Dunkles Schicksal Kapitel 19

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Dunkles Schicksal


Kapitel 19



Merlin hatte nicht gut geschlafen. Mit seinen Waffen in greifbarer Nähe und verschlossener Tür war sein Unterbewusstsein immer noch nicht beruhigt gewesen. Er war ein paar Mal aufgeschreckt, doch immer wieder eingeschlafen. Jetzt lag er wach im Bett und schaute zur Decke, fragte sich, wie zum Teufel alles so gekommen war. Vor einem Jahr jagte er noch Vampire und schickte sie in die Hölle und nun zog er mit einem Vampir durch die Welt und schlief in einem Vampir Hotel, das im Moment ausschließlich von Vampiren bewohnt wurde, außer ihm. Wenn das nicht abgefahren war, dann wusste er es auch nicht, schließlich war er ein Jäger. Er hoffte inständig, das er nicht auf einen seiner Jägerfreunde traf, nicht nur wegen ihm, sondern auch wegen Arthur. Sie würden sofort versuchen ihn anzugreifen.

Wieder schüttelte er den Kopf, denn ihm wurde jetzt klar, glasklar, das der Gedanke Arthur zu töten ihm dermaßen widerstrebte, das er es bis in seinen Magen spürte. Er lachte leise und es klang wirklich frustriert. Der verdammte Vampir hat es doch tatsächlich geschafft, das er mit ihm sympathisierte. Etwas, was er für unmöglich gehalten hatte. Der Gedanke an den attraktiven Vampir und die Bilder, als er sein Blut trank geisterten wieder durch seinen Kopf und hatte nur die Folge, das er hart wurde.

Arthur hatte er gestern nicht mehr gesehen. Er hatte gebadet und etwas gegessen und war todmüde ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen. Doch er schlief unruhig und war ein paar Mal wach, als er Schritte hörte. Wahrscheinlich war das Arthur, der spät nach Hause gekommen war. Er wollte nicht darüber nachdenken, das er gestern wieder auf der Jagd war und wollte nicht wissen, was er getan hatte. Und doch fragte er sich, wen er diesmal wieder getroffen hatte und ob er auch diesen...

Er seufzte und setzte sich auf. Vampire waren wohl potenter als Menschen, so oft wie er auf dieser Reise seine Typen gevögelt hatte. Der Gedanke an eine schwarze Witwe kam ihm in den Sinn. Arthur hatte viele Ähnlichkeiten mit der Spinne, denn sie tötete ihre Partner auch nach der Paarung. Ein Wurm namens Eifersucht wühlte wieder in seinen Eingeweihten herum und er beschloss nicht mehr darüber nachzudenken, bevor der Wurm die Oberhand bekam. Er ging ins Bad und machte sich fertig und, was blieb ihm anderes übrig, musste er sich sexuell befriedigen, damit er unter Menschen...nein, Vampiren gehen konnte. Was für ein Desaster!

Verdammte, blonde Versuchung von einem Vampir. Er allein hatte ihm das beschert und das Schlimmste daran; er tat es mit voller Absicht.

Etwas später ging er nach unten, als die Vampirin aus der Küche kam und frische, duftende Brötchen in einem Korb hatte. Die Läden an den Fenstern waren geschlossen und in der Mitte waagerecht geöffnet, so das Licht hereinkam, aber nicht genug für die Vampire, das es schädlich war.

„Guten Morgen", sagte sie freundlich und wies mit der Hand in das gegenüberliegende Zimmer „Sie können hier frühstücken, aber eigentlich ist es dafür schon zu spät. Doch ich dachte mir, das sie eher ein Frühstück wollten und Kaffee. Menschen mögen doch sehr gerne Kaffee, wenn sie aufstehen."


„Natürlich", sagte er freundlich und schaute zu den Fenstern „Wie viel Uhr ist es denn?", wollte er wissen, bedacht darauf, der Frau nicht zu nah zu kommen. Sie war ein Vampir und er traute ihr nicht, trotz Arthurs beruhigenden Worten. Und er war bewaffnet mit einem Pfahl. Sicher ist sicher. Er war umringt von Vampiren und der einzige Mensch hier und er wollte keinen Snack werden.

„Drei Uhr nachmittags", sagte sie und lachte „Für Vampire der Morgen. Wir haben halt einen wirklich verdrehten Tages beziehungsweise Nacht Ablauf gegenüber Menschen."

Arthur hatte ihr gestern Abend noch gesagt, das Merlin wusste, was er war und Jonas und sie so offen reden konnten. Ein Mädchen kam aus der Küche und Merlin stellte erstaunt fest, das sie menschlich war, als sie frischen Kaffee in das Zimmer trug. Sie grüßte freundlich und sah nicht aus, als hätte sie Angst oder wurde gezwungen hier zu sein. Sarah folgte seinem Blick, als er dem Mädchen nachsah, das in das Speisezimmer ging und lächelte.

„Sie weiß, wer wir sind und arbeitet hier. Und wir benutzen sie auch nicht für unsere Dinners, falls sie sich das fragen", sagte sie amüsiert „ Agnes erledigt die Dinge, die wir am Tag nicht tun können, dazu gehört auch frische Brötchen für unsere menschlichen Gäste zu besorgen", und schaute auf den Korb in ihrer Hand.

Merlin fühlte sich ertappt, denn genau das hatte er sich gefragt. Und unangenehm berührt, denn bis jetzt waren die Besitzer dieser Pension sehr nett und er dichtete ihnen alle Untaten an. Sie hätten allen Grund, ihn unfreundlich zu behandeln, aber sie taten es nicht. Er fragte.

„Und eines Tages? Werden sie Agnes zu..."

„Einem Vampir machen?", beendete sie seine Frage „Wenn sie das möchte, ja. Aber das ist nicht zwingend. Manche wollen ihr menschliches Leben leben und sind sehr loyal. Dann kümmern wir uns um sie, bis sie diese Welt verlassen. Mein Meister wäre sehr erzürnt, wenn ich sie gegen ihren Willen verwandeln würde. So etwas schätzt er gar nicht und würde uns bestrafen."

Ihr Meister. Merlin konnte sich immer noch nicht so richtig damit anfreunden, das Arthur ihr Meister war. Der Anführer, der über seine Vampire herrschte. Für ihn war er eigentlich nur...

Er stockte einen Moment in seinen Gedanken. Was war Arthur für ihn? Auf keinen Fall mehr jemanden, den er unbedingt töten wollte. Arthur war ein Vampir, tötete Menschen und trank ihr Blut. Nun ja, und vögelte sie vorher, wenn ihm danach war. Aber er hatte so viele Charakterzüge an ihm gesehen, die so liebenswert waren, so wie das gerade, was sie ihm sagte. Er zwang niemanden ein Vampir zu sein und kümmerte sich um seine Leute, die loyal zu ihm standen und seinen Anordnungen Folge leisteten und wie es aussah, auch um diejenige, die ihm immer treu waren und als Menschen ihr Leben leben wollten. Das war mehr, als manche Menschen gaben, trotz allem.

Und er wollte auf keinen Fall darüber nachdenken, was Arthur noch für ihn war, was ihn persöhnlich betraf. Merlin wusste, das er ihn nicht mehr als Feind sah, eher das Gegenteil. Dieser blonde, attraktive Vampir entfachte Emotionen in ihm, von denen er nicht die geringste Ahnung hatte, das er sie jemals besaß. Nein, er wollte nicht darüber nachdenken und war froh darüber, als die hübsche Frau, die kein Mensch war, sagte.

„Bitte", und zeigte einladend zu dem Zimmer, doch Merlin wollte sie nicht in seinem Rücken haben, deshalb lächelte er und sagte galant.

„Nach ihnen, bitte."

Erstaunt stellte er gerade fest, das sie englisch mit ihm sprach. Anscheinend war er noch nicht richtig wach, das ihm das erst jetzt auffiel. Doch er beherrschte die Sprache fließend, deshalb fiel ihm das nicht schwer. Sie lächelte hintergründig, denn sie wusste, das er vorsichtig war und ihr nicht traute, doch sie ging vor und Merlin folgte ihr. Doch er war angespannt. Was erwartete er? Das sie gleich den Korb fallen ließ und ihn anfiel? Arthur sagte, das sie das nie tun würden, doch er blieb vorsichtig.

Der Speiseraum war sehr gemütlich eingerichtet, weiße Gardinen mit kleinen Blümchen, dazu die passenden Tischdecken. Kleine Vasen mit frischen Blumen standen auf dem Tisch. Es duftete herrlich nach frischem Kaffee und frisch gebackenen Brötchen. Er setzte sich an den gedeckten Tisch und bemerkte, das er wirklich Hunger hatte. Das alles erstaunte ihn, das leckere Frühstück, das aus gebackenen Eier mit Schinken, Honig und Marmelade, wie Butter und Obst bestand, obwohl Vampire damit nichts anfangen konnten. Und auch das Haus und das Zimmer waren so liebevoll eingerichtet, das er leicht vergessen konnte, das es Wesen der Nacht waren, die hier wohnten.

„Ist Arthur schon wach?", fragte er, um irgendetwas zu sagen. Sie lachte und winkte ab, als sie ihm heißen Kaffee einschenkte.

„Arthur ist eine Schlafmütze, schon immer gewesen. Nun ja, er schwirrt ja auch die ganze Nacht herum und kommt fast mit der Sonne nach Hause."

„Sie wissen das?"

Sie lachte wieder und er stellte fest, das sie etwas Sympathisches an sich hatte, obwohl sie ein Vampir war.

„Das er auf die letzte Minute kommt? Ja. Er ist mein Freund und mein Meister. Und er hatte oft mit seinen Freunden hier gelebt. Doch er behandelt seine Vampire nie so, eher wie Familienmitglieder. Jonas und ich kamen aus England, mittellos und gejagt von einem Jäger, der besessen davon war, uns zu bekommen. Er folgte uns bis hier nach Prag."

Sie schaute zu dem hübschen Bild an der Wand, das die stürmische See darstellte und ihn an Arthur erinnerte, als sie ihm erzählte.

„Es war Winter und eiskalt. Wir lungerten hier in Prag in einem Abwassertunnel herum, ohne Geld, froren und hatten unsägliche Angst, das der Jäger uns fand", sie schaute Merlin an „Wissen sie, wir waren damals noch sehr junge Vampire und nicht sehr stark. Arthur, der dort in der Nähe jagte, fand uns. Wir hatten furchtbare Angst, selbst vor ihm, doch er nahm uns mit, gab uns eine Zuflucht. Wir erzählten ihm alles und von dem Jäger, der Prag unsicher machte und auf der Suche nach uns war. Ein paar Nächte später zog er mit seinen Freunden los und tötete den Jäger. Er nahm uns in seinem Clan auf und schaffte uns eine Existenz", sie breitete die Arme aus „Diese kleine Pension und Anlaufstelle für alle Vampire, die nach Prag kommen. Er hatte uns gerettet und ich werde ewig in der Schuld meines Meisters stehen."

Merlin schluckte und vergaß seinen Kaffee zu trinken, als er ihr erstaunt zuhörte. Arthur hatte diese beiden nicht zu Vampiren gemacht, trotzdem half er ihnen. Er wusste nicht, das Arthur solche Seiten hatte. Es überraschte ihn immer wieder, wie wenig er von diesem Wesen wusste und stellte wieder fest, das Arthur recht hatte. Sie waren nicht alle gleich und hatten oft sehr menschliche Züge an sich, trotz das sie keine mehr waren. Natürlich wusste Merlin nur zu gut, das nicht alle so waren. Wie sollten sie? Es gab unter ihnen genau so einen Abschaum wie unter Menschen, das war ihm sehr wohl bewusst. Alexej war das beste Beispiel dafür. Sie lächelte strahlend, als jemand ins Zimmer kam und Merlin wusste, das es Arthur war, ohne das er sich umdrehen musste. Er sah die Ergebenheit und die Bewunderung und Anerkennung für Arthur in dem Gesicht der Vampirin.

„Guten Morgen, Meister."

„Hey Sarah", sagte er locker und dann ging sie und ließ die beiden allein. Arthur setzte sich Merlin gegenüber und beobachtete ihn, wie er Marmelade auf ein Brötchen strich und hinein biss. Er war gekleidet mit einem mintgrünen Hemd und dunkler Hose, was ihm sehr gut stand. Aber was stand ihm nicht gut, dachte Merlin seufzend? Er schaute zu Arthur.

„Kaffee?"

„Sehr witzig", antwortete Arthur.

„Wieso? Du trinkst ja auch Whiskey."

„Das ist etwas anderes", lächelte er leicht „Das ist Alkohol."

Der dunkelhaarige Mann warf ihm einen amüsierten Blick zu. Ja, Bourbon trank er ziemlich viel. Er konnte ja nicht mehr an einem Versagen seiner Leber sterben, da er ja schon tot war. Irgendwie praktisch, wenn er bedachte, das er im Moment viel zu viel von seinem Brandy trank. Und er wusste auch, das er ihn aus Verzweiflung trank, um Arthur auf Abstand zu halten. Wirklich tolle Idee, als ob das was helfen würde.

Merlin beobachtete ihn, er schien bestens gelaunt zu sein. Das war er schon lange nicht mehr. Eigentlich die letzte Zeit eher still und grüblerisch und streitlustig. Nun ja, das war er auch und er wusste nicht, wieso sie soviel stritten. Mit niemanden hatte er sich so oft und heftig gestritten, nicht einmal mit seiner Schwester. Er fragte sich, wieso er so gute Laune hatte. Vielleicht weil er gestern Abend den Kerl wieder...

Aufhören, schrie eine Stimme in ihm, er würde noch paranoid werden, wenn das so weiterging. Arthur war nicht gebunden und hatte all das Recht, sich sexuell zu amüsieren.

Warum beruhigte ihn das nicht im Mindesten? Verflucht nochmal.

„Was tun wir heute?", fragte er, um sich abzulenken, bevor er ihn fragte, was er gestern Abend noch gemacht hatte. Er wollte es nicht wissen und doch wollte er es wissen. Was für ein Chaos der Vampir in ihm verursachte. Es war zum Fortrennen.

„In zwei Tagen ist dein Silberschwert fertig", antwortete er und zog den Dolch hervor „Einen Dolch hatte er in seinem Laden. Reines Silber, was die Klinge angeht."

Merlin begutachtete ihn. Er war schön und die Klinge sah nicht aus wie Silber. Er nickte.

„Bist du sicher?"

Arthur nahm ihn wortlos aus seiner Hand und hielt die Klinge an seine Handinnenfläche. Es zischte und hinterließ Brandspuren und Merlin schaute ihn erstaunt an.

„So extrem wirkt es auf euch?"

Er nickte nur und gab ihm den Dolch zurück. Die kleine Wunde war bereits verheilt, was Merlin sagte, das er gestern Abend getrunken hatte. Der Wurm regte sich wieder in ihm, doch er ignorierte es. Der Vampir beugte sich etwas vor.

„Und wir werden heute Abend in die Stadt gehen. Ich kenne da eine gemütliche Taverne. Vorher zeige ich dir noch die Stadt. Sie ist sehr schön."

„Okay, ich werde Maria nachher einen Brief schreiben, bis wir los können,", sagte Merlin und schaute ihn wieder an, versucht in seinem Gesicht etwas zu finden, was auf letzte Nacht hinwies. Arthur war verdammt gut drauf, obwohl er die letzten Tage so still war. Er machte Merlin ein Brötchen mit Honig und hielt es ihm hin. Merlin nahm es.

„Danke", sagte er und biss hinein, sagte dann „ Es schmeckt sehr gut."

„Wie?", fragte Arthur „Beschreibe es."

„Du hast doch bestimmt früher Honig gegessen, oder?"

Er wurde ernst.

„Sicher und alles andere. Aber ich habe vergessen, wie der Geschmack ist. So wie ich vergessen habe, was es für ein Gefühl ist, wenn man in der Sonne steht. Wenn sie warm auf meine Haut scheint."

Merlin winkte ab.

„Das wird überbewertet. Glaube mir, manchmal zu Hause verfluche ich sie, wenn mir der Schweiß den Rücken herunter läuft. Und sie alles so aufheizt, das du nirgends Erleichterung findest, als in einen See zu springen", er lächelte „Und was den Honig angeht, nun, er ist süß. Vielleicht so ähnlich wie mein Blut, das in deinen Augen Nektar ist."

Arthur lachte und schaute ihn mit so viel Gefühl in seinen Augen an, das Merlin vergaß zu schlucken und wieder den Blick abwandte. Sie saßen hier so entspannt, das er vergessen könnte, wer er war und wer Arthur war. Und das niemand sich darum kümmern würde, wenn sie beide sich küssten und ein Paar wären. Aber das war nur ein Traum, der niemals in Erfüllung ging.

Sarah setzte sich später zu ihnen und auch Jonas. Sie sprachen und lachten und Merlin entspannte sich. Er war hier glücklicher, als mit seiner gehobene Gesellschaft, die intrigant waren, nie sagten was sie wirklich dachten und auf ihren eigenen Vorteil aus waren. Und das erste Mal beneidete er die beiden Vampire, die ein Paar waren und so gelöst und glücklich lebten, wie es ihm nie vergönnt war.


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„Sie sind sehr nett, ich meine Sarah und Jonas", sagte Merlin am Abend, als sie durch die Straßen gingen. Arthur hatte ihm die Sehenswürdigkeiten von Prag gezeigt und Merlin fand die Stadt sehr schön. Er konnte verstehen, das Arthur hier sehr gerne lebte.

„Warum nicht?", antwortete Arthur „Ich habe dir versucht zu sagen, das wir nicht alle gleich sind. Das kannst du jetzt sehen und sieh dir deine Rasse an. Jetzt kannst du nicht mehr sagen, das sie auch alle liebenswert sind, oder? Du hast es jetzt gesehen und am eigenen Leib erfahren."

„Was heißt deine Rasse? Du warst auch ein Mensch und bist es irgendwie doch noch, oder?", sagte Merlin.

Arthur lächelte vor sich hin. Das war mit Abstand das Liebenswerteste, was Merlin je zu ihm gesagt hatte, obwohl er sicher war, das er es unabsichtlich getan hatte. Und bestätigte ihm, das Merlin davon abgekommen war, ihn nur als Monster zu sehen, zumindest manchmal.

„Ich bin kein Mensch mehr", sagte er trotzdem „Das ist lange vorbei."

Merlin warf ihm einen Seitenblick zu.

„Aber es war sehr menschlich, was du mit Sarah und Jonas getan hattest. Sie hat mir ihre Geschichte erzählt."

„Ich habe lediglich zwei meiner Art, die in Bedrängnis waren, geholfen."

„Das sehe ich nicht so", beharrte Merlin „Mach dich nicht schlechter als du schon bist."

Arthur lächelte ihn an.

„War das ein Kompliment?"

„Nein, du Idiot. Eine Tatsache."

„Trotzdem", nahm Merlin wieder den Faden auf „Du hast diesen Jäger, der sie verfolgte, getötet."

„Ja, ein übler Kerl. Jemand aus ihrem Dorf, der besessen war, die beiden zu töten, da sie sich von Gott abgewandt hatten oder so etwas Ähnliches. Er hatte uns noch voll gelabbert mit so religiösen Schwachsinn, bevor ich ihn tötete. Und er starb keinen angenehmen Tod."

„Du hast ihn ausgesaugt?"

„Einen Jäger? Nein!", es klang fast empört „ Ich wollte mir nicht den Magen verderben", sagte er trocken.

Merlin lachte und blieb stehen. Arthur schaute ihn verwundert an, denn noch nie hörte er Merlin so lachen. Es klang wirklich schön.

„Was ist?"

„Ich...", er lachte wieder „Ich wusste nicht, das du Humor hast", lachte Merlin immer noch „Eigentlich war es dir dann auch schlecht, als du mein Blut getrunken hast, schließlich bin ich auch ein Jäger."

„Das ist etwas anderes", sagte Arthur „Und natürlich wird mir nicht schlecht, egal wen ich aussauge. Ich wollte lediglich damit sagen, das ich Jäger nie aussauge. Das ist ein Prinzip, das ich stets einhalte."

„Im Ernst? Blut ist doch Blut, oder?"

„Nein, nicht für Vampire. Nur das Blut von den verkommenden Menschen schmeckt...nun ja, wie soll ich es sagen. Es schmeckt etwas bitter, vielleicht bilde ich mir das nur ein."

„Ich kann mir nicht vorstellen", sagte Merlin, als sie sich in einem Park auf eine Bank setzten „Das Blut überhaupt schmeckt. Igitt."

Arthur schaute ihn amüsiert an, weil er so ein angewidertes Gesicht machte. Er erklärte.

„Für dich natürlich nicht. Für Menschen schmeckt es nicht gut und sie ekeln sich davor. Aber wenn du ein Vampir bist, ist es das Beste, was du jemals getrunken hast und so vielfältig in seinem Geschmack. Dein Blut ist für mich wie reiner Nektar", sagte er leise und schaute Merlin tief in seine Augen, der jetzt ernst wurde.

Und es wurde ihm wieder so heiß, als er die Bilder vor sich sah, als Arthur sein Blut trank. Eine Welle der Leidenschaft und Begierde rollte durch seinen Körper und hinterließ ein angenehmes Gefühl in seiner Leistengegend. Er nahm Luft und schaute weg, versuchte sich auf die Umgebung zu konzentrieren und versuchte das Thema zu wechseln.

„Und die beiden gehören zu deinem Clan, obwohl du sie nicht zu Vampiren gemacht hast?"

Er nickte.

„Ja, ich habe sie aufgenommen. Ich kann auch herrenlose Vampire in meinen Clan aufnehmen, wenn ich das will und wenn sie das wollen. Vampire, die keine Clan Zugehörigkeit haben sind Freiwild, auch unter Vampiren. Sie sind schutzlos und jeder Vampir kann mit ihnen machen, was er will, vor allem wenn sie so schwach sind wie die beiden waren. Also, solche Vampire sind Alexejs Spezialität, wenn er sie nicht selber macht. Und er knechtet sie und benutzt sie für seine Brutalität. Ich wollte vermeiden, das die beiden an so jemanden geraten."

Einen Moment sprachen sie nicht und Merlin beobachtete die Menschen, die durch den Park spazierten. Es war ein angenehmer Abend, nicht so schwül, aber auch nicht kalt.

„Denkst du, Alexej wird uns sofort töten?", fragte er in die Stille Arthur.

„Ich weiß es nicht, aber er wird nicht sehr erfreut sein mich zu sehen. Und..."

„Was und?"

Arthur schaute ihn an.

„Ich wäre nie wieder in seine Nähe gekommen, wenn ich dir nicht helfen würde. Er ist ein Monster und er trägt diesen Titel zurecht."

Merlin sagte nichts darauf und wieder schwiegen sie, bis er leise fragte.

„Was hat er mit dir gemacht, Arthur?"

Arthur versteifte sich, er war von einer zur anderen Minute angespannt. Er stand auf und sagte.

„Lass uns in die Taverne gehen, die ich dir zeigen will."

Dann ging er weiter und Merlin schaute ihm nach. Wieder war er ihm ausgewichen und benahm sich, als hätte er die Frage nicht gehört. Merlin fragte sich, was er Arthur nur angetan hatte, das er nicht darüber reden wollte. Und er spürte, das er es wissen wollte. Arthur sagte ihm mal, das er ihn so verletzte, das er Blut trinken musste, um zu heilen. Was hatte dieser Dreckskerl ihm angetan?

Arthur sagte ihm auch, das er Alexejs Geliebter war und er konnte sich nicht vorstellen, das er brutal zu Arthur war. Aber dieser Vampir war ein Psychopath und Schmerzen und Leid turnten ihn an. Und Merlin war nicht blöd, er wusste, das man jemanden auch Gewalt im Bett antun konnte. Er wollte es wissen, auch auf die Gefahr hin, das es ihn noch wütender machte, als er schon war. Er stand auf und schloss sich dem Vampir an.


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Die Taverne, so wie Arthur sie nannte, lag in einem der schönen Vierteln und sah von außen sehr einladend aus. Bunte Lichter über dem Eingang gaben den Namen des Etablissements bekannt, womit Merlin aber nichts anfangen konnte. Und sie schienen auf ihr Publikum zu achten, denn ein großer, furchteinflößender Mann, der ein Mensch war, stand am Eingang. Merlin wusste, das sie auch hineinkamen, sollte dieser Mann sie ablehnen. Mit Arthurs magischen, grünen Blick, wie Merlin es im Geheimen nannte, standen ihnen alle Türen offen.

„Das ist eine von Menschen geführte Taverne und sehr beliebt, auch bei uns Vampiren. Jeder, der in Prag ist, besucht sie mindestens ein Mal", sagte er , als sie darauf zugingen „Und nicht jeder darf hinein."

„Wir schon", meinte Merlin „Entweder freiwillig oder auch anders."

Arthur warf ihm einen amüsierten Blick zu, als dieser Mann sie musterte. Doch dann nickte er und hielt die Tür auf, grummelte.

„Viel Vergnügen."

Merlin blieb am Eingang stehen und schaute sich überrascht um. Die sogenannte Taverne, wie Arthur sie nannte, war gerammelt voll und die Gäste, das konnte Merlin sehen, waren schon etwas gehoben. Arthur nahm ihn am Arm und führte ihn durch die Taverne, steuerte einen Gang an, der an einer Tür endete, wieder einer solcher Männer vor der Tür. Er musterte sie genauso, als Arthur ihn wortlos ansah, doch dann in die Tasche griff und ihm ein paar Geldstücke gab. Er nickte und öffnete die Tür. Merlin hatte nichts gesagt, doch seine Neugier, was jetzt kam, ließ ihn fast platzen.

Jetzt blieb er wirklich vollkommen überrascht stehen. Dieser Raum war in Dämmerlicht gehalten und fast so groß wie der Raum zuvor. Aber was ihn erstaunt zu Arthur sehen ließ, waren die leicht bekleideten Mädchen, die dort auf einer Art Bühne tanzten. Viel zu leicht bekleidet für die strenge Moral seines Jahrhunderts. Und er wusste, das dies wohl so was Ähnliches wie ein geheimer Tipp gehandelt wurde, denn das hier würde öffentlich nicht toleriert werden. Arthur lächelte ihn an, doch dann verspannte er sich und wurde ernst. Seine Augen nahmen einen wachsamen Ausdruck an und er fragte.

„Was ist denn los, Arthur?"

Doch er gab keine Antwort. Er sondierte den Raum, schweifte mit seinem Blick über die Gäste, die sich an der Bar drängelten, in den Sitzgruppen saßen und die Mädchen beobachteten. Eine Welle unglaublicher, vampirischer Macht schlug ihm entgegen und ließ ihn fast taumeln. Sie war so stark, das er nach Luft schnappte, als diese Macht auf ihn prallte, seine eigene verschlang, als wäre sie nicht vorhanden. Er hatte so eine Macht selten gespürt, doch er ahnte, das sich ein sehr alter Vampir hier aufhielt. Alt genug, um ihn mit einem Augenzwinkern zu töten. Langsam zog er Merlin weiter, beugte sich vor und sagte an seinem Ohr, um die Musik zu übertönen.

„Bleib an meiner Seite."

Merlin schaute ihn verwundert an, aber sagte nichts und folgte ihm. Arthur ging langsam auf die Bar zu, Merlin hinter ihm. Nicht alle Vampire waren freundlich gesinnt, es gab genug die ihre eigene Rasse tötete. Für was auch immer, aus Spaß oder Habgier oder auch Machtkämpfe. Auch darin unterschieden sie sich nicht von den Menschen. Immer noch schweifte er über die Gäste, überaus wachsam, auf der Suche nach dem Vampir, der solche, unglaubliche Macht ausstrahlte und blieb abrupt stehen, so das Merlin gegen ihn lief.

„Was...", wollte dieser sagen, doch dann schaute er in die Richtung, in die Arthur jetzt unverwandt sah.

Ein Mann saß an der Bar, allein und schaute sie an. Er hatte eine Augenbraue hochgezogen, seinen Kopf leicht schräg gelegt und schien sie immer noch fragend und auch überrascht anzusehen. Natürlich hatte der Vampir Arthur sofort gespürt, als er die Bar betreten hatte. Vampire spürten die Aura von jedem Vampir und je stärker der Vampir, umso intensiver spürte man diese Macht. Von dieser Entfernung aus, konnte Merlin feststellen, das er ausländische Züge hatte und eine Hautfarbe, die bräunlich war. Er hatte langes, schwarzes, glattes Haar, das ihm bis über die Schultern fiel und Merlin schätzte ihn so Anfang dreißig. Und er sah auf eine geheimnisvolle Art männlich und fast schön aus. Sein Gesicht zeigte schöne gerade Linien, seine Augen dunkel und einen bräunlicher Teint, der schön zum Kontrast dieser nachtschwarzen Haaren stand. Zumindest wusste Merlin, das er keine Schwierigkeiten hatte, männliche oder weibliche Begleiter zu finden, was man unschwer an der Blondine an der Bar erkannte, die ihn mit schmachteten Augen beobachtete. Merlin wollte etwas sagen, aber als er in Arthurs Gesicht sah, lächelte er plötzlich erfreut und zog Merlin weiter. Es war unschwer zu erkennen, das sie genau diesen Mann ansteuerten. Das war kein Vampir, so wie er aussah und Merlin war jetzt sehr gespannt. Anscheinend kannte Arthur ihn.

„Sethos", sagte Arthur und verneigte anmutig den Kopf „Es ist mir eine Ehre, dich hier zu treffen."

Sethos neigte leicht den Kopf, doch sein Gesicht blieb ausdruckslos. Merlin konnte nicht feststellen, was er fühlte.

„Ich bin auch sehr erfreut dich zu sehen. Ich habe dich gleich gespürt, als du hereingekommen bist. Wie lange ist es her, das wir uns gesehen haben? Ich habe kein so gutes Zeitgefühl mehr."

„Einhundertfünfzig Jahren, mehr oder weniger", antwortete Arthur und setzte sich neben ihn, als er ihm einen Platz anbot. Merlin blieb neben Arthur stehen und schaute den Mann fassungslos an.

Er war ein Vampir? Er sah gar nicht aus wie ein Vampir, wenn Merlin mal von der blassen Farbe ihrer Haut ausging. Aber kein Mensch lebte hundertfünfzig Jahre. Was sein Aussehen anging, Arthur war ja auch jung und schön. Das hatte nichts zu sagen, das hatte Merlin inzwischen gelernt. Von näher sah er noch besser aus und seine Augen waren das dunkelste Braun, das er jemals gesehen hatte, fast schwarz in diesem Licht. Wie dunkle Schokolade, schoss es ihm durch seinen Kopf, als der Vampir nun seine Augen auf ihn lenkte und sagte, ohne den Blick von Merlin zu nehmen. Der dunkelhaarige Mann hatte das Gefühl, als schaute er ihm bis in seine Seele. Doch er konnte den Blick nicht abwenden, er war faszinierend.

„Wie ich sehe, treibst du dich immer noch mit den Sterblichen herum. Ich möchte wissen, was du an diesen vergänglichen Lebensformen nur findest."

„Sie faszinieren mich, Sethos. Du kennst mich doch lange genug."

„Wohl wahr", sagte er und Merlin fand seine Stimme sehr angenehm, sein Englisch hatte einen leichten Akzent, was ihn noch attraktiver machte und er fragte sich, wie alt dieser Vampir sei. Er kam aus einem Land, das jenseits in der südlichen Region lag. Er tippte auf Ägypten und fühlte sich bestätigt, als Arthur sich jetzt zu ihm umdrehte und sagte, indem er auf den Vampir wies.

„Merlin, das ist Sethos. Er stammt aus dem ehemaligen Ägypten und er ist ein Vampir", zu dem Vampir sagte er „Das ist ein Freund von mir, Merlin."

„Angenehm", sagte Sethos. Doch Merlin hatte eine Frage.

„Ehemaligen Ägypten? Soviel ich weiß, existiert es immer noch."

„Sehr richtig, junger Mann", antwortete Sethos kühl „Natürlich existiert es noch. Arthur meinte nicht das jetzige Ägypten. Er wollte etwas anderes damit andeuten."

Als Merlin Arthur ratlos ansah, klärte der ihn lächelnd auf.

„Sethos ist über viertausend Jahre alt, Merlin", sagte er und wandte sich an den Ägypter „Stimmt doch, oder?"

Dieser winkte ab.

„Ja, so ungefähr. Du kannst verstehen", wandte er sich an den verblüfften Merlin „Das ich irgendwann aufgehört hatte zu zählen. Die Jahrhunderte rasen ja nur so an einem vorbei. Aber ich denke, das kommt so hin."

Viertausend Jahre! Merlin schaute ihn verblüfft und sprachlos an, denn er sah aus wie ein dreißigjähriger Mann. Und er stellte fest, das sein menschliches Gehirn mit so vielen Jahrtausenden wirklich Probleme hatte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, viertausend Jahre zu leben und fragte sich, was dieser Vampir schon alles gesehen und erlebt hatte. Er hatte zu den Zeiten der Pharaonen gelebt, kannte diese berühmten Herrscher mit Namen wie Tutanchamon und Ramses oder Echnaton. Und das zu einer Zeit, als sie noch lebten und nicht als Mumie in einem Sargophag lagen. Er nickte nur, unfähig etwas zu sagen und doch hatte er tausend Fragen. Doch seine Höflichkeit gebot ihm, sich zurückzuhalten.

„Wo hast du ihn kennengelernt und wo lebst du im Moment, Arthur?", wandte er sich wieder an den blonden Vampir.

„Spanien, Sevilla um genau zu sein", antwortete er „Und Merlin ist ein Conte und Jäger."

Sethos zog überrascht die Augenbrauen hoch, doch es lag keine Angst in seinen Zügen, die so ausdruckslos waren, seit sie ihn angesprochen hatten. Als Merlin unter sich sah, sagte er.

„Jäger. Seit wann bist du auf Jäger scharf, Arthur? Und ich meine nicht damit, das du ihnen normalerweise die Kehle herausreißt."

„Er wollte mich töten, doch..."

Bevor Arthur weitersprechen konnte, sagte der alte Vampir.

„Ich verstehe. Er ist ja auch ein wirklich hübscher Kerl. Ich hoffe doch sehr, das er es jetzt aufgegeben hat, dich töten zu wollen."

In Merlin flammte Zorn auf, ohne das er das wirklich wollte. Er hatte ja nichts dagegen, das Arthur einen Vampirfreund traf und bewunderte dieser, weil er bald so alt wie die Sünde war. Doch er mochte es nicht, das sie über ihn sprachen, als wäre er nicht anwesend. Er war vielleicht nur ein Mensch, der minderwertig in ihren Augen war, sterblich und verletzlich. Doch war er hier, er existierte, lebte und stand genau neben ihnen. Er war keine Sache oder ein Spielzeug der Vampire. Denn so kam er sich im Moment vor.

„Ja", sagte Merlin etwas grimmig, auch wenn er lächelte „Und würden sie beide bitte damit aufhören über mich zu reden, als wäre ich nicht anwesend. Ich stehe doch hier. Ich mag ein Mensch sein und in ihren Augen minderwertig, doch ich denke, es gebietet der Höflichkeit, nicht von mir in der dritten Person zu reden. Ich wäre ihnen sehr verbunden."

Wieder zog der Vampir eine Augenbraue hoch und Merlin meinte einen Augenblick einen spöttischen Ausdruck in seinen Augen gesehen zu haben. Doch einen Augenblick später war seine Miene wieder so ausdruckslos wie zuvor.

„Und sehr mutig. Ich verstehe dich, Arthur. Er ist etwas Besonderes, furchtlos", er neigte leicht seinen Kopf, immer noch Merlin anschauend und sagte.

„Ich bitte um Verzeihung. Menschen sind in meinen Augen nur ein Augenaufschlag in dieser Welt und ich habe selten mit ihnen zu tun. Doch sie haben recht."

Merlin nickte, zeigte ihm damit, das er seine Entschuldigung annahm.

Doch dann wandte er sich wieder an Arthur.

„Ich bin froh, dich zu sehen. Ich habe Neuigkeiten für dich, die dich erfreuen werden."

Er sprach nicht weiter und schaute wieder zu Merlin, der wusste, das es jetzt um Vampirangelegenheiten ging und ein Mensch dabei nichts zu suchen hatte. Doch Arthur sagte.

„Du kannst reden, er weiß so ziemlich alles über mich."

Merlin war versucht zu sagen, das dies nicht annähernd stimmte. Er wusste nicht alles über Arthur, nur was er ihn wissen lassen wollte. Er war sich sicher, das er noch genug Geheimnisse hatte, doch er verkniff sich das und hörte weiter zu.

„Ich habe herausgefunden, wer dich und deine Freunde damals angegriffen haben und euch verwandelt hatten", er machte eine kleine Pause und seufzte „ Eigentlich hätte ich es mir denken können, denn er liebt es schöne Menschen die Ewigkeit zu geben. Was ja auch nicht so schlimm ist, aber er versteht einfach nicht, das ich es nicht gerne sehe, wenn er sie dazu zwingt und ihnen keine Wahl lässt. Das mag bei den anderen zu sein, aber ich bin kein Freund davon. Nun ja, es ist nicht mehr zu ändern und ich habe ihm das nochmal richtig eingeschärft."

Merlin horchte auf, denn Arthur hatte ihm erzählt, das er einen Freund gebeten hatte, nachzuforschen, wer ihn damals zum Vampir machte und zu welcher Sippe er gehörte.

„Und?", fragte Arthur angespannt, als er nicht weitersprach.

„Es war Thomas und ich denke sein Freund Erik. Er und der Wikinger hängen ewig zusammen. Und Thomas treibt sich gerne in seiner Heimat herum, sein Freund und Meister immer an seiner Seite. Ich habe Erik selbst verwandelt, damals in den Zeiten der Wikinger. Er war im Kampf so mutig und beeindruckend. Als er im Kampf tödlich verwundet wurde, ließ ich ihm die Wahl. Er wählte die Ewigkeit. Und Erik hatte dann Thomas, den er viel später in England kennenlernte, auf unsere Seite gezogen, weil er wohl einsam war und einen Freund brauchte. Erik ist Thomas Freund und auch sein Meister. Aber das Ausschlaggebende ist, das er zu meiner Sippe gehört und ich jetzt dein Ahnherr bin. Dein kleiner Clan untersteht mir und ist unter meinem Schutz."

Arthur lächelte freudig.

„Ich habe mir fast gewünscht, das es so wäre und bin sehr glücklich. Weißt du, die anderen in der Gilde sind mir etwas unheimlich."

Er nickte.

„Ja, sie können jemanden schon einschüchtern. Vor allem Tatjana, die aus der alten russischen Zeit stammt ist bei den Versammlungen so zickig, das ich sie manchmal gerne töten würde. Und einige lassen ihre Vampire schalten und walten. Es ist jedes Mal eine Herausforderung, an den Versammlungen teilzunehmen."

Arthur lachte und wandte sich an Merlin.

„Sethos ist einer der Zehn, der die Gilde vertretet. Er ist einer der ältesten Mitglieder der Vampir Gilde."

Merlin nickte nur. Er hätte niemals gedacht, das diese Reise so viele Veränderungen und Überraschungen für ihn parat hatte. Einen so alten Vampir; er hätte nie gedacht, das sie so lange existierten. Und er schien keinerlei Ängste zu haben, das Merlin ein Jäger war. Und plötzlich wusste er auch warum er es gleichgültig nahm, das er einer der gefürchteten Jäger war. Zumindest was die junge Generation der Vampire anging. Er war sich ziemlich sicher, das es nichts gab, was er hatte, um ihn zu zerstören. Und wenn er an die Kräfte dachte, was Vampire mit dem Alter bekamen, konnte er sich annähernd vorstellen, wie stark dieser Vampir war und was er alles für Kräfte hatte.
Und doch konnte er sich nicht vorstellen, welche Kräfte es noch gab, die er vielleicht hatte. Und als ob er seine Gedanken las, was er plötzlich nicht für unmöglich hielt, schaute der Vampir ihn an, einen leicht amüsierten Ausdruck auf seinem Gesicht, wenn auch nur einen Moment. Er sagte sehr geheimnisvoll und schaute dabei Merlin an.

„Sehr richtig."

Merlin nahm Luft und schaute ihn wieder so verblüfft an. Arthur drehte den Kopf zu Merlin und schaute dann etwas ratlos Sethos an, der jetzt sagte, mehr an Merlin gewandt.

„Deine Überlegungen sind sehr klug, Mensch. Und ja, ich kann deine Gedanken lesen, aber nur die der Menschen, keine Vampire. Und was deine Vermutungen angeht...ich kannte diese Pharaonen, zumindest einen Teil von ihnen. Ich hatte lange am Hof von Ramses gedient."

Merlin sagte nichts. Er war sprachlos und Arthur schaute ihn amüsiert an, weil er so ein geschocktes Gesicht machte. Das war wohl für seinen Jäger eine außerordentliche Erfahrung. Arthur kannte Sethos schon länger und wusste über seine Fähigkeiten, zumindest diese, die Sethos ihn wissen lassen wollte. Er war sich sicher, das der Vampir nie die Karten offen spielte. Deshalb lebte er noch immer.

„Wenn wir gerade davon reden. Hast du neue Kräfte bekommen?", wandte er sich wieder an Arthur.

Er nickte, denn anscheinend vertraute er diesem Vampir.

„Ich kann die Zeit anhalten, aber es gelingt mir noch nicht so."

Wieder zog er, was wohl typisch an ihm war, seine Augenbraue überrascht hoch.

„Die Zeit anhalten? Sehr interessant. Eine Fähigkeit, die sehr selten ist. Und was das Anwenden angeht, das kommt mit der Zeit, Arthur. Und wie geht es Lance? Seit ihr noch zusammen?"

„Ja, er ist in Sevilla und kümmert sich um den Clan. Er hat auch eine Fähigkeit, er kann Wasser manipulieren."

Sethos nickte.

„Interessante Kräfte und ich bin froh, das ihr zu mir gehört."

„Ich auch, Sethos, ich auch", sagte Arthur und trank seinen Bourbon.

Merlin kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und wusste, das er der einzige Jäger war, der so tiefe Einblicke in diese Vampir Kultur bekam. Zumindest ein Jäger, der noch atmete. Und dieser Abend war mehr als interessant. Er war eine wirklich erstaunliche Überraschung, auch für Arthur. Er freute sich insgeheim, das Arthur nun wusste, wer sein Ahnherr war und jetzt unter dem Schutz von einem sehr alten und mächtigen Vampir stand.

Und das beruhigte ihn auf eine Art, die er nicht richtig deuten konnte. Und auch jetzt nicht wollte, da diese Begegnung mehr als interessant war und er seiner Neugier nun freien Lauf ließ. Er war ungewollt in eine Welt gestoßen, die so faszinierend wie erschreckend war. Eine Welt von Unsterblichen, die sowohl in der menschlichen Gesellschaft intrigiert war und eigentlich ein eigenständiges Reich bildete mit Anführern und Gesetzen, die so komplex waren, das Merlin nur an der Oberfläche kratzte, dessen war er sich sicher.

Und als er Arthur anschaute, der sich mit dem Vampir unterhielt, locker und entspannt und auch glücklich, endlich zu wissen, zu wem er gehörte, wusste er, das er auch nur an der Oberfläche kratzte, was Arthur anging.

Der Vampir, der ihm sehr wichtig geworden war, zumindest das konnte er offen zugeben, hatte noch genug Geheimnisse, die Merlin nicht wusste.

Doch er war entschlossen, diese herauszufinden.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt