Zusammen gegen die Welt

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Liam P.o.v.

Seufzend sah ich auf das Sandwich hinab, das unser Buttler mir gemacht hatte, bevor ich das Haus verlassen hatte. Ich hatte nicht mal hunger. Ausserdem hatte Ben immernoch nicht gelernt, dass ich kein Käse in meinen Sandwiches mag. Seufzend streckte ich meinen Arm einfach nach rechts aus, als ich an einem Jungen vorbei lief, welcher am Strassenrand sass. Vermutlich ein Penner. Das Sandwich wurde mir aus der Hand genommen und ich wollte schon weiter laufen als ein leises "Danke" von ihm kam. Ich blieb noch mal stehn und sah den Jungen an. Er war vermutlich nicht viel jünger als ich, vielleicht sogar gleich alt. Seine blonden Haare waren zerzaust und auch etwas dreckig, genau so wie der Rest von ihm. Seine Kleider sahen auch nicht mehr all zu frisch aus. Er lächelte mich dankend an und nahm einen Bissen vom Sandwich. Ich nickte bloss und ging dann weiter. Ich durfte nicht zu spät kommen, sonst würde Mr. O'Connor mich umbringen. Vielleicht würde er mich auch von der Schule verweisen, aber das wäre mir auch egal. Diese blöde Privatschule war nichts für mich. Nur weil meine Eltern dachten, wir wären was besseres, weil wir mehr Geld hatten, hatten sie das Gefühl, ich wäre zu gut für eine normale Schule. Dabei hatte ich es so satt mit all diesen Schnöseln zur Schule zu gehn.

Seufzend betrat ich das Schulhaus, als ich schliesslich dort ankam. Ich liess mich einfach auf meinen üblichen Platz in der hintersten Reihe fallen und wartete darauf, dass der Unterricht begann. Wie immer war es totlangweilig, aber was sollte man machen? Als ich dann um 16 Uhr endlich das Schulhaus wieder verlassen konnte kam ich wieder an dem blonden Jungen vorbei, welchem ich heute Morgen mein Sandwich gegeben hatte. Er schien mich zu erkennen, denn er lächelte mich wieder dankbar an und begrüsste mich mit einem kurzen "Hi". Ich wollte eigentlich weiter laufen, doch irgendwie konnte ich einfach nicht, weshalb ich mich wieder zu ihm umdrehte und meine Brieftasche raus nahm. Ich nahm einige Scheine und reichte sie ihm.

"Hier, kauf dir was warmes zu essen. Das ist gesünder als bloss ein Sandwich." lächelte ich als ich es in seine Hand legte. Er sah mich bloss ungläubig an und drehte die Scheine in seiner Hand.

"A-Aber das sind 20 £.. Das kann ich doch nicht annehmen.." stotterte er und wollte mir das Geld wieder zurück geben. Ich schüttelte bloss den Kopf und drückte seine Hand zu.

"Nimm es. Bitte." lächelnd stand ich auf und drehte mich um, damit er nicht widersprechen konnte. Einige Meter von ihm weg drehte ich mich nochmal zu ihm und winkte ihm zu. Lächelnd winkte er mir und erhob sich vom Boden um in die Imbissbude auf der anderen Strassenseite zu gehn.

Zu Hause angekommen ging ich direkt in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett um meine Hausaufgaben zu machen, doch der Junge ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich fragte mich, warum er überhaupt obdachlos war. Hatten seine Eltern ihn rausgeschmissen? Hatte er überhaupt noch Eltern? Vielleicht hatte er etwas verbrochen und musste fliehen. Durch all die Gedanken, konnte ich mich einfach nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren und legte diese deshalb weg. In meinem Kopf erschien wieder der Junge. Seine kaputten und dreckigen Kleider. Vermutlich wärmten ihn die Kleider nicht einmal richtig. Mein Blick schweifte zu meinem Schrank. Sofort war ich auf den Beinen und öffnete die erste Schranktür. Mein Schrank war ja eh viel zu voll. Da konnte ich ruhig ein bisschen was abgeben. Ich schnappte mir eine Sporttasche und stopfte einige Klamotten, die mir zu klein waren und die ich sowieso nie anzog, hinein. Dann schnappte ich mir eine Wolldecke und legte sie auch hinein. Ich schloss die Tasche und schulterte sie, dann verliess ich mein Zimmer.

"Ich bin noch etwas draussen!" rief ich und wollte schon das Haus verlassen als meine Mutter mir antwortete. "Nicht jetzt, Liam. Es gibt doch gleich Abendessen." rief sie aus der Küche und ich brachte seufzend die Tasche zurück in mein Zimmer, um dann essen zu gehn. Wie immer dauerte das Essen verdammt lange, da meine Eltern von Ben immer Vorspeise, Hauptgang und Dessert wünschten. Als endlich alles gegessen war, erhob ich mich und ging zurück in mein Zimmer um die Tasche wieder zu holen. "So, ich geh jetzt noch raus!" rief ich erneut und bekam von meinen Eltern ein "Okay" zurück. Schnell verliess ich das Haus. Es war bereits dunkel und windete etwas. Ich ging so schnell ich konnte an die Stelle, an der der blonde Junge sass und kniete mich neben ihn. Er bemerkte mich erst nicht, denn er hatte die Beine angezogen, die Arme darum geschlungen und den Kopf darauf abgelegt. Er zitterte stark, weshalb ich davon ausging, dass ihm kalt war.

Niam Horayne One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt