Wir müssen beide Seiten haben, denn sonst wären wir nicht lebensfähig. Die gute Seite bewahrt uns davor, schlimme Dinge zu machen und bringt uns dazu, Gut und Böse richtig einzuschätzen. Sie hat die guten Eigenschaften wie Sanftmut, Gnade, Mitgefühl oder Liebe. Unsere böse Seite ist dunkel. Dort lebt Bösartigkeit, Kampflust, Hass und alle anderen negativen Gefühle. Normalerweise sind beide Seiten ausbalanciert, das heißt, das wir auch mit unserer bösen Seite leben können, ohne sie wirklich an die Macht zu lassen."

„Du meinst, du willst Arthurs böse Seite ausmerzen?", wollte Anchar wissen. Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, auf keinen Fall. Er braucht seine dunkle Seite, sonst könnte er nicht leben. So bösartig sie auch sein kann, ist sie doch die Seite von ihm, die das alles überlebt hatte, ohne das er ein traumatisierter Idiot geworden ist, der nur noch vor sich hin starrt und Blödsinn von sich gibt. Arthur ist ein charakterstarker Vampir, den man nicht so leicht brechen kann."

„Alexej hat ihn gebrochen", sagte die Vampirin jetzt. Wieder schüttelte Serena den Kopf.

„Nein, hat er nicht. Wenn er es getan hätte, wäre Arthur jetzt genau der verstörte Idiot, den ich eben beschrieben habe. Arthurs böse, dunkle Seite hat das verhindert. Der Hass auf diesen Vampir, der ihm das angetan hatte, der ihn gezwungen hatte, genau diese Dinge zu tun, was er jetzt getan hatte; der Gedanke daran, seinen Peiniger eines Tages zu töten war der ausschlaggebende Punkt, das er nicht zerbrochen ist. Diese Seite in Arthur nährte sich von dem Hass, den Bösartigkeiten, die er getan hatte und kämpfte gegen das Trauma an, in das er unweigerlich gestürzt wäre, wenn diese dunkle Seite nicht so stark geworden wäre. Sein Kampfgeist, das alles geistig unbeschadet zu überleben gehört nun mal zu der dunklen Seite und war stark und ausgeprägt. Fazit; ohne seine dunkle Seite wäre Arthur jetzt nur noch ein vor sich hin kichernder Idiot. Niemand hält hundert Jahre Folter, erzwungener Sex und Gräueltaten aus, ohne dabei einen Schaden zu haben."

Sie machte eine Pause und trank ein Schluck von dem roten Wein, der aussah wie das Blut, das die Vampire tranken. Die beiden hörten weiter zu, als sie weitersprach.

„Doch da Arthurs dunkle, bösartige Seite sich von dem all ernährte, vor allem sein Hass auf diesen Vampir, verhinderte, das er als zerbrochenes Etwas endete. Seine dunkle Seite war schon immer stark in ihm, sonst könnte er nicht töten, wenn er Blut zu sich nimmt oder tötet, wenn er angegriffen wird. Hätte er nur eine gute Seite, würde er untergehen oder stillschweigend lächeln, wenn jemand mit einem Schwert ihn töten würde, weil die gute Seite nicht kämpfen und töten will. Doch bei den meisten sind beide Seiten ausgeglichen, das heißt, das sie keine Amok laufenden Killer sind, sich aber am Leben erhalten, wenn sie müssen und kämpfen würden, um zu überleben. Arthurs dunkle Seite, seine Bösartigkeit ist jetzt zu stark. Das Verhältnis nicht mehr ausgeglichen, doch das Gute ist noch in ihm. Nur total unterjocht und nicht stark genug, sich zu erheben oder sich zu wehren. Und mit jeder grausamen Tat wird diese Dunkelheit stärker, bis nichts mehr von Arthur, den Arthur, den wir kennen übrig bleibt. Er wird auf Dauer zu einem blutrünstigen Psychopath, den man zur Strecke bringen muss."

Es herrschte Schweigen. Jeder ließ diese Worte in sich einsickern und realisieren, bis Anchar fragte.

„Ist es zu spät?"

„Ich denke nicht, denn was mich stutzig machte; das er diesen Mann, den er liebt nicht tötete, als er mit ihm geschlafen hatte. Das sagt mir, das der Arthur ihn gerettet hatte, der noch schwächlich in ihm ist. Das Gute, das Liebe empfinden kann. Er hatte ihn verletzt, doch nicht getötet. All die anderen hat er grausam und unter Folter getötet, aber nicht ihn. Und auch nicht, als er ihn wiedersah, als Sethos ihn gerettet hatte. Nicht sofort. Er war grob zu ihm, ja, aber er hat ihn nicht mit den anderen getötet, noch nicht. Doch ich denke, das Arthurs böse Seite diesen Mann auch als Gefährten akzeptiert, nur auf diese dunkle Art. Er...", sie dachte kurz nach „Er hätte ihn wahrscheinlich zum Vampir gemacht mit dem Gedanken, das er in Zukunft einen Gefährten hatte, der mit ihm mordend durch die Welt zieht und mit ihm diese grausame Dinge tun würde. Und den er dominiert hätte. Das heißt, das er Arthur gehorchen müsste, egal was dieser tut. Ich bin froh, das ihr noch rechtzeitig gekommen seid."

Sethos hatte ihr zuvor in schnellen Abläufen erzählt, was er in der Werft getan hatte und wie er Merlin gerettet hatte.

„Okay", meldete sich jetzt Sethos, der ihr schweigend zugehört hatte und wusste, das sie eine kluge Frau war und die Situation richtig eingeschätzt hatte „Und was willst du tun?"

Sie wurde ernst.

„Es ist ein sehr komplizierter Zauber und erfordert sehr viel Macht. Ich muss meine Mädchen dazu nehmen und ihre Kräfte kanalisieren, sonst schaffe ich es nicht. Du musst in Arthurs Kopf, Sethos. Du musst die gute Seite von ihm finden, die dort irgendwo eingesperrt ist. Und wenn du ihn findest, dann musst du ihn animieren, zu kämpfen. Arthur muss diesen Hass, der sich manifestiert hat und in ihm wütet...töten. Das Ganze ist bildlich gesprochen. Was ich meine, er muss diese Dunkelheit in ihm zerstören, nicht zurückdrängen, sondern vernichten. Er muss sich dem Bösen stellen."

Sie nickte leicht.

„Ich weiß, es hört sich seltsam an. Doch dem allem kann nur Arthur ein Ende machen, indem er den Hass niederringt."

Beide sahen sie verwirrt an, bis Anchar fragte.

„Hast du nicht gerade eben gesagt, das man nicht leben kann mit nur einer Seite?"

Serena nickte.

„Ja, du wärst schwächlich und würdest nicht lange überleben, weil du keinen Kampfgeist hast. Das ist richtig. Doch Arthurs Bestie ist nicht seine dunkle Seite. Sie ist nur aus ihr geboren worden. Der Hass, der sich aus der dunklen Seite manifestiert hat, wenn du es mal so sehen willst. Dadurch, das Alexej ihn jahrelang gequält und ihn gelehrt hatte, anderen auch das anzutun, was er selbst erleiden musste, hat ein Monster in ihm geschaffen, das der dunklen Seite entsprungen ist. Doch diese Bestie ist jetzt zu stark und wehrt sich, wieder dort zu verschwinden, wo sie her kam. Wenn Arthur diese Bestie in ihm niedermacht, dann wird seine dunkle Seite immer noch da sein, nur ohne dieses widerliche Geschwür, das jederzeit dominiert, wenn sie einen Weg dazu findet. Wie jetzt. Jetzt hasst er alles Schöne, wie Mitgefühl oder Liebe. Er hatte das nie erfahren, wurde nur gequält und sein Hass auf Menschen, die das alles haben können ist grenzenlos. Deshalb tötet er so grausam. Das Böse in ihm ist der Hass."

„Du kennst dich mit diesen Dingen wirklich gut aus, Serena. Wie kommt das?", wollte Anchar wissen.

Sie lächelte, es war etwas wehmütig.

„Ich habe das selbst bei den Mädchen erlebt. Diese jungen Hexen waren teilweise nicht anders, als sie zu mir kamen. Manche wurden von ihren eigenen Familien verstoßen, als sie unbewusst Magie einsetzten. Andere wurden aus ihren Dörfern oder Städten hinaus geprügelt. Man hatte ihnen gedroht, sie zu verbrennen oder zu ertränken. Sie liefen fort und ich sammelte sie ein. Manche waren verstört, nahmen an nichts teil, waren nur in ihrem Zimmer. Andere wurden zornig und ihre Magie entlud sich, so das ich das eindämmen musste. Auch sie waren traumatisiert, hatten auf einen Schlag ihre Familien, ihre Heimat verloren. Alles was ihnen vertraut war und das alles, weil sie niemand versteht. Jetzt sind sie eine Gemeinschaft, ein Zirkel oder Cover und sie wissen, das wir zusammen halten. Jeder ist wichtig und wir sind für alle da, wenn jemand Probleme hat. Doch jetzt zurück zu eurem blonden Freund. Meine Mädchen werden enttäuscht sein, wenn sie hören, das er Männer lieber mag", meinte sie scherzhaft „Es hat sich schon herumgesprochen, das wir einen hübschen, jungen Mann als Gast haben."

„Das hat nichts zu sagen. Vampire mögen meistens beides", sagte jetzt Sethos und erntete einen amüsierten Blick von seiner Gefährtin.

„Nun, dann wird sich ihre Stimmung heben", sagte die Hexe belustigt.

Doch dann nahm sie Luft und seufzte.

„Es wäre leichter, einfach sein Gedächtnis zu löschen, doch all diese Dinge, die er erlebt hatte, gut oder böse, macht letztendlich den Arthur aus, den ihr kennt. Gute wie böse Schicksalsschläge prägen uns, machen uns stärker, klüger und erfahrener. Wenn ich sein Gedächtnis löschen würde, wäre er wie ein Kind, das alles von Grund auf lernen muss", sie schüttelte den Kopf „Nein, das ist keine Option. Es gibt nur den Weg und er ist gefährlich."

„Warum?", fragte jetzt Sethos.

„Ganz einfach. Wenn Arthur seiner Bestie unterliegt, wird der Arthur, den ihr kennt für immer verloren sein und die Bestie hat gewonnen. Dann wirst du ihn töten müssen, Sethos."

Sie beugte sich etwas vor, ihre grünen Augen leuchteten, das man wirklich dachte, das sie ein Eigenleben haben. Magie war in ihren Augen zu erkennen.

„Und Sethos. Wenn du an Arthurs Seite in seinem Kopf bist, ist es von oberster Priorität...ich wiederhole, von äußerster Wichtigkeit, das Arthur seine Bestie bekämpft und tötet. Nicht du. Arthur muss gegen sich selbst siegen und das Monster in sich töten. Du wirst nur anwesend sein, um ihn zu führen, zu leiten. Ihn anzuspornen und ihm Mut machen. Du darfst nicht eingreifen, wenn er sich dem Kampf stellt. Denk daran. Er muss gegen sich selbst gewinnen, nicht du. Sonst war alles umsonst."

Anchar kräuselte ihre Stirn.

„Verzeih mir, Serena. Ich kenne mich mit dem psychologischen Zeugs nicht so aus. Wie ist das denn so in seinem Kopf?"

Das wollte auch Sethos wissen und beugte sich interessiert etwas nach vorne.

Serena dachte darüber nach und antwortete.

„Keine Ahnung. Das ist Magie. Normalerweise spaziere ich nicht in anderen Leuten Kopf herum. Ich kann sie beeinflussen, aber dann bin ich nicht drin. Ich vermute mal, das durch diese mächtige Magie eine Welt erschaffen wird, Arthurs Welt in seinem Kopf. Es muss eine Art...nun ja, eine Art von Traum vielleicht, der real wirkt, aber es nicht ist, weil ihr in seinem Kopf seid", sie nickte leicht „Ich denke, das die Magie diese Personen einen Körper gibt, in einer Traumwelt in Arthurs Kopf. Denn das sollte dann symbolisch darstellen, wenn Arthur seine Bestie tötet, das sie wirklich besiegt und tot ist. Ich habe diesen Zauber noch nie angewendet und er ist uralt. Nur Hexen, die wirklich sehr viel Macht haben, können ihn ausführen und selbst dann, brauche ich die Macht meiner Mädchen, die ich für mich kanalisiere", sie sah beide ernst an „Ich will euch nichts vormachen. Wenn es schief geht, ist Arthur verloren, für immer. Und Sethos kann als geistig umnachteter Vampir aufwachen."

Sie wandte sich direkt an ihn.

„Wenn du dem zustimmst, wirst du Dinge sehen, die so furchtbar wie auch schön sein können. Alles was Arthur erlebt hatte, im positiven, wie auch im negativem Sinne wirst du sehen. Doch du darfst dich nicht darin verlieren, denn nichts davon ist real. Wenn du es dennoch tust, wirst du verrückt werden. Du musst dir stetig in Erinnerung halten, das dies in Arthurs Kopf ist und nicht wirklich. Und du darfst nicht eingreifen, niemals. Du darfst nichts verändern in Arthurs Kopf, sonst schadet das ihm. Nur Arthur kann etwas ändern, du nicht. Du bist lediglich ein Beobachter, der mit guten Ratschlägen zu Diensten ist. Das ist sehr wichtig. Arthur muss sich selbst besiegen, besser gesagt, dieses böse Etwas, was in ihm ist und sich seinem Körper bemächtigt. Nicht du, verstanden?"

Er nickte. Serena sah zu den großen Fenstern, der Himmel wurde langsam rötlich und stand auf.

„Okay, Plauderstunde für heute beendet, die Sonne geht auf. Bringt euch in Sicherheit, wir sehen uns morgen, beziehungsweise heute wieder. Ich lasse bei den Wohnräumen hier unten die Läden zu, falls ihr nach oben kommen möchtet. Die Mädchen wissen Bescheid."

Sie standen beide auf und Anchar sagte lächelnd.

„Danke, dir. Manchmal möchte ich etwas lesen, bis die Sonne untergeht. Das ist sehr nett."

Serena zeigte zu einer Tür.

„Da ist die Bibliothek, wenn du etwas lesen willst."

„Danke, aber zuerst werden wir ruhen. Es war ein langer Flug."

Sie nickte und Anchar umarmte sie.

„Vielen Dank für alles, Serena."

Dann trat sie zurück und Sethos nahm sie in seine Arme und küsste sie zärtlich und kurz auf den Mund.

„Danke, Mädchen", sagte er und Serena lächelte. Er hatte sie von Anfang an immer so genannt, quasi ein Kosename und sie liebte es, das er sie so nannte.

Denn Serena war alles andere als ein junges Mädchen. Sie war siebenhundert Jahre alt. Doch Sethos gab ihr immer das Gefühl, das sie es nicht war. Dann trennten sie sich und begaben sich zur Ruhe. Es wurde ruhig im Haus, anscheinend waren Hexen auch Nachtschwärmer.



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Merlin war nach der ersten Nacht im Haus der Vampire zu Maria geflüchtet, die ihn lange im Arm hatte. Glücklich und mit Tränen in den Augen willigte sie ein, mit ihm nach Hause zu fahren. Maria sah sofort, das er nicht in Ordnung war. Nicht nur körperlich, er war noch schlanker und sah abgespannt und müde aus. Sie wusste, das die Ruhe auf der Hazienda ihm gut tun würde.

Am nächsten Nachmittag machten sie einen Ausritt. Merlin ritt schweigend neben ihr, bis sie die Pferde anbanden und sich unter einen Baum auf die Wiese setzten. Merlin hatte kein Wort über das Geschehene verloren, doch sie drängte ihn nicht. Wartete, das er von sich aus sprach. Jetzt, da sie schweigend nebeneinander saßen, denn Merlin war sehr wortkarg, sagte er jetzt.

„Ich bin so ziemlich im Arsch, erschrecke schon vor meinem eigenen Schatten."

„War es so schlimm?"

Er nickte und lachte kurz sarkastisch auf.

„Wenn ich dachte, das ich ein eiskalter, berechnender Jäger war, dann hat mich dieser Ausflug etwas Besseres gelehrt. Es war so grausam und abartig, das ich mich übergeben hatte."

Sie streichelte tröstend seinen Arm und Merlin schaute sie an. In seinem Blick etwas Gehetztes.

„Und weißt du was das Schlimmste war? Nicht diese Folterungen, obwohl das allein schon furchtbar war. Ich höre immer noch Tatjana und diesen Vampir vor Schmerzen schreien, höre immer noch wie ihre Innereien auf den Boden klatschten, ein widerliches Geräusch. Doch das Schlimmste war Arthur. Dieses grausame Lächeln, als er den beiden solche schrecklichen Dingen antat und sie so schrien. Ich habe nur sein Lächeln gesehen, seine Begeisterung, das zu tun und...", er machte eine kleine Pause und nahm Luft „Und etwas ist in mir zerbrochen, als er mich so behandelte, als wäre ich irgendjemand für ihn."

„Liebst du ihn?", fragte Maria gerade heraus.

Merlin seufzte und schaute über das weite Land, bevor er antwortete.

„Ich weiß es nicht, Maria. Wir waren uns gerade näher gekommen, als diese ganze Scheiße anfing", er nickte dann „Ja, ich habe ihn geliebt."

„Und jetzt?" Ihr war nicht entgangen, das er in der Vergangenheit sprach.

„Ich weiß es nicht", sagte er wieder „Ich weiß im Moment gar nichts. Trotzdem frage ich mich...Kann ich ihm denn in die Augen schauen und zärtlich zu ihm sein, wenn ich immer sein grausames Lächeln und diese Dinge vor Augen habe? Ich...", er wandte den Blick ab „kann es nicht sagen."

