i love to hate you

18 3 0
                                        

„Cheonsa, das kannst du nicht anziehen!" Taeyeon schwang sich mit Tian auf ihrem Arm von ihrem Sessel auf und riss die Augen auf, als sie mein Kleid besah.
Es war Anfang April. Die Hochzeit nun nicht länger als ein Monat entfernt und alles stand. Bis auf mein Kleid.
„Ohh doch und ob sie das kann, sie sieht aus, als heiratet sie einen Vampirkönig." Zwinkerte mir Chaerim zu und zeigte mir Daumen hoch.
Taeyeon entgleisten die Gesichtszüge, während ich mich in aller Ruhe im Spiegel betrachtete.
Ich schmunzelte über die Worte meiner besten Freundin und strich über den Stoff des Kleides.
Tian brabbelte einen Laut von sich, der klang, als stimmte er Chaerim zu, was sie begeistert aufgriff.
„Fall du mir nicht in den Rücken du kleiner Scheißer." Lachte Taeyeon und kuschelte ihren Sohn an sich, bevor sie ihn in den Kinderwagen legte.
„Cheonsa, aber wirklich... schwarz für eine Hochzeit... das bringt Unglück." Beteuerte sie und stemmte mutterhaft die Hände in die Hüften.
Ich zuckte mit den Schultern und sah zu der Kleiderstange mit meiner Auswahl. Das nächste würde ihr noch weniger gefallen.
„Braucht sie wirklich Glück, wenn sie diesen Hurensohn heiratet?" Chaerim griff nach dem Champagnerglas auf dem Beistelltisch neben sich und schwenkte es in aller Gelassenheit.
„Willst du damit sagen, dass mein Mann auch ein Hurensohn ist?"
Ich stieß die Luft aus und griff mir in die Haare.
„Wenn sie direkt miteinander verwandt sind, dann ja." Murmelte Chaerim bedrohlich flüsternd über ihr Glas hinweg.
„Sie sind Brüder." Taeyeon lief fuchsteufelsrot an und plusterte sich auf.
„Yeonie, komm runter... für Chaerim ist das hier alles Neuland. Sie... kennt die Ssang Youngs nicht so wie wir." Han legte ein halbwegs besänftigendes Lächeln auf und flatterte zu Taeyeon herüber.
„Ich weiß genug über sie, um zu wissen, dass sie allesamt..."
„Chearie..." mahnte Chan hinter der Lehne ihres Sessels und blickte mahnend auf sie herab.
„Ich wusste, dass das ein Fehler war alle hier zusammen zu führen." Minho sank in seinen Stuhl zurück und rollte mit den Augen.
„Da stimme ich dir zu Minnie!" behauptete Chaerim.
„Nenn mich nicht so." grummelte Minho. Han hingegen lachte. „Ich mag es, dass sie dich so nennt. Sie hat Eier!"
„Und ein viel zu großes Mundwerk." Blubberte Taeyeon.
„Cheonsa..." Hyunjin sprang aus seinem Sessel hoch und half mir von dem Würfel herunter auf dem ich mein Kleid vor allen präsentierte. „Ich helfe dir mit dem nächsten Kleid." Er führte mich an seinem Arm zurück in die Umkleiden und gab einen lauten und verzweifelten Seufzer von sich.
„Du weißt... ich habe dich lieb Cheonie.." er inspizierte mein nächstes Kleid. Eines jener, dass ich allein und für mich ausgesucht hatte, ohne dass mir einer der anderen dazwischenfunkte.
„Aber Taeyeon und Chaerim in einem Raum sitzen zu lassen? Geht es dir noch gut?" stellte er mich zur Rede und half mir aus meinem aktuellen Kleid.
„Wenn sie ein Wort darüber verliert, dass du was mit Seonghwa hast..."
„Hattest..." berichtigte ich ihn schweren Herzens.
„Wie auch immer, dann bist du tot und sie und er und keinem von uns ist geholfen!" flüsterschrie er und fuchtelte mit den Armen herum.
„Sie hat darauf bestanden mitzukommen. Was denkst du, warum ich ihr Chan als Anstandswauwau an die Seite geschoben habe?" flüstertschrie ich zurück und deutete durch die geschlossene Tür zu meinen Freunden zurück.
Ich wollte die ganze Kleiderzeremonie getrennt durchziehen. Erst mit Chaerim, dann mit Taeyeon. Nur hat Taeyeon von dem zeitigeren Termin erfahren und ihren Terminkalender danach umgeworfen. Ich freute mich zwar mein Patenkind zu sehen, aber das hätte ich auch ein paar Tage später...
„Und wo bleibt Fee? Hast du nicht gesagt, er sollte in einer halben Stunde da sein?" wechselte ich das Thema, während er mir in mein nächstes Kleid half und den Reißverschluss zu zog.
Hyunjin spannte sich an und seufzte lautstark.
„Er verspätet sich... Therapie geht länger... Irgendein Durchbruch, an dem er jetzt mit seiner Therapeutin arbeiten muss." Beigeistert klang Hyunjin davon nicht.
„Ich meine... es geht ihm besser. Was du mir damals empfohlen hast... es hat geholfen und er ist vorsichtiger geworden aber..." Hyunjin richtete mir mein Kleid und zog dann ein ziemlich belegtes Gesicht. „Ich glaube er verheimlicht mir etwas, nicht nur etwas, sondern eine Menge." Vermutete Hyunjin mit knirschenden Zähnen.
„Aber, dass soll dich heute nicht beschäftigen." Säuselte er und küsste meine Wange. „Wenn ich Fee nicht hätte... und Seonghwa nicht auf dich warten würde... ich würde Kai glatt seine Braut entführen." Grinste er breit und frech und besah mich im Spiegel.
Ich wendete meinen Blick ebenfalls dem Spiegel zu und erstarrte.
Wenn Taeyeon das Kleid davor nicht leiden konnte, hasste sie dieses nur umso mehr.
„Sag das nicht, glaub mir Hyunjin, ich würde mittlerweile mit jedem wegrennen, der mir die Chance bietet."
Nicht umsonst schob ich den Kleiderkauf so lang auf. Ich wollte Kai nicht heiraten.
Auch wenn wir in den letzten Monaten auf einem ebenen Boden liefen... Ich begann den Verstand zu verlieren, zu vergessen wer ich war.
Allein hatte ich mich gut unter Kontrolle, doch vor Kai verlor ich meine komplette Persönlichkeit. Das traurige? Das Schauspiel gefiel mir. Mir gefiel es seine kleine Prinzessin zu sein, mir gefiel mein altes Leben, meine Unantastbarkeit und dass ich mir alles erlauben durfte.
Ich hasste es tiefer und tiefer zurück in die Gefilde der Organisation zu fallen. Lieferungen der Ssang Youngs und ihren Leuten zu empfangen, zu sehen wie ich Schuld daran hatte junge Leben zu ruinieren.
Ein schwacher Trost... Ich gab jene Informationen noch am selben Abend an Hongjoon weiter. Von Seonghwa hielt ich mich bewusst fern. Auch wenn jeder Tag ohne ihn ein weiteres Kreuz in meinem innerlichen Gefängnis bedeutete.
Nicht mehr lang. Redete ich mir ein. Bald wäre Kai Geschichte... die Ssang Young Pa Geschichte und ich war frei.
„Zeig schon!" hörte ich Chaerim im dreisten Ton aus dem Ladenbereich plärren.
„Komm schon Cheonsa, wir wollen das nächste Kleid sehen." Erklang Taeyeon wesentlich kultivierter.
Hyunjin nickte.
Ich blickte erneut an mir herunter. „Ich glaube das wird es." Bestätigte ich ihm und mir und er lächelte schwach.
„Warum hast du die anderen dann erst anprobiert?"
„Warum haben du und Felix so lange gewartet, bis ihr Nägel mit Köpfen gemacht habt?" konterte ich mit einem Grinsen und lief mit ihm an meinem Arm aus der Umkleide heraus.
„Das ist was völlig anderes." Schmollte er mit mir.
„Whoa!" hörte ich Chaerim als ich aus dem Gang mit den Umkleiden schritt und sie sich beinahe den Kopf ausrenkte, um einen Blick auf mich zu erhaschen.
„Auf keinen Fall!" protestierte Taeyeon, als ich auf meinen Würfel stand.
„Wunderschön." Hörte ich Chan hinter Chaerim flüstern die ihm, ohne zu zögern zustimmte.
Minho, der bis jetzt nüchtern und gewohnt uninteressiert den Blick durch den Laden wandern ließ, blickte am Kleid auf und ab, Han's Kinnlade hing auf dem Boden und Hyunjin musterte mich stolz.
Mein zukünftiges Hochzeitskleid war rot. Überzogen mit schwarzer Spitze, die sich bis auf den Rock zog. Schwarzer Tüll umspielte ihn, in den Tüll eingearbeitet, ranken aus blutroten Rubinen. Allesamt echt und jeder einzelne von ihnen brach sich im Licht und schimmerte wie Bluttropfen.
„Cheonsa, vergiss es." Versuchte Taeyeon mir auszureden. Ihr fielen beinahe die Augen aus.
Ich lächelte sie entschuldigend an.
„Nein. Das wird es." Verkündete ich. Chaerim und Han klatschten begeistert in die Hände.
„Definitiv nicht." Taeyeons Stimme nahm einen mütterlich verärgerten Ton an. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Weiß oder keins. Wir hatten das Thema letztens schon!"
Sie mochte meine Hochzeit organisieren, doch die Wahl meines Kleides blieb an mir hängen.
„Nimm den Stock aus dem Arsch Missy." Chaerim machte eine entsprechende Handbewegung. „Wenn du Cheonsa wirklich so gut kennst wie ich, solltest du wissen, dass sie macht, was sie will."
„Ich finde auch, das Kleid steht ihr am besten." Minho nickte mir anerkennend zu und ein klitzekleines Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.
Seit er und Han mir von ihrer Vergangenheit erzählten, ertappte ich ihn immer öfters dabei, wie er versuchte seine Kälte abzulegen. Auch wenn er sich in ihr sichtlich wohler fühlte. Ich respektierte seine Mühen sehr.
„Siehst du? Und er hat die ganze Zeit gar nichts gesagt!" Chaerim deutete auf Minho und zeigte ihm einen Daumen hoch. Der schnaubte plötzlich verächtlich und ganz der Alte, zog ernseine Hüllen wieder hoch.
Han schmunzelte.
„Chaerim hat recht Yeonie. Ich glaube du bist überstimmt." Kicherte er.
Taeyeon atmete schwer durch und gestand sich dann ein, dass die anderen recht hatten. Ich stand für mich selbst, machte was ich wollte, selbst wenn es um meine Hochzeit ging.
Dementsprechend verließ ich mit meinem Kleid in einer gigantischen Tüte den Laden. Es kostete ein Vermögen. Kai würde mich zwar nicht zur Sau machen, doch mir zu Ohren kommen lassen, dass es einen gewaltigen Einschnitt gab. Der war mir egal. Wenn ich ihm so ein Teil der Mittel stehlen konnte, trotz dem was er an Felix mitbekommen hatte, seine Geschäfte im Menschenhandel wieder aufzunehmen. Dass seine Lieferanten nach und nach abnahmen machte ihn auf einmal nur umso ehrgeiziger sich einen neuen Stamm aufzubauen.
Dass dieser auch nach und nach abnahm... bekam ihm nicht gut. Hongjoon und seinen Jungs aber umso mehr.
Was mir nicht gut bekam, dass auch immer mehr Leute von meiner Liste verschwanden, jene die ich an den Sohn des Polizeipräsidenten weitergab, wie auch jene auf der Felix Täter vermerkt waren.
Taeyeon war die erste, die nach meinem Kleiderkauf zurück zum Anwesen verschwand. Tian begann langsam unruhig zu werden.
Minho und Han zogen sich ebenfalls zurück. Chan und Chaerim hatten noch eine Verabredung mit San.
Ich wollte noch nicht zurück ins Anwesen und da Kai von meinem Leibschutz absah, packte ich mein Kleid in unseren Wagen und schlenderte mit Hyunjin noch an ein paar Läden vorbei.
„Wie hältst du das eigentlich durch?" fragte er mich plötzlich, als ich dachte die perfekten Schuhe für mein Kleid gefunden zu haben.
Als ich den Preis sah, überlegte ich es mir anders. Sie waren zu günstig.
„Was?" harkte ich nach.

God's MenuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt