Kai zwang mich an seine Seite, als ich mit ihm, seinem jüngeren Bruder, Chan, Changbin und Jungho das Haupthaus betrat.
Die anderen warteten bereits wie die Hühner auf der Stange im Foyer auf das anstehende Gespräch über die verschwundene Lieferung.
Changbin bekam die Erlaubnis sich zu dem Sofa zu gesellen, auf dem Jeongin und Seungmin saßen.
Mich zog Kai mit sich zu einem der Sessel am weitesten entfernt zu Hyunjin und Felix, die mich von ihrem Sofa aus besahen, als verstünden sie die Welt nicht mehr. Ich warf ihnen ein Lächeln zu, dass sie sich, um mich keine Sorgen zu machen hatten. Offensichtlich erkannte Hyunjin meine Lüge und steckte die Köpfe mit Felix zusammen.
Immerhin besaß Kai den Anstand, dass ich mich auf dem Sessel setzen durfte, während er die Armlehne links von mir einnahm und alle der Strays nacheinander besah.
Minho und Han hingen hinter dem Sofa, auf dem die beiden jüngsten mit Changbin saßen und ließen mich nicht aus den Augen.
Chan stand bei dem Guerilla von Kai, abseits von allen.
Changbin funkelte ihn an, als würde er wollen, dass sein Kopf explodierte. Ich konnte es ihm nicht verübeln mit dem Gedanken zu spielen eine Granate nach ihm zu werfen. Chan verlor seinen Biss.
„Letzte Nacht ist eine meiner Lieferungen gestohlen worden." Verkündete Sehun
Kais Hand legte sich auf meine Schulter und blieb dort ruhen.
„Es gab nur ein bestimmter Personenkreis, der davon bescheid wusste." Übernahm Kai. Sehun lief kreise um die Sitzgruppe, in der die Jungs saßen. „Die Ware war von erheblichem Wert und ihr die größte Gruppe an Personen, die beteiligt waren." Sehun beäugte Minho und Han mit voller Abscheu, noch tiefergehender und abgründiger als die gegenüber Chan oder Changbin. Das war persönlich auf einem anderen Level.
Minho baute sich auf und schob Han hinter sich. „Ich habe kein Wort rausgelassen. Han genauso wenig." Rechtfertigte er sich und sah bestätigend zu Kai. Der nickte ab.
„Wir beide waren gestern auf einem Konzert. Ich kann euch gerne Bilder als Nachweis zeigen."
Changbins, so wie Seungmins und Jeongins Gesicht wurde von überraschen durchzuckt.
„Das ist genug. Ich weiß, dass du den Mund hältst."
Minho nickte Kai stumm zu.
„Wir waren es auch nicht. Chan hatte erwähnt, dass wir einen Fahrer für...für euch beherbergen, aber... aber..."
Sehun hielt vor Jeongin an und sah bedrohlich auf ihn hinab.
„Wir haben ebenfalls ein Alibi, Cheonsa auch. Ich glaube sie wusste nicht mal davon, dass wir jemanden von euch beherbergen." Vervollständigte Felix in einem sehr selbstbeherrschten Ton. Minhos Blick huschte von einem sehr besorgten Han zu mir. Ich sah Zweifel in seinem Blick. Er wusste, dass ich wusste, dass ein Fahrer seinen Weg hier herfand. Ich saß selbst im Wagen, als Kai den Auftrag an Minho abtrat.
„Hyunjin, Felix und Cheonsa waren zum Abendessen hier. Wir haben gekocht." Malte Seungmin weiter aus.
„Und du?" Kais Kopf neigte sich zu Changbin seine Hand befuhr weglos meinen durchgedrückten Rücken und sorgte für eine eiskalte Gänsehaut unter dem Stoff meines Oberteils. Hyunjin ließ Kais Arm an meinem Körper nicht aus seien Augen.
„Ich habe ein paar offene Wettschulden eingetrieben. Danach bin ich zurück zur Strecke, in mein Zimmer. Später am Abend kam..." Changbin sah mich versichernd an. Ich blinzelte einmal langsam als bestätigung, dass er weiterreden konnte.
„Später am Abend kam Cheonsa zu mir."
Kai blickte wissend zu mir herab und lachte hämisch aus. „Erspare mir die Details."
„Was hast du getan Chan?" zweifelte Sehun ihn an und lief zu ihm und Jongho herüber.
„Ich bin mit Changbin mitgezogen und habe meine Runde an offenen Rechnungen abgearbeitet. Danach habe ich meinen Abend ausklingen lassen." Changbin spannte die Hände zu Fäusten und hob den Kopf langsam.
„Wo?" harkte Kai auf der Stelle nach und fuhr mit der Hand über meinen Hinterkopf.
Ich sah wie Hyunjin die Hände zu Fäusten ballte. Felix nahm die, die ihm näher war unauffällig in seine.
Changbins Kiefer zuckte seine Augen versteiften sich auf Chan und die offensichtliche Lüge, die er allen auftischte. Jeongin und Seungmin saßen ein wenig verloren und planlos in der Runde umher.
Minho und Han standen eng beieinander und beobachteten die Situation aus analysierenden Blicken. Wobei Minho immer wieder zu mir sah und die Augen nachdenklich zusammenzuckte als berechne er wie die Chancen standen, dass ich an dem Verschwinden der Mädchen beteiligt war.
„Ich war im Lotto." Mehr musste Chan nicht sagen, dass sich gedacht werden konnte was er angeblich in der letzten Nacht als Ausklang getrieben hatte.
„Ich habe Bilder als Nachweis." Hing er an und blickte herausfordernd zu Sehun. Der besah Chan von oben bis unten. „Ich bin mir sicher, die will keiner sehen."
„Cheonsa, du bist so ruhig." Kais Hand ruhte wieder auf meiner Schulter. „Du hast gehört, wie mein Abend und meine Nacht aussahen. Ich habe dem nichts hinzuzufügen." Ich starrte auf den Boden. Den Blick von Kai abgewandt und keinem der anderen sah ich in die Augen.
„Wie sah denn deine Nacht aus?" Sehun irrte von Chan weg und auf mich zu.
„Ihr wolltet keine Details." Erinnerte ich.
„Nicht von Changbin. Sag Cheonsa, was haben du und Changbin unternommen, nachdem du zu ihm ins Zimmer bist."
Es war so leise und angespannt im Foyer, dass ein Nadelfall einer Atomexplosion glich.
Changbin atmete tief durch und plusterte sich auf, bevor er sich zwang leise auszuatmen. Sein Blick fing meinen und kaum merklich nickte er.
„Wir hatten Sex." Gab ich meine Lüge zu, die wesentlich besser durchdacht war als die von Chan. Er ging nie ins Lotto, wenn er nichts dort zu erledigen hatte.
Keiner reagierte geschockt. Unter meinen Leuten waren Changbins und meine gelegentlichen Abschweifungen bekannt.
Kai druckste bedrohlich ruhig und befand dann, dass er und Sehun genug gefragt hatten. Wir hatten alle nachprüfbaren Alibis, logische Alibis, bis auf Chan. Doch Kai und Sehun schien es nicht zu verwundern, dass sich Chan freiwillig an einen so schäbigen Ort wie das Lotto verkroch.
„Minho. Hol meinen Fahrer runter. Ich will ihm ein paar Fragen stellen."
Der Kloß in meinem Magen lag zentnerschwer, obwohl ich nicht mehr zu befürchten hatte als das anstehende Wochenende mit Kai. In meinem Hirn schoben sich tausend Filme zusammen, was Kai für mich in seinem Kopf bereits alles durchdachte. Innerlich lief ich grün an. Seine Hand, die ziellos und machtdemonstrierend an mir herumfuhr, machte es nicht besser.
Minho löste sich von Han's Seite und lief die Treppen hoch zum Wohnbereich.
„Um was für eine Lieferung hat es sich gehandelt?" harkte Seungmin neugierig nach.
„Das hat dich nicht zu interessieren. Es sei denn, du willst uns etwas sagen." Sehun steuerte auf ihn zu.
Seungmin schüttelte eilig den Kopf.
Wenige Minuten und ein eisiges, quälend langes Schweigen später kehrte Minho mit einer unlesbaren Mimik zurück ins Foyer.
„Er ist tot." Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. „Überdosis so wie es aussieht." Minho ging im Kopf weitere Punkte durch, die er dann abarbeitete. „Auf seinem Bett liegt eine seiner Spritzen, sie ist leer. Seinen Todeszeitpunkt kann ich ohne weitere..."
Kais Hand krallte sich schmerzhaft in meine Schulter. Ich biss die Zähne zusammen, um keinen Laut von mir zu geben.
„Das ist ein schlechter Witz." Sehuns Stimme erfüllte bedrohlich ruhig das Foyer.
Minho schüttelte den Kopf. „Seine Finger und Lippen sind Blau, er hat Schaum vor dem Mund, hat sich mehrmals erbrochen, typische Anzeichen für einen Tod durch..."
Sehun fuhr zu Minho herum. „Ich weiß, was Anzeichen für eine Überdosis sind."
Er besah uns alle nacheinander. Sein Blick blieb vor allem auf Han hängen, dann an Minho.
„Ich finde es nur einen sehr günstigen Zufall. Mein Fahrer kratzt ab und in derselben Nacht verschwindet Ware."
Wie sie über diese Mädchen redeten, machte mich rasend vor Wut. Sehun würde als erstes unter meinen Händen untergehen, gleich nach dem ich diese Welt von Kai befreit hatte.
„Sehun, wir haben alle Alibis. Keiner hat ihm etwas getan." Minho blieb in seinem Ton betont ruhig und hielt Sehuns musternden Blick stand.
„Du kannst nicht behaupten, dass du so einen Abgang nicht kommen sehen konntest." Waren die ersten verteidigenden Worte Chans.
„Er hat seit Jahren alles konsumiert, was ihn in die Hände kam. Es ist kein Wunder, dass ihm seine Sucht das Leben genommen hat." Sehun schlich zu Chan herunter und baute sich vor ihm auf.
„Sehun, genug." Bellte Kai und der jüngere der beiden zog den Schwanz ein. Jongho zuckte auf, bereit Sehun unschädlich zu machen, sollte er überlegen auszuholen, nach wem auch immer.
Changbins Blick huschte zu mir, als könne er nicht glauben, dass wir mit unserem Mist wirklich durchgekommen waren. Der Fahrer starb unter unwürdigen Verhältnissen, doch sie hätten noch schlimmer sein können, wenn es nach mir ging. Ich ging noch zu freundlich mit ihm um.
„Sehuns Lieferung hatte einen Wert von umgerechnet 5 Millionen Dollar. Bis ich das nächste Mal hier bin, erwarte ich die Summe Bar von euch in Won." Fand er einen äußerst unsanften Kompromiss.
„Es ist mir egal, wie ihr an das Geld kommt. Solltet ihr es nicht haben, wird Cheonsa mehr als nur das anstehende Wochenende mit mir verbringen."
Changbins Augen zuckten zu Chan.
„Wir werden uns darum kümmern." Willigte er folgsam ein.
„Ist das dein Ernst?" Changbin brach aus seiner ruhigen Fassade heraus und schoss gradewegs auf Chan zu.
„Du lässt das wirklich mit uns machen? Erst, dass er sich Cheonsa krallt und jetzt, dass wir eine Lieferung abzahlen müssen, mit dessen Verschwinden wir nicht zu tun haben?"
Changbin rollte die Ärmel seines Hoodies hoch und drückte Chan gegen die nächstbeste Wand, um irgendwie einen Hauch Verstand in ihn zu schütteln.
„Das mit Cheonsa ist dein Verschulden." Zischte Chan und verengte die Augen, den Blick eiskalt.
„Du konntest deinen Schwanz nicht bei dir behalten, wenn es um sie geht." Chan hob die geballte Faust zum Schlag.
Kais frostiges, amüsiertes lachen hielt ihn auf.
„Es ist ironisch, dass das ausgerechnet von die kommt Christopher." Erfüllte Kais mit Abscheu gefüllte Stimme das Foyer.
„Du solltest dir keinen weiteren Fehltritt erlauben, Changbin. Cheonsa hat deinen Joker bereits verspielt." Erinnerte Kai Changbin und sah dann zu mir herab.
„Minho!" bellte Kai.
„Fahr Cheonsa und mich doch bitte nach Busan in ihre Wohnung und dann zu mir." Minho nickte und wies mir mit einem Blick, dass ich ihm folgen sollte.
Han und Hyunjin tauschten einen Blick aus, dann sahen beide zu mir. Felix starrte gemeinsam mit Seungmin und Jeongin tiefenttäuscht zu Chan, der noch immer Changbins Griff weilte.
Sein Blick garantierte für nichts. Er würde Chan in der Sekunde schonungslos auseinandernehmen, in der Kai das Gebäude verlassen hatte.
„Cheonsa."
Minho holte mich aus meinem Gedanken, und machte eine knappe Geste, die einer Bedeutung in Gebärdensprache gleichkam. Han erwiderte sie und Minho nickte, dann hielt er mir eine Hand hin um aus dem Sessel aufzustehen.
Kai warf jeden der Strays einen letzten selbstzufriedenen Blick zu, diese waren zerteilt in tausende Fragen und einem ungestillten Misstrauen gegenüber Chan.
Er nahm mich aus Minhos Griff und legte besitzergreifend seinen Arm um mich, als er mich mit Sehun und Jongho aus dem Hauptgebäude führte.
Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich so machtlos, wie jetzt.
Mich kostete es eine Menge Energie mit erhobenem Kopf an Kais Seite in den Wagen zu steigen, den zuvor noch Jongho zur Strecke fuhr.
„Lächle Cheonsa." Verlangte Kai von mir, als wir eingestiegen waren und er sich den Sitz neben meinem krallte.
Auf dem Beifahrersitz platzierte sich Jongho. Sehun saß neben Kai am Fenster.
„Wir haben nach Jahren Zeit für uns, mehr als nur ein paar Stunden." Kai fischte spielerisch nach einer Haarsträhne von mir und nahm sie zwischen seine Finger. Sein Blick ruhte bedrohlich unscheinbar auf mir. Ich ignorierte, wie seine Augen an mir klebten.
Durch den Rückspiegel sah ich flehend zu Minho. Der fing meinen Blick und nickte einmal unauffällig.
„Chan und Changbin gehen aufeinander los." Hörte ich einen verängstigten Jeongin in meinen Ohren.
„Lasst sie das Auskämpfen." Erklang Hyunjins Stimme durch die offene Frequenz, in die wir uns alle schalten konnten.
„Chan verdient es." Knurrte Seungmin.
„Bin da ganz bei dir, auch wenn ich dir selten recht gebe." Seufzte Han.
„Sehe ich nicht anders." Kam es von Felix, jener von uns allen, dem Gewalt am meisten zuwider war.
Ich lehnte mich mit meinem Kopf gegen das kalte Glas und schloss die Augen und fürchtete seit langem nichts mehr so sehr wie das anstehende Wochenende.

DU LIEST GERADE
God's Menu
FanfictionIch hörte das klicken einer Waffe und haschte mit meinem Blick zu Chan. Nicht nur mein Arsch ging mir plötzlich auf Grundeis, Chan wurde sichtlich unruhig und fuhr herum. Einer von Kai's Leibwächtern hielt ihm eine Pistole direkt an die Schläfe. Pa...