„Du brauchst Zeit, Merlin und musst zur Ruhe kommen", sagte sie sanft „Und es ist nicht Arthurs Schuld, das solltest du dir immer vor Augen halten. Ich weiß ja nicht, wie ein Mensch reagiert hätte, aber wenn ich mal davon ausgehe, das Psychopathen meistens aus einer schlimmen Kindheit kommen, dann hat er nicht anders reagiert. Nur das es keine Kindheit war...wäre ja noch schlimmer."

Merlin schaute sie überrascht an.

„Woher weißt du solche Dinge?"

Sie lächelte.

„Ich lese, Merlin. Du weißt, das ich immer gerne gelesen habe. Es macht mir Spaß alles zu lesen und es kann ja nichts schaden, wenn man auf vielen Gebieten eine Ahnung hat. Oder?"

Er nickte. Maria war schon immer eine Leseratte gewesen, schon seit frühster Jugend. Damals las sie Kinderbücher und heute etwas schwerere Lektüre. Maria unterschied sich sehr von der weiblichen, adligen Gesellschaft. Während die jungen Contessas sich herausputzten und nach den jungen Adligen schaute, saß sie zu Hause und las oder ritt aus. Die meisten Frauen mochten keine Pferde, weil sie unangenehm riechen.

Merlins Vater war keiner der üblichen Adligen, der nur auf Festen wie ein Pfau herum lief. Er war sehr naturverbunden, liebte Pferde und die Jagd. Und er ließ gegenüber anderen seinen Kinder die Freiheit zu tun, was ihnen Spaß machte. Maria tanzte gerne und ließ keinen Ball aus, doch dazwischen hatte sie kein Interesse, auf den Kaffeekränzchen das dumme Geschwätz der Damen zu ertragen. Sie klatschten über andere und das gefiel ihr nicht. Lieber ritt sie durch die Natur.

„Ja, du unterscheidest dich sehr von anderen. Und ich muss immer wieder feststellen, das ich wirklich überrascht bin. Ich hätte nie gedacht, das du so sein kannst."

Sie lachte leise.

„Woher auch? Du warst ja fast nie da. Immer unterwegs, um die bösen Vampiren zu töten. Manchmal habe ich mich schon gewundert, das du jeden Abend weg warst."

„Ja, ich habe mich nicht so um dich gekümmert, wie ich sollte und dabei ist mir komplett entgangen, was für eine besondere Frau du geworden bist. Im Grunde genommen bist du viel mutiger als ich. Du bist gleich deinem Herzen gefolgt und hast dich nicht einmal beirren lassen. Auch jetzt nicht, nach dieser Sache. Und du bist klug, etwas was in dieser Zeit bei der Gesellschaft nicht gerne gesehen wird."

Sie seufzte.

„Ich weiß, Damen sollen nur gut aussehen, auf Bällen dumm kichern und dummes Gespräch führen. Ist nicht mein Ding. Ich möchte keine Vorzeigepuppe von meinem zukünftigen Mann sein. Ich habe eigene Ideen und eine eigene Meinung und ich möchte tun, was ich möchte. Wenn ich dabei anecke, dann ist mir das egal. Ich liebe einen Vampir, ein Wesen, das Blut trinkt und eigentlich tot ist", sie lachte „Ich stelle mir gerade die Gesichter der Damen vor, wenn sie das wüssten."

Merlin lächelte leicht. Das erste Lächeln, seit Maria ihn in ihren Armen hatte, als er vor der Tür stand. Er sagte.

„Ich will im Moment so weit von Vampiren weg sein, wie ich nur kann. Ich will nichts hören oder sehen. Ich muss mir über einiges klar werden."

Maria sagte nichts dazu. Doch sie war sicher, das ihr Bruder wieder der Alte wurde. Er hatte Schlimmes erlebt. Wer würde da nicht etwas ausflippen und das der Mann, den er liebte stark involviert war, machte die Sache nicht besser. Und sie wusste, das er sich insgeheim Sorgen um Arthur machte, wenn er es auch nicht laut aussprach. Sie kannte ihn viel zu gut. Nach einer Weile sagte sie.

„Er wird wiederkommen, wenn er genesen ist. Das weißt du, ja?"

Merlin schwieg und schaute über das Land. Maria bohrte nicht nach. Er brauchte jetzt erst einmal Abstand von allem. Und hier auf der Hazienda hatte er die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Und all die kleinen Problemen auf der Hazienda, die auftauchten, lenkten ihn ab. Sie hatte sich von Lance verabschiedet mit den Worten, das sie jetzt für ihren Bruder da sein musste. Er verstand es sofort und ein seltsamer Blick war in seinen Augen gewesen. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie es als Schuld bezeichnen, doch sie wusste nicht, warum er sich schuldig fühlte. Das Arthur so geworden ist, war doch nicht seine Schuld.

Diese ganze Situation tat ihrer Liebe zu dem Vampir nichts an, obwohl sie jetzt miterlebt hatte, wie grausam seine Welt sein konnte. Maria wusste, das Lance der Mann war, auf den sie ihr Leben lang gewartet hatte. Das er eigentlich tot war und untot in der Welt wandelte, störte sie am Wenigsten. Sie machte sich keine Sorgen wegen Lance und ihr. Doch Merlin machte ihr schon Sorgen. Und sie sorgte sich um Arthur.

Denn wenn er zurückkam und Merlin würde ihn abweisen, würde ihn das sehr verletzen.



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Es krachte in dem Keller und Sethos hob eine Augenbraue, als er mit Anchar im Arm in dem großen, komfortablen Bett lag. Sie hatten geruht und miteinander gesprochen, als der Lärm begann. Anchar schaute ihn überrascht an.

„Was war das denn?"

„Ich vermute, unser Sonnenschein ist aufgewacht und tobt nun in seiner Zelle herum", antwortete Sethos und stand auf. Er war nackt und seine Muskeln spielten unter seiner Haut, als er sich bewegte. Anchar musterte ihn und meinte amüsiert.

„Dreitausend Jahre und noch immer macht mich dein Anblick schwach."

Er drehte sich um zu ihr. Sethos war wirklich ein attraktiver Mann. Seine Haut hatte die Farbe von Honig, sein langes Haar schwarz wie die Nacht, kombiniert mit den dunklen Augen, die in manchen Situationen noch dunkler wurden, schlank mit Muskeln bepackt, war er eine Augenweide für jedes Wesen, ob männlich oder weiblich. Und als ihr Blick dem dunklen Flaum, der an seinem Nabel nach unten führte mit den Augen folgte, reagierte er sofort. Sein Schwanz schwoll zu einer beträchtlichen Erektion an. Sie lächelte.

„Anscheinend fühle nicht nur ich so."

Er wandte sich um und sie lockte.

„Jetzt komm schon, willst du nicht ein kleines Frühstück von mir?"

„Nein, jetzt nicht. Ich muss nach ihm sehen."

„Mit einer riesigen Erektion?"

Er wandte den Kopf zu ihr, als er begann, sich anzuziehen.

„Ich bin ein Vampir und ein alter noch dazu. Du weißt ganz genau, das ich das steuern kann, nicht wahr?"

Sie setzte sich auf und die Decke verrutschte, so das ihre makellosen Brüste zum Vorschein kamen. Sethos murmelte einen Fluch und wandte sich mit den Worten ab.

„Zieh dich an."

Sie schwang die Beine aus dem Bett und meinte.

„Steuern also? So sah das eben aber nicht aus, als ich mir deinen atemberaubenden Anblick und anderes ansah. Ich glaube eher, das du Entzugserscheinungen hast."

„Ist das ein Wunder?", fragte er „Ich bin ja die letzte Zeit nur noch damit beschäftigt, einen Wahnsinnigen einzufangen."

Sie stand auf und nun musterte er sie und in seinem Blick sah sie, was er jetzt gerne tun würde. Trotz seiner Ablehnung, fing er sie ein, als Anchar an ihm vorbeihuschen wollte und zog sie an sich. Er küsste sie und verlangte forsch Zugang zu ihrem Mund. Anchar stöhnte und presste sich an ihn, sie nackt, er angezogen. Zart fuhr er ihr über einer ihrer Brustwarzen, die sofort hart wurden. Er knurrte und ließ sie los.

„Anziehen, bevor ich es mir noch überlege."

Sie lachte und huschte davon, um sich anzuziehen und er folgte ihr mit seinem Blick.

„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", sagte er leise zu sich selbst und lächelte.

„Was hast du gesagt?"

Er krachte wieder und er rief.

„Nichts."

Eine halbe Stunde später öffnete Serena die Tür zu Arthurs Zimmer. Das war kein Problem, denn das magische Wehr verhinderte, das er heraus konnte. Sie standen in der Tür und konnten sich unterhalten, ohne das sie Angst haben mussten, das er herauskam. Als die Tür aufschwang, stürmte Arthur auf sie zu, nur um zurückgeschleudert zu werden. Ein rotes Gitter leuchtete auf und verglomm wieder, bevor sich Arthur aufgerappelt hatte. Diesmal war er vorsichtiger und fixierte sie nur. Das Zimmer war verwüstet, der Stuhl lag zerbrochen in der Ecke, wie auch der Tisch. Das Bett lag auf der Seite. Die Bestie hatte gewütet.

„Was soll das, Sethos? Lass mich gefälligst heraus."

„Nein."

„Du verdammter Arsch hast mir das Genick gebrochen. Das war alles andere als fair. Hattest wohl Angst, dich mir zu stellen, was?"

Sethos zog eine Augenbraue hoch. Er ging nicht auf seine Provokationen ein.

„Fair? Ich denke, mit diesem Wort kannst du nichts anfangen."

Arthurs Augen leuchteten rot wie glühende Kohlen, sein Gesicht vom Hass verzehrt.

„Ich werde zuerst dich töten und dann deine Frau. Und sie wird leiden, wenn du mich nicht heraus lässt. Es wird lange dauern, bis sie tot ist", er machte eine Handbewegung und lächelte bösartig „Nein, ich werde sie langsam töten und sich dabei zusehen lassen."

„Gott, es ist schlimmer als ich dachte", sagte Serena und sein zorniger Blick richtete sich auf sie.

„Und wer bist du, Schlampe?"

„Nicht darauf reagieren, Serena. Er versucht dich zu provozieren", sagte Sethos ruhig.

„Ah, Serena. Schöner Name", sagte er mit einem grausamen Lächeln „Ich habe noch keine Serena gefickt. Wird interessant werden, vor allem wenn ich damit fertig bin. Dann werde ich dich langsam ausweiden, mit den unwichtigen Teilen zuerst, damit du noch schön lange lebst und schreist."

„Ist er nicht ein Goldschatz?", sagte Serena grimmig lächelnd.

Sie hatte in ihrem Leben schon genug Scheißkerle erlebt und genug Drohungen, was ihr Leben anging. Auch schon auf einem Scheiterhaufen gebrannt, bevor Sethos kam, furchtbare Folter erlitten, um ein Geständnis zu bekommen, das sie eine Hexe ist.
Letzterem unterlag sie. Niemand hält tagelange Folter aus und sie gestand schließlich. Danach fand sie sich auf einem Scheiterhaufen wieder und viele Schaulustigen drumherum, die sie brennen sehen wollten. Nein, Arthur machte ihr keine Angst. Zumal sie eine Hexe war und Magie hatte. Sie könnte ihn töten, indem sie ihn zwang, in die Sonne zu gehen.

„Was wollt ihr von mir?", fragte er jetzt.

„Wir wollen Arthur, unseren Arthur", sagte Anchar. Er lachte leise.

„Zu spät. Er ist nicht stark genug und außerdem kümmerlich. Wusstet ihr, das er Merlin liebt. So ein sentimentaler Schwachkopf. Wie konnte er sich nur der Illusion hingeben, das ein Mensch ihn lieben könnte. Er ist ein Monster."

„Das sagt der Richtige", sagte Anchar etwas zornig „Wer hatte denn all diese armen Menschen getötet?"

Er grinste sie an. Das Böse und der Hass strahlten von ihm ab. Er war eine tödliche Bedrohung für jeden.

„Und? Ich habe es genossen. Vielleicht solltest du es auch einmal versuchen. Diese liebenswerte Art steht dir nicht, meine Süße", sagte er höhnisch.

Serena schaute ihn nur an. Sethos hatte ihr zwar beschrieben, wie er sein würde, aber es zu hören und zu sehen, waren zwei verschiedene Dinge. Und sie war sich ziemlich sicher, das er versuchen würde, ein Blutbad anzurichten, wenn er jemals herauskäme.

„Wir werden morgen mit ihm anfangen, wenn es dir recht ist, Sethos", sagte sie „Und wenn du bereit dazu bist. Ich will dich nicht drängen, aber ich fühle mich unwohl, so...Etwas in der Nähe der Mädchen zu wissen. Obwohl er nicht hinauskommt, schlafe ich wesentlich ruhiger, wenn wir das hinter uns haben."

Er nickte.

„Natürlich. Ich verstehe dich sehr gut. Niemand möchte ihn in seiner unmittelbaren Nähe haben."

„Was starrt ihr mich alle so an, als wäre ich ein seltenes Tier?", schrie Arthur aufgebracht „Und was wollt ihr mit mir tun? Mich töten?"

Anchar grinste.

„Soviel Glück wirst du nicht haben. Doch wenn ich recht überlege...ja. Du wirst toter als tot sein und dich nie wieder erheben."

„Was soll das heißen, Sethos?", wandte er sich jetzt an den Vampir.

Der alte Vampir drehte sich um und schickte sich an, zu gehen, ohne ihm eine Antwort zu geben. Wozu auch? Er würde wieder prahlen, das er nicht zu besiegen wäre. Vielleicht war er das nicht. Der Gedanke, das dies alles in Arthurs Kopf stattfinden würde, war wirklich etwas Neues für ihn. Er konnte, wenn er wollte, die Gedanken der Menschen hören, doch nicht in ihren Kopf hinein. Das war etwas Neues und trotz Gefahr war er neugierig, das zu erleben. Etwas, was er noch nie getan oder gesehen hatte. Es gab noch Überraschungen in seinem endlosen Leben.

„Schließt die Tür."

Arthur sprang vor.

„Hey, ihr könnt mich nicht einfach hier drin verrotten lassen. Ich brauche Blut."

Sethos drehte sich wieder zu ihm um.

„Du hast gestern Nacht genug in Blut gebadet. Wenn du es nicht zu dir genommen hast, selber schuld."

„Du verdammter Drecksack", schrie Arthur wütend und berührte das Wehr. Es zischte und er sprang zurück, schrie immer noch als Serena die Tür schloss.

„Ich werde euch töten."

Anchar seufzte und verdrehte die Augen.

„Immer der selbe Spruch. Er könnte sich wirklich mal etwas Neues einfallen lassen, so wie ich kille euch oder ich murkse euch ab."

Serena lachte leise und meinte.

„Ich schätze, wir gehen heute Abend mal einkaufen. Was hältst du davon etwas vor die Tür zu kommen?"

Die Vampirin nickte lächelnd.

„Gute Idee. Ich brauch mal etwas Abstand von tobenden Idioten, der mir sämtliche Gräueltaten androhen. Seit Wochen sind wir hinter dem Vollidiot her und ich bin froh, das wir ihn endlich haben. Sethos hatte alle Mühe, ihn aufzuspüren."

Dann verschwanden sie nach oben, inzwischen war die Sonne untergegangen. Arthur tobte in seiner Zelle, machte aus dem Kleinholz noch mehr Kleinholz. Es krachte und gedämpft hörte man ihn schreien, bis Serena die Tür schloss und etwas murmelte. Danach war es schlagartig ruhig. Anchar wandte sich nach ihr um.

„Was hast du getan?"

„Ein Schallzauber. Jetzt dringt nichts mehr aus seiner Zelle. Kein Lärm mehr."

„Gut", sagte Anchar und Serena verschwand. Sie hatte ja auch noch ihren Cover zu leiten. Sie ging zu Sethos ins Wohnzimmer und blieb hinter ihm stehen.

„Bist du dir sicher, das du das tun willst? Ich meine...wie wird es sein?"

Er drehte sich um.

„Ich weiß es nicht. Aber wenn wir es nicht versuchen, dann muss ich ihn töten. Wir können ihn nicht herauslassen."

„Ich weiß."

Anchar wusste, das Sethos sehr viel daran lag, diesen Vampir zu retten. Sie hatte keine Ahnung, was er in Arthur sah. Vielleicht einen Sohn, den er nie hatte und jetzt nie mehr haben könnte. Sie erinnerte sich, wie ausgelassen Sethos war, wie Arthur in Italien in ihrem Haus wohnte. Sie unternahmen sehr viel und er lehrte ihn, seine Kräfte zu gebrauchen. Sie stellte sich vor, das er das auch mit seinem Sohn tun würde, wenn Vampire fruchtbar wären.

„Was siehst du in Arthur?", fragte sie jetzt frei heraus. Die Antwort kam promt.

„Mich, als ich noch sehr jung war."

„Du liebst ihn, nicht wahr?"

Sethos hob eine Augenbraue und schaute sie verwirrt an.

„Ich sagte schon, ich hege keine romantische Gefühle für ihn."

„Das meinte ich auch nicht. Du liebst ihn wie...einen guten Freund oder...wie einen Sohn."

Sethos sagte nichts darauf und zog sie in seine Arme.

„Ich werde es versuchen und wenn nichts mehr hilft, dann..."

Er sprach nicht weiter, doch Anchar wusste, was er sagen wollte. Sie mochte ihn auch, diesen hübschen, blonden Vampir.

„Dann tu es. Ich möchte nicht, das du die Ewigkeit damit verbringst, das du dich fragst, ob du alles getan hast. Und ich bete, das die Götter mit uns sind. Wir haben bei all dem Mist ein wenig Glück verdient."

Sethos sagte nichts, doch er war der gleichen Meinung.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt