Took you long enough

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Todesmutig bugsierte ich mein Motorrad durch die Nach und kam mit quietschenden Reifen vor der Halle zum Stehen.
Mein Puls raste vor Adrenalin, vor Seonghwa in meinen Gedanken, von dem Gefühl seine Lippen wieder auf meinen zu spüren, seine Hände an meinem Körper.
Mir war warm, so warm als würde ich im Sommer in Badesachen in der Sonne brennen und neben mir noch ein hell leuchtendes Feuer.
Ich nahm mir dennoch zögerlich meinen Helm ab, hing ihn über den Lenker und stieg von meiner Maschine.
In der Halle brannte noch Licht.
Draußen war es bitterkalt. In Kombination mit meiner überhitzten Haut zitterte ich vor beiden extremen.
Ich schloss die Augen, atmete tief durch und schob meine Maschine mit mir zu dem Zahlenpad am Haupttor.
Wie auf Autopiloten gab ich den Pin ein: 1117.
Das Tor schob sich langsam, zu langsam nach oben und nach innen. Ich lief in die Halle, Schritt für Schritt, so wie das Tor die Halle vor mir freigab.
Zwei Pistolen schoben sich von dem Boxring und der Sofaecke daneben in mein Gesicht.
Mingi und Yunho.
Beiden entgleisten die Gesichtszüge, als sie mich nach und nach erkannten.
Mingis erste Reaktion war es, die Knarre aus seiner Hand zucken zu lassen, wobei sie über den Boden schlitterte und genau vor meinen Füßen landete.
„Cheonsa? Alles gut was ist....?" Erklang Yunho. Er nahm seine Pistole aus der Höhe meiner Stirn und legte seine fragend in Falten. In seinen Augen klangen hundert Alarmglocken.
Ich ließ mein Motorrad da stehen, wo es nun stand und griff nach meiner Tasche, die ich halbherzig über meinen Rücken geschmissen hatte.
„Wo ist Seonghwa." Es war keine Frage.
Beiden Männern schlief das Gesicht ein. Sie sahen sich beide an, als haben sie sich verhört.
Ich durchforstete mit meinem Blick die Halle, das Gerüst, die Ecke mit dem provisorischem Planungsraum, die Treppen nach oben.
„Er... er..." stotterte. Yunho.
Mingi riss die Augen auf und fuchtelte wild mit den Händen herum. Yunho starrte mich ebenso perplex an.
„WO ist er." Verlangte ich ein zweites Mal und lief mit großen Schritten an den beiden vorbei zu der hinteren Treppe. Unnütze Idioten!
Seonghwa hatte etwas in der Art erwähnt, dass er am anderen Ende der Halle untergebracht war.
„Cheonsa, warte ich bring dich zu..."
Yunho griff nach meiner Hand. Ich schlug sie weg und sah ihn über meine Schulter an, als würde ich ihn jede Sekunde umbringen. Mein Dämon stand kurz vor dem Durchdrehen, wenn sie nicht sofort ihren Willen bekam, wenn ich nicht sofort meinen Willen bekam. Wenn ich nicht sofort Seonghwa zu sehen bekam.
„Fass mich nicht an." Fauchte ich Yunho an. Meine Stimme beinahe animalisch.
Yunho schreckte zurück.
Ein neckisches Lachen erklang.
„Damit hätte ich nach eurem Telefonat nicht gerechnet." Hongjoon stand im Türrahmen zum hinteren Wohnbereich gelehnt und sah mit einem gefassten, fassungslosen Lächeln herab auf mich.
Die Arme vor der Brust verschränkt, nickte er gen Gang hinter sich.
„Ich glaube da willst du lang. Dritte Tür links." Gab er mit der Richtung.
Ich sprintete die Treppen hoch, als Hongjoon herzlich lachte und Yunho fluchend wissen wollte, was das alles hier sollte und wieso ich unangekündigt mitten in der Nacht beinahe eine Kugel von ihm und Mingi abpasste.
Hongjoon ignorierte ihn, sein Blick lag mahnend auf mir, als er mich an meiner Hand zurückhielt. Er ließ nicht von mir ab, als ich versuchte ihn abzuwimmeln. „Lass ihn ganz. Körperlich und mental."
In seinen Augen lag ein Blick, den ich an Chan zu sehr vermisste. Ehrlich gemeinte, pure Sorge für einen seiner treusten und engsten Freunde.
Der Dämon in mir verstand Hongjoons Worte nicht. Ich nahm sie zur Kenntnis, war aber nicht in der Lage ihm dieses Versprechen in Worten zu geben.
Als ich knapp nickte, ließ Hongjoon mich gehen.
Ich stolperte beinahe den Gang entlang.
Mein Kopf Pampe, meine Beine Wackelpudding, mein Dämon am Überschnappen. Ich fokussiert und gleichzeitig nicht klardenkend.
Die Klinke in meiner Hand fühlte sich Zentnerschwer an, als ich sie ohne zu klopfen herunterdrückte und fackelte mir die Hand ab, als ich die Tür mit zu viel Schwung aufwarf.
Seonghwa zuckte zusammen und sprang mit dem Lärm durch die Decke. Das Handy in seiner Hand, diesmal seins, schmetterte zu Boden.
„Hongjoon um Gottes Willen!" Er raufte sich seine dunklen noch wie vom Duschen feuchten Haare. In seinem Zimmer roch es nach einer angenehmen Mischung aus Vanille und Kaffee.
„Sie hat einfach aufgelegt, ohne ein Wort ich bekomm sie seit einer halben Stunde... nicht an...ihr..."
Seonghwa blieben die Worte im Mund hängen, sein Kiefer fiel auf den Boden seine Hände hoben sich in die Luft.  Sein ganzes System brach zusammen, als er mich nichtsahnend in seinem Zimmer stehen sah.
„Cheonsa...?" er senkte seine Hände und krallte sich an den Bändeln seines schwarzen Hoodies fest.
„Du... du bist hier..." Er blinzelte, sah durch sein Zimmer, dann wieder zu mir.
Ich nickte wortlos. Unschlüssig was ich jetzt tun sollte, da ich hier war. Mein Dämon hatte sich alles perfekt ausgemalt. Ich preschte in sein Zimmer, schmiss mich ihm in die Arme, riss ihm die Klamotten vom Leib und würde ihn an jedes einzelne seiner letzten Worte erinnern, die er zuvor in mein Ohr flüsterte.
„Das... das heißt du..." Es schien noch immer nicht sein Moment mit der Hirnzelle zu sein.
Ich führte die Tür hinter mir leise zu und suchte sie nach einem Schloss ab. „Sicher ist sicher." Flüsterte mir mein Dämon, als ich abschloss und mich zu Seonghwa zurückdrehte.
„Ich...?" Meine Augenbraue zuckte nach oben und ich neigte teuflisch lächelnd den Kopf schief.
Ich reichte meinem Dämon meine Hand, sie drückte zu und ließ uns beide blind in einen Abgrund fallen, bei dem wir beide nicht wussten, wie die Landung ausfiel.
Die Tasche auf meiner Schulter rutschte auf den Boden.
Meine Hände wanderten zu dem Reißverschluss meiner Lederjacke, während Seonghwas Hirn durchbrannte.
„Du... Ich..." Seine Augen klebten an meinen Händen, als ich quälend langsam den Reißverschluss an meiner Jacke aufzog.
Er sog die Luft ein und strich langsam auf mich zu, bis er sich unmittelbar vor mir aufbaute und aus tiefbraunen, verwirrten und dämmernden Augen auf mich herabsah.
„Ich habe dich überzeugt." Stellte Seonghwa fest sein flüstern erfüllt von purer Erleichterung. Seine Hände legten sich um meine. Warm, an meine passend wie ein Puzzleteil.
Von ihm ging der vanillige Geruch aus. Ganz leicht süß, ganz leicht herb. Mit Noten dazwischen, die ich nicht identifizieren konnte, aber die zu ihm passten.
„Hat dich lange genug gedauert das zu realisieren." Hauchte ich und überbrückte den letzten Abstand unserer Körper. Er war warm. So warm und roch zu gut.
Ich hörte mein Herz bis in meine Brust schlagen.
Seonghwa drückte meine Hände und hielt mich davon ab meine Jacke weiter zu öffnen.
Meine Augen wanderten zu seinem Gesicht. Seine Augen waren von dunklen Ringen gekennzeichnet. Er musste in den letzten Tagen genauso wenig Schlaf abbekommen haben, wie ich.
Sie sahen mich an, als habe er einen Geist vor sich stehen, während seine Hände meine hielten, sich an meinen festhielten, als hinge davon sein Leben ab.
„Du... du bist nicht an dein Handy gegangen." Flüsterte er und zog irritiert die Stirn kraus.
Ich schmunzelte, nahm meine Hände aus seinen und legte meine Arme auf seinen Schultern ab. Meine Hände ruhten unter seinen noch nassen, naturgelockten dunklen Haaren in seinem Nacken.
Unter meiner sanften Berührung spürte ich seinen Puls Rasen und merkte, wie sich sein Atem beschleunigte.
„Ich kann schlecht telefonieren, wenn ich mit dem Motorrad fahre." Neckte ich ihn und stellte mich auf Zehenspitzen. Mit meiner Nase stupste ich seine an.
Seine Hände verließen meine Jacke und schmiegten sich an meine Taille. Sie drückten mich an ihn doch nicht zu stürmisch, noch zu ungestüm. Mir war, als wäre es eine Geste alter Bekanntheit, als wäre das hier nichts neues, wenn es das alles war.
„Du warst auf den Weg zu mir." Ein strahlendes, wunderschönes, breites Lächeln nistete sich auf seinen Lippen ein und machte seinen Blick wach.
Während sein Körper schon lange vernommen hatte, dass ich wahrhaftig vor ihm stand, haderte es noch an seinem Verstand die Situation zu begreifen.
Als wäre es die normalste Sache der Welt, spielten meine Finger in seinem Nacken mit seinen Locken. Die Geste für meinen Verstand so fremd, für meinen Körper etwas eingespieltes, vertrautes.
Seonghwa entwich ein leises Lachen, als er seine Stirn sanft an meine Legte und mit seinem Daumen federleicht Kreise über meine Taille zeichnete. Ich spürte meine Muskeln unter dieser so simplen Geste in jeder Faser entspannen.
„Hyunjin hätte mir beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht." Schmunzelte ich.
Seonghwa lachte erneut auf und schlang seine Hände um meinen Rücken um mich in eine Umarmung zu ziehen.
Sein Kopf legte sich auf meine Schulter. Ich sog den Duft seines Duschbads ein und schloss die Augen.
Ich hatte mir unsere Begegnung so ausgemalt wie mein Dämon. Spätestens jetzt lagen Seonghwa und ich nach ihrem Zeitplan heiß herumknutschend und nach und nach die Klamotten verlierend in seinem Bett, Ziel des spontanen Entschlusses mich von Seonghwa überzeugen zu lassen: Mir den sternesehenden, allseits verwöhnenden Sex abzuholen, den er mir versprochen hatte.
Dass ich in einer Umarmung landete, die den Rest meines Schutzwalles ihm gegenüber einriss, darüber hätten mein Dämon und ich jede Warnung in den Wind geschossen.
„Aber du hast dich dafür entschieden..."
„Für mich zu handeln." Murmelte ich gegen seinen Nacken und lächelte an seiner warmen, weichen haut.
„Du bist der erste eigenständige Entschluss, den ich hatte, seit ich angefangen habe zu studieren." Gestand ich. Doch nicht mal das blieb nur meine Entscheidung. Changbin, Felix, Han, Jeongin, Seungmin, Felix, Hyunjin, Chan, sie alle hatten etwas an meiner Entscheidung beizutragen, sie alle mischten sich ein, was es nach kurzer Zeit weniger zu einer freien Wahl machte, sondern mehr zu einer Pflicht, der ich für alle nach ging. Seltsame Vorlesungen, Seminare, die ich den anderen vorbeten musste, weil sie dem Privileg in die Schule zu gehen, einen Abschluss zu machen, entfernt blieben.
„Dann hoffe ich, für dich, dass noch weitere kommen werden." Flüsterte Seonghwa an meinen Hals und küsste ihn sanft.
Gänsehaut überzog meinen Körper auf die Sekunde.
Ich antwortete Seonghwa mit einem leisen lachen und einem nicken. „Angefangen damit."
Ich nahm meinen Kopf von seiner Schulter, löste die Umarmung und legte meine Hände an seine Wangen.
Aufmerksam musterte ich sein Gesicht, kostete jede Sekunde aus in der ich mich wirklich befreit fühlte, in der ich mit meinem Dämon fiel und fiel und keinen Fallschirm auf dem Rücken hatte, der mich von meiner Freiheit fernhielt.
Ich zog Seonghwas Gesicht in meinen Händen an meins heran, schloss meine Augen und küsste ihn, so als wäre er mein allererster Kuss überhaupt. Als spüre ich zum aller ersten Mal das Gefühl von Lippen auf meinen.
Dieser Moment fühlte sich für mich an wie ein Neubeginn und gleichzeitig wie der Anfang eines Höllenritts.
Alle Stimmen und Warnschüsse in meinem Kopf verstummten, als Seonghwa meinen Kuss genauso sanft, vorsichtig, beinahe unschuldig erwiderte.
Ich ließ mich gehen, sank in Seonghwas Arme und überließ meinem Instinkt alles weitere.
Nach einer Ewigkeit, ließ ich zu, zu fühlen, wie ein Kind, ein Teenager, nicht fähig abzuschätzen, was das eigene Handeln an Konsequenzen mit sich zog.
Ich wusste nicht mehr wer wen wiederholt küsste, wie oft wir uns küssten, nur dass ich drohte zu verhungern, berührten Seonghwas Lippen nicht die meinen. Ich drohte zu frieren, lagen seine Hände nicht an mir.
Meine wanderten von seinem Nacken, über seine Schulter, seine Brust. Ich wusste nicht wonach ich an seinem Körper suchte, wenn ich auch gleichzeitig alles fand, was ich in meinen Händen spüren wollte.
Ich wollte mehr von Seonghwa und parallel nicht.
Seine Hände strichen von meiner Taille nach oben an meinen Hals. Verärgert seufzte ich auf, als seine Lippen sich von meinen Lösten.
Meine Augen flatterten auf und blickten zu ihm hoch. Ich fasste seinen Blick und hielt inne und stoppte mit meinen Händen auf seinem Brustkorb. Das erste Mal überhaupt füllte sich meine Lunge mit frischer Luft, als ich tief einatmete während Seonghwa mit seinen Daumen an meinem Hals die Umrisse meines Schmetterlingtattoos abfuhr, als sei es ein Kunstwerk.
Seine Iris bewegten sich ebenfalls mit, nahmen jede feine Linie, jedes Detail auf. Er sah es nicht zum ersten Mal, sah mich nicht zum ersten Mal und dennoch blickten mich seine Augen mich genauso an.
Ich begutachtete sein Gesicht, die Maske über all den Fassaden und Schichten, die er mir präsentierte, die Maske, die zuließ, meine Mauern ihm gegenüber abzubauen.
Sein Gesicht war markant, eines unter tausenden, es stach hervor, die weichen Züge, gepaart mit scharfen Kieferknochen, zielgerichteten und fokussierten dunkelbraunen, fast schwarzen Augen, Die Lippen, geschwollen und pink von unseren Küssen waren in Unbegreiflichkeit leicht geöffnet. Die hohen Wangenknochen rot gefärbt.
„Ich verstehe, wieso Boo dieses Tattoo so fasziniert hat." Seonghwa strich über die Flügel, die Augen noch immer auf dem Schmetterling. „Er sieht aus, als würde er losfliegen, immer wenn du redest."
Ich schmunzelte, spürte Verlegenheit in meinen Wangen auftauchen und sah von Seonghwa weg.
„Ich richte Hyunjin aus, dass..."
Seonghwa brachte mich mit einem stürmischen Kuss zum Schweigen.
„Noch ein Wort über... über irgendjemand anderen und ich überlege mir, ob es eine so gute Idee war, dich von mir zu überzeugen." Raunte er meinen Lippen nahe, die Hände an meinem Hals ganz leicht Druck ausüben.
Ich sog die Luft ein und hob meinen Blick.
Mit meinen Händen fuhr ich über seinen Brustkorb, über seine verhüllten Bauchmuskeln an den Bund seiner Schlafhose und ließ ihn gegen seinen Bauch schnipsen.
Er schnappte überrascht und erregt nach Luft.
Ein freches Lächeln, mit freundlichen Grüßen von meinem Dämon, schlich sich auf meine Lippen.
„Dann werde ich dich jetzt wohl von mir überzeugen müssen." Wisperte ich an seinen Lippen und machte, dass sie wieder zusammenfanden.
„Das hast du schon längst." Gab er zu und ließ unsere Lippen erneut aufeinandertreffen. Diesmal in einem anderen Ton. Hungriger als zuvor. Gierig, als könne er nicht genug von mir bekommen, als sei ich die Luft, die er zum Atmen benötigte. Intentionell erwiderte ich. Spielerisch leicht gaben wir Führung und geführt werden hin und her, als sei es schon immer so, als seien wir gleich. Das war kein Kampf um Dominanz oder Macht.
Seonghwa drückte meinen Hals knapp, dann ließ er den Schmetterling ruhen und fuhr mit seinen Händen fluchtartig, über meinen Oberkörper zum Reißverschluss meiner Lederjacke und setzte fort, was ich vorhin unterbrach. Er zog sie auf, dann griff er nach meinen Händen und drehte mich, bevor er seine auf meine Schultern legte und mir die Jacke abstreifte.
Seonghwa ließ sie ohne Acht auf den Boden fallen und drehte mich dann wieder in seinen Armen zurück.
Ich schlang meine Arme um ihn und zog seine Lippen wieder auf meine, ließ den Kuss in vollem Eifer geschehen und strich mit meinen Händen an den Saum seines Hoodies, seine an den meines Schlafshirts. Nacheinander landeten unsere Oberteile auf dem Boden. Hastig und dennoch für mich viel zu langsam gehend, stieg ich aus meinen Schuhen, meinen Socken und landete gleich darauf in Seonghwas Armen.
Seine Hände suchten meinen nackten, tätowierten Oberkörper ab. Meine Augen musterten den seinen.
Automatisch glitt mein Zeigefinger über die Sterne über seinem Bauchnabel. Alle unterschiedlich groß, unterschiedlich dekoriert, verschieden gezeichnet.
Ich spürte Seonghwas Atem auf meiner Stirn, als seine Hand auf die Orchideen auf meinem Unterleib und die Narbe darunter abzielten. Schneller, als ich reagierte, schaltete mein Dämon und schlug seine Hand weg.
Es störte mich nicht, dass er mich ohne Oberteil sah, dass ihm meine Brüste quasi entgegensprangen, aber ich hasste es an diesem Tattoo berührt zu werden. Es verbarg einen der schrecklichsten Momente meines Lebens. Bei Changbin hatte ich irgendwann aufgehört mich darüber aufzuregen, dass er es anscheinend nicht verstehen wollte, dass diese Stelle ein Tabu darstellte.
Seonghwa dagegen blieb Herr der Lage, nahm die Hand, mit der ich seine eben wegschlug und führte sie an seine Lippen, als sage er, er verstehe und würde sich an meine stumme Warnung halten. Lieblich küsste er meinen Handrücken, drückte meine Hand und nahm sie dann wieder runter.
Ich verdiente ihn nicht, das alles hier nicht, nicht diese zu vertraute und bekannt fühlende Nähe und auch nicht die Sanftheit, mit der er meine Empfindlichkeit bedachte. Das redete mir die kleine Cheonsa ein, als Seonghwa mich an meiner Hand zu seinem Bett führte und mir einen absichernden Blick zuwarf, dass ich das wirklich wollte, dass ich meine Entscheidung wirklich besiegeln wollte.
Mein Dämon und ich schlossen sie beide ein. Ganz weit weg in meinem Bewusstsein. Sie kratzte und biss, schmiss mit Selbstzweifeln auf uns beiden, Drohte uns schreiend und tobend. Doch wir ignorierten sie. Wir blendeten sie aus, als Seonghwa sich auf die Bettkannte setzte, mich zwischen seine Beine zog und ich nicht wusste, wer den nächsten Kuss anzettelte, wer wem als erstes die Hosen von den Beinen reißen wollte.
Die kleine Cheonsa hatte in einem Punkt recht. Kai würde das ganz und gar nicht gefallen. Aber ich handelte nicht für ihn. Seonghwa war meine Entscheidung, hier her zu kommen, ihn zu küssen, mich von ihm küssen zu lassen, berühren zu lassen, das lag nie in den Händen der Strays oder Kai. Ich besiegelte mein eigenes Schicksal, naiv und hoffnungsvoll.
Jede sinnliche Berührung, jedes ausbrechende Stöhnen, Seufzen, Wimmern, jeder Kuss auf meinen Lippen, entlang an meinem Hals, den Umrissen meines Schmetterlings, zwischen meinen Brüsten, ich fiel, fühlte mich sicher und geborgen, verstanden in Seonghwas Händen, unter seinen Gesten, seinen Reaktionen. Genau das gleiche Gefühl gab er mir wieder.
Kaum lagen all unsere Sachen auf seinem Boden verstreut, wendeten sich die Blätter. Berührungen wurden grober, Küsse fordernder, unsere Körper passgenau aufeinander abgestimmt, als seien wir wie füreinander gemacht.
Ich fiel in jener Nacht in ein Tiefes, bodenloses Loch. Seonghwa fing mich, stellte mich auf meinen Füßen ab und erweckte in mir einen völlig neuen Teil, eine völlig neue Cheonsa. Eine, deren Namen ich mir noch überlegen müsste, aber die im Einklang mit meinem Dämon und mir existieren würde, die mich in eine neue Richtung leiten würde, in die ich ihr mit Vergnügen folgte.

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