°Chapter 99°

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-Jamie-

Ziemlich verfroren und ein wenig benommen trat ich zuhause ein.

Nachdem Kaici mir nicht geantwortet hatte war ich trainieren gegangen, hatte wie wild auf einen Sandsack eingeschlagen und war so lange gerannt, bis meine Beine fast nachgegeben hatten. Danach war ich einkaufen gewesen, hatte mir eine Flasche Jack Daniels und Zigaretten geholt und war in den Wald gefahren.

Dort hatte ich mich an den verdammten Baum von Kyle und mir gesetzt, in den auch Kaici reingeritzt war, angefangen, den Jack Daniels zu trinken und geraucht.

Im Endeffekt hatte ich so viel geraucht, dass ich eine Nikotin Überdosis bekommen hatte, meinen gesamten Mageninhalt, der nicht viel gewesen war, ausgekotzt hatte und eine Weile einfach nur noch dort im Dunkeln gesessen hatte und in den Himmel gestarrt hatte.

Mich hätte jedes verdammte Tier angreifen können, aber ich war einfach nur dort gesessen, mein Atem hatte Wolken gebildet und mein Arsch war gefühlt am eiskalten Boden festgefroren.

Ich hatte den ganzen Nachmittag bis abends dort gesessen, nur hatte ich nach meiner Überdosis keine mehr geraucht und auch nichts mehr getrunken.

Ich hatte die Flasche wütend ins Gebüsch gepfeffert, die Zigaretten eingesteckt und war einfach nur noch dort gesessen.

Es war schon acht Uhr, als ich mich auf dem Weg nach Hause gemacht hatte. Nicht mal die Sitzheizung hatte mich wieder komplett aufgewärmt und so fror ich immer noch, als ich durch die Tür kam.

Ich wollte jetzt unbedingt heißen, dampfenden Kaffee. Erstens, mir würde warm werden, zweitens, ich wurde diesen ekelhaften Geschmack los.

In der Küche blieb ich sofort stehen und war bereit umzukehren. Meine Mutter und mein Vater saßen dort, unterhielten sich und tranken Tee.

,,James...", kam es erleichtert von meinem Vater und ich sah ihn schweigend an.

Meine Finger brannten wie Hölle, genauso, wie der gesamte Rest meines eingefrorenen Körpers.

,,Deine Lippen sind ja ganz blau...", hauchte meine Mutter und ich bedachte sie nur mit einem ausdruckslosen Blick. ,,Ich gehe mich umziehen...", presste ich hervor und versuchte das Klappern meiner Zähne zu unterdrücken. ,,Ich mache dir Kaffee.", hörte ich meinen Vater sagen, als ich mich abwandte und ein wenig taumelnd loslief.

Oben zog ich mir eine dicke Jogginghose und einen noch dickeren Pulli an. Daran, dass Kaicis Handtasche auf den Stuhl geschmissen war, erkannte ich, dass sie anscheinend wieder da war. Aber sie war nicht in unserem Zimmer.

Ich lief wieder runter und mein Vater reichte mir eine Tasse Kaffee. Zischend stellte ich die Tasse ab und starrte auf meine Hände. Sie waren feuerrot und brannten immer noch.

,,Komm.", mein Vater griff mich sanft am Arm und zog mich zum Waschbecken. Er machte das Wasser an und machte meine Hände drunter. Anfangs war es noch kalt, doch er machte es immer stückchenweise wärmer.

,,Du hast Kälteverbrennungen an den Händen. Die muss man langsam wieder aufwärmen.", meinte er und ich nickte nur.

Langsam spürte ich wieder etwas in meinen Händen und merkte auch, wie sie wieder wärmer wurden. Sobald meine Hände wieder eine Normaltemperatur hatten, trocknete ich sie ab und nahm meinen Kaffee wieder.

,,Wo ist Kaici?", fragte ich und starrte stur in die Ferne und an meinen Eltern vorbei. ,,Bei ihrer Mutter, glaube ich.", erwiderte mein Dad und ich nickte nur. Dann trank ich meinen Kaffee, knallte die Tasse auf die Theke und verließ die Küche.

Ich lief zum Zimmer, in dem Kaicis Mutter untergebracht war und öffnete langsam die Tür. In der Tür blieb ich stehen und checkte erstmal die Lage.

Marian war nicht da, wahrscheinlich ließ sie Kaici mit ihrer Mutter alleine Zeit verbringen und Kaicis Mutter saß im Rollstuhl, zum Kamin gedreht. Kaici saß neben ihr auf dem Boden, war mit dem Kopf gegen ihren Oberschenkel gelehnt und regte sich nicht.

Kurz stockte mein Atem, als ich Kaici genauer ansah. Ihre Haare waren bis kurz unter die Schultern abgeschnitten. Die langen Haare, die bis kurz über ihren Hintern gegangen waren, waren verschwunden.

Als ich die Tür weiter öffnete und durchtrat, knarzte diese ein wenig, weswegen Kaici sich umdrehte und mich erblickte.

Auch, wenn es so aussah, als wäre es schon ein wenig länger her, sah ich, dass sie geweint hatte. Und ich musste sie nicht fragen, warum sie geweint hatte. Das wusste ich. Es war meine Schuld.

,,Du bist wieder da.", meinte sie nach einem Moment, in dem wir uns nur gegenseitig angestarrt hatten, leise. ,,Und du auch.", erwiderte ich nur und sie nickte. ,,Ich bin schon seit nachmittags wieder da.", entgegnete sie, bevor sie sich wieder umdrehte und ins Feuer starrte.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Kaici mir freudestrahlend um den Hals fallen würde, aber damit hatte ich sicher auch nicht gerechnet. Sie war abweisend und eiskalt. Aber es hätte mir klar sein müssen.

Wahrscheinlich war sie wütend und verletzt und wenn sie das war, dann fuhr sie ihre Schutzmauern wieder hoch und wurde so. Ich hatte eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, ihre Schutzmauern einzureißen und nun hatte ich sie dazu gebracht, diese wieder hochzufahren.

,,Wirst du mich jetzt den restlichen Abend ignorieren oder können wir reden?", fragte ich und als sie daraufhin auf die Beine sprang und zu mir herumwirbelte, war mir klar, dass ich gerade verkackt hatte.

Wütend kam sie auf mich zu.

,,Weißt du eigentlich, was du für ein Arschloch bist?? Du schreist mich da vorhin zusammen, obwohl ich nur für dich da sein wollte, dir beistehen wollte und die Wogen ein wenig glätten wollte, schickst mich dann auf unser Zimmer, wie ein verdammtes kleines Kind UND TRAUST DICH DANN, MIR SO GEGENÜBER ZU TRETEN UND SOWAS ZU SAGEN?!?", sie schlug mir vor die Brust. ,,Kaici...", begann ich leise.

,,UND DANN AUCH NOCH DEINE NACHRICHT! DAS WAR WOHL DIE HÖHE! DU ERLAUBST DIR, MIR SO FORDERND ZU SCHREIBEN??", sie schrie mich nun wirklich an. Wieder schlug sie mir vor die Brust.

,,Kaici, bitte...", murmelte ich.

,,Weißt du was, Jamie?", fragte sie nun wieder ruhig und trat einen Schritt von mir weg. Ich traute mich nicht etwas zu sagen, sondern sah sie nur an. ,,Ich schlafe bei Anna. Viel Spaß dabei, dir mit deiner Mutter die Köpfe einzuschlagen, aber ich werde mich nicht so von dir behandeln lassen deswegen.", sie schüttelte den Kopf und lief an mir vorbei.

,,Kace...", hauchte ich und Tränen traten in meine Augen.

Doch Kaici drehte sich nicht um. Sie sah nicht mal über die Schulter. Sie verschwand aus dem Haus, ohne nochmal zurückzusehen.

Soulmates - eine etwas andere Jamie Campbell Bower FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt