Keep it a secret

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Ich wurde sanft aus meinem Schlummer gerissen.
Jemand rüttelte vorsichtig an meiner Schulter.
Noch völlig verschlafen flatterten meine Augen auf und Baekhyuns gutmütig teddybraunen Augen blickten mich an.
„Du wirst in Kais Büro erwartet." Flüsterte er mit einem üblichen Lächeln auf den Lippen, dass ihm da festgeschnürt sein musste.
Er hatte es schon immer. Das machte es nicht leicht festzustellen, wann er wirklich wütend war, oder ob er nur so tat.
„Mhm?" machte und versuchte Baekhyun mit einem verirrten Handhieb von meinem Gesicht wegzuschieben.
Er lachte amüsiert über mein Verhalten, dann wurde ich von zwei starken Armen aus dem Bett gehoben, die nicht zu Baekhyun gehörten.
„Chanyeol...?" murmelte ich.
Ein tiefes bestätigendes Lachen folgte und er setzte mich sanft in einen Rollstuhl. Bedacht mir den Tropf nicht aus dem Arm zu reißen, wie ich es bereits schaffte.
Es grenzte an ein Wunder, dass ich mich nicht selbst verbluten lassen hatte. Meinte die Ärztin.
„Stets zu Diensten, Cheon." Eine gigantische Hand wuschelte durch meinen Haarschopf, gleich darauf strich eine kleinere sie wieder glatt.
„Jetzt muss ich sie kämmen, so kann sie doch nicht runter!" wetterte Baekhyun, der ältere der beiden. Wenn man nicht nach ihrem Alter ging, so könnten sie fast Zwillinge sein.
„Hab dich nicht so penibel, sie wird auf keinem deiner Laufstege vorgeführt." Witzelte Chanyeol.
„Kann mir jemand sagen, wieso ich Kai überhaupt vorgeführt werde?" ich hatte mein Bewusstsein einigermaßen in Reichweite, um endlich einen ganzen Satz herauszubringen.
Plötzlich wurde es ruhig.
„Erklär du es ihr." Baekhyun warf eine Hand in die Luft und zog an mir und seinem jüngeren Bruder vorbei in mein Bad.
Chanyeol sog die Luft ein und ließ sie wenige Sekunden später wieder raus, während ich meinen Kopf zu ihm drehte und ihn erwartungsvoll anstarrte.
„Ähm..." verloren und ein wenig überfordert mit der Situation starrte Chanyeol zu mir herunter.
„Ähm?" ahmte ich ihn nach und legte den Kopf schief.
Er räusperte sich, presste die Lippen aufeinander und nickte sich dann selbst zu.
„Kai will dich sehen."
„Das hat er in den letzten Stunden zur genüge." Setzte ich dagegen.
Chanyeol seufzte. „Es... geht um Angelegenheiten, die er mit dir gerne in einer offiziellen Räumlichkeit besprechen will." Murmelte er kaum verständlich.
„Sind meine Guerilla wieder zurück?"
Minho sollte sie binnen einer Stunde hier freigeben. Die Stunde musste nun lange vorbei sein.
Und für gewöhnlich hielt Minho sich an sein Wort. Da er Dreck bei seinen Cousins am Stecken hatte musste das den Druck doch nur zusätzlich verstärken. Nicht zu vergessen Han.
„Wir..."
Baekhyun stürmte mit seinen Händen voll aus dem Bad.
„Wir sollen dir nicht sagen um was es geht. Aber es ist wichtig, wenn er dich dafür extra aus deiner verschriebenen Bettruhe reißt." Erklang er nun ungewohnt ernst und machte sich daran mit einer Haarbürste meine Haare zu sortieren und sie eilig und gekonnt zu einem Dutt zusammen zu knoten.
„Übrigens, es tut uns von Herzen leid, was deine Leute dir angetan haben." Pflichtete Baekhyun mir bei.
Das machte die neuen Narben an meinem Körper nicht weg und auch nicht die Tatsache dass Seungmin und Jeongin es wagten mich anzufassen.
„Danke." Flüsterte ich dennoch und faltet meine Hände im Schoß zusammen.
Das erste mal nach einer zu langen und ruhigen Zeit hörte ich meinen Dämon im Hinterkopf anklopfen.
Sie machte, dass ich meine Hände vor der Brust verschränkte und innerlich schmollte, nicht selbstständig auf eigenen Beinen zu gehen.
Mein aktuelles Gemüt machte es mir sogar zu schwer allein ins Bad zu gehen, ohne das mein Kopf begann zu leiern.
So sehr ich es hasste mich von allen Seiten so bemuttern zu lassen, ich war schrecklicherweise darauf angewiesen.
Das hasste ich nach meinen Knochenbrüchen im Sommer, davor und bis jetzt noch.
„Wir waren übrigens sehr überrascht, dass du hier aufgekreuzt bist. Kai meinte, wir sollen erstmal nicht mit dir rechnen. Du brauchst deinen Freiraum." Plauderte Chanyeol, als er mich aus meinem Zimmer und auf den Gang schob, weg von den Treppen und auf einen der versteckten Gänge, die mit Aufzügen agierten.
„Davon hatte ich in den letzten Jahren genug." Murmelte ich. „Ich habe meine Lehren gezogen."
Baekhyun lachte beinahe verächtlich auf.
„Cheonsa, das glaubst du selbst nicht. Kai hat dich aufs letzte erniedrigt. Nicht nur vor eurer Trennung damals. Die Verlobungsfeier, muss ich dich daran erinnern?"
Ich starrte seinen Hinterkopf überrascht an. Ich wusste er war nicht dumm, nur schlau genug nie etwas zu sagen, wenn er jedes Recht dazu hatte seinem jüngeren Bruder auf den Kopf zu spucken.
„Wir können uns denken, dass hinter verschlossenen Türen natürlich noch mehr passiert ist, als das was..."
„Das hat euch absolut nichts anzugehen." Fauchte ich Chanyeol uns Wort und drehte meinen Kopf zu ihm.
„Das hat es in der Tat, Cheonsa, weil du mit deiner Verlobung zu unserem Bruder nun Teil unserer Familie bist und du dich an die Seite des Mannes bindest, der dir das Leben schon einmal zur Hölle gemacht hat." Schallte Baekhyun mich auf der Stelle und sah erhobenen Hauptes auf mich zurück.
Ich vermisste den aufgeweckten immer gut gelaunten Baekhyun. Seine ernste Fassade stand ihm nicht.
Die erwartete man eher von Chanyeol, der den älteren um zwei Köpfe überragte.
„Ich kann kein zweites in der Hölle landen." Ich schnaubte. „Der Teufel hat mich das erste mal schon rausgeschmissen." Versuchte ich die Situation mit Humor zu retten.
Chanyeol ließ sich in der Tat zu einem Auflacher überzeugen. Baekhyun fand die Situation nicht zum Lachen.
„Cheonsa... diesmal gibt es keinen Chan in goldener Rüstung, der dich hier raus trägt. Wenn du dich diesmal entscheidest zu bleiben, gibt es kein zurück." Legte Baekhyun sich in einen noch betrübteren Ton.
Ich verstand seine Sorge. Wenn mein Hirn nicht vor Schmerzmitteln um meine Persönlichkeiten ringen müsste, würde ich mir darum auch Gedanken machen.
In der Theorie hatte ich meinen Plan, Kai wieder davon zu kommen. Ich besaß genügend Unterstützung. Nur an der Umsetzung mangelte es nun noch. Und die würde sich als gefährlich herauskristallisieren, wenn Baekhyun damals wie heute mit so offenen Augen durch mein Leben sah.
„Vielleicht ist das auch besser so." flüsterte ich. „Hier können mir die Strays nichts anhaben."
Baekhyun gab die Diskussion mit mir auf. Chanyeol wagte es ebenfalls kein Wort in das angespannte Schweigen zu werfen. Stumm rollte er mich durch die Hintergänge des Anwesens bis in Kais Büro.
Er saß in seinem breiten Ledersessel, als wir ankamen, erhob sich jedoch sofort, als er mich sah.
„Du siehst besser aus." Bemerkte er trocken, in seiner Fassade so eisig wie eh und je.
Er lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Geht ihr zwei bitte?" warf er an Chanyeol und Baekhyun. Der letztere besah mich mit einem mahnenden Blick auf unser vorheriges Gespräch bezogen und zog hinter dem jüngeren der beiden aus dem großen Zimmer.
Kai und ich blieben allein zurück Anders als, sonst überschlich mich diesmal nicht mein Fluchtreflex. Ich schob es auf die Schmerzmittel und was auch immer noch in diesem Tropf brodelte, den Chanyeol an den Rollstuhl geknipst hatte.
Die Luft im Büro zog sich zu, wie die Tür hinter den beiden zufiel.
„Wie geht es dir, Cheonsa?" befragte Kai mich, in seinen Augen ein glänzen, dass mir im zurechnungsfähigen Zustand noch mehr unter die Haut ging, als noch unter Schmerzmitteln.
Ich blickte auf den Boden und wich seinem Blick aus.
„Besser." Brubbelte ich und log nicht mal.
Ich spürte noch die Wunden an meinem Körper und würde die Schmerzen noch in den kommenden Tagen als Erinnerung jener Nacht an mir tragen, doch sie fühlten sich weniger stechend an, weniger frisch.
„Suho meinte... du hast ausgesehen, wie eine Leiche." Redete er weiter. Als ich aufsah starrten seine Augen auf einen der Schränke an der Wand. „Das du so noch Autofahren konntest..."
Grenzte an ein Wunder. Den Satz musste er nicht vervollständigen.
„Was willst du." Legte ich dann die Karten auf den Tisch.
„Du hast mich nicht hier her bringen lassen ,um dich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen." Nicht wenn er die letzten Stunden an mir klebte. Wenn er dachte das würde ich durch die Menge meiner Schmerzmittel vergessen haben... brachte mir das durchaus Vorteile. Da schaltete sich mein Dämon ein. Zu wissen, dass Kai vor mir brach, wenn er mich schwerverletzt sah. Auf der anderen Seite konnte er mir vorenthalten, dass ich in seinen Armen zusammenbrach. Ich zugab, dass er recht hatte, was die Strays betraf.

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