Eyes like a Cat

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Es blieb nicht viel von Bowon übrig, als Seonghwa und ich mit ihm fertig waren. Heraus kam, dass er in vielen Machenschaften mit Mr. Lee hing, die Seonghwa aufmerksam notierte, als ich sie ihm entlockte.
Ich verpasste ihm den letzten Rest, als ich mit einem Skalpell seine Pulsschlagadern Stück für Stück aufschnitt und ihn bluten ließ, bis zum letzten Tropfen, oder dem, was an seinem Blut noch über war.
Seonghwa übernahm das Reden und das Injizieren sämtlicher Chemikalien um unser Opfer bei Bewusstsein zu halten.
Am Ende winselte Bowon um Verzeihung. Es tat ihm leid, was er Han angetan hat, was er über ihm gesagt hat, wie er mit Mr. Lee die Ssang Young Pa abzog.
Sie bettelten alle, wenn es darum ging mit einem reinen Gewissen ins Jenseits zu kommen. Sie rechtfertigten jede einzelne böse Tat, als habe man nur ein paar Süßigkeiten geklaut.
Seonghwa blickte ab und an zu mir herüber, als würde er sehen wollen, ob ich auf die Entschuldigungsbekundungen einging. Ich ließ sie abblitzen, ignorierte jede einzelne von ihnen.
Er nahm das mit einem breiten Lächeln wahr,
Bowon war außerdem nicht entgangen, wie vertraut Seonghwa und ich miteinander umgingen, stumme absprachen, alltäglich eingeworfene Fragen. Er schwor, wenn er freikäme, würde er Kai von meinem Seitensprung erzählen. Dazu kommt er jetzt nicht mehr.
Seonghwa hing sich in nichts ein, was ich tat, was ich meinem Dämon übergab.
Er beobachtete mich beinahe neugierig, interessiert daran, wie ich meinem Dämon unter Kontrolle die Führung in die Hand drückte.
Als wir mit ihm fertig war und ich mich vergewisserte, dass kein Puls mehr durch seine Adern schlug, erhielt Seonghwa einen Anruf von Hongjoon.
„Der Flieger geht in ein paar Stunden. Wir sollen zurück." Verkündete Seonghwa, betrachtete eines der Messer, die ich benutzt hatte und schmunzelte.
„Wir können ihn so zurücklassen. Einmal am Tag kommen die Trainees vorbei, um hier aufzuräumen." Seonghwa nickte in die Richtung der Leiche und knackte mit seinem Nacken.
Die friedliche Cheonsa kehrte nach und nach in meinem Körper ein, als ich mir meine Blutverschmierten Hände an meiner Hose abwischte und zu Seonghwa herüberlief.
Aus einer Laune heraus, die mich zuvor nie drohte zu überfallen, zog ich sein Gesicht zu mir herunter und küsste ihn. Kurz und knapp und niedlich. Wie ein kurzes Danke dafür, dass er mir die Möglichkeit gegeben hatte, Bowon selbst auszuschalten.
Er lächelte, wie ein Golden Retriever, der eben sein Leckerli erhielt und griff nach meiner Hand. „Wäre es unpassend zu sagen, dass ich es durchaus attraktiv finde, wie gut du aussiehst, wenn du Menschen umbringst."
Ich biss mir grinsend auf die Unterlippe und lachte, so richtig, als habe ich seit Jahren nichts lustiger gefunden.
„Unter normalen Umständen bestimmt." Flüsterte ich und fuhr mit meinem Daumen über seine Wange.
Mit seiner freien Hand griff er nach meiner und führte seine Finger zwischen meine.
„Ich glaube normal hat in unserem Leben überhaupt nichts zu suchen." Murmelte er meinen Lippen nahe und führte sie erneut zusammen.
Mein Hirn, mein Verstand schmolz für die viel zu kurze Dauer des Kusses hinfort. Die friedliche Cheonsa in meinem Kopf legte mir unterstützend eine Hand auf die Schulter, um zu sagen, dass das alles hier richtig war. Meine Entscheidung von den Strays Abstand zu nehmen, Seonghwas Nähe zuzulassen.
Auf dem Rückweg zur Halle der Guerilla versuchte ich aus Seonghwa herauszubekommen, was Hongjoons Auftrag für Tokyo beinhaltete. Soojin hatte in der Küche heute morgen alles andere als begeistert gewirkt. Von Hongjoon selbst hatte ich während unserer kurzen Konversation lediglich erfahren, dass es sich sein Auftrag zu einer blutigen und unschönen Angelegenheit entwickeln kann.
Nicht, dass mich dies störte, jedoch wären ein paar mehr Insights nicht schlecht.
Seonghwa wirkte genauso planlos wie ich.
Ein paar von Soojins Leuten würden uns Gesellschaft leisten und es würde heute Nacht losgehen. Mehr wusste er auch nicht.
