„Du hast ihnen nicht gesagt, dass Kai das Freikaufen ausgehebelt hat?" Seonghwa hielt den Ford am Wohnkomplex.
Ich schüttelte den Kopf. „Felix weiß von gar nichts. Es sollte eine Überraschung werden." Murmelte ich und friemelte mit meinen Fingern, als ich das Gebäude, an dem wir hielten nach oben starrte.
„Hyunjin und ich wollten uns das Geld selbst erarbeiten, dann wollten wir gemeinsam raus, mit Felix."
Seonghwa blieb einen Moment lang ruhig.
„Von deiner Alternativentscheidung haben sie auch keine Ahnung?"
„Die in der Kai sie alle umbringt, für meine Freiheit? Jetzt werden sie es erfahren." Ich ballte meine Hände zu Fäusten, spürte den Ring und löste sie wieder.
Als wäre die eisige Stimmung mit den beiden nach meiner Aktion am Wochenende nicht genug gewesen, kam das mit dazu.
Ich schnallte mich ab, nuschelte Seonghwa ein „Danke" zu, dafür, dass er mein Taxi spielte und sammelte mein Zeug aus seinem Kofferraum.
Ein Waffenkoffer fiel mir ins Auge, dazu sämtliche Tragetaschen, dessen Inhalte ich mir nicht vorstellen wollte.
Ich vergaß jedes Mal, dass er nicht von Grund auf zu den guten gehörte.
„Cheonsa?" Seonghwa fuhr das Fenster herunter und lehnte sich aus meiner Seite heraus. „Wenn sie dir zu sehr aufs Dach steigen, du kannst..."
Ich erinnerte mich an sein Angebot von letzter Woche.
„Nicht nötig. Meine beiden engsten Freunde sind es gewohnt, dass ich ihnen Infos vorenthalte." Lächelte ich und überzeugte mich nicht selbst von meinem Gesichtsausdruck.
„Ich bin bis Mittwoch für Kai unterwegs. Falls wir uns bis dahin nicht sehen sollten, dann auf jeden Fall Donnerstagnacht." Er nickte mir fest zu. Ich erwiderte es und zog an dem Träger meiner Tasche.
„Halt mich auf dem laufenden wie deine Vorbereitungen laufen und vergiss die Jacke nicht, die ich dir gegeben habe." Wieder antwortete ich mit einem nicken.
Er winkte mir zu und parkte dann aus, verließ die Straße jedoch erst, als ich vor der Eingangstürstand und den Pin eingab.
Mit jedem weiteren Schritt nach oben lief ich immer grüner an.
Kais Anspielung war mies.
Irgendwann musste ich Hyunjin seine Hoffnung nehmen, aber ich hatte mir die Worte für dieses Gespräch anders zurechtgelegt.Gerne würde ich Seonghwa zurückpfeifen und ihn bitten mir Beistand zu leisten. Er selbst war bei Kais Ultimatum anwesend und hatte genau gesehen, was zwischen Chan und mir ablief, wie Kai mich vor verendete Tatsachen stellte, wie er mich um mehr als nur ein Leben pokern ließ.
Felix und Hyunjin erwarteten mich wie Hunde ihr Herrchen. Für gewöhnlich freute ich mich die beiden ausgelassen in meiner Wohnung vorzufinden. Warme braune Augen würden mich begrüßen, mich nach meinem Tag fragen, mir einen Kaffee aufs Sofa bringen, wenn ich meine Vorlesungen nachbereitete und versuchte zu lernen.
„Du bist früh zurück." Stellte Hyunjin nüchtern fest. Felix an seinem Arm musterte mich unschlüssig, ob er mir meine offene Erklärung bereits jetzt übelnehmen sollte, wie Hyunjins Blick vermuten ließ, oder ob er mir erst ein offenes Ohr bieten sollte.
Emotional betrachtet stellte er die reifere Hälfte der beiden da. Hyunjin handelte viel und gern nach Impuls.
„Ich will die Sache mit den Kontoständen vom Tisch bringen." Ich lächelte die beiden belegt an und lief an ihnen vorbei, um an der Garderobe meine Tasche abzusetzen.
„Das hätte auch bis heute Nachmittag warten können." Hyunjins Blick klebte unangenehm an meinem Rücken. Laut seinem Blick und die Stimmlage der beiden hätte es nicht warten können.
„Setzt euch." Wies ich die beiden an und deutete auf den Küchentisch.
Felix und Hyunjin sahen sich an und teilten einen dieser Blicke, bei dem ich schwor sie kommunizierten in ihren Gedanken.
Sie steuerten den Küchentisch an und setzten sich an ihn wie ein wartendes Elternpaar, dass von ihrem Kind hören wollte, was genau in der Schule für Ärger vorfiel, dass es nun suspendiert wurde.
Ich nahm meinen Mantel ab und hing ihn über die schwarze Lederjacke von Seonghwa, dann stakste ich auf den Küchentisch und spürte wie die Schmerztabletten nachließen.
Mein Kopf begann zu pochen und meine Beine schmerzten da, wo sich die blauen Flecken sammelten.
„Unsere Kontostände, Cheonsa." Hyunjin hielt mir sein Handy vor die Nase.
„Und Kais Nachricht" Felix schob mir sein Handy auf dem Tisch herüber, als ich mich ihnen gegenübersetzte.
Ihre braunen sonst so lebhaften Augen sahen mich trüb und erwartend an. Das hätte sicherlich nicht bis heute Nachmittag warten können, bis dahin würde Hyunjin schon erste Mordpläne mir gegenüber schmieden.
„Ich weiß, ich bin nicht blind. Eure Nachrichten sind angekommen." Murmelte ich und starrte auf die schwarzlackierte Tischplatte.
Ich überlegte, wie ich dieses Gespräch begann.
Tief einatmen, kurz Luftanhalten, ausatmen. Das wiederholte ich drei Mal, dann fasste ich unter fordernden Blicken meinen Beschluss. Länger hielt ich das angespannte Schweigen in meinen vier Wänden nicht aus.
„Kai hat das Freikaufen ausgehebelt." Riss ich schnell ab, wie ein Pflaster.
Hyunjin schloss die Augen mit einem ausatmen, als verstecke er unaushaltbare Schmerzen. Felix blickte verwirrt von Hyunjin zu mir und zu Hyunjin zurück.
„Freikaufen?" harkte er nach und schüttelte fragend und drucksend den Kopf.
Hyunjin und ich sahen uns an. Sein kühler Blick und die aufeinandergepressten Lippen würden kein Wort herausgeben.
„Der alte Kopf der Ssang Young Pa bot seinen Mitläufern an sich für eine gewisse Summe frei zu kaufen. Sie erarbeiteten sie, sparten Jahre auf den Betrag, um ihn dann in voller Höhe abzutreten."
Felix kaute meine ausgesprochenen Worte in seine Gedanken genaustens durch und nickte.
Ich sprach weiter.
„Neben der Tatsache, dass du völlig frei von der Organisation bist, stellte er dir einen legalen Pass, legale Papiere und einen Fluchtflug parat. Das Ziel wollte er nicht wissen. Sobald er das Geld und du die Papiere hast, bist du frei von den Ssang Young Pa und ein normaler Bürger. Wo auch immer du willst."
Felix sah zu Hyunjin und griff unter dem Tisch nach seiner Hand. Hyunjins Blick wich nicht von meinem. Das würde er erst, wenn er hörte, was ihn zufrieden stellte.
„Das Geld, dass Kai uns überwiesen hat, ist der Betrag, der im Fall von Hyunjin und mir noch fehlte. Dir hat er die komplette Summe überwiesen."
Hyunjin nickte, die stumme Anweisung weiter zu reden. Felix zog sein Handy zu sich, tippte herum und zeigte mir den Kontostand, den ich zuvor als Screenshot erhielt.
„Cheonsa, das sind 2,1 Milliarden Won, für mich. Ihr wollt mir sagen, ihr habt versucht das Geld allein zu besorgen und dann was?"
Sein Blick ging anmaßend zu Hyunjin.
Hyunjin starrte weiterhin furchteinflößend auf mich ein.
„Hyunjin, was wolltet ihr machen, wenn ihr das Geld habt? Einfach verschwinden? Mich hier zurücklassen? Was ist mit den anderen?"
Hyunjins Blick ging auf seine und Felix verschränkten Hände, dann auf die Tischplatte.
„Wir haben uns deinen Betrag geteilt. Cheonsa und ich wir... wir wollten erst das gesamte Geld aufbringen, um dich mitzunehmen."
Felix griff mit der freien Hand nach Hyunjins Gesicht und drehte sein Gesicht zu ihm.
Hyunjin war gezwungen vom Tisch weg und in Felix Gesicht zu sehen. „Was ist mit Han, Minho, Changbin, Seungmin, Jeongin, Chan? Ihr wolltet uns ohne Abschied hier raus lotsen?"
Hyunjins Augen glitten verloren zu mir. Die beiden hingen nach ihrem Friedensvertrag vom Wochenende an einem seidenen Draht.
„Ich rede nicht mit Cheonsa, ich rede mit dir!" forderte Felix ein und verengte die Augen.
„Wir waren uns noch nicht sicher."
Felix presste die Lippen zusammen.
„Aber wir wären nicht wortlos gegangen, Fee. Und auch nicht ohne ihnen anzubieten mitzukommen." Hyunjin hielt Felix forschen Blicks stand, ohne erneut zu mir zu blicken.
„Was wäre, wenn ich sage, dass ich nicht mit euch wegwill?"
Hyunjin entglitten die Gesichtszüge. Felix behielt seinen unerbittlichen Blick bei, während sein Gegenüber mit den Augen umherfuhr, nur um nicht in sein Gesicht sehen zu müssen.
„Dann hätten wir es akzeptiert." Beendete ich den Gedanken für Hyunjin.
„Uns ist bewusst, dass wir dich nicht zwingen können. Damit ist der Teil des Problems erklärt."
Felix sah mich aus einem undeutbaren Blick an, entließ jedoch Hyunjin der mich dankend anblinzelte.
„Wie ich bereits sagte, hat Kai das Freikaufen ausgehebelt." Ich führte meine Hände auf dem Küchentisch wie ein Politiker zusammen und sah die beiden Männer an meinem Tisch nacheinander an.
„Was er meinte, mit ich habe die Chance eurer Freiheit nicht genutzt ist..."
Über mich brachen die Eindrücke von vor wenigen Wochen ein. Chan mit der Waffe am Kopf, wie ich über sein Leben und das der anderen zu entscheiden hatte.
„Ist..." Hyunjin und Felix brachten mir den gleichen strengen.
„Was er meinte, war ein Ultimatum, dass er mir gestellt hat, als er um meine Hand angehalten hat."
Hyunjin und Felix sahen sich an, an dämmerte sich ihnen etwas zusammen.
„Wir haben uns schon gewundert, wie du freiwillig zugestimmt hast." Druckste Hyunjin bitter und spielte an den Ringen an seiner Hand. Felix nickte zustimmend. „Er muss also etwas gegen dich in der Hand gehabt haben."
„Allerdings."
Chans flehen ihn und die anderen zu Grunde gehen zu lassen biss mir in den Kopf.
Ich atmete tief ein, hielt die Luft kurz an und überdachte meine anstehenden Worte.
„Was war es?" Hyunjin stützte sein Kinn auf seiner Hand auf und lehnte sich ein Stück nach vorn. Felix ahmte ihn unbewusst nach.
Die beide sahen mich an, wie Eltern ihr Kind, wenn sie verlangten, warum es schonwieder vom Unterricht suspendiert wurde.
In der Vergangenheit zogen sie mich so für eine Menge Dinge zur Raison.
„Du." Meine Stimme brach weg, sie verschwand beinahe komplett, als Hyunjin die Augen aufriss mit hundert verschieden Stufen der Wut und Mordlust in ihnen. Felix sah erschüttert zu mir und blinzelte nur wortlos.
„Er hatte dich gegen mich in der Hand, euch beide." Korrigierte ich. Erwähnen tat Kai es nicht. Aber er wusste von damals, wie nahe sich Hyunjin und Felix standen. Sein Ultimatum hatte mir keine andere Wahl gelassen.
„Und da hast du dich für ihn entschieden?" harkte Felix nach.
„Es ist das kleinere Übel." Machte ich klar.
„Was hat er verlangt? Wie hat das Ultimatum gelautet?" harkte Hyunjin sofort nach.
„Ich sollte mich entscheiden." Tief einatmen, Luftanhalten, ausatmen. Nur half mir das langsam nicht mehr weiter, um nicht komplett aus den Latschen zu kippen.
„Entweder die Verlobung oder... oder..."
Ich fuhr mir durch die Haare und suchte mit meinem Blick einen Punkt in der Wohnung, an dem ich mich hängen konnte, der mir half die Fassung zu behalten.
Mein Blick blieb am Ring hängen, den ich zu gern kraftvoll vom Finger gezogen und aus dem Fenster geschmissen hätte.
„Er würde uns gehen lassen." Hauchte ich und suchte Hyunjins Blick. „Er hat mir angeboten, dass er uns freilassen würde."
In Hyunjins Augen sammelten sich Fragen und Verwunderung. „Und du hast abgelehnt?"
Ich schluckte und besah Felix.
Sein Gesicht wandte sich zu einer Mauer voller unerkennbarer Emotionen. Er versteckte sie gut. Die Lippen presste er fest aufeinander. Sein Blick richtete er nüchtern auf mich.
Einzig die Sommersprossen passten nicht in seine ernste Erscheinung.
„Es gab einen Haken." Er kannte Felix.
Ich nickte.
„Für unsere Freiheit, hättet ihr alle sterben müssen."
Hyunjin lief blass an. Felix blickte von mir weg durch die Küche und starrte dann auf den Tisch.
„Er meinte freigekauft wird ab jetzt nur noch mit Menschenleben und ich sollte wählen. Meine und Hyunjins Freiheit über eure Leben oder euch alle am Leben zu lassen und..."
Hyunjin zuckte bei meinem Zögern auf, als habe er gehört das ich mit meinen nächsten Worten etwas zu verdecken versuchte.
„Und dich mit ihm verloben." Endete Felix meinen Satz und löste seine Hände aus Hyunjins, um auf dem Tisch nach meinen zu greifen.
Ich lehnte seine gut gemeinte Geste ab.
„Du hast dich offensichtlich für uns entschieden." Erkannte Felix.
Ich nickte. „Chan hat mir anders geraten. Er meinte keiner von euch würde es mir übelnehmen, wenn ich eure Leben für unsere..."
„Chan hat was?"
Hyunjin und Felix sahen mich beide an, als habe ich eben Nordkorea den Krieg angekündigt.
Voller Unglauben und als würden sie Chan am liebsten den Kopf auf die Tischplatte knallen.
„Freiheit hin oder her, Cheonie, du bedeutest mir die Welt aber..." Hyunjins Augen glitten glitzernd vor unausgesprochenen aber offensichtlichen Gefühlen zu Felix. „Lieber durchlebe ich Höllenqualen als Felix sterben zu sehen."
Felix schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass Chan einfach unseren Tod hinnehmen würde." Prustete er und hielt die Augen einen Moment geschlossen.
Ich verheimlichte ihnen bewusst den Punkt, dass Kai mich ihnen nach der Hochzeit entzog und ganz besonders sprach ich nicht an, wie ich mit Hilfe der Guerilla für unser aller Freiheit sorgen würde, sobald Kai offiziell in seinem Posten begrüßt wurde.
Ich erklärte den beiden anschließend die Situation, unter der meine Entscheidung fiel.
Die Knarre an Chans Kopf, Kai und Chan die beide auf mich einredeten, dabei fiel meine Entscheidung in der Sekunde als es hieß ich müsste meine Freunde beerdigen lassen.
Felix und Hyunjin sahen sich eine Weile stumm an, kommunizierten mit ihren Gedanken.
„Was machen wir jetzt mit dem ganzen Geld?" sprach Felix dann die Frage aus, die beiden stumm durch den Kopf spukte.
Ich fuhr mir durch die Haare und dachte ebenfalls an meinen Kontostand.
1,2 Mrd. Won war eine Summe für die andere Töteten, wir hatten sie je geschenkt bekommen.
„Wir vermehrfachen es." Murmelte ich und sah mit einem zwinkern zu Hyunjin.
„Aber wofür? Wir können nicht mehr weg!" quengelte Felix und rollte mit den Augen.
Ich blitzte die beiden verräterisch geheimnisvoll an und lächelte verschwörerisch.
„Wir werden wegkönnen, das verspreche ich euch beiden. Das verspreche ich uns allen."
Ich griff mit einer Hand nach Hyunjin, mit der anderen nach der von Felix.
„Aber wie?" fragten mich die beiden Synchron und sahen mich voller verzweifelter Fragezeichen an.
Ich seufzte. Solange ich es konnte, würde ich meinen Plan vor meinen Leuten zurückhalten. Nicht mal Changbin hatte ich die zweite Seite von der Zusammenarbeit mit den Guerilla anvertraut.
„Lasst das meine Sorg sein. Aber wir kommen hier raus, auf den einen oder anderen Weg."
Fest entschlossen drückte ich die Hände der beiden und besprach mit ihnen anschließend, wie genau wir das Geld von Kai arbeiten lassen würden.

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God's Menu
FanfictionIch hörte das klicken einer Waffe und haschte mit meinem Blick zu Chan. Nicht nur mein Arsch ging mir plötzlich auf Grundeis, Chan wurde sichtlich unruhig und fuhr herum. Einer von Kai's Leibwächtern hielt ihm eine Pistole direkt an die Schläfe. Pa...