But stranger things have happened in the nighttime

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Changbin gab ich auf dem Weg Bescheid, dass ich eher am Start sei, als ursprünglich gedacht.
„Lass dir Zeit bis du wieder da bist, Chan will dir an die Gurgel weil du dich vermöbeln lässt. Dabei weiß er noch gar nichts von den Überraschungsgästen." Kicherte er mir ins Ohr, als ich mich von eine Tüte Pommes auf den nächsten Bürger stürzte.
Nicht die weiseste Entscheidung vor einem Abend voller Bewegung, aber ich musste den Kohlrabigeschmack aus meinem Mund verbannen.
Yunho nahm es mir ab den Abend vor San und Wooyoung zusammenzufassen. Alle vier waren wir uns einig: Sein verhalten blieb unheimlich und passte nicht zum üblichem Kai.
„Er hat diese Phasen manchmal." Wooyoung ruderte mit seinen Armen herum. „Das ist so unheimlich. San kann da ruhig bleiben, ich fühl mich wie in nem Psychodrama."
San zuckte mit den Schultern. „Irgendwann härtet dich dieses Leben für alle Wässer ab." Murmelte er und bog in die Waldstraße zur Strecke ab.
„Ich hoffe bis dahin bin ich mit Soojin und Boreum weg." Flüsterte er für keine Ohren außer seinen bestimmt.
„Sie war traurig, dass sie dich am Montag nicht gesehen hat." Wooyoungs Augen glitzerten, als er von seiner Tochter sprach. „Boo wollte unbedingt den Schmetterling nochmal sehen." Er lächelte so voll Herz und Liebe für die Kleine, dass es das ganze Auto einnahm.
„So heißt du bei ihr, Schmetterling." Er zückte sein Handy.
Ich fasste nach dem Tattoo an meinem Hals. Hyunjin hatte es mir aus einer Laune heraus vor einer Weile gestochen. Es war sein erstes Tattoo, dass er je an einem Menschen praktizierte und er hatte es perfekt gemeistert.
Wooyoung zeigte mir auf einem Handy ein Video, wie er Boo nach dem Schmetterlingmädchen frage und ob ich sie denn vergessen hatte.
Die letzten Meter bis zum Parkplatz vor dem Haupteingang zum Besucherabschnitt nahm ich mit Wooyoungs Handy eine Sprachnachricht an Boreum auf, dass ich ganz schnell versuche sie zu besuchen.
„Cheonie?" Changbin schaltete sich mit einem Singsang in seiner Stimme in meine Leitung, als San einparkte und Yunho Anweisungen gab, wie er am saubersten einzuparken hatte.
Ich biss noch schnell von einem der Burger auf dem Rücksitz ab. „Hmm?" machte ich.
„Kannst du die Augen nach Hyunjin und Felix offenhalten, wenn du zurück bist?"
Ich spuckte meinen Happen beinahe Wooyoung ins Gesicht, der mir eben die Antwort von Boreum vorspielte, die um solche Uhrzeiten eigentlich nicht mehr wach sein sollte. Aber die Erziehung war die Sache von ihm und seiner Freundin.
„Was hast du verbockt?" fragte ich Changbin und deutete auf meinen Ohrstecker, als mich Yunho und Wooyoung verwundert ansahen.
„Sie haben geredet. Dann waren sie weg. Die Tür aufgebrochen." Natürlich besaß Felix nicht nur die Fähigkeit Technik zu hacken.
„Und... und Felix muss in ner halben Stunde auf der Strecke stehen. Natürlich könnte ich das von Minho noch schieben lassen, aber... aber..."
Ich fasste mir an die Stirn. „Aber was."
„Kai hat ne Festwette auf ihn gesetzt. Keine kleine. Wenn er nicht antritt, ist das Geld weg. Das gleiche hat er bei dir auch gemacht."
Das konnte ich heut auch noch gebrauchen. Zwei wilde Streithühner auf der Flucht und einen Psychopathen, der auf mich und meine Leute setzte.
„Und noch was." Nichts... absolut nichts hätte diesen Abend noch schlimmer machen können.
„Seonghwa ist da." Prinzipiell nicht schlimm, wenn es nicht Chans Revier wäre.
„Und das nicht allein."
Ich schaltete Changbin auf Stumm.
„Wie viele sind von euch da drin?"
Ich deutete mit der Hand auf das Hauptgebäude und blickte zu Yunho, der mir eben die Tür aufhielt. Überstürzt blinzelte er mich an. „Wir alle, bis natürlich auf Mingi. Kai hat uns alle heute zu euch beordert."
Ich raufte mir die Haare und atmete tief durch. „Haltet euch alle von Chan fern. Das ist ein Befehl!" einer den die drei sich sofort annahmen.
Ich rollte beinahe aus dem Wagen, vollgefressen von den Burgern und Nuggets und Pommes die mir meinen Kohlrabipüree aus dem Mund verbannten. Retroperspektiv war dies nicht die beste Idee gewesen. Mir ging es seelisch aber wesentlich besser als noch vor meinem ersten Biss in einen Nugget.
„Binnie?"
Er ging sofort an die Leitung, als ich ihn über den Funker in meiner Handtasche wieder durchstellte.
„Kannst du meine Guerilla im Auge behalten? Es müssten schon vier da sein. Drei kommen mit mir an."
„Weiß nicht, ob ich ne Chance gegen die habe, aber mach ich."
„Richtest du Minho aus er soll die Kameras überwachen, für den Fall das Chan nach unten kommt?"
„Schon lange erledigt."
Ich atmete erleichtert auf und schlang die Arme um mich. Es war im Wald wesentlich kühler als in der Stadt.
„Ihr geht vor." Teilte ich den dreien mit.
„Ich muss noch jemanden suchen."
„Ich darf dich nicht allein lassen." Yunho hob den Blick und machte ein Gesicht, so folgsam wie ein Soldat. „Befehl von Kai. Die liegen über deinen."
Bald würden meine Befehle über allen liegen.
„Meine Befehle kontern seine. Ihr drei geht sofort ohne Umwege in den Keller. Wenn euch zwei Teenager im Empfang dumm kommen, dürft ihr ihnen gern einen Kinnhacken verpassen." Jeongin und Seungmin würden keine Gelegenheit auslassen sich mit den Guerilla anzulegen, wenn sie mittlerweile angerunken waren blieb das Risiko sogar recht hoch.
„Cheonie!" mischte sich Changbin in meine Ohren „Chan braucht Felix an den Boxen!"
„Ich muss los." Ich flüchtete über den Parkplatz in die Richtung der Werkstatt.
Nebenbei schaltete ich meine Ohrstecker auf Hyunjins Frequenz
„Wo zum Teufel bist du?!" donnerte ich, keine Rückmeldung. Ich versuchte das gleiche bei Felix. Ohne Rückmeldung.
„Cheonsa!" Han's Stimme meldtete sich dringlich. „Felix ist weg."
„Ich weiß. Ich bin wieder zurück und such ihn grade."
„Sein Wagen ist aber auch noch nicht vorgefahren. Er geht nicht an seine Frequenz! Wir brauchen ihn!"
„Die Wette von Kai, ich weiß" seufzte ich und blieb auf halbem Weg stehen.
„Wie war das Essen mit ihm?" flüsterte er.
„Will nicht drüber reden." Lehnte ich ab und überlegte einen Moment wie ich Felix schnellstens aufreiben konnte.
Wenn sein Wagen nirgends war, konnte er überall sein!
„Sieht auch nicht gut aus. Minho hat sich verschluckt, als er die Wetten gesehen hat. Der Arme ist fast..." ich blendete Han's nervöses Gebrabbel aus.
„Han?" unterbrach ich ihn.
„Versuch Felix' Wagen zu Orten!"
Ich hatte eine Vermutung, wo er sein konnte, bevor ich den Marsch aber umsonst auf mich nahm, wollte ich die Sicherheit, dass ich Recht hatte.
„Hab ihn! Der Wagen steht..."
„Am Taeyang Hügel" kam ich Han zuvor, der meine Vermutung noch bestätigte.
„Genau!"
Ich nahm die Beine in die Hand und sprintete in meinen hohen Schuhen durch den Wald in die Richtung zum Hügel.
Er war nicht hoch, aber steil und dadurch, dass der Wald über Busan lag, bot er eine Wunderschöne Aussicht auf die Stad im Dunkeln.  Es gab eine Straße, die hochführte, doch ich hatte keine Zeit bis zu der zu laufen.
Ich hastete über Stock und Stein und Wurzeln und sah Felix' Toyota auf dem Parkplatz auf dem Hügel.
Als ich den Wagen genauer in Augenschein nahm, hielt ich auf quietschenden Fußballen an.
„Die wollen mich doch verarschen!" zischte ich und starrte den Toyota gleichermaßen verstört und erleichtert an.
Im Wagen brannte Licht und aus den Boxen donnerte gedämpft, aber sehr deutlich Chase Atlantic. Allein das hätte mich auf dem Absatz wieder kehrt machen lassen sollen.
Ich griff nach dem Funker und schaltete mich in Han's, Chans und Changbins Frequenz. „Ich habe ihn." Gab ich durch und sammelte meinen Atem wieder.
„Dann schickt ihn verdammt nochmal zurück!" erklang Chan äußerst verärgert. „Er muss in einer Viertelstunde..." Chans wüten schob sich in meinen Hinterkopf, als der Toyota zu schwingen anfing und ich die Silhouette von Felix durch die beschlagenen Fenster ausmachte. Ein zweiter Blondschopf lehnte gegen das Fenster am Rücksitz.
„Cheonsa?" holte Changbin mich aus meinen Gedanken.
„Gib mir zehn Minuten, dann ist er da."
„DIE HABEN WIR NICHT!" kam es von Han, Chan und Changbin gleichzeitig.
Ich schaltete die drei wieder stumm.
„Sammie! Shit!"
Was zum Teufel ?! Felix Hand landetet neben Hyunjins Kopf am Fenster
Sie schafften es tatsächlich sich lauter das Hirn rauszuvögeln, als die Musik aus dem Toyota klang
Unter anderen Umständen wäre ich äußerst froh die beiden so vorzufinden, zu wissen, dass sie alles wieder im Griff hatten, bis auf ihre Hormone.
„Fee...Ja!"
Der Wagen hielt kurz inne und die beiden ziemlich nackten Silhouetten bewegten sich.
Hyunjins Gesicht lehnte plötzlich an der Fensterscheibe, als er meine Silhouette wahrnahm, schrie er.
„Cheonsa!"
„What the fuck?" kam es von Felix und beide hielten inne.
Hyunjin fasste meinen Blick, als ich mich aus meiner Starre löste und auf den Toyota zusteuerte.
„Wir können sie das nächste Mal sehr gern einladen, ihr gefällt es bestimmt, wie ich dich..." Hörte ich Felix raunen.
Das machte die Situation absolut nicht besser
„SPINNST DU?!" Hyunjin machte, dass Felix von seiner Hintertür wegkam.
„Cheonsa ist da dr..."
Ich riss die Tür zum Fahrersitz auf und steckte meinen Kopf mit geschlossenen Augen in den Wagen. Ich musste nicht noch mehr sehen, von dem was ich bis eben mitbekommen hatte.
„Hi Cheonsa!" die beiden brachten es fertig splitterfasernackt, ineinander verknotet und nach Sex riechend den wohl unschuldigsten Klang überhaupt auf die Ketten zu bringen.
„Ihr zwei..." fauchte ich und hielt meine Stimme ruhig.
„Ihr zwei zieht euch sofort an und schwingt eure durchgefickten Ärsche umgehend zurück zur Strecke."  Ich formte meine Hände, als würde ich einen der beiden würgen.
„Felix, du musst in zehn Minuten an der Strecke stehen!"
„Mhm..." machte er und ich hörte das rascheln von Stoff.
„Auf deinem Kopf sitzt eine verdammte Festwette von Kai und du hast nichts Besseres zu tun als..."
„Als genau das zu tun, was Changbin und du von uns wolltet." Vervollständigte Hyunjin aus belegter Stimme. „Wir haben uns ausgesprochen. Wollten kurz Sauerstoff schnappen und..."
Felix übernahm. „... haben die Zeit verpasst."
Ich zog meinen Kopf aus dem Wagen und wartete in unmittelbarer Reichweite um ihnen wenigstens ein wenig Privatsphäre zu lassen.
„Hyunjin ist bei ihm." Gab ich an Changbin durch. „Du musst das Rennen ein paar Minuten verzögern." Prinzipiell gab es eine 30 Minuten Regel bei den Festwetten. Das Ereignis dürfte genau um diese Anzahl eher oder später beginnen.
„Haben die beiden..."
„Wir reden nicht drüber."
„Jaaaa! Wir haben es geschafft!" ließ er sich überschwänglich erfreut darüber aus, dass wir die beiden wieder einigermaßen zurückgeführt hatten.
„Steig ein, wir nehmen dich mit zurück!" hörte ich Felix nun vom Fahrersitz rufen.
„Vergiss es!" tobte ich zurück. „Ich laufe!" Auf diesen Rücksitz stieg ich in diesem Leben nicht mehr!
„Wann bin ich dran?" harkte ich an Changbin gewandt nach. „Ne gute Stunde. Warm bist du bis dahin locker." Wenn ich an den Sprint dachte, den ich bis hier her geleistet hatte war das nicht unwahrscheinlich.
„So kannst du nicht durch den Wald laufen!" rief Hyunjin mir zu.
„Ich bin doch schon unbeschadet hier angekommen!"
Ich hörte Hyunjin und Felix mit den Augen rollen. „Ihr fahrt ohne Umwege egal ob auf der Straße oder mit euren Händen, sofort zurück!" plärrte ich den beiden im Abschied zu, als ich am Wagen vorbeilief und den Fußweg zurück zur Strecke nahm.
Die beiden schossen in einem Mordstempo an mir vorbei und bremsten dann.
„Steig ein, du kannst mit den Schuhen nicht nochmal so ne Strecke laufen." Ich konnte mich nicht dazu bringen Felix so ernst in die Augen zu sehen, wie er mir.
„Hyunjin sitzt hinten. Der Beifahrersitz ist unschuldig, versprochen."
Ich stieß die Luft aus und spürte meine Fußballen brennen. Wenn ich heute noch in den Ring stieg, würde meinen Füßen die Fahrt gut tun.
Changbin und Han warteten auf hippeligen Füßen, als Felix mit seinem Toyota in seine Box fuhr.
Hyunjin kletterte vom Rücksitz. Mir öffnete Changbin die Tür, als er mich in Augenschein nahm.
„Chan wartet an der Startlinie auf dich, mach Eier!" befahl er Felix.
Er huschte aus dem Wagen. Han reichte Felix seinen Schutzanzug. Hyunjin schmiss sich auf das Sofa in der Box und ließ Felix keine Sekunde aus den Augen.
„Und du kommst mit mir."
Changbin hartke sich leichtfüßig bei mir unter.
Ich verabschiedete mich im Gehen von den anderen und lief mit Changbin zurück zum Haupthaus.
„Han kümmert sich um Chan und dass er dem Keller heute fernbleibt." Hielt Changbin mich auf dem neusten Stand.
„Deine Leibwächter mischen den Laden unten mächtig auf. Dieser Yeosang, der klatscht die alle nacheinander weg!" Changbin ahmte ein paar Fausthiebe nach und ging vor seinem unsichtbaren Gegner in Deckung.
„Er gehört zu Kais Wächtern."  Die Stimmung wurde automatisch düster.
„Er...Kai...er..."
„Er ist nicht hier." Seufzte ich spürbar erleichtert seinen Wahnsinn für heute hinter mich gebracht zu haben.
„Aber er wollte..."
„Ihm ist etwas dazwischengekommen."
Ich zog mir irgendetwas an den Haaren herbei, weshalb es Kai sich heute umentschied. Das Geld würde so oder so direkt auf seinem oder unserem Konto verbucht werden, unabhängig ob er hier wäre oder nicht.

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