°Chapter 61°

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Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker um halb fünf, wie jeden Morgen.

Ich machte mich fertig und versuchte mich, obwohl ich fast die ganze Nacht durchgeheult hatte, ordentlich anzuziehen. Dann sah ich nach meiner Mutter, bevor ich zur Bahn ging.

Im Café angekommen, sah Anna mich besorgt an.

,,Was ist los?", fragte sie und ich seufzte. Dann erzählte ich ihr alles und begann dabei zu weinen. Sie nahm mich in den Arm und danach kümmerten wir uns ums Café.

Meine Augen waren gerötet und geschwollen und ich hatte mich heute Morgen überhaupt nicht geschminkt, aber mir war es egal. Die Leute, die mir wichtig waren, wussten, was los ist.

Ich arbeitete zusammen mit Anna die ganze Zeit, bis ich zur Schule musste.

Ich wusste, dass ich beschissen aussah, aber ich zog mich in mein Büro zurück und begann die Aufträge des Direktors zu bearbeiten. Dann ging ich in den Unterricht und starrte die ganze Stunde in die Leere. Kein Wort verließ meine Lippen, die ganze Stunde nicht. Ich wurde angestarrt, von vielen, aber mir war es egal.

In der ersten Pause verschwand ich wieder in mein Büro und arbeitete.

Am Ende der Pause ging plötzlich die Tür auf und Kyle trat ein. Als er mich sah, sog er scharf die Luft ein und blieb stehen. ,,Oh, Kaici...", seufzte er und schloss die Tür hinter sich.

Ich ließ einfach nur den Kopf hängen.

-Kyle-

Es war schrecklich, Kaici so zu sehen. Ich hatte niemals erwartet, dass sie sich in Jamie verlieben würde, aber sie hatte es. Und Jamie ging es auch beschissen.

Er hatte mir gestern eine Audiodatei geschickt und ich hatte sie mir angehört. Es war ein Lied gewesen, das er gesungen hatte und gespielt hatte, auf der E-Gitarre. Ich hatte das Lied nicht gekannt und ihn gefragt, was das für ein Lied war und er hatte mir gesagt, dass er das eben geschrieben hatte.

Ich hatte gemerkt, dass er beim Text oft an Kaici gedacht hatte.

Mein bester Freund war verliebt in meine beste Freundin und meine beste Freundin war verliebt in meinen besten Freund. Und trotzdem waren beide todunglücklich, weil sie nicht zusammen waren. Jamie versuchte Kaici zu schützen und sie hielt ihn für das letzte Arschloch.

Schließlich hatte er es ihr nicht erklärt.

,,Ich bin mit dem Auto da und wir beide werden jetzt in den Einkaufscenter fahren, wo du dir ein paar Sachen gönnst und dann werden wir irgendwelche Süßigkeiten essen, wie Kuchen und dann lässt du dir die Nägel machen.", meinte ich und sie runzelte die Stirn. ,,Ich habe kein Geld, Kyle. Dadurch, dass ich Überstunden gemacht habe und den Plattenladen alleine schmeiße momentan, habe ich jetzt gerade den Teil der Miete, den meine Tante verschleudert hat, wieder verdient. Also kann ich nicht schon wieder Geld ausgeben. Vor allem kann ich mir nichts gönnen oder mir die Nägel machen lassen.", seufzte Kaici und ich rollte die Augen.

,,Kaici, das war keine Frage. Komm jetzt. Wir schwänzen den Rest der Schule und meinetwegen fahre ich dich dann pünktlich zum Plattenladen.", meinte ich und hielt ihr die Hand hin. Sie seufzte, ergriff meine Hand und ich zog sie auf die Beine.

Wir verließen das Büro und liefen zu meinem Auto.

Jamie lehnte ein Stück entfernt an der Mauer und rauchte. Er hatte mir erzählt, dass er die ganze Zeit, während Kaici bei ihm war und sie krank war, keine einzige Zigarette geraucht hatte. Er war auf Entzug gewesen und hatte es nicht mal gemerkt, ihn hatte es nicht gestört. Doch nun stand er da und rauchte wieder. Wahrscheinlich, weil sein Herz gebrochen war.

Er beobachtete Kaici, während wir zu meinem Auto liefen. Sie starrte die ganze Zeit in die Leere und realisierte Jamie nicht mal.

In meinem Auto angekommen, fuhr ich direkt los, damit sie Jamie nicht vielleicht doch noch sehen würde. Im Einkaufscenter liefen wir zusammen rum und gingen in Klamottenläden. Kaici suchte sich ein paar neue Klamotten raus und ich bezahlte sie. Sie fühlte sich extrem schlecht, aber ich winkte nur ab und wir setzten uns danach in ein Café.

Wir beide aßen Kuchen und tranken Heißgetränke.

Danach gingen wir zum Nagelstudio hier im Center und Kaici bekam schwarze, matte Gelnägel, nur beim Mittelfinger und Ringfinger war schwarzes Glitzer drauf und vorne an der Spitze war silbernes Glitzer drauf.

Dann fuhr ich sie zum Plattenladen.

Beinahe hätte ich das Lenkrad zu sehr umgerissen, als ein Lied endete und das nächste Lied begann zu spielen. Es war die Audiodatei, die Jamie mir gestern geschickt hatte.

Schnell klickte ich das Lied weg.

,,Was war das?", fragte Kaici und schaltete zurück. Ich suchte nach den richtigen Worten, doch bevor ich den Mund aufmachen konnte, begann Jamies Stimme zu singen. Anfangs verzerrt, doch dann war es seine normale Stimme. Ich wusste, dass er das Lied ein wenig bearbeitet hatte und den Anfang mit einem Megafon-Effekt gemacht hatte, aber dennoch erkannte man seine Stimme.

Unsicher sah ich zu Kaici und sie starrte mit großen Augen auf das Display des Autos.

,,Ist das Jamie?", fragte sie hauchend und ich nickte langsam. ,,Er kann singen?", fragte sie nun leise und ich nickte wieder. ,,Dass er Gitarre spielen konnte, wusste ich ja, aber ich wusste nicht, dass er auch singt.", murmelte sie und ich seufzte. ,,Normalerweise hat er auch immer nur Gitarre gespielt und hat dabei wenn dann nur gesummt oder den Text von den Liedern ganz leise gesungen. Ich wusste aber, dass er singen kann, nur hat er es nie laut getan. Seine Eltern wissen es glaube ich auch nicht. Das Lied hat er gestern geschrieben, die Musik dazu gemacht und dann aufgenommen. Und am Ende mir geschickt.", erklärte ich dann. ,,Diese Melodie zwischendurch... Die hat er mir auf der Akustikgitarre vorgespielt, als ich bei ihm war. Er meinte, dass er sich diese Melodie erst hätte einfallen lassen.", meine Kaici nun und ich nickte. ,,Das hatte er auch erwähnt. Dass ihm ein Teil der Melodie eingefallen ist, als du bei ihm warst, aber den Rest hat er dann gestern komponiert.", erwiderte ich und Kaici nickte.

Sie hörte sich den Rest des Liedes an und ich merkte, dass es ihr gefiel. Und irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass sie seinen Schmerz hörte und seine Wut auf sich selbst.

Die restliche Fahrt schwieg Kaici.

Soulmates - eine etwas andere Jamie Campbell Bower FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt