Dunkles Schicksal
Kapitel 45
Der Empfang seiner Freunde in Merlins Haus war sehr überschwänglich. Schließlich hatten sie sich lange nicht gesehen. Sie sprachen englisch miteinander; es war einfacher für alle. Sergio umarmte ihn herzlich, sowie Hennessy und Leo. Leo war wirklich ein typischer Einwohner von Deutschland. Groß, blond mit grauen Augen vertrat er seine Rasse, während Sergio die Ausstrahlung eines typischen Italieners hatte. Dunkle, bis auf die Schultern fallende Haare und dunkle Augen und immer eine mittlere Sonnenbräune. Hennessy hatte rote Haare und war ziemlich hellhäutig, doch seine hellbraunen Augen strahlten Cleverness aus. Er war in London geboren worden, doch besuchte selten seine Heimat. Er zog mit Leo herum, die beiden waren unzertrennlich und Sergio glaubte, das sie ein Paar waren. Doch mit Bestimmtheit wusste er es nicht.
„Mein Gott, Merlin. Es ist so lange her, das wir uns gesehen haben", sagte Sergio mit seinem italienischen Akzent, das sich lustig anhörte. Er musterte den Spanier.
„Du siehst nicht gut aus. Warst du krank?"
Ja, eigentlich war er das immer noch. Liebeskrank und hatte ein Trauma von schrecklichen Folterungen und einem Monster, das ausgesehen hatte wie sein Freund. Doch das konnte er nicht sagen. Denn sie würden fragen, wer derjenige sei, der Merlin so viel Kummer machte. Und er konnte ja schlecht zu seinen Jägerfreunden sagen.
„Ach, es ist nur ein Vampir, in den ich mich verliebt habe. Und als ich mit ihm geschlafen habe, hatte er mich brutal genommen und fast ausgesaugt. Danach ist er mordend durch die Welt gezogen und hatte mich schließlich erwischt und wollte mich zum Vampir machen. Und die meisten meiner Freunde sind Vampire, aber sonst ist alles klar."
Sie würden sofort losziehen und Arthur zur Strecke bringen, sowie all die anderen Vampire. Und das konnte Merlin nicht zulassen. Er liebte den blonden Vampir, trotz allem und er konnte es verdammt nochmal nicht abstellen. So sehr er sich bemühte, es funktionierte nicht. Arthur war ständig in seinen Gedanken, alles erinnerte ihn an den Vampir und es tat so verflucht weh, das Merlin nicht mehr wusste, wie es sich anfühlte, keine Schmerzen zu haben oder glücklich zu sein.
„Ja, ich war krank gewesen, aber ist alles wieder gut. Ich bin noch in der Erholungsphase."
„Dann wäre es nicht schlecht, wenn du uns begleitest", sagte Hennessy in einwandfreiem Englisch, das Merlin schmerzlichst an Arthur erinnerte. Denn der Vampir sprach genauso fehlerfrei seine Muttersprache.
„Was habt ihr denn vor?", fragte Merlin, der sich doch richtig freute, sie zu sehen „Wollt ihr jagen?"
„Eigentlich wollten wir so eine Art Ferien machen", antwortete Leo „Und wenn uns zwischendurch ein paar Vampire vor die Armbrust laufen, wäre das nicht so verkehrt. Oder Jungs?"
Sie nickten, doch Merlin war sich nicht sicher, ob er jemals wieder jagen konnte. Er sah Vampire jetzt aus einer anderen Perspektive. Sie waren nicht alle schlecht und bösartig. Sethos hatte ihn gerettet und Lance liebte seine Schwester. Und er selbst war einem Vampir verfallen.
Merlin gab ihnen etwas zu trinken, das sie dankend annahmen.
„Und du wirst mit uns kommen", meinte Sergio „Wir werden viel Spaß haben. Wir wollten von hier aus nach Paris. Dort fangen wir an und arbeiten uns durch Europa."
„Und all die schönen Senioritas werden uns gehören", grinste Sergio und sah zu den anderen beiden, die auf dem Sofa sahen „Außer vielleicht bei euch."
Leo und Hennessy sahen sich kurz an, dann zogen beide verwirrt eine Augenbraue hoch und sahen zu Sergio. Leo fragte.
„Und wieso nicht bei uns beiden? Du willst sie wohl alle für dich allein, was?"
„Na, seid ihr denn nicht ein Paar? Ihr hängt ewig zusammen, Tag und Nacht. Ich denke, das Merlin und mich das nicht stört."
„Was? Du spinnst doch", sagte Leo „Du denkst...Hennessy und ich ficken zusammen?"
„Tut ihr nicht?"
„Nein, verdammt. Wie kommst du denn da drauf, Sergio. Wir sind nur Freunde, verdammt gute Freunde und wir mögen Mädchen. Manchmal bist du wirklich ein Idiot."
Dieser hob etwas verlegen die Hände.
„Okay, tut mir wirklich leid, Jungs. Habe ich irgendwie falsch verstanden."
„Du verstehst doch immer alles falsch, Italiener", sagte Leo amüsiert.
Die beiden grinsten ihn an und sahen zu Merlin, der das Gespräch schmunzelnd verfolgt hatte. Es tat ihm gut, das die drei Verrückten hier waren und er überlegte wirklich, ob er mit ihnen gehen sollte. Maria hatte recht, es würde ihm gut tun. Doch er würde lange weg sein.
„Wie geht es denn den Vampiren hier so? Hast du sie endlich ausgemerzt?", wandte sich Sergio an Merlin.
Vorsicht! Dünnes Eis. Er durfte sich nicht verplappern. Und er durfte sich nicht anmerken lassen, das dieses Thema ihn berührte. Er zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung, wie ich schon sagte, war ich krank und lange nicht in der Stadt."
„Das heißt, das sie noch hier sind?", ließ Sergio nicht locker „Was ist mit diesem Vampir, den du unbedingt auslöschen wolltest? Hast du ihn gekillt?"
Nein, ich habe mit ihm geschlafen und ich liebe ihn.
„Nein."
„Okay, wenn du willst, werden wir dir das abnehmen, bevor wir verschwinden", schlug er vor.
Scheiße, das hätte jetzt noch gefehlt, das sie Arthurs Clan auslöschen wollten, deshalb sagte er schnell.
„Sie sind nicht da und der Vampir auch nicht. Außerdem wolltet ihr ja jetzt Spaß haben und nicht schon wieder Arbeit."
„Hast du von dem Vorfall in Moskau gehört?", fragte jetzt Leo und Merlin war froh für den Wechsel des Gespräches „Dort hat jemand einen ganzen Clan ausgelöscht. Das hatte wie ein Lauffeuer die Runde unter den Jägern gemacht. Ich möchte mal wissen, wer dort so gewütet hatte."
„Dieser Meister des russischen Clans war unter den Jägern bekannt. Er war ein Sadist und tobte dort unten schon heftig. Es gibt Gerüchte, das er Menschen folterte und auch Vampire. Anscheinend erregte das ihn", Leo schüttelte angewidert den Kopf „Ekelhaft. Doch man kam an ihn nicht heran. Jäger erzählten mir, das es viele versucht hatten und nie mehr aufgetaucht sind. Doch anscheinend hatte jemand mehr Glück."
Die anderen nickten und Sergio meinte.
„Derjenige, der ihn und den ganzen Clan ausgelöscht hatte, dem muss er er ganz schön auf die Füße getreten sein. Ich würde sehr gerne wissen, wer das war und wie er es gemacht hatte."
„Der hatte bestimmt Hilfe", meinte Hennessy „ Allein bekommst du das nicht hin. Stell dir mal vor, ein ganzer Clan, inklusive den Meister. Das war mehr als einer."
Derjenige stand gerade vor ihnen und Hilfe hatte er von einem Meistervampir, in den er sich verliebt hatte.
„Ja, ich habe so etwas gehört", sagte Merlin „Moskau ist sehr weit von Sevilla."
„Zumal ein Mensch Schwierigkeiten gehabt hätte, einen Meistervampir zu töten", sagte Sergio und schüttelte ungläubig den Kopf „Und den Clan. Wer immer das war, derjenige war kein Mensch gewesen."
Merlin sagte nichts dazu, denn er hatte recht. Arthur war kein Mensch gewesen und Sethos auch nicht. Außer er und noch heute konnte Merlin nicht nachvollziehen, das er das tatsächlich überlebt hatte, denn er war wohl der Schwächte in der Gruppe gewesen. Doch Arthurs erneute Folterungen und brutaler Sex hatte ihn sein Glück gekostet. Und er fragte sich jetzt oft, ob es das wert gewesen war. Ob seine dämliche Rache das alles wert gewesen war. Arthur hatte so sehr gelitten und letztendlich gegen seine inneren Dämonen verloren. Er mochte sich jetzt wiederholt selbst besiegt haben, doch der Schaden war schon angerichtet und Merlin wusste nicht, ob es zu beheben war.
„Merlin!"
Merlin schreckte hoch und sah in die fragenden Gesichter seiner Freunde.
„Über was denkst du nach? Ich habe dich jetzt dreimal angesprochen", sagte Sergio.
„Nichts. Es war ein langer Tag und ich denke, ihr seid auch müde. Es ist spät."
Sie nickten und erhoben sich. Merlin rief nach seinem Personal und ein Diener erschien.
„Bringe die Herrschaften zu ihren Zimmern", befahl Merlin und wandte sich an seine Freunde.
„Wir sehen uns morgen beim Frühstück. Gute Nacht."
Sie nickten und folgten dem Diener, der ihnen die Gästezimmer zeigte. Merlin nahm sich noch einen Brandy, als Maria hereinkam. Sie hatte die Männer schon begrüßt und ließ sie danach allein.
„Und?", fragte sie.
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Merlin drehte sich um und fuhr sich durch die Haare.
„Ich freue mich, sie zu sehen, wirklich. Doch es stehen zu viele Geheimnisse zwischen uns. Ich kann ihnen nicht die Wahrheit sagen; sie würden es nicht verstehen."