„Für gewöhnlich plant er den Rest während der Reise. Um uns nicht vorzeitig zu verstören." Seonghwa zuckte mit den Schultern.
Ich zog meine Lederjacke zu und schauderte vor der Kälte außerhalb der kleinen Lagerhalle.
Mittlerweile war es Ende November. Die ersten Minusgrade gingen herum und der erste Schnee war nicht mehr weit.
„Lässt er euch nicht dran teilhaben?" harkte ich nach und schlang meine Arme um mich.
„Bei langfristigen Sachen, wie die Angelegenheit mit dem Container vor ein paar Wochen ja. Da wissen wir alle, wo wir stehen und gehen, aber..." Seonghwa überlegte. „Hongjoon ist eigen, um es einfach auszudrücken. Eigen, aber ein Genie."
Ich schmunzelte und nickte.
„Er hat mir mal gesagt, es unterbricht seine Produktivität, wenn er uns andauernd in jeden kleinen Schritt einführt. Deshalb setzt er immer gern alles allein zusammen und holt uns dann ins Boot."
Wenn ich daran dachte, wie viele schlaflose Nächte ich mit Chan und den anderen verbracht hatte um auch nur den kleinsten Auftrag durchzuplanen, sei es auch nur die Erpressung irgendeines Politikers in der Stadt gewesen, für die nicht mal alle Anwesen sein mussten.
Hongjoon arbeitete da tatsächlich effektiver.
„Er... Hongjoon und ich. Wir haben heute geredet, als du Bowon hergebracht hast." Verriet ich Seonghwa und erinnerte mich an Hongjoons Worte. Wut, mit der keine Armee umzugehen wüsste. Wenn ich Seonghwa so neben mir sah, drohte ich Hongjoons Worte zu misstrauen. Frieden. Wie er mir ihn brachte, bracht ich ihn Seonghwa.
Er wirkte friedlich, in seiner Winterjacke, bis zu den Ohren zugezogen. Mich schauderte es und ich legte meine Arme um mich.
„Was hat er dir erzählt?" Seonghwas Fassade bröckelte, als sein Blick etwas zu zügig zu mir huschte und für einen kurzen Moment sowas wie Panik in ihnen aufflatterte.
„Dass... dass du es anscheinend nicht immer leicht hattest." Umschrieb ich grob und kniff die Augen zusammen, als uns heftiger Wind entgegen pustete.
„Er hat nichts konkretes erwähnt." Hing ich schnell hinterher. „Nur dass er findet, dass du in letzter Zeit mehr aufblühst."
Seonghwa fiel ein paar Schritte zurück, was ich erst bemerkte, als ich ihn nicht mehr neben mir wahrnahm.
„Besser ist das für ihn." Grummelte er und holte wieder auf. Schneller als ich wahrnehmen konnte, schwang er seinen Mantel von seinen Schultern und hing ihn mir um. Ich weigerte mich, aber er gab mir mit einem anmaßenden Blick zu verstehen, dass es entweder ging, dass ich den Mantel freiwillig akzeptierte oder er mich dazu zwang ihn zu tragen. Ich entschied mich für ersteres.
„Ich... meine Zeit vor dem allem hier war nicht einfach. Ich war nicht immer einfach." Gab er preis und griff mit einer Selbstverständlichkeit nach meiner Hand, die vor wenigen Wochen noch undenkbar erschien.
„Du... irgendwas machst du mit mir, dass das Geschehene nicht leichter macht, aber..." Seonghwa fuhr sich mit der anderen Hand durch die Haare und rang nach Worten.
„Mein Kopf ist ruhiger. Ich... ich kann klar denken. Ich habe Kontrolle über mich." Sein blick holte meinen ab und ich sah in ihm hatte sich ebenfalls eine Persönlichkeit abgespalten, die meiner neuen ähnlich war, die sich verstanden, ohne Worte, beide noch auf unsicheren Füßen.
„Ich fühle mich, als würden..."
Ich brachte ihn mit einem plötzlichen Kuss zum Schweigen, den Dämon und friedliche Cheonsa mit einem High-Five absegneten.
„Es ist, als würden lange aufgerissene Wunden endlich anfangen zu heilen." Wisperte ich, seinen Lippen noch nahe.
Seonghwa drückte meine Hand und schenkte mir einen Kuss zurück. Eine stumme, sanfte Bestätigung, dass ich mit meinen Worten traf, was seine nicht fähig waren auszudrücken.
Ich wusste nicht, was wir beide waren, wohin es uns führen würde, was wir hatten, aber ich würde für so lange wie nur möglich daran ziehen, jede positive Energie, jeden Rausch, jeden Kuss.
Das alles hier war zum Scheitern verurteilt. Jemandem wie mir war kein langer Frieden vergönnt. Eines Tages würde ich fallen, nicht in Seonghwas Arme, sondern in einen Abgrund, weit weg von ihm.
Doch solange ich konnte, würde ich mit ihm an der Kante tanzen und mein Glück auskosten, bis es nachgab.

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