Seungcheol klopfte dreimal gegen die Tür von Kai.
Das Schweigen, dass sich danach auf dem Gang ausbreitete, fühlte sich an wie eine langgezogene und klebrige Ewigkeit.
Hinter der Tür hörte ich keine Stimmen. Es war still. Viel zu still.
Mein Herz hämmerte mir bis in den Kopf, ich spürte wie mein Puls mehr und mehr zu rasen begann. In meinem dünnen Outfit begann ich zu frieren, da meine Hände hinter mir noch immer in Handschellen lagen, konnte ich meine Strickjacke nicht richten.
Als las er meine Gedanken erledigte Mingyu dies für mich.
Ich bedankte mich leise.
Dann zuckte ich heftig zusammen, als die Tür aufgerissen wurde.
Kai stand mitten in seinem Büro. In purer beherrschter Perfektion und einem Anzug, der seinen eleganten und dominanten Charme perfekt aufnahm.
Einer seiner älteren Guerilla hielt uns die Tür auf.
„Wenn das ein neuer Fetisch sein sollte, muss ich dir leider sagen, dass mir der überhaupt nicht gefallen wird." Warf ich ihn betont lässig entgegen und neigte zum Scherzen gestimmt den Kopf schief.
Kai schmunzelte wenig berührt und fuhr sich durch die Haare.
„Kommt rein." Ignorierte er meinen Kommentar.
Meine Guerilla schoben mich grob Vorwärts, sodass ich fast mein Gleichgewicht verlor und der Länge nach hinfiel.
So wie ich den ersten Schritt in sein Büro tat, wollte ich wieder raus.
In meiner Nase stand plötzlich ein bekannter Geruch, gemischt mit Gewalt. Ein Geruch, der mir lange Zeit lang Zuflucht und Frieden bedeutete.
Ich glaubte es sei ein Hirngespinst meinerseits. Ein Trugbild, dass mein Hirn mir gab, um mich bei Sinnen und Verstand zu halten.
Mit jedem weiteren Schritt und Kais Blick, der sich ohne jegliche Emotionen an mich heftete, spürte ich wie sich mein leerer Magen alarmierend meldete.
Mein Bauchgefühl schrie mich an Gebrauch von meinen Nahkampfkenntnissen zu machen und Reißaus zu nehmen. Ich hatte von Minho gelernt bekommen mich trotz angelegter Handschellen zu verteidigen. Für gewöhnlich fühlten sich alle die einen dann umgaben aber sicherer um einen herum. Befreite ich mich oder riss mich aus der Formation, würde Kai sich andere Mittel suchen, um mich Still zu halten.
„Sag ihnen, dass sie mir die Handschellen abnehmen sollen." Bat ich Kai in einem wesentlich strengeren Ton und straffte meine Haltung.
„Nein." Lehnte er ab und blickte mit einer hochgezogenen Augenbraue zu seiner rechten. „Ich denke das ist vorerst keine gute Idee."
Auf seinen Lippen spiegelte sich ein selbstgefälliges Lächeln wieder.
Mit meinem nächsten Schritt fürchtete ich, der Geruch in meiner Nase war so viel mehr als Einbildung.
Der Frieden den ich mit Seonghwas Parfüm verband...zerbrach am Boden.
Er hockte, neben den anderen seiner Truppe und je einem meiner derzeitigen Guerilla als Wache, in Kais Büro. Aneinandergereiht an der Schrankwand.
Mingyus Griff um meine Handgelenke verstärkte sich, als erinnere er mich daran, dass ich nicht einfach kopflos auf Seonghwa zu rennen und ihn und die anderen befreien konnte. Ich konnte meine Arme selbst kaum bewegen.
„Du lässt mich mitten in der Nacht aus meinem Bett reißen, riskierst ein Leben und lässt mich in Handschellen legen, für das hier?"
Ich deutete mit meinem Blick zu Hongjoong.
Keiner der Acht blickte auf. Sie alle starrten stur auf den Boden.
Die Arme auf dem Rücken von kratzigen Seilen zusammengebunden.
Männer, gefesselt und am Boden erweckten in mir normalerweise einen Hauch von Vorfreude. In diesem Moment erfüllte es mich lediglich mit Schrecken und einem eiskalten Schauder. Ich sah die acht an, die mir in den letzten Monaten den Rücken freihielten. Die versuchten die Welt zu einem besseren Ort zu machen...
Mein Blick blieb an Seonghwa kleben. Ich sah dass er atmete, aber er bewegte sich kein Stück, reagierte nicht, sah nicht zu mir auf, als sei er gar nicht hier.
Ich blickte zurück zu meinem Ehemann.
„Das hier... mein Engel... ist mein versprochenes Hochzeitsgeschenk an dich." Mit seiner Hand deutete Kai auf die Reihe meiner Leute an der Wand und erwiderte meinen zuvor geneigten Kopf.
„Aber..." Kai kam auf mich zu und nahm mein Gesicht grob in seine Hände.
Sein beißendes Parfüm passt so gar nicht zu dem von Seonghwa. Es bildete einen Kontrast, der mir Tränen in die Augen trieb.
„So wie es aussieht hast du wohl auch eins für mich parat." Kai küsste meine Wange und nichts daran war zärtlich oder liebevoll. Nichts in seinen Gesten spiegelte den Mann der letzten Zeit wider.
„War ich dir nicht Geschenk genug Kai?"
Ich blickte aus meinem liebsten Blick zu ihm auf.
„Ich wüsste von keinem weiteren für dich."
Kai musterte mein Gesicht, sein sonst so mit Liebe und Zuneigung gefülltes Gesicht gefror.
Ich wusste nicht was geschah.
„Ich glaube dir nicht, Cheonsa." Hauchte er, küsste meine Nase und kehrte mir den Rücken zu.
Mit allem Willen versuchte ich Seonghwa, San, Wooyoung, meinen ganzen wohlbekannten Trupp auszublenden.
Mir war nicht entgangen, dass sie alle in absolut keinem guten Zustand waren. Ihre Kleidung...Sie wussten nichts davon von Kais Leuten überrannt zu werden. Seonghwa trug diesen seltsamen chromesilbernen Schlafanzug. San nur eine Jogginghose. Hongjoon und Jongho Flanellschlafanzüge, Wooyoung, Mingi und Yeosang trugen Sportsachen. Was auch immer sie mit der Sache hier zu tun hatten... sie waren auf nichts vorbereitet.
An Mingis und Jonghos Klamotten klebte blut.
Ich roch Blut, im Gemisch mit anderen Körpergerüchen und dem Kaffee-Vanille Geruch der den ganzen Raum erfüllte, wurde mir speiübel.
„Willst du mit deinem Geschenk anfangen oder lässt du mir den Vortritt?"
Kai machte eine Geste mit seiner Hand, während er zu seinem Schreibtisch lief, die signalisierte ich solle auf den Stuhl vor seinem Tisch abgeparkt werden.
Meine Guerilla kamen dem auf der Stelle nach uns positionierten sich anschließend um mich herum.
„Wenn ich mein Safewort verwende, hört der Spaß dann auf?" versuchte ich es ein letztes Mal auf die humorvolle Tour.
Kai lachte diesmal auf, was sonst herzlich und klar klang, kam nun verkommen und dunkel aus ihm heraus.
„Dein Safewort wird dich heute nicht weit bringen." Kai lehnte sich auf seinem Bürosessel zurück und besah mich ausgiebig.
Eine lange Ruhe entstand, in der ich lediglich das schwere Atmen meiner ehemaligen Guerilla vernahm.
Kais Folteropfer waren keine Seltenheit in seinem Büro. Aber es war selten, dass sie aus seinen eigenen Reihen stammten. Es war selten das ich sie so gut kannte und er mich ihnen mitten in der Nacht genau so vorführte.
Minho würde die Situation spätestens jetzt als ernstgenommen betrachten, wenn er wusste Humor half nicht weiter, er würde sich aber auch nicht aus seinem Drehbuch heraus verhalten, sondern an seinem Skript hängen bleiben.
Improvisiert wird erst, wenn es wirklich nicht mehr anders ging. Waffen wurden erst gezogen, wenn einem selbst eine an den Kopf gehalten wurde.
„Was soll das alles?" forderte ich schließlich ein und begegnete Kai bestimmt und hob meinen Kopf.
„Bedeutet, du lässt mir mit meinem Geschenk den Vortritt?" säuselte er und stützte sich auf dem Tisch ab.
Ich nickte. „Wie gesagt. Ich wüsste nicht, was ich dir noch schenken sollte. Du hast mich und somit alles was du wolltest." Wäre ich nicht in Handschellen gelegt, hätte ich ihm seinen Hochzeitsring vor die Nase gehalten.
Kai zog die Augenbraue hoch, lachte widerlich auf, als habe er eine andere Reaktion von mir erwartet und griff mit einer Hand nach seinem Laptop.
„Du erinnerst dich an mein Versprechen?"
Er versprach mir viel, bezogen auf sein Hochzeitsgeschenk, konnte er aber nur eines meinen.
Ich nickte.
„Ich habe die Männer gefunden, die damals im Auftrag meines Vaters geschickt wurden, um dich umzubringen."
Erwähnte Kai wie beiläufig und hob eine Hand in die Richtung der gefesselten und geschundenen Männer entlang seiner Schrankwand.
„Da sind sie."
ich folgte seinem Fingerzeig, der direkt auf Seonghwa deutete. Sein Kopf hing nach vorne. Sein Blick auf den Boden, seine komplette Erscheinung in sich zusammengesackt.
Es dauerte einen Moment, eh ich Kais Worte wirklich zu verstehen glaubte.
„Wie bitte?" harkte ich nach, während er auf seinem Laptop scrollte. „Keiner von denen könnte einer Fliege was zu Leide tun."
„Du bist überrascht." Bemerkte Kai nonchalant und sah auf. „Glaub mir, ich war noch überraschter, als ich mich in meine Recherchen gestürzt habe."
Der beiläufige Tonfall in den er nun driftete machte mir Angst.
Obwohl ich es mir verkniff, kam ich nicht daran vorbei mit einem Auge immer und immer wieder zu Seonghwa zu schielen. Zu den anderen sieben die mich für und bei sich aufnahmen, als sei ich eine von ihnen, die mir ihren Plan die Ssang Youngs zur stürzen mehr und mehr lukrativer machten. Die mich nicht für meine brutale Natur verurteilen sondern sie annahmen.
„Wir haben Juni und nicht April Kai. Keiner der Guerilla würde es wagen..:"
„Das würden sie, Cheonsa. Sie alle haben es. Allen voran einer von ihnen."
Kai tippte erneut herum. Das Klappern der Tastatur machte mich wahnsinnig. Die Ruhe die von ihm ausging machte mich kirre. Kai war ein Redner. Jemand der den Mund für gewöhnlich nicht halten kann. Das er nun nur karge Worte fand, ließ mich auf dem Stuhl hin und her fahren.
„Mein Vater hat die Informationen um deine Ermordung damals im tiefsten Grab seiner Datenbanken und Festplatten versteckt, aber er hat alles aufbewahrt, zu meinen und deinen Gunsten."
Kai drehte den Laptop zu mir herum.
„Es hat Suhos und meine talentiertesten Leute gebraucht, um das Material von dem Übergriff auf dich ausfindig zu machen und aufzubereiten. Suho hat mich zusätzlich noch auf ein paar andere Tatsachen aufmerksam gemacht. Aber ich finde... wir sollten uns erstmal auf diese hier konzentrieren."
Ich würde Suho umbringen wenn er sein Versprechen mir gegenüber gebrochen hatte.
Das Bild das Kai mir zeigte war die Aufnahme einer Überwachungskamera. Datiert an genau dem Tag, an dem ich von den Männern seines Vaters aus dem Haus geschleift und ins Lotto gebracht wurde.
Es zeigte mein verwüstetes und unordentliches Zimmer, wie ich auf dem Bett lag, noch schlafend und sich Gestalten um mein Bett tummelten.
„Ich will das nicht sehen." Bat ich Kai und sah ihm fest in die tiefbraunen, dennoch eisig dreinschauenden Augen, die beinahe durch mich hindurch blickten.
„Ich habe damit abgeschlossen."
Kai schüttelte den Kopf. „Aber ich nicht Cheonsa. Und das wirst du auch erst, nachdem du Gewissheit darüber hast, wer für dein geplantes Ende und das unseres Kindes verantwortlich war. Oder weißt du es vielleicht auch schon längst."
Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich will es nicht mehr wissen.
Nicht wenn es auf dass Horrorspiel hinauslief, dass sich eben in meinem Kopf zusammensetzte.
„Wirklich nicht? Oder hast du nur Angst, dass dir die Wahrheit nicht gefallen wird, mein Engel?"
Ich spürte Kais Lippen ganz nah an meinem Ohr.
„Mir hat sie nämlich auch nicht gefallen."
Meine Augen flatterten wieder auf, als Kai sich von mir entfernte und ich auf den Laptop vor mir sah.
„Geh zum nächsten Bild, Cheonsa. Ich will, dass du selbst siehst, was passiert ist."
Seine Augen bohrten sich bis ins tiefste meiner Seele. Als wüsste er genau, was ich da versteckte, was mich plagte.
Ich folgte seinen Worten.
Das nächste Bild war ebenfalls datiert auf die Nacht von meinem Übergriff, aber aufgehellt und eingefärbt.
Ich erinnerte mich nicht mehr daran, wie viele Männer mich damals aus dem Schlaf rissen und ins Lotto entführten. Aber laut der Aufnahme waren es vier.
Vier Gesichter, kaum merklich älter, als ich es damals war. In meinen Erinnerungen trugen die Männer immer Masken. Entstellte verzerrte und widerliche Masken. Mein Gedächtnis schien lediglich die Gesichter verdrängen zu wollen, die mich in mein Ende führten.
Sie alle sahen so viel jünger aus, obwohl der Vorfall nur drei Jahre her war. Die vier blickten stur auf die jüngere und schlafende Version von mir. Keiner von ihnen würde ahnen, dass sie in ferner Zukunft den Leuten den Arsch auf Grundeis setzen würden, denen sie damals noch so blind dienten.
Das Bild zeigte eine jüngere Version von Yunho, Jongho, Mingi...und Seonghwa.
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God's Menu
FanfictionIch hörte das klicken einer Waffe und haschte mit meinem Blick zu Chan. Nicht nur mein Arsch ging mir plötzlich auf Grundeis, Chan wurde sichtlich unruhig und fuhr herum. Einer von Kai's Leibwächtern hielt ihm eine Pistole direkt an die Schläfe. Pa...