„Dann sag nichts. Es geht sie auch nichts an. Es ist unser Leben. Und außerdem", sie nahm Luft und stieß sie mit einem Seufzer aus „Unser ganzes Leben ist geheimnisvoll. Der Tod unserer Eltern und die Tatsache, das sie uns immer von der Welt fernhielten. Ich habe mal darüber nachgedacht. Ständig waren sie bestrebt, das wir weit weg von der Stadt leben. Als Kind machte ich mir keine Gedanken darüber, aber ist dir jemals aufgefallen, das Vater als Adliger außerhalb der Gesellschaft lebte?"
„Worauf willst du hinaus?" Merlin kam neugierig näher.
„Ich weiß es nicht. Es ist eher ein Gefühl", sagte sie und sprach etwas leiser weiter „Ich war das letzte Mal in der Stadt im Rathaus. Eigentlich wollte ich eine Geburtsurkunde von mir haben, denn die werde ich brauchen, wenn ich Lance heirate. Und weißt du was? Es gibt keine, weder von mir noch von dir. Wir existieren nicht, nicht auf dem Papier und nicht offiziell. Der Angestellte sagte mir, das es ein Feuer gab und viele Papiere zerstört wurden."
„Und? Kann doch sein", meinte Merlin.
„Kannst du dich an ein Feuer erinnern? Wir waren da schon geboren."
„Vielleicht waren wir noch zu klein, als es passierte."
„Ja, und warum wurden die Papiere nicht ersetzt? Ich meine, so eine Geburtsurkunde ist doch wichtig. Sie beweist, das wir leben, das wir existieren."
Merlin schaute sie einen Moment an. Sie hatte nicht unrecht, was das anging. Maria sprach weiter.
„Das ist doch seltsam, oder nicht? Offiziell existieren wir nicht und unsere Eltern haben nichts dagegen getan, um das zu ändern. Ich meine, wenn es ein Feuer gab, wären sie doch bestrebt gewesen, das in Ordnung zu bringen", sie kam näher zu ihm „Merlin, ich habe da ein seltsames Gefühl. Unsere Familie ist von Geheimnissen geprägt. Nicht nur, was die Vampire angeht."
Merlin nahm hörbar Luft. Maria hatte recht, jetzt da er darüber nachdachte. Sein Vater war immer sehr bestrebt, zurückgezogen zu leben. Als sie noch Kinder waren, gingen sie zu keinen der gesellschaftlichen Anlässen. Sein Vater kaufte die Hazienda, die weit außerhalb der Stadt lag, die Jagdhütte lag im Nirgendwo und er gab nie irgendwelche Feste. Nie auf der Hazienda oder sonst wo. Merlin dachte nie darüber nach, weil er es nicht anders kannte.
„Überlege doch mal, Merlin", sprach sie ihre Gedanken aus „Wir sind auf keine Schule gegangen. Hatten private Lehrer im Haus, die uns alles lehrten. Vater sagte mal, das es für Adlige nicht gehörte, in eine normale Schule zu gehen. Doch in Sevilla gab es auch eine höhere Schule für unsere Gesellschaft, die sich normale Bürger nicht leisten konnten. Carmen war auf dieser Schule und die adligen Kinder, doch wir nicht. Warum? Warum lebten wir so abgeschottet von der Welt, Merlin?"
„Ich weiß es nicht, doch du hast recht. Jetzt im Nachhinein ergibt das alles keinen Sinn."
„Als hätten wir etwas zu verbergen", sagte Maria nachdenklich „Als wollten unsere Eltern uns verstecken. Uns fernhalten von Menschen und sie selbst auch. Und alle Beweise, das wir existieren, vernichten. Wahrscheinlich denkt niemand daran, aber sollten wir jemals beweisen müssen, wer wir sind, ist das nicht möglich. Da wir nach der Bürokratie nie geboren wurden. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, das Vater und Mutter nichts dagegen getan haben, es sei denn...", sie sah ihren Bruder an „Sie wollten es so. Sie wollten, das wir nicht existieren."
„Das ist in der Tat sehr merkwürdig", sagte Merlin „Doch es gibt bestimmt einen Grund dafür."
Sie nickte.
„Ja, und wir müssen herausfinden, was unser Familiengeheimnis ist. Warum Vater und Mutter uns so versteckt hielten und sich selbst auch. Denkst du, das sie etwas zu verbergen hatten? Etwas, was uns gefährlich werden könnte?"
Merlin seufzte und trank seinen Brandy aus.
„Als ob wir nicht schon genug Probleme haben, kommst du jetzt mit Verschwörungstheorien, was unsere Familie betrifft."
„Merlin, das sind nur noch wir beide", sprach sie beschwörend „ Keine Verwandten, keine Onkels und Tanten, nicht mal in anderen Städten. Keine Neffen und Cousinen, nur ein paar Gräber, in denen unsere Großeltern liegen, wenn überhaupt. Wir sind nur noch da und wir existieren laut Papiere nicht. Sag mir nicht, das dies nicht seltsam ist."
Es war seltsam, das musste Merlin ehrlich zugeben. Sie hatten nie Familienmitglieder getroffen, keine Tanten oder Onkel. Die Großeltern schon verstorben, bevor sie auf der Welt waren. Und nun existierten sie offiziell gar nicht. Es war seltsam.
Solange Merlin sich erinnern konnte, hatte sein Vater seine Geschäfte über seinen Anwalt abgewickelt, der auch sein Freund war. Er hatte so gut wie nie Kontakt mit seinen Geschäftspartnern und sie kamen auch nie auf die Hazienda. Jetzt da Maria mit solchen absurden Ideen kam, konnte er das alles nicht von der Hand weisen. Jetzt, da es offensichtlich war und sie mit jedem Wort recht hatte. Verdammt!
Er hob die Hände.
„Ich gehe schlafen, sonst werde ich noch verrückt. Konntest du mit dieser Nachricht nicht warten, bis mein Leben wieder normal ist?"
„War es das jemals?", fragte sie.
Merlin gab keine Antwort und verschwand aus dem Zimmer. Er ging die Treppe hoch und in seine Räume. Erst dann gestattete er sich, darauf eine Antwort zu geben und sagte leise.
„Nein."
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Sethos war zu Besuch in New Orleans und saß mit Serena im Salon. Er war zwei Monate weg gewesen und verbrachte mit seiner Gefährtin eine schöne Zeit in seinem Heim. Zwischendurch war er wegen seinen Pflichten in Helsinki gewesen. Sie hatten einen Vertreter für Tatjana gewählt, die spurlos verschwunden war, sowie all ihre Vampire. Ihr Haus war verlassen und Sethos hatte recht behalten. Diejenigen, die überlebt hatten, suchten das Weite und waren untergetaucht. Niemand wusste, was mit der Ahnherrin passiert war und wo sie war, bis auf Sethos. Doch er hütete sich, irgendwelche Andeutungen zu machen.
Da jetzt auch keine Aktivitäten des mordenden Psychopathen von einem Vampir zu verzeichnen waren und die Spürhunde des Rates nur noch eine kalte Spur hatten, würde dies auch bald abgehakt werden. Man suchte nach Tatjana, hatte aber keine Anhaltspunkte für eine Suche. Da sie schlau gewesen war, gab es auch keinerlei Hinweise auf die Werft oder was sie so getrieben hatte. Leider war sie nicht schlau genug gewesen und Sethos vermisste sie nicht im Rat. Das neue Ratsmitglied war ein Vampir, der dreitausend Jahre alt war und angeblich von den Wikinger abstammte. Niemand wusste so genau die Vergangenheit der alten Vampire, sie hielten sich gerne bedeckt.
Kylan war ein großer, muskulöser Vampir mit hellblondem, langen Haaren, das ihm bis zu den Schultern fielen und ihm ein wildes Aussehen gaben. Wikinger eben. Er sah nicht älter als dreißig aus und hatte blau grüne Augen, in denen das Wissen von Jahrtausenden lag. Und er sah gut aus, wie die meisten Vampire hatte er dieses gewisse Etwas. Sethos hatte für ihn gestimmt. Er kannte ihn und fand, das er sehr geeignet für die Nachfolge war. Anscheinend fand die Mehrheit im Rat das auch.
„Und wie macht sich Arthur so?", wollte er wissen. Der Vampir war nicht da, trieb sich mit den Mädchen im French Quarter herum. Serena lächelte.
„Sehr gut. Er ist fast wieder normal, was wir den Mädchen zu verdanken haben. Sie sind total verrückt mit ihm und schwirren um ihn wie die Motten das Licht."
Sethos zog eine Augenbraue hoch, denn sie ließ etwas aus.
„Und weiter?"
Sie lachte und schlug ihm auf den Arm.
„Dir kann man nichts vormachen, nicht wahr?"
„In der Regel nicht. Er ist wohl sehr aktiv, was?"
Sie schmunzelte.
„Wenn du darauf anspielst, ob er mit den Mädchen schläft; ja, das tut er und das ausgiebig. Und er verschmäht keine der Angebeteten. Angeblich haben sie eine Liste, wer wann und so weiter", sie lachte „Und so wie das aussieht ist er gut, denn ihre Gesichter fangen an zu leuchten, wenn sie ihn ansehen."
„Du nicht?"
„Nein, besser nicht, sonst verfalle ich ihm auch noch. Es muss wenigstens eine im Haus geben, die nicht von Hormonen gesteuert wird."
Sethos lachte. Er war froh, das Arthur wieder normal wurde, auch wenn er den jungen Hexen den Kopf verdrehte und sich in ihren Betten herumtrieb. Er schaute Serena an.
„Alle? Er schläft wirklich mit allen?"
Sie nickte amüsiert und er sagte belustigt.
„Es hat Vorteile, ein Vampir zu sein. Aber fünfzehn Mädchen...alle Achtung. Er muss gut sein und eine ausgezeichnete Kondition haben."
„Das hat er allerdings, so wie sie untereinander darüber reden, muss er der Casanova schlechthin sein", antwortete sie belustigt „Ich bin fast neugierig", sie winkte ab „Nun ja, er sagte zu mir, sie wären alle zu hübsch um sie zu verschmähen und er möchte keiner vor den Kopf stoßen."
„Trinkt er von ihnen?", fragte Sethos.
„Sethos, ich bitte dich. Sagtest du nicht einmal zu mir, das Blut und Sex einen Vampir ausmachen? Wenn sie ihm das anbieten, während er sie vögelt, dann habe ich nichts dagegen. Es sei denn, er gefährdet sie."
„Das würde Arthur nie tun."
„Ich weiß und darum mache ich mir auch keine Sorgen und solange er den Mädchen nicht ihre Herzen bricht. Doch sie wissen alle, das er nicht bleiben kann", sie lachte „Vielleicht besser, bevor er noch zusammenbricht."
„Auch das wird nicht passieren. Es gibt da einen jungen Mann, den er abgöttisch liebt. Leider steht diese Liebe unter keinem guten Stern."
Serena beugte sich interessiert vor.
„Ich weiß ja, das er junge Männer bevorzugt, auch wenn er jetzt der Damenwelt verfallen ist", sie runzelte die Stirn „Aber erzähl mir doch von diesem jungen Mann."
„Sein Name ist Merlin...Merlin del la Vega. Adlig, vermögend, gutaussehend und menschlich. Er hat eine Schwester, Maria. Sie ist mit Arthurs Freund liiert, Lance. Beide leben sehr zurückgezogen, selbst ihre Eltern lebten immer sehr zurückgezogen, bis sie eines Nachts von Vampiren angefallen und getötet wurden. Merlin schwor Rache und vernichtete den ganzen russischen Clan mitsamt Meister. Arthur half ihm dabei und so lernten sie sich kennen."
„Das hatte verheerende Auswirkungen auf Arthur. Ich meine, das war der Grund, das er so ausflippte?"
Er nickte.
„Alexej hatte ihn wieder unvorstellbar gefoltert und sich sexuell gütig an ihm getan, was kurz danach zu dem Kurzschluss führte. Er hat Merlin mit Gewalt genommen und fast ausgesaugt. Wie ein Wunder hat er das überlebt, doch ist jetzt nicht mehr so begeistert, wenn du verstehst. Ich glaube nicht, das die beiden nochmal eine Chance bekommen."
Serena war sehr ernst geworden und nachdenklich, als Sethos ihr von Merlin erzählte, doch jetzt fragte sie.
„Wie hießen seine Eltern?"
„Warum?"
Sie lächelte.
„Nur so, aus Neugier."
„Ich weiß es nicht, aber ich kann ihn fragen, wenn ich ihn wiedersehe."
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Draußen im Foyer hörten sie Stimmen und Lachen. Die Mädchen waren zurück und scherzten mit Arthur herum. Als sie in den Salon kamen und Sethos mit Serena dort sitzen sahen, grüßten sie und zogen sich zurück. Arthur kam lächelnd näher.
„Sethos. Das nenn ich mal eine schöne Überraschung. Kommst du nach mir sehen?", fragte Arthur gutgelaunt. Nichts erinnerte mehr an den hasserfüllten Vampir, der alles nieder meuchelte, was er traf.
„Ja, aber wie ich höre, scheinst du dich ja bestens zu amüsieren."
Serena stand auf und ging mit den Worten hinaus.
„Ich lass euch mal allein, muss eh mal nach den Mädchen sehen."
Arthur setzte sich neben Sethos, der ihn amüsiert musterte.
„Anscheinend willst du hier nicht weg. Nun ja, wenn ich einen kleinen Harem haben würde, nur für mich allein, würde ich mir das auch überlegen."
„Was soll ich machen, Sethos?", grinste Arthur „Sie sind in der Überzahl."
„Du siehst auch wirklich aus, als würden sie dich zwingen", meinte Sethos und sie lachten „Ich brauche dich ja nicht zu fragen, wie es dir geht."
„Gut, doch ich weiß, das das hier nur geborgte Zeit ist. Ich muss irgendwann zurück", sagte Arthur und schaute Sethos an „Hast du etwas von Merlin gehört?"
Er nickte.
„Ja, ich war kurz bei Lance, bevor ich weiter zu dir flog. Maria sagt, das es ihm besser geht. Doch im Moment hat er Besuch von seinen Freunden."
„Hat er nach mir gefragt? Weiß er, das alles wieder klar ist?"
„Ja, er hat sich nach dir erkundigt und er weiß, das du wieder in Ordnung bist. Aber er weiß nicht, wo du bist und dabei belässt du es auch. Serena möchte unerkannt hier leben und ich habe ihr versprochen, das du ihr Geheimnis wahrst."
„Natürlich. Ich habe ihr alles zu verdanken."
Sethos musterte ihn einen Moment. Ihm war nicht entgangen, das ein schmerzlicher Ausdruck in Arthurs Augen war, als sie von Merlin sprachen. Deshalb stellte er die nächste Frage mit Vorsicht.
„Du liebst ihn immer noch, Arthur. Ja?"
Arthur nickte und starrte in den Kamin.
„Ja und ich denke stetig an ihn, außer wenn ich mit den Mädchen beschäftigt bin. Dafür bin ich froh, denn es ist kein schönes Gefühl. Es tut weh, doch ist nicht zu ändern. Wir hatten unsere Chance und ich habe es versaut."
„Arthur..."
Doch Arthur winkte ab und stand auf.
„Nein, versuche jetzt nicht mir etwas zu sagen, was mich beruhigen soll. Es ist vorbei. Ich muss damit klar kommen und arbeite bereits daran. Da ich ewig leben werde, bin ich nicht darauf aus, eine Ewigkeit zu leiden. Da kann ich mich ja gleich in die Sonne stürzen. Und ich werde nicht wie ein Hund vor Merlin kriechen und darauf hoffen, das er mir verzeiht. Ich mag ein verkommener Bastard sein, aber ich habe immer noch meinen Stolz."
Er ging auf und ab, während er weitersprach.
„Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, Sethos. Ich liebe Merlin, werde ihn wohl immer lieben. Aber ich werde nicht wie ein liebeskranker Vampir ihm nachstellen und hoffen, das er mich erhört. Ich muss nach vorne sehen", er lächelte wehmütig „Ein weiser Vampir hatte mir das einmal gesagt und ich fange hier damit an. Wenn es Serena erlaubt, werde ich noch ein Weilchen hierbleiben."
Sethos schmunzelte.
„Ist wie im Schlaraffenland, was?"
Arthur sah zur Tür und lächelte.
„Die Hexen sind ein nettes Völkchen und amüsieren sich gerne. Ich kann mich nicht beschweren, denn sie sind alle eine Sünde wert. Serena hat dir wohl schon gesagt, das ich mit ihnen Spaß habe und ich bereue es nicht. Sie sind sehr...mhm...einfallsreich, um es mal so zu sagen."
Sethos lachte und Arthur setzte sich wieder neben ihn.
„Und was gibt es sonst Neues?"
„Wir haben ein neues Ratsmitglied, das Tatjanas Platz eingenommen hat. Kylan, ein Vampir, der so wie man hörte von den Wikinger abstammt. Ein guter Mann, bis jetzt. Was dich angeht, so haben sie nie herausgefunden, wer diese Taten begangen hatte und das wird bald in anderen Dingen untergehen. Vorausgesetzt, du lässt dich an den Orten die nächsten hundert Jahren nicht blicken, bis die gestorben sind, die dich dort gesehen haben."
Arthur nickte und Sethos schaute ihn einen Moment an.
„Ich habe immer gewusst, das du anders bist. Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht, dir zu helfen. Du bist niemand, der aufgibt, egal wie sehr dir alles zusetzt. Vielleicht wird es doch noch was mit Merlin."
Arthur schüttelte den Kopf.
„Sethos, er ist sterblich. Ich kann nicht hundert Jahre warten, bis er mir verzeiht. Mag sein, das bei uns hundert Jahre eine kleine Spanne ist, doch für Merlin läuft die Zeit. Und...", er schaute unter sich „Ich liebe ihn zu sehr, als das ich ihm beim Sterben zusehen kann. Ich hatte gehofft, das er sich irgendwann dazu entscheidet, ein Vampir zu werden. Doch so wie ich ihn einschätze und nach dieser Sache, wird das nie sein. Du hast immer recht gehabt, das weiß ich jetzt. Sterbliche Gefährten zu haben setzt dir einfach zu sehr zu, wenn sie gehen. Ich werde das in Zukunft unterlassen. Ich werde mich nicht mehr binden."
Arthur lächelte.
„Warum auch? Sieh mich an, ich habe hier alles, was ich brauche. Die Mädchen sind verrückt darauf, das ich sie vögele. Und sie bieten mir ihr Blut an, das wirklich köstlich ist. Also...was denkst du?"
„Das weiß ich, deshalb sind Vampire immer hinter ihnen her. Wegen ihres Blutes greifen sie sie an. Du hast mal wieder alles. Typisch, aber dir fällt ja meistens alles in den Schoß. Im sprichwörtlichen Sinne."
„Neidisch, großer Ahnherr?"
Sethos sah ihn mit einem seltsamen Blick an.
„Eher neugierig."
Arthurs Lächeln verschwand und er schaute den Vampir wortlos an. Doch dann sagte er, eindeutig verwirrt.
„Wie...Wie meinst du das?"
„Komm schon, Arthur. Wie soll ich das meinen?", er strich Arthur zärtlich über die Wange und der blonde Vampir schluckte.
Anscheinend hatte er das richtig interpretiert, als Anchar schon solche Andeutungen machte und Sethos nicht widersprochen hatte, als er damals aufgewacht war. Was war passiert? Anscheinend wollte Sethos ihn ficken oder umgekehrt oder beides. Das war wirklich eine Überraschung und wieso? Nun ja, der ägyptische Vampir war schön und begehrenswert. Das war Arthur schon aufgefallen, als er ihn das erste Mal sah und anscheinend ließ Sethos nichts anbrennen. Es war allerdings keine Überraschung, das er zu beiden Seiten tendierte, denn das war fast typisch für Vampire.
„Im Ernst?"
Sethos seufzte.
„Natürlich im Ernst, du Idiot. Warum auch nicht? Du bist schön und sexy und ich weiß so etwas zu schätzen. Und du bist nicht der Erste meiner Vampire, den ich mit in mein Bett nehme. Ich mag dein Ahnherr sein, aber ich bin auch dein Freund und was ist gegen ein wenig Spaß im Bett einzuwenden? Ich bin auch nur ein Vampir, der den Freuden unterliegt. Natürlich nur, wenn du das auch möchtest. Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, weil ich dich gerettet habe."
„Tue ich nicht. Ich weiß, das du es gerne getan hast, eben weil du mein Freund bist. Und Anchar?"
„Wir haben darüber gesprochen und...", er strich Arthur wieder sanft über seine Wange, was diesen angenehme Schauer über den Rücken laufen ließ „Wir lieben uns und nach dreitausend Jahren schätzen wir auch die Abwechslung. Sie hat nichts dagegen. Verstehe das nicht falsch. Ich hege keine romantische Gefühle für dich, es ist lediglich Spaß, verstehst du? Ich habe schon eine Gefährtin, die ich liebe. Was sagst du?"
Arthur lächelte.
„Da sage ich doch nicht Nein, Sethos. Du bist ein verflucht begehrenswertes Exemplar von einem Mann."
Sethos grinste und bevor Arthur reagieren konnte, zog er ihn zu sich und küsste ihn. Und verdammt, Sethos konnte küssen. Forsch verlangte er Einlass in Arthurs Mund, spielte zärtlich mit seiner Zunge. Arthur seufzte leise und zog Sethos näher zu sich. Nach einem Augenblick löste sich Sethos und küsste ihn zärtlich auf die Stirn.
„Ich freue mich darauf."
Wenn das eine Kostprobe von dem war, was Sethos zu bieten hatte, dann würde sich Arthur sehr gut amüsieren. Er spielte mit einer Locke von Sethos langem, schwarzem Haar, als er lächeln fragte.
„Wie kommst du darauf, ich meine so plötzlich?"
„Nun, mir war das schon öfter durch den Kopf gegangen, aber da du mit Merlin angebandelt hattest, hielt ich es nicht für angebracht, dich darauf anzusprechen. Ich denke, Merlin ist nicht der Typ, der das so locker wie wir sehen."
„Das weiß ich nicht", antwortete Arthur „Wir sind nie weit genug gekommen, um das zu diskutieren. Und nun ist es eh egal. Wir sind nicht zusammen und ich kann schlafen mit wem ich will. Wie ich schon sagte, werde ich nicht eine Ewigkeit trauern. Obwohl mir jetzt dazu zumute ist, aber das hat alles keine Zukunft", er zog Sethos zu sich heran „Aber Spaß mit dir schon."
Er küsste den dunkelhaarigen Vampir wieder. Diesmal forscher, verlangender und Sethos erwiderte seinen Kuss. Himmel, wie konnte er nur darauf verzichten wollen? Arthur war die Versuchung selbst und selbst wenn er keine Absichten hätte, würde er ihm verfallen. Der blonde Vampir mit diesen blauen Augen, die fast unnatürlich waren, zog jeden in seinen Bann, selbst ein Vampir, der so alt war und fast alles gesehen hatte. Er löste sich von Arthur, der über seine Erektion streicheln wollte, doch Sethos fing seine Hand ab.
„Nicht hier", sagte Sethos und lächelte „Ich möchte keinen Streit mit jungen Hexen, die ihre Kräfte noch nicht so im Griff haben. Wenn ich eines weiß; Magie ist mächtig, selbst für mich."
Arthur lachte, doch er wusste, das Sethos vollkommen recht hatte. Die Mädchen zeigten ihm ihre Künste und er war mehr als beeindruckt. Und ja, er wollte auch keine erzürnte Hexe hinter sich her wissen. Die Tür ging auf und Serena kam herein.
„Alles geklärt? Es ist bald Sonnenaufgang. Ich habe dir ein Zimmer im Untergeschoss fertig gemacht."
Sethos lächelte und stand auf. Er schloss die Jacke über seiner Hose, um zu verhüllen, was offensichtlich war.
„Das ist sehr nett, Serena. Danke."
„Hast du noch Hunger? Kann ich dir etwas bringen?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, alles gut. Ich werde jetzt ruhen; es war ein langer Flug."
Serena sah zu den Fenstern, die Sonne ging auf und Sethos folgte ihrem Blick. Er sah zu Arthur, der jetzt auch aufgestanden war, die Jacke auf seinem Arm, den er vor sich hielt. Der ägyptische Vampir sagte zu ihm.
„Zeit für uns in die Schatten zu verschwinden."
Er küsste Serena auf die Wange.
„Bis heute Abend, meine Lieblingshexe."
„Alter Charmeur", sagte sie und er sagte amüsiert auf dem Weg zur Tür.
„Ich verbitte mir das alt, schließlich bin ich in den besten Jahren."
Dann gingen die beiden Vampire und Serena wusste, das er recht und unrecht hatte. Er war über viertausend Jahre alt, doch sah er aus wie ein Mann mit achtundzwanzig Jahren und das waren beste Jahre, trotz allem.
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Merlin genoss die Tage mit seinen Freunden. Immer wieder hatten sie ihn dazu gedrängt, mit ihnen auf Reisen zu gehen. Durch die Anwesenheit seiner Freunde wurde er von seinen trüben Gedanken abgelenkt. Er hatte nochmal mit Maria geredet, die ihm wieder geraten hatte, mit den Jungs zu gehen und Merlin hatte eine Entscheidung getroffen. Sie saßen im Salon und besprachen ihre Abreise, die morgen sein sollte. Merlin hörte ihnen zu, aber dann stand er auf und sagte.
„Also Jungs, ich denke, ich werde etwas ganz Verrücktes tun", er drehte sich um nach ihnen, sah sie alle drei an „Ich werde mit euch reisen."
Die drei sprangen mit einem Freudenschrei auf und umarmten ihn. Sergio sagte.
„Das wird dir gefallen, mein Lieber. Die Mädchen sollten sich warm anziehen."
Und da war schon das erste Problem, bevor sie überhaupt schon los geritten waren. Es würde auf Dauer auffallen, wenn Merlin die Mädchen immer abblitzen ließ. Er machte sich eben nichts aus Frauen. In dieser Beziehung unterschied er sich von den Vampiren, die mit beiden Geschlechter anbandelten. Maria hatte ihm geraten, seinen Freunden die Wahrheit zu sagen.
Sie sind deine Freunde und werden es akzeptieren. Sergio dachte ja schon, das Hennessy und Leo zusammen wären und fand es nicht schlimm.
Das hatte sie gesagt und nach reiflicher Überlegung kam er zu dem Schluss, das sie recht hatte. Und so sagte er jetzt.
„Noch eines Jungs. Ich möchte euch etwas sagen und wenn es euch stört; dann zieht alleine los."
„Was denn, Merlin?"
Dieser nahm Luft.
„Ich mag keine Mädchen. Ich...Nun, ich stehe auf Männer. Schon immer und wenn euch das stört, dann sagt es jetzt frei heraus. Ich werde euch das nicht übel nehmen."
Einen Moment herrschte Schweigen und sie sahen sich überrascht an, doch dann stand Sergio auf und trat vor Merlin.
„Du stehst auf Schwänze?"
Merlin gab keine Antwort, nickte nur schwach. Sergio drehte sich um nach den anderen beiden, bis Hennessy sagte.
„Okay, es wird dort auch wohl etwas für dich geben. Was mich angeht, ist mir egal mit wem du es treibst, solange nicht ich es bin."
Leo lachte.
„Oder überhaupt wir."
„Ich bitte euch, doch nicht meine Freunde, ihr Spinner", sagte Merlin.
„Dann...", Sergio breitete die Arme aus „Dann lasst uns an die Reisevorbereitungen gehen. Von uns aus kannst du vögeln wen du willst. Wir haben da keine Bedenken, mein Freund."
Die anderen nickten und Merlin nahm erleichtert Luft. Maria hatte recht; sie waren seine Freunde.
Der Abschied fiel dem Geschwisterpaar schwer, denn sie wussten, das sie sich lange nicht sehen würden.
„Ich schreibe dir", versprach Merlin. Maria nickte.
„Hab ein wenig Spaß nach all der Zeit und amüsiere dich. Du hast es verdient. Sieh dir die Welt an und nimm Anteil an ihren Vorzügen. Nicht alles ist schlecht."
Sie küsste ihn und Merlin stieg auf den schwarzen Hengst, der einmal Arthur gehört hatte. Er hatte ihn mit Absicht gewählt, denn zu wissen, das Arthur ihn lange Zeit geritten hatte, gab ihm ein beruhigendes Gefühl.
Dann ritten sie los und mussten durch die Stadt, bevor sie Richtung Frankreich ritten. Merlin drehte sich im Sattel um und sah zur Stadt, als sie schon ein Stück weg waren. Er ließ hier viel zurück. Familie, Liebe, Schrecken und Angst. Und Arthur. Vielleicht war das besser so. Vielleicht waren sie nicht füreinander bestimmt. Die Zeit heilte alle Wunden und würde vielleicht auch diese heilen.
„Du siehst aus, als würdest du deine große Liebe zurücklassen", meinte Hennessy neben ihm.
„Vielleicht ist das so", antwortete Merlin leise.
„Hat wohl nicht geklappt, was?"
„Nein, wir waren zu verschieden."
„Tut mir leid für dich", sagte Hennessy und ritt nach vorne.
„Mir auch", sagte Merlin leise vor sich hin.
Sie waren zu verschieden. Arthur war ein Vampir und unsterblich und er ein Mensch, sterblich. Sie wären nicht lange zusammen, denn Merlin glaubte nicht, das er sich jemals dazu entschieden hätte, ein Vampir zu werden. Diese Vorstellung, obwohl er Arthur liebte, mehr als alles andere, war ihm auf irgendeine Weise zuwider. Er konnte nicht sagen warum das so war. Weil sie Blut tranken oder nur in der Dunkelheit lebten?
Er wusste es nicht, warum sich sein Innerstes so sträubte. Und deshalb hatte das alles keine Zukunft, denn er wollte Arthur nicht zumuten, das er als alter Mann in seinen Armen starb.
Merlin drehte sich um und folgte seinen Freunden.
In eine ungewisse Zukunft, denn im Moment wusste er nicht, wie sein Leben weiterging. Doch jetzt nahm er sich eine Auszeit von Problemen, Kummer und Vampiren.
Und von Geheimnisse, denen er mit Maria auf die Spur kommen musste.
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Dunkles Schicksal
FantasíaNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...