Dunkles Schicksal Kapitel 66

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Dunkles Schicksal


Kapitel 66



Sethos kam hoch in den Salon, seine Augen immer noch mit grünlichen Schleiern. Er fühlte sich beschämt, doch er war alt genug, um damit umzugehen. Sicher, er war mit dem Gedanken gekommen, sich ein paar Tage mit Arthur zu amüsieren, was ja nicht schlimm gewesen wäre. Sie hatten das schon öfter getan, doch hier hatte sich vieles gravierend geändert. Merlin war kein gewöhnlicher Mensch mehr und Arthurs Gefährte. Sie hatten das Ritual durchgeführt. Und er hatte das nicht gewusst.

Er trat zu Lance und Noel, der immer noch an der Bar stand, um seinen Frust und Wut mit Wodka zu ertränken. Sethos trat zu ihnen. Er wirkte zurückhaltend und betroffen, dachte Lance, als er den ägyptischen Vampir ansah.

„Lance, es tut mir sehr leid, das ich solch ein Chaos angerichtet habe. Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre das alles gar nicht passiert. Ich ging davon aus, das Arthur allein ist und er hatte seine Situation nicht mit einem Wort angedeutet."

Lance schnaubte abfällig und sah ihn an. Noel hatte recht; Sethos hätte das nie getan. Und ihn traf keine Schuld. Sicher, er wollte sie besuchen und sich mit Arthur ein paar schöne Tage machen, so wie in Wien. Doch Vampire achteten verbundene Gefährten und erst recht sehr alte Vampire. Sethos wäre geblieben und hätte sie ein paar Tage besucht, doch mit höflichem Abstand zu Arthur. Und der Bastard hatte das nur zu genau gewusst.

„Wundert dich das, Sethos?"

„Ich dachte, das er zumindest den Anstand hätte, mir zu sagen, das er mit Merlin zusammen ist. Habe mich wohl getäuscht."

„Du müsstest ihn inzwischen kennen", antwortete Lance „Er dachte wohl, er kommt damit durch. So wie er immer mit allem durchkommt und er doch meistens bekommt, was er will, auch wenn andere verletzt werden. Ich habe das schon so oft durchgemacht und ich will nicht mehr. Es war sowieso eine Frage der Zeit, bis er sich wieder mit anderen einlässt. Ich habe nie daran geglaubt, das er sein Versprechen hält."

„Was hast du vor?"

Lance stellte das Glas auf den Tisch.

„Ich bin wieder mit Maria zusammen; sie ist meine Gefährtin. Ich werde mit ihr fortgehen. Merlin wird Mailand jetzt verlassen, denn er war nur wegen Arthur hier und Maria wird ihn nicht allein lassen. Ich habe es satt, das dieser Vollidiot mir mein Leben versaut, weil er ein Nymphoman ist und alles oberflächlich lebt. Auch seine Partnerschaft mit Merlin", erzählte Lance „Weißt du, was er die letzten drei Monate getan hatte? Nichts, außer Merlin jede Nacht ins Bett zu ziehen. Ich musste ein Machtwort sprechen, das er mal mit uns ausging. Arthur ist nicht normal und zieht alle mit runter, die in seiner Nähe sind. Und anscheinend ist ein Gefährte nur für ihn da, um ihm Spaß zu bringen."

Er machte sich noch einen Drink und seufzte.

„Er war nicht immer so. Ich weiß nicht, was ihn so verändert hat. Vielleicht all die Scheiße, die er schon erlebt hat, angefangen mit Moskau", er schüttelte den Kopf „Ich weiß es nicht. Doch was ich weiß; er hat die letzte Chance mit Merlin zusammen zu sein, verspielt. Was für ein Idiot."

„Du weißt über die Geschwister Bescheid?", fragte Sethos.

Er nickte.

„Ja, im Gegensatz zu ihm, interessiere ich mich für das Leben meiner Gefährtin. Sie sind Hexen und ihr Clan lebt in New Orleans. Dort waren sie in Ausbildung der Hexenkunst."

„New Orleans?", fragte Sethos überrascht „Bei Serena?"

„Ja, sie sagte, sie wäre ihre Clan Führerin."

„Wieso haben sie so mächtige Magie? Das war nicht immer so."

Lance sah zu Noel, der das sofort verstand und hob die Hände.

„Bin schon weg."

Als sie allein waren, schaute er Setos an. Es war ja nicht so, das er Noel nicht vertraute. Doch was seine Gefährtin anging war er vorsichtig, zumal Maria ihm sagte, er sollte das niemanden sagen. Sethos wusste von Hexen und war auch mit einigen befreundet. Er begann leise zu sprechen.

„Ihre Eltern waren sehr mächtige Hexer, beziehungsweise Hexe und haben die Magie in ihren Kindern gebannt oder so etwas, um sie zu schützen. Ich kenne mich da nicht so aus mit Magie. Schlimmes muss diesem Clan zugestoßen sein, das sie sich verstecken mussten. Ihre Eltern hatten Feinde und Maria sagt, sie müssen ihre wahre Herkunft verheimlichen."

„Welcher Clan?", fragte Sethos und hatte schon eine Ahnung.

Lance überlegte.

„Sie nannte ihn nur einmal...ähm...Lunera oder so."

Sethos hob die Augenbrauen; er wirkte überrascht.

„Silver Lunera?"

Lance hob seine Hand und sagte.

„Ja, genau. Ihr Vater war wohl so etwas wie der Chef dort. Es gab Kämpfe und er musste fliehen. Sie wollte nicht näher darauf eingehen. Ist auch egal. Wenn sie das in Gefahr bringt, habe ich das schon vergessen."

Sethos nickte bewundernd. Er war alt genug, um diesen Clan zu kennen. Geschichten und Legenden rankten sich um diesen Hexen Clan, der lange nicht mehr existierte. Angeblich waren sie sehr mächtig, mit uralter Magie ausgestattet und sehr komplex. Viele verschiedene Wesen mit Magie hatten ihm angehört. Die meisten Clans waren nur auf ihre Spezies ausgerichtet, Hexen unter Hexen, Nekromanten unter Nekromanten. Doch dieser Clan vereinte alle Wesen mit Magie und deshalb so stark, weil sie alle Magie Arten repräsentierten.

Der Clan war legendär gewesen und wurde gefürchtet. Sethos war nie dort gewesen, was einem Selbstmord gleich gekommen wäre, denn Vampire hätten sie schneller getötet, als sie sehen könnten, egal wie alt sie waren. Zur Zeit der Blüte des Clans, gingen Vampire ihren Anhänger sehr schnell aus dem Weg, wenn sie sie zufällig trafen. Doch er hörte oft von ihnen, als der Clan noch existierte. Sie waren nicht aggressiv, doch vernichteten ihre Feinde schnell und effektiv. So etwas machte schnell die Runde in der Mythenwelt und Vampire hielten ehrfürchtig Abstand. Doch wer sich von den Vampiren mit ihnen anlegte, der starb. Egal ob einhundert Jahre alt oder zehntausend Jahre. Sie waren das Absolute an Magie gewesen.

Er nickte nachdenklich.

„Ja, jetzt verstehe ich", er sah Lance an „Hast du eine Ahnung, wie mächtig die beiden sind? Mit Sicherheit nicht und ich bewundere Merlin, weil er dort unten die Kontrolle hatte. Er hätte euch alle töten können und das Haus verschwinden lassen, ohne sich wirklich anzustrengen. Und seine Schwester hat die gleiche Macht. Ihre Eltern waren sehr hoch angesehen, bevor dieser Krieg ausbrach. Die Familie war überaus mächtig, doch wie ich hörte, gab es Spannungen mit anderen Familienangehörige. Es gab Streit, bei dem der Clan ausgelöscht wurde. So habe ich es gehört, doch Näheres weiß ich nicht."

„Ich weiß, das sie mächtig sind", sagte Lance „Ich habe Maria vier mächtige Meistervampire töten sehen, ohne das sie sich überhaupt anstrengte. Sie wollten uns töten; ich allein mit ihr. Damals wusste ich das alles noch nicht und ich hatte schreckliche Angst um sie. Sie hatten mich schnell überwältigt, doch sie...", er schüttelte den Kopf und lächelte leicht „Meine kleine Hexe hat sie getötet, bevor sie überhaupt wussten, mit was sie es zu tun hatten. Und ich war...ich kann nicht sagen, wie ich mich fühlte. Erleichtert? Denn jetzt weiß ich, das ich mir keine Sorgen um sie machen muss, wenn sie allein unterwegs ist."

„Kleine Hexe? Das trifft es nicht annähernd", schmunzelte Sethos „Und an deiner Stelle würde ich sie nicht reizen."

„Ich nenne sie nur so, so eine Art Kosename. Und ja, das weiß ich. Sie hatte mir schon Schreckliches angedroht, wenn sie sich ärgerte. Doch ich bin mir sicher, sie würde nichts Schlimmes tun und es wieder rückgängig machen. Sie liebt mich und ich respektiere sie", lächelte Lance und wurde ernst, als er daran dachte, was er ihr sagen musste.

„Fordere es nicht heraus, mein Lieber", meinte Sethos.

Lance seufzte.

„Nein, werde ich nicht. Oh je, ich werde mich gleich mit ihr treffen. Das wird nicht leicht werden", er stellte sein Glas ab und wandte sich wieder Sethos zu.

„Was wirst du tun?"

„Ich fliege nach Hause. Es ist besser für mich, wenn ich Arthur nicht sehe. Ich könnte etwas tun, was ich eigentlich nicht tun will. Mein Zuhause ist nicht weit weg. Es tut mir alles so leid, Lance. Das war nicht beabsichtigt. Ich kann immer noch nicht verstehen, wie er das tun konnte. Warum zum Teufel hat er nichts gesagt? Ich fühle mich beschämt und das kam schon Tausende von Jahren nicht mehr vor."

„Es war nicht deine Schuld. Du warst lange nicht da und wusstest nichts von den Veränderungen", sagte er „Es ist Arthurs Schuld und nur seine. Ich muss gehen. Einen guten Heimflug und komm bald wieder."

„Danke, aber so schnell komme ich nicht wieder. Ich werde eine Zeit brauchen, um das zu verdauen. Normalerweise mache ich kurzen Prozess mit meinen Vampiren, die mir so etwas antun", er seufzte „Und ich dachte wirklich darüber nach, doch noch gebe ich ihm eine Chance. Arthur hat sehr viel Potenzial und ich habe immer noch die Hoffnung, das er es auf die Reihe bekommt. Ich mag ihn, mochte ihn schon immer, aber heute hat er sehr viel Ansehen, was mich betrifft, verloren. Er muss sich sehr anstrengen, das ich ihm das verzeihe."

„Willkommen im Club der Hoffnungen", seufzte Lance „Ich muss los. Wir sehen uns."

Lance ging hinaus und verließ das Haus. Er musste Maria vorwarnen, denn wahrscheinlich war sie schon fort, als Merlin nach Hause kam, egal wo das sein möge. Kurz darauf verließ auch Sethos das Haus und war verschwunden.



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Maria lächelte, als Lance auf sie zu kam. Sie stand an einem Stand in dem großen Park in der Innenstadt. Bunte Laternen waren überall aufgehängt, Irgendwo spiele Musik und eine Menge Leute hielten sich dort auf. Im Sommer war so etwas sehr beliebt, mit Ständen, Tische und Stühlen und Musik. Auch tanzen konnte man dort. Es gab eine Tanzbühne und eine Musikkapelle. Essen und Trinken; es war sehr schön dort in dem großen Park. Auch Verkaufsstände, die handgemachten Schmuck und anderes anboten. Ein kleiner Markt für das normale Volk, das sich hier amüsierte.

Sie wurde ernst, als er sie begrüßte und Lance sie küsste.

„Ist irgendetwas los?", fragte sie, denn Lance wirkte besorgt. Und Frauen hatten für alles ein Gespür, vor allem, wenn sie ihren Gefährten gut kannten und aufmerksam waren.

„Ja", sagte er und zog sie von dem Stand fort in eine ruhige Ecke. Sie schaute ihn fragend und auch besorgt an.

„Ist was mit Merlin oder Arthur?"

Lance seufzte.

„Was ich dir jetzt sage, wird nicht leicht, Maria. Also halte die Ruhe und tu bloß nichts mit deiner Magie."

Sie machte sich los und sagte beängstigt und etwas beleidigt.

„Hör auf, ich habe das unter Kontrolle. Ich bin kein Teenager mehr. Es ist etwas mit Merlin, nicht wahr? Ist ihm etwas passiert?"

„Nein, keine Sorge. Es geht ihm gut", antwortete er in einem beruhigenden Ton.

Zumindest, was sein Leben anging, denn Maria dachte, das er vielleicht tot ist oder so etwas.

„Es gab einen Vorfall heute Abend. In unserem Haus."

Maria griff ihn an seinem Arm. Ihr Herz zog sich zusammen.

„Was ist passiert? Merlin wollte sich mit einem Mann von der Bank treffen, doch er sagte mir, als ich ging, das das Treffen ausfiel. Er wollte zu Arthur, früher wie geplant", sagte sie.

Lance nickte grimmig.

„Ja und mir persöhnlich wäre es lieber gewesen, wenn er zu dem Treffen gegangen wäre".

Es wäre trotzdem passiert, nur würde es Merlin vielleicht nicht wissen. Arthur wäre wahrscheinlich mit Sethos schon verschwunden gewesen, wenn er gekommen wäre und hätte ausrichten lassen, das er etwas erledigen musste. So etwas in der Art hätte der Bastard getan, doch Merlin wäre unwissend. Doch so viel Glück hatte Lance nicht.

„Jetzt sag endlich was los ist", fuhr sie ihn an, tief beunruhigt. Er seufzte wieder und nahm Luft.

„Er hat Arthur in Flagranti erwischt, als er sich mit Sethos amüsierte. Er war heute Abend angekommen, als ich noch jagen war. Es gab eine unschöne Szene und Merlin spielte mit seiner Magie; er war zornig und griff Arthur an, abgesehen davon, das er aussah wie der Feuerteufel."

„Oh Gott...Oh Gott. Ist etwas passiert? Lebt Arthur noch? Steht das Haus noch?"

Maria hatte Serenas mahnende Worte nicht vergessen, das sie ihre Gefühle unter Kontrolle haben mussten. Und sie konnte sich sehr gut vorstellen, was Merlin für ein Gefühlschaos in diesem Moment hatte. Zu der Demütigung kam Zorn dazu; sie kannte Merlin. Er war niemand, der schnell ausrastete, doch Maria wüsste nicht, was sie tun würde; in so einer Situation. Das war gefährlich. Und Merlin war auf jeden Fall zornig gewesen und sehr tief verletzt.

„Ja", sagte er beruhigend „Er ist verschwunden, ohne das Schlimmes passiert ist."

Maria ging los und Lance folgte ihr.

„Wohin willst du?"

„Ich muss sofort nach Hause. Tut mir leid, Lance. Ich melde mich. Und danke Gott, das nichts passiert ist. Ich weiß nicht, wie Merlin da durch kam, ohne das jemand starb oder das Haus zerstört wurde. Ich muss jetzt zu ihm...wir sehen uns."

„Maria!", rief er, als sie in der Menge verschwand und als er ihr folgen wollte, war sie verschwunden. Maria hatte sich verschleiert und rannte nach Hause.

Lance fluchte und verwünschte Arthur alle Knochen im Leib.



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Maria kam atemlos ins Haus gestürzt. Es brannte Licht, also war Merlin da. Sie legte ihren Mantel und ihre Tasche ab und kam in den Salon. Dort brannte nur die kleine Lampe auf dem Schreibtisch, doch Merlin stand am Fenster, einen Brandy in der Hand.

„Merlin, ich habe es gerade gehört. Lance hat es mir erzählt. Du hast es unter Kontrolle gehabt?"

„Ja. Ich bin gegangen, bevor ich...ausrasten konnte. Doch ich war nah dran. Und auch, weil Lance mich etwas beruhigt hat. Ich hätte mir das nicht verzeihen können, wenn etwas passiert wäre. Wenn die Situation nicht so niederschmetternd wäre, könnte ich fast stolz auf mich sein. Ich habe eine furchtbare, demütige, schmerzliche Situation bestens gemeistert. Serena kann stolz auf ihre Schüler sein."

Sie kam näher.

„Scheiße, Merlin. Wie geht es dir?"

Er schnaubte und drehte sich um.

„Wie wohl? Es ist schließlich nicht angenehm, wenn du zu deinem Mann kommst und er mit runter gezogener Hose über dem Tisch liegt, während..."

Er sprach nicht weiter, es war zu schmerzvoll. Maria nahm ihn spontan in ihre Arme.

„Oh, Merlin. Es tut mir so leid, so unendlich leid. Ich weiß nicht, was ich sagen soll."

„Ja, mir auch. Ich dachte wirklich, das ich endlich glücklich werde. Doch er hat alles zerstört. Anscheinend sind seine hohlen Sprüche von Liebe nur so daher gesagt. Bei der nächsten Gelegenheit hatte er..."

Sie seufzte und ließ ihn los.

„Du weißt, das Vampire sehr aktiv sind und Arthur insbesondere. War er ja immer. Doch ich dachte, das er das jetzt im Griff hat, da er endlich dich wieder hat."

Merlin sagte nichts und sie sah ihn einen Moment an und runzelte die Stirn. Sie hatte ihn nie danach gefragt, doch jetzt tat sie es.

„Warum wolltest du so unbedingt, das er treu ist. Ich denke, wir beide sind jetzt wesentlich offener, was Sex angeht. Wir hatten auch schon mehrere in unserem Bett. Das ist etwas, was ich nicht wirklich verstehe, das du ihm diese Bedingung abverlangt hast."

„Willst du mir sagen, das es dich nicht stören würde, wenn Lance es tun würde?"

„Er würde zuvor mit mir darüber reden, bevor er es tut. Und ich würde wahrscheinlich nicht nein sagen oder besser, vielleicht mitmischen. Kommt auf die Person an. Ich weiß, das er mich liebt und das andere nur Spaß ist. Ich kann es nicht sagen; müsste in die Situation kommen. Doch er würde es nie hinter meinem Rücken tun, das weiß ich sicher. Und auch nicht, wenn ich das nicht gutheißen würde. Also kann ich davon ausgehen, das ich in solch eine Situation nie hinein stolpere."

Merlin nahm Luft und antwortete.

„Ich habe darauf bestanden, weil ich einfach sehen wollte, was ich ihm bedeute. Er sagt zwar groß ich liebe dich, doch manchmal kam es mir so vor, als würde er irgendeine Phrase herunter spulen; als müsste er es standesgemäß sagen. Ich wollte sehen, was er dafür aufgeben würde, um mit mir zusammen zu sein. Ich hatte nicht viel verlangt. Nur Treue auf eine unbestimmte Zeit. Wäre es umgekehrt gewesen, ich hätte nie wieder einen anderen nur angeschaut."

„Also war das ein Test?", fragte sie.

„Nicht direkt. Ich wollte einfach sehen, zu was er bereit ist, für mich aufzugeben. Ein Vertrauensbeweis und auch ein Liebesbeweis. Wir waren nie wirklich zusammen, bis auf diese drei Monate. Eigentlich haben wir uns nur oberflächlich gekannt. Und nun habe ich keine Chance mehr, ihn wirklich kennenzulernen oder er mich. Doch mir kam das die letzte Zeit so vor, als hätte er nicht das Bedürfnis, mich kennenzulernen. Er sagte zwar andauernd ich liebe dich, doch manchmal kam es mir so vor, als wollte er sich davon überzeugen, nicht mich. Und er hatte keine zwölf Wochen gebraucht, bis er das alles für nichtig erklärt hatte. Er hatte es versprochen, hoch und heilig", er lachte leise, es klang traurig „Soviel zu unsterblicher Liebe und Vertrauen. Wieder einmal hat er mich verletzt und nun werde ich gehen. Mailand hat seinen Reiz verloren und da er wieder mit der...du gehörst mir...Sache angefangen hatte, wird er mich suchen. Ich verschwinde."

„Verschwinden? Wohin?"

„So weit weg wie möglich. Ich habe schon gepackt und habe nur auf dich gewartet."

„Gut, lass mir etwas Zeit, das ich packen kann", sagte sie und wollte gehen, doch Merlin sagte.

„Nein!"

Sie drehte sich um.

„Was?"

Merlin kam auf sie zu und blieb vor seiner Schwester stehen.

„Nein, Maria. Dein Platz ist hier, hier bei deinem Gefährten. Ich werde allein gehen."

„Nein, ich komme mit."

„Und so einfach Lance verlassen?"

Sie schaute unter sich. Natürlich würde es ihr das Herz brechen, den einzigen Mann, den sie jemals liebte, zu verlassen. Lance war so anders wie Arthur. Liebevoll, geduldig und tiefgründig. Auch lustig und leidenschaftlich. Und er trug sie auf Händen, ließ ihr Freiraum und akzeptierte ihre Entscheidungen. Dazu sah er sehr gut aus und war nicht arm. Ein Traum für jede Frau und er liebte sie. Doch sie liebte auch Merlin und er war mehr als nur niedergeschlagen. Und trotzdem stark.

„Ich kann dich doch nicht allein lassen; jetzt da du so..."

Merlin hob ihr Kinn an und lächelte leicht.

„Maria, ich bin kein kleines Kind mehr. Und ich kann sehr gut auch allein leben; im Gegenteil. Ich möchte jetzt eine Zeit lang allein sein, ich brauche das, um mir über einiges klar zu werden. Und ich bin im Moment keine gute Gesellschaft. Gib mir die Zeit, ja?"

„Aber..."

„Nein. Du hast dein Glück gefunden. Halte es fest, Maria. Gib es nicht wieder wegen mir auf. Ich komme schon klar. Du gehörst an die Seite deines Gefährten und tu das auch Lance nicht wieder an. Das hat er nicht verdient."

„Aber wir waren noch nie getrennt", sagte sie weinerlich.

„Dann wird es jetzt Zeit. Lebe dein Leben und nicht meins. Wir sind bei Gott alt genug, um getrennt zu leben. Und wir werden nicht für immer getrennt sein. Aber im Moment muss ich allein sein. Und du wirst nicht allein sein. Lance ist da und die anderen Vampire. Sie mögen dich und stehen Lance und auch dir loyal zur Seite. Noel hält sehr viel von dir, obwohl du ihm seine Bettgesellschaft ausgespannt hast", lächelte er leicht, obwohl ihm dazu bestimmt nicht zumute war.

Doch er musste Maria zeigen, das er klar kam. Sonst würde sie nicht bleiben und er wollte sich jetzt nicht mit ihr anlegen. Merlin wollte auf keinen Fall, das sie auch auf das verzichten musste, was er dachte, gefunden zu haben. Das Glück mit jemanden, der sie liebt.

„Ich habe Angst, das du etwas Dummes tust", sagte sie sorgenvoll.

Merlin schüttelte den Kopf.

„Blödsinn. Ich werde nicht mein Leben wegen Arthur wegwerfen. Er ist es nicht wert. Wir werden in Verbindung bleiben, richte dir ein Postfach ein, denn ich möchte auf keinen Fall, das Arthur jemals weiß, wo ich bin. Ich schreibe dir; ich verspreche es."

Maria sah ihn traurig an, Tränen rannen ihr über die Wangen.

„Oh, Merlin. Das willst du wirklich? Ich würde mit dir gehen."

„Das weiß ich, aber du gehörst jetzt hierher. Oder fällt es dir nicht schwer, Lance zu verlassen?"

„Doch, es würde mir das Herz brechen."

„Siehst du? Und das wollen wir beide nicht. Wir werden uns wiedersehen. Ich bin ja nicht aus der Welt, doch ich muss gehen; das verstehst du doch? Ich würde ihm hier immer wieder über den Weg laufen und ich möchte ihn nicht sehen; nicht ansatzweise sehen."

Sie nickte, er hatte recht. Sie würden sich früher oder später durch Zufälle sehen.

„Wann willst du gehen?"

„Noch heute Abend. Behalte das Haus oder verkaufe es, wenn du zu Lance ziehen möchtest. Ich habe auch das Finanzielle geregelt; du wirst immer genug Geld haben, obwohl dein Gefährte ja nicht arm ist."

Maria weinte und er nahm sie einen Moment in seine Arme. Es fiel ihm schwer, sie zu verlassen. Aber er wollte nicht, das Maria wegen ihm auf ihre Liebe verzichten musste. Er ließ sie los und küsste sie auf die Stirn.

„Es wird alles gut. Sei glücklich und lebe dein Leben an der Seite eines wundervollen Gefährten. Vielleicht hätte ich mir Lance aussuchen sollen."

„Und ich Arthur?", sagte sie und ein verachtender Blick kam in ihre feuchten Augen „Er wäre nicht so gut heute Abend weggekommen, wenn ich es gewesen wäre. Mit Sicherheit nicht."

Merlin wusste, das Maria ihn nicht getötet hätte, doch ihm Ekliges angetan hätte, wie für eine Zeit lang schwarze Beulen haben oder so etwas. Frauen waren wesentlich rachsüchtiger, wenn sie betrogen wurden. Vor allem Hexen; so etwas verziehen sie nie und reagierten meistens mit einem Zauber, der sehr unangenehm war.

„Wo gehst du jetzt hin?", schniefte sie.

„Ich weiß es nicht. Doch ich werde es dir mitteilen, wenn ich es weiß. Bis dahin halt die Ohren steif."

Merlin ging hinaus, zog seinen Mantel an und nahm die beiden Taschen. Maria stand an der Tür zum Salon. Sie weinte. Merlin drehte sich um und lächelte ihr nickend zu. Dann öffnete er die Tür und ging hinaus.

Maria ging wieder in den Salon, setzte sich auf das Sofa und weinte. Sie konnte Merlin ja verstehen; auch das er jetzt allein sein wollte. Doch sie waren noch nie getrennt und sie wusste nicht, wann sie ihn wiedersah. Lange saß sie dort auf dem Sofa in dem stillen Haus. Ihre Tränen waren versiegt und sie starrte vor sich auf den Boden.

Zu ihrem Kummer gesellte sich jetzt Zorn. Zorn auf den Mann, der Merlin das angetan hatte und ihn veranlasste, zu verschwinden. Und somit ihr auch den Bruder nahm. Maria hatte sich gefreut, das sie zusammenblieben, doch ein gewisser Vampir, der nicht von anderen lassen konnte, vereitelte das. Und sie wurde so verdammt wütend auf diesen Vampir, der in ihrem beider Leben nur Kummer brachte.

Niemand anderes als Arthur hatte das zu verantworten.



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Merlin saß mit noch anderen drei Fahrgästen in der Kutsche, die ihn aus Mailand brachte. Sie war auf dem Weg nach Genua; die einzige Fahrt, die heute Abend Mailand verlassen würde. Doch er wollte nicht warten, also nahm er diese Passage. Häuser, Menschen und Lachen, sowie Musik nahm er nur am Rande wahr, als er aus dem Fenster sah. Es war Abend und Wochenende, dementsprechend war viel los in der Stadt.

Doch er registrierte das nicht wirklich. Merlin war in Gedanken versunken; sein Herz so schmerzvoll und schwer und diese furchtbare Bilder von dem Geschehen in Arthurs Zimmer peinigten ihn. Er schloss die Augen, um sie loszuwerden, doch das war nicht leicht. Warum hatte Arthur das getan? Es war ja nicht so, das Merlin sich ihm verweigerte; sie hatten jede Nacht miteinander geschlafen. Und es war eigentlich immer toll gewesen. Merlin war kein Spießer und machte alles mit, war auch immer offen für Neues. Aber anscheinend war das Arthur nicht genug.

Er war kein Vampir, doch er ist ein mächtiger Hexer und nicht gerade so empfindlich wie ein gewöhnlicher Mensch. Also was war es nur? Darauf hatte Merlin keine Antwort. Und die Tatsache, das Sethos Arthur nahm, verursachte in ihm noch mehr Schmerz. Arthur hatte ihm nie erlaubt, das Merlin ihn nahm, als wäre er nicht gut genug für ihn, das er Merlin das gestattete. Immer mehr nahm der junge Hexer an, das er in Arthurs Augen nicht gleichberechtigt war, sondern eher der Untergebene, den er Sethos vorspielte. Merlin war nur seine Spielpuppe, mit der er sich seine Zeit vertrieb, doch meilenweit davon entfernt, ein Gefährte zu sein.

Er schnaubte leise unwillig, als er an die Liebesbeteuerungen des blonden Vampirs dachte. Liebe. Er hatte die Schnauze voll von Liebe. Arthur konnte ihn nicht lieben, denn jemand der aufrichtig liebte, hätte so etwas nie getan, zumal er wusste, das Merlin genau das nicht wollte. Doch es hatte nicht lange gedauert, bis er die Hose heruntergezogen hatte, denn Sethos war vielleicht gerade mal eine halbe Stunde da gewesen. Merlin wusste es so genau, weil er ungefähr eine Stunde nach Sonnenuntergang ins Haus der Vampire kam.

Er nahm Luft. Vielleicht sollte es so kommen. Diese Verbindung war von Anfang an verflucht gewesen. Sie hatten nie eine reale Chance gehabt, bis jetzt hier in Mailand. Doch Arthur hatte auch das zunichte gemacht. Und nun musste er wieder verschwinden, aber diesmal ohne Maria. Er wollte nicht, das sie sein Schicksal teilte. Das Schicksal eines Mannes, der wieder einmal gerade verarscht wurde. Lance war Marias Bestimmung und er war genau der Richtige für sie. Merlin würde nie zulassen, das sie auch ihr Glück opfern würde, zumal sie es ohne wenn und aber getan hätte. Seine Mutter hätte ihm das nie verziehen, das er seine Schwester mit in sein Unglück zog.

Maria gehörte zu Lance und es war an der Zeit, das sie begann, ihr Leben zu leben und nicht in Merlins Fußstapfen trat und mit ihm unruhig und traurig, auch einsam durch die Welt zog. Er musste weg, aber sie nicht und er machte sich keine Sorgen um sie. Maria war mächtig, was Magie anging und sie zögerte nicht so lange wie er, um sich zu verteidigen. Sie war in diesen Dingen erbarmungsloser wie er. Aus dem schüchternen Mädchen war eine Frau geworden, die nicht lange fackelte, wenn ihr jemand zu nah kam. Und Lance würde sein Leben für sie geben, das wusste Merlin; wenn es auch nicht nötig war. Maria konnte eher ihn beschützen als er sie. Er wusste, das er die richtige Entscheidung getroffen hatte, was Maria anging.

Am Nachmittag erreichten sie Genua und Merlin stieg aus der Kutsche. Er roch das Meer und da es ein schöner Tag war, ging er an den Hafen. Dort setzte er sich auf einen Stein, sein Gepäck neben sich. Er hatte keinen Plan gemacht, als er Mailand überstürzt verließ; er wollte nur weg und das so schnell wie möglich. Noel hatte ihm einmal erzählt, das Vampire ihren Gefährten über das Blut finden konnten, wenn sie den Blutaustausch vollständig durchgeführt hatten. Merlin war nicht blöd; Arthur konnte ihn finden, also verschleierte er seine Person, aber so das er noch sichtbar war. Doch alles andere was von ihm ausging, war sozusagen wie in einem Vakuum um ihn eingeschlossen. Das hieß, das er für alle, die übersinnliche Fähigkeiten hatten, unsichtbar war. Und dieser Zauber war für ihn überhaupt nicht anstrengend; er lief mal so zu sagen nebenbei und bedurfte keiner weiteren Aufmerksamkeit. Arthur hatte keine Ahnung, zu was er imstande war.

Hatte ihn auch nie wirklich interessiert. Wichtig für ihn war gewesen, das Merlin ihm jede Nacht zu Diensten war. Alles andere, was Merlin betraf, hatte ihn wenig interessiert. Er hatte sich auch nie die Mühe gemacht, mal zu fragen, was Merlin gerne unternehmen wollte; außer im Bett zu liegen. Und die wenigen Male, die sie mit Lance und Maria aus waren; da drängelte er für nach Hause und ins Bett, obwohl Merlin viel lieber noch Zeit zusammen verbracht hätte. Doch aus Liebe zu Arthur gab er immer nach. Liebe; er wollte dieses Wort für mindestens hundert Jahre nicht mehr hören. Er war zutiefst enttäuscht, sein Herz sehr verletzt und am Boden zerstört.

Wieder einmal. Klasse.

Doch dann lächelte er grimmig, als auf das Meer schaute. Arthur würde blöd aus der Wäsche schauen, wenn er keinerlei Signale von ihm bekam. Er würde ihn nie mehr finden, wenn Merlin das wollte und im Augenblick wollte er das sehr. Doch wie ging es jetzt weiter? Er machte sich Gedanken, wohin er reisen sollte und lächelte plötzlich. Er stand auf, nahm sein Gepäck und suchte das erstbeste Reisebüro auf, die oft am Hafen waren. Merlin buchte eine Passage auf einem der luxuriösen, teuren, neuen Dampfschiffen nach Übersee. Das Schiff würde heute Abend auslaufen. Er lächelte, als er aus dem Büro kam und auf seine Papiere sah.

Merlin würde nach Hause fahren; das einzige Zuhause, das er jetzt noch hatte und dort war er immer willkommen.



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Maria hatte nicht gut geschlafen und da Merlin jetzt weg war, hatte sie dementsprechend miese Laune. Sie hatte keine Angst allein zu sein; Merlin hatte recht, das war sie ja nicht. Lance und auch die anderen Vampiren waren hier und sie hatte auch noch Freunde, die sie besuchen konnte, wie Merit in Ungarn, die dort ihren kleinen Clan führte. Doch sie machte sich am Nachmittag fertig, um zu Lance zu gehen und ihm die neusten Entwicklungen zu erzählen. Er würde sehr glücklich sein, das sie bei ihm blieb und sie war es auch; trotz das sie sich von ihrem Bruder trennen musste. Merlin hatte das gut erkannt; es hätte ihr das Herz zerrissen, Lance wieder aufzugeben. Dafür liebte sie Merlin noch mehr.

Einer der jungen Männer ließ sie ein; sie waren sehr freundlich und zuvorkommend. Da es noch Tag war, sagte ihr der junge Mann, das Lance unten wäre, doch schon aus seiner Ruhephase erwacht. Sie nickte und ging die Treppe hinter dem Mann herunter, der sie zu Lance führte. Eine Hexe in einem Vampir Cover. Der Alptraum jeder Hexe. Doch Maria war hier willkommen und die Vampire, die schon auf waren und ihr zulächelten, würden ihr nie etwas antun. Und wenn doch, würde Lance sie töten, wenn sie es nicht schon getan hätte. Aber alle standen loyal zu Lance, inzwischen mehr als zu ihrem wirklichen Meister. Jeder wusste inzwischen, was vorgefallen war und schüttelten nur den Kopf. Denn alle kannten auch Merlin gut. Er war immer sehr freundlich zu jedem gewesen, wenn er sie auch nicht näher kannte.

Lance stand im Gang mit Noel und redete leise mit ihm, als er Maria sah. Sein Gesicht strahlte auf, denn er hatte wahnsinnige Angst, das sie ihn wieder verlassen hatte. Freudig ging er auf sie zu und streckte seine Hände ihr entgegen.

„Maria...endlich. Ich hatte schon die Befürchtung, das du wieder weg bist."

„Diesmal nicht", sagte sie lächelnd und küsste ihn „Ich will dich nicht wieder verlieren."

„Merlin?", fragte er.

Sie wurde ernst und seufzte.

„Er ist fort. Noch gestern Abend hat er Mailand verlassen und wollte, das ich hier bleibe. Er sagte, das es an der Zeit ist, das ich endlich mein Leben an der Seite meines Gefährten leben soll. Doch ich werde in Verbindung mit ihm bleiben und wir werden uns wiedersehen. Doch im Moment will er allein sein. Er ist sehr niedergeschlagen und verletzt. Er braucht Zeit."

Lance nickte.

„Kann ich gut verstehen. Und ich bin mehr als nur glücklich, das er so über uns denkt. Ich werde ewig in seiner Schuld stehen. Merlin ist ein wirklich anständiger Kerl und anscheinend mag er mich", er nahm ihre Hand „Lass uns in mein Zimmer gehen. Ich kann noch nicht nach oben."

Sie nickte, doch...

„Merlin?", hallte es hinter ihnen und sie drehten sich um.

Arthur kam den Gang entlang gestürmt und rief Maria zu.

„Wo ist er? Wo ist mein Gefährte?"

Marias Augen verengten sich, als sie Arthur sah und ihr kam wieder der so unendliche, traurige Blick von Merlin in den Sinn. Ihr geliebter Bruder, der so vorgeführt wurde, sie verlassen musste und jetzt unendlich traurig, verletzt und einsam durch die Welt zog. Sie wurde innerhalb von Sekunden von zornig auf wütend; eine Steigerung. Ohne Worte hob sie die Hand, ihre Augen dunkler, vollführte eine Drehung und Arthur flog mal wieder durch den Gang. Da der Gang eine Biegung machte, krachte er gegen die Wand und rutschte an ihr herunter.

Maria ging auf ihn zu. Langsam hob sie die Hand, als sie einige Meter vor ihm stehen blieb. Arthur schaute sie perplex an; Lance folgte ihr. Das hier wurde jetzt sehr unschön. Das wusste er nur zu gut, wenn Maria zornig war. Doch der Idiot anscheinend nicht. Er wusste inzwischen, das Merlin ein Hexer war und seine Schwester dementsprechend eine Hexe. Und doch forderte er sie heraus, allein schon durch seine bloße Anwesenheit. Es war doch wohl klar, das Maria zu ihrem Bruder stand. Vollidiot! Einige Vampire verschwanden schnell in ihren Zimmern; außer Noel. Er stand im Eingang seines Zimmers und schaute interessiert zu, was jetzt kommen würde. Doch er schüttelte den Kopf, weil er die gleichen Gedanken wie Lance hatte. Er sollte Maria nicht unter die Augen kommen, nicht so kurz nach diesem Vorfall.

„Du", schrie Maria wütend und zeigte auf ihn. Seine bloße Anwesenheit brachte sie auf den Level Zorn. „Du hast es gewagt, mich anzureden und nach Merlin zu fragen? Ich könnte dich auf der Stelle in ein kleines Aschehäufchen verwandeln, doch das würde mir Lance übel nehmen. Dein gottverdammtes Glück. Doch ich weiß etwas Besseres. Du wirst so schnell niemanden mehr finden, der dir im Bett Gesellschaft leistet. Das hat jetzt ein Ende mit dem herum vögeln."

Lance griff an ihren Arm, behutsam, denn sie war mehr als wütend. Und eine wütende Hexe sollte man mit Vorsicht genießen. Noch wusste Lance nicht, zu was sie alles fähig war, doch er hatte da schon so eine Ahnung. Zu sehr viel.

„Maria...nicht. Was hast du vor? Tu ihm nicht Furchtbares an. Er mag ein verkommener Bastard sein, aber das ist keine Lösung."

Sie warf ihm einen Seitenblick zu.

„Keine Angst, Liebling. Ich werde ihn nicht in Flammen aufgehen lassen. Merlin würde mir das nicht verzeihen, sonst hätte er es selbst getan. Obwohl er ihm so viel Schlimmes angetan hatte, wünscht Merlin nicht seinen Tod. Und ich respektiere seinen Wunsch. Doch er wird wohl nicht mehr so schnell im Bett Vergnügen haben."

Ohne weitere Worte schrie sie, als sie wieder zornig Arthur ansah.

„Exkama era heribos...mögen sie dich eine Zeit lang begleiten."

Lance sah sie geschockt an und dann zu Arthur, der mit einem Entsetzen im Gesicht aufschrie. Sein Gesicht war mit ekligen, schwarzen Beulen verziert, sowie seine Arme und sein ganzer Körper. Maria lächelte grimmig.

„Dein ganzer Körper ist entstellt und auch deine sogenannten edlen Teile. Jeder, der dich nur ansieht, dem wird übel werden, bevor du deinen von Beulen übersäten Schwanz auspackst. Du wirst keine Schmerzen haben, doch du wirst fühlen, wie es sein wird, wenn dich jeder meidet. Einsamkeit, Demütigung und Hässlichkeit werden dein Begleiter sein, bis ich es mir vielleicht, aber nur vielleicht überlege, den Zauber rückgängig zu machen. Du hast Merlin gedemütigt und ihn zur Einsamkeit verdammt. Nun wirst du am eigenen Leib fühlen, wie das sein wird. Demütigung, wenn dir jeder mit einem von Ekel gezeichneten Gesicht aus dem Weg geht und einsam, weil dich keiner mehr ansehen will, geschweige anrühren."

Arthur sprang auf und heulte verzweifelt auf, wollte auf Maria losgehen, was ihm wieder einen Flug durch den Gang einbrachte. Er wand seine eigene Telekinese an, doch Lance trat dazwischen, schlug seine Hand, die er erhoben hatte, runter. Das hier würde ausatmen und im Endeffekt das Haus kosten und was sonst noch. Er hatte keine Angst um Maria. Nein, aber bei einem Kampf könnte das Haus einstürzen oder alle kämen zu Schaden. Es war Tag, die Sonne strahlte vom Himmel und sie hätten keinen Schutz mehr. Lance hatte schon gesehen, was Telekinese so anrichten konnte. Und er konnte sich lebhaft vorstellen, was Magie einer wütenden, mächtigen Hexe anrichten konnte, wenn er an den Park und die vier Meistervampire dachte. Er griff geistesgegenwärtig in die Tasche, nachdem er Arthur anschrie, das er es bloß nicht wagen sollte und gab Maria hastig ein Haufen Geldscheine in die Hand. Sie musste hier weg und sich beruhigen.

„Geh in die Stadt und kauf dir etwas Schönes, Maria und beruhige dich erst mal, bevor das hier ausatmet. Wir sehen uns später", er wandte sich an Arthur und schrie ihn an „Verschwinde in dein Zimmer, du Arschloch. Wenn du Maria etwas antust; sie ist die Einzige, die diesen Zauber rückgängig machen kann. Also denk mal nach, du Vollidiot, bevor du handelst. Oder kennst du dich mit Magie aus?"

„Sehr richtig", rief sie böse „Außer mir und Merlin und einige anderen, die ich kenne. Merlin ist fort und die anderen nicht da. Also halte dich klein und frage mich nie...nie wieder nach Merlin. Das Thema ist für dich tabu. Und vielleicht werde ich eines Tages gnädig sein, wenn du gelernt hast, was es bedeutet, wenn andere dich verletzen und demütigen. Und wenn du vor Einsamkeit zugrunde gehst. Denn das alles hast du Merlin angetan und ich habe Zeit. Unendlich Zeit, denn ich bin unsterblich."

Sie drehte sich um und ging die Treppe hoch. Lance sah ihr nach; er konnte ihr nicht folgen. Es war noch Tag. Stattdessen sah er Arthur an, der so verzweifelt aussah wie nie zuvor. Lance versuchte nicht das Gesicht zu verziehen, anhand den ekligen, schwarzen Beulen, aus manchen trat gelbliche Flüssigkeit aus und sie rochen unangenehm.

„Bleib ruhig", sagte er „Sie wird sich beruhigen und ich werde das wieder hinbiegen, obwohl du nichts verdient hast. Verschwinde auf dein Zimmer."

„Wie soll ich so aus dem Haus gehen?", fragte Arthur verzweifelt „Ich bin...gezeichnet und..."

„Wir werden sehen. Verschwinde!"

Damit ließ er Arthur stehen und ging zu Noel, der Arthur genauso ansah wie Lance. Das war voll grausig. Lance trat in Noels Zimmer und schloss die Tür, während Arthur sich in seinem Zimmer einschloss und wenig später aufschrie, als er das Ausmaß des Zaubers sah. Wahrscheinlich hatte er sich nackt ausgezogen.Am ganzen Körper hatte er diese Beulen, selbst auf seinem Penis, Hoden und Hintern. Die Teile seines Körpers, die ihm sehr wichtig waren, abgesehen von seinem attraktivem Gesicht, das es jetzt nicht mehr war. Lance wie Noel hörten ihn schreien und Lance seufzte.

„Sie ist eine Hexe und wütend. Keine gute Kombination. Und Merlin ihr geliebter und einziger Bruder. Er hätte im Zimmer bleiben sollen, der Vollidiot. Das hat er jetzt davon und ich muss Maria anflehen, es rückgängig zu machen."

„Warum?"

Lance sah Noel verwirrt an, der nachdenklich wirkte und seine Gedanken aussprach.

„Etwas Besseres, als seine Sex Besessenheit auszutreiben, gibt es nicht. Niemand wird sich mit ihm einlassen, so eklig wie er aussieht und riecht. Als hätte er die Beulenpest oder würde lebendig verwesen. Und Maria sagte, das er keine Schmerzen haben wird. Ich mag gar nicht daran denken, das sie so etwas auch mit Schmerzen verursachen kann. Memo an mich selbst; nie ihre Gunst verlieren und sie zornig machen", grinste er.

Lance musste schmunzelnd, trotz der schlimmen Situation. Noel sprach weiter.

„Arthur nahm keine Lehre an, weder von dir, noch von anderen. Er war überheblich, arrogant und dachte, ihm gehört die Welt und alle, die darin wohnen. Vielleicht wird das hier ihn endlich zum Nachdenken bringen, was er für ein Leben führt. Zumal er es so nicht führen kann. Wir kennen ihn doch inzwischen. Er wird sich zurückziehen und dann Merlin suchen und ihn nicht finden. Und er würde wieder anfangen, alle zu töten, die ihm nah kommen und seinen Kummer durch vögeln ersetzen, bevor er tötet. Lance, nach ein paar Tagen würde er wieder so weitermachen wie zuvor, mit Sex und Tod, weil er Merlin nicht hat. Wie ein trotziges Kind, das sich auf den Boden wirft, weil es nicht bekommt, was es verlangt. In dieser Beziehung ist er fast wie ein verzogenes Kind. Wir wollen das alle nicht wieder mitmachen; all die Leichen jeden Morgen. Dann ist das ein besserer Weg, zumal ich Marias Einfall gar nicht mal zu schlecht finde. Er hat mal wieder Scheiße gebaut und diesmal richtig und wäre abermals ohne Strafe davon gekommen. Wir wissen alle, das Merlin ihm nie etwas zugefügt hätte, egal was er getan hatte. Maria schon", er grinste „Ein feines Mädchen, deine Kleine. Ich mag sie sehr gerne, hast du gut ausgesucht. Und ich werde mich hüten, sie auf mich sauer zu machen."

Lance sah ihn einen Moment an. Was Noel sagte, war richtig. Arthur würde jetzt trauern und schmollen und dann wieder auf Rachetour gehen. Und darauf hatte er auch keine Lust. Maria war bei ihm geblieben und er wollte sein Leben mit ihr genießen und nicht Arthurs gepflasterten Weg mit Leichen wiedersehen. Und seine hohlen, arroganten Sprüchen hören, wenn er etwas sagte. Er nickte nachdenklich.

„Vielleicht hast du recht. Vielleicht kommt man ihm nur noch so bei. Ich werde mit Maria darüber reden, wenn sie wieder normal ist. Selbst ich habe Angst, wenn sie so verdammt wütend ist", grinste er „Und ich möchte nicht so aussehen wie Arthur."

„Das wird sie nicht tun, denn sie möchte dich ja anfassen und mit dir schlafen", Noel schüttelte sich, als er an Arthur dachte „Man, sie hat ganze Arbeit geleistet. Er sieht ja so was von eklig aus. An ihn wird niemand gehen, selbst wenn er der letzte Mann auf Erden wäre."

„Sind wir nicht ein wenig fies?", fragte Lance, den Gewissensbisse plagten.

„Ja, ich weiß, Lance. Er ist dein Freund und du liebst ihn wie einen Bruder. Doch wir haben alles versucht und vielleicht ist das die Lösung. Maria kann es ja rückgängig machen, wenn du sie überzeugst."

„So einfach ist das nicht, denn sie hat eine mörderische Wut auf Arthur."

„Du kennst sie und weißt mit ihr umzugehen", grinste Noel „Du machst das schon."

Lance sagte nichts. Obwohl er mehr als sauer auf Arthur war, hatte er doch Gewissensbisse, das er so grausam von Maria gestraft wurde. Er war sich sicher, das er Maria dazu bewegen konnte, den Zauber aufzuheben. Sie war kein Monster, sondern nur eine Frau. Frauen waren eben sehr rachsüchtig. Nun ja, eine Frau und Magie zu haben, war eine gefährliche Paarung, das hat er heute gesehen. Doch vielleicht hatte auch Noel recht. Arthur war dadurch gebunden. Er konnte nicht nach Affären suchen, denn so arrogant wie er war, würde er sich nicht in der Öffentlichkeit so sehen lassen. Und viele Menschen müssten nicht sterben, weil Arthur frustriert war.

Und sie müssten nicht das ganze Ausmaß seines Szenarios wieder erleben. Allein das war es schon wert. Doch Lance hatte mehr Hoffnung, das Arthur endlich mal anfing, über sein Leben nachzudenken.

Jetzt, da der schreckliche Zauber seiner kleinen Hexe ihn ans Haus fesselte. Nun ja, eine Überlegung war es wert, doch er würde mit Maria darüber reden, wenn seine Gefährtin wieder ansprechbar war.

Zumindest war Lance neugierig, was sie sich in ihrem Zorn von dem Geld, was er ihr gab, gekauft hatte.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt