A body for 2

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Ich hielt mein Versprechen Han nicht allein zulassen, nachdem Minho von uns gegangen war.
In den beiden Wochen vor Kais und meiner Hochzeit zog ich zu Han.
Minho hatte ihm ebenfalls einen Brief hinterlassen. Was in ihm stand, behielt Han für sich. Er las ihn am gleichen Abend, wie Seonghwa und Hongjoong uns zurück in seine Wohnung brachten.
Was auch immer Minho in seinen Worten für Han verfasste, schien ihm zu helfen mit seiner Trauer umzugehen. Han wusste, dass ich von Minho darüber in Kenntnis gebracht wurde, wie wir zueinander standen.
„Minho wollte es dir sagen, gleich nachdem er zu Silvester zurück kam. Aber... er hatte so eine Angst, du würdest ihn wirklich umbringen." Schmollte Han eines Abends bei Tee und Bestelltem Sushi.
Die Katzen um uns herum, Seonghwa und Hongjoong auf Streife um den Wohnblock in dem sich Han's Wohnung befand.
„Vielleicht hätte ich das wirklich." Schmunzelte ich und kraulte eine der Katzen hinter dem Ohr, als sie an mir auf dem Sofa vorbeilief.
„Dann sei dir sicher, dass ich der letzte gewesen wäre, den du zu Gesicht bekommen hättest." Grinste Han, seine Augen nur halb im hier und jetzt und halb in einer Erinnerung mit Minho versunken.
Aus der Anlage in der Anbauwand dudelte leise Taylor Swift. Han hatte in den letzten Tagen nicht einmal nicht ihre Musik laufen gehabt. Es schien ihn zu beruhigen, so wie er sanft das aktuelle Lied mitsummte.

Minho wusste, dass ihn die Polizisten an jenem Abend nicht lebend vom Hafen gehen ließen.
Das war eine Tatsache, die unausgesprochen zwischen Han und mir lauerte, aber keiner in den Mund nahm.
Kai wusste von Minhos Nebentätigkeiten mit den Queencards.
Ich frage mich, wann Kai mich mit eben jener Tatsache konfrontierte und ob die Polizisten nicht von einem seiner Brüder angeheuert wurden. Suho zögerte nie seine potenziellen Feinde außer Gefecht zu setzen.
Kai hätte eher ein strenges Gespräch geführt, als einen seiner vertrautesten Männer ins Jenseits zu schicken.
„Hättet ihr den Polizeieingriff verhindern können?" fragte ich Seonghwa, als ich mich mit ihm aus Han's Wohnung zum Einkaufen begab.
Han konnte nicht kochen und ich wollte nicht mehr jeden Abend irgendwo Fast-Food bestellen. Also nahm ich die Dinge eines Morgens selbst in die Hand und kümmerte mich um die Versorgung.
„Wenn Minho uns früh genug ein Zeichen gegeben hätte, hätten wir das." Mutmaßte Seonghwa.
„Das hat er nicht?" harkte ich nach und zog eine Augenbraue hoch.
„Er hat sich euch Gegenüber nicht seltsam verhalten? Wollte euch alle nicht nochmal sehen?" Seonghwa stolperte beinahe die Treppen herunter.
„Jetzt wo du es sagst... er war in den Tagen vor eurem Einsatz öfters mit Han bei uns, als sonst, hat uns allein kleine Geschenke gebracht, sogar etwas für meine Schwester und meine Mutter.." erinnerte Seonghwa sich und haute sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
„Jongho hat ihn noch gefragt, warum er sich auf einmal so um uns kümmert, wo er uns doch die letzten Jahre grade mal unsere Aufwandsentschädigung für Chaerins Arbeit gezahlt hat." Lachte er auf.
„Wir hätten alle schalten müssen, dass Minho sich verabschieden wollte." Sein Ton wurde wieder ernster.
„Apropos Abschied..." flüsterte er dann und hielt mir die Tür in den viel zu schönen Mainachmittag auf.
„Was hat er dir geschenkt?" wollte Seonghwa mit einem sanften lächeln wissen.
Wir hatten es geschafft uns in den letzten Tagen auszusprechen. Zwischen Spaziergängen oder wenn ich abends die Streife ebenfalls in meine Hände nahm, so das Hongjoong für einige Momente die Augen schließen konnte.
„Minho hat mir einen meiner Kindheitswünsche erfüllt." Und mir somit einen der aller schönsten Erinnerungen überhaupt geschenkt. Genau so würde ich ihn mir im Gedächtnis halten. Munter lachend, zum Scherzen aufgelegt und Taylor Swift singend mit Han im Auto.
„Ich... ich wollte damals immer zu einem dieser Hanbokverleiher und den ganzen Tag in einem herumlaufen, zurecht gemacht, wie eine Kaiserin." Ich spürte Tränen in mir aufwallen, als ich daran zurückdachte, wie Han ein Polaroid von Minho und mir vor dem Palast machte.
Seonghwa lachte bedächtig und herzlich. „Ich hoffe es war eine schöne Erfahrung für dich."
Ich nickte zustimmend. „Das war es in der Tat."
Seonghwa und ich waren zu dem Eingeständnis gekommen, dass wir nicht mehr gemeinsam als Paar funktionieren würden.
Was wir waren, war toll. Wir hatten uns gegenseitig geheilt und gutgetan. Doch... so weh es tat. Wir würden uns auf lange Zeit nicht guttun. Er hatte nach dem Ende der Ssang Young Pa andere Ziele als ich. Seiner Familie ein Leben zu geben, dass für sie sicher war. Für ihn stand es offen, ob er mich nach allem mit ihnen begleitete oder er hier für die Sicherheit seiner Mutter und seiner Schwester sorgte.
Ich hingegen wollte raus aus Korea, weg aus dem Land, dass mich ins Leben spukte und zurückließ. Ich wollte endlich leben, auf meine Kosten, meinen Willen, so wie ich es mir vorstellte.
Seonghwa brachte einen Rahmen mit, an den ich mich nicht binden wollte.
Wir beschlossen Freunde zu bleiben. So hatten wir angefangen. So würden wir wieder zueinanderfinden.
Die Entscheidung fühlte sich für mich richtig an. Sollten wir uns irgendwann mal wieder näherkommen, wäre das für uns beide etwas, dass wir nicht ablehnen würden. Doch wir erkannten, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war. Wir verfolgten das gleiche Ziel. Aber strebten einen anderen Weg an.
Traurig, dass es erst Minhos Leben kostete, damit wir vernünftig und wie erwachsene miteinander reden konnten.
„Ich glaube Minhae würde das auch lieben. Vielleicht mache ich das mit ihr, gleich nach... nachdem alles vorbei ist." Grinste Seonghwa, inspiriert von meinem Kindheitswunsch.
„Sie wird es bestimmt lieben." Pflichtete ich ihm bei. Welches Mädchen würde das nicht?
Betretenes Schweigen entstand auf dem Weg zu Seonghwas Wagen.
„Wie läuft das eigentlich nächste Woche?" er zog den Schlüssel und schloss das Fahrzeug auf.
„Kai steckt dir den Ring an den Finger und am nächsten Tag ist alles vorbei?"
Ich lachte bei dem Gedanken daran, wenn es wirklich so einfach laufen sollte. Ein wenig wünschte ich mir das. Je schneller Kai weg vom Fenster war... desto eher war ich hier weg.
Das Problem an der Sache... ich wollte Kai vor dem Fenster behalten. Er hätte mich dazu zwingen können bei ihm zu bleiben und Han allein trauern zu lassen.
Die Frage, ob Kai Minho aus dem Weg schaffen wollte, blieb offen. Anhand seiner Reaktion spürte ich, dass er keine Schuld an dem gezinkten Auftrag hatte. In einem Telefonat bestätigte er mir, was Minho mit in seinem Brief schrieb, dass Kai herausgefunden hatte, dass sein Cousin mit einer anderen Institution zusammenarbeitete. Nur war sich Kai unsicher, ob es die Polizei oder diese immer mehr in Fokus geratene Untergruppe von Frauen war.
Fest stand, Kai fand es seltsam wie der Auftrag der uns Minho kosten sollte, ihn erreichte. Er habe mich geschickt, um mein genaues Empfinden urteilen zu lassen. Minho, um es zu bestätigen und Kai sollte recht haben.
Ich sollte sauer sein. Aber ich respektierte Kai dafür Minho nicht beim ersten Verdacht kalt gemacht zu haben. Sicherlich schaffte sein Tot Vorteile für Kai, im Moment lief er jedoch selbst barfuß auf Glasscherben.
Gestern Abend redete er davon die Hochzeit zu verschieben.

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