British Army

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Niall P.o.v.

Gelangweilt sass ich auf dem Sofa und starrte aus dem Fenster. Es regnete bereits seit zwei Tagen durchgehend. Passend zum Wetter war auch meine Stimmung. Ich fühlte mich scheisse. Seit zwei Monaten war Liam nun schon in der Army. Sie standen an einem Montag Morgen vor der Tür und haben ihn zum Einsatz gerufen. Es war etwas sehr dringendes und man wollte mir nie sagen, worum es bei dem Einsatz ging. Von einer Minute auf die andere war Liam weg, wir hatten nicht mal mehr Zeit um uns voneinander zu verabschieden. Anfangs hatte Liam mir noch Briefe geschrieben, doch seit zwei Wochen hatte ich keinen mehr gekriegt. Auf der Arbeit sagten sie, ich wäre nicht zu gebrauchen, weil ich total fertig war ohne Liam, weshalb mich mein Chef nach Hause geschickt hat und meinte, ich soll erst wieder kommen, wenn Liam zurück ist. Und nun sass ich einfach jeden Tag  bloss hier und starrte ins Nichts. Ab und zu kamen Harry oder Louis mal vorbei, doch auch die mussten Arbeiten weshalb ich tagsüber wirklich immer alleine war.

Erschrocken zuckte ich zusammen als es klingelte. Vielleicht die Post... Seufzend erhob ich mich vom Sofa und ging zur Tür, doch als ich die Tür öffnete rutschte mir das Herz in die Hose.

"General Cowan?" fragte ich überrascht und leicht ängstlich. Warum sollte der General denn hier auftauchen wenn Liam schon im Einsatz ist? Die einzige möglichkeit wäre, wenn Liam tot wäre... Nein! Bestimmt nicht!

"Mr. Horan, darf ich kurz rein kommen?" ich nickte bloss und ging einen Schritt zur Seite. Er betrat unsere Wohnung und sah sich etwas um, dann drehte er sich wieder zu mir und nahm seinen Hut ab.
"Ich hab schlechte Neuigkeiten."

"Nein! Nein, bitte, sagen sie mir nicht, dass Liam gestorben ist! Bitte!" flehte ich ihn an, während die Tränen bereits in meine Augen stiegen.  General Cowan zog aus seiner Tasche eine Halskette und reichte sie mir. Darauf stand Liams Name. Sie war ziemlich dreckig.

"Mr. Horan, uns fehlt seit drei Tagen jegliche Spur von Liam. Nur seine Kette haben wir im Kriegsgebiet am Boden gefunden, als wir nach überlebenden gesucht haben... Es tut mir schrecklich leid." Ich brach in Tränen aus und fiel auf die Knie. Die Kräfte verliessen mich, nicht mal die Kette konnte ich festhalten.

"Was soll das heissen? Er ist einfach verschwunden? Irgendwo muss er doch sein?"

"Wir haben keine Zeichen mehr gefunden, er meldet sich auch per Funk nicht mehr. Wir gehen davon aus dass ihn die Gegner erwischt haben. Vermutlich haben sie ihn bereits getötet." erklärte der General mir. Ich konnte nicht mehr. Liam war tot und ich sass hier und alles was ich noch von ihm hatte war eine dreckige Kette der Armee mit seinem Namen drauf? Das war doch nicht fair!

Der General blieb nicht lange. Er versicherte mir bloss im Namen der british army, dass es ihm Leid tue. Mehr nicht. Dann verschwand er einfach und liess mich am Boden zurück. Stunden lang sass ich noch weinend am Boden, bis ich schliesslich keine Tränen mehr hatte. Zittrig richtete ich mich auf und ging mit der Kette ins Badezimmer. Ich wusch sie gründlich und hängte sie mir dann um den Hals. Wenn es schon das letzte ist, was ich von Liam hatte, dann wollte ich es wenigstens immer bei mir tragen. Wieder setzte ich mich ins Wohnzimmer, legte mich auf die Couch und starrte ins nichts, so wie ich es die letzten Tage auch schon getan hatte. Mein Magen knurrte schon den ganzen Tag, doch jetzt wollte ich nichts essen. Ich wollte einfach gar nichts, ausser Liam zurück. Ich hörte wie die Tür auf ging. Das war dann wohl Harry, er hatte immer Mittags feierabend, da er Nachtschichten arbeitete. Schritte kamen immer näher und schliesslich beugte sich ein Kopf voller Locken über mich.

"Hey kleiner, du hast geweint? Was ist denn los?" fragte er sofort und hockte sich neben dem Sofa auf den Boden. Ich hielt bloss die Kette hoch. Harry nahm den Anhänger in die Finger und drehte ihn um. In der nächsten Sekunde hatte er den Anhänger fallen gelassen und zog mich sofort in seine Arme. "Das tut mir schrecklich leid, Niall.." flüsterte er mit zitternder Stimme.  Die Tränen stiegen wieder in mir hoch. Zusammen mit Harry weinte ich wieder einige Stunden. Wir redeten nicht. Jeder trauerte für sich selber. Später am Abend steiss auch Louis zu uns. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Stimme wieder und erklärte ihm, was passiert war. Auch er weinte. Und somit begannen auch Harry und ich wieder zu weinen. Harry musste früh nach Hause gehn, da er wieder eine Nachtschicht hatte und noch ein bisschen Schlaf brauchte. Louis blieb noch bis nach Mitternacht und wartete bis ich eingeschlafen war. Am nächsten Morgen wachte ich alleine wieder auf. Meine Wangen fühlten sich komisch an vom vielen weinen, genau so meine Augen. Ich nahm den Anhänger der Kette zwischen die Finger und sah auf ihn hinab. Plötzlich wurde mir furchtbar schlecht  und ich rannte so schnell ich konnte ins Badezimmer. Gerade rechtzeitig erreichte ich das Klo, bevor ich mich übergab. Da ich in den letzten Tagen nichts gegessen hatte, erbrach ich bloss Magensäure, was furchtbar weh tat und ich schon wieder begann zu weinen. Als der Brechreiz zuende war lehnte ich mich erschöpft gegen die Badewanne. Nach einigen Minuten zog ich mich auf die Beine und spühlte meinen Mund aus. Der Blick in den Spiegel erschreckte mich. Ich sah furchtbar aus. Ich war blass, ich hatte extrem viel abgenommen und meinen Augen fehlte jeglicher Glanz. Ich schloss meine Augen einen Moment als ich plötzlich die Tür hörte. Verwirrt runzelte ich die Stirn. War Harry schon da? Es war doch erst 10 Uhr? Naja, vielleicht hatte er früher Feierabend. Mit zittrigen Schritten verliess ich das Badezimmer und ging richtung Tür als ich plötzlich wieder jegliche Kraft verlor und auf dem Boden zusammenbrach, denn da stand tatsächlich Liam und zog seine Armeestiefel aus.

"Liam?" hauchte ich schwach und sofort sah er zu mir. Er stellte seine Stiefel weg und kam dann zu mir rüber. Er ging vor mir auf die Knie und strich vorsichtig über meine Wange.

"Ich hab dich so vermisst mein kleiner Engel" flüsterte er.

"das kann nicht sein.. Du bist tot!" Liam hob eine Augenbraue und sah an sich herunter, tastete seinen Körper ab.

"Nein.. Ich glaub ich lebe. Fühlt sich lebendig an.." grinste er und tippte mir auf die Nase. Verzweifelt versuchte ich zu verstehn was hier los war, doch ich konnte es nicht. Wie war das möglich? Sie hatten doch kein einziges Zeichen mehr von ihm?

"W-Was ist damit?" fragte ich und hielt die Kette hoch. Liams Augen weiteten sich.

"Woher hast du die?"

"General Cowan hat sie mir gebracht. Er sagte du seist verschwunden, sie hätten keinen Kontakt mehr zu dir herstellen können und dass dich die Gegner vermutlich umgebracht hätten" schluchzte ich. Liam nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Ich klammerte mich an ihm fest und schluchzte gegen seine Uniform. Vorsichtig hob Liam mich hoch und trug mich ins Wohnzimmer um mich auf dem Sofa abzusetzen. "Ich mach dir jetzt erstmal einen Tee und dann kannst du dich beruhigen. Dann geh ich schnell duschen und erzähl dir danach was genau passiert ist, okay?" Ich nickte bloss. Liam hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand in die Küche. Wenig später kam er mit einer Tasse zurück und reichte sie mir. "Kannst du uns eine Familienpizza bestellen? Ich hab nen Riesenhunger!" ich nickte lächelnd und stahl mir noch einen Kuss bevor er duschen ging. Ich rief den Pizzaservice an und bestellte die grosse Pizza, dann mummelte ich mich eine Kuscheldecke ein und schlürfte den Tee, bis Liam zurück kam.

"Also, dann klär ich dich mal auf." sagte Liam als er zurück kam und sich neben mich setzte. "Dass die Gegner mich erwischt haben, stimmt... Wir waren gerade mitten in einem Kampf als sie einen Kollegen gerade erschiessen wollten. Ich habs gerade noch geschafft sie davon abzuhalten, doch dafür musste ich zu ihnen rüber und war dann umzingelt. Sie haben mich festgenommen, ich hab versucht mich zu wehren, doch gegen 20 Leute hatte ich alleine keine Chance und meine Truppe hat nicht gemerkt, dass ich weg war. Also haben sie mich entführt. Sie wollten mich noch am selben Abend umbringen, aus irgendeinem Grund haben sie es dann auf den nächsten Morgen verschoben. Die Chance hab ich natürlich genutzt und bin dann über Nacht abgehauen. Es war schwer wieder nach Hause zu kommen, denn sie hatten mir alles weggenommen. Aber ich habe es geschafft und jetzt bin ich endlich wieder bei dir." erklärte er kurzgefasst. Ich weinte schon wieder, nurschon bei der Vorstellung, dass sie meinen Liam umbringen wollten. Als es klingelte ging Liam zur Tür und holte die Pizza. Wir assen sie gemeinsam, während wir über die vergangenen zwei Monate sprachen. Erst im Nachhinein kapierte ich, dass Liam bloss zwei Stück von der Pizza hatte und ich den Rest alleine gegessen hatte, was natürlich totale Absicht von Liam war, denn er wollte, dass ich wieder was ass. Aber so war mein Liam halt und auf jeden Fall würde ich ihn nie wieder zur Armee lassen!

Niam Horayne One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt