"Tu das nie wieder! Verstanden!"

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Niall P.o.v.

"Li, kommst du heute mit mir in den Park?" fragte ich hoffnungsvoll, doch Liam lehnte bloss ab.

"Ne Sorry Ni, ich treff mich später noch mit Sophia." Bäh. Sophia. Seine angebliche beste Freundin. Als ob, die sind doch bestimmt zusammen! Es brach mir das Herz, zu wissen, dass Liam sich mit ihr traf. Warum konnte er nichts mit mir machen? Er sollte mit mir zusammen sein und nicht mit dieser blöden Tusse. Die ist doch eh bloss auf sein Geld aus.

"Oh Okay.." murmelte ich und verzog mich ins Badezimmer. Bis dahin konnte ich mir die Tränen noch zurück halten, doch dann brach ich weinend auf dem Boden zusammen. Ich versuchte mein Schluchzen etwas zurück zu halten, Liam sollte es ja nicht hören. Bestimmt eine halbe Stunde sass ich auf dem Boden und weinte, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich fühlte mich leer.Gefühlskalt. So als hätte man mir jegliche Sinne fürs Fühlen genommen. Eigentlich sollte ich froh sein, so würde ich nicht fühlen, wie mein Herz jedes Mal aufs neue zerbricht, wenn Liam sich mit seiner blöden Schrulle trifft. Aber es gefiel mich mir nicht. Ich wollte fühlen. Fühlen war menschlich! Und ich war doch ein Mensch! Aber wie sollte ich wieder etwas fühlen? Selbst daran zu denken, wie Liam Sophia küsste brachte mich nicht mehr zum weinen. Das Verlangen nach Fühlen stieg in mir. Ich wollte etwas spüren. Aber was konnte ich denn noch spüren? Vielleicht Schmerz... Mein Blick huschte zum Spiegelschrank. Die Rasierklingen. Ich überlegte keine Sekunde zu lang, ehe ich aufstand und den Schrank öffnete. Die Klingen blitzten im Licht leicht und sahen in diesem Moment einfach nur verdammt verführerisch aus. Mit zitternden Händen griff ich nach einer der Klingen und fuhr einmal mit dem Daumen darüber. Ein schmaler roter Strich entstand und ganz langsam floss das Blut heraus. Ein Stechen machte sich in meinem Daumen breit und ich lächelte. Ich fühlte es. Ich zog mein weisses T-Shirt aus, damit es nicht schmutzig wurde und setzte mich auf den Boden, mit dem Rücken gegen die Badewanne gelehnt. Einen Moment spielte ich mit der Klinge bevor ich sie an meinem Arm ansetzte und eine Linie zog. Ich stöhnte leise als der süsse Schmerz sich in meinem Arm breit machte. Es fühlte sich so gut an. Ich machte noch zwei weitere Schnitte und sah dabei zu wie das Blut meinen Arm hinunter ronn. Erst als das Blut auf den Boden tropfte nahm ich ein Tuch und wickelte es um meinen Arm. Als die Blutung stoppte machte ich einen Verband um die Stelle an der die drei Schnitte waren. Wenn Liam fragen würde, dann würde ich sagen, ich hätte einen Ausschlag und wolle nicht daran kratzen. Das würde er mir bestimmt abkaufen.

Tatsächlich hatte Liam es mir abgekauft als er vom Treffen mit Sophia nach Hause kam. Ich war froh darüber, denn wenn er es herausgefunden hätte, dann wäre ich jetzt vielleicht im Irrenhaus gelandet oder so. Okay, ich denke nicht, dass Liam mich wirklich beim Irrenhaus abliefern würde, aber trotzdem... Jetzt sass ich hier, ab Abend darauf, im Wohnzimmer. Neben mir sass Liam welcher gerade mit Sophia telefonierte. Was denn auch sonst? In mir kam der Wunsch nach der Klinge auf und ich überlegte mir ernsthaft jetzt ins Bad zu gehn und mich wieder zu ritzen, doch dann sah ich den Stift der auf dem Tisch vor dem Sofa lag und schon kam mir eine Idee. Vielleicht war es besser wenn ich nur etwas mit dem Stift auf dem Arm herum kritzelte als dass ich mich verletzte. Kurzerhand schnappte ich mir den Stift und begann darauf los zu kritzeln. Ohne es zu bemerken stand nach kurzem "To Exit... Open Here" auf meinem Arm und eine gestrichelte Linie mit einer Schere, direkt bei der Pulsader.. Lächelnd begutachtete ich mein Kunstwerkt. Eigentlich wäre es keine schlechte Idee.. Schliesslich würde ich dann nicht mehr zu sehn müssen wie Liam andauernd mit Sophia weg geht oder mit ihr telefoniert. Dann wäre all das vorbei.

"Sophia ich ruf dich später zurück..." hörte ich Liam. Dann schnappte seine Hand plötzlich nach meinem Arm und sah auf mein Kunstwerk. "Was soll das?" fragte er streng.

"Nichts" ich entriss ihm meinen Arm und wollte schon aufstehn, doch Liam hielt mich auf in dem er vor mich hin stand.

"Was 'Nichts'? Niall, warum zeichnest du sowas auf deinen Arm? Bist du wahnsinnig?!" schrie er mich an. Ich antwortete nicht sondern quetschte mich an ihm vorbei. Ich musste jetzt unbedingt ins Bad. Sofort.

"Bleib sofort stehn Niall, wir reden jetzt darüber!" rief Liam mir hinterher.

"Red mit dir selbst darüber!" schrie ich zurück und ging schnellen Schrittes aufs Bad zu.

Liam P.o.v.

Fuck, was tat Niall da bloss? Warum zeichnete er etwas auf seinen Arm was zur Bedeutung hatte, dass er sich selbst den Tod wünschte? Schnell rannte ich ihm hinterher, doch Niall bemerkte, dass ich ihm folgte und rannte nun auch. Fast hätte ich ihn eingeholt, da schmiss er die Badezimmertür direkt vor meiner Nase zu und schloss diese ab. Ich rüttelte wie wild an der Tür, doch sie ging nicht auf.

"Niall! Mach auf!" schrie ich.

"Verpiss dich Liam!" kam es aus dem Inneren des Badezimmers. Ich begann gegen die Tür zu hämmern und rief immer wieder er solle die Tür aufmachen. Doch er ignorierte mich total. Ich wollte gar nicht wissen, was er gerade darin tat. Ob er sich vielleicht schon das Leben genommen hatte. Bei dem Gedanken stiegen die Tränen in mir auf. Ich konnte und wollte meinen kleinen Iren nicht verlieren. Ich liebte ihn doch.

"Niall öffne die verdammte Tür!" rief ich erschöpft und mit zitternder Stimme während die Tränen mri bereits wie Bäche aus den Augen liefen.

"Verschwinde endlich! Geh doch zu Sophia! Deine beste Freundin" das 'beste Freundin' sprach er mit seiner sarkastischen Stimme aus. Er dachte doch nicht etwa ich wäre mit Sophia zusammen? Verdammt ich musste das jetzt klären, aber wie? Ich kam ja nicht ins Bad. Seufzend ging ich einige Schritte zurück. Ich nahm Anlauf und sprang gegen die Tür, doch es brachte nichts, sie blieb verschlossen. Kurz überlegte ich, bis mir einfiel, dass wir in der Dachwohnung wohnten. Also kletterte ich durch das Dachfenster in meinem Zimmer aufs Dach hinauf und rüber zum Fenster, des Badezimmers. Ich konnte Niall gegen die Badewanne gelehnt sehn. Er weinte stark und hielt eine Rasierklinge in der Hand, die er bereits an seinem Handgelenk angsetzt hatte. Ich musste handeln, sofort. Aber womit sollte ich das verdammte Fenster einschlagen? Ich hatte ja nichts mitgenommen. Ich sah mich um und entdeckte in der Regenrinne einen Stein. Schnell kletterte ich runter und ergriff den Stein. Ich wäre beinahe ausgerutscht, doch ich konnte mich noch halten. Ich ging zurück zum Fenster und holte mit dem Stein aus, bevor ich ihn mti aller Kraft aufs Fenster schmetterte. Es zerbrach mit einem lauten Scheppern in tausend Scherben und ich sprang in den Raum hinein, darauf bedacht, nciht auf irgendwelche Scherben zu treten. Niall sah mich geschockt an, konnte sich nicht mal mehr bewegen. Schnell riss ich ihm die Klinge aus der Hand und warf sie zu den Scherben. Meine Hände legte ich an seine Wangen und ich sah ihm direkt in die Augen.

"Tu das nie wieder! Verstanden!" sagte ich eindringlich. Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn fest an mich. Es dauerte einige Minuten bis Niall sich schliesslich fest an mich klammerte und wieder begann zu weinen. Mit einer Hand schloss ich die Tür auf und hob Niall dann vorsichtig hoch. Ich trug ihn ins Wohnzimmer und setzte mich mit ihm auf dem Schoss aufs Sofa. Vorsichtig schob ich ihn etwas von mir weg und sah in seine verweinten Augen.

"Versprich mir dass du sowas nie wieder tust. Verstanden Niall? Versprich es mir!" hauchte ich mit zitternder Stimme. Auch ich war kurz davor zu weinen.

"Das kann ich nicht versprechen... Nicht wenn ich immer mit ansehn muss wie du mit Sophia weg gehst." murmelte Niall. Den letzten Teil verstand ich kaum noch.

"Niall, Sophia ist meine beste Freundin. Was ist so schlimm daran?" fragte ich sanft.

"Du verstehst es nicht Liam! Hör endlich auf mich anzulügen, ich weiss dass du mit Sophia zusammen bist!" verwirrt sah ich Niall an. Ich war alles andere als mit Sophia zusammen und selbst wenn, warum machte es Niall denn so fertig. Ausser... er empfand das selbe für mich wie ich für ihn. Sanft legte ich meine Hände an seine Wangen.

"Ich liebe dich Niall" noch bevor er etwas hätte erwiedern können presste ich meine Lippen auf seine. Tatsächlich erwiederte Niall den Kuss und krallte sich in mein Shirt.

"Verlass mich nie Liam. Ich liebe dich." schluchzte Niall als wir uns wieder lösten.

"Niemals Niall. Ich bleibe für immer bei dir."

Niam Horayne One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt