Ladies and gents, this is the moment you've waited for

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„Du und Chaerim also?"
Ich besah San schief und ließ mich in Kais Drehstuhl fallen.
San fuhr das erste Mal an diesem Abend aus seiner starren Haut heraus und blitzte verwirrt auf.
Meine Füße platzierte ich mit Schwung auf die Glasplatte des Schreibtisches und lehnte mich zurück.
„Du weißt davon?" San blinzelte verdattert, während Wooyoung neben ihm anfing zu drucksen.
„Seonghwa hat mir von euch erzählt." Schulterzuckend wippte ich in Kais Lederdrehstuhl hin und her. Der war äußerst bequem, das musste ich zugeben.
„Ich bring diesen verdammten..."
Wooyoung brach in Lachen aus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das war doch die Studentin, oder? Die die Seonghwa und Hongjoon mit dir in dieses Bonzenrestaurant eingeladen hat."
San atmete tief durch und nickte. „Das war Chaerim." Brummte San und verzog das Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
„Wie habt ihr euch kennengelernt?" Harkte ich nach und sah ihn über meine High Heels hinweg an.
Ich wusste nicht, wie lange ich mit den beiden hier feststeckte, da konnte ich genauso gut auch ein Gespräch anzetteln, dass die Stimmung ein wenig aufheiterte.
Meine war nämlich im Arsch nach Kais Geständnis.
Wooyoung und San standen bis eben recht angespannt an der Tür.
„In nem Club auf ner Mission."
Ich rollte mit den Augen. „Fühlt sich an, als wäre ich dabei gewesen. Ich will Details!" Ich klatschte in die Hände und schwang die Füße vom Tisch.
Chaerim hatte von San nie viel erzählt. Ich wusste wie er hieß und dass sie sich trafen. Alles andere um ihn blieb geheim, bis auf das sie ihn abservierte und das, was Seonghwa mir erzählt hatte.
„Sie hat ihn an der Bar mit nem ziemlich miesen Spruch angemacht und weil er nach nem Alibi gesucht hat für den Fall, dass an dem Abend etwas schief..."
San hastete zu Wooyoung herüber und versuchte ihm die Hand auf den Mund zu pressen.
„Das geht sie doch gar nichts an... Da ist nichts mehr, sie hat mich versetzt."
Wooyoung blieb in munterer Laune und lachte laut auf.
„Versetzt ist gut. Sie hat dich rund gemacht wie einen Buslenker, weil du nicht mit Frauen außerhalb der Bettkannte nicht umgehen kannst." Prustete er.
San trat ihm auf den Fuß und sah wehleidig zu mir.
„Ich hab sie immer gut behandelt. Was auch immer Seonghwa oder sie dir erzählt haben..."
„Chae hat mir gar nichts über dich erzählt."
San seufzte und sah aus großen Kulleraugen auf den Boden.
Der Blick kam mir bekannt vor. In ihm ruhten Hoffnung, Schmerz und eine klaffende Wunde, die nie wirklich heilen würde.
„Du magst sie immer noch." Stellte ich fest.
San nickte und seufzte. „Es ist aber besser so, dass wir nichts mehr miteinander zu tun haben. Ich bin nicht gut für sie."
So gut konnte ich ihn dann nicht einschätzen. Optisch wäre er perfekt für Chaerim. Breite Schultern, sonnenbraune haut und treudoofe Hundeaugen, die ihr die Sterne vom Himmel holten, verlangte sie danach. Nur über seine Profession sollte er nachdenken.
„Sollten wir nicht lieber dich fragen, was Kai von dir wollte?" Wooyoung richtete sein knallrotes Jackett, das einer Zirkusjacke sehr ähnlichsah.
Sans Blick wurde wieder ernst. „Hat er dir weh getan?"
Ich schüttelte den Kopf und überflog die Zettel und Unterlagen auf seinem Tisch.
Nichts von nutzen. Nur Lieferzettel für eine Handvoll Clubs, die unter seiner Hand liefen.
Ich steckte mir einen seiner Diamantenbesetzten Kugelschreiber ein und lehnte mich wieder zurück.
„Wer waren die beiden, die ihn bewachen? Gehören sie zu euch?"
San nickte. „Das waren Jungho und Yunho." Teilte er mir mit.
„Sie sind Geschwister." Meine Feststellung war keine Frage.
Die beiden Guerilla nickten. „Und unzertrennlich tödlich." Fügte Wooyoung hinzu.
Selbstverständlich hielt Kai sowas in seinen Kreisen.
„Aber unter uns totale softies, auf ihrer Shitlist würde ich trotzdem nicht stehen wollen." Zwinkerte Wooyoung frech.
Ich lächelte müde und drehte den beiden meinen Rücken zu. Ich blickte in den düsteren Rosengarten hinaus.
Ein paar Lichter beleuchteten die Pfade zwischen den Beeten und hüllten den Garten in einen romantischen schein.
Ich verzog angewidert mein Gesicht und drehte mich zurück.
„Könnt ihr herausfinden, wie es meinen Leuten geht?" ich sah flehend zwischen den beiden hin und her.
San und Wooyoung funkelten sich unschlüssig an.
Ich wusste nicht, wann ich hier wieder rauskam und sie wiedersah.
Kai hatte sein Büro von außen zugeschlossen, so dass ich ihm nicht entfliehen konnte.
„Ich versuche Hongjoon zu erreichen. Er und Yeosang müssten schon im Getümmel sein."
Verkündete San und zog ein altmodisches Walke Talkie aus seiner Hosentasche.
An seinem Handgelenk prangte eine rote Armbanduhr.
„Joon?" sprach er durch das Walkie Talkie in seiner anderen Hand.
„Hmm? San?" harkte diese beiläufig nach. Im Hintergrund hörte man deutlich das Gemurmel einer Menschenmenge.
„Hast du die Strays im Blick?"
Ich starrte auf das nun stumme Gerät in seinen Händen.
Spottendes lachen folgte. „Die laufenden Tampons?"
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Genau die." Bemerkte ich aus dem Hintergrund.
Dieser Hongjoon schien mich gehört zu haben. „Ist das die Frau des Abends? Dein Auftauchen hat mächtig für Trubel gesorgt. Die anderen Guerillas haben strengstes Redeverbot über deinen Einmarsch." Plauderte er gelassen aus.
Das interessierte mich in diesem Moment recht wenig.
„Wo sind meine Leute." Verlangte ich von Sans Walkie Talkie.
Kurz folgte Ruhe.
„Sie hängen alle sieben zusammen. Gemeinsam mit Minho. Dieser kleine Drahtige hat mittlerweile seine vierte Flöte Champagner, die ihm grade aus der Hand genommen wird." Changbin... „Der eine der jetzt das Glas hat will es trinken, der andere hat es ihm gerade übers Jackett gekippt." Seungmin und Jeongin. „Die beiden Blondschöpfe weichen sich nicht von der Seite." Felix und Hyunjin. „Dein Anführer schaut jeden mörderisch an, der ihm auch nur zu nahekommt und der kleine Hamster bei Minho greift nach jedem Snackteller, der an ihm vorbeikommt." Han.
Ich schmunzelte. Lief also fast wie immer.
Erleichtert atmete ich auf.
„Danke." Gab ich weiter.
„Jederzeit wieder." Feixte Hongjoon durch die Leitung und verschwand dann.
Ich stand vom Stuhl auf und begann durch Kais Büro zu tigern.
San und Wooyoung verfolgten mich stumm mit ihren Blicken.
Ich wollte aus diesem Zimmer raus. Absolut nichts Gutes verband mich bin diesen Wänden.
Sie fühlten sich an wie ein Käfig.
Ruhe brach nun im Raum aus.
Ich nahm mir vor durch die Schränke zu stöbern. Sie waren alle verschlossen.
In den Bücherregalen befanden sich nur langweilige Enzyklopedien, der Computer auf dem Schreibtisch ging nicht an.
Mir lag es auf der Zunge Wooyoung nach Boo zu fragen, doch die Wände besaßen Ohren. Ich wusste nicht, wer außer den Guerilla Zugriff zu den Bildern der Kameras besaß.
Logischer Weise konnte ich genauso schlecht Seonghwas Zusammenarbeit auf den Tisch bringen.
„Wo sind Seonghwa und Mingi nach meinem Ankommen hin?"
Stellte ich in den Raum.
„Sie haben die Limousine abgeparkt und sind rein zu den anderen." Antwortete San mir, wieder in seiner starren Statur, bereit jeden anzuspringen, der mir zu nahekam.
Wooyoung puhlte an seinen Nägeln herum und blickte gelangweilt durch das Büro.
Ich pflanzte mich zurück in Kais Lederstuhl und drehte mich ein paar Runden, dann wippte ich mit meinen Absätzen auf dem Boden herum und zog einen der beiden Dolche aus ihnen heraus.
Ich stand auf und ritzte an einem der Holzregale einen Mittelfinger in die Oberfläche.
Kindisch. Aber ein besserer Zeitvertreib fiel mir nicht ein.
„Sie hat übrigens immer gut über dich geredet, Cheonsa."
Bemerkte San in der Stille. „Sie meinte ein paarmal, dass ich dich an sie erinnere, weil du genauso verschwiegen bist und nicht viel über dich redest. Aber das nimmt sie dir nicht übel."
Ich schmunzelte. In Sans Augen lag wieder dieser zerschundene Blick einer Liebe, die aufhörte, bevor sie ihren Start überhaupt fand.
„Kannst... kannst du... bei ihr ein gutes Wort für mich einlegen?"
Ich überlegte. Wollte ich Chaerim dieses Leben wirklich antun? San sah jedoch nicht so aus, als würde er sie Hals über Kopf in Gefahr bringen wollen.
„Ich kann es versuchen. Aber sie ist sehr stur."
San nickte mir dankend zu.
Wenige Sekunden später, ich hatte grade meinen Dolch zurück in den Absatz gesteckt, flogen die Türen zum Büro auf und eine blonde, wunderschöne Frau betrat das Zimmer. Hinter ihr vier monströs aussehende Guerilla.
Das Gesicht der Frau war mir bekannt. Das von Chens Frau, Taeyeon.
Sie lächelte mir begrüßend zu und hielt mir ihre Hand hin. Ein Ring ähnlich dem meinen, nur in Silber ruhte an ihrer Hand.
Ihrer hatte keine Dornen. Ich sah sie damals, wie sie ihn nach ihrer Verlobung mit Chen mehrmals abnahm, um ihn herumzuzeigen.
„Ich soll dich holen kommen, Cheonsa." Ihr lächeln war so hell und munter, es erreichte sie in ihren Honigbraunen Augen.
Ich blickte flüchtig zu Wooyoung und San, die zu Taeyeon sahen und dann zurück zu mir.
„Kai hat mich geschickt. Er meinte du wärst nicht gut auf ihn zu sprechen."
Wie viel von damals wusste sie?
„Ich habe ihm angeboten dich zu holen, damit wir Frauen unter uns sind."
sie zwinkerte mir zu.
Ich lief auf sie zu, aber ignorierte die Hand, die sie mir zu halten anbot. Ich lief ihr voraus durch die Tür.
Ihre und meine Wächter folgten uns.
„Cheonsa!" pfiff sie mich in einem strammen, aber freundlichen Ton zurück.
„Nicht so schnell. Wir haben Zeit." Mahnte sie mich.
Ich verlangsamte meinen Schritt und reihte mich neben sie.
„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen." Funkelte sie mich an. Ihr Sommergelbes Kleid und die blonden Locken, die sich um ihren Kopf tummelten, widersprachen in jeder Faser der Tatsache, dass sie sich dieses Leben freiwillig antat.
„Immer wenn ich in Busan war und dich sehen wollte, hat Kai mich vertröstet, dass du keine Zeit hattest."
Sie wusste von nichts. Kai hatte ihr und bestimmt nicht all seinen Brüdern von damals erzählt.
Mir wurde übel bei dem Gedanken daran, dass ich wohl auch vor ihr brave Hündin spielen musste.
„Ich studiere."
ich musste mich räuspern. „Da habe ich tatsächlich sehr wenig Zeit."
„Außerdem haben Kai und ich uns vor einer Weile auseinandergelebt. Ich bin ins Exil um ihm nicht im Weg zu stehen."
Taeyeon besah mich eigenartig. Nickte aber und nahm meine Antwort stumm hin.
„Wie geht es Hyunjin?"
Das sie sich an seinen Namen erinnerte überraschte mich wirklich.
„Er war damals viel mit diesem kleinen Sonnenschein unterwegs."
Nachdenklich führte sie eine Hand an ihr Kinn. „Wie hieß er gleich noch? Ich glaube ich habe ihn vorhin sogar mit Hyunjin gesehen..."
„Felix." Half ich ihr auf die Sprünge.
Sie nickte und schnipste mit den Fingern.
„Genau!"
„Sie sind immer noch gute Freunde und machen fast alles gemeinsam." Umschrieb ich.
Taeyeon lachte leise und herzlich.
Chen war gut zu ihr, schon damals, wenn sie zu Besuch in Busan waren. Er war das ganze Gegenteil von Kai.
Sie begann dann munter von ihrer letzten Reise nach Busan zu erzählen, dass sie und Chen danach mit seiner Yacht nach Jeju gefahren sind und anschließend Urlaub machten.
Ihre muntere Stimmung lenkte mich von dem anstehenden Abend an, machte den Weg zum Saal aber leider nicht kürzer.
Sie führte mich jedoch zum oberen Eingang.
Von hier aus würde ich auf den Saal herabsehen und alle zu Kai und mir hochschauen.
Die Wachen, die da postierten, machten uns ungefragt die Tür auf.
Kai wartete bereits, hinter ihr wie Schatten die Geschwister als seine Wächter.
Als ich durch die Tür ging wurde mir Champagner angeboten, den ich nicht ablehnte.
Taeyeon dagegen verneinte höflich, wünschte mir einen schönen Abend und begab sich auf die Suche nach ihrem Mann.
„Ihr habt euch Zeit gelassen."
Kai harkte sich ungefragt bei mir unter.
Ich stürzte den Champagner herunter bevor ich ihm antwortete.
„Wir haben uns unterhalten."
Auf dem nächsten Tablett, an dem wir vorbei kamen tauschte ich die Gläser aus.
„Ich will nicht das du heute trinkst." Wagte er es sich mir zu befehlen.
Um uns hatten sich bereits einige starrende Augenpaare gescharrt.
Ich lächelte ihn lieblich an und nippte an meinem Glas.
„Ich will nicht hier sein und siehe da. Ich bin es dennoch, da kannst du mir nicht noch den Champagner verwehren."
Er grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart hinein und führte mich ans Ende der offenen Etage, von welcher Treppen nach unten in den eigentlichen Saal führten.
Kai führte mich die Treppen herunter, bedacht darauf, dass uns auch jeder im Augenwinkel sah, dass wir zu jedermanns Mittelpunkt wurden.
Wir waren fast die einzigen, die sich in weiß hüllten. Das sorgte zusätzlich für Blicke.
Auf der Zwischenplattform der Treppen stoppten wir. Kai ließ mich von seinem Arm ab und nahm sich eines der Champagnergläser, die hier auf einem Hochtisch bereitstanden.
Ich blickte um mich und erkannte Kais Brüder um mich herum. Taeyeon hing an Chens Armen, er sah sie an, als wäre sie alles das, was es in seinem Leben zu beschützen galt.
Er war einer der freundlicheren Brüder. Ich hatte ihn und seine Frau immer in guter Erinnerung.
Ich zuckte zusammen, als Kai ohne Vorwarnung nach meiner beringten Hand griff.
Das Gemurmel in den beiden Etagen des Saals nahm zu. Überall wurden Worte getauscht und getuschelt, doch kein einziges von ihnen konnte ich mit meinen Ohren ergreifen.
Mein Blick glitt über den Saal zu meinen Füßen. Ich suchte nach Hyunjin, Felix, den anderen.
Ich erblickte die beiden mitten auf der Tanzfläche.
Ein Orchester, direkt vor der Plattform auf der ich mich befand, spielte klassische Musik.
Sie hielten inne als sie mich sahen und zwinkerten mir beide zu. Ich blinzelte einen Moment zu lange und ließ sie wissen, dass ich sie sah.
Han streunerte am Büffet entlang, Minho dicht hinter ihm. Changbin stand bei einer Gruppe Frauen, grade dabei sein leeres Champagnerglas zu tauschen, als er mich sah und innehielt.
Sein Gesicht wurde grimmig und neigte seinen Kopf fragend. „Wurde dir etwas angetan?"
Ich wagte es mit einer knappen Kopfgeste zu antworten. „Nein."
Chan saß mit Seungmin und Jeongin am Rand des Saals an einem der runden Tische.
Als sie sahen, dass ich nicht mehr hinter verschlossenen Türen hockte, winkten mir die beiden jüngeren. Chan brachte sie mit einem todesblick dazu aufzuhören und die Hände wieder auf den Tisch zu legen. Sein Blick begegnete mir ähnlich fragend wie der von Changbin.
„Sie scheinen ihren Spaß zu haben." Flüsterte Kai mir zu. Seine Hand ließ von meiner ab. Er legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich.
„Ich hoffe das werden wir heute auch."
Seine Lippen fanden meine Wange und er küsste sie betont lange.
„Und wie wir das werden." Lächelte ich ihn bitterböse an und besah sein grausam attraktives Gesicht. Meine Augen blieben an der Narbe unter seinem Auge hängen.
Ich legte meine Hand an seine Wange und fuhr mit meinem Daumen über die Narbe. „Vielleicht kommt ja noch eine zweite hinzu." Flüsterte ich und überwand mich trotz allem aufkommendem Übel und Trotz seine Wange vor allen Anwesenden zu küssen.
Seine Hand an meiner Hüfte drückte ungemütlich zu.
„Sei doch nicht immer so brutal." Seine Lippen flatterten an meinem Mund vorbei und ich drehte mein Gesicht weg von ihm. Das konnte er sich abschminken.
„Ich bitte um Ruhe!"
Donnerte Kais Stimme ohne Warnung durch den Saal und hallte von allen Seiten wider, selbst über die Musik des Orchesters.
Hyunjin und Felix sahen sich in der Menge um und entschieden sich dann zu Chan und den anderen beiden an den Tisch zu ziehen.
Changbin, Han und Minho taten es ihnen nach.
Kai führte mich an das Marmorgeländer der Plattform. Seine Hand immer noch unliebsam auf meiner Hüfte.
Ich krallte mich mit meinen an dem Glas in meiner Hand fest.
Mein Blick schwang durch den Saal auf der Suche nach Seonghwa und Mingi.
Sie standen in einer Traube von Leuten bei zwei weiteren Personen.
Die Blicke der beiden waren unnachgiebig auf mich gerichtet. Mingi hatte seinen Gesichtsausdruck, anders als noch zuvor im Parkhaus, unter Kontrolle.
Seonghwa hatte die Arme hinter dem Rücken und sah aus einem schier emotionslosen Blick zu mir hoch.
Keiner hätte mir geglaubt, wenn ich beschrieben hätte was für eine Konversation wir heute morgen am Handy auf der Strecke hatten, dass ich ihm in der Tat beinahe verfallen wäre.
Er stach aus der Menge heraus. Seonghwa trug einen samtig pechschwarzen Hosenanzug mit einem sehr tiefgehenen Ausschnitt, der bis auf seine Muskeln blicken ließ. Um seinen Hals wand sich ein rotes paisley Halstuch, dass sein Outfit auflockerte. Mingi neben ihm trug einen grauen Anzug mit roten Knöpfen. Die beiden weiteren bei ihnen mussten ebenfalls zu Seonghwa gehören. Der eine Mann trug eine Jacke ähnlich wie die von Wooyoung, nur waren die Elemente an seiner Jacke rot. Die andere Person, aus der Entfernung war es mir nicht möglich das Gesicht einem Geschlecht zuzuordnen, das Outfit ließ genauso wenig verraten. Die Person trug einen pastellpinken Hosenanzug, kariert in verschiedenen Rottönen.
„Ruhe!" forderte Kai erneut auf, nachdem das Tuscheln sich nur verstärkt und hochgeschraubt hatte.
Keine Reaktion folgte.
Ein schamloses Lächeln fand sich auf meinen Lippen wieder. Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas und stellte es dann auf dem Geländer ab.
„Ihr sollt ruhig sein!" Donnerte ich aus voller Inbrunst hinterher.
Schweigen setzte auf der Stelle ein.
Kais Blick schwenkte vernichtend zu mir herüber.
Ich sah unschuldig zu ihm hoch. Ich hatte doch nichts Falsches gemacht.
„Danke." Presse er charmant hervor und lächelte mich kalt an.
„Ich würde die Gunst der Stunde sehr gerne nutzen und euch jemanden vorstellen."
Schallte Kais Stimme durch die Stille des Saals.
Seine Hand wandte sich von meiner Hüfte und griff nach meiner, um sie beide verschränkt vor aller Welt vorzuzeigen.
„Die reizende junge Dame neben mir ist meine Cheonsa, mein Engel." Er drückte meine Hand. Vor seinen Leuten sah diese Geste feierlich und liebe voll aus. Mir zerdrückte sie fast meinen Fingerknochen.
Ich stahl mir mein bestes falsches Lächeln hervor und schluckte den stechenden Schmerz herunter.
„Der Tod meines Vaters," Kai sah sich nach seinen Brüdern um uns um und sah dann wieder nach vorn. „unseres Vaters, hat mir zu denken gegeben, über die Leute um uns, die uns Lieb sind."
Mein Blick fand Changbin am Tisch mit den anderen.
Er hatte seine Lippe angewidert nach oben gezogen. Seine Augen brachten Kais Kopf im Gedanken zum Explodieren. Aber irgenwie stand ihm dieser Blick.
Jeongin und Seongmin äfften Kais Worte wie kleine Kinder nach.
Hyunjin und Felix Blicke klebten besorgt an mir. Chan starrte auf den Tisch, die Augen leer. Minho und Han unterhielten sich hinter hervorgehaltenen Händen, die Blicke nicht von der Plattform gewandt.
„Deshalb habe ich beschlossen mit Cheonsa den nächsten Schritt zu gehen."
Ich würde seinen Tod über Tage ziehen. Ihn so weit zusammenheilen lassen, bis ich ihm wieder und wieder und wieder vor Augen führte, wie schnell ich seine Macht und seinen Wahnsinn beenden konnte. Sein Tod würde ein langes, blutiges Spektakel werden.
„Wir zwei hatten im Laufe der letzten Jahre unsere Diskrepanzen. Der Tod meines Vaters hat uns jedoch wieder zusammenfinden lassen."
Kais Fähigkeit zu lügen war schon damals atemberaubend.
Ich sah zu ihm herüber.
Keine Minigeste in seinem Gesicht verriet, was für einen Bullshit er von sich gab. Seine Ohren liefen nicht rot an, sein Kiefer zuckte nicht, er sah für keine Sekunde zur Seite, nichts.
„Cheonsa stand treu an meiner Seite, in der Tat war sie mein Schutzengel in einer sehr schweren Zeit." Ich lächelte verzaubert von seinem kriminell widerlichen Süßholzgeraspel.
„In diesem Sinne möchte ich verkünden, dass wir uns am Montag verlobt haben und in naher Zukunft heiraten werden." Kai riss unsere verschränkten Hände in die Luft und tosender Applaus brach aus, irritierte und verwunderte, erfreute und aufrichtige Gesichter starrten mich an, nahmen mein extravagantes Outfit auseinander.
Einige erkannten die Brücke und blickten in die Ecke, in der sich meine Gruppe sammelte. Erstes Getuschel brach aus. Leute wurden auf die ebenfalls weiß und roten Outfits aufmerksam gemacht.
Kai bekam mit wie die Aufmerksamkeit von ihm wich, und lieferte mir einen weiteren Grund seinen Todesprozess in meinem Kopf um eine weitere Woche zu verlängern.
Ohne in seinem Erbsenhirn darüber nachzudenken, ließ er von meiner Hand ab, fasste mein Kinn, neigte seinen Kopf und küsste mich mit seinen schmutzigen vollen Lippen.
Ich kniff meine Augen zu und hielt die Luft für die Ewigkeit an, die er sich an mich zwängte.
Tosender Applaus brach erneut aus. Kai hielt den Kuss für weitere Sekunden, bis ich das Gefühl bekam blau anzulaufen.
„Du küsst immer noch so miserabel wie damals." Fauchte ich ihm zu, als er von mir abließ.
Er lachte mir ins Gesicht. „So schlimm kann es nicht gewesen sein, wenn du nie genug von mir haben konntest." Raunte er und setzte zu einem erneuten Kuss an.
Ich zog mein Gesicht weg, so dass er nur meine Wange erwischte.
Wie gern ich den Dolch in meinem Absatz gezogen hätte, um ihn vor seiner gesamten Meute auf die Knie und zu seinem Ende zu bringen...
„Cheonsa und ich wünschen euch allen einen wunderbaren Abend. Genießt ihn und vergisst nicht an eure Liebsten zu denken. Die Zeit mit ihnen auf dieser Welt ist viel zu kurz um sie zu vergessen."
Ich würde Kai ganz sicherlich vergessen, sobald ich seinen Körper in einen Leichensack katapultierte.
Das muntere Treiben vor unserer Unterbrechung tat sich wieder auf. Kai neben mir führte sich seinen Champagner zu und nahm seine Hände fürs erste von mir.
Ich sah zu meinen Leuten und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass wir einfach wieder verschwinden dürften.

...
Huhu an alle die sich bis an diesen Punkt gelesen haben egal zu welchem Zeitpunkt ihr dieses Kapitel lest :)
Ich hoffe die Story gefällt euch soweit so gut ganz gut ☺️
Ich möchte die im Kapitel festlich angestimmte Stimmung nutzen um mal ein kurzes Danke einzuwerfen, dass ihr eure Zeit darin investiert meinen geschriebenen Kram zu lesen :)
Ihr könntet jetzt dabei sein die Weltherrschaft an euch zu reißen oder so humane Dinge zu tun wie kdramen zu schauen oder in der Schule aufzupassen 🤷🏼‍♀️ aber ihr habt euch dazu entschieden eure Zeit hier zu verbringen und dafür nochmal Danke :))

An der Stelle vorab auch schon mal eine kleine Warnung...
Das folgende Kapitels beinhaltet ein sehr prekäres Thema das für den ein oder anderen eventuell keine leichte Kost sein könnte...
Näheres erfahrt ihr,wenn ich es hochgeladen habe

Ich hoffe ihr habt noch eine Schöne Zeit🥰

Wir lesen uns...
Eure dreamtales 🥰🥰🥰

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