By all the horrors in my life

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Puh... dasist mit Abstand eines der schwierigsten und herausfordernsten Kapitel, die ich je geschrieben habe...  In diesem Sinne: Es werden belastende Themen angeschnitten.

Liest mit Vorsicht weiter, wenn euch Themen triggern wie unmenschliche Umstände in denen Menschen teils festgehalten werden, Gräueltaten gegenüber Kindern, Mord an Kindern.

Viel Spaß wäre in diesem Sinne unangebracht... jenachdem ob ihr euch entscheidet weiter zu lesen oder nicht...

Auf Jonghos Kommando, sprinteten Seonghwa und ich zum Container.
Ab diesem Moment spürte ich meinen Menschenverstand auf Messerschneide.
Bevor wir einen Blick in den Container wagten, lehnten wir uns schützend gegen seine Rückseite und stellten sicher, dass wir unsere Walkie-Talkies diesmal beide stumm schalteten.
Seonghwa deutete mir, ich solle reingehen. Dann zeigte er auf sich und einen Kreis mit seinem Zeigefinger.
„Du kümmerst dich um die Mädchen, ich mich um alles hier draußen."
Ich nickte ab, steckte mein Schwert dann lautlos in die Halterung auf meinem Rücken und schlich mit Seonghwa hinter mir auf das offene Tor in den Container zu.
Ich schielte herum und sah das gedimmte Licht im Container.
Niemand hätte mich darauf vorbereiten können, was ich in dieser Nacht vor meinen Augen abspielte.
Mein innerer Dämon wetzte die Zähne. Meine Hand ließ sie gen Katana zucken. Ich spürte, wie sie mein Gehen übernehmen und jeden einzelnen der Wachen auf diesem Gelände heimsuchen und zerschneiden wollte.
Seonghwa griff sanft nach meiner Hand und nahm sie in seine.
„Reiß dich zusammen." Schien er mir sagen zu wollen.
Er drückte sie ein zweites Mal, diesmal fester, wie ein Versprechen. „Sie sind alle dran, bald!"
Ich sammelte meinen Atem und zog die Hand aus seiner und wieder zu mir zurück.
Die Mädchen im inneren des Containers kauerten auf dem Boden. Alle in ursprünglich weißen weiten Nachthemden. Sie waren an die Innenwände des Containers gekettet wie Hunde. An Hals, Beinen und Händen, so dass sie ohne Hilfe keine Bewegungsfreiräume besaßen.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und hielt die Luft an. Es roch nach Urin, Fäkalien, Blut.
Vor den Mündern der Mädchen wurden klobige Stahlmasken angebracht. Sie dimmten Schreie und je mehr sie versuchten zu reden um so schmerzhafter würden diese Masken sich in ihre Haut krallen.
So vermieden Menschenhändler, dass ihr Gut während Transportpausen wie dieser bemerkt wurden.
Ich hatte gehört unter welchen Umständen die Ssang Young Pa junge Frauen, Männer und Kinder handelte, doch wurde mir der Anblick bis jetzt verschont.
Meine Kehle schnürte sich zu. In meinem Nervensystem nistete sich ein unkontrolliertes Zittern ein. Ich starrte in den Container. Auf die Mädchen denen jene Würde und Menschlichkeit geraubt wurde. Die wie Tiere hergerichtet und in die Welt verkauft wurden.
Ich drehte meinen Blick zurück zu Seonghwa und fand ihn automatisch auf seinen Schultern.
Mein Unterbewusstsein ahmte seinen Atemrhythmus nach, das Zittern klang ab. Mein Hirn lud sich binnen weniger Atemzüge wieder auf.
Seonghwa legte seine Hand behutsam auf meine Schulter und sah mich fragend an.
Ich schüttelte den Kopf, straffte den Rücken und setzte mich in Bewegung, doch nicht ohne vorher mit viel Überwindung meinen Kragen herunterzuziehen.
Die Mädchen sollten vor meinem halbverdeckten Gesicht keine Angst bekommen. Sie hatten schon genug durchgemacht.
Seonghwa verabschiedete sich in die andere Richtung und umrundete den Container mit einer Schusswaffe in der Hand.
Ich sah mich ein letztes Mal um und erblickte San, Hongjoon und Mingi auf einem der Containertürme unweit entfernt.
Mit aufgesetzter Zielsicherheit schritt ich in den Container.
Drei der Mädchen hoben müde ihre Köpfe, als sie meine Schritte wahrnahmen.
Die vierte, nicht älter als zehn und somit auf den ersten Blick die jüngste, blieb zusammengekauert und reglos liegen.
Als sie mich in Augenschein nahmen begannen sie an ihren Ketten zu ziehen. Ihre Augen füllten sich sofort mit Tränen, die Gesichtszüge verzogen sie gequält und angestrengt.
„Ich werde euch nichts tun." Flüsterte ich einmal auf koreanisch, wie auf englisch.
Sie sahen alle westlich aus. Ich vermutete aus den nordischen Ländern. Sie alle hatten hüftlange blonde Haare, schrecklich verknotet und verdreckt.
„Mein Name ist..." Ich überlegte, wie ich mich ihnen am besten vorstellte. Mein koreanischer, wie mein Deckname verrieten mich, sollten sie nach ihrer Rettung von der Ssang Young Pa erwischt werden.
„Ich bin Angel."
Einmal wollte ich meinen Decknamen mit etwas gutem, rettendem verbinden.
„Ich werde euch jetzt die Masken abnehmen."
Die Mädchen zerrten und zogen immer noch an ihren Ketten, die eine am Boden blieb ohne Lebenszeichen und das aus gutem Grund.
Als ich näher trat sah ich, dass sie in einer Blutlache lag.
Ich wusste nicht, ob die anderen drei sich ihrer Lage bewusst waren und verkniff den Instinkt die vierte auf den Rücken zu rollen, um zu sehen, was man ihr angetan hatte.
„Ich verspreche euch, es wird euch niemand mehr weh tun." Redete ich beruhigend weiter. „Ich werde euch hier rausholen. Ihr werdet wieder nach Hause gebracht. Zu euren Eltern..." ich blieb bei Englisch und näherte mich langsam der optisch ältesten.
Ich fasste ihren Blick.
Eisblaue Augen blickten mir voller Unwissenheit und Panik entgegen. Sie starrten auf das Langschwert, dass auf meinem Rücken ruhte.
„Das ist ein Katana." Erklärte ich ihr und deutete mit einem Kinnzeig darauf. „Ich werde es nicht verwenden, um dir etwas anzutun."
Vorsichtig richtete ich sie in den Sitz und griff behutsam um ihren Kopf.
Sie wand sich, versucht aus meinem Griff zu kommen.
„Pssst." Machte ich und hielt inne.
„Du musst stillhalten, damit ich die Maske lösen kann."
Ich sah ihr erneut in die Augen und versuchte zu vermitteln, dass ich nichts Böses wollte, dass ich meine Worte ernst meinte.
Sie schien zu verstehen und nickte mit tränenden Augen. Dann Schloss sie sie und atmete tief durch die Nase aus.
Mit zittrigen Händen löste ich die Maske an ihrem Hinterkopf und legte sie leise auf dem Boden ab.
Der untere Teil ihres Gesichts war von Kratzern zerschunden, ein Teil dieser hatte sich bereits entzündet.
„Ich... ich... ich bin Aada." Stellte sie sich mir vor.
„Hilf Nina!" bat sie mich mit heiserer Stimme und sah zu dem reglosen Mädchen am Boden.
„Die... die Männer sie... sie haben sie...Sie waren auf einmal über ihr und dann haben sie... sie...bis sie sich nicht mehr bewegt hat sie..."
Aada rang nach Atem, ihre Augen drifteten ins Leere ab. Mein Verstand riet mir dasselbe zu tun. Mein Dämon tippte mir auf die Schulter ihrem Instinkt nachzugehen und den Wachen ihr Ende zu bereiten.
„Aada." Sprach ich das Mädchen vor mir direkt an und versuchte ihren Blick zu finden.
„Ich werde mich gleich um sie kümmern. Versprochen." Bat ich ihr an.
„Aber erst werde ich dich und die anderen beiden befreien."
Sie sah zu Nina, dann nickte sie zögerlich.
Eilig nahm ich die Masken der anderen beiden Mädchen ab.
Elsa und Astrid.
Die vier seien Geschwister verriet mir Aada. Die anderen beiden verstanden kein Englisch. Ich erklärte Aada, dass sie ihren kleinen Schwestern sagen solle, dass ich sie mit dem Katana von den Ketten befreie.
Sie sollen dann sofort nach draußen.
Mit dem eingerostetem Walkie Talkie gab ich Seonghwa Bescheid er solle sich vor dem Container einfinden und die Mädchen im Auge halten.
Aada gab ich die Anweisungen mit ihren Schwestern zu ihm zu gehen. Er würde ihnen nichts tun.
Sie zögerte die Worte an die anderen beiden zu übersetzen, doch als sie nickten sah ich mich bereit.
Nach und nach löste ich die Masken der anderen beiden und schnitt sie dann, wie Aada aus den Ketten.
Die drei sahen allesamt besorgt auf Nina am Boden, doch folgten meinen Worten.
„Noch 10 Minuten." Kam es aus meiner aktivierten Technik.
Ich sah zu dem Mädchen am Boden, dann auf den Eingang und vergewisserte mich, dass keiner der Schwestern zu mir sah, als ich Nina vorsichtig auf den Rücken drehte.
Ein stechender Geruch erfüllte meine Nase und bestätigte meine Vermutung.
Aus einer Wunde an Ninas Bauch war einst Blut gequollen und auch andere Körperstellen.
Das meiste klebte mit anderen, nicht nur ihren Körperflüssigkeiten, an ihren Beinen.
Ich spürte einen Teil meines menschlichen Glaubens wegbrechen.
Ich griff nach meiner Technik und stellte mich an die Frequenz der dreier Gruppe durch.
„Habt ihr eine Decke mit?" flüsterte ich und nahm Abstand zu der Kinderleiche am Boden.
Tränen stießen mir in die Augen.
Schweigen folgte auf meine Anfrage.
„Wie dringend brauchst du sie?" harkte Hongjoon wenig später nach.
„Sehr dringend." Betonte ich und erklärte ihm die Lage. Ich zwang mich ruhig zu bleiben, während der Geruch im Container meine Nase reizte.
Schweres seufzen folgte.
„Mingi ist auf dem Weg." Gab Hongjoon Bescheid und blockte dann die Leitung wieder.
In der Zwischenzeit befreite ich die kleine Nina aus ihren Ketten und schloss ihre schreckverzerrten Augen.
Tränen liefen stumm aus den meinen, trauernd um ein Leben, dass verging bevor sie überhaupt die Chance hatte wirklich anzufangen.
Als ich Seonghwa zustimmte das hier mit ihm und für seine Leute durchzuziehen hatte ich mir nicht viel dabei gedacht.
Unauffällig Leute verschwinden zu lassen hatte damals zu meinen Lieblingsaufgaben gehört. Doch nie, nie hatte ich mit jungen Leben zu tun gehabt.
„Du hast nach einer Decke... oh scheiße..." Seonghwa und Mingi tauchten hinter mir auf.
Ich drehte mich zu ihnen um.
„Sie haben sie..." ich traute mich nicht die Worte auch nur in den Mund zu nehmen, geschweige den du denken.
Mingi hastete mit offenen Armen auf mich zu und nahm mich in eine so unerwartet herzzerreißende Umarmung, das ich nicht anders konnte als meinen Emotionen nachzugeben und das obwohl er mir völlig fremd war.
Ich schrie hasserfüllt gegen seine Schulter.
Wie konnte man es wagen so ein kleines Leben, so eine unbefleckte, unschuldige Seele so zu zerschunden, so würdelos und widerlich unmenschlich pervers und abartig zu ruinieren, verletzen, umzubringen.
Seonghwa kümmerte sich um Nina.
„San und Hongjoon begleiten die Mädchen zurück zum Transporter." Hörte ich Seonghwa und das Rascheln einer Rettungsdecke, als er den leblosen Körper hochnahm.
Ich blieb in Mingis tröstender Umarmung hängen und wusste nicht, ob ich mich je wieder bewegte.
„Was passiert mit ihr?" hörte ich mich fragen. Meine Stimme klang herrenlos, nicht wie meine eigene.
Mingi hielt mich weiterhin in der Umarmung. Ich hatte wieder zu zittern angefangen, bis ins Mark. Das Mingi mich nicht losließ war der Grund, dass ich noch stand.
„Wir werden uns darum kümmern, dass sie in Würde nach Hause kommt und ihre Familie sich von ihr verabschieden kann." Erklärte Seonghwa mir.
Ich unterdrückte einen weiteren Schrei.
„5 Minuten, Hwa, Min, Cheonsa, es wird Zeit." Erklang Yunho durch Seonghwas Walkie-Talkie.
„Mingi, wirst du sie tragen könn..." Seonghwa hatte seinen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da hob Mingi mich vom Boden in seine Arme, wie ein klammeriges Kleinkind.
Unter den Strays wäre es mir unangenehm, mich so an einen von ihnen zu klammern.
Ich verlor ihnen gegenüber nie die Fassung. Meine Selbstbeherrschung meinen Leuten gegenüber hatte ich über die Jahre perfektioniert. Einzig Hyunjin und Changbin wussten, wann etwas so sehr an mir knabberte, dass es raus musste.
Mich so verwundbar vor Guerillas zu zeigen, das widersprach meiner Natur. Sie waren Killer. Unter anderen Umständen wäre ich ihnen ein leichtes Opfer.
Mingi trug mich zügig aus dem Container und achtete auf dem Weg vom Gelände darauf, dass mein Blick nicht Seonghwa und Nina kreuzte.
„Yeosang wird dein Motorrad zu uns in die Halle fahren." Orderte Hongjoon durch Mingis Walkie-Talkie.
„Du kommst mit. So lassen wir dich nicht zu den Strays zurück."
Ich schniefte unelegant an Mingis Schulter und setzte an mich zu weigern.
Wenn einer von ihnen den toten Fahrer entdeckte und ich nicht wieder vor Morgengrauen bei Changbin einkehrte, machte mich das zu einer Verdächtigen.
„Ich... ich kann nicht." Widersetzte ich mich.
„Keine Widerworte Cheonsa. Changbin wird uns auseinandernehmen, wenn du in dem Zustand wieder zurück fährst, wenn du überhaupt in der Lage dazu bist." Hörte ich Seonghwa.
„Wenn es dir bis zum Morgengrauen besser geht, können wir darüber reden." Setzte er nach.
Ich sah flehend zu Mingi und versuchte ihn dazu zubringen mich runterzulassen.
Doch das fiel flach. Als Sirenen die Nacht aufmischten.
„Nimmt die Beine in die Hand! Sie haben den leeren Container gefunden!" tobte Wooyoung.
Mingi verwarf den Gedanken mich runterzulassen und sprintete mit mir auf den Armen los, als sei ich ein Fliegengewicht.
Keine Minute später standen wir vor dem Gelände. So wie Seonghwa und Mingi durch das Tor preschten, schlug es wenige Sekunden später zu.
Mingi ließ erst zu mich abzusetzen, als Seonghwa den Kinderkörper im komplett getönten Transporter verstaut hatte.
So wie ich stand kehrte das Bild aus dem Container wieder in meinen Kopf zurück, gemeinsam mit den Gerüchen, den Zuständen der Mädchen.
Mir wurde speiübel. Bevor ich weiter überlegen konnte, beugte ich mich vorne über und erbrach mich über Mingis Schuhe.
Ich ging in die Knie und er sofort mit mir.
„Du fährst definitiv nicht zur Strecke zurück." Fiel Seonghwa eine eindeutig unumkehrbare Entscheidung.
„Wenn es sein muss, lass ich dich von Changbin abholen. Aber unbeaufsichtigt lasse ich dich keinen Fuß allein setzen."
Ich sah zu Seonghwa hoch und öffnete den Mund, um mich ihm zu widersetzen, doch im selben Moment überkam mich der nächste Schwall halbverdautes Bulgogi und landete auf dem Boden.
Mingi strich mir über den Rücken und Seonghwa eilte zu mir, um sich ebenfalls auf meine Höhe zu begeben.
Ich musste zur Strecke zurück und das am besten jetzt!
Es war nicht geplant, dass diese Aktion mich so aus dem Ruder warf, dass es mir buchstäblich den Magen umdrehte, dass sogar mein Dämon mich bemitleidete.
Die Sirenen im Hintergrund schallten auf einmal mit hunderten Dezibel mehr los.
Hongjoon fasste zusammen, dass er mir San und Mingi die Kinderleiche zu einem befreundeten Bestatter brachten, während Wooyoung die Mädchen samt Seonghwa und mir zurück zur Halle brachte.
Yeosang würde auf meinem Motorrad folgen.
Als dieser sich bereit machte zu gehen, sprang Seonghwa auf die Beine und hielt ihn auf.
„Ich fahre mit Cheonsa das Motorrad zur Halle." Widersetzte er sich Hongjoons Worten, der eben mit den anderen Beiden losgefahren war.
„So ist das nicht..."
Seonghwa baute sich vor Yeosang auf. Yeosang baute sich vor Seonghwa auf, bis beide Brust an Brust standen und sich in den Boden starrten.
„Du fährst mit Wooyoung im Transporter." Machte Seonghwa deutlich klar und nahm Yeosang ruppig den Helm aus der Hand.
Yeosang, sah zu mir, dann zurück zu Seonghwa und zum Transporter.
„Du trägst das Risiko, wenn Hongjoon..."
„Er wird es nicht erfahren, wir werden an der Halle sein, bevor er mit den anderen zurück ist." Ließ Seonghwa sich nicht von seinem Vorhaben abbringen.
Insgeheim war ich ein wenig erleichtert darüber nicht mit den Mädchen in einem Wagen zu sitzen.
So wie ich sie sehen würde, würden die Bilder aus dem Container mir erneut durch Kopf und Magen schießen. Ihnen ging es miserabel genug.
„Dein Wort in Gottes Ohren." Brummte Yeosang und stakste dann zurück zum Transporter und in den ausgestatteten Kofferraum zu den Mädchen. Er händigte Seonghwa noch einen Motorradhelm aus und kletterte dann in dem Wagen.
Ich hörte wie er in ruhigem englisch auf sie einredete und versuchte seine Stimme weniger Tief klingen zu lassen. Dann machte er die Tür zu und Wooyoung fuhr los.
Die Sirenen dröhnten immer noch. Die Diebe auf dem riesigen Gelände ausfindig zu machen, gestaltete sich als schwer, wenn sie fast alle weg waren.
„Wirst du gehen können, oder soll ich dich..." Noch bevor Seonghwa sich aussprach schoss ich mit einem Schuss zu viel selbstbewusst sein nach oben und geriet ins Wanken.
„Du musst vor mir nicht die unbezwingbare spielen." Er fing mich, bevor ich aus dem Stand kippte.
„Ich wurde dir zugeteilt, um dich zu beschützen, nicht umgekehrt." Ein Schmunzeln lag in der ruhigen Seidenstimme. Sanft, fast wie ein Lufthauch strich seine Hand beruhigende Kreise über meinen Rücken.
Ich ließ es zu einem Moment meine Augen zu schließen und meinen Kopf gegen seine Brust zu lehnen.
„Wie erträgst du das?" hauchte ich und sah dann zu ihm hoch.
Seonghwas dunkle Augen mieden meinen Blick und sahen zu dem Labyrinth aus Containern, dass wir hinter uns gelassen haben.
„Ich versuche die guten Punkte zu sehen." Er legte einen Arm stützend um meine Hüften, als er sich mit mir in Bewegung setzte.
„Wir haben heute drei Leben gerettet. Sie werden in den nächsten Tagen wieder nach Hause kommen."
„Und was ist mit Nina? Die kleine, die sie zu Tode vergew..." Ich brachte es nicht über die Lippen dieses Wort auszusprechen.
Seonghwa seufzte, während ich meine ersten wackeligen Schritte machte.
Bevor er antwortete, reichte er mir ein Taschentuch. Ich wischte mir meine Augen trocken und dann meinen Mund, bevor ich das Tuch zusammenknüllte. Er nahm es mir ab und warf es in eine der Mülltonnen, an denen wir vorbeikamen.
„Wir werden sie ganz bald rächen Cheonsa." Sprach Seonghwa sein stummes versprechen von zuvor nun in Worten aus.
„Sie alle werden bluten." Hauchte ich und legte einen Arm um Seonghwas Schultern, als ich merkte, wie meine Kraft erneut drohte mich zu verlassen.
Die Motorradhelme baumelten in der Hand, die er nicht um mich gelegt hatten und klapperten regelmäßig zusammen.
„Ein Katana also." Bemerkte Seonghwa mit einem Schalk im Nacken auf halber Strecke. Wir brauchten ewig länger zurück zum Motorrad.
„Ein WASP-Messer also." Gab in einem verglichen monotonem Ton zurück.
„Er hätte keinen friedlichen Tod verdient." Begründete Seonghwa seine Wahl und zuckte mit den Schultern.
Im Nachhinein stelle ich die Wahl meiner Waffe in Frage. Für die nächste Rettung Changbins Kettensäge aufzuhalsen, erschien mir jedoch viel zu aufwendig.
„Ich mag den Schwung, den das Schwert mit sich bringt, wenn man es richtig schwingt. Es kann durch Knochen schneiden." Erklärte ich Seonghwa. „Für mich ist es faszinierend, wie eine so elegante Waffe so viel Schaden anrichten kann, wenn man weiß, wie sie einzusetzen ist."
Ich spürte Seonghwas Blick plötzlich an mir haften. Für einige Momente sagte er keinen Ton.
„Allerdings." Seine Stimme war nun nicht mehr als ein bedrücktes Flüstern.
Der Rest des Weges ging im Schweigen unter. Ich schaffte es die letzten fünfhundert Meter ohne Seonghwas Stütze zu laufen und bestand darauf selbst zu fahren.
Seonghwa weigerte sich vehement mich ans Steuer zu lassen. Ich gab nach, als er mir bedrohlich nahekam und mich mit seinem arroganten Arschgesichtblick zum Nachgeben brachte. Hätte ich nicht eingeknickt, dann spätestens nach der ersten sinnlos perversen Aussage seinerseits, für die ich ihn sicherlich mit meinem Katana zum Teufel gescherrt hätte.
Seonghwa hielt sich zurück und fuhr mit mir einen gigantischen Umweg zur Halle.
Er donnerte mit vorgegebenen Geschwindigkeiten und sich an Straßenregeln haltend zur Halle der Guerillas.
Das Garagentor, dass direkt ins Hallen innere führte, war offen.
Ich stieg ab, bevor er reinfuhr und nahm meinen Helm ab.
Auf deutlich sichereren Beinen lief ich in die Halle hinein.
Wir waren tatsächlich noch vor Hongjoon, Mingi und San da.
In der Halle brannte Licht und nachdem Seonghwa das Motorrad abgestellt hatte, schloss er nach zwei Tipps auf seinem Handy das Tor.
Ich sah mich nach den drei Mädchen um und fand sie gemeinsam mit Wooyoungs Freundin und zwei weiteren Frauen in einer Sofaecke vor.
Wooyoung kam grade mit einer schlafenden Boo die Treppen herunter und wippte sie behutsam in seinen Armen.
Von Yeosang war keine Spur zu sehen.
„Sie ist vor einer Viertelstunde eingeschlafen!" hörte ich Soojin wettern.
Sie entschuldigte sich von den Frauen um sie und schoss auf Wooyoung zu, der seine Tochter auf den Kopf küsste und seine Freundin frech anblitzte.
„Schrei weiter so herum und sie wird nach einer Viertelstunde wieder wach." Zwinkerte er ihr zu.
„Hütet euch vor Boo zu streiten." Mahnte Seonghwa und nahm seinen Motorradhelm ab.
Er stieg von der Maschine und kam dann auf mich zu.
Wie bestellt und nicht abgeholt wankte ich von einem Bein aufs andere.
Aada, Elsa und Astrid hatten die Haare bereits gekämmt bekommen und saßen in frischer Kleidung und mit einer dampfenden Tasse auf dem Sofa.
„Ich hab den Streit nicht angezettelt" rühmte Soojin sich und fand mich.
„Bring sie wieder hoch." Befahl sie Wooyoung und musterte mich von oben bis unten. „Ich will nicht, dass Boo sie sieht." Soojin verschränkte die Arme vor der Brust und verzog angewidert das Gesicht.
Ich zog meinen Zopf zurecht, nahm dann mein Katana vom Rücken und legte es neben mir ab.
Seonghwa beobachtete die Situation schweigend.
„Bin ich jetzt kinderfreundlich genug?" Ich zog eine Augenbraue hoch und neigte den Kopf.
Es gab einen guten Grund, wieso ich mich damals wie heute lieber mit Männern umgab als mit Frauen aus meinen Reihen.
Sie waren unausstehlich, mit Ausnahmen, zu wenigen Ausnahmen.
„Eine wie du wird nie Kinderfreundlich sein?"
„Soojin!" mahnte Wooyoung sie und strich Boreum über den Kopf, die sich im Schlaf an ihn schmiegte.
Ich besah die kleine und warf den beiden ein hochachtendes Lächeln zu.
„Weißt du mit was du da zusammen bist und mit wem er sich abgibt?" Ich deutete mit dem Kinn auf Wooyoung.
Der schluckte, während Seonghwa neben mir die Hand vor den Mund Schlug und sich ein Lachen verkniff.
„Fass meine Tochter an und ich bring dich um." Soojin deutete mit einem feinmanikürtem Finger auf mich, als würde sie mir damit jede Sekunde die Kehle aufschlitzen wollen.
„Weißt du es oder weißt du es nicht?" wollte ich nur von ihr wissen und machte einen Schritt auf sie zu.
Sie schreckte zurück.
Mit dem Kinn deutete ich auf die Mädchen hinter ihr.
„Wärst du dazu in der Lage? Kinder aus solchen Umständen zu retten?"
Wooyoung riss die Augen auf.
Seonghwa neben mir schlickte.
Soojin machte nun ein paar Schritte auf mich zu. Sie war ungefähr so klein wie Changbin. Er würde ihre feurige Ader lieben.
„Ich war eines dieser Mädchen, bis er mir unser Leben gerettet hat."
Soojin deutete auf Wooyoung und Boreum. Dann hob sie mir überlegen den Kopf und sah zu mir hoch.
„Das wusste ich nicht." Bedauernd knickte ich ein und ordnete mich ihr unter.
„Jetzt weißt du es." Hing Soojin sofort dagegen und reichte mir dann unerwartet die Hand.
Jetzt sahen Seonghwa und Wooyoung beide aus, als verstanden sie die Welt nicht mehr.
„Ich weiß genau auf was für einen Idioten und was für eine Horde an Chaoten ich mich eingelassen habe. Du wirst das für dich wohl noch ergründen müssen."
Ihre kühle Fassade brach mit einem begrüßenden Lächeln.
Soojin und ich stellten uns gegenseitig vor und ich hörte den beiden Männern um uns tausende Steine vom Herzen fallen, dass wir nicht mehr davor standen uns gegenseitig in Fetzen zu reißen.
Sie erklärte mir kurz und knapp, dass sie die drei Geschwister mit ihren Mädchen nun übernehmen würden.
Sie arbeiteten für eine Organisation, die sich die Queencards nannte. Sie arbeiteten im tiefen Untergrund für die Zurückführung von Opfern von Menschenhandel zu ihren Familien.
die Queencards bestand aus einer Gruppe Frauen mit ähnlichen Hintergründen wie Soojins und dem der Geschwister. Wooyoung hatte Soojin an sie geführt, nachdem sie klar gemacht hatte, nicht tatenlos daneben zu stehen, während er mit den Guerillas weitere Leben rettete.
Seonghwa und Wooyoung stiefelten ziellos hinter uns beiden hin und her, während Soojin mir ihre Arbeit erklärte.
Wenig später trafen Hoongjoon mit den verbliebenen vier im Schlepptau an. Soojin ließ mich bei Seonghwa und ihrem Freund zurück und besprach sich mit den fünf.
„Ich liebe sie..." Säuselte Wooyoung und sah ihr verliebt hinterher.
Unvorbereitet brach ein lautes, ziemlich hässliches Lachen aus mir heraus, dass Seonghwa mit ansteckte, jedoch Boo aufschrecken ließ.
„Pa...?" machte sie und sah blinzelnd an Wooyoung hoch. Dann drehte sich ihr Kopf und ich fiel in ihr Blickfeld.
Auf die Sekunde war sie hellwach und blinzelte mich an.
Sie deutete mit einer müden Hand auf mich.
„Schmetterling!" stieß sie begeistert aus und fuchtelte mit ihren Beinen in Wooyoungs Armen herum.
Er ließ sie herunter und auf mich zu laufen, was darauf hinausführte, dass sie mir als willkommene Ablenkung in dieser Nacht diente.
Wooyoung schleppte eine Menge an Spielsachen an, die Boreum mir ausführlich vorstellte.
Seonghwa, er und die anderen kümmerten sich mit Soojin und den anderen beiden Frauen um die Mädchen.
Ich bekam im Hintergrund mit, wie ihr Rückflug nach Schweden für Sonntag angesetzt wurde. Dann wurden sie von Soojin zum Schlafen nach oben gebracht.
Boo und ich hatten unsere Spielfläche in einen der Boxringe verlegt. Unweit entfernt fasse Yunho zusammen was passierte, nachdem wir verschwanden. Vom Hafenpersonal wurde nur eine Handvoll Leichen gefunden. Da sie wussten, was sie in jener Nacht auf dem Gelände hatten, wurde die Polizei erst gar nicht informiert. Kai und Sehun habe man aus dem Schlaf gerissen, um sie über die verschwundene Ware in Kenntnis zu setzen.
Mehr bekam ich ab da nicht mehr mit. Auf einen Schlag suchte mich ein Schwall an Müdigkeit heim, der zuließ, dass ich Boo unverantwortlicher Weise mit ihren Ponys und Feen im Stich ließ und auf dem Boden des ausgepolsterten Boxring weg döste.

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