Between hot tubs and red roses

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Ich lag im Himmel gebettet, als ich wieder zu Bewusstsein kam. Sonnenlicht stach sich durch die Fenster zur Seite des Bettes und um meine Hüfte ruhte ein schwerer Arm.
Seonghwas pustete mir noch im Tiefschlaf sein Atmen in den Nacken. Ich schmunzelte, griff nach seiner Hand und führte meine Finger zwischen seine.
Die vergangene Nacht lauerte noch in meinem Hinterkopf. Wie ein Fiebertraum breiteten sich die Bilder vor meinen Augen aus. Doch Stolz erfüllte mich zu wissen, dass Takanashis Ring nun aufgelöst war, jene Kunden bis spätestens jetzt vor ihren Kreisen entblößt wurden.
Ich öffnete meine Augen und blickte direkt in ein ungewohnt sonniges Tokyo. In den letzten Tagen hatte es in Korea geschüttet, auch in Tokyo sah es vom Wetter nicht besser aus.
Jetzt hatte sich die Lage für November um 180 Grad gewendet.
In meinen Armen breitete sich ein Muskelkater ausgehend von meinen Schultern aus.
Meine Füße stachen von den gestrigen Absätzen. Ich war wach und doch fühlte ich mich, als könne ich den Rest des Tages durchschlafen. Dagegen hätte ich nichts.
Ich schloss meine Augen wieder und spürte, wie Seonghwa meine Hand drückte und mir sanft einen Kuss auf meinen Nacken schenkte.
Mein Schmunzeln wurde zu einem Lächeln, bevor ich erneut in den Schlaf driftete. Traumlos, doch überwacht von der friedlichen Cheonsa, die es nun in sich hatte meinen Dämon und die kleine Cheonsa im Zaun zu halten. Sie verbat mir an die blutigen Bilder von Gestern zu denken. Nicht dass sie an meine Moral appellierte, dies überließ sie noch immer mir. Sie führte mir die geretteten Leben vor Augen.
Als ich das zweite Mal wach wurde, bemerkte ich, dass ich nicht mehr die gleiche Kleidung trug wie gestern.
Ich blickte unter die Decke und an meinem Körper hing eines von Seonghwas silbernen Nachthemden. Der Stoff schmiegte sich angenehm, wie eine seidig weiche zweite Haut an meine.
Seonghwa hatte mich mittlerweile in seine Arme gezogen.
Mein Kopf auf seinem Brustkorb gebettet, unter meinem Ohr sein regelmäßiger Herzschlag.
Ich begann sie zu zählen, bis ich ein zweites Mal einschlief. Eingehüllt von Seonghwa und einem Gefühl, dass trotz des gestrigen Chaos einem persönlichen Frieden nicht hätte, näher kommen können.
Wie in eine Blase gehüllt verweilte ich in seinen Armen und verlor irgendwann aus dem Blick, wie viele seiner Herzschläge ich mitbekam.
Als ich ein weiteres Mal aus meinem Schlummer wiederfand, lag ich nicht mehr in Seonghwas Armen und er auch nicht mehr im Bett.
Meine Augen flatterten auf. Ich hatte mich in meiner Decke verknotet, die zweite Hälfte neben mir ungemacht.
Ich streckte meine Hand aus. Warm.
Seonghwa musste noch nicht lange weg sein.
Ich lauschte ins Zimmer hinein. Die Dusche ging nicht, auch keine anderen Geräusche strömten aus dem Bad zu mir.
Mit gerunzelter Stirn setzte ich mich auf und sah mich um.
Das Zimmer war hoch modern eingerichtet. Ein Hologramm strahlte in den Raum und zeigte mir die Zeit an. 12:30 Uhr. Lange nach jener Zeit, zu der ich gewöhnlich wach wurde.
Ich spürte die Nacht deutlich in meinen Knochen, als ich vorsichtig meine Schultern kreisen ließ. Muskelkater machte sich in meinen Armen breit. Meine Füße schmerzten von den hohen Absätzen.
„Seonghwa?" rief ich in das Zimmer hinein und warf die Decke zur Seite.
Keine Antwort folgte. Ich fand ihn auch nicht im Zimmer.
In der Wohnecke befand sich lediglich einer seiner schwarzen Briefe.
Mit einem Schmunzeln faltete ich ihn auseinander.

Guten Morgen/Mittag Cheonie,

ich bin dir etwas zu essen holen gegangen.
Solltest du das hier lesen, bin ich länger weg als gedacht.
Im Bad ist Wasser eingelassen (die Wanne ist beheizbar!!! Brauchen das für die Halle auch!!!).
Lass es dir gut gehen, bis ich wieder zurück bin.

-Hwa.

Ich ließ den Zettel zurück auf den Tisch gleiten, ging an den Schrank, vor dem unser Koffer stand und suchte mir etwas zum Anziehen heraus, bevor ich ins Bad verschwand und aus großen Augen ins Zimmer starrte.

Die Badewanne war nicht nur beheizbar, es war ein Whirlpool in der Mitte im Boden eingelassen.
Auf einer Kommode lagen bereits Utensilien, wie Bademantel, Haargummis, Bürsten und Shampoo bereit. Das komplette Bad war weder dem modernen Wohn- und Schlafbereich in hellem Marmor gestaltet.
Ich zog mir Seonghwas Schlafhemd über den Kopf und legte meinen herausgesuchten Stapel an Kleidung parat.
Mein Blick ging an die Decke des Badezimmers.
Über dem Whirlpool war ein Spiegelangebracht, fragwürdige Platzierung...
Ich warf einen weiteren Blick durchs Zimmer und fand mich in einem der Wandspiegel wieder.
Er ließ auf meinen Rücken blicken, auf meine noch halb verdeckten Tattoos.
In einem anderen Leben hätte ich keine Flügel auf dem Rücken, keine Drachen an meinem Körper, die mich der Organisation zuordneten, der ich angehörte.
Ich hätte vielleicht nur das Frettchen, dass ich mir mit Hyunjin teilte, wenn ich ihn dann überhaupt kennengelernt hätte.
Wäre vieles anders gelaufen hätte ich noch Eltern und wäre nie in einem Kinderheim gelandet.
Dieses Leben wäre mir verschont geblieben. Ich wäre so wunderbar selbstvertraut naiv wie Chaerim, die Welt sah.
Ich schüttelte mich, die Temperatur trotz des Wasserdampfes auf einmal auf einem kalten Tief.
Es gab kein anderes Leben für mich als meins, das würde es nie geben.
Kai und den Strays würde ich nicht ewig davon laufen können. Mich wunderte es, ob Minho und Han Kai bereits informiert hatten. Oder ob Chan sich gewagt hatte zu berichten, dass sie mich verloren hatten.
Hyunjin und Felix... irgendwie vermisste ich sie.
Ich griff nach dem Shampoo und dem Duschbad und stellte es zum Whirlpool, bevor ich einstieg und mich von meinen kalten Gedanken aufwärmte.
In Gedanken rannte ich aber wieder zu meinem besten Freund zurück.
Hyunjins Blick, kurz bevor ich verschwand, fraß sich in mein Hirn.
Er hatte sich extra Zeit für mich genommen an dem Wochenende und ich beendete es, in dem ich aus der Wohnung stürmte. Ohne eine Erklärung, ohne ein Zeichen wann ich wiederkam.
Ein schlechtes Gewissen knabberte mich an.
Wir waren nie über lange Zeiträume getrennt. Die einzige Ausnahme war die Reha im Sommer.
„Cheonsa?"
Ich zuckte aus meinen Gedanken und verschränkte meine Hände beschützend vor meinem Oberkörper.
Seonghwa stand in der Tür. In der einen Hand ein riesiges Tablett beladen mit Essen.
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken." Seonghwa hielt sich betroffen seine freie Hand vor die Augen, als habe er mich in den letzten Wochen nicht oft genug nackt gesehen.
„Ich... ich war nur in Gedanken versunken." Murmelte ich und sah von ihm weg ins Wasser.
Die Wanne musste neben einer Heizung auch das Wasser regelmäßig von selbst wechseln. Während sich durch die Wärme das Make-Up von meiner Haut löste, blieb es noch immer klar.
„Das habe ich gemerkt." Hörte ich ihn leise Lachen.
Seonghwa brachte mir das Tablett an das Wasser und wuschelte mir durch meine Haare.
„Die Jungs mit den Mädchen von Gestern zurück auf den Weg nach Korea." Teilte er mir mit und sprang wieder auf, um sich ebenfalls auszuziehen.
Ich schielte von ihm weg auf das Tablett und griff nach ein paar Stäbchen, um mir eine Sushirolle in den Mund zu schieben.
Es war schlecht zu erkennen was da alles drin, war, aber ich war so überwältigt von dem Geschmack, dass ich aufstöhnen musste.
Seonghwa lachte düster und unheilig. „Solche Geräusche machst du sonst nur unter meiner Hand."
Natürlich konnte er sich so etwas nicht entgehen lassen.
Ich rollte mit den Augen und sah zu ihm, was mich beinahe erneut aufstöhnen ließ.
Er hatte sich von mir weggedreht, so dass sein Rücken und sein Hintern perfekt in meiner Sicht stand.
Über seine Schulterblätter zog sich das Tattoo von einem Nachthimmel über den drei Sternenbilder angebracht waren.
In einem der anderen Spiegel erhaschte ich einen Blick auf seinen Oberkörper.
Seonghwa bestand aus sehnen und Muskeln, seine Haut besaß eine für unsere Nationalität seltene natürliche Bräune. Trotz der letzten beiden dunklen Monate behielt sie ihre Farbe.
Narben zeichneten seinen Körper. Anders als meine waren sie nicht verdeckt.
Noch ehe ich mich versah, hatte Seonghwa sich zu mir umgedreht.
Wie ein kleines Mädchen, dass beim Gaffen erwischt wurde, drehte ich mich weg und spürte meine Wangen rot werden.
Seonghwa druckste und ich starrte Löcher in das blubbernde Wasser.
„Für gewöhnlich bist du nicht so Scheu, wenn ich in aller Blöße vor dir stehe." Säuselte er und stieg zu mir ins Wasser. Er hielt an, bevor er komplett im Wasser versank.
„Es sei denn du willst, dass ich draußen auf dich warte..."
Ich sah zu ihm hoch.
Er fasste sich ins Haar und sah zur Badezimmertür.
Ich schüttelte den Kopf. „Bleib." Hauchte ich und fasste mit einem einladenden Lächeln seinen Blick.
Seonghwa nickte und ließ sich mir gegenüber ins Wasser. Den Kopf legte er in den Nacken, genüsslich schloss er die Augen.
Meine Augen schielten an die Decke zum Spiegel, denn er zum Glück noch nicht mitbekommen hatte.
Ich angelte nach einer anderen Sushisorte von dem Tablett und behielt meinen Genuss diesmal für mich.
Was auch immer sie in diesem Hotel mit dem Fisch machten, ich hatte in meinem Leben noch nie besseres Sushi gegessen.
Zwischen Seonghwa und mir kehrte ruhe ein. Einvernehmliche Ruhe, als würde er seine Gedanken genauso walten lassen, wie ich zuvor.
Ich sah zu ihm herüber.
Die Augen noch immer geschlossen, die Arme auf dem Badewannenrand von sich gestreckt.
Für einen Moment wünschte ich mir seine Gedanken zu lesen. Dachte er an gestern? An die letzten Wochen, an seine Familie, wenn er noch eine hatte...?
Als spüre er meinen Blick, hob Seonghwa den Kopf, öffnete seine Augen und neigte fragend den Kopf.
„An was hast du gedacht, als ich vorhin ins Bad geplatzt bin?" stellte er in aller Ernsthaftigkeit und nahm die Arme vom Wannenrand.
Ich stutzte. Das hatte ihn beschäftigt?
„Du... hast so versunken gewirkt." Er fuhr sich mit seinen nässen Händen durch Gesicht und Haare.
„Ich..." stammelte ich und fühlte, wie mich die friedliche Cheonsa einhüllte, die die sich in Seonghwas Gegenwart gehen ließ. Ich wusste, er würde meine Gedanken nicht verurteilen. Im Gegenteil. Er stand seiner Gruppe so nah, wie ich den Strays. Er führte ein Leben in derselben Welt wie ich, mit denselben Schurken und Bösewichten. Und doch zögerte ich, als sei es ein Fehler meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
„Wir machen das so. Du sagst mir, was du denkst. Und ich sage dir an was ich vor meiner Frage gedacht habe." Seonghwa löste sich von seinem Platz und durchquerte das Wasser, um sich neben mich zu setzen.
Ich lehnte mich an ihn, was er als Einladung und Bestätigung sah seinen Arm, um mich zu legen. Seine Hand ruhte warm und vertraut auf meiner Schulter. Die andere fuhr die Tattoos auf meinem Oberkörper ab. Eine Geste die mich in seinen Armen zum Schmelzen brachte. Auch wenn sie sich seit dem letzten Mal nicht verändert hatten, studierte er die Linien und Konturen so, als wäre dies der Fall. Seine Berührung hatte absolut nichts Sexualisierendes oder Forderndes an sich. So lange ich ihm keine Freigabe gewährte würden seine Hände nicht weiter als über meinen Bauchnabel wandern.
„Ich... ich habe daran gedacht, dass ich Hyunjin zurückgelassen habe." Gab ich Preis und stieß die Luft aus.
„Und daran, wo ich heute wäre, wenn ich ein anderes Leben hätte. Wenn... die Ssang Young Pa mich nie in ihre Hände bekommen hätte." Offenbarte ich und schloss meine Augen.
Seonghwas Fingerkuppen strichen die Drachentattoos ab.
„Wenn du ihn sehen willst, können wir ungesehen etwas arrangieren, sobald wir zurück sind. Ich halte dich nicht gefangen. Du kannst gehen, wann du möchtest. Ich halte dich nicht auf." Flüsterte er und beugte sich zu meinem Gesicht, um mir sanft einen Kuss auf meine Nasenspitze zu geben.
Meine Lippen zuckten zu einem Lächeln. „Ich will aber nicht gehen." Gestand ich.
Es bedeutete mich rechtfertigen zu müssen vor den Strays, vor Minho. Nachdem was ich durch Chaerim über ihn und Han herausgefunden hatte, wusste ich nicht, ob ich ihn noch durch dieselben Augen sah. Er und Han waren in einer festen Beziehung. Seit Jahren. Ohne ein Wort davon an uns zu verraten.
„Zu was für einen Entschluss bist du mit deinem Gedankenexperiment gekommen." Seonghwa küsste meine Wange, dann meinen Kiefer, schließlich liebkosend meinen Hals.
Ich seufzte und zerlief zu Butter in seinen Armen.
„Zu keinem. Meine Eltern wären immer noch tot und ich vielleicht in einer viel schlechteren Lage als jetzt." Beantwortete ich ihm.
Seine Lippen an meinem Hals stoppten. Ich vermisste sie viel zu schnell und griff nach seinem Kopf, presste ihn sanft wieder gegen meine Haut.
Seonghwa schmunzelte und verwöhnte meinen Hals weiter, die Konturen meines Schmetterlings, jeden einzelnen Zentimeter.
Seine Hand an meinen Tattoos kam unter dem Wasser zwischen meinen Brüsten zum Ruhen.
Ich würde es nie ausnutzen, doch wusste er würde mir nicht einen Wunsch abschlagen. Seonghwa raubte mir die englischen Kronjuwelen aus London, wenn es sein musste.
„Woran hast du vorhin gedacht." Fragte ich schließlich und führte meine Hand an sein Gesicht.
Ich hob es von meinem Hals und sah ihn an. Seine Augen schienen erneut in jenen Gedanken zu versinken, die ihm zuvor heimsuchten.
„Daran, ob dich meine Mutter mögen würde." Grinste er verschmitzt. Seine braunen Augen blitzen hell auf.
„Zu welchem Entschluss bist du gekommen?" wollte ich von ihm wissen, doch nicht bevor ich sein Gesicht an meins zog und ihn küsste.
„Sie würde dich lieben, wie ihre Tochter." Lächelte Seonghwa an meinen Lippen und verband sie kurz und knapp erneut und erneut und erneut.
„Lebt sie noch?" überkam mich die Frage schneller, als ich nachdachte.
Wider meinen Erwartungen nickte Seonghwa. Er hatte also noch Familie in Korea.
„Ich besuche sie und meine Schwester aber nur selten. Zu ihrer eigenen Sicherheit." Eine düstere Wolke legte sich über seinen Blick.
„Eine Schwester hast du auch noch?"
Ich blieb ruhiger, als ich sein sollte.
Seonghwa hatte ein Elternteil und Verwandte. Ich... ich hatte nichts.
„Sie ist jünger als ich. Du würdest sie hassen." Scherzte er und küsste sanft meine Stirn. Trotz der Leichtsinnigkeit, wie er über die beiden redete, nahmen seine Augen einen glasigen Schein an.
„An was hast du noch gedacht?"
Seonghwa schien erleichtert, dass ich das Thema von seiner Familie lenkte. Das war in diesem Teil der Gesellschaft ein schweres Pflaster. Gleich ob in die Organisation geboren oder von außen hinzugestoßen.
„Daran, wie hübsch du in diesem Spiegel da oben wohl auf meinem Schoß aussehen würdest, wenn du meinen Namen stöhnst." Raunte er mir mit einem versauten grinsen zu, seine Hand an meinem Körper wanderte fragend von meinen Brüsten über meinen Bauch.
Mein Dämon kicherte, erweckt von Seonghwas plötzlichem Wandel in seinem Blick und seiner Haltung.
Er spannte sich unter meiner Hand an seinem Gesicht an.
Ich blickte nach oben in den Spiegel und zurück zu Seonghwa.
„Ich hatte gehofft du würdest ihn nicht bemerken." Seufzte ich, aber entschloss mich seinem Angebot anzunehmen.
Ich zog sein Gesicht wieder an meins, verband unsere Lippen und kletterte auf seinen Schoß.
Binnen weniger Sekunden waren unsere Gedanken vergessen, wir abgelenkt von jenen und den Geschehnissen von Gestern.
Da gab es auf einmal wieder nur uns und das Gefühl, dass ich Seonghwa viel zu lange auf Distanz hatte, obwohl wir nur ein paar Stunden getrennt waren.
Mein ganzer Körper wurde süchtig nach ihm, strebte nach einem Hoch, allein nur durch seine blanke Anwesenheit. Umgekehrt ließ er mich, verwehrte mir absolut nichts, versuchte mir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, als verschwor er sich dazu mich nicht in einer Sekunde nachstehen zu lassen.
Im Nachhinein machte mich das stutzig. Nicht im bösen Sinn. Aber was musste er in seiner Vergangenheit falsch gemacht haben, dass er eine Frau nun so auf Händen trug?

Seonghwa half mir dabei den Rest des Airbrush Make-Ups von meinem Körper zu schrubben, so dass ich nach und nach wieder nach mir selbst aussah.
Zwischendurch wanderten unsere Hände aneinander vom Weg ab. Das resultierte in interessanten Bildern im Spiegel.
Ich wusste nicht wie lange wir noch in dem Whirlpool saßen, aber unsere Hände sahen so verschrumpelt aus, wie die von alten Menschen.
Als mir das Wasser irgendwann zu Kopf ging, stieg ich heraus und trocknete mich ab.
Seonghwa folgte mir wenig später und half mir beim Anziehen, bevor er sich selbst in seine Kleidung hüllte.
Als wir dann das Bad verließen staunten wir nicht schlecht. Entweder funktionierte die Lüftung im Bad mit Drogen oder ich wurde so langsam Gaga.
„Du siehst das auch, oder?" fragte ich Seonghwa und deutete auf das rot und schwarze Chaos quer in unserem Zimmer.
Da waren Rosen in den beiden Farben, Lametta, Konfetti. Das ganze Zimmer glich einem zweifarbigem, Stilvollem Schlachtfeld.
„Ja." Hauchte Seonghwa aus und begab sich als erster in Bewegung.
Über dem Bett hingen Girlanden auf dem Bett unsere Initialen in Rosen
Mein erster Instinkt war es nach dem „Reisekatana" in unserem Koffer zu greifen und zur Zimmertür zu stürmen.
„Cheonsa, warte!" hielt Seonghwa mich zurück.
Das konnte er vergessen.
Jemand war in unserem Zimmer gewesen und hatte unbemerkt diesen Unfug veranstaltet, während ich mit Seonghwa im Bad war. Während wir Sex hatten!
„Vergiss es." Brummte ich, ließ das Langschwert einrasten und hämmerte zur Tür.
Ich riss sie auf und rannte in einen riesigen Ballon, der mit einem Gestell am Boden festgehalten wurde.
„WAS ZUM TEUFEL SOLL DIE SCHEIßE?!" fluchte ich und schob den Ballon zur Seite.
„Cheonsa!" hörte ich Seonghwa hinter mir toben, als ich über den Gang hastete, um das Schwein zu suchen, dass in unser Zimmer gespäht hatte!
„WO BIST DU!?!" Mein Dämon ging mit mir durch, schneller als ich begriff, hielt sie die Hand über mich, über Seonghwa und mich.
„Cheonsa! Warte!" er holte zu mir auf und klang auch noch bei bester Laune, als habe ein Perverser nicht eben unser Zimmer verunstaltet.
„Verdammt!" er nahm an Tempo zu, während ich mein Schwert über den Boden streichen ließ.
Mein Verstand sagte mir, derjenige war bereits lange weg. Mein Dämon handelte auf eigenen Wegen und verließ sich darauf nicht. Sie wollte Blut sehen, so rot wie die Rosen die dieses Arschloch in unser Zimmer gebracht hatte.

„Cheonsa, wir bringen niemanden dafür um, das ist eine Einladung!"
Eine was...? Seonghwas Worte hatten meinen Dämon und mich auf der falschen Spur erwischt.
Wir hielten Inne und ich drehte mich zu ihm um.
„In dem Ballon sind Karten." Er zeigte in die Richtung von unserem Zimmer. „Ich weiß, von wem das kommt." Weihte er mich ein und lief mit erhobenen Händen langsam auf mich zu.

„Wir bringen heute niemanden um." Sprach er laut und deutlich. „Gestern sind genug Köpfe gerollt für die nächste Zeit." Sein Blickkontakt zu mir brach nicht ab und ich kam wieder zu Sinnen.
Seonghwa erkannte, dass er mich entschärft hatte und legte einen Arm um mich, während er mich sanft zurück zu unserem Zimmer führte.
„Er... ist ein wenig speziell, aber ein guter Kerl." Pflichtete Seonghwa dem Verantwortlichen für unser Chaos zu.
„So eine Einladung zu bekommen, grenzt fast an einer Auszeichnung und die hast du dir nach Gestern verdient." Er küsste im Gehen meinen Haarschopf. Ich war noch immer zu besudelt, um irgendetwas denken zu können.
Vor unserem Zimmer band Seonghwa den Ballon vom Gestell und zerstach ihn später mit meinem Schwert.
Wie ein Kleinkind grinste er, als er sich durch die Einladungskarten blätterte.
Ich sah ihn an wie Bahnhof, mein Dämon noch immer unentschlossen wie sie nun handeln sollte, da Seonghwa uns ein nein gab. Sie stand zwischen seinem Tod und einem beleidigten Schmollen ihrerseits.
„Ich habe ewig versucht ihn zu erreichen, dieser Arsch..." murmelte Seonghwa kopfschüttelnd und sah die Karten erneut ungläubig an.
„Der Kerl weiß, wie man nen Auftritt hinlegt." Seufzend schüttelte er sich und fuchtelte dann wie verrückt mit den Karten in den Händen.
So aufgeregt hatte ich ihn das letzte Mal erlebt, als ich in jener Nacht mitten in seinem Zimmer stand und ihm nachgegeben hatte.
„Cheonnie, weißt du was das ist?"
Ich rollte mit den Augen und zog die Augenbraue hoch.
„Das Papier mit dem ich dir die Kehle durchschneide, wenn du mich nicht sofort aufklärst, was der Scheiß hier soll!" fuhr ich ihn an.
Für gewöhnlich waren schwarz und rot nämlich Kais und meine Farben. Weshalb ich allen Grund dazu hatte Blut fließen zu lassen.
Einzig Seonghwas Freude vermittelte mir, dass es sich nicht um Kai handelte, der meinen Aufenthalt herausfand. Er hätte mich grausam an den Haaren durch Tokyo und zurück nach Busan geschliffen und Seonghwa locker nebenbei vor meinen Augen das Leben ausgehaucht.
„Das sind Einladungen zu einer der besten Partys, die du in deinem Leben je besucht hast!" hippelte er.
„Und wir finden mit viel Glück jemanden, der das da entfernen kann." Seonghwa sah den schwarz, roten Verlobungsring an meiner Hand und hüpfte nun wie Wild vor Vorfreude durchs Zimmer, während ich aufgehört hatte die Welt zu verstehen.

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