Not for your entertainment

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„Du hast Minho ohne mein Wissen weggeschickt?" Ich bekam einen Herzinfarkt, als Kai am späten Nachmittag in mein Zimmer stürmte, während Wooyoung und San mir halfen die Designerklamotten auf meinem Bett zu sortieren.
„Und was macht ihr in ihrem Zimmer?"
Wooyoung ließ ein paar rotsohlige Louboutin auf den Boden krachen, San schmiss vor Schreck einen diamantenbesetzen pinken Bodysuit von Versace in Kais Richtung.
Dieser fing ihn und schmiss ihn unliebsam auf den Boden.
„Ich habe ihn in sein wohlverdients Wochenende geschickt." Berichtigte ich Kai und blickte ihm mit neugewonnenem Mut entgegen.
Kais Haare standen gestresst in alle Richtungen ab, als verlief sein Termin nicht wie geplant.
„San und Wooyoung habe ich gebeten mir mit dem Chaos zu helfen." Beantwortete ich nonchalant seine zweite Frage und wandte meinen Blick zurück zu einer hellblauen Versace Tote Bag, die Hyunjin sicherlich lieben würde.
„Sie sind nicht zu deiner Unterhaltung hier." Kai presste die Zähne zusammen und ruinierte sich die Haare durch einen Griff nur noch mehr.
„Aber zu meinem Schutz." Säuselte ich. „Stell dir vor, ich probiere eines der Paare an." Ich deutete auf die lackschwarzen Louboutin bei San. „Und dann verliere ich das Gleichgewicht, schlage mir den Kopf an und..."
provokant hielt ich ihm meine beringte Hand hin und wackelte mit dem Ringfinger. „...dann wars das."
Kai manschte mit der Hand durch sein Gesicht und wusste nicht, ob er tonlos aus dem Raum gehen oder die Fassung verlieren sollte.
„Ihr zwei..." er sah zu den beiden Guerilla. „Raus."
Mein Mut verschwand.
Wooyoung und San sahen mich beide erwartend an

„Nein." Stieß ich gewagter aus, als ich mich fühlte.
Ein gestresster und schlechtgelaunter Kai bedeutete nichts Gutes.
„Du wagst es dein Wort ein zweites Mal gegen meins zu heben?" Er zeigte anmaßend mit dem Finger auf mich.
„Meine Befehlsmacht ist aktuell weder unter noch über deiner. Wir sind verlobt, du aber noch nicht initiiert. Theoretisch müsste niema..."
„Sprich den Satz aus und ich überlege es mir dich doch in mein Zimmer zu holen." Drohte Kai mir an und fing bestimmt meinen Blick.
Dunkelbraune Augen bohrten sich herausfordernd in meine.
San uns Wooyoung blickten sich im Augenwinkel stumm kommunizierend an. Sie wussten es also nicht.
„Ein Wort davon nach außen, und ihr beide seid euren Posten los." Drohte Kai an. Meine beiden Leibwächter nickten, während ich genau wusste, der Fakt würde unter allen acht verstreut sein, noch bevor San und Wooyoung das Anwesen verließen.
„Alles klar, Chef."
„Chefft mich nicht!" verlor Kai die Kontrolle und kickte den Taylor Swift-ähnlichen Body Suit wutentbrannt durchs Zimmer.
„Und jetzt raus!"
Ich zuckte Zusammen als seine Stimme um weitere Dezibel zunahm.
Die beiden zögerten nun keine Sekunde mehr, verbeugten sich gegenüber Kai und mir und flohen dann aus meinem Zimmer.
Kai schmiss scheppernd die Tür zu.
„Du sollst mit meinen Guerilla nicht das gleiche machen, wie mit den Strays." Er hielt seine Stimme nun mit aller Macht unter Kontrolle.
Mein Blick fiel zu einem der Kopfkissen auf dem Bett. San hatte mir eine der Spritzen ausgehändigt, die Kai in Schacht hielten.
„Bist du den weg von deinem Besprechungszimmer bis hier her extra dafür gelaufen?" ich sollte ihn nicht weiter provozieren, aber da er mir auf Abstand blieb, bewegte ich mich in einer weiträumigen Komfortzone.
Kai stieß ein sarkastisches Lachen aus und lehnte sich gegen die Wand. „Den Aufwand bist du mir in keinem Leben Wert." Spie er aus.
„Wir machen heute Abend einen Ausflug, mein Engel."
Meine Oberlippe zuckte verabscheuend, als er seinen Spitznamen für mich in den Mund nahm.
„Hat das etwas mit der Lieferung und dem Termin von heute Morgen zu tun?" versuchte ich zu verbinden.
„Das hat dich nicht zu interessieren." Bellte Kai, nun wieder ganz in dem herabwürdigenden Ton, der ihn ausmachte.
„Wieso bist du dann hier?"
Kai lachte tief und nahm dann sein Jackett ab.
Ich wich zwei Schritte von ihm zurück und sah erneut zu dem Kopfkissen.
„Weil ich dich brauche." Weitere Schritte in meine Richtung folgten, wie mein Abstand, den ich versuchte aufrecht zu halten.
Mir wurde flau, als ich mit meinen Beinen gegen den Nachttisch stieß und Kai sich vor mir aufbaute.
Alles an Mut, Selbstbewusstsein und Beherrschung wich aus mir, als er in einer lässigen Handbewegung sein Jackett um meine Schultern schlang und mich an sich zog.
„Ich hätte gedacht, diesen Satz nie wieder in den Mund zu nehmen, aber hier bin ich."
Ich drehte meinen Kopf von Kai weg. Die Lage in seiner Stimme sorgte damals dafür, dass ich für ihn auf die Knie ging, Götter tötete, ihm besinnungslos nachgab und verfiel für zu viele sündige, wie kriminelle vergehen.
Das unheimlich verstörende, mein Hirn hatte diese Stimmlage so sehr verinnerlicht, dass sie wider meinen Verstand handelte.
„Was willst du von mir." Die Kontrolle meiner Stimme drohte sich zu hängen.
Kais warf mir seinen Schlafzimmerblick zu und ich beging den fatalen Fehler seinen Blick zu erwidern.
Mit Verwunderung stellte ich fest, dass neben dem Cheonsa-um-den-Finger-wickeln-Versuch tatsächlich Ernsthaftigkeit in seinen Augen lag.
„Ohh, leider geht es hierbei nicht um mich." Sein Gesicht kam mir nahe, wie heute Morgen schliff seine Nase über meine Hals, anders als zuvor schauderte ich jetzt vor Hitze, nicht mehr, um aus Panik von ihm wegzukommen.
Das war nicht ich die auf ihn reagierte, das war die kleine, verliebte Cheonsa, die damals sogar einem Himmelfahrtskommando aus seinem Mund ausgeübt hätte. Sie hatte die Hoffnung alles könne wieder wie früher werden. Sie war jene Form meiner selbst, die ich noch weiter zurücktrieb als meinen Dämon.
„Obwohl die Verlockung groß ist und du ausnahmsweise nicht danach aussiehst mich auf der Stelle umzubringen, wenn ich..."
Ich sog die Luft ein, als seine vollen, geschwungenen Lippen hauchzart über meinen Hals wanderten.
Die kleine Cheonsa setzte grausam flatternde Schmetterlinge frei, die mein Dämon mit Giftpfeilen nacheinander vom Himmel schoss. Doch flogen mehr Schmetterlinge frei als Pfeile vorhanden.
Kais Hände wanderten von meinen Schulten an meinem Oberkörper entlang und blieben knapp unter meinem Brustansatz ruhen.
„Wie früher!" himmelte die kleine blauäugig verliebte Cheonsa. „Sieh! Er tut dir nichts!" Wenn sie wüsste, was er tat.
Die Lippen an meinem Hals küssten sich federleicht, fast schon streichelnd ihren Weg an meinen Kiefer.
„Bring ihn um!" fluchte mein Dämon. „Warum machst du nichts! Er hat dir weh getan." Sie schrie zu leise in diesem Moment.
„Kai..." Mein Seufzen klang, als würde ich seine Handlung nur bestätigen. Denn meine kleine Cheonsa hatte recht. Es fühlte sich gut an, es weckte Erinnerungen an Zeiten, in denen er sein Leben gegeben hätte, als mir mit dem Nehmen eines anderen zu drohen. An Nächte, die wir beide zeitlos in seinem Zimmer verbrachten, wie er mir mit sinnlichen Küssen und wunderschönen Worten, liebkosenden Berührungen und Liebesbeweisen versprach den Mond für mich auf die Erde zu holen.
Das Stöhnen, dass er mir entlockte, als seine Lippen an der Stelle knapp unter meinem Kinn zogen, brachte mich zur Besinnung.
Ich griff nach seinen Schultern und stieß ihn Ruckartig von mir.
„Mach das..." ich fuhr mir, völlig von mir selbst erschrocken über meinen Hals. „... nie wieder!"
In meinem plötzlichen Auffahren von Wut griff ich mir in die Haare und riss die Augen auf.
Kai fuhr sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln mit dem Zeigefinger über seine plumpen Lippen.
„Wofür brauchst du mich?" stellte ich ihn zur Rede, bevor ihm irgendeine widerwertige Bemerkung aus seinem widerlichen Mund kroch.
Meine Selbstverfügung hatte ich wiedererlangt. Mein Dämon führte die kleine Cheonsa in Handschellen zurück in den Teil meines Hirns, aus dem sie ausbrach.
„Der... der Käufer..."
Kai erschien selber überfordert, ob über seine oder meine Reaktion wollte ich gar nicht wissen. Er schüttelte sich, ich schmiss das Jackett um meine Schultern auf den Boden und trat weg davon.
„Der Käufer will, dass du ihm anbietest, was wir ihm als Alternative bieten können, dafür dass seine Lieferung über Nacht verschwunden ist."
Da hätte ich, grausam, aber wahr, lieber wieder Kais Lippen wie einen Oktopus an meinem Hals saugen.
„Er geht auf deine Angebote nicht ein? Ging es darum im Termin?"
Kai stieß die Luft aus, nahm weitläufig Abstand zu mir und nickte. „Er gehört zu denen, die über unsere Hochzeit entscheiden und weiß, dass wir früher zusammengearbeitet haben."
Ich rollte mit den Augen, während mir schlecht wurde und ich die Badezimmertür begutachtete.
„Wer." Es war keine Frage, kein Ja und kein Nein, ob ich es machen würde.
Ein Teil meines Abkommens mit den Guerilla war es an Informationen zu kommen. Wenn ich schweißtreibend abartige Verhandlungen führen musste, um am Ende weiter Leben zu retten nahm ich diese Tortur billigend in Kauf und gewann dabei noch Kais Vertrauen.
„Park Jinyoung."
Mir rollte es die Fußnägel hoch, obwohl ich gestern von dem Fahrer bereits erfahren hatte, wohin die Mädchen gebracht werden sollten.
Ich setzte mich auf die Bettkannte.
„Er will mit niemand anderem über weitere Wege reden." Kai sah stur auf den Boden.
Bilder der letzten Nacht durchzuckten mein Sichtfeld. Es war wie ein Segen, dass Wooyoung und San diesen Vorfall in den letzten Stunden mit keiner Silbe erwähnten.
„Er bringt die Trainees, die es bei JYP nicht schaffen in eure Hände." Erinnerte ich mich. Kai nickte.
„Er ist Käufer und Lieferant und ein sehr gewichtiger."
Ich hasste ihn. Diesen alten widerlichen Abschaum.
„Seine Leute und meine Treffen sich später im Lotto."
Einen hiesigeren Gesprächsort konnte er sich nicht aussuchen.
„Kann er sich nicht einfach ein paar hübsche Gesichter von dort mitnehmen und..."
„Es waren keine Koreanerinnen, Cheonsa."
Das wusste ich bereits, was den Vorfall für Kai und Sehun nur noch unangenehmer machte. JYP musste eine hohe Summe an Gelder hinterzogen haben, um sich seinen Keller weiter zu verunstalten und seine Seele zu schwärzen.
„Such mir alles heraus, was ich brauche um ihn um den Finger zu wickeln." Gab ich nach.
„Ich lasse dir alles wichtige später von Seonghwa hochbringen." Kai sauste ohne weitere Reden aus dem Zimmer.
San und Wooyoung kehrten nicht in mein Zimmer zurück.
Ich sortierte den Rest der angefahrenen Kleidung und pickte mir dabei bereits ein Outfit für später heraus.
Mein Magen revoltierte merklich an den Gedanken daran mit dem JYP, um das Leben unschuldiger Kinder zu verhandeln, den Rest gab er mir in jeder Sekunde in der ich daran dachte, wie Kai mich mit seinen Lippen berührte. Da harrte keine Feindseligkeit. Seine Küsse an meinem Hals, seine Hände an meinem Körper, sie hatten sich angefühlt wie die seiner früheren Version. Bevor er überschnappte und seinem Vater nacheiferte, bevor er sein Vorrecht über sein Gebiet der Organisation bekam.
Ich schüttelte meinen Kopf heftig und hoffte so die Spur, die er selbst von klebrig schwarz in blumig rein verwandelte loszuwerden. Das war alles nur Fassade redete ich mir ein.
Nachdem ich die letzten Kleidungsstücke verräumte, schnappte ich mir einen der überbleibenden Kleiderhaken und sortierte meine Kleidung für heute Abend daran auf.
Ich hängte ihn an den Schrank und stellte die Louboutin dazu.
Zu dem ganzen Kleidergewirr fanden sich auf dem Schreibtisch tausenden Boxen an Schmuck und teurer Kosmetika, die das Bad vollkommen ausfüllen würden.
Ich kramte mich durch und hing zum Outfit passenden Schmuck an den Haken, sortierte mir die Produkte zur recht, die ich später ausprobieren würde.
Das Make-up in meinem Bad konnte ich an einer Hand abzählen. Alles war auf das wichtigste reduziert. Sogar Hyunjin hatte mehr in seinem Bad herumstehen als ich. Es gab kaum Möglichkeiten für mich, mich herauszuputzen. Ich wollte in den meisten Fällen, wenn ich ausging, nicht auffallen. In meinen alten Kreisen galt ich als Geist, Gerücht.
„Cheonsa." Ich zuckte zusammen als die Tür plötzlich aufging und Seonghwa ins Zimmer schwang.
Mein Blick blieb auf der Tiffany & Co. Schmuckbox hängen, in der ein breiter Armreif thronte.
„Seonghwa." Murrte ich.
Ich ging seinem Blick aus dem Weg, als er das Zimmer betrat. Mingi folgte als Stummer schatten hinter ihm und schloss die Tür.
„Kai lässt ausrichten, du sollst dich hübsch machen."
Ich konnte nur ahnen, dass sein Blick zu meiner Abendgarderobe wanderte. „Was er vermutlich gar nicht hätte machen müssen, weil du ihm 100 Schritte voraus bist und höchstwahrscheinlich auch schon..." Seonghwa sog schmerzlich die Luft ein.
Ich sortierte die Schmuckbox zurück und drehte mich zu den beiden Guerilla um.
Mingi blickte anmaßend zu Seonghwa, der hielt sich erschrocken den Hinterkopf.
Mein Blick zuckte zu ihm und ganz schnell wieder weg.
Es fühlte sich verkehrt an Seonghwa nach der Rettungssache jetzt in Kais Anwesen zu sehen.
„Was ich eigentlich sagen wollte." Sein Sprechtempo halbierte sich und er atmete tief durch.
„Ich soll dir das geben." Er streckte die andere Hand aus und hielt mir einen Ordner hin.
„Kai meint, du weißt, was das ist."
Ich schielte zur Badtür und nickte. Ohne Worte nahm ich ihm den Ordner aus der Hand und legte ihn auf das Bett.
„San hat mir geschrieben, du hast die Spritze bekommen."
„Liegt unter dem Kissen." Ich zupfte die Ecke des Kissens, unter der ich die Spritze deponierte.
„Ich will, dass du sie an dir hast." Erklang er streng.
Ich öffnete den Ordner und blätterte ihn lose durch.
„Du hast mir keine Befehle zu geben, Seonghwa." Erinnerte ich ihn in einem genauso strengen Ton. Mingi pfiff anerkennend und Seonghwa befluchte ihn ruhig zu sein, als wäre er das nicht so schon.
„Wenn es um deine Sicherheit geht, habe ich das."
Ich drehte ihm weiterhin meinen Rücken zu, während ich das Material um den Park Jinyoung durchforstete.
Kai und seine Brüder arbeiteten gründlich. Sie hielten alles fest. Die Namen jener Jungen und Mädchen, die an ihn gingen, Beschreibungen, woher sie kamen, Nationalitäten, Alter, Transportwege. Parks persönliche Vorlieben in absolut allem. Die Tatsache, dass er verheiratet war und selbst Kinder hatte, die im Alter einiger seiner Opfer waren, trieb mir eine Wutesröte ins Gesicht.
„Mingi will wissen, was du dir ansiehst."
„Ich denke es ist besser, wenn er das nicht weiß" lehnte ich ab und klappte den Ordner zu.
„Was sucht ihr noch hier?" verlangte ich zu wissen und hielt das erste mal, seit er mein Zimmer betrat, Seonghwas Blick stand.
Nun wich er meinem aus und sah auf den Boden.
Mingi stupste Seonghwa mit der Schulter an.
„Ihr seid nicht nur meiner Unterhaltung hier, dafür habe ich das hier." Zitierte ich Kai genervt und deutete auf den Ordner auf dem Bett.
Seonghwa schreckte mit seinem Blick zu mir, als erkenne er mich nicht mehr wieder. Als sei eine Mauer zwischen uns gewachsen, nachdem wir gestern noch so gut miteinander klar kamen, bis zu dem Punkt, als ich Fuß in den Container gesetzt hatte, bis ich ihn sehen lassen hatte, dass meine Fassade hässlich und emotional zerbrach.
„Cheonsa..." Seonghwa trat einen Schritt nach vorn und Griff nach mir.
Ich wich ihm aus. „Fass mich nicht an."
„Hat er dir weh getan?" sorge brach durch seine Stimme und seinen Blick. Er wusste mich nicht zuzuordnen, zu berechnen.
„Ich habe keine blauen Flecken, oder?" Ich zeigte ihm meine Arme und verschränkte sie dann vor der Brust.
Seonghwa und Mingi wechselten eilige Blicke.
„Ich meine nicht die sichtbaren Wunden, Cheonsa."
Ich schüttelte den Kopf. „Mir geht es gut." Lüge und das wusste er, würde aber nicht weiter pressen.
„Und jetzt raus." Beorderte ich und deutete mit dem Zeigefinger auf die Tür, durch die er mit Mingi mein Zimmer betreten hatte.
„Cheonsa..."
„RAUS!"
Ich musste ihn nicht hier haben, wenn ich vor Stunden selber sah, was diese Organisation anrichtete und wenn ich in ein paar Stunden selber an den Rand meiner Moral springen musste.
Ich musste Seonghwa nicht hier haben, wenn ich über weitere schreckliche Kinderschändungen und Menschenhändlereien erfuhr.
In die Abgründe wollte ich mich allein begeben. Er sollte mich nicht sehen, wenn es mir die Magensäure hochtrieb, wie ich überlegte JYPs Tod so grausam auszumalen, dass er sich über Tage zog.
Seonghwa und Mingi hatten genug gesehen. Sie sollten mich schützen, ich mit ihnen zusammenarbeiten. Keiner hatte etwas davon behauptet, dass ich sie an mich heranlassen musste.
Mingi sah mich mit einem Hundeblick an, als beide sitzen lassen hatten, wie Laut ich ihnen gegenüber wurde.
Seonghwa besah mich mit einem letzten verzweifelten Blick, versucht unter meine Haut aus Stein durchzubohren.
„Ich habe dir gesagt, ich bin da um dich zu beschützen,wir alle..."
„Das habe ich schonmal gehört." Presste ich hervor. „Ein paar Jahre später lag ich mit einem Loch im Bauch ausblutend im Hinterhof vom Lotto."
Seonghwa zuckte am Körper zusammen, sein Blick erneut zu mir. „Im Gegensatz du denen bin ich ausgebildet um..." Er schüttelte den Kopf.
Mingi sah sich hilflos um und gestikulierte mit den Händen. Seonghwa sah jedoch nicht zu ihm, packte ihn am Handgelenk und zog ihn mit sich aus dem Zimmer, ohne einen letzten Blick zu mir zurück.
Ich stieß die Luft aus und ließ mich auf das Bett fallen, der Order neben mir drückte die Matte mit seiner Fülle an Gräueltaten tiefer, als mein Gewicht und mein Gewissen.

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