°Chapter 87°

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-Jamie-

Kaici starrte ein wenig in die Leere und sah dann auf ihre Hände runter, die sie ein wenig knetete. Ich merkte, dass sie sich unwohl fühlte, aber ich wusste nicht, ob es nun das Richtige war, ihre Hand zu nehmen oder nicht.

Ich hatte noch nie eine Freundin und ich war generell nicht so gut im Umgang mit anderen Menschen gewesen, außer natürlich meine Freundschaft mit Kyle. Aber ich hatte nichts im Sinne von Freundschaft, beruhigen, trösten oder sonst was mit Mädchen zutun gehabt.

Es regte mich auf, dass ich so unsicher war und absolut keine Ahnung davon hatte, wie ich damit umgehen sollte, jetzt in einer Beziehung zu sein. Natürlich war ich froh darüber, dass Kaici und ich zusammen waren und ich war glücklich, sobald sie in meinen Armen lag, aber ich hatte nun mal keine Ahnung, wie ich dann mit solchen Situationen umgehen sollte.

Ich fuhr mir mit der Hand an meinem frisch rasierten Kinn entlang und war froh, dass ich tatsächlich keine Stoppeln mehr hatte, obwohl ich mich so schnell rasiert hatte und eigentlich nicht wirklich gründlich rasiert hatte.

,,Baby, ich weiß gerade nicht, was ich tun soll, aber, wenn es irgendwas gibt, was ich tun kann, um es dir zu erleichtern, sag es mir.", murmelte ich dann und knackte mit den Fingern. ,,Kann ich deine Hand haben?", fragte sie nervös und sofort hielt ich ihr meine Hand hin. ,,Immer, Honey.", lächelte ich und sie griff nach meiner Hand. Ich hielt ihre Hand sanft fest und streichelte ihr beruhigend mit dem Daumen über den Handrücken.

,,Es ist wahrscheinlich am einfachsten damit anzufangen, was du schon mitbekommen hast...", murmelte sie und ich nickte langsam. ,,Als wir erfahren haben, dass wir Seelenverwandte sind, hat diese Frau doch etwas darüber gesagt, wegen sich gegen den Seelenverwandten entscheiden...", sie drückte meine Hand ein wenig fester und ich wusste, dass sie extrem nervös war. ,,Ja.", ich runzelte die Stirn, denn das hatte ich bei der Frau schon nicht verstanden.

,,Also... Meine Mutter war doch deines Wissens die ganze Zeit nicht zuhause, sondern auf Geschäftsreise, oder?", sie sah mich nervös an und ich nickte wieder. ,,Das hat nicht gestimmt. Meine Mutter war die ganze Zeit da. Aber es stimmt etwas mit unserer Familie mit. Deswegen ist auch nie mein Vater jemals Thema gewesen...", ihr stiegen Tränen in die Augen, also wartete ich einfach geduldig ab, bis sie weiterredete und sagte nichts dazu.

,,Bevor meine Eltern Seelenverwandte waren, hatte mein Vater jemanden und er war ziemlich wütend darüber, dass meine Mum seine Seelenverwandte war. Aber dann hat er sich irgendwann damit abgefunden, die Beiden waren zusammen, haben sich geliebt und mich bekommen irgendwann. Doch irgendwann kam dann diese Frau wieder in unser Leben. Ihr Seelenverwandter war gestorben und sie wollte meinen Vater wieder. Und er entschied sich für sie. Er entschied sich gegen seine Seelenverwandte, gegen meine Mutter und verließ sie, für diese Frau. Und dass er sich gegen seine Seelenverwandtschaft entschieden hat, war dieser entscheidende Moment in unser aller Leben. Denn mein Vater verschwand plötzlich vom Erdboden und wurde nie wieder gesehen. Aber bei meiner Mutter war es viel schlimmer. Seit mein Vater sich gegen sie entschieden hat, ist sie in einer Art Wachkomazustand. Sie redet nicht, sie isst nicht, sie trinkt nicht, sie geht nicht alleine auf Toilette und gar nichts. Es gibt nichts mehr, was sie alleine kann. Sie sitzt den ganzen Tag im Rollstuhl und ihr Blick geht in die Leere. Sie wird beatmet, künstlich ernährt und hat einen Katheter...", erzählte Kaici dann und Tränen strömten ihre Wangen runter. Sie schluchzte leise.

Ich zögerte keine Sekunde mehr, sondern nahm sie in den Arm. Sie krallte sich an meine Brust und schluchzte dort leise.

,,Marian, die du kennengelernt hast, als du bei mir warst, sie ist keine Haushälterin oder sonst etwas, sie ist eine Pflegerin. Unter der Woche ist sie morgens von sechs Uhr, bis ich dann nach Hause komme da. Sie kümmert sich um meine Mutter, wechselt ihre Katheter und all das, während ich mir den Arsch abarbeite, um unsere Miete und alle Rechnungen zu bezahlen. Ich bekomme auch ein wenig Unterstützung was Geld angeht, von meiner Tante, aber sie ist chaotisch und verschwenderisch und letzten Monat musste ich die ganze Zeit Überstunden machen, weil sie Fünfhundertdollar verschwendet hat. Am Wochenende ist Marian Vollzeit da, damit ich den ganzen Tag arbeiten kann. Deswegen war ich immer so geizig mit dem Geld und deswegen wollte mir Kyle auch immer irgendwelches Geld andrehen und es war so wichtig für mich, immer zu arbeiten und es nicht ausfallen zu lassen.", erzählte sie an meiner Brust weiter und schluchzte immer wieder leise beim Reden.

Ich streichelte ihr über den Rücken und hielt sie fest an mich gedrückt.

,,Das ist es...", schluchzte sie nun. ,,Das ist was?", fragte ich sanft und streichelte ihr liebevoll durch die Haare. ,,Das Päckchen, das ich mit mir zu tragen habe... Ich muss die ganze Zeit alles alleine stemmen und alles selbst verdienen, weil mein Vater ein absolutes Arschloch ist und sich lieber für eine Tusse entschieden hat, als bei meiner Mutter, seiner Seelenverwandten zu bleiben.", sie schluchzte noch mehr. ,,Schhh...", wisperte ich und streichelte ihr weiter über den Rücken.

,,Deswegen hat es mich auch so verletzt, dass du nach diesen Tagen zwischen uns es beendet hast und lieber zu deinen Tussen zurückgekehrt bist. Klar, da waren wir noch keine Seelenverwandten, aber ich dachte, dass es etwas Besonderes war, weil das zwischen uns eben nicht einfach nur ein One Night Stand war.", erklärte sie mir nun und ich schloss resigniert die Augen.

Scheiße, was hatte ich getan?

,,Baby, es tut mir so leid, ich wusste ja nicht...", begann ich und drückte sie noch fester an mich. ,,Alles gut, du konntest es schließlich nicht wissen.", wisperte sie und schluchzte leise.

Ich lehnte mich langsam zurück und sah ihr in die tränennassen Augen.

,,Ich kann dir dieses Päckchen nicht komplett abnehmen, schließlich kann ich das mit deinem Vater nicht rückgängig machen, aber ich kann dir etwas versprechen. Wenn es für dich in Ordnung geht, können du und deine Mutter zu uns ziehen, wir haben genug Platz und genug Zimmer. Dann fallen Miete und Rechnungen weg. Und deine Mutter wird jeden Tag eine Vollzeitpflege bekommen, damit sie immer gut versorgt ist. Du kannst natürlich trotzdem immer, wenn du es willst, dich um deine Mutter kümmern und wenn du das möchtest und es bei ihr passt, können wir auch Marian komplett als Vollzeitpflege einstellen.", ich strich ihr die Tränen von den Wangen.

,,Jamie, das kann ich nicht annehmen... Ihr könnt nicht die Vollzeitpflege bezahlen und uns versorgen und...", begann sie kopfschüttelnd. Ich unterbrach sie, indem ich kurz meine Lippen auf ihre legte.

,,Kaici, wegen Hauskosten, gibt es da nichts, das Haus gehört uns. Die Angestellten bezahlen wir so oder so, da kommt dadurch, dass du hier wohnst, niemand dazu. Und mit einer Sache, die du immer über mich gedacht hast, hattest du Recht. Wir schwimmen im Geld. Also macht es uns auch nichts aus, die Kosten für die Pflege zu übernehmen. Und wenn du dich dann besser fühlst, kannst du ja auch weiter arbeiten und etwas dazu beitragen, aber ich würde dann sagen, dass du dir nicht mehr so den Arsch abarbeitest. Ich weiß, der Plattenladen und Mike, das ist dir sehr wichtig, aber du musst dann ja nicht noch zusätzlich vor der Schule im Café arbeiten. Dann bekommst du endlich mal mehr Schlaf und wirst dich generell mehr erholen.", meinte ich danach und sie sah mich schweigend an.

,,Ich werde darüber nachdenken, aber ich möchte, dass wir erst mit deinen Eltern darüber reden, bevor irgendeine Entscheidung von uns getroffen wird. Ich möchte deine Eltern nicht vor vollendete Tatsachen stellen, vielleicht können sie mich ja gar nicht leiden oder sonst was und dann sollen sie irgendwas für mich zahlen.", meinte sie dann und ich nickte.

,,Meine Eltern werden dich lieben, Baby.", lächelte ich dann und legte meine Lippen auf ihre. Sanft zog ich sie auf meinen Schoß und sie erwiderte den Kuss.

,,Bin ich nach vorhin nicht so sicher...", seufzte Kaici und ich begann zu kichern.

Soulmates - eine etwas andere Jamie Campbell Bower FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt