Does it ever drive you crazyJust how fast the night changes?

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„Cheonsa, geht es dir gut?"
„Wie geht es dir?"
„Alles gut?"
„Hongjoon hat übrigens darauf gewettet, dass du auf die Idee kommst die Tür aufzubrennen."
„Soojin und Boo fragen nach dir."
„Sehen wir uns Montag?"

Was mir an Nachrichten von Seonghwas Seite über die letzte Woche fehlte, schmetterte er über das Wochenende doppelt und dreifach zurück.
Ich sah seine Nachrichten, öffnete den Chat jedoch nicht und schob sie von meinem Display sobald sie ich sie las.
Nachdem ich Freitag nach Hause zurück bin, raste ich rastlos durch die Wohnung. Auf und ab, durch jedes Zimmer. Ich suchte nach etwas, um mich abzulenken. Meine Ohrstecker legte ich ab. Ich wollte niemanden sehen oder hören.
Hyunjin tauchte Stunden später auf und erwischte mich dabei, wie ich gedankenverloren an der Fensterwand in der Stunde stand.
Meine Finger strichen wie hypnotisiert über meine Lippen, auf denen ich noch immer die von Seonghwa spürte.
„Warst du wirklich bei Chaerim?" ich zuckte zusammen und krallte meine Hand in den Stoff meines Oberteils.
„Nein." Murmelte ich wahrheitsgemäß und sah Hyunjin durch die Spiegelung im Fenster an.
Er erwiderte meinen Blick mit fragenden Augen.
„Hat Kai dich gerufen?"
Ich schüttelte den Kopf und holte Luft. „Ist Felix gar nicht mitgekommen?"
Mit einem Müden lächeln drehte ich mich zu Hyunjin um.
Er schüttelte nun den Kopf. „Wir halten es für eine gute Idee, dass ich mir Zeit für dich nehme. Ich will nicht, dass du dich benachteiligt von mir fühlst." Gestand er mir und fuhr durch seine gebleichten Haare. Der Ansatz bereits wieder deutlich sichtbar.
„Ihr müsst doch auf mich keine Rücksicht nehmen." Schmunzelte ich.
„Doch, weil wir alle das Gefühl haben bei dir aktuell auf Scherben zu laufen und ich versuchen will, sie wegzukehren."
Hyunjin sah die Tränen in meinen Augen, bevor ich sie spürte und raste zu mir, um mich in seine Arme zu nehmen.
„Ich habe Mist gebaut." Gestand ich ihm und hielt mich an ihm fest. „Ganz großen."
Ich hatte zugelassen mich jemandem außerhalb meiner Blase anzuvertrauen, selbst wenn es nur bedingt war. Seonghwa hatte tiefer auf mich blicken lassen dürfen, als ich mir jemals schwor jemanden wieder lassen zu dürfen. In den wenigen Wochen, wie er mir an die Seite gestellt wurde, abseits der Tatsache, dass er versuchte mich umzubringen, hatte er mich zu gut kennengelernt.
Ihn zu küssen fühlte sich an wie mein eigener Himmel. Aus Instinkt wusste er mich zu halten, zu erwidern, zu führen, mich führen zu lassen. Nicht mal Changbin wusste so mit mir umzugehen, ferner Chan, noch ferner Kai.
Er war in so vielem wie ein unberechenbarer Spiegel. Mal folgte er meinem Sein, dann machte er was er wollte.
„Wird es uns umbringen?" reagierte Hyunjin mit einem Scherz.
Ich zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich noch nicht."
Auf jeden Fall brachte es mich um nun Unwissend zu sein, unwissend wie ich Seonghwa am Montag in die Augen sehen sollte.
Seonghwas Nachrichten hörten irgendwann am Sonntagnachmittag auf, den ich mit Hyunjin eingekerkert in der Wohnstube verbrachte. Han und Minho hatten ihm zu viel von den Lemon Chicken Bites mitgegeben, die wir wie Popcorn verputzten, während Hyunjin mit mir die Filme sah, die ich am Freitag verpasst hatte.
Samstag zeigte er mir in aller Ruhe, wie er ausmachte, ob seine gefälschten Kunstwerke genau den richtigen Grad implizierten echt zu sein, dass er sie guten Gewissens an seine Auftraggeber weiterreichen konnte.
Auch wenn es mich nicht wirklich interessierte, lauschte ich ihm. In der Tat hatten wir in den letzten Wochen nur bedingt wertvolle Zeit miteinander verbracht. Da nahm ich jede Einzelne Ablenkung, die er mir bat dankend und mit Handkuss an.
In den Nächten, vor allem in der von Sonntag zu Montag drehte ich mich schlaflos über mein Bett.
Ich knipste das Licht an, sah nach draußen. Las ein paar Seiten aus irgendeinem Buch, dass ich mir heraussuchte, knipste das Licht wieder aus und drehte mich weiter.
Ich schloss die Augen, sah Seonghwas tränenverziertes Gesicht vom Freitag, riss die Augen wieder auf, fasste nach meiner Lippe, meinem Hals und raufte meine Haare.
Das ging bis knapp nach drei Uhr am Morgen.
Meine Augen schmerzten vor Müdigkeit, jede Sehne in meinem Körper war gespannt, nicht in der Lage mich zur Ruhe zu bringen.
Ich fuhr hoch und griff nach meinem Handy.
Ich entsperrte es, öffnete meine Nachrichten App, schwebte über Seonghwas Menge an ungelesenen Nachrichten, schloss die App wieder und schmiss mein Handy ans Fußende.
Mit Changbin über den ganzen Scheiß zu reden, das hatte ich mir auf dem Balkon bei Han und Minho versaut. Er würde Seonghwa die Hölle heiß machen mir überhaupt die Hand ans Gesicht zu legen.
Der Gedanke, wie die beiden Kopf am Kopf im Ring stünden, ließ mich einen Moment schmunzeln.
Dann zogen wieder düstere Wolken in meinem Kopf auf. Die Stunden bis zur Uni wurden nicht mehr. Die Zeit lief mir weg Schlaf zu fassen, meinen Kopf zu leeren.
Ich wälzte mich auf und sammelte mein Handy wieder ein, entsperrte es erneut.
25 ungelesene Nachrichten thronten neben Seonghwas Namen. Die letzte nicht mehr als ein hoffnungsloses Fragezeichen.
Ich starrte die Zahl neben seinem Namen an und wunderte mich, wann ich das letzte Mal so nach meinem Bauch- und Herzgefühl handelte wie mit Seonghwa am Freitag.
Ich wunderte mich, wann er das letzte Mal jemanden so an sich heranließ, wie mich. Weder er noch Chaerim hatten je in den Mund genommen, dass es verflossene Affären seinerseits gab.
Hongjoon erwähnte Seonghwa agierte kaum mit jemandem, so wie mit mir.  Selbst Chaerim überraschte sein Verhalten.
Ich begann in Gedanken abzuschweifen, wie er das ganze Wochenende Amok lief, an seinem Handy campte und auf irgendein Lebenszeichen meinerseits wartete.
Minuten vor dem Kuss drohten wie uns umzubringen... Es machte mich Verrückt, wie schnell sich diese Nacht gewendet hatte. Von unser beider unnahbaren Seite zu dem Punkt, an dem wir uns das Herz ausschütteten, zu der Tatsache, dass es dann durch seinen Lippen auf meinen, an mir so voll gefüllt wurde, wie es seit Jahren ausblutete.
Wie war es bei ihm? Seonghwa gestaltete sich mir gegenüber als unlesbares Buch, wie ich ihm. Dennoch las er mich. Ich dagegen sah nur sein Cover, seinen Klappentext. Uninteressiert ob der Inhalt mich mitriss.
Ich öffnete seinen Chatverlauf und zog die erste seiner Nachrichten zur Seite, um ihm zu antworten.
„Seonghwa, geht es dir gut?" spiegelte ich seine Nachricht und schickte sie ab.
„Wie geht es dir?"
„Alles Gut?"
„Hyunjin hat mir gezeigt, worauf ich bei einer Kunstfälschung achten muss, damit sie glaubhaft ist."
„Changbin will dich bestimmt tot sehen."
„Sehen wir uns Montag?"
Ich sprang aus dem Chat, sperrte mein Handy und schmiss es mit etwas zu viel Wucht quer durch mein Zimmer gegen die Tür.
„Scheiße!"
Ich flog meinem Handy hinterher, eilte zur Tür, nur um den Gegenstand mit Schock zurück auf mein Bett zu schmeißen, als Hongjoons Name auftauchte und mein von Yeosang voreingestellter Klingelton losschmetterte, den ich selbst in meinen Einstellungen nicht deaktiviert bekam.
Der Anruf ebbte ab, nur um dann wie am Freitag erneut aufzutauchen.
Planlos starrte ich das Handy auf meinem Bett an, wie ein Steinzeitmensch, der soeben das erste Mal Feuer sah.
Seonghwas kompletter Trupp hatte unsere Knutschattacke zu sehen bekommen. Hatten gesehen, wie ich zugab gegenüber Seonghwa verwundbar zu sein. Ein Gedanke den ich bis eben bewusst verdrängte.
Hongjoon rief ein drittes Mal an.
Ich fluchte überhaupt Seonghwas Nachrichten geöffnet zu haben, wenn sie doch alle wie Kinder im Kreis um sein Handy hockten mussten, bis mein Name auf seinem Display aufleuchtete.
„Wenn es sich diesmal nicht wirklich um einen Notfallauftrag..." ich wurde von Hongjoon auf der Stelle unterbrochen.
„Seonghwa schreit grade die ganze Halle zusammen." Brummte er frustriert verschlafen und stieß die Luft aus.
„Das hat was mit mir zu tun?"
„Das hat insofern etwas mit dir zu tun, als dass er das letzte Mal so gejubelt hat, als du zugestimmt hast Kai in den Ruin zu ziehen."
Ich hielt inne und versuchte mir für einen Augenblick vorzustellen, wie Seonghwa laut jubelnd durch die Gegend hüpfte. Wenn man bedachte, dass er Menschen für Geld und aus Freude daran umbrachte... gestaltete sich das schwer.
„Hongjoon!" eine aufgeregte Stimme platzte in seinen Hintergrund.
Hongjoon gab einen genervten Laut von sich und ein dumpfes Geräusch folgte, als habe er sich in seine Kissen zurück fallen lassen.
„Cheonsa hat geantwortet!" sprach Hongjoon müde mit, während Seonghwa klang als habe er Konzertkarten für Taylor Swift ergattert.
Ich presste meine Lippen zusammen und versuchte ein Schmunzeln zu unterdrücken.
„Das hat ganz Busan gehört. Du kannst von Glück reden, dass ich unter anderem zu Kais Wachhunden zähle, sonst..."
Hongjoon schien Seonghwa eine Geste zu zeigen, von der der eben noch muntere nicht so begeistert erklang.
„Übrigens, das ist für dich..." Ich hörte rascheln und wie das Mikrofon von Hongjoons Handy erst zugehalten und dann wieder freigegeben wurde.
„Cheonsa?"
Ich starrte aus den Fenstern und nickte.
„Hi." Murmelte ich und besah die Schreckgestalt in der Spiegelung.
Ich saß gegen das Kopfteil meines Bettes gelehnt, die Beine angezogen. Meine Haare glichen einem gerupften Hühnchen.
„Das ist das erste Mal, dass du mich nicht mir meinem Namen begrüßt."
Da hatte Seonghwa recht. Die Laute seines Namens wollten sich nicht auf meinen Lippen formen.
Die kleine Cheonsa stieß sie ab, war diejenige, die mir in den vergangenen Stunden ein fürchterlich schlechtes Gewissen einredete.
Ich sei verlobt, was fiel mir ein es so tatenlos zu ertragen einen anderen zu küssen.
„Ich..." meine Stimme brach ab.
„Ich habe nicht damit gerechnet dich zu sprechen." Gestand ich und raufte meine Haare noch mehr durcheinander.
„Und ich nicht damit, dass Hongjoon dich sofort anruft." Seine Stimme klang so verhalten, wie meine eigene, wie zwei scheue Teenager, die in einen Raum gescheucht wurden.
„Hör zu..." Mein Hirn legte eine Bremse ein, jedes Mal, wenn ich versuchte seinen Namen auszusprechen.
„Ich höre."
Unter anderen Umständen hätte ich ihn dafür geschlagen, in diesem Fall musste mein Kissen neben mir hinhalten.
„Wegen...wegen Freitag..."
Ich könnte ihm einen Vortrag darüber halten, wie interessant ein umkippender Sack Reis in China war, darüber weshalb Marvel so viel besser ist als DC, doch wenn es um das eigentliche Thema dieses Telefonats ging sah ich schwarz.
„Das... das darf nicht nochmal vorkommen." Ich sprach die Worte meiner jüngeren Version schneller aus, als ich dachte, als mein Dämon ihr die Hand auf den Mund drückte.
„Was?" Seine Stimme klang, als brachen mit ihm tausend Scheiben.
„Ich... ich meine... ich..." ich rang nach Worten, die ich nicht fand.
„Cheonsa, ich verstehe, dass..."
„Du verstehst mich nicht." Ich spürte das Kartenhaus von Freitag zusammenfallen, bevor es überhaupt fertig gebaut wurde.
„Das hatten wir doch schon. Ich habe dir gesagt, dass..."
„Mach das nicht." Klang Seonghwa am anderen Ende der Leitung forsch. „Zeig mir nicht erst dein wahres ich und stell dich jetzt vor sie, als sei sie ein Fehler."
Aber das war sie. Sie machte mich verletzlich, sie sorgte für Momente wie Freitag, dafür dass ich Seonghwa in der letzten Woche vermisste.
„Ich bin da, um dich zu schützen, um..."
„Wirst du das auch noch aus dem Grab heraus, wenn Kai davon erfährt, dass einer seiner Leute seine Verlobte angerührt hat?" Die kleine Cheonsa riss sich aus den Armen des Dämons und trat mir zu viel Selbstbewusstsein an ihr Mikrofon heran.
„Cheonsa, Cheonie... tu das nicht."
Mein Dämon drehte ihren Kopf anmaßend in meine Richtung mein jüngeres ich nicht mit mir durchgehen zu lassen. Nicht wenn wir jemanden gefunden hatten, der uns weder als Bedrohung noch als Waffe sah.
„Wir finden eine Lösung." Bat Seonghwa.
Im Hintergrund hörte ich Geraschel und wie Hongjoon murmele er würde sicherlich nicht zum Teil dieses Gespräches werden.
„Die wäre?" Ich schloss meine Augen und lehnte mich gegen mein Kopfteil.
Seonghwa sagte keinen Ton mehr. Die plötzliche Stille wog schwer.
„Ich weiß es nicht." Gestand er ungefähr eine halbe Minute später, seine Stimme so kühl, wie in der Nacht, in der wir uns das erste Mal begegneten.
„Aber es ist auch keine Lösung uns so zu verhalten, als hätten wir uns am Freitag nicht geküsst." Wog er ab und nannte sie Sache endlich beim Namen. Erwachsener, als ich von ihm erwartete.
„Doch." Hielt ich dagegen. Mein Herz zentnerschwer in meiner Brust.
Ich wusste, wieso ich Gefühle gegenüber anderen abschwor. Denn was auch immer da grade zwischen Seonghwa und mir brodelte... ich kannte dieses Mulmige knurren im Magen, der Wahnsinn, der durch mein Hirn schoss.
„Nein." Lehnte Seonghwa sich gegen meinen Einwand auf.
„Cheonsa, hör mir zu... wir bekommen das hin. Was auch immer das war und was auch immer das wird... Ich werde nicht aufgeben, bis..."
Ich fasste mir an den Kopf und krallte meine Zehen ins Bettlaken.
„Ich werde nicht loslassen. Ich werde mich festbeißen, wie Boo an ihrem Lieblingsspielzeug wenn..."
Er begann zu betteln wie ein Kind, wie ein Kind, dem man verbat Fußball zu spielen, seine Freunde zu sehen oder das Leben zu genießen.
In seiner Stimme lag ein so verzweifelter Unterton, wie ich ihn von Changbin kannte, als er mich damals bat nur einmal mit mir auszugehen. Changbin hatte ich den Gefallen nie getan. Ich wusste wir wären zu verschieden. Seonghwa dagegen...
„Du hast fünf Minuten..." ging ich ein und scheuchte mich dafür zum Teufel.
„Für was?" der Ton seiner Stimme glich dem Erwachsenen, der er war.
„Um mich davon zu überzeugen Hals über Kopf in irgendwas reinzurasen, dass uns unsere beiden Leben und das unserer Leute kostet."
Ich hatte diese Option in den letzten Momenten hoch und runterdebattiert.
„Wenn... wenn du es schaffst..." mein Dämon schenkte mir ein grinsen, verschmitzt und provozieren zugleich auch wenn er es nicht sah. „...wenn du mich überzeugst, fahr ich auf der Stelle zu dir." Es war, als wollten mein Dämon und ich, dass Seonghwa uns überzeugte.
Seonghwa antwortete mit schweigen.
Ich ließ ihn überlegen. „Die Zeit beginnt in der Sekunde, in der du anfängst zu reden." Ich blickte auf die Uhr auf meinem Nachttisch.
3:25 Uhr
Die Ruhe gegenüber Seonghwa hielt eine weitere Minute. Ich sah zwischendurch auf mein Handy, um zu prüfen, ob er nicht aufgegeben hatte und auflegte. Doch der Anruf ging noch immer über Hongjoons Nummer.
3:26 Uhr.
„Wann hast du das letzte Mal etwas gemacht, weil du es wolltest?" harkte er nach.
„Immer höre ich von dir, das kann ich nicht machen, weil Chan.... Das geht nicht wegen Hyunjin.... Minho würde mich umbringen, wenn... Kai reißt uns allen den Arsch auf, wenn..."
Seine Zeit hatte begonnen.
„Ich glaube nicht, dass du mich am Freitag geküsst hast und dich hast von mir küssen lassen, weil du in dem Moment gedacht hast, dass Han es großartig finden würde oder einer von euren kleinen Ratten mir dafür an die Gurgel geht. Du hast es von dir aus gemacht. Ohne irgendwelche Einflüsse, nur für dich."
Ich lauschte ihm aufmerksam. Legitimer Punkt, schwer abzulegen.
„Außerdem wissen wir alle, wie man mit Waffen umgeht. Kai will jemanden von deinen Leuten an den Kragen? Ich weiß wie Minho und Han kämpfen können. Hyunjin würde bis aufs Blut für seinen Freund beißen und umgekehrt. Chan? Glaub mir Chan kann gut für sich allein stehen und von Changbin fang ich gar nicht erst an."
Er holte kurz Luft und stieß sie aus. „Meinen Leuten wurde das Töten in die Wiege gelegt. Wir werden alle sicher sein."
„Wenn es um Kai geht... Der Bastard hat die ganze Woche mit irgendwelchen Weibern im Lotto herumgevögelt. Ich glaube du warst da die letzte Sorge, die er hatte. Wenn er sich nicht an die Grundsätze hält, die er dir gibt, wieso solltest du es? Du bist kein Tier, was er einsperren kann. Ich will ihn mal sehen, wenn du ihn ein Wochenende in deine Wohnung sperrst. Er würde sterben vor Angst. Ohne Jongho den er herumkommandieren kann. Ohne Hongjoon, der alles für ihn im Blick hat. Ohne Yunho und Yeosang die für technischen Schutz sorgen, wäre er ein verängstigtes Häschen."
Führte er seinen Monolog fort. So viel an einem Stück hatte ich ihn bis dato noch nicht reden hören. Hinter hervorgehaltener Hand lunschte sich ein Schmunzeln auf meine Lippen.
„Ich bin mir bewusst, dass das kein leichter Ritt wird, Cheonsa. Aber ich werde dir nicht weh tun. Ich... ich ..." Er rang nach Worten. „Ich weiß, du willst keinen Ritter in schillernder Rüstung, der dich beschützt, aber ich schwöre ich werde jeden umbringen, der auch nur falsch über dich denkt." Seonghwas Ton wurde leidenschaftlich. „Ich werde ihn meinetwegen auch für dich halten und du bringst ihn um. Aber ich... ich werde nicht zulassen, dass sich wiederholt was... was... was auch immer Kai dir angetan hat, was auch immer Chan dir angetan hat und alle andern die du in der zwischen Zeit von der Bettkannte gestoßen hast, weil sie dich angepisst haben."
3:30 Uhr. Eine Minute hatte er noch.
„Ich... ich will nicht sagen, dass ich dein letzter wäre, das ist sogar mir zu schnulzig und außerdem können wir beide nicht in die Glaskugel schauen... Aber ich werde dich behandeln, als wäre ich es. Ich werde nach deiner Pfeife tanzen, aufhören, wenn ich dir zu viel bin, dich leiten, wenn du vom Denken zu viel hast. Du darfst mich schlagen, kratzen, beißen, würgen, abstechen, anketten, umbringen, wenn es dich glücklich macht." Ich biss mir auf die Unterlippe, in meinem Kopf Bilder, jenseits des Guten und Bösen. Meinem Dämon gefiel das. Es gefiel ihm so sehr, dass sie machte, dass ich mich aufsetzte und zur Tür starrte.
Mein Blick auf die Uhr verriet mir, Seonghwa hatte noch zehn Sekunden um zu punkten und ich zehn Sekunden, in denen ich überlegte meine Zelte aufzubrechen oder ihn abzuschmettern...
„Aber vor allem... Cheonsa..." Da war sie. Diese Tonlage, die mich zum Rasen brachte und meinen Dämon vor Gier nach mehr die Nackenhaare aufstellte.
„Vor allem werde ich dafür sorgen, dass du immer zuerst kommst. Cheonsa, ich werde dich verwöhnen. Von vorne bis hinten von oben nach unten, links nach rechts."
Ich griff mit meiner freien Hand ins Bettlaken, als Seonghwas Stimme sinnliche Oktaven annahm, die Schmetterlinge weit über meinen Bauch hinaus aussandte.
„Ich werde dich meinen Namen so laut schreien lassen, dass du heiser wirst. Ich werde mich so sehr an dir verausgaben, dir die Sterne aus der Nähe zeigen, dass du nie wieder auf der Erde landen willst."
Mein Dämon bescherte mir Gänsehaut, so prickelnd, dass ich auf zitterte. Mein Herz überschlug sich, meine Temperatur drehte hoch, meine Hand ließ das Bett los und fuhr mit dem Zeigefinger über meine Unterlippe.
Seonghwas Lippen in Gedanken auf meinen, seine Hände überall an meinem Körper, überall...
3:31 Uhr auf den Punkt.
Ich schloss die Augen und stieß die Luft aus.
Denk! Redete mir mein Kopf ein.
Handel! Schrien Herz, Gefühle und mein Dämon. „Schnapp ihn dir Tieger." Schnurrte sie mir auf meiner Schulter sitzend ins Ohr.
Ich legte auf und sprang aus meinem Bett.
So schnell, dass ich mich beinahe überschlug, stülpte ich mir eine meiner Jeans über meine Schlafshorts, suchte nach Socken, mir egal dass die eine Flauschig und die andere normal war.
Meine Ohrstecker nahm ich raus, ich packte sie in ihre vorgesehene Schutzhülle und schaltete dann mein Handy aus.
Ich verzichtete darauf mir einen BH unter mein Schlafshirt zu ziehen und suchte in zu raschen, zu hastigen Bewegungen Unterwäsche, ein Oberteil, das nötigste zusammen, stopfte alles unsanft in meine Tasche für die Uni und stürmte aus meinem Zimmer.
Auf Vollbremsung hielt ich auf dem Weg zur Garderobe an, als Hyunjin mich aus der Küche heraus verstört anblickte. Seine Augen noch völlig im Schlaf, hielt er meine Vogelscheuchenähnliche Gestalt eher für eine Schlafparalyse.
„Cheonnie?" murmelte er und rieb sich die Augen.
„Es ist halb vier, wo willst du hin?" Er blinzelte mich verschlafen an, wie ein kleines Kind. Ein pinkes Haarband in den Haaren, dass er nach seiner Abendroutine manchmal vergaß abzunehmen.
„Ich... ich brauch frische Luft."
Hyunjin war zu müde, um mitzubekommen, dass ich ihn anlog.
Er lächelte nur verhangen und deutete auf die Garderobe. „Nimm eine... eine Jacke mit...kalt draußen."
Seine Augen vielen ihm zu, er wuschelte sich durch die Haare, nippte an seinem Glas und schlurfte dann in sein Zimmer zurück.
Ich stieß erleichtert die Luft aus und sprintete an den Kleiderständer neben der Garderobe, griff nach meinem Motorradhelm und der Lederjacke von Seonghwa und zog beides auf dem Weg in die Tiefgarage über.
Wie eine Wahnsinnige schoss ich auf meinem Motorrad über die beinahe Menschenleeren Straßen zur Halle der Guerilla, zu Seonghwa...

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