Only if I have to

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Ich hatte mir den linken Arm gebrochen, meinen rechten Knöchel ebenfalls und einige Schrammen von meinem Motorradvorfall davongetragen.
Meiner zugeteilten Ärztin war es ein Rätsel wie ich nicht auf der Intensivstation landete.
Drei Tage nach dem Rennen entließ sie mich mit einem Rollstuhl sowie mit einem schwarzvergipsten Fuß und Arm.
Der Rest meines Sommers war somit wortwörtlich gelaufen.
Hyunjin rollte mich an dem sonnigen Samstag meiner Entlassung aus dem Krankenhaus und bugsierte mich in den Beifahrersitz seines schwarzen VW Van.
„Wollte mich Han nicht abholen?" fragte ich Hyunjin nebenbei, als er ausparkte und vom Parkplatz fuhr. „Felix hat eine Schramme in seinem Wagen und Han musste sich das vor dem Rennen heute Abend noch anschauen."
Ich nickte und stellte das Radio an. „Kann ich mit? Zum Rennen?" bat ich und schielte aus großen braunen Hundeaugen zu ihm herüber.
Sein Blick richtete sich gezielt und konzentriert auf die Straße. Das Muttermal unter seinem linken Auge zuckte, so wie seine vollen Lippen sich zu einem seichten Lächeln verzogen.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich hinfahren werde. Chan hat mich zu deinem Leibwächter degradiert." Nahm er mir den Wind aus den Segeln.
Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihm durch den Rückspiegel an. „Felix fährt." Nüchtern richtete ich meine Augen zu ihm. Es grenzte an ein Wunder, dass Hyunjin mich abholte, während Felix sich auf heute Abend vorbereitete. Für gewöhnlich hingen Hyunjin und er an solchen Tagen zusammen.
„Und du willst zuhause Sitzen und Wachhund für mich spielen?" stichelte ich und zog unbeeindruckt die Augenbrauen hoch.
Ich würde auf keinen Fall an einem Samstagabend allein mit Hyunjin in unserer Wohnung die Zeit totschlagen.
„Chan hat dir verboten..."
Ich fiel meinem ältesten und besten Freund ins Wort. „Chan hat mir auch meinen Platz ganz vorne beim Rennen besorgt." Widerlegte ich ihm auf der Stelle. „Dass ein verrückter Killer mich fast umbringen würde, konnten weder er noch ich wissen."
Das Thema hatten wir in den vergangenen Tagen zuhauf durchgekaut. Hyunjin mit mir, er mit Chan, so wie Chan und ich.
In keiner Silbe wich Chan aber von meinem Hausverbot auf der Strecke ab. Solange er nicht wusste, weshalb der Guerilla sich in unserem Revier zeigte, hatte ich von unserem Hauptquartier fernzubleiben.
Schweigen brach aus, während das Radio irgendeinen amerikanischen Chartsong im Radio spielte, der die sommerliche Stimmung perfekt auf den Weg brachte.
Wie gerne würde ich mich jetzt an den Strand setzen, durch die Wellen springen und das kalte Wasser auf meiner Haut genießen.
Aber nein, das Schicksal hatte andere Pläne für mich gehabt.
In den letzten Tagen war mir die Szene von dem Rennen nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
Immer wieder spielte sich vor meinem inneren Auge der Moment wieder, in dem Seonghwa sich aus dem nichts hinter mir erkenntlich machte, in dem er mich rammte. Wenn er Teil der Guerilla war, wusste er genau, was er tat. Sein Plan lautete mich nicht lebend das Ziel erreichen zu lassen. Aber irgendetwas hatte seine Meinung geändert, als er umkehrte, um nach mir zu sehen.
Ich erinnerte mich daran, wie nahe er mir gekommen war und wie ich mich nicht zu Wehr setzte als er mich hochnahm, wie sanft er mich auf seinem Beifahrersitz platzierte und darauf bedacht war mich nicht an falschen Stellen zu berühren.
„Wieso hat mir keiner von euch vorher von den Guerilla erzählt?" platzte es mir aus meinem Mund, bevor ich meinen Gedanken wegschieben konnte.
„Cheonsa, ich will darüber nicht reden." Wies Hyunjin das Thema ab und reihte sich auf der Stadtautobahn ein.
„Aber ich!"
„Nicht jetzt." Wehrte Hyunjin ab.
Ich lachte auf und rollte mit den Augen. „Das sagst du seit Tagen. Das sagt ihr alle seit Tagen." Ich ballte meine Hände zu Fäusten und starrte auf meinen eingegipsten Arm. Keiner der Jungs hatte mir während ihrer Besuche eine klare antworte gegeben. Immer wieder lehnten sie ab, meinten später, stopften mir den Mund mit Brownies oder lenkten ungeschickt vom Thema ab. Im Fall von Chan wurde meine Frage einfach ignoriert und auf meine aktuelle Heilungsphase verwiesen.
„Uns ist es nicht erlaubt über sie zu reden. Zumindest mit niemanden der nicht eingeweiht ist."
Ich zuckte mit den Schultern. „Bin ich das nicht? Ihr habt den Namen derer die nicht genannt werden dürfen laut vor mir dargelegt."
„Das ist trotzdem nicht so einfach." Schaffte Hyunjin es beim Thema zu bleiben.
„Nur ein ausgewählter Personenkreis darf von der Guerilla wissen, jene die sie kommandieren und die wie wir, die Anwärter waren, aber die Prüfung abgelehnt haben."
Ich äffte seine Worte tonlos nach und verzog meine Lippen zu einem Schmollen.
„Gibt es noch irgendwelche Gruppierungen, von denen ich wissen sollte?" stichelte ich. „Nen geheimen super Soldaten mit Metallarm?"
Hyunjin schnaubte verächtlich. „Hör auf immer diesen Marvelmist mit Han und Changbin zu schauen." Er überholte den Wagen vor uns und fuhr zurück in die ursprüngliche Spur. „Aber nein, den haben wir nicht. Auch wenn einige aus der Guerilla ähnlich ticken." Beantwortete er mir und schaltete den Van einen Gang höher.
„Die anderen wollten dir außerdem nichts erzählen, weil sie dich schützen wollen." Hing Hyunjin nach.
„Und du?"
Ich trommelte mit meiner linken Hand auf meinem eingegipsten Arm herum.
„Ich hatte Angst du würdest auf die Idee kommen dich ihnen anzuschließen und alles zu tun um in die Auswahl zu kommen." Hyunjins Stimme glich einem flüstern, so belegt war sie mit Sorge.
„Würde es uns denn etwas bringen?" hinterfragte ich.
Hyunjin nickte. „Eine Menge Geld direkt aus den Händen der Obigen. Wir wären so in Nullkommanichts weg von hier."
Er schüttelte unbeirrt den Kopf. „Aber das ist es nicht Wert."
Wir beide wussten aber, dass er anders dachte. Es wäre uns alles wert gewesen hier schnell wegzukommen. Was uns an der Eile hinderte, war unsere Gruppe, unsere Freunde, unsere Familie.
„Da hast du recht." Brummelte ich und ertappte mich dabei zu überlegen wie viel genau man dafür bekam, um einen Menschen zu beseitigen. Wie viele Jobs es brauchte, um Hyunjin und mich freizukaufen, oder vielleicht uns alle.
In meiner Vorstellung konnte ich es sehen, wir neun irgendwo irgendwann in einem richtigen Leben, mit richtigen Berufen, fernab von dieser Hölle. Aber bis dahin würde es noch dauern, wenn es je so weit kam.
„Übrigens, Minho braucht heute Abend noch jemanden der mit ihm die Wettstatistiken für das Rennen und die Kämpfe annimmt." Teilte Hyunjin mir mit und fuhr von der Autobahn ab in Richtung der Rennstrecke.
„Du nimmst mich doch mit? Trotz Chans Auflagen?" Ich blinzelte ihm überrascht zu und richtete mich in meinem Sitz auf. Zischte aber vor Schmerzen, da ich mich zu schnell bewegt hatte.
„Es ist ja nicht so, dass du in deinem Zustand einfach in einen der Rennwagen steigen und verschwinden kannst." Sein Blick schnellte zu mir herüber und betrachtete mich amüsiert über meine miserable Lage. Seine vollen Lippen grinsten hämisch.
Ich atmete einmal tief durch und dachte nach, bevor ich meine nächsten Worte von mir gab.
Der Van bog von der Hauptstraße ab und verlor sich auf einem gekieselten Waldweg ins Nichts.
Han bastelte bereits an Felix aufgetunten Toyota GT86 herum und hatte es sich vor der Werkstatt mit allerhand Gerätschaften bequem gemacht.
Felix saß gegen die Werkstatt gelehnt und hatte sein Oberteil als Sonnenschutz auf den Schultern liegen. Viel brachte es ihm nicht, da die Nachmittagssonne ungeschont auf seine definierten und von Tattoos übersäten Bauchmuskeln brannte. Seine in einer dunkelblauen Jeans gehüllten Beine hatte er breit vor sich ausgestreckt.
Er hatte den Kopf gen Himmel gerichtet, dennoch hingen ihm blonde schweißnasse Strähnen auf seiner Haut.
Hyunjin neben mir knirschte mit den Zähnen, als wir auf den Platz vor der Werkstatt fuhren.
Ich sah zu meinem besten Freund und beobachtete, wie sich seine Augen an Felix festbissen. Dieser hatte die Augen in aller Seelenruhe geschlossen, wenn er nicht sogar eingenickt war.
Han's Beine schauten unter dem Toyota hervor, der frisch gewaschen auf dem Asphalt thronte.
Wir blieben noch einen Moment im Van sitzen, bevor ich mich dazu brachte mich abzuschnallen.
Hyunjins Augen bewegten sich keinen Zentimeter weg von Felix prachtvoller Erscheinung. Seine vollen Lippen verzogen sich zu seinem Teufelslächeln. Ein Lächeln so unglaublich unwiderstehlich, dass es selbst Götter dazu brachte vor ihm niederzuknien.
Er begann schwer zu atmen und drehte seinen Kopf nach hinten über den Nacken.
„Ich wette um 700.000 Won das Felix heute nicht unter die ersten drei kommt." Beschloss ich Hyunjin aus seinen Gedanken zu Helfen und schaltete das Radio aus.
Er blickte zu mir herüber als würde er mich umbringen wollen, dann drehte er seinen Kopf zu mir und legte ihn schief. Sein Teufelslächeln folgte. „Ich sehe die Provokation darin nicht, Cheonsa." Hauchte er und ließ seine Augen aufzucken.
Hyunjins Blick verdunkelte sich, bevor er zurück zu dem ahnungslosen Felix sah.
Felix hatte dieses gewisse Aussehen, dass ganz gleich welchem Geschlecht man sich angehörig fühlte, einen wuschig werden ließ. Sein Gesicht hatte etwas Zeitloses und Formfreies an sich. So erwachsen wie er in diesem Moment aussah, so konnte er in binnen weniger Sekunden zu einem Kind werden.
„Ich will aus dem Wagen, du strahlst mir zu viel Wärme aus." Brummte ich und riss die Tür vom Van auf, nur um sie wieder zuzuschlagen und im gekühlten Wagen zu verweilen.
„Nicht meine Schuld." Säuselte Hyunjin und schnallte sich ab.
Gelassen glitt er aus dem Wagen und schmiss seine Tür zu.
Im selben Moment zuckte Felix aus seinem Schlummer und blinzelte verschlafen in unsere Richtung.
Hyunjin sah in Felix Richtung und biss sich dezent auf die Unterlippe, bevor er um den Van herumlief und meinen Rollstuhl aus dem Kofferraum hob.
Felix sprang auf die Beine, während Han sich unter dem hochgestemmten Toyota hervorrollte und aufgeregt in meine Richtung winkte.
Ich strahlte zurück und winkte mit beiden Armen zurück.
Felix hastete zu meiner Seite des Wagens, während ich Hyunjin im Rückspiegel mit dem Rollstuhl kämpfen sah.
„Willkommen zurück, Cheonie." Felix hob mich ohne Vorwarnung aus dem Van.
Als er mich begrüßend an sich druckte, kam ich nicht daran vorbei meine Hand über seine Brust streichen zu lassen. „Das ist neu." Stellte ich fest und fuhr mit meiner Fingerspitze über ein Tattoo knapp unter seinem Schlüsselbein, dass einem Zeichentrickfretchen sehr ähnlichsah.
„Cheonsa!" mahnte er mich mit einem amüsiertem drohen in der Stimme.
„Und das." Ich fuhr eine der verschlungenen Triballinien nahe seiner linken Brust nach.
Natürlich waren sie es beide nicht. Aber ich konnte nicht widerstehen, das konnte keiner, nicht bei Felix. Aber was auch immer er für eine Bodylotion benutzte, seine Haut war so weich, immer!
„Betatscht du mich auch mal so?" hörte ich Changbin vom Dach der Werkstatt plärren. „Oder mich?" Seungmin tauchte aus den tiefen der Werkstatt auf und funkelte mich herausfordernd an.
"Leute! Cheonsa wird hier niemanden betatschen!" Mischte sich Han ein und rollte sich vom Boden auf die Füße.
Er trug ein weißes Hemd, vom Öl des Toyotas glich es mehr einem dreckigen Gelb, nichts destotrotz enthüllte es seine definierten Arme.
Die Haare hatte er mit einem Haarband aus dem Gesicht geschoben.
„Außer mich natürlich." Schelmisch nickte Han mir zu. Ich rollte mit den Augen und ließ mich von Felix in den Rollstuhl schieben, der Hyunjin fast in den Wahnsinn trieb.
„Hier betatscht keiner Cheonsa!" fauchte dieser und schob mich durch die offene Garagentür in den Schatten der Werkstatt.
Changbin kam grade die Treppen vom Dach heruntergedonnert, da wäre er fast auf meinen Schoß gefallen. „Kann ich dir was zu trinken bringen?" bat er mir sofort an und stieß Hyunjin von mir weg, um mich zu der Minibar zu fahren.
„Wie wäre es mit Felix Körperwasser. Ich habe mir sagen lassen es soll unbeschreiblich sein, ist bestimmt erfrischend." Seungmin schmiss sich auf das Sofa neben den Hebebühnen und öffnete seine Dose Energie.
Felix und Hyunjin sahen sich mit einem Blick an, wie nur sie ihn verstanden. Auf den Rest wirkte er nur als seien sie angewidert von Seungmins Bemerkung.
„Danke ich verzichte und nehme lieber nen Tequila Sunrise."
Changin griff nach der übergroßen Tequila Flasche und einem Glas.
Han trottete in die Werkstatt hinterher und schüttelte den Kopf. „Mach ihr den bloß nicht!" fuhr er Changbin an, der bereits die Hälfte meines Glases mit Alkohol überflutet hatte.
Er stoppte mitten in der Bewegung und setzte die Flasche neben sich auf der Bar ab.
„Han bitte, ich war drei Tage im Krankenhaus, das Einzige, was ich zutrinken hatte, war Wasser."
Seungmins Blick ging zurück zu Felix, der sich angegriffen fühlte und sich sein Oberteil wieder überzog, sehr zum Ärger von Hyunjin und mir. „Nicht mein Wasser!" brummte Felix.
Han sah ein wenig irritiert und verstört zwischen den beiden hin und her, schüttelte dann aber den Kopf.
„Das einzige, was du auf Schmerzmitteln trinken solltest ist Wasser." Klugscheißerte er und artete darüber aus wie sich mein Mageninhalt blutig nach draußen begeben könne, würde ich Alkohol zu mir nehmen, während ich gleichzeitig Schmerzverstummende Mittel zu mir nahm.
„Vielleicht doch lieber Felix Körperwasser? Ich meine da ist bestimmt so viel Restalkohol drin..."
Felix schnappte sich eines der Werkzeuge, dass am nächsten bei ihm lag und warf es nach Seungmin.
Dieser duckte sich, so dass der geworfene Schraubenschlüssel gradewegs die Scheibe eines schwarzen Bugatti Veyron einschlug.
„Wollt ihr mich verarschen?!" plärrte Han durch die Werkstatt und stackste zu der Bonzenkarosserie. „Kai und Chan bringen mich um. Die Scheibe musste ich dank euch beiden schon das letzte Mal auswechseln!"
Kai war hier? Sollte er nicht eigentlich in den Staaten sein, weil eine der amerikanischen Untergruppen mächtig Mist gebaut hatte?
Ich hastete mit meinem Blick zu Hyunjin, der bewusst mit seinem Blick zu Felix irrte, der mit bodenlos aufgerissenen Augen und Mund zu dem ruinierten Bugatti starrte.
„Will jetzt noch jemand nen Tequila?" Warf Changbin in die Runde, alle bis auf mir hoben die Hand.
„Kai ist hier?" schmiss ich in die Runde und sah sie alle, Hyunjin, Felix, Han, Changbin und Seungmin der Reihe nach an.
Han nickte. „Seit gestern Abend ja. Nachdem er von dem Rennen mit Seonghwa erfahren hat, ist er sofort zurück nach Korea geflogen."
Ich holte tief Luft und ließ mich in die Lehne meines Rollstuhls fallen.
„Chan, Minho und Jeonin sind mit ihm drüben im Haupthaus. Minho hat mir vorhin geschrieben, dass sie jeden Moment rüberkommen müssten."
Mich jetzt für einen Tequila umzuentscheiden war zu spät, da mir Changin eben eine alkoholfreie Version mit einem Hello Kitty Strohhalm in die Hand drückte.
Ich nahm einen großen Schluck und noch einen.
Vorwurfsvoll blickte ich zu Hyunjin. „Du hattest nicht nötig mir das vorher zu sagen?" stellte ich ihn zu Rede.
„Dann hättest du darauf bestanden, dass ich dich zu Hause rauslasse und du hast dich so gefreut, als du gemerkt hast, dass wir zur Strecke gefahren sind." Legte er offen. Wo er definitiv recht hatte.
Kai, die Hand über die Gruppen von Busan, verlieh mir einen eisigen Schauder, wenn ich auch nur an ihn dachte.
„Er will doch nur nach dem Rechten schauen. Er hat die Guerilla in der Hand, vielleicht macht er Seonghwa heute noch dem Erdboden gleich, dafür dass er sich einfach so in die Öffentlichkeit begeben hat." Versuchte Felix zu rationalisieren und zuckte mit den Schultern.
„Das glaube ich nicht. Ich glaube er ist nur wegen Cheonsa hier." Seungmin deutete mit seinem Glas auf mich und sah mich anmaßend an. „Sie ist eine der wenigen Frauen der Organisation die einen Ruf haben. Er will sehen, ob sie noch von Wert ist, nachdem sie sich verletzt hat."
Han plusterte sich auf und stellte sich hinter meinen Rollstuhl. Behutsam legte er seine Hände auf meine Schultern. „Wenn er an Cheonsa ran will, muss er erst an mir vorbei." Stationierte er sich.
„Dito!" prostete Chanbin ihm zu und riss die anderen zustimmend mit sich mit.
Keiner von ihnen wusste wie unangenehm mir zumute war, sobald ich auch nur an Kai dachte. Nicht mal Hyunjin hatte ich alles erzählt, ich glaubte das könnte ich nie. Er würde ihn umbringen und mit Haut und Haaren fressen.
„Wo mir einfällt..." betont nachdenklich tippte sich Seungmin an die Stirn.
„Cheonsa, ich brauche noch jemanden im Keller, der heute mit mir die Wetten überwacht."
Was bedeutete, dass wir den Rest des Tages damit verbringen, würden die Wettlisten für die Rennen und die Ringkämpfe zu erstellen, wofür wir uns sehr konzentrieren müssten.
Seungmin erhob sich und schlängelte sich an den anderen Vorbei zu mir.
Er stieß Han hinter mir weg und griff nach dem Rollstuhl.
„Du verpisst dich nicht einfach so!" fuhr Han ihn an. „Jemand muss Kai's Scheibe wechseln, bevor er es mitbekommt!" wies er an.
„Außerdem ist das Minho's Aufgabe, nachdem du das letzte Mal jedem Wettstreiter schlechte Spitznamen gegeben hast! Bang Chan hat es dir eigenhändig untersagt." erinnerte Hyunjin und nahm einen Schluck von Felix Tequila.
„Hey!" meckerte dieser und zog an dem von Hyunjin.
Seungmin seufzte. „Das war ein Mal. Ich kann nicht glauben, dass keiner von euch spaß versteht."
„Es geht nicht um spaß, wenn es unser Geld war, das ausgeblieben ist. Außerdem bist du der einzige mit deinem Bizarren Humor." Kommentierte Han und schubste Seungmin hinter mir weg, um mich mit durch die Werkstatt zu fahren.
„Changbin, du bringst Cheonsa in den Keller. Ich gebe Minho Bescheid, dass er die Listen mit ihr machen soll und ihr zwei Dummtrottel..." Han deutete auf Seungmin und Felix, „...kümmert euch um die Scheibe."
Hyunjin stand unangetan neben Felix, der Seungmin dafür beschuldigte, dass er Kais Wagen überhaupt beschädigen musste.
„Und du..." Forderte Han Hyunjin auf. „du lenkst Kai so lange ab Cheonsa im Keller ist."
„Spinnst du?" Hyunjin sah Han an, als habe er den Verstand verloren. „Chan bringt mich um, wenn er mich ohne Cheonie sieht und Kai wird sofort merken, dass etwas nicht stimmt, wenn ich ohne sie unterwegs bin."
Hyunjin nippte an seinem Cocktail. „Ich bringe sie runter, Changbin kann Kai ein Ohr abquatschen, darin ist er eh der Beste."
„Hey!" beschwerte sich dieser, legte aber kein Gegenwort ein, als von den anderen zugestimmt wurde, dass ein plauderlustiger Chanbin unauffälliger wäre, wenn Hyunjin freiwillig auf Kai zuging.
Han nickte den Plan ab und zückte sein Handy, um Minho über diesen in Kenntnis zu setzen.
„Er ist in 10 Minuten im Keller. Kai, Chan und Jeongin sind auf dem Weg die Strecke abzulaufen, das Haupthaus ist jetzt leer." Teilte er mit und steckte sein Handy wieder weg.
„Ich versuche Jeongin zu erreichen, dass er mir den Standort zukommen lässt, dann können wir Changbin zu ihnen und den anderen beiden schicken." Han zuckte den kleinen Funker aus seiner Hosentasche und suchte nach Jeongins Frequenz.
Nachdem Han erhalten hatte, was er brauchte, trottete Changbin los.
Felix und Seungmin machten sich widerwillig an die Scheibe, Han verkündete, dass er die letzten Details an Felix Toyota prüfen musste, und Hyunjin und mich machten uns in die Spur zum Hauptgebäude.
Das Hauptgebäude makierte den Zugang zu den besten Sitzplätzen, so wie Loungen der Strecke. Es glich einem dieser edlen Countryclub Gebäuden in Amerika.
In ihm befand sich der ebenfalls der Zugang zum Keller, neben der Strecke das zweite Herz der Strecke. Er war weiträumig ausgestattet und gefüllt mit einer Handvoll Boxringe, Trainingsecken und Bildschirme, die am Abend das Rennen übertragen würden, so wie die Wettstände vom Rennen und der Ringkämpfe anzeigen würde.
„Du kannst Kai nicht ewig davonlaufen." Stellte Hyunjin fest, als er mich den Fußweg zum Hauptgebäude lang schob.
„Ich kann es aber versuchen." Bestand ich.
„Aber irgendwann wirst du mit ihm über die Seonghwa Geschichte reden müssen, so wie darüber wie es mit dir weitergehen wird."
Wenn eine Frau in den Gruppen der Organisation so verletzt wird wie ich, konnte das weitreichende Folgen haben.
Ich konnte meine Freiheiten verlieren, mein respektiertes Leben einbüßen oder schlimmeres.
„Aber nicht heute." Wehrte ich ab. „Er hat kein recht mir das alles hier zu nehmen. Nicht nach dem, was er getan hat."
Hyunjin atmete tief durch. „Wirst du mir das jemals erzählen?"
Das wusste ich nicht. Ich hatte Angst. Er würde mir glauben, ohne Frage. Aber für uns alle war Kai jemand auf den wir hochschauen sollten. Dem wir Respekt zollen sollten, dankbar sein sollten dafür, dass er uns so schalten und walten ließ wie keine andere seiner Gruppen. Hyunjin und die anderen sahen wegen mir schon genug auf ihn herab.
„Nicht heute. Nicht, solange er in Korea ist." Flüsterte ich und auf einmal wurde mir so kalt, dass sogar der Schweiß unter meinen eingegipsten Gliedmaßen gefror.

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