°Chapter 2°

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Während ich durch die Schulflure lief, beachtete ich die Schüler um mich herum kaum. Da waren die Mädchen, die über jeden Scheiß tratschten, die Cheerleader, die Footballer, die Nerds, die Beliebten und noch Leute, die einfach nur als Freunde rumliefen, ohne zu besonderen Gruppen zu gehören. Das hier war die klassische, klischeehafte High School.

Ich ignorierte die Tatsache, dass eigentlich bei jedem, an dem ich vorbeilief, das Thema die Seelenverwandschaft war und rollte nur die Augen.

Als bei den Mädchen eine plötzliche Stille einkehrte, wusste ich, was los war, aber ich drehte mich nicht um, sondern lief einfach weiter.

Der König der Schule war eingekehrt.

Als ich um die Ecke lief, sah ich im Augenwinkel nur die zwei Kerle, die durch die Tür getreten waren. Einer von beiden hielt schon seinen Motorradhelm in der Hand, während der andere seinen gerade erst abzog.

In dem Moment klingelte es und ich war erleichtert, dass ich somit einer weiteren Begegnung mit irgendwem entgehen konnte.

Ich betrat das Klassenzimmer, in dem ich nun Unterricht hatte und setzte mich an meinen Platz. Schnell packte ich meine Schulsachen aus und legte sie vor mir auf den Tisch. Die anderen Schüler kamen auch rein und ich war froh, dass mein Kurs nun mit kaum unangenehmen Leuten war.

Die Lehrerin betrat ebenfalls das Zimmer und stellte sich vorne hin. Sogleich begann sie den Unterricht, ohne uns zu begrüßen, aber das zeigte Wirkung. Alle verstummten sofort und lauschten ihren Worten. Immer wieder unterhielten sich auch Schüler leise, aber ich konzentrierte mich vollkommen auf die Lehrerin und ignorierte es.

Als es dann wieder zur Pause klingelte, packte ich eilig meine Schulsachen ein und verließ das Klassenzimmer. Wieder lief ich eilig die Gänge entlang und verließ das Schulgebäude. Dann verließ ich auch den Schulhof und lief Richtung Bäcker, der vorne an der Ecke war.

,,Masters!", hörte ich es da plötzlich und rollte die Augen, bevor ich stehenblieb. Tief atmete ich durch, um nicht von Anfang an genervt zu sein. Dann drehte ich mich langsam um.

,,Jamie.", entgegnete ich kühl, ehe ich mich wieder abwandte und weiterlief. Es dauerte geschlagene zwei Sekunden, bis er neben mir lief. ,,Schlechter Tag?", fragte er mit einem arroganten Grinsen auf den Lippen und ich musste es unterdrücken, ihm an die Kehle zu springen. ,,Von Tag kann man nicht reden, schließlich ist es erst morgens. Was willst du von mir?", ich warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.

Seine blonden Haare waren, wie immer top frisiert, zur Seite gestrichen und ordentlich und seine kalten, blauen Augen funkelten etwas belustigt.

,,Wie kommst du darauf, dass ich etwas von dir will?", fragte er und schob seine Hände in die Hosentaschen seiner schwarzen Jeans. ,,Jamie, du siehst vielleicht aus, wie ein Engel und das weißt du, aber in deinem Inneren bist du alles andere als ein Engel. Du bist das größte Arschloch der Schule und auch das weißt du. Außerdem meidest du alles, was mit Lehrern zutun hat und ich bin die Person, die nach den Lehrern kommt. Du kommst nicht mal eben zu mir, um nett zu plaudern.", entgegnete ich desinteressiert und er gab ein raues Lachen von sich.

,,Ich will tatsächlich nichts. Außer mir Essen holen.", antwortete er schulterzuckend. ,,Gut, dann hol dir Essen und lass mich in Ruhe.", meinte ich kopfschüttelnd und beschleunigte meine Schritte. Doch Jamie hatte kein Problem damit, mit mir mitzuhalten. Er hielt mühelos Schritt.

,,Du kannst nicht vor mir wegrennen, Masters.", meinte er und grinste dabei weiterhin arrogant. Ich rollte die Augen. ,,Ich habe keine Zeit dafür, Jamie.", kam es dann genervt von mir und er zuckte die Schultern. ,,Ich sehe dich gerade nichts machen, außer zum Bäcker zu laufen und dabei begleite ich dich.", grinste er und ich wollte ihm am liebsten eine runterhauen. Stattdessen strafte ich ihn mit Schweigen und ging nicht auf seine provokanten Bemerkungen ein.

,,Warum suchst du dir nicht ein Mädchen, das deine Gesellschaft möchte?", unterbrach ich ihn dann irgendwann, während er eine halbe Predigt darüber hielt, wie toll er war. Ein weiteres arrogantes Grinsen huschte über seine Lippen. ,,Weil die mich nerven. Bei dir stattdessen, kann ich nerven. Und ich mag es zufällig, Leute aufzuregen. Schließlich bin ich ein Arschloch.", meinte er grinsend und ich seufzte.

,,Masters, ich muss dich mal was fragen.", meinte er da plötzlich und ich versuchte, nicht die Augen zu rollen. ,,Was?", fragte ich bemüht ruhig. ,,Warum hast du immer so viel Energie, aber deine Augen sind so müde?", fragte er und ich wäre beinahe fassungslos stehengeblieben.

Mein Privatleben ging diesen Idioten wohl kaum was an!

,,Das geht dich gar nichts an, Bower!", blaffte ich, ehe ich in den Bäcker huschte. Schnell holte ich mir einen großen Kaffee und ein belegtes Brötchen. Ich wartete nicht auf Jamie, sondern eilte rasch zurück zur Schule, wo ich mich dann sofort wieder in das Büro begab.

Essend und Kaffee trinkend machte ich mich wieder an meine Arbeit.

Als ich gerade das Papier zusammenknüllte und in den Mülleimer neben der Tür werfen wollte, klopfte es einmal an der Tür und diese schwang auf. Ich verfehlte den Mülleimer und sah dann etwas beschämt zur Tür. Kyle lachte leise, ehe er sich bückte, den Ball aufhob und in den Mülleimer warf. Er schloss die Tür hinter sich und trat auf den Schreibtisch zu.

,,Darf ich mich setzen?", fragte er und deutete auf die Stühle. Ich nickte und trank einen Schluck meines Kaffees. Er ließ sich auf einem Stuhl nieder und sah mich mit einem Lächeln an.

Auch, wenn er Jamies bester Freund war, war er nicht, wie Jamie.

,,Was gibt's?", wollte ich wissen und sah ihn zusätzlich fragend an. Er deutete auf meinen Kaffee. ,,Ist die erste Pause nicht eigentlich deine Pause? Wo du wirklich nichts machst?", fragte er und schmunzelte. Ich seufzte. ,,Ja, eigentlich schon. Aber weil Cherry heute Morgen hier reingeschneit ist, konnte ich nicht alles erledigen.", murmelte ich und trank noch einen Schluck Kaffee. ,,Cheerleader.", Kyle rollte die Augen. ,,Genau meine Rede.", lachte ich und er grinste.

,,Also, kann ich irgendwas für dich tun?", wollte ich wissen und lehnte mich zurück. ,,Meine Grand schickt mich. Am Sonntag macht sie einen Waldspaziergang mit einem früheren Freund und da nehmen sie Socca mit. Deswegen fällt Sonntag für dich aus.", meinte er und stützte sich mit seinen tätowierten Unterarmen auf dem Schreibtisch ab. Sowohl er, als auch Jamie hatten Tattoos. Bei Jamie waren es vereinzelte Bilder, aber Kyle hatte die ganzen Arme mit unbestimmten Mustern volltätowiert.

Ich ging jeden Samstag und Sonntag mit dem Hund von Kyles Grand Gassi. Deswegen verstanden wir uns auch recht gut und ich wusste, dass er nicht wie Jamie war. Kyles Grand konnte nicht mehr so viel laufen, weswegen sie jemanden suchte, der mit ihrem Australian Shepherd Gassi ging. Socca war zwar schon stolze 13 Jahre alt, aber auch im Alter war er ein reines Energiebündel. Unter der Woche ging Kyle mit ihm Gassi, aber an den Wochenenden war er meist ziemlich beschäftigt, weswegen ich dann mit Socca Gassi ging.

Ich war schon mit Socca Gassi gegangen, bevor ich überhaupt wusste, dass seine Besitzerin Kyles Grand war. Seit wir das erfahren hatten, verstanden wir uns gut.

,,Und ich wollte dich noch etwas fragen.", nun legte er den Kopf ein wenig schief. ,,Und das wäre?", wollte ich wissen, während ich in meinem Handy für diesen Sonntag das Gassigehen aus dem Kalender löschte. ,,Du hast ja jetzt am Sonntag dann Zeit, in der Zeit, in der du eigentlich mit Socca Gassi gegangen wärst, oder?", wollte er wissen und ich nickte. ,,Ich habe etwas in Deutsch überhaupt nicht verstanden und ich weiß, dass du gut bist. Deswegen wollte ich dich fragen, ob du mir das vielleicht nochmal erklären könntest.", nun wirkte er etwas verlegen und ich schmunzelte. ,,Klar, kann ich. Normalerweise komme ich um halb Vier nach Hause, also...", ich ließ den Satz offen und er nickte. ,,Danke, du bist ein Schatz.", grinste er und holte etwas aus der Jackentasche.

Lachend ergriff ich die kleine Schachtel Smarties, die er mir hinhielt und legte sie neben mich. ,,Gut, man sieht sich. Und wenn ich irgendwann mal etwas für dich tun kann, dann sag mir sofort Bescheid.", er erhob sich lächelnd und ich nickte. ,,Vermerkt.", meinte ich und tippte mir gegen die Schläfe. Kyle schmunzelte und verschwand aus dem Büro.

Soulmates - eine etwas andere Jamie Campbell Bower FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt