Niam Horayne One Shots

Wiedersehen

Niall P.o.v.

Das ist gut. Ja wirklich, ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Nur so kann ich endlich in meiner Karriere weiter kommen. Schon vor Monaten hatte Liam mir vorgeschlagen, meinen Job im Büro aufzugeben und mich voll und ganz dem Singen zu widmen. Und damit hatte er absolut recht. Wenn ich immer arbeiten musste hatte ich keine Zeit für irgendwelche Castings.

Heute hatte ich endlich den Schritt gemacht. Ich sagte meinem Boss, welcher ja eh ein absolutes Arschloch war, er könne mich kreuzweise. Gut, nicht die feine Art zu kündigen aber ich brauchte den Job ja nicht mehr. Jetzt konzentrierte ich mich erst mal nur aufs Singen. Und natürlich auf Liam. So hatte ich jetzt auch viel mehr Zeit, mich unserer Beziehung zu widmen.

Glücklich schloss ich die Wohnungstür auf. Ich freute mich schon auf Liams Gesichtausdruck wenn ich ihm sagte, dass ich seinen Rat befolgt hatte. Er wird sich sicher riesig freuen. Aber leider war er noch nicht zu Hause. Also nutzte ich die Chance und kochte für uns ein leckeres Abendessen. Gerade als ich fertig war, hörte ich die Tür. Ich sah raus in den Flur und beobachtete wie Liam seine Schuhe auszog.

"Hey Baby, ich hab für uns gekocht.", grinste ich als er auf mich zu kam und spitzte schon meine Lippen für einen Kuss. Doch als ich die Augen wieder öffnete war Liam schon an mir vorbei gelaufen. "Hab ich was falsches gesagt? Hattest du einen schlechten Tag?", fragte ich als ich ihm in die Küche folgte. Er sah gerade in die Töpfe und rumpfte die Nase.

"Reis?! Soll das ein Scherz sein?"

"Ähm, magst du denn keinen Reis?", fragte ich vorsichtig. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung was Liam mochte... Er stützte sich seufzend auf dem Tresen ab, dann drehte er sich zu mir.

"Ich hasse Reis, das habe ich dir schon oft gesagt. Ausserdem ist da eine fette Rahmsauce am Fleisch! Ich bin laktoseintolleroant! Willst du, dass ich mich die ganze Nacht übergebe?", schrie er mich an. Liam war laktoseintollerant? Das wusste ich nicht... "Jetzt reichts. Weisst du, genau das hat mir noch gefehlt, das macht mir das folgende um einiges leichter." fuhr er fort. Was meinte er denn damit? Ich ging zu ihm rüber und wollte ihn in den Arm nehmen. Ich stotterte entschuldigungen vor mich hin, doch Liam schubste mich nur von sich weg. "Ich mach schluss." Ich erstarrte, schluckte und spürte wie mein Herz in zwei Teile zerbrach. Liam ging an mir vorbei ohne ein weiteres Wort zu sagen. Die erste Träne rollte über meine Wange als ich wieder zu mir kam und ihm folgte. Er warf ein Kissen und eine Decke auf die Couch, dann ging er nochmal ins Schlafzimmer und kam mit einer Reisetasche wieder raus. "Da, pack deine Sachen, ich will dass du bis morgen Abend hier raus bist." Er warf mir die Tasche entgegen und sie fiel zu Boden. Dann hörte ich die Wohnungstür zu knallen und war alleine.

Langsam duckte ich mich nach der Tasche. Ich begann meine Sachen zu packen. Es war nicht viel. Ich hatte nur Kleider hier, alles andere gehörte Liam. Als wir uns kennengelernt hatten, war er so nett und nahm mich in seiner Wohnung auf, weil ich keine richtige Bleibe hatte. Nun war ich wieder am gleichen Ort angekommen. Der einzige Unterschied zu damals: Ohne Job.

Als ich meine Tasche gepackt hatte, rief ich im Büro an, in der Hoffnung ich würde meinen Job wieder kriegen. Doch der Boss sagte bloss, ich soll zur Hölle fahren und legte auf. Seufzend liess ich mich auf die Couch fallen. Ich hatte nur eine Möglichkeit für eine Bleibe. Meine Eltern. Wie peinlich. Ein erwachsener Mann, der wieder zu den Eltern zurück kriecht.

Zum Glück waren meine Eltern einverstanden mich wieder bei sich aufzunehmen. Jedoch nur unter der Bedingung, dass ich Miete zahlte. Ich solle das endlich mal lernen, meinten sie. Bisher hatte ich ja noch nie eine eigene Wohnung und auch bei Liam musste ich nie Miete zahlen. Als ich also bei ihnen ankam musste ich erstmal einen Job suchen. Liam hatte ich übrigens nicht mehr gesehn, seitdem er aus der Wohnung gestürmt war. Er muss wohl bei seinem besten Freund Harry übernachtet haben. Harry. Dieser Mistkerl war doch eh an allem schuld. Er war Liams Ex, nach der Trennung wollten sie aber noch Freunde bleiben. Und so waren die beiden eigentlich immer gemeinsam unterwegs wenn ich nicht da war. Und wenn ich da war, haben sie die ganze Zeit miteinander geschrieben. Bestimmt hat Harry ihm eingeredet sich von mir zu trennen. Dieses Arschloch.

Nach langem Suchen hatte ich dann endlich eine Stelle gefunden. Leider nur in einer Bäckerei. Aber ich musste nehmen was ich bekam. In den Büros in denen ich mich beworben hatte, wussten die Chefs alle wie ich beim alten Boss gekündigt hatte. Sowas sprach sich anscheinend schnell rum.

Die Monate vergingen... Meine Gesangskarriere hatte ich aufgegeben. Ich musste jetzt einfach mal Geld verdienen und auf die Beine kommen. Und eigentlich machte die Arbeit in der Bäckerei ja auch Spass. Ich hatte viel Kontakt zu Kunden, was eine schöne Abwechslung war zum sonstigen Büroalltag.

"Einen schönen Tag noch", sagte ich zur Kundin die gerade bezahlt hatte und drehte mich um, um das Brot etwas zu richten. Die Türglocke erklang und ich sag nach hinten um den neuen Kunden zu begrüssen, doch ich erstarrte. Das durfte doch nicht wahr sein? War das wirklich Liam, der soeben das Geschäft betreten hatte? "Liam?" fragte ich leise und tatsächlich, er reagierte darauf. Er war es.

"Niall, was machst du denn hier?", fragte er verwirrt.

"Ich arbeite jetzt hier.", ich wusste nicht wirklich wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich war aber froh ihn wieder zu sehn. Ich hatte ihn vermisst. "Wie gehts dir?", fragte ich um die peinliche Stille zu brechen.

"Mir gehts gut, etwas gestresst aber gut. Und dir?"

"Ganz ehrlich. Beschissen. Es tut gut dich zu sehn. Ich hab dich vermisst." Für einen Moment herrschte Stille. Er reagierte nicht auf meine Aussage. Vermutlich hatte er mich nicht vermisst. "Weisst du Liam, ich hab mich verändert...Ich bin nicht mehr so unaufmerksam...Ich hab jetzt gelernt zuzuhören. Und ausserdem werde ich wohl bald von zu Hause ausziehen... Ich stehe wieder auf eigenen Be-" weiter kam ich nicht, denn Liam unterbrach mich.

"Niall, bitte lass das. Ich versteh schon, dass du versuchst mich zurück zu bekommen aber daraus wird nichts. Ich bin hier um eine Hochzeitstorte zu bestellen." Mein Herz rutschte in meine Hose. Ich fing an zu schwitzen. Mein Kopf dröhnte.

"Du-Du heiratest?" stotterte ich und wischte mir über die nasse Stirn. Liam nickte. In dem Moment kam mein Chef aus der Backstube und begrüsste Liam.

"Liam! Es freut mich, dass du da bist! Na komm, wir gehen in mein Büro, da zeig ich dir ein paar Ideen.", lächelte er, dann sah er zu mir und rutzelte die Stirn. "Niall, alles okay? Gehts dir nicht gut?" Ich schüttelte den Kopf und setzte mich hin. Meinen Kopf stützte ich auf meine Hände und schluckte schwer. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

"Eine Frage nur, Liam... Ist es Harry?" fragte ich leise.

"Was ist Harry?"

"Stell dich nicht dümmer als du bist! Wirst du Harry heiraten?!" schrie ich nun. Ich war sauer. Verdammt sauer. Wie konnte er mit mir schluss machen und nur wenige Monate darauf schon einen anderen heiraten?!

"Ja" sagte er bloss und verschwand dann mit meinem Chef im Büro. Ich zog meine Schürze aus, schnappte meine Sachen und rannte aus dem Geschäft. Mir war egal, dass jetzt niemand mehr da war um die Kunden zu bedienen, doch ich musste da jetzt weg. Ich rannte nach Hause, stürmte in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Weinend liess ich mich ins Kissen fallen. War ich denn so ein schlechter Mensch? Hatte ich kein Glück verdient? Schluchzend drehte ich mich zur Seite und entdeckte meine Gitarre. Ich stand langsam auf und hob sie hoch. Sie war ganz verstaubt. Ich hatte sie ja auch ewig nicht mehr benutzt. Meine Finger strichen sanft über die Saiten und ich verzog mein Gesicht als die Töne erklangen. Sie war verstimmt. Ich stimmte die Gitarre wieder und begann vor mich hin zu spielen. Und plötzlich schoss mir ein Text durch den Kopf.

"Waiting here for someone... Only yesterday we were on the run..."

Mein erster Song. Der Start einer erfolgreichen Karriere. Und der Start in ein glückliches Leben. Ohne Liam...