Can't handle them

28 5 0
                                    

„Wie schafft man es Frühlingszwiebeln schwarz zu braten?" Felix warf die Hände über den Kopf. Hyunjin starrte Jeongin und Seungmin an, als ertränke er sie gedanklich in seinem Weinglas.
Ich verkniff mir ein auflachen und stürzte von meinem Stuhl los zu dem Einkaufskorb neben der Küchentür.
„Ich weiß es nicht." Erklang Jeongins Stimme verstört, während Seungmin sich schroff rechtfertigte, dass es ja nicht seine Aufgabe gewesen sei auf die Zwiebeln zu achten.
„Ich habe extra ein paar mehr mitgebracht." Ich angelte die Frühlingszwiebeln aus meinem Korb und warf sie quer durch die Küche zu einem miesgelaunten Hyunjin, der mäßig begeistert fing und begann sie auf dem Brettchen vor sich ein weiteres Mal in dünne Ringe zu schneiden.
„Euch zwei kann man keine Sekunde allein lassen!" wetterte Hyunjin augenrollend.
Felix vertuschte währenddessen den misslungenen Zwiebelbratversuch im Biomüll.
„Ich kann ehrlich gesagt verstehen, dass Chan euch nicht in die Welt rauslässt, wenn ihr euch nicht Mal selber versorgen könnt." Kicherte Felix.
Jeongin stöhnte genervt aus. „Das war einmal! Sonst passiert das nicht!" stellte er klar.
„Das passiert sonst auch immer." Grätschte Seungmin großspurig rein. „Innie bringt Wasser zum Anbrenen, wenn man ihn nur lange genug in der Küche allein lässt."
„Und du kannst besser kochen?" mischte ich mich ein und erinnerte mich wie Seungmin vor keiner halben Stunde dreimal fragte, was der Unterschied zwischen einem Ess- und einem Teelöffel sei.
„Seid doch alle still!" fluchte Seungmin und nippte an seinem Glas mit irgendeinem alkoholischen Gebräu, dass er und Jeongin sich zusammengemischt hatten.
„Chan hätte euch zwei wirklich besser lehren sollen." Murmelte ich vor mich hin und glitt neben Hyunjin auf den Stuhl.
Felix kippte neues Öl in die Pfanne, warf einen Blick in den Topf in dem der Reis vor sich hinkochte und nickte zufrieden, dass alles nach seinem Plan passte.
„Wenn ihr euch zum Mobben eingeladen habt, könnt ihr gleich wieder verschwinden, ich dachte wir wollten kochen!" Beschwerte Seungmin sich und verzog angesäuert das Gesicht.
„Wir?" Hyhunjin hackte auf die Zwiebelstränge ein, als seien sie Seungmins Finger. Seine Augen nahmen einen äußerst vorwurfsvollen Blick an und beäugten mich.
„Cheonsa hatte die hirnentbrannte Idee etwas mit euch Parasiten zu unternehmen." Fletschte er die Zähne und schob die Zwiebeln von dem Brettchen in eine kleine Schale vor sich.
Felix griff nach dieser und zog Hyunjin beiläufig das Messer aus der Hand, bevor Seungmins Finger zur Beilage wurden.
„Ich bin selbst überrascht, dass ihr zwei euch freiwillig mit uns abgibt." Seungmin zog die fordernd die Augenbrauen hoch.
„Sonst tut ihr immer so neunmalschlau und haltet euch von uns fern." Was nur bedingt stimmte.
„Vergiss nicht, wer euch beigebracht hat richtig zuzuschlagen, nachdem euch Chan aufgegabelt hat." Knurrte ich und lehnte mich gegen die Arbeitsplatte und neben Felix der begonnen hatte den bisher angefallenen Abwasch zu erledigen.
„Ihr seid unverhofft zu uns gestoßen ohne Bezug zu irgendjemanden und da sollten wir euch ohne Widerworte akzeptieren, das haben wir." Harsch rümpfte Hyunjin die Nase.
„Und das verstehen wir ja." Zeigte sich Jeongin verständlich. „Es ist nur schade. Wir verbringen indirekt so viel Zeit miteinander. Missionen, organisieren von Events hier an der Strecke und die anderen Nebensachen. Ich finde da sollten wir miteinander anknüpfen." Als jüngster in unseren Reihen funkelte er Hyunjin und mich nacheinander hoffnungsvoll an.
Ich erinnerte mich an unsere kurze Begegnung an dem Tag von Kais Verlobungsfeier, an dem Jeongin am Morgen zu mir meinte es wäre schön, wenn wir mal etwas mit ihm und Seungmin unternehmen könnten.
Das nahm ich als Anlass mich ungesehen auf an die Strecke zu schummeln.
Hyunjin und Seungmin beäugten sich skeptisch, aber schwiegen nun.
„Also ich finde es auch eine tolle Idee, dass wir die Küche seit Ewigkeiten mal wieder benutzen. Ich habe genug von Fertigramen und Lieferservice." Heiterte Felix die Stimmung auf und machte eine ausladende Geste mit seinen Händen, die fast dafür sorgte, dass er eine der Schalen fallen ließ, die er eben säuberte.
„Du bist doch eh kaum hier!" wandten Seungmin und Hyunjin synchron ein und besahen sich dann mit einem kurzen selten zustimmenden schmunzeln.
„Das gleiche können wir aktuell auch von Chan behaupten." Jeongin rollte mit den Augen und löste Felix mit den Zwiebeln ab.
Dieser mahnte, dass sie diesmal möglichst nicht wieder anbrennen sollten.
„Was?!" machten Hyunjin und Felix überrascht.
Seungmin und Jeongin erklärten den beiden dann, worüber mich Changbin ebenfalls auf dem laufenden hielt.
Chans sporadisches verschwinden und seine Launenumschwünge von der einen Sekunde auf die andere.
„Ich glaube er ist schwanger." Legte Seungmin nüchtern fest.
Jeongin und Felix drucksten, Hyunjin zog die Augenbrauen hoch. „Sehr unwahrscheinlich." Bemerkte er nüchtern und setzte sich wieder an den Tisch. Er drehte sein Weinglas und nahm den letzten Schluck, der noch verlieb. Fragend hielt er mir die Flasche hin.
Ich verneinte, da ich später noch zu tun hatte und einen klaren Kopf bräuchte.
„Aber jetzt mal Butter bei den Fischen." Machte Jeongin klar und nahm die durchgebratenen Frühlingszwiebeln vom Herd, um sie in der kleinen Pfanne auf den Tisch zu dem Bulgogi zu stellen.
„Ich glaube er hat eine Freundin."
Schweigen zog sich durch die Küche.
Ich sah Hyunjin an. Hyunjin sah mich an, dann sah er zu Felix, dieser dann zu mir und dann brachen wir in erschüttertes Lachen aus.
„Das ist ja wirklich süß, Innie." Säuselte Hyunjin und kippte sich etwas von dem Rotwein nach.
„Aber wir sehen doch alle an Cheonsa, wie unfähig er ist mit Frauen umzugehen." Setzte Felix fort und kippte den Reiß in der Spüle ab.
„Eher schmilzt der Himmel, als das Chan eine Frau an seiner Seite hat." Unterstützte ich die beiden.
„Chan hat ne Frau? War er nicht noch vor kurzem unzufrieden mit Cheonsa verheiratet?" Changbin schneite in die Küche und klaute sich ein Stück Rindfleisch aus der Pfanne auf dem Esstisch.
Hyunjin schlug nach seiner Hand und sah ihn mahnend an. „Fressack!"
Changbin schmunzelte nur und ließ sich auf einem der Stühle am Tisch nieder.
„Wir vermute grade, wieso Chan uns aktuell mit allem Scheiß allein lässt." Brachte Felix den Neuankömmling auf den neusten Stand.
„Die Scheidung ist seit der Sache mit dem Missbrauchten GPS-Signal durch." Schnippisch warf ich meine dunklen Haare nach hinten.
„Seungmin denkt Chan ist schwanger." Felix nickte in Seungmins Richtung, der neben Jeongin her schritt und die ganze Zeit, während wir gekocht haben es schaffte nicht ein Messer oder eine Pfanne anzurühren. Geschickt hatte er sich vor allen Aufgaben gedrückt, die ich ihm oder Hyunjin aufgetragen hatten. Wenn, dann wendete er sie an Felix oder Jeongin ab und schob sich in die Rolle des Verantwortlichen für Brandschutz, die er im Falle der Zwiebeln nicht erfüllt hatte.
Changbin lachte hell auf und schüttelte den Kopf. „Ich glaub auch er ist in letzter Zeit n bisschen dicker geworden." Er zwinkerte mir frech zu. „Du hast ihm ein schönes Abschiedsgeschenk hinterlassen Cheonie."
„Wer sagt, dass es von mir ist."
Jetzt drucksten die anderen und fanden das Thema zu Chans potenzieller Freundin zurück.
„Han hat mir letztens total verlegen erzählt, dass er ausversehen auf Chans Handy geschaut hat und n Chatverlauf mit nem Nacktfoto offen gewesen ist." Haute Changbin die Karten auf den Tisch.
„Und wenn es nur ne kurze Affäre ist? Chan hatte so einiges unter der Hand, was wir erst mitbekommen haben, als die Weiber morgens aus dem Zimmer sind."
„Aber von denen hat er keine Nummer!" brachte Seungmin ein. „Er hängt ja permanent am Handy, wenn er hier ist."
In meinem Kopf reimte sich dieses Bild nicht zusammen. Chan mit einer Freundin.
Gelegentlich ließ er auf Events an der Strecke nichts anbrennen, band aber niemanden seine Nächte auf die Nase. Er war erwachsen und wusste, was er tat und wie er seine Bedürfnisse erfüllte.
Aber es passte in meinen Gedanken nicht, dass eine von seinen unbemerkten Liebeleien seinem Standard entsprach bleiben zu dürfen.
Chan und eine Frau, die ihn kennenlernte, seine Eigenheiten und seinen Charm entdeckte, wie zuvorkommend und gentlemanlike er mit ihr umgehen würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie er sich dafür Zeit nahm.

God's MenuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt