Kochkünste

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Niall P.o.v.

Heute wollte ich Liam überraschen. Ich wollte für uns beide kochen und dann ein romantisches Essen mit Kerzen und Rosen und so machen. Nein,wir waren kein Paar. Noch nicht. Das war eigentlich mein Plan. Ich wollte Liam für mich gewinnen. Zwar hatte er Sophia und er hat auch noch nie irgendwelche andeutungen gemacht schwul zu sein. Aber als sein bester Freund und Mitbewohner kannte ich Liam gut genug um zu wissen, dass er erstens, Sophia nicht liebte und nicht glücklich war mit ihr, und zweitens, zu viel angst davor hätte sich als schwul zu outen. Also half ich dem etwas nach. Das klingt jetzt vielleicht komisch. Ich erklär meine Theorie mal eben.

In den letzten Monaten wirkte Liam immer unglücklicher wenn er mit Sophia unterwegs war oder mit ihr verabredet. Ausserdem hab ich schon oft gemert, wie er mir auf den Arsch gestarrt hat! Und nicht nur mir, er hat auch auf der Strasse schon ein paar Typen hinterher gesehn. Und er redet auch nicht gerne darüber was er mit Sophia unternommen hatte. Letztens hab ich ihn gefragt wies mit Sophia im Park war, er meinte nur 'ganz okay'. Wirklich überzeugend klang es aber nicht. Und deshalb machte ich uns beiden heute diesen romantischen Abend.

"Niall?" hörte ich seine Stimme. Schnell huschte mein Blick zur Uhr. Es war erst sechs Uhr. Warum war er schon zu Hause? Schnell ging ich aus der Küche und in den Flur. Er zog gerade seine Schuhe aus und hängte die Jacke auf.

"Warum bist du schon da?" fragte ich.

"Mein Boss hat mich nach Hause geschickt, weil ich Überstunden hab." meinte er und kam dann zu mir rüber. "So, soll ich uns was leckeres Kochen?"

"NEIN!" sagte ich etwas zu schnell und vielleicht auch etwas zu laut. Liam sah mich nur verwirrt an. "Ich wollte heute für uns kochen." fügte ich etwas leiser hinzu.

"Soll ich dir helfen?"

"Nein, ich schaff das schon. Ruh dich etwas aus, ich ruf dich dann wenns Essen gibt." Liam nickte und ging in sein Zimmer. Ich ging zurück in die Küche und kochte weiter. Ich machte Gnocchi. Liams Lieblingsessen. Es war zwar ein riesen Aufwand sie selber zu machen, aber für Liam machte ich das gerne. Als ich fertig war stellte ich die beiden Teller in den Ofen um sie noch etwas warm zu halten und zündete die Kerzen auf dem Tisch an.  Ich richtete die Rosen, die ebenfalls auf dem Tisch standen noch etwas, nahm von einer die Blätter weg und verteilte sie auf dem Tisch. Als ich zufrieden war dimmte ich das Licht so, dass die Küche in einem sanften Licht schimmerte. Langsam stieg die Nervosität in mir. Was wenn es ihm nicht gefällt? Wenn er doch nicht unglücklich mit Sophia ist? Wenn er gar nicht schwul ist? Mit zitternden Beinen bewegte ich mich aus der Küche, nachdem ich noch die beiden Teller auf den Tisch gestellt hatte, und machte mich auf den Weg zu Liams Zimmer. Ich klopfte an die Tür und öffnete sie leise.

"Essen ist fertig" sagte ich, bekam jedoch keine Antwort. Ich sah ins dunkle Zimmer rein und entdeckte Liam auf seinem Bett liegend. Er hatte die Augen geschlafen und atmete gleichmässig. Lächelnd ging ich zu ihm rüber, setzte mich auf die Bettkante und strich ihm durchs Haar.

"Liam" sagte ich leise. Ich wiederholte es nochmal etwas lauter und er öffnete langsam die Augen.

"Es gibt essen." Liam lächelte und streckte sich kurz, bevor er sich auf setzte  und richtung Küche ging. Ich folgte ihm zitternd. Als er in der Küche ankam blieb er wie versteinert stehn und sah sich alles an. Ich stellte mich unsicher neben ihn und versuchte seinen Blick zu deuten, doch ich konnte nicht erkennen ob es ihm gefiel oder nicht.

"Was ist das?" fragte er nach einer Weile und sah mich an.

"ähm.. ich d-dachte.. ähm.. ach weisst du was? es war ne dumme Idee.. Warte kurz ich räum die Kerzen und so weg.." Gerade wollte ich zum Tisch rüber gehn und all das Zeug weg räumen, doch Liam hielt mich am Arm zurück.

"Nein, lass es. Es ist schön so. Danke Niall" sagte er sanft und zog mich in eine Umarmung. Erleichert schlang ich meine Arme um ihn und legte meinen Kopf gegen seine Brust. Ich konnte sein Herz schlagen hören und je länger wir uns umarmten, umso schneller schlug es. Wusste ichs doch. Liam war bestimmt schwul!  Langsam löste ich mich von ihm und hielt ihm den Stuhl etwas zurück. Er setzte sich und ich nahm gegenüber von ihm platz.

"Sieht lecker aus" sagte Liam.

"Ich hoffe es schmeckt auch so" lachte ich und nahm meine Gabel. Wir begannen zu essen und schon beim ersten Bissen schwärmte Liam wie himmlisch es doch schmeckte.  Während dem Essen unterhielten wir uns ein wenig. Jedoch wurde mir der normale Gesprächsstoff nach einer Weile zu langweilig, weil mir die ganze Zeit eine Frage im Kopf rumschwirrte.

"Liam?" unterbrach ich ihn mitten im Satz. Er  verstummte und sah mich fragend an.

"Liebst du Sophia?" jetzt war es raus. Bitte raste jetzt einfach nicht aus. Liam legte die Gabel auf dem Teller ab und vertrub seufzend das Gesicht in den Händen.

"Nein.." murmelte er. Ich hätte in dem Moment einen Freudentanz aufführen können, aber das wäre jetzt nicht angemessen.

"Liam.." sanft nahm ich seine Hände um ihm wieder in die wunderschönen Augen sehn zu können.  "Warum seid ihr dann noch zusammen?" Liam seufzte und sah auf unsere Hände.

"Ich weiss es nicht.. Ich- Ich mag sie nicht mal. Sie geht mir so auf die nerven.. Niall ich- ich.. Ach vergiss es. Das ist blöd." stotterte er vor sich hin. Ich konnte in seinen Augen Tränen sehn, die er versuchte weg zu blinzeln.

"Liam, was ist los? Warum sagst dus mir nicht einfach?" fragte ich sanft.

"Es ist nichts." flüsterte er.

"Und was ist mit der Tatsache dass du schwul bist?" Ups. Das war mir jetzt rausgerutscht. Liam sah mich total geschockt an.

"Ich-schw- was?" fragte er. Er wurde total rot im Gesicht und ich wusste nicht ob er es jetzt einfach abstritt oder ob er wirklich nicht schwul war.

"Du- du bist doch schwul, oder Liam? Ich meine.. du siehst immer andern Männer hinterher, mir hast du schon oft auf den Arsch gestarrt und du bist nicht glücklich mit Sophia. Also, bist du schwul, oder nicht?"

"Niall.. D-Darüber will ich nicht reden" Gerade wollte Liam aufstehn und gehn, doch ich kam ihm zuvor, ging zu ihm rüber und drückte ihn auf den Stuhl.

"Liam! Sag mir jetzt die Wahrheit! Bist du schwul, ja oder nein?" sagte ich streng. Liam sah mich erst geschockt an, dann sah er auf seine Hände und murmelte ein leises 'ja'. Seufzend kniete ich mich vor ihn auf den Boden und nahm seine Hände.

"Schau mich an Liam" zögend sah Liam mich an.

"Li, ich weiss nicht was du meinst, dass ich jetzt von dir denke. Aber was auch immer es ist, so wie ich dich kenne, ist es was negatives. Und du solltest wissen, dass ich überhaupt nicht so von dir denke, nur weil du schwul bist. Denn... Liam, ich bin auch schwul. Und ich-ich liebe dich" gab ich zu. Liams Augen weiteten sich und sein Mund klappte auf.

"D-du..Du liebst mich?" ich nickte lächelnd und stand langsam auf, seine Hände liess ich dabei nie los. Liam stand ebenfalls auf und stand mir nun gegenüber.  In seinen Augen schimmerten wieder Tränen und seine Lippe zitterte leicht. Plötzlich fiel er mir um den Hals und begann zu schluchzen.

"Liam was ist los?" fragte ich als ich meine Arme um ihn legte.

"Ich liebe dich auch Niall" schluchzte er.

"Und warum weinst du?"

"Weil ich so glücklich bin" langsam löste er sich von mir und lächelte mich an. Ich wische ihm die Tränen aus dem Gesicht und strich ihm über die Wange. Wir sahen uns tief in die Augen. Ich versank in diesem Meer aus Schokolade während ich ihm langsam näher kam. Jetzt waren nurnoch wenige Milimeter zwischen uns. Ich schloss meine Augen und überbrückte den letzten Abstand. Sanft legte ich meine Lippen auf seine und spürte ein Kribbeln, das von meinem Bauch aus in jeden Winkel meines Körpers schoss.  Der Kuss war nicht lange und wir bewegten auch die Lippen nicht. Sie lagen nur einen Moment aufeinander. Aber nurschon das reichte mir. Wieder sahen wir uns in die Augen.

"Ich liebe dich" hauchte ich gegen seine Lippen.

"Ich liebe dich auch Niall" und diesmal war es er, der mich küsste. Aber diesmal länger. Und leidenschaftlicher.

Niam Horayne One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt