Horrors of the day

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Seonghwa ließ mich ohne weiter Erklärungen über unsere anstehende Zusammenarbeit am Campus zurück.
Ich wusste ich hätte den Jungs auf der Stelle Bescheid geben sollen. Die Guerilla bedeuteten Tod und Gefahr, aber Seonghwa schien den Killer für heute begraben zu haben. Nachdem er meinen Bedingungen zustimmte und ich seine Hand annahm, meinte er, er würde sich melden, salutierte mir im Rückwärtsgehen zu und verschwand zurück in den Vorlesungssaal.
Ich stand baff mitten auf dem menschenleeren Gang, für einige Minuten nicht fähig mich zu bewegen.
Was zum Teufel hatte ich getan?
Entweder besiegelte ich meine Freiheit oder unterschrieb mein Todesurteil.
Kai auszuschalten, schien gleich nah, wie auch fern.
Ich stellte mir ihn vor. Allein, machtlos, am Ende, blutend, beinahe tot. So wie ich damals.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Kais Anwesenheit erinnerte mich immer und immer wieder daran, wie leicht er es als Mann hatte mich zu entsorgen, mich auszutauschen. Minhos Worte hörten sich an wie eine Lüge. Kai würde sich immer noch um mich sorgen. Er wollte mich in Schach halten. Damals wie heute.
Ich würde mich aus seinen Fängen, seiner ständigen Präsenz losreißen und ihn an seiner eigenen Haut jenes Monster spüren lassen, dass er damals so mutwillig zu zähmen versuchte.

Chan kam mich am Ende meines ersten Vorlesungstages abholen.
Das war ein überraschender Wandel der Gewohnheiten. Sonst lag es an Hyunjin sich um mein Taxi zu kümmern. Doch der hatte die Aufgabe von oben bekommen mit Changbin eine Handvoll Trainees im Nahkampf mit Waffen zu trainieren.
„Hyunjin kommt mich heute nicht von der Uni holen." Teilte ich Chaerim mit, als wir nach der letzten Vorlesung zum Parkplatz trotteten. Sie schrieb mich vor der Mittagspause an und fragte, ob wir uns an unserem üblichen Tisch sehen würden. Ihre Laune von heute Morgen tat ihr leid.
„Heißt das, ich lerne einen deiner Freunde kennen?" Aufgeregt klatschte sie in die Hände und sah mich aus leuchtenden Augen an. Ich nickte und suchte nach Chans mattschwarzem Mercedes.
„Mach dir nicht zu viele Hoffnungen." Redete ich ihr aus. „Er mag selten jemanden und kann sehr mürrisch sein."
Chaerim rollte mit den Augen. „Das ist Hyunjin auch und ich mag ihn. Ihr zwei passt gut zusammen."
Ich zuckte mit den Schultern, erwiderte nichts auf ihre Worte und reckte den Hals in die Höhe, als könne ich so besser sehen.
Chaerim nahm seit den ersten Tag an, dass Hyunjin und ich ein Pärchen waren. Wir besaßen dieses feurige etwas, beschrieb Chaerim. Ich hatte mich fast verschluckt. Aber ihr das Verhältnis von Hyunjin und mir zu erklären wäre schwer, deshalb beließ ich sie in ihrem Glauben, sehr zum Missfallen von ihm und zum Vergnügen von mir. Wann auch immer ich mit Chaerim etwas nach der Uni unternahm, und Hyunjin mitmusste, weil wir das ganze spontan entschieden, genoss ich es so richtig mich an ihn zu kuscheln, ihm durch die Haare zu wuscheln und ihn sogar zu küssen. Nähe war uns nichts neues. Wir waren schon immer Freunde mal mit mehr Mal mit weniger und wir wussten im Leben würde da nie mehr draus werden und ich wusste Hyunjin zog gerne mit. Er wusste, dass mir mein einziger Kontakt zu Außenwelt guttat.
„Oh mein Gott Cheonie, schau dir den an!" Chaerim zog an meinem Arm und deutete auf den Parkplatz.
Sie zeigte direkt auf einen mattschwarzen Mercedes SUV und auf Chan, der sich grade lässig gegen die Fahrertür lehnte, die Arme vor der Brust verschränkte und brütend ins nichts starrte.
„Dem würde ich gerne eine Einladung zu meinem G-Punkt aushändigen, er würde ihn mit Sicherheit finden."
Ich verschluckte mich beim Einatmen und sah entrüstet zu Chaerim „Sag sowas nicht!" wies ich sie hustend zurecht. Sie klopfte mir unterstützend auf meinen Rücken und lachte dabei über ihren eigenen Spruch. „Das ist nur ein Bruchteil der Dinge, die ich ihm gerne sagen würde."
Ich musste Chaerim loswerden, bevor ich mich zu Chan begab. Dieses aufeinander treffen würde kein gutes Ende nehmen.
In meinem Ohrstecker setzte sich ein Rauschen.
„Cheonsa, wo bleibst du." Chan sah sich suchend um und stopfte die Hände in die tiefen Taschen seines cremefarbenen Herbstmantels.
„Der Kerl wird mein Ehemann, komme was wolle."
Ich zog Chaerim mit mir weiter.
Chan konnte alles sein, aber garantiert kein Ehemann. Er war ein paar sehr viele Ligen entfernt von Chaerim. Nicht das ich gemein klingen wollte, aber sie hatte etwas Besseres verdient, als ihn.
„Schau ihn dir an, ich meine der treibts bestimmt wie n Tier."
„Ist das Chaerim?" hörte ich in meinem Ohrstecker. Ich spürte meine Wangen puderrot werden und gab ein zustimmendes Grunzen von mir.
„Sag ihr kein Interesse. Ich habe andere Probleme." Ich gab das gleiche Geräusch von mir und tastete nach dem Funker in meiner Jackentasche, um ihn auszuschalten.
Er musste alles gehört haben, da ich ihn aus der Ferne unverschämt lächeln sah.
„Dieses Lächeln, ich könnt durchdrehen." Sie klammerte sich an mir fest und hüpfte auf und ab, wie ein kleines Kind auf dem Spielplatz.
„Der hat bestimmt eine Freundin." Hatte er nicht, aber ich musste ihn ihr ausreden. „Ja mich, wenn ich ihn gleich ansprechen werde."
Schneller als ich schauen konnte, stakste sie direkt auf Chan zu, der mich nun finster beäugte, als er sah, das Chaerim sich zu ihm machte.
Ich bezog mich auf Han's Atemtechnik und lief Chaerim hinterher.
Sollte sie sich vor Chan selber zum Affen machen. Sie würde merken, dass er ihren Ansprüchen nicht gerecht wurde.
Ich schaltete meinen Funker wieder an.
„Tut mir leid." Murmelte ich durch den Ohrstecker.
Chan plusterte sich tief durchatmend auf und wappnete sich für Chaerims Bekanntschaft.
„Peom Chaerim." Stellte sie ihm sich sachlicher vor, als erwartet und hielt Chan die Hand hin.
Der blickte verwundert zu mir und zurück zu meiner Unifreundin. Ihre Hand nahm er nicht an, also verbeugte sie sich höflich
„Ich lade dich hiermit feierleich dazu ein..."
„Jeong Cheonsa." Chan sah an Chaerim vorbei.
„Lustig, du hast den gleichen Namen, wie..." Ihr dämmerte es, dass ich sie ans offene Messer laufen lassen hatte.
„Du kennst ihn?!" Chaerim entgleisten die Gesichtszüge, während Chan sie aus kritischen Augen betrachtete und die Augenbrauen hochzog.
Jetzt sah ich zwischen den beiden hin und her und musste mich zusammenreißen bei den beiden Grund auf verschiedenen Blicken nicht in Lachen auszubrechen.
Chan blickte Chaerim an, als wäre sie ein Alien, Chaerim starrte mich an, als hätte ich Hochverrat begangen.
„Wir sind Freunde." Brummelte Chan und lief an Chaerim vorbei. Er stellte sich neben mich und legte seine Hand hauchzart an meinen Rücken.
‚Darüber reden wir gleich noch' symbolisierte sie.
„Dann ist es mir eine Ehre..."
Chan unterbrach Chaerim, bevor sie weiterplaudern konnte, wie sehr sie sich darüber freute, dass sie einen meiner berüchtigten gesichtslosen Freunde kennenlernen durfte.
„Cheonsa, wir müssen los." Chan klang eiskalt. Er musste heute keinen guten Tag gehabt haben.
Sanft drückte er mich mit seiner Hand in die Richtung seines Wagens und lief mit mir mit.
„Bis morgen Chaerim." Verabschiedete ich mich von ihr und winkte ihr.
Sie blickte mich immer noch an, als habe sie endlich realisiert, dass die Welt keine Scheibe sei.
„Tschau..." murmelte sie hinterher und sah fast schon wehleidig dabei zu, wie Chan mir mit einer selbstverständlichen Geste meine Tasche abnahm und sie auf der Rücksitzbank verstaute.
„Musste das sein." Zischte ich Chan zu, als er die Hintertür zuschmiss, an mir vorbei wirbelte und mir die Beifahrertür aufhielt.
„Steig ein." Forderte er mich auf, ohne auf mich einzugehen.
„Ich freue mich auch dich zu sehen Chan." Brummte ich und stieg ohne widerstand ein.
Chan parkte mit zielstrebigen und ruckigen Zügen aus der Parklücke und besah Chaerim beinahe angewidert.
Die stand da wie bestellt und nicht abgeholt und wusste nicht, was sie falsch machte.
Chan griff in die Konsole zwischen unseren Sitzen und drückte etwas an seinem Funker.
„Felix, Han bis heute Abend habe ich sämtliche Informationen über eine Peom Chaerim, ungefähr 23, pinke Haare, studiert das gleiche wie Cheonsa." Changbin musste heute morgen den Kaffee etwas zu schwach gekocht haben...
„Chan mach das nicht. Sie sie ist clean." Strebte ich mich und sah ihn aus aufgerissenen Augen an.
„Ich habe euch schon tausendmal von ihr erzählt!"
Keine zwei Sekunden später rauschte es in meinem Ohr und Han meldete sich bei mir.
„Der Boss will, dass ich nen Scan über deine Freundin anlege."
Einatmen, zwei Sekunden anhalten, ausatmen. „Ich habs gehört, sitz neben ihm." Nuschelte ich und blickte stur aus meinem Fenster und das Rauschen verabschiedete sich wieder.
„Chaerim ist eine Außenseiterin. Sie ist potenziell gefährlich für uns alle, grade jetzt."
Chan hielt mit Vollbremsung an einer roten Ampel.
„Was soll das heißen?" hinterfragte ich.
„Hyunjin ist im Krankenhaus."
„Was?!" Ich sprang beinahe in die Frontscheibe. „Chan, was ist passiert?"
Seine Hände umfassten das Lenkrad so fest, dass sich seine Knochen abzeichneten. An seinen Armen spannten sich die Venen und Muskeln seiner mit Tattoo bedeckten Arme. „Chan!" forderte ich ihn zum Reden auf.
„Er hat dir geschrieben, dass er mit Chanbin bei den Trainees ist?"
Ich nickte. „Gegen Mittag. Er meinte du wirst mich abholen."
Mir wurde flau im Magen. Was war in den Stunden seit heute Morgen passiert?
„Changbin hat die Nachricht geschrieben, du solltest den Tag heute in aller Ruhe mitnehmen."
„Chan was ist PASSIERT!?"
Ich zitterte und schauderte und fror plötzlich am ganzen Körper und verstand, wieso Hyunjin bereit war alles und jeden Umzubringen, als er von meinem Unfall erfuhr und offen stand, wie es mit mir weiterging.
„Einer der Trainees hat Hyunjin mit einem Messer angegriffen, unvorbereitet."
Ich hielt mir die Hände vor den Mund, als Chan die Hauptstraße in beinahe doppelter Geschwindigkeit langbretterte.
„Er hat Hyunjin an der Seite erwischt, er hat ihn übel getroffen, aber er ist durch das gröbste durch."
Mir stiegen Tränen in die Augen. „ER ist durch das GRÖBSTE durch?!"
Ich stand eine Sekunde davon weg Chan ins Lenkrad zu greifen und ihn zum Stehen zu bringen.
„Hyun liegt auf der Intensivstation. Wir warten alle, bis er wieder wach ist, konnten aber nicht zu ihm. Du bist in seiner Akte als einzige eingetragen, die in solchen Fällen in seine Nähe darf."
Und da hatten sie mich nicht Früher informiert?! Sie ließen mich im Glauben alles sei gut? Alles sei wie gewöhnlich?
„Seine Operation ist gut verlaufen. Er ist nur zur Beobachtung da."
Ich schluchzte und starrte aus der Frontscheibe.
„Und ihr habt es nicht nötig mir eher Bescheid zu geben?"
Chan atmete rasselnd ein, er musste sich zusammenreißen die Kontrolle über den Wagen nicht zu verlieren. „Hyunjins letzte Worte, bevor er das Bewusstsein verloren hat, waren, dass wir dir nicht eher als nötig von dem Vorfall informieren sollen. Du sollst den Tag heute genießen. Die Uni ist dein Ding."
Er würde überleben. Hyunjin war am Leben.
„Und der Trainee?" Wenn sich Changbin nicht um ihn kümmerte, würde ich es tun. Langsam, qualvoll und mit vollem Genuss. Ich würde diesen Hurensohn leiden lassen.
„Changbin hat sich um ihn gekümmert." Chans Stimme klang final, als würde ich darüber nicht mehr Details als nötig erfahren.
„Bedeutet?" zog ich ihm an der Nase. Chan bremste heftig um am Zebrastreifen eine Gruppe Kinder über die Straße zu lassen. Sie winkten ihm dankbar zu. Er schenkte ihnen ein Lächeln so strahlend, dass es wehtat, grade in dieser Unterhaltung.
„Er hat ihn unschädlich gemacht und dafür gesorgt, dass er dir zur Verfügung steht."
Ich nickte.
„Wo habt ihr ihn?" löcherte ich weiter.
„In der Kammer unter dem Keller. Angekettet, im Dunkeln, Schallgeschützt."
Ein grausames lächeln verbreitete sich auf meinen Lippen und mischte sich mit meinen Tränen.
„Wussten die anderen etwas? Hat er selbst geredet?"
Chan schüttelte den Kopf auf beide meiner Fragen bezogen und mäßigte sein Tempo nun.
„Sie waren genauso verstört, wie Changbin. Keiner hat es kommen sehen."
„Von wem war die Gruppe?"
In Busan trainierten mehrere Trainees verschiedener Zweige der Organsiation. Von hier aus wurden sie in die Unterwelten der größten Metropolen geschickt, um da für sie zu arbeiten.
„Kai."
Ich hatte es kommen sehen und war demensprechend nicht erschrocken. Dennoch geschockt darüber, dass er es so offensichtlich versuchte Hyunjin aus dem Weg zu räumen. Kai meinte es ernst. Der missglückte Versuch mit der Guerilla war ihm nicht genug.
„Er will dich sehen." richtete Chan mir aus.
„Ich will ihn nicht sehen, fahr mich ins Krankenhaus." Befahl ich ihm und sah ihn von der Seite streng an. „Er kann warten. Was auch immer es ist.."
„Cheonsa, ich muss dich zu ihm fahren." Fiel Chan mir ins Ohr und spannte sich hinter dem Steuer an. „Er hat in den vergangenen Wochen mächtig klar gemacht, wo sein Standpunkt liegt." Er seufzte und blickte mit einem glasigen Blick zu mir.
Mir fielen die dunklen Ringe unter seinen Augen auf, wie blass er geworden war. Minho meinte Kai hatte ihn und Hyunjin die letzten Monate nicht viel Raum zum Lachen gelassen. Doch Hyunjin hatte die Kunst sich zu verstecken und verstellen. Chan war Chan.
„Ich würde nichts lieber wollen, als dich zu Hyunjin zu lassen."
Das war kein Zufall. Ein Trainee aus Kais Geschwader griff Hyunjin an und er beorderte Chan mich zu ihm zu bringen.
„Denkst du Kai hat den Trainee dazu angestiftet?"
Ging ich auf Dummfang und beobachtete jede einzelne Zelle in Chans Gesicht.
„Du pokerst sehr hoch mit diesem Gedanken, Cheonsa."
Das war weder ein ja noch ein nein. „Würdest du mit mir darum hoch pokern?" Stieg ich auf seine Metapher auf.
In seinem Gesicht regte sich nicht ein Millimeter, doch dann zuckten seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde, auf die nächste machte er mitten auf der Fahrbahn einen Schulterblick, ohne die Fahrspur zu wechseln. „Nein."
Er log mich an.
„Was hätte Kai davon einen seiner Leute umzubringen Cheonsa?" Er lachte bekümmert auf und wechselte nun doch die Spur, um auf die Stadtautobahn zu kommen.
„Ich wäre angreifbar." Zitierte ich Minho grob. „Kai weiß was Hyunjin und mich verbindet. Darauf war er damals schon neidisch."
Chan nickte. „Er war nicht nur darauf neidisch."
Ich blickte aus dem Fenster. Chan überzog das Tempo und bretterte aus Busan heraus.
„Das hat er mich deutlich spüren lassen und bis heute."
„Gibst du mir die Schuld für alles von damals?"
Ich schüttelte bestimmt den Kopf
Weder für den Teil der Geschichte von derChan wusste und von der er Teil war, noch für den von dem er nichts wusste, gab ich ihm die Schuld.
Das alles musste passieren, um mich wach zu rütteln.
„Ein weiterer Grund nicht nur Hyunjin aus dem Weg zu schaffen." Spannte ich den Bogen weiter.
„Cheonsa keinem von uns wird etwas passieren."
Chan fasste das Lenkrad fester.
„Weil ich selber dafür sorgen werde." Murmelte ich so leise, dass Chan mich nicht hörte.

Eine halbe Stunde später kam der Mercedes vor einem streng bewachten und pompösen Stahltor zum Stehen.
Drei der Wachmänner prüften den Wagen auf Waffen, Bomben und anderen Schadensgegenständen. Ein weiterer sprach durch sein Walkie-Talkie, dass das Kennzeichen mit dem übereinstimmte, dass erwartet wurde. Wenige Sekunden später wurden wir auf Kais Anwesen gelassen.
Der SUV tuckerte gemütlich über einen Kiesweg, umgeben von malerischen grünen Hügeln, die nach einigen Kilometern in einer Art Tal zusammenführten.
In diesem Tal befand sich das Herzstück des Anwesens. Kais Palast.
Ich hatte einen Teil meines Lebens in diesem Labyrinth aus Räumen verbracht und hatte selbst nach Jahren nie die Innenseite jedes einzelnen Zimmers erblickt.
„Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr hier." Flüsterte ich und spielte nervös an meinen Händen.
Ich hasste Kai dafür, mich das hier durchmachen zu lassen.
Für den Bruchteil einer Sekunde bereute ich es nicht den Deal mit Seonghwa eingegangen zu sein. In diesem Moment war mir sogar gleich, dass er von Kai angeheuert wurde Hyunjin zu killen. Diesen Plan würde er doppelt und dreifach von mir um die Ohren geschleudert bekommen.
„War es nicht zu den Friedensverhandlungen?" erinnerte sich Chan und griff mit seiner Hand nach meinen Händen, um sie auseinander zu wirren und in seine zu nehmen.
Friedensverhandlung, das war so ein seltsames Wort, für was sich damals ereignete.
„Ich werde dir nicht von der Seite weichen." Schwor er mir und drückte meine Hände aufbauend.
„Außerdem ist Kai auch nicht allein."
Ich lachte auf. „Hat er eines seiner Spielzeuge dabei?"
„Ein paar seiner Brüder sind in Korea."
Ich wusste nicht, ob der Gedanke diese Angelegenheit besser oder schlimmer machte.
„Welche."
Chan zuckte mit den Schultern. „Das hat er mir nicht zugetragen. Aber es muss etwas Wichtiges passiert sein, wenn sie hier sind."
„Seine Mordpläne auf Hyunjin." Spottete ich und riss mich aus Chans Hand los.
Ich musste hier weg. Ich spürte, wie mir mein Mittagessen durch den Magen wanderte, mein Kopf puckerte und ich begann zu zittern.
Als junger Teenager war dieser Palast mein Traum. Ich liebte es mich mit Hyunjin hier zu verlaufen. Dieser Ort war so viel besser als die Barracken der Organisation in Seoul, in denen wir zuvor mit gleichaltrigen und älteren lebten.
„Ich kann das nicht." Gab ich zu und sackte auf meinem Sitz zusammen.
„Ich will zu Hyunjin." Meine Atemgeschwindigkeit verdreifachte sich. „Chan dreh um!" flehte ich ihn.
Er parkte nahe den Treppen zum prächtigen Eingang in mein Gefängnis.
„Es tut mir leid, Cheonsa, ich kann nicht." Chans Stimme zitterte nun ebenfalls.
„Chan, bitte..."
Seine braunen Teddybäraugen nahmen mich in ihren Blick. In ihnen standen Tränen, wie in meinen. Irgendetwas war faul an diesem zusammentreffen.
Minhos Worte nach meiner Entlassung schossen mir zurück in den Kopf. Kai wollte mich wieder haben.
„Tu mir das nicht an."
Er schloss die Augen und drehte den Wagen aus.
Wie auf Befehl ging die Tür zum Anwesen auf. Zwei beanzugte Gestalten trotteten die Marmortreppen herunter.
„Lass mich fahren." Ich versuchte nach den Schlüsseln von Chan zu greifen, doch er riss sie vor mir weg, bevor ich sie zu greifen bekam.
„Christopher, bitte."
Tränen liefen aus seinen Augen, als er sich stumm an seine Schlüssel krallte.
Die beiden Männer von der Treppe kamen uns näher.
Ich würde selbst ihre Schatten in meinen Alpträumen erkennen.
Sehun und Chanyeol. Zwei von Kais Brüdern.
„Ich kann nicht, Cheonie." Er blickte von mir weg, schnallte sich ab und stieg aus.
Ich verharrte im Wagen und sperrte ihn kurzerhand von innen ab.
Ich würde das Auto nicht aus eigenen Stücken verlassen um ich dem zu stellen, was im Haus auf mich warten würde.
Sie müssten mich aus dem Mercedes schneiden, wenn es sein musste.
Chan blickte durch die Frontscheibe, wie ich im Beifahrersitz kauerte.
Von der einen auf die anderen Sekunde veränderte sich seine komplette Erscheinung.
Er drückte den Rücken durch, blickte stolz nach vorne und begrüßte zwei von Kais Brüdern.
Sie waren aus Europa, zumindest agierten sie da. Wenn sie angereist waren war die Hölle offen und deutlich am Brennen.
Chan unterhielt sich mit den beiden, dann deutete er auf mich.
Chanyeol, der größere und hagerere der beiden erkannte mich und lächelte mir zu. Ich kannte es nur als aufmunternde Geste. Ein lächeln, ähnlich wie Han's. Immer sonnig und warm. Heute sah es genau so aus, wie damals, nur fehlte Chanyeols Augen der Glanz, der es besonders machte.
Sehun dagegen besah mich kalt und verzog keine Miene.
Chanyeol sah drehte sich zurück zu Chan, besprach kurz etwas mit ihm und ging dann auf meine Tür zu.
Ich wusste nicht, wie, aber binnen einer Sekunde war ich in die hinterste Ecke des Rücksitzes geklettert.
Chanyeol war sichtlich bestürzt mich so ängstlich zu sehen, bedachte man, dass wir keine bösen Erinnerungen teilten.
In aller Ruhe nickte er mir zu, ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen.
Zu gerne hätte ich diesem Lächeln ein wenig glauben geschenkt. Aber mein Vertrauen ihm gegenüber wich in der Sekunde als Kai mir die Hölle auf Erden brachte.
Ich zuckte zusammen, als ich das Schlossgeräusch des Wagens hörte und begann schreiend um mich zu treten, als sich die Tür hinter mir öffnete, mir jemand unter die Arme griff und mich aus dem Mercedes zerrte.

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