Special kind of humans

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Die Tatsache, dass sich die Uni für uns vorerst gegessen hatte, brachte so einige Vorteile mit sich.
Eigentlich nur einen. Sex.
Eine ganze Menge davon.
Seonghwa und ich verließen sein Zimmer nur wenn wir mussten, wenn wir beinahe verhungerten vor wirklicher Nahrung.
Ich befand mich mental auf einem anderen High. Keines das irgendeine Droge jemals in mir auslöste.
Körperkontakt gehörte nie zu meinen ständigen Bedürfnissen. Aber Gott, Seonghwas Körper war wie ein Magnet für meine Hände, meine Lippen, für mich. Alles an mir, in mir verzehrte sich danach nie wieder auf Distanz zu ihm zu befinden.
Ich befand mich im Rausch, sobald seine Hände an mir waren, sobald er über mir verharrte, auf mich heruntersah, hoch zu mir sah.
Sein Gesicht verbarg keine einzige Emotion, anders als vor Chaerim, vor Kai, schmolz seine Unnahbarkeit.
Seonghwas Lippen kosteten meinen ganzen Körper ab, zogen Spuren, die wie wunderschöne, sinnliche Tattoos zurückblieben, die mich jedes Mal meinen Verstand kosteten, wenn sie zwischen meine Oberschenkel abwanderten.
Sein Versprechen mich von allen Seiten, in allen Formen zu verwöhnen hielt er ein, mit einer Ausdauer, die ich in meinem Leben zuvor noch nie bei einem Mann erlebt hatte.
Jedes Mal, wenn ich ansetzte ihm etwas guten zu tun, ihn zu Ruhe kommen zu lassen, pinnte er meine Hände über den Kopf und machte genau da weiter wo wir wenige Momente zuvor von unserem Hoch gelandet waren.
Wenn ich ihm gegenüber an den Zug kam, floss er unter meinen Händen, meinen Lippen, meinen Berührungen auseinander wie Wasser.
Ich hatte noch nie jemanden so wunderschön, so melodisch unter meinen Berührungen stöhnen, wimmern, betteln hören.
Seonghwa hatte diesen Blick, kurz bevor er kam.
Er lächelte immer voller Befreiung, voller Ektase und griff nach meinen Händen. Dann rollte er die Augen nach hinten, riss in einem stummen Schrei den Mund auf und ließ den Kopf nach hinten fallen, als er Sterne sah.
Ich inspizierte jeden seiner Gesichtsausdrücke, überdachte jede Berührung, jeden Kuss, nahm das Gefühl seiner Haut auf, wie er mich ansah, berührte.
Weder er noch ich wussten, wie lange wir uns in dieser Blase befanden. Für meinen Dämon waren die letzten Tage ein wohlverdienter Urlaub. Sie hing in meinem Kopf auf eine Hängematte, meldete sich hin und wieder, um Seonghwa deutlich zu zeigen, wie sehr sie ihn mochte, wie sehr sie ihn für mich wollte, wie sehr wir ihn beide wollten.
Neben ihr, ein wenig unbeholfen die neue Cheonsa, vorsichtig mit dem was sich anbahnte, aber zufrieden den Schritt ins Leben gewagt zu haben. Wir hatten ihr noch keinen Namen gegeben. Sie zeigte sich nur in den Momenten, wenn Seonghwa und ich mit Reden und nicht mit unseren Körpern beschäftigt waren. Sie klopfte schüchtern an, doch zündete ein Feuer, sobald ein Kuss zu lange dauerte, sobald meine Hände an Seonghwas Körper entlangwanderten.
Die kleine Cheonsa war ganz ruhig geworden in ihrem hintersten Kämmerchen. Ich glaubte sie endlich im Keim erstickt zu haben.

Es war am folgenden Montag, als ich vor Muskelschmerzen die Lust an sämtlichen sexuellen Aktivitäten zwar nicht verlor, aber ich nicht mehr so funktionieren wollte, wie ich es gern hätte.
Ich war einzelne Tage unaufhörlichen Sex von Changbin gewohnt, aber nicht beinahe vier Tage am Stück.
Das war auch er erste Morgen seit Tagen, an dem wir länger, als nur für ein kurzes Frühstück in der Küche blieben.
Wooyoung und Soojin saßen am Tisch und grinsten uns über ihre Kaffeetassen hinweg an.
Jongho hatte sein Zimmer geräumt und war in das alte von Wooyoung gezogen, für die Dauer, die ich in der Halle lebte.
Da jedoch Wooyoung wieder da war, musste er in seine vier Wände zurück, sehr unfreiwillig.
„Wie geht es Boo?" Ich schnappte mir einen der Glaskaraffen mit Eiskaffee und kippte einen Schluck Erdbeersaft dazu.
Soojin blickte mich entsetzt an.
Wooyoung antwortete mir. „Sie wächst und gedeiht und spielt grade mit Mingi und Hongjoon Teeparty im Waschzimmer."
Seonghwa spukte seinen Kaffee beinahe wieder aus und setzte sich auf den Stuhl neben mir.
Wie auf Autopilot legte sich seine Hand auf meinen Oberschenkel.
Im selben Moment rauschte Jongho in die Küche, die Adleraugen auf die Stelle gerichtet, an der eben noch Seonghwas Hand auf dem Tisch lag.
„Hände dahin wo ich sie sehen kann. Fickt in deinem Zimmer wie ihr wollt, aber nicht in unserer Küche!" mahnte er.
Seonghwa grinste, drückte meinen Oberschenkel entschuldigend und legte die Hand wieder auf den Tisch.
„Da braucht jemand dringend eine gute Ladung..."
„Sprich es aus und ich tauf dich mit heißem Kaffee." Drohte Jongho Wooyoung und deutet auf die Kaffeemaschine neben dem Eiskaffee.
„Wie hat Boo Hongjoon dazu bekommen Teeparty zu spielen?" lenkte Seonghwa nun das Thema zurück zu der eigentlichen Konversation.
Soojin lächelte. „Sie hat letztens das Wort Onkel gelernt. Jetzt ist es nicht mehr Oon sondern Onkel Oon."
Wooyoung lehnte sich an ihre Schulter und schmunzelte. Die Augen stolz leuchtend, dass seine kleine Tochter den großen strengen Hongjoon zu Fall brachte. „Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Da waren auf einmal drei Kinder, die um ihm herum tanzten, eine Frau, Enkelkinder, ein Haus. Pures Babyfieber."
Ich spürte Seonghwas Blick neben mir, in ihm eine unausgesprochene Frage.
Auf meinem Stuhl herumrutschend griff ich nach einem Crossaint und ignorierte seinen Blick.
Er schien zu verstehen und machte sich ebenfalls ans Frühstück.
„Na sieh mal einer an, wer sich aus den Flitterwochen wieder ins reale Leben begibt." Yeosang tauchte in der Küche auf.
Jongho murmelte etwas von Flitterwochen, sicherlich nicht hier, doch wurde ignoriert.
Im realen Leben befand ich mich lange nicht mehr. Seit einer Woche schwebte ich über der Realität. Nicht auf Wolke sieben, aber ich stand auch nicht mit festem Stand auf dem Boden.
Ich hatte eine Woche ohne die Strays überlebt. Bis auf das kurze Telefonat mit Minho und Han, bis auf den Fakt, dass die beiden glücklich zusammen waren und nicht nur gemeinsam lebten, hatte ich nichts mehr von ihnen gehört.
Mein Heimweh verflog mit der Aktion der letzten Woche und ich begann zu spüren wie in die Ecke gedrückt ich unter ihnen lebte.
Ich hatte sie permanent im Ohr. Sie bekamen alles mit. Ich stand permanent auf Abruf, spielte Mutter für eine Gruppe kopfloser Hühner, dessen Anführer in der gegen herumvögelte und allen Ärger auf sich zog, anstatt sich um seine Küken zu kümmern. Ich spielte Beziehungsratgeber für eine Beziehung, die sich auf aktuellem Grund weder vor noch zurückbewegte. Dann war da die Verlobung mit Kai, die Tatsache, dass ich neben den Ohrsteckern nun noch permanent auf dem Handy überwacht wurde und dann ein Haufen Geheimnisse aus der Vergangenheit der anderen, die mir hätten verborgen bleiben sollen.
Ich brauchte den Abstand.
Yunho tauchte wenig später ebenfalls auf, überrascht Seonghwa und mich wohl und munter am Tisch zu sehen, nach den Lauten, die Jongho ihn wohl schilderte klang es danach, als würden wir uns Mal für Mal umbringen und nicht gegenseitig ins Nirvana befördern.
Als es Jongho zu bunt wurde rauschte er unter Lachen von uns allen mit hoch rotem Kopf aus der Küche.
„Nimmt es ihm nicht übel." Meinte Yunho hinter hervorgehaltener Hand. „Er ist noch Jungfrau, er kommt einfach nicht dazu seinen Stock aus dem Arsch zu nehmen."
Jongho platzte in die Küche zurück, hatte jedes Wort seines älteren Bruders gehört und zog ihm am kleinen Ohr hinter sich aus der Küche.
„Die diskutieren das im Ring aus." Weihte Yeosang mich schulterzuckend ein.
Ich sah den Geschwistern aus großen Augen hinterher. Meine Reaktion entlockte den anderen ein weiteres Lachen. Raufereien zwischen den Beiden schienen normal zu sein.
„Wo ist San eigentlich?" Soojin sah sich suchend um.
Wooyoung zuckte mit den Schultern. Für gewöhnlich ist er am Morgen der erste, der Boo in Beschlag nimmt," bemerkte er verwundert.
„Er ist bei Chaerim."
Ich sah Seonghwa verwundert an.
„War sie nicht bei dem anderen Kerl?"
„Jap." Er betonte das P besonders und verzog die Lippen mit einem seufzen.
„Dann ist sie zu San."
„Sie kann nicht beide haben." Yeosang setzte sich mit an den Tisch und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Wissen sie voneinander?" harkte Wooyoung aus großen Augen nach.
„San weiß von ihm und ordnet sich unter, solange bis Chaerim sich sicher ist zu wem sie will."
Soojin entgleisten die Gesichtszüge. Sie sah zwischen Seonghwa und mir hin und her. „Ihr verarscht mich." Stieß sie aus.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich wünschte es wäre so." seufzte ich nun. „Letze Woche meinte sie, sie hätte am liebsten beide. Sie sind beide Hammer im Bett und behandeln sie wie eine Prinzessin."
Wooyoung drohte an seiner Erdbeere zu ersticken, was mich daran erinnerte, dass ich noch meinen Kaffee auf dem Tisch stehen hatte.
Soojin besah mich angeekelt, als ich meine fruchtige Kaffeemischung trank und meine Tasse wieder abstellte.
„Ich kann mir das echt nicht vorstellen." Schüttelte sie mit dem Kopf.
„Ich mir auch nicht. Ich meine zwei Kerle auf einmal? An Sans Stelle hätte ich ihr schon lange ein Ultimatum gestellt." Beteuerte Wooyoung.
„Ich meinte Cheonsas Kaffee. Das ist unmenschlich, Kaffee trinkt man mit Milch und Zucker, aber nicht mit Erdbeersaft." Kommentierte sie schockiert.
Ich hielt ihr meine Tasse hin und bat sie einen Schluck zu kosten.
Die Kombination entdeckte ich nach einer viel zu langen Nacht und zu viel Alkohol für mich, nachdem ich mich im Kühlschrank vergriffen und Erdbeersaft anstatt Milch in der Hand hatte.
Weiter Konversationen wurden vertagt, als Mingi mit einer lachenden Boo und einem strengblickendem Hongjoon an seinem Handy die Küche betraten.
„Schmetterling!" Boos Hände griffen nach mir, Mingi hatte Mühe sie auf seinen Armen zu halten und schneller als er konnte, machte er, dass er sie absetze, so dass sie im Eiltempo zu mir sprintete.
„Sie fragt andauernd nach dir." Schmunzelte Soojin.
Boo ignorierte ihre Mutter komplett, als ich die kleine auf meinen Schoß hob und sie gierig nach den Erdbeeren griff. Ich legte ein paar von ihnen auf meinen Teller und sah zu wie sie in Windeseile in ihrem Mund verschwanden und sie noch mehr haben wollte.
„Wie war die Teeparty?" frage Wooyoung, der ebenfalls von ihr ignoriert wurde.
Seonghwa sah zu mir herüber und versuchte Boo eine der Erdbeeren von meinem Teller zu klauen.
Wir beide sahen ihn böse an. „Nimm eigene Bertbeeren" schmollte Boo und griff nach den Minitomaten.
Seonghwa sah ein, Boreum nicht um eine Bertbeere betrügen zu können und gab sich mit der Tomate zufrieden.
Mingi stand ein wenig fehl am Platz in der Küche, bis er sich Yeosang am anderen Ende der Küche anschloss und die beiden sich mit eiligen Gesten unterhielten.
Hongjoon telefonierte noch immer in einer besorgten Tonlange und tingelte durch die gigantische Küche wie ein ruheloser Tiger.
„Was sagt er?" auffordernd nickte Seonghwa in Hongjoons Richtung und sah zu Soojin, die die Ohren spitzte.
Erst jetzt merkte ich, dass Hongjoon in einer anderen Sprache konversierte, auf Japanisch.
„Anscheinend habt ihr einen neuen Job." Sie senkte den Kopf, wir alle taten es ihr nach.
„Ich mit meinen Leuten anscheinend auch und es klingt nach keiner angenehmen Angelegenheit."
Soojin hielt inne und lauschte weiter.
Boo schmatzte begeistert und zufrieden auf ihrem Obst herum.
„Es heute Nacht los. Nach Tokyo."
Seonghwa legte einen Arm um meine Schultern, „Scheint, als könntest du deinem Blutdurst freien Lauf lassen, was mich daran erinnert..."
Er sprang auf und verließ wortlos und hüpfend die Küche.
„Was ihn an was erinnert?" ich sah die anderen beiden am Tisch hilfesuchend an. Sollte ich Seonghwa hinterher gehen? Sitzen bleiben? Griff für ein Kind die gleiche Regel wie für Katzen? Sobald eins auf dir saß, galt es sich nicht mehr zu bewegen, bis es freiwillig das Revier einpackte?
„Seh ich so aus, als könne ich seine Gedanken lesen?" Wooyoung. Machte eine abwesende Handgeste.
„Glaub mir, das will ich gar nicht. Seonghwas Kopf ist ein gruseliger Ort zu dem nur gruselige Leute zugang haben."
ich zog die Augenbraue hoch.
„Nichts für ungut Cheonsa." Hing er verbessernd an.
Soojin hörte weiterhin Hongjoons Telefonat zu.
„Ich glaube ich fange an ihn für sein krankes Hirn langsam mehr zu hassen." Zischte sie und sah zu Hongjoon, als habe er den Verstand verloren, für was auch immer für einen Job er an Land getragen hatte.

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